| Titel: | Beschreibung der Schwefelsäure-Fabrication; von Hrn. Mallet. | 
| Autor: | Mallet | 
| Fundstelle: | Band 105, Jahrgang 1847, Nr. LXXXIX., S. 362 | 
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                        LXXXIX.
                        Beschreibung der
                           								Schwefelsäure-Fabrication; von Hrn. Mallet.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									V.
                        Mallet's Beschreibung der
                           								Schwefelsäure-Fabrication.
                        
                     
                        
                           Englische Schwefelsäure. – Zur technischen
                              									Gewinnung der Schwefelsäure benutzt man jetzt allgemein eine Reihe mit einander
                              									verbundener rechtwinkeliger Bleikammern, wozu noch verschiedene Apparate, wie der
                              									Ofen zur Verbrennung des Schwefels, Dampfkessel etc. kommen.
                           Fig. 22 zeigt
                              									den vollständigen Apparat im Durchschnitt. Bei A
                              									befinden sich die Oefen zum Verbrennen des Schwefels; letztere zeigt Fig. 24 im
                              									Querdurchschnitt, wie man sie jetzt construirt, damit die beim Verbrennen des
                              									Schwefels entstehende Wärme zur Erzeugung von Wasserdampf benutzt wird, wo man dann
                              									zwei verbundene Oefen anwendet. In Fig. 22 ist einer dieser
                              									Oefen von der Seite, der andere im Durchschnitt abgebildet. Ihr gemeinschaftlicher
                              									Kamin a leitet die schweflige Säure in eine kleine
                              									bleierne Kammer B, an deren oberem Theil Schwefelsäure
                              									einfließt, welche in einem ununterbrochenen Strom aus dem Mariotte'schen Gefäß R ablauft. Dieses Gefäß R wird durch ein Gefäß l gespeist, welches an
                              									Stickoxyd reiche Säure empfängt. Das Gefäß l hat die
                              									Einrichtung eines Syrup-Aufsaugers (der Rübenzucker-Fabriken), d.h.
                              									der Dampf treibt durch den Druck, welchen er an der Oberfläche des Gefäßes ausübt,
                              									die Säure durch die Röhre z, z. Diese Säure gelangt in
                              									das Gefäß l durch die Röhre m, m,
                                 										m von einem Apparat H her.
                           Die schweflige Säure, welche aus dem Ofen durch den Kamin a tritt, kommt also in dem Behälter B mit
                              									Schwefelsäure in Berührung und entzieht dieser die salpetrigsauren Dämpfe, welche
                              									man vorher von ihr absorbiren ließ. Der Kamin a muß
                              									wenigstens 7 Meter hoch seyn, damit das schwefligsaure Gas in der Folge den
                              									Widerstand eines langen Laufes überwinden kann. Nachdem die schweflige Säure den
                              									Behälter B in seiner ganzen Länge durchzogen hat, tritt
                              									sie durch das gußeiserne Rohr b aus, um sich mit der
                              									Luft, welche nicht zur Verbrennung des Schwefels diente, in eine erste Bleikammer
                              										C von 90 bis 100 Kubikmeter Inhalt zu begeben. In
                              									mehreren Fabriken gelangt die schweflige Säure direct in diese erste Bleikammer C (den sogenannten Denitrificator), ohne vorher durch
                              									den Apparat B zu ziehen. Eine von den Kesseln ausgehende
                              									Röhre treibt Wasserdampf in den oberen Theil der gußeisernen Röhre, gerade an der
                              									Stelle, wo sie in die Kammer C einmündet, damit die
                              									schweflige Säure gleich bei ihrem Eintritt die zu ihrer Reaction erforderliche
                              									Temperatur und Feuchtigkeit besitzt. Die Gase begeben sich dann mittelst der Röhre
                              										c in die zweite Kammer, welche dieselben Dimensionen
                              									wie die erste hat. In dieser zweiten Kammer befindet sich die zur Erzeugung der
                              									Schwefelsäure erforderliche Salpetersäure. Letztere strömt in Schalen aus Steinzeug,
                              									welche staffelförmig in der Kammer aufgestellt sind, so daß sie aus einer in die
                              									andere ablauft; sie bietet also der schwefligen Säure und der Luft, welche
                              									ununterbrochen in die zweite Kammer strömen, eine große Berührungsfläche dar. Die
                              									erwähnten Schalen werden mit Salpetersäure durch eine Röhre oder einen Heber
                              									gespeist, welcher in die Kammer hineinreicht und außerhalb derselben mit einem
                              									Salpetersäure enthaltenden Gefäß communicirt, so daß man nach Bedarf mehr oder
                              									weniger Salpetersäure in die Kammer gelangen lassen kann. Diese Reihe von Schalen
                              									läßt sich auch durch ein einziges Gefäß aus Steinzeug ersetzen, welches ein kleines
                              									Wasserschloß repräsentirt.
                           Die in dieser zweiten Kammer erzeugte Schwefelsäure begibt sich mittelst einer
                              									kleinen (in Fig.
                                 										22 nicht angezeigten) Röhre wieder in die erste Kammer, damit die in ihr
                              									aufgelösten Stickstoffoxyde unter dem Einfluß eines großen Ueberschusses von
                              									schwefliger Säure sich verflüchtigen und ebenfalls zur Bildung von Schwefelsäure
                              									dienen. Man nennt die
                              									erste Kammer „Denitrificator“, weil sie sowie auch die anderen
                              									kleinen Kammern G und F
                              									(siehe Fig.
                                 										26) zu diesem Zweck ihre Säure in die Hauptkammer E abliefert, worin der Proceß der Schwefelsäure-Bildung
                              									großentheils stattfindet. Die Hauptkammer E empfängt die
                              									Gase von der zweiten Kammer D durch die Röhre d (Fig. 26) und communicirt
                              									mittelst der Röhre c mit der vorletzten Kammer F; die Gase circuliren in einem bleiernen Kasten (in der
                              									Figur nicht abgebildet), welcher mit verticalen Abtheilungen versehen ist und den
                              									Dienst eines Condensators versieht; von ihm begeben sie sich in die letzte Kammer
                              										G. Diese beiden letzten kleinen Kammern, wo sich die
                              									Reactionen beendigen, dienen um die nicht verbundenen Gase zu benutzen und den Rest
                              									der Schwefelsäure zu verdichten. Mehrere Fabrikanten wenden jetzt statt der zwei
                              									Hinterkammern sogar drei an.
                           Die Gase, welche aus der letzten Kammer G austreten,
                              									circuliren noch in einem Kühlapparat I, welcher die
                              									letzten Spuren von Schwefelsäure verdichtet und begeben sich endlich in einen
                              									Apparat, welcher dazu bestimmt ist, die salpetrigsauren Dämpfe so viel als möglich
                              									zurückzuhalten und zu absorbiren.
                           Dieser von Hrn. Gay-Lussac erfundene Apparat besteht aus einem bleiernen Cylinder, welcher
                              									Kohksstücke enthält, die durch ein Diaphragma s (Fig. 22)
                              									zurückgehalten werden; auf diese Kohks fließt in ununterbrochenem Strahl
                              									Schwefelsäure, welche bis auf 60° Baumé concentrirt ist, indem solche
                              									die salpetrigsauren Dämpfe am besten absorbirt; diese Säure liefert ein
                              									Mariotte'scher Behälter R', welcher sie in ein
                              									oscillirendes Gefäß mit zwei Abtheilungen schafft, wovon die eine kippt, während die
                              									andere sich füllt. Auf diese Weise vertheilt sich die Säure gleichförmiger auf den
                              									Kohks und ist im günstigsten Zustande zum Verdichten der salpetrigsauren Gase.
                              									Dieser Schwefelsäure werden dann im Apparat B die
                              									salpetrigsauren Gase durch die hinzukommende schweflige Säure entzogen.
                           Fig. 22 zeigt
                              									deutlich, daß man in alle Kammern mittelst Röhren Wasserdampf treiben und ihnen so
                              									das zur Schwefelsäure-Bildung nothwendige Wasser liefern kann. Diese
                              									Dampfstrahlen gewähren noch den Vortheil, daß sie den Gasen eine wirbelnde Bewegung
                              									ertheilen, die Oberflächen erneuern und die Reactionen erleichtern.
                           Die Schwefelsäure begibt sich zuletzt, wie gesagt, in die Hauptkammer, aus welcher
                              									man sie abläßt, um sie zu concentriren. Man muß daher von Zeit zu Zeit das Niveau
                              									der Säure in der großen Kammer messen. Dazu benutzt man gegenwärtig die in Fig. 23
                              									abgebildete Einrichtung. Im untersten Theil der Bleikammer mit abhängigem Boden ist das Bleiblech
                              										a, a, welches die Verlängerung der Seitenwand
                              									bildet, abgelenkt und klappenförmig angeordnet, so daß es einen hydraulischen
                              									Verschluß bildet. Durch die Oeffnung b führt man ein in
                              									Centimeter und Millimeter eingetheiltes Bleiblech ein, um die Höhe der Flüssigkeit
                              									zu messen. c ist eine Art Büchse, in welcher man das als
                              									Maaß dienende Bleiblech aufbewahrt. Eine Heberröhre, welche durch die untere Wand
                              									der Kammer geht, leitet die Säure entweder in einen Behälter oder direct in die
                              									Pfannen.
                           Fig. 24 ist
                              									der Durchschnitt eines Schwefelofens mit dem Dampfkessel, welchen er heizt, in
                              									größerem Maaßstabe.
                           In Fig. 25 ist
                              									das Mariotte'sche Gefäß, womit man das ununterbrochene Ausströmen von Schwefelsäure
                              									bewerkstelligt, besonders abgebildet; es ist ähnlich eingerichtet wie der
                              									Oelbehälter der Lampen mit constantem Niveau. In der Hauptsache besteht es aus einem
                              									Behälter Z aus Blei (auch Eisen- oder
                              									Kupferblech, welche mit Blei überzogen sind), der auf zwei mit Blei überzogenen
                              									Stützen a, a steht. Am Boden ist es mit einer Oeffnung
                              									versehen, die ein kleines kegelförmiges Ventil d
                              									verschließt, dessen Stange c, c mit schwacher Reibung
                              									durch eine Stopfbüchse geht, so daß sich dieses Ventil sehr leicht heben kann; es
                              									ist klar, daß das Ventil, während es Säure entweichen läßt, gleichzeitig Luftblasen
                              									eindringen lassen muß, welche den Druck der flüssigen Säule neutralisiren werden und
                              									das constante Niveau wird also dasjenige des Gefäßes E
                              									seyn, so daß durch die Rühre b ein ununterbrochenes
                              									Ausfließen stattfindet. Man speist das Gefäß Z direct
                              									durch eine Röhre X, oder man leitet die Flüssigkeit in
                              									einen obern Behälter, aus welchem man sie durch eine mit einem Hahn versehene Röhre
                              									in Z gelangen läßt.
                           Mittelst des Verfahrens – die salpetrigsauren Gase von Schwefelsäure
                              									absorbiren zu lassen und sie letzterer wieder durch schwefligsaures Gas zu entziehen
                              									– soll sich nach Gay-Lussac's Angabe viel Salpetersäure ersparen lassen, so daß man mit 3
                              									Kilogr. Salpeter oder beiläufig 4 Kilogr. Salpetersäure auf 100 Schwefel ausreicht,
                              									während gewöhnlich 8 bis 10 Proc. Salpetersäure verbraucht werden.
                           Die Schwefelsäure, welche man aus der großen Kammer abzieht, worin sie 50 bis
                              									53° Baumé zeigt, muß man ebenfalls denitrificiren (von salpetriger
                              									Säure und Stickoxyd befreien); die HHrn. Poisat und Comp. in Folie-Nanterre (welche die um die
                              									Verbesserung der Schwefelsäure-Fabrication verdienten HHrn. Holker und d'Arcet lange Zeit
                              									zu Associé's hatten) denitrificiren ihre Kammersäure mittelst eines Stroms
                              									schwefliger Säure, welcher direct aus dem Schwefelofen gezogen wird, so daß ihre
                              									Schwefelsäure immer schweflige Säure enthält, die man beim Oeffnen eines Ballons
                              									sogleich stark riecht. Auf diese Weise erzielen sie mit Ersparniß ein besseres
                              									Product.
                           Jeder Schwefelsäure-Fabrikant ist also gegenwärtig in Stand gesetzt eine Säure
                              									zu erzielen, worin keine salpetrigsauren Gase verdichtet sind, auch ohne sie
                              									mittelst des von Pelouze im J. 1841 angegebenenPolytechn. Journal Bd. LXXX S.
                                       											382., übrigens sehr einfachen Verfahrens zu reinigen. Dasselbe besteht darin, die
                              									Schwefelsäure mit ein wenig schwefelsaurem Ammoniak zu versetzen und dann zu
                              									erhitzen, wobei sich das Ammoniak mit der salpetrigen Säure in Stickstoff und Wasser
                              									zersetzt. Bei der Anwendung der Schwefelsäure zu gewissen Zwecken, z.B. zum Auflösen
                              									des Indigos und zum Reinigen der Oele, ist es übrigens rathsam, sie zur Vorsicht
                              									nach dieser Methode zu reinigen.
                           Eine Methode um die geringsten Spuren von Stickstoff-Verbindungen in der
                              									Schwefelsäure zu entdecken, hat Hr. Desbassyns von
                              									Richemont angegeben: man braucht nämlich in die Säure nur einige Tropfen
                              									schwefelsauren Eisenoxyduls zu gießen; letzteres bemächtigt sich des Sauerstoffs der
                              									Stickstoff-Verbindung, verwandelt sich in Oxyd und die Flüssigkeit färbt sich
                              									dadurch sehr auffallend roth.
                           Wir gehen nun auf einige Details hinsichtlich der Bleikammern über, welche zum
                              									Verständniß der Abbildung (Fig. 22) nöthig sind.
                           Fig. 26 zeigt
                              									im Grundriß die Anordnung der Bleikammern, welche in der Hauptfigur, um Raum zu
                              									gewinnen, als in einer Linie neben einander stehend abgebildet wurden. A sind die Schwefelöfen und Dampfkessel; a, a die Kamine dieser zwei Oefen, welche in einen
                              									einzigen zusammenlaufen, der in den Apparat B ausmündet,
                              									welcher durch den Canal b mit der ersten Kammer C verbunden ist. D ist die
                              									zweite Kammer; E, E ist die Hauptkammer, welche durch
                              									den Canal e die nicht verdichteten Gase in die beiden
                              									letzten kleinen Kammern F und G abziehen läßt. f bezeichnet das Rohr,
                              									welches in den Condensator einmündet und g das
                              									Austrittsrohr desselben. h ist das Eintritts- und
                              										i das Austrittsrohr des zweiten Condensators. H ist der Gay-Lussac'sche Apparat zur Absorption der salpetrigsauren
                              									Gase.
                           Fig. 27 ist
                              									ein Querdurchschnitt der Condensatoren und Fig. 28 ihr Grundriß,
                              									welche keiner näheren Beschreibung bedürfen.
                           Die Sohle des aus Backsteinen construirten Ofens, worin die schweflige Säure erzeugt
                              									wird, muß eine so große Fläche haben, daß man wenigstens 66 Kilogr. Schwefel in 24 Stunden und per Quadratmeter abbrennen kann. Die Luftmenge, welche
                              									man in den Ofen einziehen läßt, ist sehr wichtig, weil sie nicht bloß zum Verbrennen
                              									des Schwefels dient, sondern auch den zur Verwandlung der schwefligen Säure in
                              									Schwefelsäure nöthigen Sauerstoff größtentheils liefern muß; auf das Kilogramm
                              									Schwefel sind 6 bis 7 Kubikmeter einströmender Luft erforderlich; mittelst eines auf
                              									dem Kamin angebrachten Regulators läßt sich ihre Menge reguliren.
                           Damit sich der Apparat in guten Umständen befindet, sollten die Gase in der ersten
                              									Kammer 12 Proc. freien Sauerstoff enthalten und in der letzten 4 Proc.
                           Die Wassermenge ist ebenfalls sehr wichtig, denn von ihr hängt das Gelingen der
                              									Operation fast gänzlich ab. Wenn man zu viel Wasser in die Kammern gelangen ließe,
                              									würde sich die Schwefelsäure wohl bilden, sie wäre aber zu schwach, und würde
                              									folglich zu viel Brennmaterial zu ihrer Concentration erfordern; wenn man hingegen
                              									nicht genug Wasser einführte, würde das Ergebniß an Schwefelsäure sich beträchtlich
                              									vermindern und könnte sogar plötzlich aufhören.
                           Man hat gefunden, daß man die besten Resultate erhält, wenn man so viel Wasser (als
                              									Dampf) in die Kammern treibt, daß die Säure, welche man aus der Hauptkammer abzieht,
                              									50 bis 53° Baumé zeigt. Diese Quantität ist sehr leicht zu berechnen.
                              									Die Säure von 66° B. enthält in 613 Gewichtstheilen 112 Wasser, d.h. etwas
                              									mehr als den fünften Theil ihres Gewichts; nun geben 100 Schwefel jetzt im Minimum
                              									300 Schwefelsäure von 66° B., welche beiläufig 60 Kil. Wasser enthalten. Die
                              									Säure von 50° enthält nur 2/3 ihres Gewichts Säure von 66°; man muß
                              									also diesen 300 Kilogr. Säure von 66° 150 Kil. Wasser beifügen, um sie auf
                              									50° zu bringen. 150 Kil. Wasser plus 60 Kil., die
                              									in der Säure von 66° gebunden sind, geben 210 Kilogr. Wasser, welche in den
                              									450 Kil. Säure von 50° enthalten sind. Auf 100 Kil. Schwefel muß man also
                              									wenigstens 210 Kil. Wasser in die Kammern treiben, und um die Verluste
                              									auszugleichen, muß der Dampfkessel folglich 300 Kil. zu liefern im Stande seyn.
                           Auch hat man gefunden, daß man, um unter den günstigsten Umständen zu fabriciren, auf
                              									100 Kubikmeter des Gesammt-Inhalts der Kammern höchstens 100 Kilogr. Schwefel
                              									und mindestens 66 Kilogr. verbrennen soll.
                           Krankheiten der Kammern. Bei der Fabrication der
                              									Schwefelsäure in den Kammern können Unregelmäßigkeiten eintreten, die sich jedoch
                              									vermeiden lassen.
                           
                           1) Wenn die Temperatur im Schwefelofen zu hoch ist oder man nicht genug Luft einläßt,
                              									so verflüchtigen sich Schwefelblumen, welche sich in den Kammern verdichten; man
                              									erzeugt also weniger Säure und überdieß ist der Schwefel, welchen man später auf dem
                              									Boden der Kammern sammelt, mit Säuren getränkt und muß ausgewaschen werden, um ihn
                              									wieder benutzen zu können.
                           Sollte die Säure, welche man aus der Hauptkammer abzieht, Schwefel suspendirt
                              									enthalten, so muß man diesen sich absetzen lassen, besonders wenn man die Säure
                              									concentriren will; denn beim Erhitzen würde sich dieser Schwefel in schweflige Säure
                              									verwandeln, und zwar auf Kosten des Sauerstoffs der Schwefelsäure, welche also
                              									selbst zum Theil in schweflige Säure überginge.
                           2) Wenn die Luft in den Kammern zu trocken ist, finden die gewöhnlichen Reactionen
                              									nicht mehr statt, man mag noch so viel Schwefel verbrennen und Salpetersäure
                              									anwenden; der Ertrag kann dann ungeheuer abnehmen.
                           3) Ein Mangel an Salpetersäure kann große Störungen im Apparat veranlassen; in diesem
                              									Fall verliert man einen Theil der schwefligen Säure, welche in die Luft
                              									entweicht.
                           Um eine zu hohe Temperatur des Ofens zu vermeiden, benutzte Hr. Grouvelle eine Idee von Clement-Desormes und führte vor mehreren Jahren in der Fabrik des
                              									Trois-Fontaines bei Brüssel eine Art Quinquet mit doppeltem Luftzug zur
                              									Verbrennung des Schwefels ein. Die Sohle des Ofens ist durch parallele Eisenstangen
                              									(eine Art Rost) erseht, auf welche man gußeiserne Kästen stellt, die miteinander
                              									verbunden, aber doch durch einen Zwischenraum getrennt sind, welcher der Luft
                              									gestattet in den Ofen einzuziehen; in diese Kästen bringt man den Schwefel. Nachdem
                              									sie beschickt sind, zündet man den Schwefel an und schiebt sie in den Ofen; die Luft
                              									zieht durch die Zwischenräume der Kästen ein und die Verbrennung dauert fort, bis in
                              									den Kästen nichts mehr als der erdige Rückstand des angewandten Rohschwefels
                              									enthalten ist. In diesem Augenblick ersetzt man die Kästen durch andere mit Schwefel
                              									beschickte. Die Ofenthür wird dann natürlich mit fettem Thon lutirt.
                           Hr. Desbassyns von Richemont leistete durch sein Verfahren
                              									Bleiplatten ohne Loth (nämlich mit bloßem Blei) durch die Knallgasflamme zu löthen,
                              									den Schwefelsäure-Fabriken einen großen Dienst; die Wände der Kammern
                              									bestehen jetzt gewissermaßen nur aus einer einzigen Bleiplatte.
                           Wenn man, wie in England, die schweflige Säure durch Rösten von Schwefel- oder
                              									Kupferkiesen gewinnen will, so muß bei dem beschriebenen Verfahren der Schwefelofen
                              									abgeändert werden.
                           Die Säure aus den Kammern kann in manchen Industriezweigen, z.B. zur Fabrication von
                              									Eisenvitriol, schwefelsaurem Ammoniak, Salpetersäure, Stearinsäure etc. angewandt
                              									werden, ohne daß man sie vorher concentrirt; zu anderen Zwecken, z.B. zum Auflösen
                              									des Indigos, zum Affiniren der edlen Metalle etc., muß man sie hingegen auf
                              									66° B. abdampfen, wo sie dann nur noch das Hydratwasser enthält.
                           Dieß geschieht in bleiernen Pfannen, welche bei geringer Tiefe eine große Oberfläche
                              									darbieten, worin man die Concentration der Säure aber nur bis auf 60° B.
                              									treiben kann, weil darüber hinaus ihr Siedepunkt das Schmelzen des Bleies
                              									veranlassen könnte; man muß daher ihre Concentration vollends in Glasretorten oder
                              									Platingefäßen bewerkstelligen. Gegenwärtig benutzen alle großen Fabriken
                              									Platingefäße, obgleich dieselben sehr kostspielig sind, weil ungeachtet des größeren
                              									Anlagecapitals die Concentration der Säure doch wohlfeiler zu stehen kommt als in
                              									Glasretorten (letztere wendet man noch zu Montpellier an, wo das Glas sehr wohlfeil
                              									ist). Während der Concentration entbindet sich die schweflige Säure nebst der
                              									Salpetersäure und Untersalpetersäure, welche in der Schwefelsäure enthalten seyn
                              									können.
                           Fig. 29 ist
                              									der Durchschnitt des ganzen Concentrations-Apparats. A, A¹ sind die Bleipfannen, in welchen man die Säure bis auf
                              									60° B. abdampft, um sie dann in die Platinblase B
                              									zu schaffen. Ein Heber s, s stellt die Verbindung
                              									zwischen den zwei Pfannen durch ein aufgehängtes Gefäß her, welches man mittelst
                              									eines Flaschenzugs hinaufzieht oder herabsenkt. Wenn man es aufzieht, steigt der
                              									Säurespiegel in ihm im Verhältniß zu demjenigen in der Pfanne A, und das Auslaufen vermindert sich also; senkt man jenes Gefäß herab, so
                              									nimmt das Auslaufen zu und es fällt mehr Flüssigkeit in die Pfanoe A¹ durch den Schnabel des Gefäßes v. Dasselbe gilt für den Heber s¹, s¹ und das Gefäß v¹, welches die Säure der Platinblase B oder vielmehr dem Heber s² liefert. Mittelst dieser Vorrichtung kann man also die Speisung nach
                              									Erforderniß oder auf eine continuirliche Weise reguliren; in letzterm Falle muß auch
                              									das Abzapfen oder Ablassen der concentrirten Säure aus dem Platinkessel
                              									ununterbrochen stattfinden. Dieses geschieht mittelst des Hebers I, I, dessen Einrichtung aus Fig. 30 und 31 ersichtlich
                              									ist. Dieser Heber aus Platin dient um die concentrirte Säure aus der Blase
                              									abzuziehen und sie abzukühlen, ehe man sie in die Ballons füllt.
                           
                           Der kurze Schenkel des Hebers taucht in die Platinblase durch eine Tubulatur; der
                              									lange Schenkel vertheilt sich bald in zwei andere, welche sich gegen das Ende des
                              									Hebers vereinigen, wo derselbe mit einem Hahn aus Platin versehen ist. Die beiden
                              									Verzweigungen gehen unter einer gewissen Neigung durch ein Kühlgefäß, dessen Wasser
                              									unaufhörlich erneuert wird. Das kalte Wasser liefert die Röhre m, welche am unteren Ende der Kufe einmündet, und das
                              									heiße Wasser entweicht bei o am entgegengesetzten oberen
                              									Ende. Der kleine gekrümmte Schenkel ist mit zwei Trichtern p,
                                 										p¹ versehen, die man mittelst zwei Stangenventilen nach Belieben
                              									verschließen kann; mittelst dieser Ventile läßt sich der Heber leicht in Thätigkeit
                              									setzen. Die Heberröhre hat denselben Durchmesser vor der Verzweigung und nach der
                              									Vereinigung. E ist eine Stopfbüchse, durch welche die
                              									Heberröhre in das Kühlgefäß D tritt; durch eine ähnliche
                              									tritt sie auch aus.
                           Den beschriebenen Heber verdankt man Hrn. Bréant.
                              									Derselbe schlug auch vor, die Hauptröhre in vier Zweigröhre sich vertheilen zu
                              									lassen; diese Einrichtung wird aber bei einem ununterbrochenen Gang des Apparats nur
                              									selten mehr angewandt; dagegen gewährt sie einen Vortheil, wenn die Operation keine
                              									continuirliche ist, denn dann ist es nöthig die Platinblase so schnell als möglich
                              									zu entleeren, um zu einer neuen Concentration überzugehen.
                           Der Hahn r des Hebers wird so weit geöffnet, daß das
                              									Auslaufen mit dem Einfließen in die Blase im Verhältniß steht.
                           Fig. 32 ist
                              									ein Querdurchschnitt der Platinblase und des mit Wasser umgebenen bleiernen
                              									Schlangenrohrs, worin sich die aus der Blase entweichenden Wasserdämpfe nebst der
                              									von ihnen mitgerissenen Säure verdichten; diese sehr schwache Säure schafft man in
                              									die Bleikammern.
                           Bei der ununterbrochenen Concentration braucht man die Platinblase nicht mit ihrer
                              									Armatur zu versehen, sondern sie bloß auf gußeiserne Platten zu setzen; bei dem
                              									ununterbrochenen Gang muß man aber den Apparat sorgfältig überwachen; die Pfanne muß
                              									stets genug Säure zum Speisen der Blase enthalten; ein langsameres Sieden reicht
                              									hin, um die Grädigkeit der concentrirten Säure zu vermindern. Die Schwefelsäure hat
                              									jedenfalls 66° B., wenn die sich entwickelnden Dämpfe nach dem Verdichten
                              									auch 66° zeigen; in der Praxis treibt man das Erhitzen der Platinblase jedoch
                              									selten bis auf diesen Punkt.
                           Der Platinkessel wiegt durchschnittlich 52 Kilogr.; man kann darin 4000 Kilogr. in 24
                              									Stunden concentriren. Wenn man mit Unterbrechung concentrirt, muß man sehr darauf
                              									achten, daß die Säure nie gänzlich aus der Blase abgezogen wird; ein Drittel davon
                              									sollte immer
                              									zurückgelassen werden. Würde man diese Vorsichtsmaaßregel nicht beobachten, so
                              									könnte die Platinblase durch die raschen Temperatur-Veränderungen beim
                              									Einlassen der Säure von 60° B. bald Schaden leiden.
                           Der Platinkessel hält ohne viele Goldlöthungen lange aus, wenn die zu concentrirende
                              									Säure weder ein Metall noch Chlor enthält. Ein Gran Blei reicht hin um ihn zu
                              									durchlöchern; Chlor kann in die Schwefelsäure kommen, wenn die in den Kammern
                              									angewandte Salpetersäure Kochsalz enthielt.
                           Wegen des hohen Preises der Platinkessel und ihrer leicht möglichen Beschädigung
                              									machte Hr. Kuhlmann vor etwa zwei Jahren den Vorschlag,
                              									die Schwefelsäure von 60° B. in Bleikesseln zu concentriren, worin man
                              									beständig das Vacuum herstellt, um den Siedepunkt niedriger zu erhalten; in diesem
                              									Falle liegt nämlich der Siedepunkt der Säure von 66° B. unter dem
                              									Schmelzpunkt des Bleies. Uebrigens wissen wir nicht, ob der genannte Chemiker dieses
                              									Verfahren in seiner Fabrik zu Loos wirklich anwendet und praktisch befunden hat.
                           Derselbe Hr. Kuhlmann hat vor etwa zehn Jahren Versuche
                              									über die Fabrication von Schwefelsäure mittelst schwefliger Säure und des
                              									Sauerstoffs der atmosphärischen Luft angestellt, indem er die katalytische Kraft des
                              									zum Rothglühen erhitzten Platinschwamms benutzte, über welchen er ein Gemisch der
                              									beiden Gase streichen ließ. Hiebei bildet sich allerdings Schwefelsäure, welche
                              									natürlich sehr wenig Wasser enthält, so daß man auf diesem Wege fast wasserfreie
                              									Säure erhalten könnte; leider wird aber die katalytische Kraft des Platinschwamms
                              									bald abgestumpft, und um sie wieder herzustellen, muß man das Platin auf die
                              									Rothglühhitze bringen. Dieses sinnreiche Verfahren gestattet daher keine Anwendung
                              									in den Schwefelsäurefabriken, welchen die neuesten oben erwähnten Verbesserungen
                              									größere Vortheile versprechen.
                           Die im Großen bereitete Schwefelsäure ist niemals rein; sie enthält immer
                              									schwefelsaures Blei und bisweilen auch schwefelsaures Eisenoxyd (von dem im
                              									Rohschwefel enthaltenen Schwefeleisen herrührend) aufgelöst. Da diese Salze aber nur
                              									in geringer Menge darin vorkommen, so sind sie in der Regel bei technischen
                              									Operationen unschädlich. Die Kammersäure enthält überdieß immer Arsenik als arsenige
                              									Säure (nach Orfila auch Arseniksäure).
                           Um die Menge der fremden Salze zu bestimmen, raucht man 100 Gramme Schwefelsäure in
                              									einer Platinschale ab; man betrachtet sie als gut, wenn der Rückstand nur 5
                              									Tausendstel wiegt.
                           
                           Fabricationskosten der Schwefelsäure; nach Payen.
                           
                              
                                 Schwefel, 1600 Kilogr., à 16 Fr. die 100 Kilogr.
                                 256 Fr.  – Cent.
                                 
                              
                                 Salpetersäure, 134 Kilogr., à 45 Fr. die 100 Kil.
                                   60  „  
                                    											30  „
                                 
                              
                                 Steinkohlen, 20 Hektoliter, à 2 Fr. 50 Cent
                                   50  „    –  
                                    											„
                                 
                              
                                 Handarbeit, Direction, Zinsen
                                 136  „    –  
                                    											„
                                 
                              
                                 Reparaturen
                                   35  „    –  
                                    											„
                                 
                              
                                 Concentrations-Kosten
                                   45  „    –  
                                    											„
                                 
                              
                                 Transportkosten, Disconto
                                   82  „    –  
                                    											„
                                 
                              
                                 Verpackung
                                 107  „    –  
                                    											„
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 771 Fr. 30 Cent.
                                 
                              
                           Production: 4800 Kil. à
                              									66° B. 4800 : 771 = 100 : x = 16 Fr.
                           16 Fr. für 100 Kilogr. ist wohl gegenwärtig eine zu hohe Ziffer, welche für die guten
                              									Fabriken um wenigstens 2 Fr. vermindert werden dürfte. Als Grund dafür beschränken
                              									wir uns auf die Bemerkung, daß man durch das Gay-Lussac'sche Verfahren die 134 Kil.
                              									Salpetersäure auf 64 Kil. vermindern kann.
                           Concentrationskosten der Schwefelsäure von 52° B.
                              										auf 66° in einem
                                 										Platinkessel von 100 Liter Inhalt; nach
                                 									Payen.
                           
                              
                                 Handarbeit
                                 18 Fr.
                                 
                              
                                 Steinkohlen, höchstens
                                 29  „
                                 
                              
                                 Platinblase, Zinsen, Reparaturen
                                    											etc.
                                 25  „
                                 
                              
                                 Bleipfannen, Zinsen, Reparaturen
                                    											etc.
                                   8  „
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 80 Fr.
                                 
                              
                           Für 4000 Kil. concentrirte Säure: 4000 : 80 = 100 : x = 2 Fr.
                           Wasserfreie Schwefelsäure. Man bereitet sie gewöhnlich
                              									durch Destillation des Nordhäuser Vitriolöls bei gelinder Hitze; die übergehenden
                              									klaren Tropfen von wasserfreier Schwefelsäure erstarren zu farblosen Krystallen,
                              									wenn man die Temperatur der Vorlage unter + 14° R. erhält. Um diese Säure in
                              									großer Menge zu erhalten, kann man folgendes von Berzelius angegebene Verfahren befolgen:
                           Man vermengt 3 Theile frisch ausgeglühtes und folglich wasserfreies schwefelsaures
                              									Natron mit 2 Theilen gewöhnlicher Schwefelsäure von 66° B. und erhitzt die
                              									Masse nach und nach bis zum anfangenden Rothglühen; zuerst steigt sie sehr, was aber
                              									dann nachläßt; man gießt sie in Platten, die man zerbröckelt und in einer guten
                              									Retorte aus Steinzeug destillirt; den Dampf leitet man in einen mit Eis abgekühlten
                              									Ballon. Man erhält beinahe 1 Kilogr. wasserfreie Säure auf 2 Kil. angewandter
                              									gewöhnlicher Säure; der Rückstand kann neuerdings mit gewöhnlicher Säure behandelt und
                              									so immer wieder zur Bereitung wasserfreier Säure verwendet werden.
                           Seit beiläufig einem Jahre fabricirt man zu Auteuil wasserfreie Schwefelsäure nach
                              									einem Verfahren, welches von Hrn. Laroque, Präparator an
                              									der École de pharmacie entdeckt wurde, aber
                              									geheim gehalten wird.
                           Ohne Zweifel würde die Industrie eine sehr große Menge wasserfreie Schwefelsäure
                              									verwenden, wenn sie im Handel zu einem annehmbaren Preise zu bekommen wäre.
                           
                        
                           Zusatz.
                           Die Schwefelsäure-Fabrication mittelst mehrerer verbundenen Bleikammern datirt
                              									sich vom J. 1834 und ist eine französische Erfindung. Eine Beschreibung (mit
                              									Detail-Zeichnungen) einer solchen Einrichtung, um täglich 100 metrische
                              									Centner concentrirte Schwefelsäure zu fabriciren, wurde (nach einem in Rußland
                              									genommenen Patent) im polytechn. Journal Bd.
                                 										LXXXVI S. 119 (Jahrgang 1842) mitgetheilt. Die Vortheile, welche das neue
                              									Verfahren im Vergleich mit dem früheren gewährt, sind: 1) daß man aus 100 Pfd.
                              									Schwefel durchschnittlich 310 Pfd. concentrirte Schwefelsäure erhält, früher nie
                              									über 290 Pfd.; 2) daß man um ein Fünftel weniger Salpetersäure braucht als sonst und
                              									3) daß man die Schwefelsäure in den Kammern von 52° Baumé erhält,
                              									früher nur von 48° B. Von den Veränderungen oder Verbesserungen, welche seit
                              									dem J. 1842 im System der Schwefelsäure-Fabrication mittelst verbundener
                              									Kammern in Frankreich vorgenommen wurden, dürfte vorstehende Abhandlung Mallet's, welche dem Dictionnaire
                                 										des arts et manufactures par M. C.
                              									LaboulayeDieses technische Wörterbuch erschien unlängst bei L. Mathias in Paris in zwei starken Octavbänden
                                       												(4000 Seiten) mit 2600 Holzschnitten und einigen Kupfertafeln. Die
                                       												Bearbeitung zahlreicher Artikel muß, wenigstens vom französischen
                                       												Standpunkte aus, als ausgezeichnet erklärt werden. Solche sind aus der
                                       													technischen Physik: über Brennmaterialien
                                       												und Verbrennung von Ebelmen, Professor an der
                                       													École des mines; über Beleuchtung
                                       												mit Oel und Gas von Gibon, Director der
                                       												Gasfabrik zu Arras; über Beleuchtung mittelst flüssiger
                                       												Kohlenwasserstoffe, vom Chemiker Mallet; über
                                       												Heizung, vom Civilingenieur Grouvelle; über
                                       												Galvanoplastik und elektrische Vergoldung, von Barral, Repetitor an der École
                                          													polytechnique; aus der technischen
                                          													Chemie: die Metallurgie, vom Bergwerks-Ingenieur Debette; über Metalllegirungen, vom
                                       												Herausgeber Laboulaye; über Mörtel, vom
                                       												Brücken- und Straßenbau-Ingenieur Mangon; über Soda- und
                                       												Schwefelsäure-Fabrication, von Mallet;
                                       												über Papierfabrication, von Hanriot, Director
                                       												einer Papierfabrik; über Tabak, von Barral;
                                       												aus der Mechanik: Dampfmaschinen, Locomotiven und
                                       												Wasserräder, von C. E. Julien; Dampfschiffe,
                                       												von Laboulaye;
                                       												Dampfkessel-Fabrication, vom Civilingenieur Barrault; Tunnel, von Leroy;
                                       												Brücken, von Bois und Leroy; der umfangreiche Artikel Spinnerei und Weberei, von Alcan, Ingenieur und Professor an der École centrale des arts et
                                          													manufactures.
                                       											Hr. Laboulaye scheint zur Herausgabe seines
                                       													Dictionnaire des arts et manufactures
                                       												durch Ure's Dictionary
                                          													of arts and manufactures veranlaßt worden zu seyn, welches
                                       												dabei auch vielfach benutzt wurde: von Ure's
                                       												technischem Wörterbuch erschien bereits 1843 von Karmarsch und Heeren eine
                                       												vortreffliche deutsche Bearbeitung (Prag, bei Gottlieb Haase Söhne). entnommen ist, eine ziemlich getreue Darstellung geben.
                           
                           Es ist klar, daß im Fabricationsverfahren mit verbundenen Bleikammern wesentliche
                              									Verbesserungen nur dahin zielen konnten, eine von Stickoxyden freie Schwefelsäure zu
                              									erzeugen, um sowohl die Qualität des Products zu verbessern, als auch zugleich an
                              									Fabricationskosten durch geringeren Verbrauch von Salpetersäure zu ersparen. Daß in
                              									Frankreich günstige Resultate in diesem Sinne erzielt wurden, erfuhr man zuerst in
                              									weiteren Kreisen durch die Anrede, welche der berühmte nunmehr verstorbene Chemiker
                              										Thenard bei der Preisvertheilung im J. 1844 an den
                              									König der Franzosen hielt, worin folgende Stelle vorkommt: „Von
                                 										unberechenbarer Wichtigkeit sind die Apparate von Desmontis, Morin und Chapius (rue Richelieu No. 31 und rue
                                    											Montmartre No. 64 in Paris) zur Schwefelsäure-Bereitung. In
                                 										ihnen werden alle nachtheiligen Dämpfe im Augenblick ihrer Erzeugung nicht nur
                                 										vollständig absorbirt, sondern sie vermindern sogar durch ihre Anwendung die
                                 										Kosten der Operation, welche diese Dämpfe hervorgerufen hat; und überdieß ist
                                 										die der Gesundheit und der Vegetation so nachtheilige Fabrication des in
                                 										unglaublicher Masse verbrauchten Vitriolöls – für Frankreich allein
                                 										jährlich 20 Millionen Kilogramme – nun so gänzlich unschädlich gemacht,
                                 										daß die frühere gesetzlich erforderliche Trennung derselben von bewohnten Orten
                                 										überflüssig, ja daß es möglich geworden ist, in jedem Privathause ohne alle
                                 										Belästigung das Geschäft vorzunehmen.“
                              									Bulletin de la Société
                                       												d'Encouragement, August 1844.
                              								
                           Hiemit hat Thenard schwerlich etwas anderes bezeichnen
                              									wollen, als den in der vorhergehenden Abhandlung beschriebenen Gay-Lussac'schen Absorptionsapparat.
                              									Einen von demselben nicht wesentlich abweichenden Apparat, mittelst dessen die aus
                              									den Bleikammern gewöhnlich in die Luft entweichenden salpetrigen Dämpfe gesammelt
                              									und bei der Schwefelsäure-Fabrication immer wieder benutzt werden können, so
                              									daß man verhältnißmäßig viel weniger Salpeter als bisher auszuwenden braucht, hat
                              									übrigens schon im Jahr 1842 Ch. E. Sautter sich in England patentiren
                              									lassen (polytechn. Journal Bd. LXXXIX S.
                                 									440); er bringt ebenfalls die aus den Bleikammern entweichende Luft in
                              									Berührung mit einem Strom Schwefelsäure von 62–66° B. und leitet dann
                              									diese Schwefelsäure, welche sich mit den Stickoxyden verbunden hat, um letztere
                              									wieder zu benutzen, in den Cylinder oder die Kammer, in welche die Producte von der
                              									Verbrennung des Schwefels zuerst gelangen.
                           Bekanntlich ließ sich im J. 1831 Peregrine Phillips zu
                              									Bristol ein Verfahren patentiren, um Schwefelsäure mit gänzlicher Ersparung des
                              									Salpeters zu bereiten; er leitet nämlich das durch Verbrennen von Schwefel erzeugte
                              									schwefligsaure Gas in gehörigem Verhältniß mit atmosphärischer Luft gemengt,
                              									mittelst einer Luftpumpe durch Röhren von Platin oder Porzellan, welche Platindraht
                              									oder Platinschwamm enthalten und bis zum starken Glühen erhitzt werden. Daß fein
                              									zertheiltes Platin in der Hitze die directe Verbindung des schwefligsauren Gases mit
                              									dem Sauerstoff der Luft bewirkt, hat Magnus durch
                              									Versuche bestätigt. Von einer Anwendung dieses Verfahrens im Großen hat man aber
                              									seitdem nichts gehört; durch Mallet's Abhandlung erfahren
                              									wir nun, daß Kuhlmann, ein gewandter Chemiker und selbst
                              									Schwefelsäure-Fabrikant, sich erfolglos bemühte, diese Methode in die Praxis
                              									einzuführen.
                           Emil Dingler.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
