| Titel: | Ueber die Anwendung des salpetersauren Mannits anstatt Knallquecksilbers zum Füllen der Zündhütchen; von Hrn. Sobrero. | 
| Fundstelle: | Band 105, Jahrgang 1847, Nr. XCII., S. 387 | 
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                        XCII.
                        Ueber die Anwendung des salpetersauren Mannits
                           								anstatt Knallquecksilbers zum Füllen der Zündhütchen; von Hrn. Sobrero.
                        Aus den Comptes rendus, Jul. 1847, Nr.
                              								3.
                        Sobrero, über ein neues Präparat für Zündhütchen.
                        
                     
                        
                           Durch Einwirkung der Salpetersäure auf den Mannit erhält man einen im höchsten Grade
                              									knallenden Körper, den salpetersauren Mannit, dessen Zusammensetzung Flores Domonte und Menard
                              									ausgemittelt haben.
                           Der Knallmannit besitzt die Eigenschaft unter dem Hammerschlag ebenso heftig zu
                              									explodiren wie das Knallquecksilber und erzeugt bei seiner Zersetzung die zum
                              									Entzünden des Schießpulvers nöthige Wärme. Ich füllte Zündhütchen mit salpetersaurem
                              									Mannit, welcher aus Alkohol krystallisirt war, statt mit Knallquecksilber und schoß
                              									damit eine Jagdflinte gerade so wie mit gewöhnlichen Zündhütchen ab. Natürlich
                              									müssen Versuche im Großen angestellt werden, um das geeignetste Verfahren zur
                              									Anwendung dieser Substanz anstatt des Knallquecksilbers auszumitteln. In Vergleich
                              									mit letzterm bietet sie mehrere Vortheile dar.
                           Der Knallmannit wird immer wohlfeiler seyn als das Knallquecksilber; er ist bequemer
                              									zu bereiten und entzieht die Arbeiter den großen Gefahren, welchen sie bei der
                              									Fabrication des Knallpulvers ausgesetzt sind.
                           Er muß wohlfeiler seyn als das Knallquecksilber, weil die Manna nicht hoch im Preise
                              									steht und bei der Bereitung des Mannits die nicht krystallisirbare Substanz, mit ein
                              									wenig Mannit vermengt, als RückstandUm den Mannit (Mannazucker) darzustellen, benutzt man seine
                                    											Leichtkrystallisirbarkeit aus Alkohol. Die Manna wird mit Alkohol kochend
                                    											behandelt, worin er sich leicht löst; beim Erkalten dieser Auflösung setzt
                                    											er sich daraus größtentheils in feinen Krystallen ab, die man durch
                                    											wiederholte Krystallisationen rein erhält. bleibt, welcher noch als Abführungsmittel für Menschen und Thiere angewandt
                              									werden kann; ferner weil nach den Analysen von Flores Domonte und Menard der Mannit bei seiner
                              									Umänderung in salpetersauren Mannit beträchtlich an Gewicht zunimmt (100 Theile
                              									geben 225).
                           Er ist weniger gefährlich, sowohl bei seiner Bereitung als bei seiner Anwendung. Bei
                              									seiner Bereitung entbinden sich nur einige Dämpfe von Salpetersäure. Der
                              									Knallmannit detonirt nur unter einem heftigen Schlag zwischen harten Körpern; beim
                              									stufenweisen Erhitzen schmilzt er und zersetzt sich dann, aber ohne Knall. Man kann
                              									in der That den Knallmannit auf einem Stück Papier mit einer glühenden Kohle
                              									berühren und ihn schmelzen ohne daß er verknallt; man kann das Papier, worauf er
                              									sich befindet, verbrennen und ihn so ohne Detonation zersetzen.
                           Ueberdieß zersetzt sich der Knallmannit unter dem Hammerschlag ohne einen Rückstand
                              									zu bilden und wie es scheint, ohne salpetrigsaure Dämpfe zu erzeugen. Er scheint
                              									sich vollständig in Kohlensäure, Wasser und Stickstoff zu verwandeln. Auch läßt er
                              									sich ohne Zersetzung beliebig lange Zeit aufbewahren.
                           (Die oben erwähnte Untersuchung von Flores Domonte und Menard erschien in den Comptes
                                 										rendus. März 1847 Nr. 10. Diese Chemiker behandelten die verschiedenen
                              									Zuckerarten mit rauchender Salpetersäure und erhielten so mehrere dem Xyloidin und
                              									Pyroxylin analoge Knallproducte. Der Rohrzucker, Traubenzucker, Milchzucker und
                              									Mannit liefern weiße Stoffe, welche in Alkohol und Aether leicht löslich und sehr
                              									bitter sind; Dextrin und Gummi geben Körper welche wie Xyloidin aussehen. Alle diese
                              									Körper wurden aus ihrer salpetersauren Auflösung nicht durch Wasser, sondern durch
                              									Schwefelsäure niedergeschlagen. Nur ein einziger unter diesen Körpern konnte
                              									krystallisirt dargestellt werden, nämlich der salpetersaure
                                 										Mannit, welcher bei der Analyse gab:
                           
                              
                                 Kohlenstoff
                                 17,3
                                 
                              
                                 Wasserstoff
                                   1,8
                                 
                              
                                 Stickstoff
                                 17,5
                                 
                              
                           daher er der Formel C¹²O⁷H⁷ + 5NO⁵
                              									entspricht.)