| Titel: | Ueber Beleuchtung mittelst flüssiger Kohlenwasserstoffe; von Hrn. Mallet. | 
| Fundstelle: | Band 105, Jahrgang 1847, Nr. XCIX., S. 417 | 
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                        XCIX.
                        Ueber Beleuchtung mittelst flüssiger
                           								Kohlenwasserstoffe; von Hrn. Mallet.
                        Aus dem Dictionnaire des arts et manufactures par M.
                                 										Laboulaye.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									VI.
                        Mallet, über Beleuchtung mittelst flüssiger
                           								Kohlenwasserstoffe.
                        
                     
                        
                           In unserem Jahrhundert der Erfindungen und Verbesserungen sucht man die Producte,
                              									deren Verbrauch bedeutend ist, nicht nur hinsichtlich ihrer Güte zu vervollkommnen,
                              									sondern auch durch andere zu ersetzen, welche ziemlich dieselben Eigenschaften
                              									besitzen, in der Anwendung dasselbe Resultat geben, dabei aber wohlfeiler zu stehen
                              									kommen.
                           Es ist nicht zu verwundern, daß man bei diesem allgemeinen Streben sich schon seit
                              									mehreren Jahren bemühte, das Oel und das Gas durch Flüssigkeiten zu ersetzen, die
                              									unsere Beleuchtung wohlfeiler machen oder doch machen sollen. Schon längst wies die
                              									Theorie zu diesem Behufe auf Flüssigkeiten hin, die, wie das Gas und das Oel, aus
                              									Kohlenstoff und Wasserstoff, jedoch in andern Mengenverhältnissen zusammengesetzt
                              									und um geringen Preis zu haben sind, wie das Terpenthinöl, das Bergöl, das Steinöl,
                              									und in neuerer Zeit die flüchtigen Oele aus dem Schiefer, dem Gastheer, den Harzen
                              									etc. Es war aber nicht hinreichend, über wohlfeile flüssige Kohlenwasserstoffe
                              									verfügen zu können; die Schwierigkeit bestund darin, sie ohne Nachtheil für die
                              									Consumenten zur Beleuchtung anzuwenden. Nun kann man sich zu diesem Behufe der zur Beleuchtung mit
                              									Oel gebräuchlichen Vorrichtungen aber nicht bedienen, was Jedem klar seyn wird, der
                              									die Theorie der leuchtenden Flamme kennt.
                           Die Flamme ist nach Berzelius ein brennendes Gas; ihre
                              									Intensität hängt von der Natur der während der Verbrennung sich bildenden Körper ab.
                              									Behalten letztere Gasgestalt, so leuchtet die Flamme wenig; so verhält es sich mit
                              									der Flamme des Wasserstoffs, des Kohlenoxyds etc.; bringt man aber in diese Flamme
                              									einen festen Körper, welcher einer hohen Temperatur widerstehen kann, z.B. einen
                              									Platindraht oder eine Amianth-Faser, welchen sie zum Glühen bringen kann, so
                              									wird dieser Körper leuchtend und der Glanz der Flamme sehr erhöht. Diese Erscheinung
                              									erklärt sich durch das Weißglühen des festen Körpers inmitten der Flamme.
                           Die Flammen des Leuchtgases, der Oellampen, der Wachs- und Talgkerzen
                              									verdanken ihren Glanz nur der Absonderung sehr fein zertheilter Kohle, welche darin
                              									erglüht, bis sie an den Rand der Flamme gelangt, wo sie beim Zutritt der Luft
                              									verbrennt. Man kann sich davon überzeugen durch Einhalten eines kalten Körpers in
                              									diese Flammen; der abgesonderte Kohlenstoff legt sich an seine Oberfläche als Ruß
                              									(Flatterruß) an. Die Absonderung dieses Kohlenstoffs geschieht aus folgende Weise:
                              									das Leuchtgas enthält Kohlenwasserstoffgas, welches auch bei der Zersetzung der
                              									fetten Körper in den Oellampen, Kerzen etc. durch die Hitze erzeugt wird. Der nun in
                              									der Mitte der Flamme sich befindende Theil des Kohlenwasserstoffs wird durch ihre
                              									hohe Temperatur zersetzt und läßt eine gewisse Menge seines Kohlenstoffs frei
                              									werden.
                           Hat das verbrennende Gas einen zu geringen Kohlenstoffgehalt, so gibt es zu wenig
                              									Kohlenstoff ab, um eine hinlänglich glänzende Flamme zu erzeugen; ist es hingegen zu
                              									stark gekohlt, und sondert es zu viel Kohlenstoff ab, so wird die Flamme statt weiß
                              									und glänzend, gelb und roth, matt und rauchend.
                           Die oben erwähnten wohlfeilen ätherischen Oele sind sehr reich an Kohlenstoff und
                              									ihre Flamme ist, wenn sie auf die gewöhnliche Weise verbrannt werden, sehr rußig. Um
                              									diesem Uebelstande abzuhelfen, gibt es zwei Hauptmittel: 1) diese sehr
                              									kohlenstoffreichen ätherischen Oele mit andern wenig kohlenstoffhaltigen brennbaren
                              									Flüssigkeiten zu vermischen, so daß der Ueberschuß an Kohlenstoff bei der einen
                              									durch den Mindergehalt der andern Flüssigkeit ausgeglichen wird; 2) an die von ihnen
                              									erzeugte Flamme so viel Luft hinzutreten zu lassen, daß der in Ueberschuß vorhandene
                              									Kohlenstoff sich nicht absondern kann, indem er der Verbrennung entgeht und
                              									Lampenschwarz bildet, sondern sich mit dem Sauerstoff der in gehöriger Menge
                              									hinzutretenden Luft verbindend, in der Flamme verbrennt. Diese beiden Mittel werden
                              									übrigens zur Erreichung des Zwecks um so leichter anwendbar, weil die einfache oder
                              									gemischte verbrennbare Flüssigkeit in Dunst- oder Gasform versetzt werden
                              									kann; alle oben erwähnten Kohlenwasserstoffe sind nämlich bei verschiedenen
                              									Wärmegraden flüchtig.
                           Wir wollen nun das erste dieser Mittel besprechen.
                           Seit 3–4 Jahren kömmt ein im J. 1832 in Frankreich eingeführtes
                              									Beleuchtungsverfahren wieder in Anwendung, welches schon zwanzigmal mit mehr oder
                              									weniger Geschick, aber ohne Erfolg, neu aufgegriffen worden war, bis einige
                              									sinnreiche Lampenfabrikanten es dem Publicum mit so viel Geschmack und
                              									Geschicklichkeit vorführten, daß es heutzutage so zu sagen das Bürgerrecht erlangt
                              									hat. Dieses Beleuchtungsverfahren wird dasjenige mit flüssigem
                                 										Gas, flüssigem Wasserstoff, Gasogen (auch Leuchtflüssigkeit, Leuchtspiritus) genannt, welche Namen ihm von den
                              									verschiedenen Fabrikanten der brennbaren Flüssigkeit oder der zu ihrer Verbrennung
                              									bestimmten Lampen abwechselnd beigelegt werden.
                           Man würde sich sehr irren, wenn man das Verfahren – irgend einem ätherischen
                              									Oel, welches zu viel Kohlenstoff enthält, eine Flüssigkeit von geringem
                              									Kohlenstoffgehalt, wie Alkohol, Methylen (Holzgeist) oder Aether zuzusetzen, um eine
                              									Mischung zu erhalten, die man Alkoholat (Leuchtspiritus) benennen kann und welche mit nicht
                              									rußender und sehr weißer Flamme brennt – als etwas Neues betrachten
                              										wollte.Es ist die Erfindung eines Deutschen, des Hrn. v. Lüdersdorff.
                              								
                           Die ätherischen Oele, deren man sich zu solchen Mischungen bedienen kann, sind das
                              									Terpenthinöl, das Gastheeröl, das Naphthaöl, das Steinöl, das Oel aus dem Schiefer
                              									und aus Harzen. Damit aber beide Flüssigkeiten sich innig mischen und wechselseitig
                              									einander auflösen, muß der Alkohol beinahe ganz wasserfrei seyn, am 100theiligen
                              									Alkoholometer 98 Grade zeigen; ferner muß auch das ätherische Oel wasserfrei und
                              									über Kalk rectificirt seyn; widrigenfalls sie sich nicht mischen können. Würde in
                              									einer der beiden Flüssigkeiten ein gewisser Antheil Wassers zurückbleiben, so würden
                              									sie sich bald aus der Mischung abscheiden, in der Lampe die nach ihrem specifischen
                              									Gewichte ihnen zukommenden Stellen einnehmen und nothwendig in derselben Ordnung zum
                              									Verbrennen kommen;
                              									dadurch würden nacheinander zwei sehr verschiedene Flammen erhalten, wovon keine
                              									genügen könnte. Diejenige des wässerigen Alkohols wäre von blaßblauer Farbe, ohne
                              									Glanz; diejenige des ätherischen Oels rußend und von schwachem röthlichem
                              									Glanze.
                           Ohne uns hier bei den Verfahrungsweisen der Gewinnung jener erwähnten ätherischen
                              									Oele aufzuhaltenWir tragen die Beschreibung derselben im folgenden Hefte nach.A. d. R., haben wir hinsichtlich der Beleuchtung mit Leuchtspiritus mehrere
                              									Hauptpunkte zu erörtern; erstens die dazu anzuwendenden Apparate; dann die Vorzüge
                              									und Nachtheile des Systems an und für sich; endlich den Kostenpunkt.
                           Der Verbrennungs-Apparat ist eine Lampe, welche bloß in einem Reservoir
                              									(Behälter) besteht, in das ein voller, nicht geflochtener Baumwolldocht hinabreicht;
                              									das obere Ende dieses Dochts steht über den Behälter vor, wie bei den gewöhnlichen
                              									Weingeistlampen, wenn er nämlich dünn ist und die Lampe nur als Nachtlampe oder
                              									Nachtlicht dient; verlangt man aber große Helle, was meistens der Fall ist, so wird
                              									dieser Docht in eine Hülse von dünnem Messing gesteckt, welche auf den Behälter
                              									gepaßt und befestigt wird, über den sie um ein gewisses hervorsteht. Diese Hülse
                              									oder cylindrische Röhre ist an ihrem oberen Ende mit einer Scheibe geschlossen,
                              									welche mit symmetrisch gestellten sehr kleinen Löchern versehen ist. Dieser Cylinder
                              									ist ferner am Rand mit einer durchbrochenen Gallerte versehen, in welche die
                              									gläserne Zugröhre gesteckt wird, wie bei den Brennern der gewöhnlichen Argand'schen
                              									Lampen (Quinquets). Der Docht hat den Zweck, die
                              									capilläre Aufsteigung der Flüssigkeit zu bewirken. Ist nun der Apparat so
                              									vorgerichtet, so muß er angezündet werden. Um aber den Dampf der brennbaren
                              									Flüssigkeit entzünden zu können, muß er nothwendig vorher erzeugt, also der
                              									Leuchtspiritus in Dampf verwandelt werden, welche Verdampfung nur durch
                              									Temperatur-Erhöhung erfolgen kann. Um diesen Zweck zu erreichen, wird die
                              									Hülse oben mit einem Ring umgeben, welcher mit einem Metalldraht versehen ist, den
                              									man vorher in Weingeist tauchte, und nun entzündet. Die den Docht tränkende
                              									flüchtige Flüssigkeit verdunstet und der durch die erwähnten Ausstrahlmündungen
                              									entweichende Dunst entzündet sich an der Flamme des Ringes. Die Flammenstrahlen
                              									bleiben getrennt und vereinigen sich nicht zu einer einzigen Flamme wie bei den
                              									Gasbrennern, so daß der angezündete Brenner mehr oder weniger einer Artischocke
                              									ähnlich sieht, deren Blätter die Flammenstrahlen sind. Der Glascylinder hat den Zweck, den
                              									Flammenstrahlen die gehörige Richtung zu geben und die Verbrennung vollständiger zu
                              									machen.
                           Die ersten Brenner der Leuchtspiritus-Lampen waren sehr unvollkommen, indem
                              									man die Flamme weder reguliren noch auslöschen konnte, ohne in der Luft einen sehr
                              									unangenehm riechenden Dampf zu verbreiten. Hr. Robert,
                              									durch sein System der Oelbeleuchtung mit ununterbrochener Circulation bekannt,
                              									vervollkommnete auch diese Beleuchtungsart, sowohl hinsichtlich des Brenners als der
                              									gas- (dampf-) erzeugenden Flüssigkeit. Seine Leistungen verdienen eine
                              									besondere Erwähnung.
                           Erstens bemerkt er, daß man, um bei dieser Beleuchtungsweise eine stetige
                              									Regelmäßigkeit zu erzielen, für die Dimensionen der Brenner eine genaue und
                              									unabänderliche Norm, sowie für die Flüssigkeit eine hinsichtlich des
                              									Wasserstoff-, Kohlenstoff- und Sauerstoff-Gehalts immer
                              									gleichbleibende Zusammensetzung annehmen müsse, gleichviel aus welchen Substanzen
                              									dieser Leuchtspiritus bestehe, indem mancher Brenner, der mit einer gegebenen
                              									Flüssigkeit gehörig brennt, nicht mehr so fortbrennen wird, wenn man der ihn
                              									speisenden Flüssigkeit eine andere Zusammensetzung gibt und umgekehrt. Hr. Robert war einer der ersten, die fanden, daß zu einer
                              									möglichst guten Verbrennung der Alkohol absolut und das Terpenthinöl rectificirt und
                              									möglichst rein seyn muß; daß schon eine sehr kleine Menge Wassers im Gemisch das Oel
                              									in seiner Zusammensetzung modificiren, feste, harzartige Substanzen erzeugen und die
                              									Apparate beschmutzen kann. Auch kam er zuerst darauf, daß der Holzgeist den Alkohol
                              									bei Bereitung des Leuchtspiritus sehr wohl vertreten kann, und daß auch andere
                              									flüchtige Oele statt des Terpenthinöls benutzt werden können.
                           Vorzüglich aber waren es die Brenner selbst, die er glücklich verbesserte. Bei den
                              									von ihm construirten Lampen circulirt der brennbare Dampf, ehe er an die Löcher
                              									gelangt, durch welche er entweicht, in dem kreisrunden Raum zwischen zwei
                              									concentrischen Röhren, welcher Raum von außen unmittelbar durch die Flamme des
                              									Brenners erhitzt wird und eine Art Retorte bildet, worin der Dampf eine gewisse
                              									Zersetzung erleidet und sich, wo nicht ganz, doch wenigstens theilweise in
                              									wirkliches Gas verwandelt. Man sehe Fig. 1; B ist der Docht; der im Raume A,
                                 										H gebildete Dampf steigt hinauf in die Röhre C,
                              									wieder herab in den kreisförmigen Raum D, tritt dann in
                              									den Raum E und entweicht durch die Löcher F. Der Raum E bildet, so wie
                              									auch der kreisförmige Raum, einen Isolator, indem er sich der directen Fortpflanzung
                              									der Wärme in den
                              									Dampfraum A, H widersetzt. Diese Anordnung verhindert,
                              									daß die Spannung und Erzeugung des Dampfs überhand nehme und ertheilt der Flamme
                              									eine absolute Unbeweglichkeit. Der Raum E, sowie der
                              									kreisförmige Raum, welchen der Dampf durchzieht, dient als Reiniger, indem sich hier
                              									alle fremdartigen Körper und die durch die Destillation etwa mit gerissenen
                              									Theilchen der Flüssigkeit absetzen.
                           In Fig. 2 sieht
                              									man die Vorrichtung zum Auslöschen der Lampe mit Vermeidung der oben bezeichneten
                              									Uebelstände. Eine mit einem kleinen Knopfe endigende Stange K gibt der Röhre B, G zugleich eine
                              									longitudinale und spiralförmige Bewegung; diese Röhre aber beherrscht den Kegel E, welchen man dadurch nach Belieben herunterlassen und
                              									so die Oeffnung für den Dampfaustritt verstopfen kann, wenn man die Lampe auslöschen
                              									will; A stellt die Gallerie (den Kranz) für das Glas
                              									dar.
                           Die erwähnte Beweglichkeit der Röhre ist unerläßlich, um sie losmachen zu können,
                              									wenn sich etwas angelegt hat; dieß wird durch zwei einfache feste Stückchen, eine
                              									Gabel und ein Zäpfchen bewerkstelligt. Die Form des kleinen Zapfens ist an und für
                              									sich schon ein Mechanismus, durch welchen die Röhre, in dem einzigen Fall, wo es
                              									nothwendig ist, herausgenommen werden kann, ihr Heraustreten aber während der
                              									Bewegung, bei welcher sie mit dem Ganzen in Verbindung bleiben muß, beständig
                              									verhindert wird.
                           Dieser Brenner kann auch, wie die Fig. 3 zeigt, so
                              									modificirt werden, daß man die Flamme vom stärksten Licht bis zur Helle einer bloßen
                              									Nachtlampe reguliren kann. Das Auslöschen dieses Brenners veranlaßt keinen Geruch
                              									und geschieht nicht plötzlich, so daß man das Zimmer verlassen kann, ohne im Dunkeln
                              									zu seyn, selbst nachdem man den Knopf schon umgedreht hat, um die Lampe
                              									auszulöschen.
                           Seine Einrichtung beruht darauf, daß die Röhre D, D (Fig. 3), welche
                              									auf die im Brenner enthaltene Flüssigkeit die von der Flamme empfangene Wärme
                              									fortpflanzt, davon um so mehr zur Verdampfung bringt, eine je größere Heizfläche sie
                              									dieser Flamme darbietet.
                           Durch das Umdrehen des Knopfes und mittelst der ebenerwähnten Bewegung kann man die
                              									Röhre N und den obern Theil des Brenners V, F auf- oder abwärts reiben, wodurch der von
                              									der Flamme erhitzte Theil der Röhre D mehr oder weniger
                              									verkürzt wird und der Lampe mehr oder weniger Flamme läßt. Wenn die Röhre D ganz in der Röhre V
                              									steckt, so erhält der Brenner keine Wärme mehr und die Flamme würde augenblicklich
                              									erlöschen, wenn nicht die schon erlangte Wärme noch etwas Flüssigkeit verdampfen
                              									würde; allein diese ist bald erschöpft und mit ihr hört die Dampf- und
                              									Flammenbildung auf, ohne daß der Brenner Geruch verbreitet.
                           Offenbar wird bei der Einrichtung dieses Brenners nicht nur durch die Verkleinerung
                              									des der Flamme ausgesetzten Theils der Röhre D, sondern
                              									auch durch das Entfernen der Flamme selbst vom Spiegel der Flüssigkeit die
                              									Verdampfung, und mithin auch die Verbrennung, verlangsamt. Die Röhre D, D muß nothwendig von Platin seyn, weil jedes andere
                              									Metall sich oxydiren und so verkrümmen würde, daß kein genauer und dichter Schluß
                              									mehr statt fände, während es bei Platin nicht im geringsten Luft gibt. Der hohe
                              									Preis der Platins vertheuert diesen Brenner um 10 Frcs.; auch ist diese Einrichtung
                              									minder im Gebrauch als die vorhergehende.
                           Wir gehen nun zur Würdigung dieser Beleuchtungsart über.
                           Die Lampe ist durch ihr geschmackvolles Aeußere ein Luxusgegenstand geworden, wozu
                              									die Durchsichtigkeit des krystallenen Reservoirs und die Vergasung der Flüssigkeit
                              									nicht wenig beitrugen. Ob aber dieses System in jeder Hinsicht gut und nützlich ist
                              									und vor den anderen Beleuchtungsarten hinsichtlich der Kosten den Vorzug verdient,
                              									das soll im Folgenden untersucht werden.
                           Die Flamme ist schön weiß, gibt keinen Ruß und wenig oder gar keinen Geruch. Der im
                              									Brenner steckende Docht thut mehrere Tage seinen Dienst, ohne daß man ihn jeden Tag
                              									frisch herzurichten braucht, wie bei den Oelbrennern (Hr. Robert empfiehlt ihn alle 8 Tage zu erneuern); endlich beschmutzt man sich
                              									mit diesen Lampen nicht wie bei Behandlung der Oellampen. Da ferner das Oel immer
                              									Schleimtheile enthält, die sich nicht verflüchtigen und den Docht beschmutzen, so
                              									muß bei den Oelbrennern, nachdem sie mehrere Stunden leuchteten, eine Verminderung
                              									der Lichtintensität ohne Verminderung der Kosten eintreten, was beim Leuchtspiritus
                              									nicht der Fall ist. Auch gereicht es letzterm zum Vortheil, daß die Oellampen, ihre
                              									Reparaturen, und ihr Unterhalt theurer sind, und daß eine Oellampe, welche man nur
                              									selten anzündet, keine guten Dienste verrichten kann in Folge des nachtheiligen
                              									ordnenden Einflusses der Luft auf das Oel, welches dann beim Verbrennen eine schwer
                              									verbrennliche, die Poren des Dochts verstopfende Kohle erzeugt.
                           Leider aber sind diese Vorzüge der neuen Lampen von Uebelständen begleitet, welche
                              									wir ebenfalls nicht verhehlen dürfen. Diese sind erstens der unvermeidliche Geruch
                              									der flüssigen Mischung, welcher anhaltende Geruch vom ätherischen Oel herrührt und
                              									so stark ist, daß wenn man das Unglück hat, in einer Stube eine Lampe umzuwerfen,
                              									oder Leuchtspiritus zu verschütten, man diese Stube auf wenigstens einen Tag verlassen muß;
                              									zweitens daß man in der Regel eine gewisse Quantität dieser Flüssigkeit in Vorrath
                              									zu Hause haben muß, weil man sie nicht, wie das Lampenöl, bei allen Krämern findet,
                              									und auch nicht so bald finden wird. Endlich ist diese Flüssigkeit, da sie sehr
                              									flüchtig und sehr entzündlich ist, und sich bei höherer Temperatur wegen ihrer
                              									leichten Verdunstung selbst von der Ferne her entzünden kann, etwas feuergefährlich,
                              									ein bei der Fahrlässigkeit der meisten Dienstboten sehr zu berücksichtigender
                              									Umstand. Ein Fall ist uns bekannt, wo im letzten Winter eine solche Lampe, bei deren
                              									Licht eine Frau arbeitete, aus Unvorsichtigkeit umgeworfen wurde und zerbrach; die
                              									aus dem Reservoir ausgeflossene Flüssigkeit entzündete sich und verbrannte auf eine
                              									gräßliche Weise die arme Frau, welche allein war, die Besinnung verlor und nach
                              									schrecklichen Schmerzen den Geist aufgab. Die Feuersgefahr ist sonach der
                              									gewichtigste Einwurf, welchen ich gegen die Anwendung der vergasbaren Flüssigkeiten
                              									zur Beleuchtung zu machen habe.
                           Wir müssen bei dieser Gelegenheit eines von Hrn. Robert
                              									erfundenen Eingießkännchens erwähnen: der Henkel desselben ist hohl und seine beiden
                              									Enden haben, das eine ganz nahe beim Halse des Gefäßes, das andere gegen die Mitte
                              									seines Innenraums, Oeffnungen, so daß die Luft in die Eingießkanne beim Entleeren
                              									derselben durch die Handhabe, und nicht, wie bei den gewöhnlichen Gefäßen, durch den
                              									Hals eintritt; hiedurch wird das Gluckgluck, und folglich auch das Umherwerfen der
                              									stets übelriechenden Flüssigkeit vermieden. Um die Feuersgefahr zu vermindern, sind
                              									die Mündungen mit Drahtgeweben überzogen, so daß das Feuer nicht zur Flüssigkeit in
                              									das Kännchen hineinschlagen kann.
                           Wir haben bisher immer eine richtig zusammengesetzte Flüssigkeit (mit rectificirtem
                              									ätherischem Oel) vorausgesetzt; leider liefern die Leuchtspiritus-Verkäufer
                              									den Consumenten nicht immer eine normale Flüssigkeit, sowohl ihre Leuchtkraft, als
                              									ihre Reinheit anbelangend. So ist das Methylen (der Holzgeist) nicht immer frei von
                              									Aether, welcher sich leicht säuert und dann das Metall der Lampe angreift. Einige
                              									behaupten, daß gewisse Sorten Leuchtspiritus beim Verbrennen viel Kohlenoxyd, eine
                              									sehr schädliche Gasart, liefern.
                           Nun handelt sich's noch um den Kostenpunkt. Die Leuchtkraft der Leuchtspirituslampen
                              									hängt von den Verhältnissen des Brenners und der Menge der verbrannten Flüssigkeit
                              									ab. Gegenwärtig (bei der Besteuerung des Alkohols) kostet 1 Liter Leuchtspiritus in
                              									Paris 1 1/2 Fr.  und bei
                              									diesem Preis verzehrt eine Lampe mit sieben Strahlen, welche ein Licht gleich jenem
                              									einer Carcel-Lampe gibt, ungefähr um 8 Cent. Flüssigkeit (nahezu 60 Gramme),
                              									was viel höher kömmt als die Oelbeleuchtung.
                           Sehen wir, ob dieser Aufwand bedeutender Modificationen fähig ist. Das Hektoliter,
                              									behufs der Auflösung des ätherischen Oels, rectificirten Alkohols kostet im
                              									Durchschnitt 70 Fr. (gegenwärtig 90 Fr. in Folge zweier schlechten Weinjahre); dazu
                              									kommen aber für Paris noch 80 Fr. per Hektoliter für
                              									Eingangs- und Consumtionssteuer, was den Preis des Hektoliters für Paris auf
                              									150 Fr. erhöht. Das Hektoliter ätherisches Oel von ungefähr 25°, gleichviel
                              									welchen Ursprungs, kann im Handel jetzt 75 Fr. kosten. Da nun für die
                              									Leuchtflüssigkeit 2 Volume Alkohol und 1 Volum ätherisches Oel erforderlich sind, so
                              									kommt das Hektoliter der Mischung auf 125 Fr., also – 25 Fr. Nutzen für den
                              									Fabrikanten der Flüssigkeit gerechnet, was nur billig ist – auf den
                              									gegenwärtigen Preis.
                           Die Leuchtspiritus-Fabrikanten, so wie die Weinbauer kamen um die Befreiung
                              									von den Consumtions- und Octroiabgaben für den zu dieser Beleuchtung
                              									bestimmten Alkohol ein, wobei sie sich aber verbindlich machten ihn zu denaturisiren
                              									und zum Trinken unbrauchbar zu machen. Die Kammern ließen dem Principe nach dieser
                              									Reclamation Gerechtigkeit widerfahren, indem sie es der Regierung überließen, ein
                              									Reglement über die Bedingungen und die Grundlagen der Denaturisirung des für Gewerbe
                              									und Industrie bestimmten Alkohols festzusetzen. Es waren also Denaturisationsmittel
                              									ausfindig zu machen; die Société
                                 										d'Encouragement lenkte hierauf die Aufmerksamkeit der Chemiker; das
                              									einfachste der im Bericht des Hrn. Payen
                              									Polytechn. Journal Bd. XCI S.
                                       											390. angegebenen Denaturisationsmittel ist die Beimischung von 5 Proc.
                              									Steinkohlentheeröl zum Alkohol. Die Frage wurde dem Berathungs-Comité
                              									für Gewerbe und Fabriken vorgelegt, welches dieses Verfahren aber nicht zureichend
                              									erachtete, um die Wiederbrauchbarmachung des Alkohols zum Getränk zu verhindern;
                              									denn die Regierung macht gegenwärtig der Kammer den Vorschlag, die Abgabe auf
                              									Alkohol um 25 Fr. per Hektoliter zu reduciren, indem die
                              									Kosten der Wiederbrauchbarmachung sich auf 30 Fr. belaufen. Andererseits kündigte
                              									Hr. Robert an, daß er ein sehr einfaches und wenig
                              									kostendes Mittel entdeckt habe, den Alkohol zu denaturisiren, welches wir aber nicht
                              									kennen.
                           
                           Nach unserer Ueberzeugung enthält bei den von der Regierung festgesetzten Mitteln zum
                              									Denaturisiren des Alkohols die Flüssigkeit zu viel Steinkohlenöl, um zu den meisten
                              									technischen Zwecken noch brauchbar zu seyn. Zur Beleuchtung ist solcher Alkohol zwar
                              									tauglich, aber die Preisverminderung ist in dieser Hinsicht nicht bedeutend genug,
                              									daß er die Concurrenz mit dem Oel aushalten könnte.
                           Bei Beantwortung dieser Frage kommen überhaupt wichtige und verwickelte Interessen
                              									ins Spiel. Die Beleuchtung mittelst Leuchtspiritus kann wegen ihrer Neuheit und der
                              									damit verbundenen Uebelstände, wegen des übeln Geruchs und der Entzündbarkeit des
                              									Leuchtspiritus eine allgemeine Einführung nur dann hoffen, wenn sie um ein
                              									Bedeutendes wohlfeiler kömmt, als die Beleuchtung mit Oel. Ihre Verbreitung würde
                              									der Alkohol-Fabrication eine sehr große Ausdehnung geben, welche nicht nur
                              									den Weingegenden nützlich wäre, sondern außer dem Wein auch die Anwendung anderer
                              									Urstoffe zur Alkoholbereitung, z.B. der Runkelrüben und Kartoffeln, zur Folge haben;
                              									vielleicht mit Verminderung des Anbaues von Oelsamen. Andererseits ist zu beachten,
                              									daß der Talg und die Oele des Inlands die Consumtion nicht decken und die jährliche
                              									Einfuhr dieser Producte sehr groß ist; daß folglich der Landwirthschaft kein Schaden
                              									zugefügt würde, wenn man den Leuchtspiritus an die Stelle dieser
                              									Beleuchtungsurstoffe treten ließe, welche wir vom Ausland beziehen. Andererseits muß
                              									auch das Interesse des Staatsschatzes berücksichtigt werden; es geht durchaus nicht
                              									an, daß unter dem Vorwand der Beleuchtung die Abgabe für einen Theil des zum Getränt
                              									bestimmten Alkohols defraudirt werden könne. Endlich muß auch Gleichheit erhalten
                              									werden hinsichtlich des Stadtzolls (Octroi) bei den verschiedenen zum Beleuchten
                              									dienenden Substanzen.
                           So betragen für Paris die Eingangszölle mit Inbegriff der Zehentsteuer:
                           
                              
                                 für das Hektoliter
                                 Oel
                                 22     Fr.
                                 
                              
                                           „
                                 Terpenthinöl
                                 11      „
                                 
                              
                                           „
                                 Steinkohle
                                   0,33 „
                                 
                              
                                 100 Kilogramme 
                                 Talg
                                   3,30 „
                                 
                              
                                           „
                                 Stearinsäurekerzen
                                   8,25 „
                                 
                              
                           Wenn die Abgabe auf einen dieser Artikel aufgehoben oder vermindert wird, so fordert
                              									es die Billigkeit auch für die andern.
                           Es gehören indessen diese Fragen mehr in die Oekonomie als in die Technologie, und
                              									ihre Erörterung liegt unserm Gegenstand weniger nahe. So viel ist gewiß, daß
                              									gegenwärtig in Frankreich die Beleuchtung mit Leuchtspiritus mit der Oelbeleuchtung nicht concurriren
                              									kann und folglich dem Luxus angehört.
                           Man schlug vor, statt des Alkohols, um die Abgaben zu umgehen, Aether, und zwar
                              									Schwefeläther zu dieser Beleuchtung anzuwenden, und die HHrn. Bodson und Laugier nahmen darauf ein Patent.
                              									Allerdings dürfte der Aether ohne Zollabgabe wohlfeiler kommen als der Alkohol; bis
                              									jetzt aber erlaubte sich der Fiscus, die Mischung aus Aether und ätherischem Oel
                              									ebenso wie die mit Alkohol zu besteuern.
                           Zwischen der Beleuchtung mit Leuchtspiritus und mit Gas haben wir keine Parallele
                              									gezogen, in der Ueberzeugung, daß dieses neue System nicht mit dem Gas, sondern nur
                              									mit dem Oel concurriren will und kann.
                           Der Gasogen-Beleuchtung droht übrigens eine Concurrenz durch die Anwendung der
                              										flüssigen Kohlenwasserstoffe oder reinen ätherischen
                              									Oele.
                           Wir sagten im Eingang dieses Artikels, daß eines der vorgeschlagenen Mittel, um das
                              									Rauchen der ätherischen Oele beim Brennen zu verhüten, darin bestehe, auf die von
                              									ihnen erzeugte Flamme eine hinreichende Menge Luft strömen zu lassen, damit der im
                              									Ueberschuß vorhandene Kohlenstoff nicht der Verbrennung entgehen, sich absondern und
                              									Ruß bilden könne, sondern sich mit dem Sauerstoff der zuströmenden Luft verbinden
                              									muß. Statt zur Flamme Luft treten zu lassen, kann man recht gut auch den Dampf des
                              									Oels mit Luft vermischen und dann dieses Gemisch entzünden.
                           Wir müssen nun zuvörderst bemerken, daß letzteres Verfahren viel ökonomischer und
                              									rationeller ist als das erstere, welches darauf hinauslauft, dem ätherischen Oel
                              									eine Substanz von geringem Kohlenstoffgehalt zuzusetzen, wodurch nicht nur die
                              									Kosten vermehrt werden,Alkohol selbst von schlechtem Geschmack, wird wohl stets theurer seyn als die
                                    											flüchtigen Oele vom Schiefer, den Steinkohlen und dem Terpenthin. sondern auch die Intensität des Lichts vermindert.
                           Das Steinkohlen-, Schiefer- und Terpenthinöl für sich allein und ohne
                              									Rauch verbrennen zu können, ist ein Problem von großer Wichtigkeit. Es sind dabei
                              									bedeutende Schwierigkeiten zu überwinden, von welchen viele schon sich wieder
                              									abschrecken ließen, und nur einige erhielten durch große Beharrlichkeit wichtige
                              									Resultate, welche wir ohne den Gegenstand erschöpfen zu wollen, mittheilen.
                           Vor allem müssen wir bemerken, daß es verschiedenartige ätherische Oele gibt, die aus
                              									demselben Urstoff gewonnen werden; daß bei der Destillation der Steinkohle, des
                              									Steinkohlentheers, des Schiefers, die flüchtigsten, leichtesten und flüssigsten Oele
                              									zuerst übergehen; ihre Dünnflüssigkeit und Leichtigkeit nehmen beim Fortschreiten
                              									der Destillation ab und die letzten sich verflüchtigenden Producte sind beinahe
                              									zähe, können beim Erkalten wie die Fette in festen Zustand übergehen, und enthalten
                              									viel Naphthalin und Paraffin. Ohne hiebei länger zu verweilen, bemerken wir, daß wir
                              									im folgenden unter Steinkohlen- oder Schieferöl ein solches von ungefähr 0,84
                              									Dichtigkeit, welches 26° am Aräometer zeigt, verstehen. Die darauffolgenden
                              									Destillationsproducte sind weniger flüchtig und eines der letzten vom
                              									Steinkohlentheer nannten einige todtes Oel (huile morte).
                           Offenbar beruht die Lösung des Problems der Verbrennung der ätherischen Oele für sich
                              									allein auf einer zweckmäßigen Einrichtung der Lampe; sprechen wir daher von den
                              									vorzüglichsten bis jetzt construirten. Einige, die sich mit diesem Gegenstand
                              									beschäftigten, arbeiteten darauf hin, nicht nur Oele die mehr oder weniger ätherisch
                              									sind, sondern auch todtes Oel zu brennen.
                           Im Jahr 1834 construirte Hr. Beale
                              									Polytechn. Journal Bd. LXXIV S. 364.
                                    											Es ist nicht zu verwundern, daß bei der in England so ausgedehnten
                                    											Gasbeleuchtung der in so großer Menge erzeugte Theer in diesem Land zuerst
                                    											zu Versuchen Veranlassung gab, ihn oder seine Destillationsproducte
                                    											nutzbringend zu verwenden. in London eine Lampe, in deren kelchförmigen Brenner besagtes todte Oel zu constantem Niveau in die Höhe steigt.
                              									Mittelst etwas Alkohol entzündet man die Oberfläche dieses Oels und ein umgekehrt
                              									kegelförmiges Zugrohr zieht an die Flamme einen Luftstrom, welcher mittelst einer
                              									kleinen Röhre durch die Flüssigkeit im Kelch zieht und auf dieser Flamme einen
                              									Wirbel hervorbringt, so daß sie also mit Luft vermischt wird und ziemlich gut
                              									brennt.
                           Bald darauf verband sich Hr. Busson-Dumaurier mit
                              									Hrn. Beale, welche mit einander ein Verfahren entdeckten,
                              									ätherische oder andere Oele im Innern eines Brenners in Dampf zu verwandeln und dem
                              									erzeugten Dampf vor dessen Verbrennung eine gewisse Menge Luft beizumengen. Ihre
                              									Lampe bestund für den gewöhnlichen Gebrauch aus einem umgestürzten Reservoir,
                              									mittelst dessen die Flüssigkeit einen oben mit einer durchlöcherten Scheibe
                              									verschlossenen dochtlosen Brenner in constantem Niveau speiste; durch die Löcher
                              									tritt das Dampf- und Luftgemenge aus, welches nach dem Entzünden nicht nur
                              									das Licht gibt, sondern auch zugleich die erforderliche Wärme, um das Oel in Dampf
                              										zu verwandeln. Der
                              									Brenner ist in zwei Theile getheilt, wovon einer über den andern hingleitet, so daß
                              									er nach Bedarf verlängert oder verkürzt werden kann. Die innige Vermengung der Luft
                              									mit Dämpfen von großem Kohlenstoffgehalt, deren Dichtigkeit 4 bis 5mal so groß als
                              									diejenige der atmosphärischen Luft ist, in demselben Brenner, in welchem die
                              									Flüssigkeit sich in Dampf verwandelt, machte jedoch Schwierigkeiten. Die HHrn. Beale und Busson-Dumaurier trieben die Luft in den Brenner unter einem
                              									constanten Druck von ungefähr 3 Cent. Wassers mittelst eines außerhalb des
                              									Etablissements angebrachten Blasebalgs, Ventilators oder Gasometers. Diese Luft
                              									wurde in den Brenner durch ein Röhrchen geführt, welches durch das ätherische Oel
                              									ging und dessen Mündung war, statt gegen den Obertheil des Brenners, gegen die
                              									Oberfläche der Flüssigkeit gerichtet, so daß die gegen diese Oberfläche getriebene
                              									Luft sich mit dem erzeugten Dampf gewaltsam mengte und ihn in gehöriger Proportion
                              									mitriß; mittelst eines gewöhnlichen Hahns regulirte man die einziehende
                              									Luftmenge.
                           Da die HHrn. Beale und Busson-Dumaurier mit demselben Brenner alle bei der Destillation
                              									des Theers erhaltenen Oele consumiren wollten, diese verschiedenen Oele aber bei
                              									sehr verschiedenen Graden verdampfen, so mußten sie letztern Umstand bei der
                              									Construction ihres Brenners berücksichtigen. Aus diesem Grunde schob sich ein Theil
                              									desselben über den andern, so daß, um die Verdampfung zu befördern oder aufzuhalten,
                              									die Flamme nach Belieben näher oder weiter gerückt werden konnte. Die Einrichtung
                              									dieses Apparats, über welchen wir uns nicht weiter verbreiten, weil ein anderer,
                              									vortheilhafterer, an dessen Stelle trat, ist sehr sinnreich; die Flamme war sehr
                              									glänzend, doch nicht ganz rußfrei; außerdem war die Anwendung eines Blasebalgs,
                              									Ventilators oder Gasometers, welche dem Brenner Luft zuführten, sehr kostspielig und
                              									unbequem.
                           Hr. Busson-Dumaurier, mit seinen Resultaten zu
                              									leicht zufrieden, kam nach Frankreich und Paris, in der Hoffnung, daß sein
                              									Beleuchtungs-System nicht nur für Straßen, Höfe etc. eingeführt werde,
                              									sondern auch im Innern der Wohnungen. Er stellte damit in der Straße Laffitte
                              									öffentliche Versuche an. Eines Abends hatte sich eine ziemliche Anzahl Leute, unter
                              									welchen elegant gekleidete Damen, bei ihm eingestellt, um diesen Versuchen
                              									beizuwohnen. Anfangs ging alles zur Zufriedenheit; das Licht war intensiv und sehr
                              									hübsch und zwar etwa 1/2 Stunde lang, als mit einem Mal eine der Damen auf ihrem
                              									weißen Kleide einen kleinen schwarzen Punkt gewahr wurde, den sie mit der Hand abschütteln wollte;
                              									allein durch die Reibung verwandelte sich der Punkt in einen schwarzen Strich;
                              									später bemerkte sie mehrere solche schwarze Punkte, die ebenfalls Striche gaben. Als
                              									die übrigen Damen dieß sahen, entflohen sie unter panischem Schrecken.
                           Busson konnte daraus die Ueberzeugung schöpfen, daß sein
                              									Apparat noch nicht die nöthige Vollkommenheit für die Anwendung besitze, und verband
                              									sich, um diesen Zweck zu erreichen, mit dem Lampenfabrikanten Hrn. Rouen; sie acquirirten vorerst das Privilegium des Hrn.
                              										Lebreton, der sich nicht ohne Erfolg mit der
                              									Beleuchtung mittelst flüssiger Kohlenwasserstoffe abgegeben hatte, und arbeiteten
                              									beharrlich an der Vervollkommnung der Brenner. Nach vielen Versuchen blieben sie
                              									zuletzt bei folgendem Brenner stehen, benutzen aber nur die bei der Destillation der
                              									Steinkohlen, des bituminösen Mergelschiefers oder des Theers übergehenden
                              									flüchtigsten Oele, welche wenigstens 25° am Aräometer zeigen. (Man vergl.
                              									polytechn. Journal Bd. LXXXVIII S. 465.)
                           Fig. 4 zeigt
                              									diesen Brenner. A ist dessen unterer Theil, welcher
                              									unten mit einer Röhre in Verbindung steht, die die Flüssigkeit aus einem Reservoir
                              									mit unveränderlichem Niveau herführt. Ein an dieser Röhre angebrachter Hahn hebt
                              									nach Belieben die Verbindung zwischen dem Reservoir und dem Brenner auf, welcher
                              									letztere höher steht als der Hahn. Auf den Theil A kömmt
                              									der Kopf des Brenners, und diese beiden Stücke sind durch eine Scheidewand getrennt,
                              									auf welcher sich ein Aufsatz B mit kleiner Mündung
                              									befindet. Die Wände C, C des Brennerkopfs sind von
                              									ziemlich dickem Kupfer, also einem sehr guten Wärmeleiter. Etwas über der
                              									Scheidewand sind die Wände im Umkreis mit mehreren Oeffnungen c, c versehen, welche die atmosphärische Luft zutreten lassen; diese
                              									Oeffnungen konnte man mittelst eines außerhalb des Cylinders angebrachten Ringes in
                              									ihrem Querschnitt nach Belieben vermindern. Die Figur zeigt kleine Stäbchen, welche
                              									den Kopf des Brenners mit dem untern Theil vereinigen; über dem Aufsatz B befindet sich eine Glas- oder Zugröhre b. Der Theil des Kopfs, welcher diese Zugröhre b umgibt, bildet eine Art Kammer oder Reservoir, dessen
                              									Wände mit einem Drahtgewebe belegt sind (das durch Punktirung angezeigt ist). D, D sind die auf der Peripherie des Kopfes in
                              									unbestimmter Zahl angebrachten Oeffnungen von 2–3 Millimeter Durchmesser. Auf
                              									dem äußersten Theil des obern Stücks E, E ist ein
                              									Deckpfropf F aufgeschraubt, um den Brenner innwendig
                              									reinigen zu können. Der Kopf des Brenners kann mit einer durchbrochenen Gallerie
                              									versehen seyn, um eine gläserne Zugröhre mit einer Verengerung aufsetzen zu können,
                              									welche die Luft auf die
                              									Flamme zu ziehen zwingt und so die Verbrennung vollständiger macht.
                           Der beschriebene Brenner wirkt nun auf folgende Weise: wie bei den Gasogen-Lampen muß damit begonnen werden, die
                              									Flüssigkeit in Dampf zu verwandeln. Zu diesem Behufe wird der Brenner mit einer Art
                              										Aeolipile (Dampfkugel) erhitzt, die wir sogleich
                              									beschreiben werden. Der Dampf nämlich erzeugt sich im Theile A, entweicht durch den Aufsatz B und reißt
                              									vermöge seiner Spannung die durch c', c' eintretende
                              									Luft mit sich. Dieses Dampf- und Luftgemisch dehnt sich zuerst in der Röhre
                              									aus und gelangt dann in den Kopf des Brenners, in welchem es eine gewisse, seine
                              									Vermischung befördernde, wirbelnde Bewegung bekommt, und zuletzt verbinden sich
                              									Dampf und Luft noch inniger durch die kleinen Löchlein des Drahtgewebes, durch
                              									welche sie treten müssen, um an die Ausstrahlöffnungen D,
                                 										D zu gelangen, über welchen man sie anzündet.
                           Es versteht sich, daß der Hahn dabei geöffnet seyn muß; die Flüssigkeitssäule des
                              									Reservoirs übt auf die in A enthaltene Flüssigkeit einen
                              									constanten Druck aus, so daß der Dampf unter dem Einfluß dieses zur guten Function
                              									des Brenners nothwendigen Drucks austritt. Die Wände c,
                                 										c theilen der Flüssigkeit in A jeden Augenblick
                              									die zu ihrer Verdampfung nöthige Wärme mit. Der Brenner regulirt sich selbst in
                              									Folge seiner Einrichtung; angenommen, es sey eine zu große Menge Flüssigkeit
                              									verdampft, so treibt die größere Spannung des gebildeten Dampfs die Flüssigkeit vom
                              									Theile A in das Reservoir zurück und entfernt sie von
                              									der Wärme-Quelle, was die Verdampfung wieder vermindert.
                           Die Erfinder haben die Dimensionen so berechnet, daß die Menge des in Dampf
                              									verwandelten Kohlenwasserstoffs dem Bedürfniß der Verbrennung entspricht. Die Menge
                              									der Luft, welche sich mit dem Dampf vermischt, soll sich behufs einer geeigneten
                              									Verbrennung wie 3 zu 4 verhalten.
                           Das Drahtgewebe hat außer dem angegebenen Zweck auch den Nutzen, zu verhindern, daß
                              									die Flamme in den Brenner auf das Dampf- und Luftgemisch zurückschlägt,
                              									welches explosiv seyn könnte.
                           Um den Brenner vor dem Anzünden zu erhitzen, bedienen sich die Erfinder, wie gesagt,
                              									einer Art Aeolipile, die eigentlich nichts als ein großer, dem obigen sehr ähnlicher
                              									Brenner, jedoch mit horizontaler Flamme ist.
                           Fig. 5 zeigt
                              									den summarischen Durchschnitt dieses Brenners, welcher unten mit dem Reservoir mit
                              									unwandelbarem Niveau in Verbindung steht, wie schon erklärt wurde. Die Flüssigkeit gelangt in
                              									den Raum A, in dessen oberem Theil sich eine
                              									cylindrische Oeffnung befindet, die in der Figur durch den Raum zwischen A und A' angezeigt ist. Vom
                              									obern Theile A' aus geht eine kleine Röhre B; dieselbe hat eine Oeffnung O, durch welche der durch die Hitze der Flamme gebildete Dampf austritt,
                              									der unmittelbar den Raum A und folglich die Flüssigkeit
                              									erhitzt. Der entweichende Dampf tritt in den cylindrischen Raum und zieht so viel
                              									Luft mit sich, als zur Verbrennung des verdampften Kohlenwasserstoffs erforderlich
                              									ist; das Gemisch wird wie gewöhnlich angezündet. Die Erfinder empfehlen diese
                              									horizontale Flamme auch zum Beleuchten der Leuchtthürme und Schiffe.
                           Einer ihrer gewöhnlichen Brenner consumirt in der Stunde ungefähr 60 Gramme flüssigen
                              									Kohlenwasserstoffs. Die Versuche auf dem Platze des Museums ergaben eine Consumtion
                              									von 70 Grammen (von der oben angegebenen Dichtigkeit), welche bei 85° C. ins
                              									Sieden kamen.
                           Wir gehen nun zur Beurtheilung dieser Beleuchtungsart über.
                           Die Vorrichtungen sind unstreitig sehr sinnreich. Die Flamme dieser Brenner ist
                              									weißer und glänzender als die der Oelbrenner, ihr Licht steht aber an Weiße und
                              									Glanz der Gasflamme nach. Wir sind überzeugt, daß diese Erfindung zur
                              									Straßen-Beleuchtung für das Oel eine gefährliche Concurrenz bilden und in
                              									Anstalten, wo die Verhältnisse die Errichtung eines Gasometers nicht gestatten,
                              									selbst die allgemeine Beleuchtung mit Gas vertreten kann. Doch dürfen wir nicht
                              									verhehlen, daß diese Brenner noch nicht rußfrei sind, was im Freien schon
                              									unangenehm, in Zimmern, Magazinen etc. aber ein unübersteigliches Hinderniß ihrer
                              									Anwendung ist. In Stationshöfen, Werkstätten etc. verwendet man sie in besondern
                              									Laternen, wovon eine in Fig. 6 abgebildet ist. C ist der Helm; das Flüssigkeit-Reservoir ist in
                              										R, und die Flüssigkeit wird durch die Röhre t dem Brenner B zugeführt.
                              									Das Reservoir darf nicht unmittelbar auf den Helm gesetzt werden, sondern muß davon
                              									getrennt seyn, damit die Hitze der Flamme nicht auf die Flüssigkeit wirkt.
                           Uebelstände sind nun 1) das mehr oder weniger bedeutende Rußen; 2) die dem Anzünden
                              									nothwendig vorausgehenden Operationen, indem zum Anzünden von Gaslaternen bei weitem
                              									nicht so viel Zeit erforderlich ist. Das Anzünden frischer Brenner erfordert 2
                              									Minuten, die Zeit inbegriffen, welche der Anzünder braucht, um von einem Brenner zum
                              									andern zu gehen. Dazu käme noch, im Innern der Häuser, der Geruch der Flüssigkeit,
                              									nicht der brennenden, sondern wenn solche aus Unvorsichtigkeit verschüttet wird, welcher Geruch
                              									viel widerlicher ist als derjenige des Leuchtspiritus; endlich die Nothwendigkeit,
                              									eine sehr brennbare Flüssigkeit im Hause zu haben. Hinsichtlich der Uebelstände des
                              									Leuchtspiritus und der Kohlenwasserstoffe, nämlich ihres Geruches und des Rauchens,
                              									müssen wir jedoch bemerken, daß das Gas, wenn es nicht gut gereinigt – was
                              									oft der Fall ist – sie ebenfalls besitzt. Die Explosionen des Leuchtgases
                              									– worin Paris das traurige Privilegium zu haben scheint – sind der
                              									Leichtentzündlichkeit der ätherischen Oele gegenüber zu berücksichtigen.
                           Nun haben wir noch den Kostenpunkt zu betrachten. Unstreitig stellt sich schon
                              									gegenwärtig diese Beleuchtung wohlfeiler als diejenige mit Oel, weil die ätherischen
                              									Oele des Hrn. Selligue, aus dem Schiefer zu Autun
                              									bereitet, auf 40 Fr. per 100 Kilogr., und das Theeröl zu
                              									Paris auf ungefähr 75 Fr. zu stehen kömmt. Hr. Rouen
                              									behauptet, den flüssigen Kohlenwasserstoff noch viel wohlfeiler herstellen zu können
                              									durch Destillation der Steinkohle in den Gruben selbst (oder in geringer Entfernung
                              									davon) bei niederer Temperatur, so daß sich die Leuchtflüssigkeit auf 20 Fr. per 100 Kilogr. stellen würde. Doch hat sich dieß noch
                              									nicht hinreichend durch Erfahrung bewährt.
                           Hr. Ménage nahm vor einem Jahr ein Erfindungspatent
                              									auf eine Lampe zum Brennen der ätherischen Oele des Schiefers, Theers, Terpenthins
                              									etc. Diese Lampe, deren Eigenthum er seitdem an den Lampenverfertiger Breuzet, rue du Bac zu Paris,
                              									abgetreten hat, hat nicht zum Zweck, die Flüssigkeit zu verdampfen; sie hat einen
                              									geflochtenen Docht, welcher in ein Reservoir von ziemlich großem Durchmesser
                              									hinabreicht. Die Luft unterstützt die Verbrennung erst, nachdem sie durch eine mit
                              									sehr kleinen Löchern versehene metallene Gallerie (etwa auch ein Drahtgewebe)
                              									getreten ist, welche sich unterhalb der Flamme befindet; die Flamme erhitzt also die
                              									Luft durch ihre strahlende Wärme. Etwas oberhalb der Flamme, innerhalb des Glases,
                              									befindet sich eine metallene Scheibe, welche ins Rothglühen kommt und den Zweck hat,
                              									den der Verbrennung in der Flamme selbst entgangenen Kohlenstoff zum Verbrennen zu
                              									bringen. Das Glas endlich hat eine Verengung, welche die Luft zwingt an das Ende der
                              									Flamme hinzuströmen, so daß an dieser Stelle die Verbrennung sehr lebhaft wird.
                           Man fand, daß die Verbrennung in dieser Lampe mit gehörig rectificirtem Terpenthinöl
                              									sehr befriedigend vor sich ging; solches ist unerläßlich. Die Flamme ist alsdann
                              									recht weiß, nicht hoch und verbreitet sehr viel Licht; sie ist aber nicht wohlfeiler
                              									als die Beleuchtung mit Oel, sondern theurer. Das Schieferöl wurde ebenfalls
                              									versucht; bis jetzt aber
                              									scheint es, nach Hrn. Ménage, daß dessen Reinigung
                              									noch nicht so weit gelang, um eine gute Verbrennung zu erzielen. Uebrigens findet
                              									man, wenn man flüssige Kohlenwasserstoffe in Lampen mit Dochten brennt, daß der
                              									Docht sehr bald schmierig wird, wenn das ätherische Oel nicht bestmöglich gereinigt
                              									ist. Diesen Uebelstand beobachtete auch der Chemiker Kurz
                              									in London, welchem eine sehr einfache Lampen-Einrichtung vorschlug, die wir
                              									nun beschreiben wollen.
                           Fig. 7 ist der
                              									Verticaldurchschnitt einer Lampe mit plattem Docht; a, a
                              									die Flüssigkeit enthaltendes Reservoir; b, b conisches
                              									Stück von Metall oder Glas, dessen oberer Theil den Brenner über dem Dochte umhüllt,
                              									damit die Luft, welche in den Raum zwischen letzterm und dem Körper der Lampe
                              									eindringt, in die Mitte der Flamme gelangt, wodurch ihre Intensität vermehrt wird.
                              										c Ventil, welches innerhalb des Kegels angebracht
                              									ist, aber von außen regiert wird. Durch Oeffnen oder Schließen dieses Ventils c und eines andern d,
                              									welches sich ihm gegenüber befindet und woran ein mit einem Gewinde versehenes
                              									Stängchen e angebracht ist, wird der zur Verbrennung
                              									erforderliche Luftzug regulirt und die Flamme verlängert, ohne daß die Lampe
                              									merklich raucht. Die Pfeile zeigen die Richtung dieses Stroms. f ist der Dochtträger, welcher sich von den gewöhnlichen
                              									dadurch unterscheidet, daß der äußere Rand höher ist als der innere, so daß man beim
                              									Herrichten der Lampe den Docht dem äußern Rande entsprechend abschneidet, wodurch
                              									man ihn vollkommen gerade erhält.
                           Fig. 8
                              									unterscheidet sich von Fig. 7 dadurch, daß hier
                              									zwei flache Dochte sind und das Ventil, welches den innern Luftstrom regulirt, im
                              									Fußgestell der Lampe, am Fuße der Röhre h angebracht
                              									ist, wo es durch das Stängchen d dirigirt wird. Es
                              									findet hier also ein doppelter Luftzug statt; der eine innen und der andere
                              									äußerlich, durch den Kegel b eindringend.
                           Anstatt der gewöhnlichen Luft hat man auch zur Unterhaltung der Verbrennung bei den
                              									Lampen mit flüssigem Kohlenwasserstoff zu besonderen Zwecken das Sauerstoffgas
                              									angewandt. Hr. Gaudin stellte nämlich in den Jahren 1838
                              									bis 1840 sehr interessante Versuche an, um große Lichtherde zu erzeugen. Wir wollen
                              									bei der Idee dieses Gelehrten, eine ganze Stadt oder wenigstens ein Quartier
                              									mittelst einer einzigen Lichtquelle zu beleuchtenAus welchem Grunde die Beleuchtung des Hrn. Gaudin
                                    											auch Sideral-System genannt wurde., nicht verweilen; den dagegen gemachten Einwurf finden wir sehr begründet,
                              									natürlich und unwiderlegbar, müßte man doch diesen Lichtherd in einer übermäßigen Höhe
                              									anbringen, wenn er alle Straßen und Stadtheile mit einiger Gleichförmigkeit
                              									beleuchten sollte.Ein anderes ist es mit der Beleuchtung eines großen Platzes mittelst mehrerer
                                    											concentrischen Gasflammen, mit einem Reflector darüber; sowie man die Place
                                    											de la Concorde auch elektrisch zu beleuchten versuchte.
                              								
                           Hr. Gaudin beschäftigte sich bei seinen Versuchen sehr
                              									viel mit dem sogenannten Drummond'schen Lichte, welches
                              									durch Verbrennung eines Gemisches von Sauerstoff und Wasserstoff über Kalk oder
                              									Magnesia erhalten wird. Die beiden Gase bilden, indem sie sich vereinigen, Wasser
                              									und bei dieser chemischen Verbindung wird viel Wärme und Licht entwickelt; kaum aber
                              									hat sich dieses Wasser gebildet, so verbindet es sich mit der vorhandenen Basis
                              									unter neuer Wärme- und Lichtentwickelung.
                           Hr. Gaudin war so vorsichtig, das Sauerstoff- und
                              									das Wasserstoffgas in zwei besondern Gasometern vorräthig zu halten, wovon einer mit
                              									einer am Brenner selbst ausmündenden Röhre versehen war, der andere aber mit einem
                              									erstere Leitung umhüllenden Rohr in Verbindung stand, ohne jedoch mit ihr selbst im
                              									geringsten zu communiciren. Auf diese Weise strömt, wenn der Apparat in Wirksamkeit
                              									ist, von den beiden Gasen das eine durch die mittlere Röhre, das andere durch den
                              									dieselbe umgebenden kreisförmigen Raum, und sie berühren sich erst im letzten
                              									Augenblick.
                           Damit aber die Verbrennung gehörig stattfindet, muß die Vermischung der Gase nicht
                              									nur ohne Gefahr der Explosion, sondern auch innig geschehen. Zu diesem Behufe bohrte
                              									Hr. Gaudin in die Röhren gegen ihr Ende hin zahlreiche
                              									convergirende Oeffnungen. Statt der Gaudin'schen
                              									Vorrichtung könnte man Desbassayn's
                              									Luftwasserstofflöthrohr (polytechn. Journal Bd.
                                 										LXXVII S. 33) anwenden.
                           Statt des reinen Sauerstoffs und Wasserstoffs suchte Hr. Gaudin auch unter den in der Natur oder im Handel verbreiteten Substanzen
                              									diejenigen anzuwenden, bei welchen der eine oder der andere dieser Körper den
                              									Hauptbestandtheil ausmacht und die übrigen Bestandtheile von keinem besondern
                              									Einflusse sind. Er wählte deßhalb für den Sauerstoff die atmosphärische Luft und
                              									statt des Wasserstoffs den Alkohol, Aether und die ihn in großer Menge enthaltenden
                              									ätherischen Oele. Wie man sieht, haben diese Versuche einige Aehnlichkeit mit der
                              									Beleuchtung mit flüssigen Kohlenwasserstoffen.
                           Der von Hrn. Gaudin angewandte Kalk wurde auf eine von ihm erfundene Weise
                              									zubereitet; er hält ihn für eine aus sehr kleinen Krystallen bestehende Masse, wegen
                              									unzähliger auf seiner Oberfläche glänzender Facetten.
                           Es gelang Hrn. Gaudin, Terpenthinöl mit atmosphärischer
                              									Luft ohne allen Rauch zu verbrennen und er erhielt dabei eine Flamme, welche an
                              									Weiße die einer Carcellampe weit übertraf; mit Sauerstoff erhielt er zwar eine
                              									blendendweiße Flamme, welche einhundertundfünfzigmal so
                              									stark leuchtete, als das Steinkohlengas; allein was merkwürdig ist, das Rauchen
                              									derselben war schwer zu verhüten. Ein so starker Lichtglanz kann dem Auge nur
                              									schädlich seyn.
                           Das Gaudin'sche System fand noch keine Anwendung, weder
                              									zur öffentlichen, noch zur Privatbeleuchtung; hingegen empfiehlt es sich zur
                              									Beleuchtung des Focus der Mikroskope, wo es des Nachts die Wirkungen des
                              									Sonnenmikroskops ersetzt.
                           In gewissen Fällen jedoch könnte von dieser Beleuchtungsart Gebrauch gemacht werden;
                              									denn da die Erzeugung einer gegebenen Lichtmenge 100mal weniger Sauerstoff erfordert
                              									als das Leuchtgas, so ist es viel tragbarer. Zum Beleuchten der Postwägen, der
                              									Telegraphen, der Schiffe etc. kann man sich einigen Erfolg davon versprechen.
                           Gegen Ende des Jahres 1842 wurden zu Toulon auf Befehl des Marineministers Versuche
                              									über Beleuchtung mittelst Sideralgases zur See
                              									angestellt. Das im voraus bereitete Sauerstoffgas wurde in metallenen Recipienten,
                              									worin es auf mehrere Atmosphären comprimirt war, an Bord gebracht; auf jeden
                              									Recipient war eine Büchse von 1/2 Liter Rauminhalt geschraubt, welche Aether
                              									enthielt, durch den der Sauerstoff streichen mußte, welcher mittelst eines Boquillon'schen Regulators gleichmäßig aus dem Recipient
                              									entwich. Ein kupferner, silberplattirter Reflector von parabolischer Form war am
                              									Gasbrenner angebracht und konnte mittelst eines Kniegelenks nach allen Richtungen
                              									gedreht werden. Im Focus dieses Reflectors brannte das Gemisch von Aetherdampf und
                              									Sauerstoff; ein Stück Kalk oder Magnesia von der Größe einer Erbse war mittelst
                              									eines Platindrahts im Focus befestigt.
                           Wir können hier nicht alle Resultate dieses Versuchs anführen, nur so viel sey
                              									gesagt, daß das Licht zweier auf dem Schiff Montebello angebrachten Apparate für das
                              									Dampfboot Papin, welches in der Richtung des Lichtbüschels in die See fuhr, nicht
                              									eher unsichtbar ward, als bis es unter dem Horizont verschwand; die beiden Schiffe
                              									waren 10 bis 11 Seemeilen weit auseinander. Die Commissäre berechneten die
                              									Consumtion des Sauerstoffs zu 70 Liter per Stunde. Die
                              									Sideralgas-Compagnie machte bekannt, daß ihre Apparate nur für 15 Cent.
                              									Aether 
                              									per Stunde verzehren, und daß zur Erzeugung von 1000
                              									Liter Sauerstoff von 1 Atmosphäre Druck, im Durchschnitt 20 Kil. guter Braunstein
                              										hinreichen.Man vergl. über Gaudin's Siderallicht polytechn.
                                    											Journal Bd. XCIX. S. 357.
                              								
                           
                        
                     
                  
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