| Titel: | Ueber eine neue galvanische Batterie, welche wohlfeiler herzustellen und kräftiger ist als die jetzt gebräuchlichen; von N. J. Callan, Professor der Physik am Maynooth College. | 
| Fundstelle: | Band 105, Jahrgang 1847, Nr. C., S. 437 | 
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                        C.
                        Ueber eine neue galvanische Batterie, welche
                           								wohlfeiler herzustellen und kräftiger ist als die jetzt gebräuchlichen; von N. J. Callan, Professor der
                           								Physik am Maynooth College.
                        Aus dem Philosophical Magazine, August 1847, S.
                              								81.
                        Callan, über eine neue galvanische Batterie.
                        
                     
                        
                           Nach dem Princip der Grove'schen und Bunsen'schen Batterie war es mir wahrscheinlich, daß bei ersterer das
                              									Platin und bei letzterer die Kohle durch Blei ersetzt werden kann. Ich brachte in
                              									die poröse Zelle einer Grove'schen Batterie ein Stück Blei von 1/16 Zoll Dicke, 2
                              									Zoll Breite und 6 Zoll Länge. Ich fand daß das Blei, welches durch eine Mischung von
                              									concentrirter Salpetersäure und Schwefelsäure erregt wurde, einen sehr starken
                              									galvanischen Strom hervorbrachte. Ich verglich dann die Wirkung dieser
                              									Blei-Batterie mit derjenigen einer Platin Batterie von derselben Größe, indem
                              									ich die von den zwei Batterien erzeugten Ströme gleichzeitig, aber in
                              									entgegengesetzten Richtungen durch die Drahtwindung eines Galvanometers leitete.
                              									Beide Batterien wurden mit denselben Säuren geladen: das Blei und Platin wurden
                              									durch concentrirte Salpetersäure und Schwefelsäure, und das Zink durch verdünnte
                              									Schwefelsäure erregt. Der Strom von der Platin-Batterie neutralisirte nicht
                              									nur die Ablenkung, welche durch die Blei-Batterie hervorgebracht wurde,
                              									sondern verursachte noch eine entgegengesetzte Ablenkung, ein Beweis daß ersterer
                              									Strom beiläufig zweimal so stark war als letzterer. Man ließ die zwei Batterien etwa
                              									3 1/2 Stunden lang wirken. Nach dieser Zeit war der Strom vom Blei beiläufig 2
                              									1/2mal so stark als der Strom vom Platin. Während dieser 3 1/2 Stunden hatte sich
                              									nur sehr wenig Blei aufgelöst.
                           Ich kam nun auf den Gedanken, ob sich die Stärke der Batterie nicht dadurch
                              									vergrößern läßt, daß man die Wirkung der Säuren auf das Blei vermindert. Ich überzog
                              									daher eine Bleiplatte mit Blattgold und eine andere eben so große mit Goldchlorid,
                              									geradeso wie man Silberblech für Smee's Batterie
                              									verplatint. Diese Platten und eine eben so große von Platin, wurden nach einander in
                              									die poröse Zelle einer Grove'schen Batterie gebracht und der galvanische Strom durch
                              									die Drahtwindung unseres großen Elektromagnets geleitet, dessen Eisenstange 13 Fuß
                              									lang und 2 1/2 Zoll dick ist; der Kupferdraht ist beiläufig 500 Fuß lang und 1/6
                              									Zoll dick. Die magnetische Kraft welche dem Elektromagnet durch die mit Goldchlorid
                              									überzogene Bleiplatte ertheilt wurde, schien derjenigen gleich zu seyn, welche durch
                              									die Platinplatte hervorgebracht wurde. Der Strom von der mit Blattgold überzogenen
                              									Bleiplatte brachte keine so große magnetische Wirkung hervor. Nachher fand ich daß
                              									ein Ueberzug von Platinchlorid eben so gut ist, wie einer von Goldchlorid.
                           Einige Tage darauf ließ ich eine Blei- und eine Platin-Batterie von
                              									gleicher Größe 4 1/2 Stunden lang wirken. Nach Verlauf dieser Zeit wirkte die
                              									Bleiplatte vollkommen so gut wie die Platinplatte. Als die Salpetersäure so
                              									erschöpft war, daß das Blei den Elektromagnet kaum dahin zu magnetisiren vermochte
                              									daß er ein gewisses Gewicht trug, wurde die Bleiplatte aus der porösen Zelle
                              									genommen und dagegen eine gleich große Platinplatte hineingebracht; die Platinplatte
                              									setzte aber den Elektromagnet nicht in Stand dasselbe Gewicht zu tragen, wozu ihn
                              									das Blei befähigt hatte.
                           Die magnetisirende Kraft der Batterie mit verplatintem oder vergoldetem Blei wurde
                              									mehrmals mit der Wirkung der Platin-Batterie dadurch verglichen, daß man sie
                              									eine elektromagnetische Maschine treiben ließ. Hiebei war die Wirkung der
                              									Blei-Batterie offenbar größer als die der Platin-Batterie. Einigemal
                              									wurde die Platinplatte aus der porösen Zelle genommen und durch eine gleich große
                              									verplatinte oder vergoldete Bleiplatte ersetzt: die Geschwindigkeit der Maschine
                              									nahm dann augenblicklich und bedeutend zu. Dasselbe geschah, wenn man die
                              									Platinplatte aus der Zelle nahm und durch eine verplatinte Platinplatte ersetzte.
                              									Daraus geht hervor, daß eine mit Platin- oder Goldchlorid überzogene
                              									Bleiplatte oder eine verplatinte Platinplatte einen stärkeren galvanischen Strom
                              									hervorbringt, als eine Platinplatte. Durch Anwendung doppelter Bleiplatten und
                              									einfacher Zinkplatten, anstatt doppelter Zinkplatten und einfacher Bleiplatten, wird
                              									die Wirkung der Batterie ebenfalls verstärkt. Wenn die Bleiplatten lange Zeit
                              									gebraucht worden sind, muß man sie frisch vergolden oder verplatinen. Nach der Anwendung sollte man
                              									sie in Wasser spülen und in eine schwache Auflösung von Goldchlorid oder
                              									Platinchlorid tauchen.
                           Da die concentrirten Säuren das Gold- oder Platinpulver beseitigen, indem sie
                              									das Blei auflösen, auch die Salpetersäure sehr kostspielig ist, so bemühte ich mich
                              									ein wohlfeiles Surrogat derselben auszumitteln, welches nicht auf das Blei wirkt.
                              									Zuerst versuchte ich gewöhnlichen Salpeter. Ich löste etwa 1/8 Unze davon in
                              									Schwefelsäure auf, welche ich mit ihrem gleichen Volum Wasser verdünnte. Diese
                              									Mischung goß ich in die poröse Zelle einer Grove'schen Batterie und stellte eine
                              									verplatinte Bleiplatte hinein. Dann leitete ich den galvanischen Strom durch die
                              									Drahtwindung unseres großen Elektromagnets: die magnetische Kraft, welche ihm
                              									dadurch ertheilt wurde, war größer als diejenige welche ihm eine gleich große
                              									Grove'sche Batterie verlieh, worin das Platin durch concentrirte Salpetersäure und
                              									Schwefelsäure erregt wurde. Auch fand ich, daß die Batterie mit verplatintem Blei
                              									mehr Wärme erzeugt als die andere; ich lud eine verplatinte Blei-Batterie mit
                              									einer Mischung von 5 Theilen Schwefelsäure, 5 Salpeterlösung und 1 Salpetersäure,
                              									und eine Grove'sche Batterie mit gleichen Theilen Salpetersäure und Schwefelsäure;
                              									erstere schmolz ein Stück Stahldraht, welches letztere nur weißglühend machte. Wenn
                              									eine Platinplatte durch eine Mischung von Schwefelsäure und Salpeterlösung erregt
                              									wird, ist der galvanische Strom so stark wie bei Anwendung von concentrirter
                              									Salpetersäure und Schwefelsäure. Die Kosten des Salpeters zum Laden einer Batterie
                              									betragen aber höchstens den zwanzigsten Theil von denjenigen der erforderlichen
                              									Salpetersäure. Erstere nimmt zwar schneller an Stärke ab als letztere: durch mehrere
                              									Versuche kam ich aber zu dem Schluß, daß die Kosten, um eine gegebene Wirkung durch
                              									eine Platin-Batterie hervorzubringen, welche mit concentrirter Salpetersäure
                              									und Schwefelsäure geladen ist, drei- bis viermal so groß sind, als bei
                              									Anwendung einer verplatinten Blei-Batterie, welche mit einer Mischung von
                              									Schwefelsäure und Salpeterlösung geladen wird. Ich habe anstatt Salpetersäure auch
                              									Natronsalpeter und salpetersaures Ammoniak angewandt; dieselben sind zwar sehr
                              									wirksam, aber nicht so geeignet wie der gemeine Kalisalpeter. Die wirksamste
                              									Mischung für die Platin-Batterie oder verplatinte Blei-Batterie
                              									besteht aus 4 Theilen Schwefelsäure, 2 Salpetersäure und 2 gesättigter
                              									Salpeterlösung. Wenn man keine Salpetersäure anwendet, sollte wenigstens die Hälfte
                              									der Mischung aus Schwefelsäure bestehen und der Rest aus Salpeter und Wasser: die
                              									Lösung braucht nicht mit Salpeter gesättigt zu seyn. Eine sehr kräftige erregende
                              									Mischung für Platin bilden 4 Theile Schwefelsäure, 2 einer Lösung von doppelt-chromsaurem Kali
                              									und 2 Salpeterlösung; verplatintem Blei ertheilt sie aber verhältnißmäßig wenig
                              									Wirkung. Ich habe mich vergebens bemüht, unter den schwefelsauren Salzen ein
                              									Surrogat für die Schwefelsäure aufzufinden. Der galvanische Strom von einer
                              									verplatinten Blei-Batterie, welche durch 2 Theile Schwefelsäure, 3
                              									Glaubersalz und 3 Kalisalpeter erregt wird, ist sehr stark, aber bedeutend schwächer
                              									als derjenige welcher durch die concentrirten Säuren hervorgebracht wird.
                           Daß verplatintes oder vergoldetes Blei und verplatintes Platin wirksamer als bloßes
                              									Platin sind, erklärt sich dadurch, daß bei der Batterie mit verplatintem oder
                              									vergoldetem Blei und derjenigen mit verplatintem Platin, die thätigen Metalle nicht
                              									Blei oder Platin und Zink, sondern Goldpulver oder Platinpulver und Zink sind; und
                              									daß das Gold- oder Platinpulver gegen Zink negativer als Platin sind. Daraus
                              									schloß ich erstens, daß eine Bleiplatte, die man mit irgend einer Substanz
                              									überzieht, welche negativer und wohlfeiler als Platin oder Gold ist, so kräftig
                              									wirken muß wie verplatintes oder vergoldetes Blei; und zweitens, daß jedes andere
                              									Metall an welchem das Platin- oder Goldpulver haftet, so brauchbar ist wie
                              									Blei. Ich überzog daher auf galvanischem Wege Bleiplatten mit Antimon, Arsenik und
                              									Chrom; sie waren aber entweder weniger wirksam als das verplatinte Blei oder
                              									verloren doch bald ihre Kraft.
                           Ich habe mit dem verplatinten Blei die anderen wohlfeilen Metalle verglichen, welche
                              									ich mit Gold oder Platin überzog; mit Ausnahme des Gußeisens standen sie ihm aber
                              									alle nach. Verplatintes Gußeisen ist so wirksam wie verplatintes Blei; und auch ohne
                              									Platinüberzug scheint das Gußeisen so wirksam zu seyn wie Platin. Zur Vergleichung
                              									magnetisirte ich unseren großen Elektromagnet und trieb auch eine elektromagnetische
                              									Maschine, sowohl mit einer Gußeisen-Batterie, als mit einer gleich großen
                              									Grove'schen Batterie; beide Batterien waren mit derselben Mischung geladen; jene war
                              									letzterer vollkommen gleich.
                           Ich habe mehrere Versuche über die relative Wirkung verplatinten Silbers und
                              									verplatinten Bleies angestellt und bin durch die erhaltenen Resultate überzeugt
                              									worden, daß letzteres mit gleichem Erfolge anstatt des ersteren in Smee's Batterie angewandt werden kann. Gußeisen nimmt den
                              									Ueberzug von Platinpulver nicht so gut an wie Blei oder Silber (wenigstens bevor
                              									nicht seine harte Oberfläche abgenutzt ist); und deßwegen ist es auch nicht so
                              									wirksam wie diese beiden. Ich habe aber gesunden, daß Zink und Gußeisen, durch
                              									verdünnte Schwefelsäure erregt, so constant in ihrer Wirkung sind wie Zink und verplatintes Blei. Eine
                              									Platte aus verplatintem Blei oder Gußeisen von sechs Zoll im Quadrat, kann man aber
                              									für den zwölften Theil der Kosten einer gleich großen verplatinten Silberplatte
                              									haben.
                           Aus den beschriebenen Versuchen schließe ich erstens, daß man eine wirksamere
                              									Batterie als Grove's Salpetersäure-Batterie ist,
                              									dadurch herstellen kann, daß man das Platin durch verplatintes Blei oder
                              									verplatintes Platin ersetzt und anstatt der Mischung von Salpetersäure und
                              									Schwefelsäure ein Gemisch von Salpeterschwefelsäure und Kalisalpeter anwendet;
                              									zweitens daß man eine ebenso wirksame Batterie, als die
                              									Salpetersäure-Batterie ist, dadurch construiren kann, daß man das Platin
                              									durch Gußeisen ersetzt.
                           Bei der Wohlfeilheit des Gußeisens und des verplatinten Bleies kann sich jedermann
                              									eine kräftige galvanische Batterie anschaffen. Eine Batterie mit verplatintem Blei
                              									ist etwa fünfzehnmal so wirksam als eine gewöhnliche gleich große Wollaston'sche Batterie. Eine Gußeisen-Batterie
                              									ist etwas weniger wirksam als eine mit verplatintem Blei; ich ziehe aber erstere
                              									vor, weil man dem Gußeisen keinen Platinüberzug zu geben braucht. Ich bin jetzt
                              									beschäftigt zwei große Gußeisen-Batterien für unsere physikalische Sammlung
                              									herzustellen; die eine mit 33 Quadratfuß Zink und 66 Gußeisen, die andere mit 80
                              									Quadratfuß Zink und 160 Gußeisen. Diese Batterien werden wirksamer seyn, als alle
                              									bisher construirten; die Kosten werden sehr mäßig seyn, weil die Zinkplatten und
                              									Porzellankästen unserer bisherigen Grove'schen Batterien bei den neuen verwendbar
                              									sind.