| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 105, Jahrgang 1847, Nr. , S. 71 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Dampfkessel-Explosionen in England.
                           In einer Versammlung der Société
                                 										d'Encouragement (zu Paris) am 14. April d. J. theilte der anwesende Dr. Ritterbandt (welcher
                              									bekanntlich zuerst den Salmiak zur Verhinderung der Krustenbildung in den
                              									Dampfkesseln vorschlug) Folgendes über die in England stattfindenden
                              									Dampfkessel-Explosionen mit: „Dieselben sind am Montag viel
                                 										häufiger als an den anderen Tagen der Woche und haben in der Regel keine
                                 										nachtheiligen Folgen; da sie im Innern der Fabriken stattfinden, so haben die
                                 										Eigenthümer ein Interesse sie zu verheimlichen; man spricht nur dann davon, wenn
                                 										ein Menschenleben das Opfer oder der Nachbarschaft ein beträchtlicher Schaden
                                 										zugefügt wird. Hr. Armstrong bemerkt in seinem Werk
                                 										über die Dampfkessel, daß zu Manchester jede Woche wenigstens zwei bis drei
                                 										Explosionen stattfinden und zwar in der Regel aus folgender Ursache: die Heizer,
                                 										welche Montag Morgens oft später in die Fabrik kommen und Wohl wissen, daß man
                                 										bei derselben Hitze mit einer geringeren Menge Wasser die erforderliche
                                 										Dampfmenge hervorbringen kann, beeilen sich den Kessel zu heizen, nachdem sie
                                 										nur sehr wenig Wasser hineingebracht haben. Das von Wasser entblößte Metall
                                 										erhitzt sich und wenn die Glocke läutet, welche für den Anfang der Arbeit das
                                 										Zeichen gibt, wird die Dampfmaschine in Gang gesetzt und schafft in den Kessel
                                 										das zu dessen Speisung erforderliche Wasser; da dieses Wasser auf überhitzte
                                 										Metallflächen gelangt, so entsteht plötzlich eine solche Menge Dampf, daß die
                                 										Wände des Kessels, deren Dicke nicht berechnet ist um einem starken Druck zu
                                 										widerstehen, nachgeben und zerreißen, worauf durch die mehr oder weniger
                                 										beträchtlichen Riffe Dampf entweicht. Ost hört man auch vor diesen Explosionen
                                 										einen schwachen Knall. Es ist also, fügte Hr. Ritterbandt bei, hienach erklärlich, daß die Explosionen nur selten
                                 										bedeutende Unglücksfälle zur Folge haben, weil sie meistens einige Minuten vor der
                                 										Ankunft der Arbeiter erfolgen.“ (Bulletin de
                                 										la Société d'Ecouragement, April 1847, S. 218.)
                           
                        
                           Versuche mit Busse's Wagen zur
                              									Verhütung der Achsenbrüche auf Eisenbahnen.
                           Mit Bezugnahme auf meine Abhandlung über Verhütung der Achsenbrüche bei
                              									Eisenbahnwagen mittelst einer neuen Wagenconstruction (im polytechn. Journal Bd. CIV S. 401) gebe ich mir die Ehre über
                              									die Resultate zu berichten, welche sich aus den ersten Versuchen mit dieser
                              									Construction ergeben haben.
                           Ein nach meinem System und für meine Rechnung eingerichteter gewöhnlicher Lastwagen
                              										auf vier Rädern (Holzkeilrädern nach meinem Patent)
                              									hat verschiedene Probefahrten mit schwerer Belastung und zwar bis zu 160 Cntr. über die ganze Länge der Leipzig-Dresdener Bahn
                              									gemacht und vollkommen allen Erwartungen entsprochen, die ich von dieser
                              									Construction hege. Die Gefahr eines Achsenbruches erscheint durch meine Erfindung
                              									als völlig beseitigt und ich darf jeden Sachverständigen einladen, sich durch eigene
                              									Anschauung davon zu überzeugen, daß auch größere Belastung einen Achsenbruch nicht
                              									herbeiführen werde. Der gedachte Probewagen läuft bei schnellster Fahrt mit
                              									Leichtigkeit durch die Curven, zeigt keine Seitenbewegung, geht deßhalb ruhiger als
                              									andere Lastwagen und bedarf auch weniger Zugkraft.
                           In Bezug auf letztere habe ich verschiedene dynamometrische Versuche vorgenommen,
                              									nach welchen es scheint, daß mit einer bestimmten Zugkraft etwa 1/3 mehr Ladung
                              									durch Anwendung meiner vierräderigen Wagen fortzubringen
                              									seyn wird, als es mittelst der jetzt gebräuchlichen sechsräderigen Lastwagen möglich ist. Diese Versuche stellen in Aussicht,
                              									daß eine Locomotive, welche z.B. 20 sechsräderige, mit 3000 Cntr. beladene Lastwagen
                              									zu bewegen vermag, auch mindestens 26 Wagen von meiner Construction mit 4000 Cntr.
                              									Ladung fortbringen wird. Ein darüber völlig entscheidendes Resultat wird in der
                              									Praxis erst dann sich ergeben, wenn ein ganzer Zug solcher Wagen mit einer
                              									Locomotive bewegt werden kann.
                           So viel aber scheint fest zu stehen, daß die Nutzung der jetzt gebräuchlichen
                              									Lastwagen durch Anwendung meines Systems zu verdoppeln ist. Wenn z.B. eine Eisenbahn
                              									100 vierräderige Kohlenwagen besitzt, deren aber noch 100 mehr bedarf, welche nicht
                              									unter 50,000 Thlr. anzuschaffen sind, so würde durch die Anwendung meines Systems
                              									auf die schon vorhandenen 100 Wagen – was mit etwa 8–10,000 Thlr. zu
                              									beschaffen wäre – der Zweck zu erreichen seyn. Hiedurch würden nicht nur am
                              									Anlagcapital 40,000 Thlr. erspart, sondern auch alle die wesentlichen Vortheile
                              									erlangt werden, welche durch ersparte Zugkraft sowie durch die in Wegfall kommende
                              									Unterhaltung und Abnutzung von 400 Rädern und Radreifen und durch die Sicherung
                              									gegen Achsenbruch etc. entstehen.
                           Ich habe somit denn das Mittel geboten, nicht allein die Achsenbrüche mit ihren
                              									gefährlichen und verderblichen Folgen zu verhüten, sondern zugleich auch die
                              									Lastwagen nutzbarer zu machen. Es ist nun Sache der Eisenbahnbehörden, diese für die
                              									Sicherstellung der Reisenden wie für den Frachtverkehr gleich wichtige Erfindung in
                              									Anwendung zu bringen und die großen Vortheile und Ersparnisse zu benutzen, welche
                              									dieselbe in Aussicht stellt.
                           Wenn ich hiemit keineswegs die Behauptung aufstellen will, daß mein System schon
                              									unverbesserlich und unfehlbar sey, oder das einzige bleiben werde, um Achsenbruch zu
                              									verhüten, so sprechen doch einstweilen und bis etwas Besseres gefunden wird, alle
                              									Wahrscheinlichkeiten für dasselbe, sowie die schon vorliegenden Resultate der ersten
                              									Versuche. Um jedoch der etwanigen Meinung zu begegnen, als ob ich, weil es meine
                              									Erfindung ist, dieselbe ohne Weiteres als vollkommen anpreisen wolle, so habe ich
                              									bei hoher Staatsregierung das Gesuch eingereicht: meinen Wagen durch eine besondere
                              									Commission auch officiell prüfen und begutachten zu lassen.
                           Demnächst werde ich mir noch gestatten, nähere Mittheilung zu machen über die von mir
                              									erfundenen Eisenbahnschwellen, welche, wie ich nach den
                              									schon vorliegenden Producten glauben darf, die Dauer des Steins mit der Elasticität
                              									des Holzes verbuchen und so ein weiteres Mittel zu sehr bedeutenden Ersparnissen für
                              										Eisenbahnen bieten
                              									werden, da diese Schwellen überall nicht mehr als die bisher verwendeten
                              									Holzschwellen, in manchen Gegenden sogar weniger kosten werden. Auch für diesen
                              									Gegenstand werde ich die amtliche Prüfung und Begutachtung durch eine
                              									Regierungscommission nachsuchen.
                           Ich darf demnach nun der Hoffnung mich hingeben, daß meine vieljährigen Bemühungen
                              									dazu gedient haben werden, die Eisenbahnverwaltungs-Behörden von den
                              									schwersten ihrer Sorgen und Lasten befreien zu können, denn es wird Niemand
                              									bestreiten wollen, daß Achsenbruch und die Ergänzung der Schwellen nicht nur die
                              									höchsten Verantwortlichkeiten, sondern auch die größten und kostspieligsten
                              									Reparaturen herbeiführen.
                           J. Busse, Bevollmächtigter der
                              									Leipzig-Dresdener Eisenbahn-Compagnie.
                           
                        
                           Schädlichkeit der Sümpfe, welche bei den Ausgrabungen für den
                              									Eisenbahnbau gebildet werden.
                           Bei der Anlage der Eisenbahn von Straßburg nach Basel war man genöthigt an einigen
                              									Punkten die angränzenden cultivirten Felder auf eine Tiefe von 1 bis 2 Meter
                              									auszugraben, um sich die für den Oberbau erforderliche Erde zu verschaffen. So
                              									entstanden Ausgrabungen von 13 bis 14 Hektaren Oberfläche, welche sich in der Nähe
                              									der Gemeinden Bollwiler und Feldkirch auf eine Länge von 3 Kilometer erstrecken. Im
                              									Herbst und im Frühjahr füllen sich diese Vertiefungen mit Wasser, trocknen dann im
                              									Sommer theilweise aus und setzen einen ungesunden Schlamm ab. Sie haben sich so in
                              									wahre Sümpfe verwandelt, worin Hr. A. Baumann die
                              									charakteristischen Pflanzen der stehenden Wässer fand, z.B. Polygonum hydropiper, Arundo phragmites, Iris pseudocorus, Carex paludosa,
                                 										Glyceria fluitans etc.
                           Durch diese gefährlichen Sümpfe wurde die Gemeinde Bollwiler, welche 1446 Einwohner
                              									zahlt, seit drei Jahren von hitzigen Fiebern schrecklich heimgesucht und das Uebel
                              									nimmt mit jedem Jahre zu. Folgendes ist die Anzahl von Personen, welche seit vier
                              									Jahren vom Fieber ergriffen wurden:
                           
                              
                                 1842       
                                     36
                                 
                              
                                 1844       
                                   166
                                 
                              
                                 1845       
                                   743
                                 
                              
                                 1846       
                                 1166.
                                 
                              
                           Die Sterblichkeit stieg in demselben Verhältniß.
                           Die kleine Gemeinde Feldkirch, welche nur 450 Einwohner zählt, ist in keiner besseren
                              									Lage. Die Anzahl der Personen, welche in den letzten vier Jahren vom Fieber
                              									ergriffen wurden, betrug:
                           
                              
                                 1843     
                                     2
                                 
                              
                                 1844     
                                   20
                                 
                              
                                 1845     
                                 135
                                 
                              
                                 1846     
                                 376
                                 
                              
                           Die durchschnittliche jährliche Sterblichkeit, welche früher nur 11 Personen betrug,
                              									stieg im Jahr 1846 auf 18.
                           Hr. Dollfus-Ausset machte die franz. Akademie der
                              									Wissenschaften aus die unglückliche Lage jener Dörfer aufmerksam, damit sie der
                              									Regierung die geeignetsten Maaßregeln zur Beseitigung dieser Geißel vorschlage. (Comptes rendus, Mai 1847 Nr. 18.)
                           
                        
                           
                           Die Schießbaumwolle.
                           Es ist nun bereits mehr als ein Jahr verflossen, seitdem man weiß, daß Schönbein die merkwürdige Entdeckung gemacht hat, jede
                              									Pflanzenfaser und vorzugsweise die Baumwolle durch einfache Mittel in einen Zustand
                              									zu versetzen, in welchem sie die Wirkungen eines kräftigen Schießpulvers
                              									hervorbringt, unter Entwickelung einer großen Menge von Gasarten ohne Rauch und
                              									Rückstand verbrennt, und zu den mannichfaltigsten Zwecken, für den Gebrauch der
                              									Waffen, beim Sprengen u.s.w. von großem Nutzen zu werden verspricht. Ich habe schon
                              									bei anderer Gelegenheit mein lebhaftes Bedauern ausgesprochen, daß der Mangel einer
                              									deutschen Patentgesetzgebung es dem Entdecker nicht möglich machte, sogleich in den
                              									ersten Monaten des vorigen Jahrs ein deutsches Patent auf die Präparation und
                              									Anwendung seiner Schießwolle zu nehmen, und sich dadurch zu gleicher Zeit die
                              									Priorität der Entdeckung wie die materiellen Früchte derselben zu sichern. Es ist
                              									ungefähr ein Jahr, seitdem auch R. Böttger in Frankfurt
                              									a. M. die Präparation dieser Substanz gefunden und sich mit Schönbein vereinigt hat, diese Entdeckung gemeinschaftlich auszubeuten.
                              									Beide Männer haben dem Vernehmen nach mit anerkennenswerthem Nationalsinn bedeutende
                              									Anerbietungen einer auswärtigen Macht, welche sich diese Entdeckung als Monopol zu
                              									sichern wünschte, ausgeschlagen Sie wollten sich damit begnügen, in England, Amerika
                              									u.s.w. Patente zu nehmen, und diese Patente zu verkaufen. Dem deutschen Vaterland
                              									wollten sie ihre Erfindung gegen eine vom Bund zu hoffende Entschädigung als
                              									Gemeingut überlassen.
                           Ich habe bei anderer Gelegenheit beklagt, daß die mangelhafte deutsche Gesetzgebung
                              									jeden deutschen Erfindungsgeist rechtlos und schutzlos lasse. Auch an den beiden
                              									genannten Männern hat sich die Wahrheit dieser Klage leider bisher wieder vollkommen
                              									bewährt. Nachdem man einmal wußte, was gefunden werden
                              									könne, war es nicht mehr so schwierig, das Geheimniß herauszubringen. Durch
                              									Professor Otto's in Braunschweig unzeitige Publication
                              									war der wesentlichste Theil der Entdeckung verrathen, noch ehe Schönbein im Ausland seine Entdeckung sich
                              									durch Patente gesichert haben konnte. So ist denn, wie man vernimmt, selbst das
                              									englische Patent in Folge jener Publication bestritten worden, und schwerlich wird
                              									mich meine Vermuthung täuschen, daß die deutschen Männer, die sich durch eine der
                              									interessantesten Entdeckungen um die Wissenschaft und um die Technik verdient
                              									gemacht haben, bisher davon etwas anderes als baare Kosten und Verdruß haben.
                           Man wird fragen, wie man zu einer solchen Klage Anlaß haben könne, da doch der
                              									deutsche Bund eine Nationalbelohnung von 100,000 Gulden in Aussicht gestellt habe,
                              									wenn die Schießwolle geeignet sey, das Schießpulver in jeder Beziehung zu ersetzen
                              									und vor demselben Vorzüge habe? – Aber das ist es eben, daß auch dieser
                              									Bundesbeschluß, obgleich ohne Zweifel wohlgemeint, doch als seinem Zweck nicht
                              									entsprechend bezeichnet werden muß. Das Streben des deutschen Bundes, für wichtige
                              									Entdeckungen Nationalbelohnungen zu ertheilen, datirt von dem Beispiele, welches
                              									Frankreich bei Gelegenheit der bekannten Entdeckung Daguerre's gegeben hat. Aber warum hat man nicht auch die praktische Weise
                              									nachgeahmt, wie Frankreich seine Nationalbelohnung bewilligt hat. Arago macht einen Bericht in der Pariser Akademie der
                              									Wissenschaften und trägt auf eine Nationalbelohnung an. Die erstaunte Welt erfährt
                              									durch diesen Bericht zum erstenmal, was Daguerre zu
                              									leisten gelungen ist, und in wenigen Tagen ist Daguerre
                              									im Besitz einer glänzenden Nationalbelohnung, und seine Kunst der Heliographie ist
                              									ein Gemeingut aller Nationen.
                           Ebenso hätte der deutsche Bund verfahren müssen; er hätte die Erfindung eines
                              									Präparats von so erstaunlicher Wirkung, wie die Schießwolle – eines
                              									Präparats, das ganz unzweifelhaft früher oder später auch von bedeutendem
                              									praktischen Nutzen werden muß – unmittelbar und so schnell als möglich
                              									belohnen sollen. Das, was wirklich geleistet war, mußte belohnt werden, nicht aber
                              									mußte eine Belohnung in Aussicht gestellt werden auf Bedingungen hin, die man nicht
                              									machen kann, die im strengsten Sinn des Worts zu erfüllen vielleicht allezeit
                              									unmöglich bleiben muß.
                           Die übeln Folgen jenes wenn auch noch so wohlgemeinten Beschlusses liegen auf der
                              									Hand. Es muß eine Commission niedergesetzt werden, um zu prüfen, ob die Schönbein'sche Schießwolle den Bedingungen entspreche,
                              									die der Bund gesetzt hat.
                              									Es war vorauszusehen, daß die Commission auf Schwierigkeiten stoßen muß. Es ist
                              									klar, daß die Schießwolle keineswegs bei allen bisher für das Pulver construirten Waffen anwendbar seyn kann. Es vergehen vielleicht
                              									Jahrzehnte, ehe für alle einzelnen Waffen eine der Schießwolle angemessene
                              									Construction gefunden wird; für manche wird sie das Pulver nie verdrängen, ja es ist
                              									überhaupt die Frage, ob sie irgendwo das Pulver ersetzen
                              									wird, und soll sie es, so setzt dieß nothwendig noch Dutzende von anderen
                              									Entdeckungen voraus; aber keine Frage ist, daß eine
                              									Substanz von so außerordentlichen Eigenschaften nützlich werden wird, nur vielleicht
                              									in ganz anderer Richtung, als von Anfang erwartet wurde. Hat man Wohl eine Idee von
                              									einer Kanone gehabt, als das Pulver erfunden wurde? mußten nicht Jahrhunderte dem
                              									Erfindungsgeiste Zeit gelassen werden, alle die Anwendungen des Pulvers möglich zu machen, die wir jetzt kennen? Ganz
                              									ebenso wird es mit der Schießwolle gehen. Die Entdeckung der Substanz mußte belohnt
                              									werden, nicht die unabsehbaren Anwendungen derselben, die erst die Zukunft bringen
                              									muß, aber auch ohne Zweifel bringen wird.
                           Indeß der Bund hat das letztere gewollt, und eine Prüfungscommission ernannt, die
                              									natürlich auf Schwierigkeiten stoßen mußte. Was war nun die Folge? Statt daß das,
                              									was Schönbein und Böttger über
                              									die Sache gearbeitet haben, sobald als möglich ein Gemeingut wird, sind sie
                              									genöthigt, über ihre Erfindung jahrelang Stillschweigen zu behaupten, weil die
                              									Bundescommission mit der Untersuchung beschäftigt ist. Jedermann hat seit Jahr und
                              									Tag das Recht, über Schießwolle zu sagen und zu publiciren, was er weiß, nur der Erfinder derselben hat nicht das Recht, weil er dem Bunde
                              									und seinem gutgemeinten Vorhaben Discretion schuldig ist.
                           Anerbietungen einer auswärtigen Macht sind dem Vernehmen nach ausgeschlagen worden,
                              									der Bund aber kommt zu keinem Entschluß. Jedermann fragt sich verwundert:
                              										„Was ist denn mit der Schießwolle geworden?“ man hört aber
                              									nichts anderes, als daß die Präparation und der Verkauf unter polizeiliche Controle
                              									gestellt worden sind, und man hat bei der ganzen Geschichte nur wieder den deutschen
                              									Erfindungsgeist zu bewundern aber auch zugleich zu bedauern, man hat den Mangel
                              									einer deutschen Nationalgesetzgebung, die Rathlosigkeit, mit der eine
                              									Nationalangelegenheit betrieben wird, die Endlosigkeit der Berathung über eine
                              									Nationalfrage, den Mangel der Einheit in deutschem Wesen und Thun, wie fast überall
                              									so auch hier zu beklagen!
                           Professor Schröder in Mannheim.
                           (Aus dem vom Verf. herausgegebenen: „Mannheimer
                                 										Gewerbvereins-Blatt“ Nr. 12 und 13, vom 10. Jun. 1847.)
                           
                        
                           Anastatischer Druck der Gebrüder Siemens in London.
                           Ueber das in verschiedenen Zeitschriften besprochene Verfahren alten Druck wieder zu
                              									beleben und im Abdruck zu vervielfältigenPolytechn. Journal Bd. XCVI S. 401
                                    											und Bd. XCVII S. 231., folgt hier das Urtheil eines Directions-Mitglieds des hannoverschen
                              									Gewerbvereins, des Senators Culemann:
                           
                              „Zeither ist es den Lithographen ein Leichtes gewesen, von gewöhnlichem
                                 										frischgedruckten Typendruck etc. einen Ueberzug auf den lithographischen Stein
                                 										zu machen. Es ist dieses Verfahren umständlich von Engelmann in seinem Traité
                                    											théorique et pratique de Lithographie behandelt, und wiederholt
                                 										jedes neue Handbuch über den Steindruck dasselbe, abgesehen von kleinen
                                 										Abänderungen. Gleiches Verfahren ist nun oftmals auch auf ältere, ja die
                                 										ältesten Drucksachen angewendet worden, ohne daß man jedoch einigermaßen
                                 										genügende Resultate erlangt hatte, denn einmal bot die alte Buchdruckerschwärze
                                 										so wenig Fettheile, daß ein Ablassen der Schwärze auf den präparirten Stein nur
                                 										höchst mangelhaft erfolgte und Nachbesserungen in großer Menge mit der Feder
                                 										vorgenommen werden mußten, wodurch natürlich völlige Gleichmäßigkeit mit dem
                                 										Original nicht statt haben konnte; dann aber auch, und dieß ist häufig der Fall
                                 										gewesen, ging das Originalblatt zu Grunde, wenn man, bei der zeither
                                 										gewöhnlichen Weise des Umdrucks, neue Einschwärzungen alter Drucke vorzunehmen
                                 										gezwungen war. Das Original verlor den scharfen aufgedruckten Buchstaben oder
                                 										Holzschnitt, und zeigte, ebenso wie der Umdruck, viel breitere Striche der Typen
                                 										und des Holzschnitts, als ursprünglich beim Original vorhanden gewesen waren;
                                 										ganz abgesehen von der sonstigen großen Mangelhaftigkeit der durch dieses
                                 										Verfahren erzielten Abdrücke. Es lieferte im Jahr 1834 die Pariser
                                 										Industrie-Ausstellung Umdrucke mehrerer ganz alter Druckblätter, und im
                                 										Jahr 1839 die Gebrüder Dupont in den Annales de la typographie française et
                                    											étrangère im Junius einige Seiten umgedruckter
                                 										lateinischer, hebräischer und deutscher Schriften, welche vor Jahrhunderten
                                 										gedruckt waren; die Abdrücke welche vorlagen, waren aber breit und rauh.
                                 										Gleiches Zeugniß kann man den im vorigen Jahr zu Köln gefertigten Umdrucken
                                 										eines Original-Holzschnitts von Lucas Cranach und denen eines alten
                                 										französischen Gebetbuchs aus dem 16ten Jahrhundert nur ertheilen, anderer
                                 										Produktionen von Fissier in Paris und Fischer in Cassel, bei denen mir die Originale nicht
                                 										zugänglich waren, nicht zu gedenken. – Bis zum heutigen Tage ist also
                                 										noch kein vollkommen guter Umdruck der ältesten Buchdruckwerke möglich gewesen,
                                 										und wenn auch der französische Bibliograph Leon de
                                    											Laborde, in seiner Geschichte der Erfindung des Drucks und seiner
                                 										Anwendung auf den Kupferstich und auf bewegliche Lettern etc., dem Hrn. Dupont in Paris hinsichtlich des gelungenen Umdrucks
                                 										der ältesten Druckwerke das Wort redet, so waren es doch nur selbst erlangte
                                 										Proben, auf die derselbe sich beruft, und diese tragen die oben erwähnten Mängel
                                 										an sich. Auch enthält keines seiner neueren Werke über Erfindung und Verbreitung
                                 										der Buchdruckerkunst, obgleich solche Umdrucke hier am Platze gewesen wären,
                                 										derartige Abdrücke, sondern nur mangelhafte Durchpausungen.
                              
                           
                              Im vorigen Jahre hatte ich aber die Freude, durch den Secretär der Direction des
                                 										Gewerbvereins mit einem der HHrn. Siemens, Wilhelm
                                 											Siemens in London (Ipswich), welche unter dem
                                 										Namen „Anastatischer Druck“ ein neues Umdruckverfahren
                                 										angekündigt hatten, bekannt zu werden. Daran zweifelte ich nicht, daß es
                                 										denselben gelingen werde, gleich anderen von neueren
                                 										typographischen Erzeugnissen, so wie von neuen Lithographien und Kupferstichen,
                                 										im Umdrucken vollkommen scharfe und gute Abdrücke zu erzielen. Ein mir
                                 										vorgelegter Umdruck des Stücks eines im 17ten oder 18ten Jahrhundert gedruckten
                                 										englischen Buchs war in Rücksicht der Typengleichheit gelungen zu nennen. Mir
                                 										fehlte jedoch das Original zur Vergleichung. Um nun die Anwendbarkeit dieses
                                 										Verfahrens auf die ältesten Producte der Buchdruckerkunst zu prüfen, übergab ich
                                 										dem bereitwilligen Herrn das Duplicat eines mit eigenthümlich scharfer Type
                                 										gedruckten Blatts aus Anshelmi liber
                                 										„Cur Deus homo,“ Straßburg,
                                 										etwa 1473 von Georg Husmer gedruckt, um solches durch
                                 										das anastatische Druckverfahren vervielfältigen zu lassen. Jetzt liegt mir
                                 										dieses Originalblatt mit dem vollkommen scharfen Originaltypendruck wieder vor.
                                 										Nur an einzelnen kleinen unbedeutenden Stellen ist die Schrift durch Ablösen des
                                 										Papiers entfernt. Außerdem erscheint, bei einer Vergleichung mit dem Duplicat,
                                 										das zurückgelieferte Blatt durch den Reiber der lithographischen Presse glätter,
                                 										und (wahrscheinlich durch Säure) etwas angegriffener,
                                 										als die ursprünglich rauhe, markige und derbe Papierprobe des Mittelalters; die
                                 										darauf gedruckten Zeilen sind etwas weiter von einander gezogen, so daß 32
                                 										Zeilen des gebrauchten Blatts hinsichtlich des Raums 32 1/2 Zeilen des
                                 										ursprünglichen unversehrten Originalblatts meiner Sammlung gleich sind. Vier
                                 										Abzüge des Umdrucks sind mit diesem eingesandt, die allerdings unter sich nicht
                                 										gleich schön, und unter einander vor allem in Schwärze verschieden zu nennen
                                 										sind, auch dem Original nachstehend erscheinen, die indeß alles mir bisher zu
                                 										Gesicht Gekommene übertreffen. – Von diesen Abdrücken steht der eine, und
                                 										zwar die Seite, welche mit „sempzqui“ beginnt, obgleich der Druck auf hartem, starkem
                                 										Schreibpapier gemacht ist, wenig oder gar nicht dem Original an Schärfe nach;
                                 										Schriftkegel, Zeilenbreite sind vollkommen dem Originalblatt in seiner bisher
                                 										schon beschriebenen Beschaffenheit gleich. Weniger gut ist die Rückseite des
                                 										Blatts, welche mit „factu bonu“
                                 										beginnt, gelungen; der Abdruck ist breiter und nicht so sauber, auf beiden
                                 										Seiten scheinen vorn und am Ende der Zeilen hin und wieder einige Buchstaben
                                 										ausgeblieben zu seyn, wenigstens nicht vollkommen sich ausgedruckt zu haben, daher denn auch
                                 										mit diesen eine Nachziehung mit der Feder auf dem Steine vorgenommen seyn wird.
                                 										Hätte der Verfertiger weniger stark geleimtes Papier genommen, so wären ohne
                                 										Zweifel auch die Abdrücke sauberer und weniger breit geworden. Jedenfalls ist
                                 										wenig mehr zu wünschen übrig, und läge es in der Möglichkeit, diese Umdrücke auf
                                 										markiges, dem Originalpapier ähnliches Papier abzudrucken, was indeß der Reiber
                                 										der lithographischen Presse von selbst ebnet, so würden solche, dem Originalbuch
                                 										eingebunden, selbst das Auge eines Technikers vom Fache täuschen können.
                              
                           
                              Keinem Zweifel unterliegt es also, daß es den HHrn. Siemens bei fortgesetzten Arbeiten gelingen wird noch größere
                                 										Vollkommenheit zu erzielen. Was zu erreichen steht, bekundet schon die erwähnte
                                 										erste Seite im Umdrucksabzuge, die fast tadellos ist. Daß es sich der Mühe
                                 										verlohnt fortzuarbeiten, beweisen die sehr hohen Preise der gezählten ältesten
                                 										Druckwerke. Uebrigens wird man erst im Stande seyn, dann ein ausreichendes
                                 										Urtheil zu fällen, wenn nicht einzelne kleine Versuche dem anastatischen Drucke,
                                 										in Bezug auf die ältesten Druckwerke, sondern ein ganzes so geschaffenes Werk,
                                 										in größerer Anzahl vervielfältigt, Zeugniß der Brauchbarkeit gibt. Die mir noch
                                 										vorliegenden Umdrucke von neueren Landkarten etc. sind sehr gelungen zu nennen,
                                 										so wie endlich der Umdruck eines im Original angeblich mit Schmutz besteckten
                                 										Briefcouverts etc., welches viele Namenszüge etc. enthält – die Originale
                                 										liegen mir übrigens hievon nicht vor – Zeugniß von der großen
                                 										Vollkommenheit dieses Umdruckverfahrens gibt, so daß ich den HHrn. Siemens das Zeugniß nicht versagen kann, daß sie in
                                 										jeder Branche das Ausgezeichnetste geliefert haben, was mir bisher zu Gesichte
                                 										kam.“
                              
                           
                        
                           Verfahren um den Stickstoffgehalt organischer Substanzen
                              									schnell zu bestimmen; von Eug. Peligot.
                           Die Kenntniß des Stickstoffgehalts organischer Materien ist für das Studium
                              									physiologischer und landwirtschaftlicher Fragen so wichtig geworden, daß eine
                              									Methode um ihn einfacher und schneller bestimmen zu können, sehr erwünscht ist.
                           Die leichteste Methode den Stickstoff aus der organischen Substanz frei zu machen,
                              									ist bekanntlich diejenige von Will und Varrentrapp, wonach er durch Erhitzen der organischen
                              									Materie mit Natronkalk in Form von Ammoniak entwickelt wird. Die quantitative
                              									Bestimmung des Ammoniaks, welches die Entmischung der organischen Substanz lieferte,
                              									in Form von Platinsalmiak erfordert aber viel Zeit, weil man das Platinsalz in einem
                              									Wasserbad abdampfen, filtriren, auswaschen und bei einer bestimmten Temperatur
                              									trocknen muß. Das wirkliche Gewicht des Salzes wird überdieß unsicher gemacht durch
                              									die flüssigen Kohlenwasserstoffe, womit es oft gemischt ist und die sich durch
                              									Aether und Alkohol nicht leicht vom Platinsalmiak absondern lassen, ein
                              									pulverförmiger Körper wie letzterer zieht auch schnell Feuchtigkeit aus der Luft
                              									an.
                           Alle diese Schwierigkeiten sind durch folgende Abänderung des Verfahrens beseitigt.
                              									Die Verbrennung der stickstoffhaltigen Substanz geschieht wie gewöhnlich durch
                              									Natronkalk: das entbundene Ammoniak wird wie bisher in einem Kugelapparat
                              									verdichtet, welcher aber nicht Salzsäure, sondern verdünnte Schwefelsäure enthält.
                              									Man braucht nun bloß nach beendigter Verbrennung den Gehalt dieser Flüssigkeit an
                              									freier Säure zu bestimmen, um das in ihr verdichtete Ammoniak und folglich dessen
                              									Stickstoffgehalt berechnen zu können. Zur Neutralisation der Säure benutzt man eine
                              									Auflösung von Kalk in Zucker; der zuckersaure Kalk verhält sich nämlich gegen Säuren
                              									gerade so als wenn seine Basis in freiem Zustande wäre (man bewahrt die Flüssigkeit
                              									in verschlossenen Gefäßen auf, weil sie sonst Kohlensäure aus der Luft anzieht und
                              									sich durch kohlensauren Kalk trübt, in welchem Falle sie wieder filtrirt werden
                              									müßte).
                           Die 2–3 Fuß lange Glasröhre, in welcher die organische Substanz mit Natronkalk
                              									zersetzt wird, verbindet man mittelst eines Kautschukstöpsels mit dem Kugelapparat,
                              									welcher etwa 10 Kubikcentimeter Schwefelsäure von solcher Stärke enthält, daß dieselben 0,212
                              									Gram. Ammoniak entsprechen. Nach beendigter Verbrennung (wenn die Substanz weiß
                              									geworden ist) treibt man die in der Röhre enthaltenen Gase durch einen Luftstrom
                              									aus.
                           Die Säure, worin sich das Ammoniak verdichtete, gießt man nun in einen Glascylinder
                              									und wascht den Kugelapparat sorgfältig aus; die Flüssigkeit wird mit viel Wasser
                              									verdünnt und durch einige Tropfen Lackmus roth gefärbt. Man füllt nun ein
                              									Maaßgläschen welches in ganze und zehntels Kubikcentimeter eingetheilt ist, mit der
                              									Auflösung des zuckersauren Kalks und gießt davon, zuletzt tropfenweise, in die saure
                              									Flüssigkeit bis sie sich wieder blau färbt. Man notirt sich dann die verbrauchte
                              									Menge alkalischer Flüssigkeit. Da man durch einen vorläufigen Versuch ermittelt hat,
                              									wie viel zuckersaurer Kalk zum Sättigen der 10 Kubikcentimeter angewandter
                              									Schwefelsäure erforderlich ist, so braucht man nur die zum Sättigen der
                              									ammoniakhaltigen Säure erforderlich gewesene Menge Zuckerkalk davon abzuziehen, um
                              									zu erfahren wie viel Säure das Ammoniak in Anspruch nahm und folglich wie viel
                              									Stickstoff die organische Substanz enthielt.
                           Nach dieser Methode, welche in verhältnißmäßig sehr kurzer Zeit auszuführen ist, kann
                              									man auch Substanzen analysiren welche wie der Weizen, die Ackererde und die
                              									menschlichen Excremente, sehr wenig Stickstoff enthalten; man braucht von ihnen nur
                              									eine hinreichende Menge anzuwenden. (Comptes
                                 									rendus.)
                           
                        
                           Clavière's Retorte zur
                              									Leuchtgas-Bereitung.
                           Diese Retorte hat drei Abtheilungen; in die untere kommt wie gewöhnlich die zu
                              									destillirende Steinkohle und durch die beiden anderen circulirt das Gas ehe es in
                              									das Austrittsrohr abzieht: in dem Maaße folglich als sich bei der Destillation Gas
                              									entwickelt, zieht es in eine der zwei oberen Abtheilungen hinauf und durchstreicht
                              									dieselben in ihrer ganzen Länge, gelangt dann in die benachbarte Abtheilung, welche
                              									es ebenfalls durchzieht, worauf es über derselben entweicht und in den
                              									Reinigungsapparat abzieht. Durch diese Anordnung hofft man aus derselben Quantität
                              									Steinkohlen eine größere Menge Leuchtgas zu erhalten. (Public. indust. de M. Armengaud, Bd. V
                              									S. 177.)
                           
                        
                           Leuchtgas aus den menschlichen Excrementen.
                           Chemiker von Grenoble ließen sich vor kurzem in Frankreich und andern Ländern Patente
                              									auf diese Beleuchtungsweise geben. Das Gas wird in einem Apparat bereitet, welcher
                              									aus einem gewöhnlichen Ofen besteht, worauf eine cylindrische Retorte von 36
                              									(Centimeter (13'') Länge und 8 Centimeter (3'') Durchmesser bleibend ruht. Sie
                              									enthält nur 1 Kilogr. Excremente in teigigem Zustand und wird täglich fünfmal
                              									gefüllt; die Gase gelangen durch einen kleinen Reinigungsapparat in einen Gasometer,
                              									welcher aus einem bedeckten hölzernen Faß besteht, in das man einen Zinkcylinder von
                              									gleicher Gestalt stürzt.
                           Vergleichende Versuche ergaben, daß 1 Kilogr. Excremente 240 Liter Gas gibt; 1
                              									Kilogr. Steinkohlen hingegen nur 172 Liter. Das Gas brennt sehr gut und seine
                              									Leuchtkraft ist noch etwas größer als die des Steinkohlengases.
                           Die Frage, ob dieses Verfahren wohlfeiler ist, scheint bejahend beantwortet werden zu
                              									müssen, Der Harn wird von den Excrementen durch Abgießen im Großen getrennt; man
                              									setzt nun Materien von geringem Werth (Kalk) zu, um der Masse die Consistenz eines
                              									dicken Mörtels zu geben; in diesem Zustand versprechen die Patentträger sie, und
                              									zwar ganz von Geruch befreit, den Consumenten zum Preis von 1 Frc. für 100 Kilogr.
                              									zu liefern. 400 Kil. solcher Masse geben 96 Kubikmeter Gas im Werth von 58 Cent. per Kubikmeter oder 55 Frcs. 68 Cent. zusammen. Die
                              									Kosten der Destillation betragen 6 Fr., die der 400 Kil. Excremente 4 Fr. zusammen
                              										also 10 Fr.; zieht
                              									man diese von obigen 55 Fr. 68 Cent. ab, so bleiben 45 Fr. 68 Cent.
                           Von der Steinkohle geben 100 Kil. 16 Meter Gas; also sind 600 Kil. Kohlen
                              									erforderlich, um 96 Kubikmeter Gas zu erhalten. 96 Kubikmet. Steinkohlengas aber, zu
                              									58 Cent., machen 55 Fr. 68 Cent.; Kohks 12 Fr.; zusammen 67 Fr. 68 Cent.
                           600 Kilogr. Steinkohle zu 4 Fr. machen 24 Fr.; Kosten der Destillation 6 Fr.;
                              									zusammen 30 Fr.; diese von obigem Werthe von 67 Fr. 68 Cent. des Products von 600
                              									Kilogr. abgezogen, geben 37 Fr. 68 Cent,
                           Nach dieser Berechnung ist das neue Verfahren vortheilhafter, sofern es sich um die
                              									Gestehungskosten des Gases handelt. Es ist dieß aber nicht der einzige Vortheil, den
                              									es gewährt; auch die folgenden sind von großer Wichtigkeit, wenn sie sich
                              									bestätigen.
                           1) Die Destillationsrückstände der Excremente geben einen kräftigen Dünger und, je
                              									nach der behufs ihrer Verdickung zugesetzten Substanz, eine Thierkohle, die sich für
                              									Kalkboden oder auch für einen Boden eignet, der keinen kohlensauren Kalk
                              									enthält.
                           2) Die in der Kühlvorrichtung sich verdichtende Flüssigkeit enthält viel kohlensaures
                              									Ammoniak, welches in schwefelsaures oder salzsaures Ammoniak, zwei gesuchte
                              									Producte, umgewandelt werden kann.
                           3) Da das Leuchtgas aus den Excrementen eine größere Leuchtkraft besitzt als
                              									dasjenige aus den fossilen Kohlen, so erspart man nothwendig, wenn man unter
                              									übrigens gleichen Umständen keine stärkere Beleuchtung will.
                           4) Eine 24 Stunden lang mit Steinkohle arbeitende Retorte gibt nur halb so viel Gas
                              									als dieselbe Retorte, wenn sie mit Excrementen gespeist wird, oder mit andern
                              									Worten, unter gleichen Umständen kann am Destillirapparat bei Anwendung von
                              									Excrementen die Hälfte erspart werden, was die Kosten des Gases um Vieles
                              									vermindert.
                           5) Die fragliche Entdeckung wird der Gasbeleuchtung selbst Eingang in allen kleinen
                              									Werkstätten in Städten und auf dem Lande verschaffen; denn überall gibt es
                              									Koch- und Heizöfen, an welchen der Destillirapparat leicht und wohlfeil
                              									anzubringen ist. Diesem Verfahren steht nichts im Wege als der Ekel gegen einen
                              									Körper, welcher bisher nur für den Landwirth Werth hatte.
                           6) Desselben Apparats könnte man sich nicht bedienen, wenn man die Retorte mit
                              									Steinkohle füllen wollte; hiezu bedürfte es einer zu hohen Temperatur, die man bei
                              									einem Ofen zum Hausgebrauch nicht erreichen könnte. Es ist dieses Verfahren daher
                              									nur mit einer Materie ausführbar, welche um Gas zu erzeugen, bloß der
                              									Dunkelrothglühhitze statt der weißen Kirschrothglühhitze bedarf.
                           7) Die Anwendung der Excremente zur Gasbereitung ist besonders für diejenigen Länder
                              									vortheilhaft, welche keine fetten Steinkohlen besitzen. (Moniteur industriel, 1847 Nr. 1108.)
                           
                        
                           Verfahren kupferhaltigen Essig zu reinigen.
                           Hr. Apotheker Roder in Lenzburg theilt in Dr. Bolley's schweizerischem
                              									Gewerbeblatt Folgendes darüber mit:
                           
                              „Es kommt noch immer häufig vor, daß man den Ansatz zum Essig in kupfernen
                                 										Gefäßen erwärmt, womit natürlich auch der Essig selbst kupferhaltig wird. Seit
                                 										Kurzem hatte ich zweimal Gelegenheit einen solchen Essig zu untersuchen, der
                                 										Grünspan aufgelöst enthielt. Da das Quantum beidemal sehr bedeutend war, so
                                 										rieth ich den Fabrikanten, mit frisch geglühter und sodann grob gepulverter
                                 										Holzkohle den Essig zu digeriren, und zwar auf 100 Maaß mit ungefähr 10 Pfd.
                                 										Kohle. Nach Verlauf von 14 Tagen war keine Spur von Kupfer mehr nachzuweisen und
                                 										überdieß hatte der Essig bedeutend an Güte gewonnen; da nämlich der Essig noch
                                 										nicht völlig gesäuertes Gut war, so hatte die Kohle ihrer porösen Eigenschaft
                                 										wegen überdieß die vermittelnde Rotte der Sauerstoffabsorption übernommen. Ich
                                 										hatte hiebe; Gelegenheit zu beobachten, daß die Ausscheidung des Kupfers nur
                                 										allmählich vor sich geht, indem ich regelmäßig von Zeit zu Zeit den
                                 										kupferhaltigen Essig untersuchte, wobei ich jedesmal den Kupfergehalt vermindert
                                 										fand.“
                              
                           
                        
                           Verfahren sprödes Gold geschmeidig zu machen.
                           Das hier genannte Mittel haben wir nirgends noch angezeigt gesehen, auch scheint es
                              									nicht allen Goldarbeitern bekannt zu seyn, wie wir aus Klagen und Erkundigungen nach
                              									einem Mittel der Abhülfe des manchmal vorkommenden Uebelstandes schließen müssen.
                              									Wir entlehnen die Notiz aus J. B. Wolff's praktischem
                              									Handbuch für Juweliere etc. Wolff sagt hier:
                           
                              „Bei der größten Vorsicht, die man sowohl beim Verarbeiten als auch beim
                                 										Schmelzen des Goldes anwendet, kommt es doch zuweilen vor, daß dasselbe bei dem
                                 										nachherigen Schlagen nicht hält und oft so spröde erscheint, daß es schwer wird,
                                 										den Grund davon aufzufinden. Ein sehr wirksames Mittel, dessen ich mich schon
                                 										viele Jahre bediene und dessen Zuverlässigkeit ich dadurch hinlänglich erprobt
                                 										habe, ist folgendes. Man schmelze das ungeschmeidige Gold nochmals in einem
                                 										neuen Tiegel, und wenn es im Fluß steht, werfe man ein bis zwei erbsengroße
                                 										Stücke Schwefel hinein, schüttle den Tiegel ein wenig
                                 										mit einer Zange und gieße es schnell in einen erwärmten Einguß.
                              
                           Auch läßt sich ein sprödes Gold, wenn es ein paarmal überschlagen ist und Risse
                                 										bekommt, auf folgende Art dehnbar machen. Man bestreiche die Risse mit
                                 										dickgeriebenem venetianischem Borax, lege das Gold auf eine flache Kohle und
                                 										lasse die Flamme der Löthlampe mit Hülfe des Löthrohrs so lange darauf wirken,
                                 										bis die Oberfläche zu schmelzen beginnt, ohne die Temperatur zu weit zu erhöhen,
                                 										so daß das Gold sich weder verkürzt, noch in mehrere Theile theilt. Sämmtliche
                                 										Risse werden dann verschwunden und das Gold haltbar seyn.“ (Bolley's schweizer. Gew.-Bl.)
                           
                        
                           Fortschritte in der Fabrication künstlicher Edelsteine und
                              									optischen Glases in Frankreich.
                           Die HHrn. Savary und Mosbach
                              										(rue Vaucanson No. 4 in Paris) haben der Société d'Encouragement angezeigt, daß es
                              									ihnen seit dem letzten über ihre künstlichen Edelsteine erstatteten Bericht gelungen
                              									ist ein Verfahren zu ermitteln, um dem Glase die Härte,
                              									den Glanz und alle Farben der Edelsteine zu ertheilen. In Folge hievon erzeugten sie
                              									auch optisches Glas, dessen Härte derjenigen des Bergkrystalls beinahe gleich kommt.
                              										(Bulletin de la Société
                                 										d'Encouragement, April 1847, S. 219.)