| Titel: | Beschreibung eines bei frisch gefallenem Schnee anwendbaren Schneepfluges oder Bahnschlittens. Mitgetheilt von dem städt. Baurathe Fr. J. Kollmann in Augsburg. | 
| Autor: | Fr. J. Kollmann | 
| Fundstelle: | Band 106, Jahrgang 1847, Nr. IV., S. 7 | 
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                        IV.
                        Beschreibung eines bei frisch gefallenem Schnee
                           anwendbaren Schneepfluges oder Bahnschlittens. Mitgetheilt von dem städt. Baurathe
                           Fr. J. Kollmann in
                           Augsburg.
                        Mit einer Abbildung auf Tab. I.
                        Kollmann's Schneepflug.
                        
                     
                        
                           Nach den für die Stadt Augsburg bestehenden Polizeivorschriften müssen die Fußbänke
                              innerhalb der Stadt von dem frisch gefallenen Schnee durch die Dienstboten der
                              adjacirenden Hausbesitzer gereinigt werden; die jedesmalige Abräumung desselben auf
                              den Fußwegen vor der Stadt und um dieselbe ebenfalls den
                              Adjacenten zur Pflicht zu machen, ging natürlich nicht an. Polizei- und
                              Humanitäts-Rücksichten geboten indeß in der neuesten Zeit, für ein aus
                              dritthalb tausend Köpfen bestehendes, größtentheils weibliches Personal, welches am
                              frühen Morgen schon den Spinnereien und anderen Fabriken außerhalb der Stadt
                              zuströmt, möglichst bequeme, vom frisch gefallenen Schnee frei ausgebahnte Fußwege
                              herzustellen.
                           Dieses Bahngeschäft wurde Anfangs durch menschliche Kräfte mit der Schneeschaufel,
                              später mittelst eines gewöhnlichen, durch ein Pferd gezogenen, sogenannten
                              Bahnschlittens (mit unveränderlicher Spurweite der Pflugflügel) ausgeführt. Selbst
                              auf letztere Weise erforderte es aber nicht nur zu viel Zeit, sondern war auch sehr
                              mangelhaft. Bald hatte der Bahnschlitten nicht das erforderliche Gewicht, um eine
                              höhere Schichte Schnee oder eine Schneewehe, oder gefrorenen Schnee zu
                              durchschneiden und wegzudrücken, sondern gleitete ab und lief über die Schichte weg;
                              die Spurstellung des Bahnschlittens war bald zu eng, bald zu weit, um mit demselben
                              nacheinander einen Fahrweg, eine tiefer liegende Fußbank, einen breiteren oder
                              schmäleren Alleeweg, eine Brücke, einen Steg etc. gehörig und ohne Zeitverlust
                              bahnen zu können.
                           Diese Uebelstände veranlaßten mich zur Construction eines Schneepflugs, dessen Läufe
                              (Flügel) beweglich sind, dessen Spurweite während seines Ganges nach der
                              Beschaffenheit des Terrains durch einen Wegmacher ohne Anstrengung weiter und enger
                              gestellt und dessen Gewicht leicht vergrößert oder vermindert werden kann. Derselbe
                              ist in Fig. 6
                              abgebildet; er hat während dreijährigen Gebrauchs allen Anforderungen entsprochen;
                              mittelst desselben läßt sich das Bahngeschäft, so oft es angeordnet wird, schnell
                              und vollkommen bewerkstelligen und man beschränkt es daher jetzt nicht mehr auf die
                              Fußwege und Spaziergänge vor der Stadt, sondern hat es bereits auf alle vom Publicum besuchten Wege und
                              Plätze ausgedehnt, z.B. die Kirchenwege, Exercierplätze, Gottesäcker etc.Im polytechn. Journal, Jahrgang 1826, Bd. XX S. 244 wurde ein Schlittenpflug
                                    zum Wegschaufeln des Schnees in den Gebirgen beschrieben, dessen sich der
                                    Erfinder, Hr. Besson, bediente, um die Straßen im
                                    Jura im Winter fahrbar zu unterhalten. Die Construction desselben ist aber
                                    so complicirt, daß er keine allgemeinere Anwendung gestattete. A. d. R.
                              
                           
                        
                           Erklärung der isometrischen Zeichnung des Schneepfluges,
                              Fig.
                                 6.
                           Die Streichdielen des Schneepfluges bestehen aus 4 Zoll starken fichtenen Läden,
                              haben eine Länge von 9 Fuß, sind mit 3/4zölligen eisernen Schienen beschlagen und
                              bewegen sich in einem Scharnier a, a, welches aus dem
                              starken Eisenblechbeschläge des vordern Theils der Streichdielen gebildet ist.
                           Das Getriebe b hat eine Länge von 2 1/2 Fuß. Die
                              Getriebstange c ist mittelst eines Dornes in den
                              Zugkloben bei d befestigt und in e auf eine Schiene geschraubt, welche frei auf den Streichdielen
                              liegt.
                           Die Spannärme f, f, deren Gelenke bei g, g an den Streichdielen befestigt sind, sind doppelt
                              je 3/4 Zoll dick und auf ihren beiden obern Zweigen sind Rollen h, h festgeschraubt, an welchen sich die für den
                              Fuhrmann zum Auftritt befindlichen Fußbretter mittelst einer eisernen Schiene
                              bewegen.
                           Die Auflager für diese Fußbretter sind vorne auf dem Zugkloben, wo sie von zwei
                              Scharnierbändern und dem Dorn zusammengehalten werden, dann auf zwei in die
                              Streichdielen eingestemmten Aufsätzen i, i und rückwärts
                              auf zwei eisernen Armen k, k.
                           Der Sitz l für den Fuhrmann wird von vier eisernen, 1
                              Zoll breiten und 3/4 Zoll dicken Stelzen m, m, n, n
                              getragen, welche an ihrem untern Theile mittelst eines Dornes von beweglichen in die
                              Streichdielen eingelassenen Gelenkzangen gehalten werden.
                           Der Zugkloben sammt dem daran hängenden Zughaken werden von zwei auf den
                              Streichdielen befestigten Bändern o, o getragen.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
