| Titel: | Ueber ein vortheilhaftes Verfahren um das in verdünnten Auflösungen (z.B. Mineralwassern, Bädern etc.) enthaltene Jod abzuscheiden; von J. Persoz. | 
| Fundstelle: | Band 106, Jahrgang 1847, Nr. XXXI., S. 134 | 
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                        XXXI.
                        Ueber ein vortheilhaftes Verfahren um das in
                           verdünnten Auflösungen (z.B. Mineralwassern, Bädern etc.) enthaltene Jod abzuscheiden;
                           von J.
                              Persoz.
                        Aus dem Journal de Pharmacie, Aug. 1847, S.
                              105.
                        Persoz, über das vortheilhafteste Verfahren um das in verdünnten
                           Auflösungen enthaltene Jod abzuscheiden.
                        
                     
                        
                           Da das Jod heutzutage so häufig als Arzneimittel angewandt wird und im Preis
                              fortwährend steigt, so ist es wünschenswerther als je dasselbe nicht nur aus den
                              Mineralwassern, welche es enthalten, sondern auch aus den Bädern, welchen es
                              zugesetzt wurde und selbst aus dem Urin der Kranken gewinnen zu können.
                           Soubeiran, welcher das vor ihm befolgte Verfahren zur
                              Gewinnung des Jods aus der Mutterlauge der Varechsoda zu langwierig und kostspielig
                              fand, schlug vor, dasselbe mittelst Kupfervitriol niederzuschlagen, dem er etwas
                              Eisenfeile als Reductionsmittel zusetzte, nämlich um das Jodkupfer in unauflösliches
                              Halb-Jodkupfer überzuführen. Später ersetzte man zu demselben Zweck die
                              Eisenfeile durch Eisenvitriol.
                           Nach beiden Methoden erhielt man jedoch keine constanten Resultate, daher man sie
                              durch ein sichereres Verfahren zu ersetzen bemüht war. Ein solches gaben die HHrn.
                              Labiche und Chantrel an;
                              es beruht auf der Unauflöslichkeit des Jod-Stärkmehls, bietet aber in der Praxis ebenfalls
                              Schwierigkeiten dar. Da sich nämlich das Jod nur in freiem Zustande mit dem
                              Stärkmehl verbindet, so muß man es vorher durch Chlor aus seinen salzigen
                              Verbindungen frei machen, und dieß ist eine unübersteigliche Schwierigkeit.
                           Bei meinen Versuchen zur Lösung der Aufgabe fand ich zuerst, daß wenn man den
                              Eisenvitriol durch essigsaures Eisenoxydul ersetzt, die Reduction viel rascher
                              erfolgt; da man aber selbst damit keineswegs auf eine regelmäßige Fällung des Jods
                              bei Flüssigkeiten von verschiedenem Gehalt zählen kann, so verfiel ich auf die
                              Anwendung von schwefliger Säure, welche bekanntlich ein sehr gutes Reductionsmittel
                              ist und nach Chevreul das Kupferoxyd zum Theil in Oxydul
                              verwandelt.
                           Ich will diese Reaction kurz erläutern. Löst man 1 Gramm Kupfervitriol in 150
                              Kubikcentimeter Wasser auf und setzt dann 1 Gr. schwefligsaures Natron zu, so färbt
                              sich die Flüssigkeit grün und trübt sich endlich in Folge der doppelten Zersetzung
                              welche stattfindet. Da man aber die Bildung eines Niederschlags zu vermeiden und
                              zugleich die Flüssigkeit zu entfärben suchen muß, so gießt man die zur Erzielung des
                              zweifachen Resultats erforderliche Menge schwefliger Säure hinein; läßt man dann
                              einen Tropfen Jodkalium-Auflösung hineinfallen, so wird sie sogleich
                              schillernd, hierauf milchartig, der Niederschlag nimmt immer zu und nach Verlauf
                              einer Stunde hat sich ein weißer, etwas rosenrother Niederschlag von
                              Halb-Jodkupfer gebildet, welcher schon in einigen Minuten entsteht, wenn man
                              die Flüssigkeit zum Kochen bringt, so daß man sie bloß von demselben abzugießen
                              braucht.
                           Hienach muß man, wenn jodhaltige Wasser zu behandeln sind, in dieselben
                              schwefligsaures Gas leiten, bis sie schwach darnach riechen, um erstens alles Jod
                              welches darin als jodsaures Salz vorkommt, in Jodwasserstoff zu verwandeln, zweitens
                              die Bildung des Niederschlags zu verhüten, welcher durch die gegenseitige Einwirkung
                              von schwefligsaurem Natron und Kupfervitriol entsteht, endlich drittens die
                              Reduction des Kupferoxyds zu veranlassen. Hierauf löst man nacheinander in der zu
                              behandelnden Flüssigkeit 1 Theil Kupfervitriol und 1 Theil
                              doppelt-schwefligsaures Natron auf; man berechnet deren Quantum nach dem
                              Jodgehalt des Wassers; 1 Theil Jodkalium oder Jodnatrium erfordert beiläufig 3
                              Theile Kupfervitriol. Die Flüssigkeit wird nun stehen gelassen oder zum Sieben
                              erhitzt, je nachdem man den Niederschlag sogleich oder erst nach einigen Stunden zu
                              haben wünscht.
                           Wenn man diesen Niederschlag in conischen Gefäßen erzeugt, erhält man ihn leicht in
                              einem kleinen Volum. Man sammelt ihn dann auf einem Filter, wascht ihn aus und trocknet ihn, um hierauf
                              das Jod nach einer der bekannten Methoden daraus abzuscheiden; eine sehr zweckmäßige
                              besteht darin, das Halb-Jodkupfer mit 2 Aequivalenten Braunstein vermengt zu
                              calciniren.