| Titel: | Der Condensator für Dampfmaschinen von C. Schiele. | 
| Fundstelle: | Band 106, Jahrgang 1847, Nr. LXVII., S. 329 | 
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                        LXVII.
                        Der Condensator für Dampfmaschinen von C. Schiele.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              VII.
                        Schiele's Condensator für Dampfmaschinen.
                        
                     
                        
                           Diese Erfindung, welche am 27. Mai 1847 in
                              England patentirt wurde, besteht in einer solchen Vorrichtung, daß der zu
                              verdichtende Dampf benutzt wird, um einer im Condensator gehaltenen Quantität Wasser
                              eine derartige Bewegung mitzutheilen, daß der kühlere Theil dieses Wassers im
                              vertheilten Zustande durch den Dampfraum geschüttet wird und dem Dampf also seine
                              Wärme entzieht, welche dann durch die Seitenwände des Condensators an das äußere
                              Kühlwasser abgegeben wird.
                           Durch dieses Verfahren erzielt man: 1) eine rasche Condensation bei geregelter
                              Ableitung der Wärme; 2) einen luftleeren Raum ohne die schwerfällige Luftpumpe; 3)
                              große Sicherheit hinsichtlich der Unterhaltung des richtigen Wasserstandes im
                              Kessel; 4) Vermeidung des Herbeischaffens von Kühlwasser durch die Dampfmaschine,
                              wenn ein Seitwärts- oder Tieferlegen des Condensators (in verhältnißmäßigen
                              Gränzen) dazu verhelfen kann; 5) das Wasser, welches aus dem Kessel als Dampf durch
                              die Maschine ging, wird als warmes Wasser dem Kessel wieder zugeführt und folglich
                              die Steinbildung darin und das häufige Reinigen desselben vermieden.
                           Hinsichtlich der Lage des Condensators in Bezug auf die Dampfmaschine ist folgendes
                              zu berücksichtigen: der in der Maschine verbrauchte Dampf gelangt abwärts in den
                              Condensator und von letzterm als Wasser in die Speisepumpe; diese Pumpe muß so tief
                              als der Condensator gestellt werden und (nach gewöhnlicher Construction) für eine
                              etwas größere Wassermenge berechnet werden als der Kessel zur Speisung bedarf. Je
                              höher der Druck ist, unter welchem der Dampf die Maschine verläßt, desto entfernter
                              von letzterer kann der Condensator stehen.
                           
                           Fig. 1 ist
                              eine perspectivische Ansicht des Kondensators, wobei ein Theil des Innern offen
                              gelassen wurde; Fig.
                                 2 ist eine Seitenansicht nach dem senkrechten Längendurchschnitt der
                              Mitte; Fig. 3
                              ist die vordere Ansicht, nach dem Querschnitt x, y.
                           Dieselben Theile sind in allen Figuren mit gleichen Buchstaben bezeichnet.
                           Durch die Scheidewand n werden im Condensator zwei
                              Abtheilungen A und B
                              gebildet; seine Seitenwände müssen dicht und stark genug seyn, um dem Druck zu
                              widerstehen und als Kühlflächen die erforderliche Ausdehnung haben; bei einer Dicke
                              derselben von 3 Millimeter sind nämlich für jede Pferdekraft (0,45 Kil. Dampf per Minute) erforderlich
                           
                              
                                 0,4
                                 Quadratmeter
                                 um den Druck
                                 auf
                                 die Hälfte
                                 
                              
                                 0,65
                                       „
                                       
                                    „
                                   „
                                 das Viertel
                                 
                              
                                 1,00
                                       „
                                       
                                    „
                                   „
                                 das Zehntel
                                 
                              
                           einer Atmosphäre zurückzubringen. Die beiden ersten Ziffern
                              sind für die Benutzung des gewöhnlichen Quantums Kühlwasser von 14 Kil. per Minute berechnet; die letzte aber für die doppelte
                              Quantität.
                           Der in 1/6 wirklicher Größe in Fig. 2 abgebildete
                              Condensator von 6 engt. Fuß Kessellänge eignet sich für eine Maschine mit 12
                              Dampf-Ausströmungen per Minute, deren jede 0,45
                              Kubik-Meter Dampf von 0,08 Kil. Ueberdruck per
                              Quadrat-Centimeter dem Condensator zuführt; dieser Dampf wird mit Benutzung
                              des gewöhnlichen Quantums Kühlwasser auf den Druck einer Viertels-Atmosphäre
                              zurückgebracht.
                           h ist eine Klappe in n,
                              welche sich gegen B öffnet; sie muß möglichst weit seyn,
                              darf aber nur das untere Wasser aus A, niemals Dampf
                              durchlassen.
                           i ist eine Klappe an e, die
                              sich von B gegen A
                              öffnet.
                           f ist eine siebartige Verlängerung von e, um das Wasser vertheilt nach c zu werfen; keine dieser siebartigen Oeffnungen darf gegen die Wände des
                              Condensators gerichtet seyn. Ich habe 4000 runde Oeffnungen (150 auf den
                              Quadrat-Decimeter) angewandt. Solche Oeffnungen müssen auch am oberen Theile
                              von f, zunächst b,
                              angebracht. seyn, um das völlige Auslaufen von f zu
                              begünstigen.
                           a ist das Ende der Verbindungsröhre, welche den Dampf
                              von der Maschine in den Condensator führt.
                           k ist der Ausgang des nach der Speisepumpe führenden
                              Rohres. l ist eine mittelst m verschiebbare Verlängerung von k, welche
                              schwer genug gehen muß, um in der ihr gegebenen Stellung zu verharren; sie dient zum
                              Reguliren des Wasserstandes in A, um den Raum c
                               beliebig erweitern oder
                              verengern zu können, ferner um das wärmere Wasser im Condensator zum Speisen des
                              Kessels verwenden zu können.
                           g ist ein leicht aufliegendes Ventil, welches sich nach
                              außen öffnet.
                           p ist eine hohle Glaskugel, welche in ein enges unten
                              offenes Röhrchen gegen B ausgeht, um Verlust an Luft im
                              Raum d anzuzeigen. Zum ersetzen der verlorenen Luft
                              dient das Röhrchen r, wenn q
                              nicht Luft genug in dem Wasser herbeiführt, welches zum ersetzen des durch die Lecke
                              und Ventile entwichenen Wassers dient. q ist mit einer
                              Klappe zum Abschließen und Reguliren versehen und leitet Wasser aus einem höher
                              liegenden Behälter in den Condensator (ein Sieb verhindert das Eindringen von
                              Unreinigkeiten mit dem Wasser in q).
                           Der Condensator ist bis zu etwa 3/4 seiner Höhe mit Wasser gefüllt und steht in einer
                              Cisterne so tief im Wasser, daß g noch immer mit etwas
                              Wasser bedeckt ist. Die Erneuerung des Kühlwassers in der Cisterne geschieht am
                              besten in der Nähe des unteren Theils von B, und der
                              Abfluß desselben nahe an b.
                           Während des Gangs der Maschine öffnet der in den Condensator eintretende Dampf das
                              Ventil g auf einen Augenblick, Luft und Gase
                              austreibend, welche im Raume c enthalten waren; der
                              Druck in A und B gleicht
                              sich aber eben so schnell aus durch das Wasser, welches durch h nach B getrieben wird und die Luft in 6,
                              welche durch die vorhergegangene Operation verdünnt wurde, wieder zusammendrückt.
                              Das in f zurückgebliebene Wasser und die Kühlungsflächen
                              verdichten augenblicklich einen Theil des eingetretenen Dampfs und das eben in B eingetretene Wasser wird durch i, e und f wieder nach A geworfen, wobei es den Dampf condensirt. Dieselbe Wirkung bringt ein
                              erneuertes Eintreten von Dampf hervor.
                           Sollte die Speisepumpe verjagen oder q Luft statt Wasser
                              zuführen und dadurch den Wasserstand im Kessel gefährden, so zeigt es der
                              Condensator sogleich durch seine gestörte Wirksamkeit und heftiges Ausblasen von
                              Luft durch g an.
                           Wenn man den Condensator in Gang setzen will, ist folgendes zu beobachten: man
                              schließe r und öffne q, bis
                              Wasser aus dem Ventil g entweicht; hierauf schließe man
                              q, öffne g und r, bis der Wasserstand in A
                              und B sich ausgeglichen hat; dann schließe man g und r, ziehe m höher auf und fülle die Cisterne mit Wasser. Hierauf
                              läßt man die Dampfmaschine an mit einem Druck, wobei sie auch ohne Condensator in
                              Gang kommen kann, oder man läßt einigen Dampf durch Steuerung stoßweise eintreten.
                              Dann drückt man m nach und nach tiefer, bis g
                               sich nur momentan
                              öffnet; hierauf öffnet man q bis zur entsprechenden
                              Weite, um den richtigen Wasserstand im Kessel zu erhalten. Man sehe nun auf p und wenn sich eine allmähliche Zunahme des darin
                              erscheinenden Wassers zeigt, so öffne man vorsichtig r,
                              jedoch nicht weiter, als um das Zunehmen des Wassers in p zu hemmen. – Beim Einhalten der Dampfmaschine schließt man q; beim Wiederanlassen derselben öffnet man q wieder zur vorigen Weite und sieht auf befriedigende
                              Wirkung von g und p.
                           Die beschriebene Construction meines Condensators läßt sich übrigens für verschiedene
                              Arten von Dampfmaschinen auf geeignete Weise abändern.
                           Auf Schiffen kann man statt der Cisterne Kühlröhren anwenden; eine Hülfspumpe
                              erneuert dann fortwährend den Zufluß des Kühlwassers und das Ventil g endigt sich in diesem Falle in einen besondern
                              Wasserbehälter. Es versteht sich, daß A für
                              Schiffsmaschinen in senkrechte Querwände abgetheilt seyn muß, um die Schwankungen
                              unschädlich zu machen; jede dieser Abtheilungen hat eine untere Oeffnung nach einem
                              Rohr, welches zum Ventil h führt.
                           Wo es die Localität gestattet, kann man statt p und r ein Rohr t als senkrechte
                              Verlängerung von B anbringen; die Wirkungsweise
                              ausgetretener Luft wird dann durch höheres Steigen des Wassers in t ersetzt. t muß die Weite
                              des Ventils h haben und braucht nie über 6 Meter hoch zu
                              seyn; um den Dampfdruck auf eine Viertels-Atmosphäre zurückzubringen, macht
                              man es 4,5 Meter hoch; um ihn auf eine halbe Atmosphäre zu vermindern, 3 Met. hoch.
                              Man sollte dieses Rohr kühler Luft Aussetzen und es mit Kienruß anstreichen. Beim
                              Anlassen der Dampfmaschine ersetzen in diesem Falle einige Kolbenhube das Herstellen
                              des Niveau's zwischen A und B mittelst r.
                           Für Dampfmaschinen, deren verarbeiteter Dampf nach seinem Eintritt in den Condensator
                              nicht Druck genug hat, um g öffnen zu können, läßt man
                              g in ein Rohr öffnen, welches zu einer kleinen
                              Luftpumpe führt, die den Druck auf g etwas geringer
                              stellt als der stärkste Druck in A ist.
                           Je schneller eine Dampfmaschine geht, desto weiter mache man f, h und im ihrem relativen Verhältniß; f muß
                              dann ununterbrochen Wasser auswerfen.
                           Für stehende Dampfmaschinen kann man die Klappe von q
                              durch einen Schwimmer im Kessel reguliren lassen; zum gänzlichen Abschließen von q bringt man dann einen zweiten Hahn an.
                           
                           Bestellungen auf solche Kondensatoren, welche man mir unter der Adresse „C.
                                 Schiele in
                                 Manchester“ mit Angabe der bezüglichen Verhältnisse der
                              Dampfmaschinen und der Localität zukommen läßt, werde ich auf das befriedigendste
                              auszuführen suchen.
                           C. Schiele aus Frankfurt a. M.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
