| Titel: | Zwei neue Methoden der Metallverzierung; erfunden von Fritz Vogel in Frankfurt a. M. | 
| Fundstelle: | Band 106, Jahrgang 1847, Nr. LXXVIII., S. 392 | 
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                        LXXVIII.
                        Zwei neue Methoden der Metallverzierung; erfunden
                           von Fritz Vogel in
                           Frankfurt a. M.
                        Aus Böttger's polytechn. Notizblatt, 1847 Nr.
                              13.
                        Vogel's Methoden der Metallverzierung.
                        
                     
                        
                           I. Nielloartige
                                 Metallverzierung.
                           Man überzieht den zu verzierenden Gegenstand mit Aetzgrund, wie ihn die Kupferstecher
                              gebrauchen, radirt mit der Nadel die beabsichtigte Verzierung hinein, ätzt sodann
                              mittelst einer das Metall auflösenden Säure in die Tiefe, entfernt hierauf den
                              Aetzgrund sorgfältig wieder mit geeigneten Auflösungsmitteln (z.B. mit Terpenthinöl,
                              Aether und dergleichen), wäscht den Gegenstand sauber ab, säuert ihn nochmals
                              momentan mit schwacher Säure, bringt ihn dann in einen galvanoplastischen Apparat
                              und läßt ihn hier mit einem so starken galvanischen Ueberzug überwachsen, daß alle
                              geätzten Linien davon ausgefüllt erscheinen. Sind auf diese Weise alle Linien und
                              Vertiefungen vollkommen ausgefüllt und mit der Ebene in gleicher Höhe oder darüber,
                              so nimmt man den Gegenstand aus dem galvanoplastischen Apparat heraus und schleift
                              die aufgewachsene Metallschicht so weit wieder ab, daß sie, die geätzten
                              Vertiefungen vollständig deckend, mit dem Metalle des Gegenstandes in eine und
                              dieselbe Ebene zu liegen kommt. Würde man sich zu einem solchen Versuche z.B. einer Stahlplatte bedienen, auf welche Silber galvanisch aufgetragen worden, so erhielte man eine der Radirung
                              vollkommen entsprechende nielloartige Silberverzierung auf Stahl, so zu sagen eine
                              durch den kalten Guß erzeugte, mit Feinsilber ausgelegte Stahlplatte.
                           In dieser Weise können die feinsten Linien neben breiten Flächen ausgeätzt und
                              galvanisch aufgetragen werden.
                           Man kann einen und denselben Gegenstand aber auch mit verschiedenen Metallen verzieren, indem man für die verschieden gefärbten
                              Metallablagerungen für eine jede, so weit man sie benutzen will, eine besondere
                              Radirung veranstaltet, nach welcher man nacheinander den galvanischen
                              Metallniederschlag entstehen läßt, für die folgende Farbe radirt, niederschlägt und
                              dann ebnet.
                           Auch könnte man in einer und derselben Radirung, sofern sie aus breiten Linien
                              bestände, nacheinander verschieden gefärbte Metalle sich ablagern lassen; beim
                              nachherigen Abschleifen würde der letzte Niederschlag als einzelne Mittellinie
                              stehen und die Durchschnitte der ersten Ansätze sich als feine Säume derselben
                              zeigen. Wenn diese letztere Methode auch nur auf kostbare
                              Gegenstände eine Anwendung finden dürfte, so ist sie doch jedenfalls eigenthümlicher
                              Art und verspricht in der Hand eines geschickten Künstlers die umfangreichste
                              Benutzung.
                           Selbst mit bloßen einfachen Linien kann diese Methode zur Verzierung der
                              mannichfaltigsten Gegenstände dienen. Uhrgehäuse, Dosen, Gewehrläufe, Degenklingen,
                              ferner die verschiedenartigsten Silber-, Messing-, Kupfer-,
                              Stahl- und Neusilberwaaren werden auf das schönste nach dieser Methode
                              verziert werden können, wobei, besonders bei flachen Gegenständen, die
                              Liniirmaschine die allertrefflichsten Dienste leisten dürfte.
                           
                        
                           II. Metallverzierung durch
                                 Ueberdruck.
                           Ich habe mich bemüht, die Ueberdruckmethode auf Eisen, Stahl, Messing, Silber und
                              Kupfer, in Verbindung mit galvanischen Metallüberzügen anzuwenden. Zu dem Zweck
                              veranstaltet man von einer dazu bestimmten Stahl-, Kupfer-,
                              Zink- oder Steinplatte, oder auch von einem Holzschnitte, einen Abdruck mit
                              einer fetten Ueberdruckfarbe auf Ueberdruckpapier, welches zuvor mit einer dünnen
                              Schicht Kleister überzogen worden. Diesen Abdruck überträgt man auf die
                              wohlgereinigte Metallfläche, welche man verzieren will, indem man ihn mittelst eines
                              Polirstahls vorsichtig andrückt, weicht sodann mittelst wenig gesäuertem Wasser das
                              Papier und den Kleister ab und läßt trocknen. Ehe jedoch die Ueberdruckfarbe völlig
                              eingetrocknet, ist es gut dieselbe mit äußerst fein geschlämmtem Glasstaube zu
                              bestäuben, und nach erfolgtem völligen Trocknen von denjenigen Stellen, welche nicht
                              zur Zeichnung gehören, den Staub sorgfältig wieder zu entfernen. Auf diese Weise ist
                              der Gegenstand zur galvanischen Metallbekleidung vorgerichtet, d.h. man kann ihn nun
                              unter Anwendung geeigneter Metallsalzsolutionen im galvanoplastischen Apparate
                              vergolden, versilbern, verkupfern oder verplatiniren. Da nun das aus fetter
                              Ueberdruckfarbe bestehende, mit Glasstaub überdeckte Bild ein Nichtleiter der
                              Elektricität ist, so bleibt dasselbe, unter Metallsalzlösungen dem galvanischen
                              Strome ausgesetzt, völlig unbelegt, während alle übrigen Stellen der Platte sich
                              metallisch überkleiden. Hat nun eine auf diese Weise erzeugte Vergoldung,
                              Versilberung u.s.w. die gehörige Dicke erlangt, so läßt sich die Ueberdruckfarbe
                              durch geeignete Auflösungsmittel mit Leichtigkeit entfernen, worauf man dann durch
                              die Farbenverschiedenheit des Fonds und des Metallüberzugs die Zeichnung auf das
                              schönste und deutlichste hervortreten sieht.
                           Man kann auf einen und denselben Gegenstand nacheinander mehrere verschieden gefärbte
                              Metalle auftragen, indem man die dazu geeigneten wie im Farbdruck üblichen einzelnen
                              besonders berechneten Tonplatten nacheinander aufdruckt und galvanisch färbt
                              – übrigens ist hier nicht von einer nur oberflächlichen Färbung die Rede,
                              sondern ich habe ganz solide Versilberungen u.s.w. auf diese Weise in einer ziemlich
                              starken Schicht zuwege gebracht. Der Ueberdruck, der in anderer Weise vielfache
                              Anwendung, z.B. bei der Verzierung von Porzellan, lackirten Blech- und
                              Holzwaaren findet, hat den großen Vortheil der Vervielfältigung einer künstlerischen Arbeit; einen einzelnen Gegenstand
                              nach der früheren Methode zu verzieren ist aber kostspielig; da nun die zum
                              Ueberdruck bestimmte gravirte Platte vielfach verwendet werden kann, so ist es
                              möglich, daß bedeutendere Kosten auf Ausführung einer Platte durch tüchtige Künstler
                              angewendet, durch Repartirung derselben auf eine größere Anzahl zu verzierender
                              Gegenstände leicht wieder eingebracht werden können. Auf diese Art wird dem Künstler
                              nicht nur Gelegenheit zur Anwendung seiner Kunst selbst für technische Zwecke gegeben, sondern auch die Geschmacksbildung auf das allerkräftigste gefördert.