| Titel: | Ueber Anfertigung von Wachspapier zur Verpackung, zu Tapeten u.s.w.; von Karl Kreßler. | 
| Fundstelle: | Band 106, Jahrgang 1847, Nr. XC., S. 445 | 
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                        XC.
                        Ueber Anfertigung von Wachspapier zur Verpackung,
                           zu Tapeten u.s.w.; von Karl
                              Kreßler.
                        Kreßler, über Anfertigung von Wachspapier.
                        
                     
                        
                           Die Benennung Wachspapier soll in der Regel nur ein Papier
                              bezeichnen, dessen eine Seite wenigstens gegen das Eindringen der Feuchtigkeit
                              geschützt ist. Man bedient sich solcher Papiere zur Verpackung kleinerer und
                              leichterer Packete (Poststücke). Feinere Gattungen, die mit schönen Farben und
                              sorgfältiger behandelt, auch wohl mit Mustern bedruckt sind, werden als Tapeten zur
                              Bekleidung der Wände oder auch wohl zu Papparbeiten verwendet. Die Anfertigungsweise
                              der verschiedenen Arten Wachspapiere ist unter einander ziemlich ähnlich. Zu den Wachspackpapieren wählt man ein festes und breites
                              Maschinenpapier, in einer Länge, welche dem Raum und der Vorrichtung, die man für
                              diesen Zweck angelegt hat, entspricht. Das Zimmer, in welchem die Arbeit vorgenommen
                              wird, ist längs der Decke mit hölzernen, walzenförmigen Stäben versehen, deren Länge
                              der Breite des zu verarbeitenden Papiers entspricht, und über welche dasselbe
                              gezogen wird. Das Packpapier hat gewöhnlich auf der einen Seite eine schwarze
                              Färbung, oder es scheint vielmehr, als wäre die eine Seite desselben eben so
                              behandelt wie Wachsleinwand, und mit einem Lack überzogen. Ein gutes Wachspapier muß
                              sich nach Belieben falten und biegen lassen, ohne leicht brüchig zu werden und zu
                              verderben; es hat also unter dieser Bedingung selbst Vorzüge vor der gröberen
                              Wachsleinwand, die zum Verpacken gewöhnlich verwendet wird. Die Anfertigung eines
                              solchen Papiers geschieht wie folgt.
                           Man gibt zuerst einen Grund von einer stark mit Leim versetzten schwarzen Farbe. Der
                              Leim hiezu muß von einer guten Sorte seyn (Lederleim), und mindestens die
                              Eigenschaft haben, in starker, wässeriger Lösung auf Papier gestrichen, nach dem
                              Trocknen keine Brüche zu zeigen. Man weicht den Leim Abends vorher in Wasser, und
                              gibt nachher bei seiner weiteren Auflösung in einem glasirten Topfe oder einem
                              kupfernen Kessel über Feuer so viel Wasser zu, daß ein einfacher Aufstrich davon auf
                              Papier hinreicht, solches in der Art zu decken, um einen zweiten Ueberstrich mit
                              Leinöl nicht durchdringen zu lassen. Hat man sich durch eine Probe hievon überzeugt,
                              so setzt man der Leimlösung unter Umrühren so viel gebrannten und feingepulverten
                              Kienruß (wenn man will, kann man auch rohen Kienruß nehmen) zu, als nöthig ist,
                              durch einen einmaligen
                              Aufstrich den hellen Grund des Papiers zu decken, daß er nirgends durchscheine. Auf
                              einem der Breite des Papiers entsprechenden Tisch trägt man nun mittelst eines
                              großen Pinsels die schwarze Leimfarbe etwas erwärmt auf. Die gefärbten Flächen
                              werden über die Rollen gezogen, um dort zu trocknen. Nach dem Trocknen wird das
                              Papier in gleicher Weise mit dem Lackfirniß überzogen, der auch ein wenig erwärmt
                              aufgetragen wird. Den hiezu dienenden Lack fertigt man in trefflicher Güte
                              folgendermaßen an. In einem kupfernen Kessel oder glasirten Topfe erhitzt man unter
                              öfterem Umrühren gutes abgelagertes Leinöl bis zum Sieden, und hat demselben auf 1
                              Pfd. 4 Loth Bleiglätte (gepulverte oder gemahlene) zuzusetzen. Das Sieden läßt man
                              etwa noch 1/2 Stunde fortdauern. In einem andern glasirten Topfe, nur bis zu 1/3 des
                              Inhalts gefüllt, schmelzt man unter allmählicher Verstärkung des Feuers, am besten
                              über Holzkohlenfeuer, welches nur den Boden des Topfes trifft, gutes Asphaltharz
                              (sogenanntes Judenpech). Man rührt mit einem langen eisernen Stabe um, und setzt,
                              wenn das Harz gleichmäßig fließt, 1/8 vom Gewicht des geschmolzenen Asphaltharzes
                              von dem vorher angeführten Leinölfirnisse unter Umrühren nach und nach zu. Man hebt
                              das Gefäß vom Feuer, wartet ab bis die Temperatur etwas nachgelassen, und setzt nun
                              nach und nach so lange Terpenthinöl hinzu, bis eine herausgenommene Probe auf einem
                              Glasscherben nach dem Erkalten eine mäßig dicke Beschaffenheit, etwa wie ein dünner
                              Syrup, zeigt. Zum Gebrauch mischt man nun gleiche Raumtheile vom erstangeführten
                              Leinölfirniß und dem Asphaltlack, und trägt die Mischung mit einem Lackirpinsel
                              handwarm auf. Auch der Leinölfirniß für sich allein dient dazu. In geeigneter
                              Atmosphäre trocknet der Lacküberzug schon bis zum andern Tage, und zeigt einen
                              außerordentlichen Glanz. Einen schönen blauen Grund erhält man, wenn man mit
                              Eisenoxyd (sogenanntem Englischroth, rothem Ocker, oder Caput
                                 mortuum), das mit Ruß versetzt wird, grundirt. Legt man dieses Verfahren
                              zum Grunde, so wird es nicht schwer werden, feinere Gattungen solcher Papiere, und
                              mit Mustern bedruckt, herzustellen. Papier zu Papparbeiten überzieht man mit dem
                              Leinölfirniß, oder, wie bekannt, wenn solches mit einer starken Leimfarbe vorher
                              grundirt worden, mit einem Spirituslack, der am leichtesten mit einem Bäuschchen
                              Baumwolle aufgetragen wird, welches man nicht zu stark tränkt. Der Spirituslack wird
                              angefertigt, indem man 1 Gewichtstheil gebleichten Schellack, 1 Theil Sandarak,
                              beide Harze fein gepulvert, in 6 Gewichtstheile Alkohol zu mindestens 90°
                              Tralles gibt, und durch öfteres Umschütteln während der Tageszeit die Auflösung
                              befördert. Man setzt die Flasche, in welcher man den Lack fertigt, in zu + 50° R.
                              erwärmtes Wasser, mit der Vorsicht, daß der Pfropf der Flasche indessen durch eine
                              dichte Leinwand überbunden wird. Man nimmt nach etwa 1/2 Stunde den Lack heraus,
                              doch ohne ihn zu schütteln oder die Flasche während der Erwärmung bewegt zu haben;
                              und wird nun im Stande seyn, auf einem Trichter und durch wollenes Löschpapier den
                              Lack leicht zu filtriren, von dem man natürlich das Klare zuerst auf das Filter
                              gibt, und meist ablaufen läßt, bevor man den Rest aufgießt. Den Trichter verschließt
                              man, so gut es gehen will, mit einem passenden Deckel. Sollte man es unternehmen
                              wollen, eine Fabrication von Wachspapieren einzurichten, und diese mehr im Großen
                              betreiben wollen, so dürften sich für das Auftragen der Farbe wie des Firnisses
                              leicht mechanische Hülfseinrichtungen machen lassen. (Mittheil. aus dem Gebiete der gesammten
                                    Technik, Heft 2, S. 44.)