| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 106, Jahrgang 1847, Nr. , S. 447 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Institut der Ehrenzeichen für die arbeitende Classe in
                              Belgien.
                           Die Ausstellung der Producte nationaler Industrie hat den König der Belgier veranlaßt
                              ein Institut zu gründen, durch welches der Zweck – Hebung der Industrie – auf einem bisher noch nirgends betretenen
                              Wege zu erreichen gesucht wird und welches ein sprechender Beweis der Sympathie der
                              belgischen Regierung für die zahlreichste Classe der Gesellschaft, die arbeitende, ist. In Erwägung, daß nicht allein
                              Gerechtigkeit, sondern auch Klugheit gebieten, Arbeiter und Handwerker an den
                              Aufmunterungen Theil nehmen zu lassen, welche die Regierung der Industrie zugehen
                              läßt, und diejenigen unter ihnen, welche sich durch Geschicklichkeit und
                              Sittlichkeit auszeichnen, zu belohnen, hat der König der Belgier auf den Antrag des
                              Ministers des Innern durch Decret vom 7. Nov. 1847 bestimmt wie folgt:
                           Art. 1. Zur Belohnung von Arbeitern und Handwerkern wird ein Ehrenzeichen geschaffen,
                              welches die Attribute der Industrie und des Ackerbaues trägt.
                           Die Decoration trägt auf der Kehrseite den Namen des Decorirten und
                              die Jahreszahl.
                           Die Decoration wird durch königliches Decret zuerkannt.
                           Art. 2. Die Decoration hat 2 Classen, bestehend, die erste in goldenen, die zweite in
                              silbernen Medaillen.
                           Art. 3. Die Decoration wird an einem Kettchen von dem gleichen Metall auf der linken
                              Brust getragen.
                           Art. 4. Sie wird ausschließlich denjenigen Arbeitern und Handwerkern zuerkannt,
                              welche mit anerkannter Geschicklichkeit in ihrem Fach einen sittlichen Lebenswandel
                              verbinden.
                           Art. 5. Ueber die Geschicklichkeit wird ausschließlich bei Gelegenheit der
                              Ausstellungen erkannt durch die Jury, welcher die Beurtheilung der Producte der
                              Industrie obliegt.
                           
                           Art. 6. Die Geschicklichkeit des Arbeiters oder Handwerkers wird als erwiesen
                              angenommen,
                           a) wenn derselbe ein von ihm erzeugtes Product von
                              ausgezeichneter Beschaffenheit ausstellt;
                           b) wenn ein Gewerbsmann, welcher ein ausgezeichnetes
                              Fabricat zur Ausstellung gesendet, bezeugt hat, daß dem Arbeiter ein erheblicher
                              Theil an dem Verdienst der Bearbeitung oder Erzeugung des Gegenstandes zukommt.
                           Bei Gegenständen, welche sich zur öffentlichen Ausstellung nicht eignen, wird ein
                              Bericht des Unternehmers des betreffenden Industriezweiges als Zeugniß für die
                              Geschicklichkeit des Arbeiters angesehen.
                           Art. 7. Die Jury wird sich über den Lebenswandel der Arbeiter, denen sie das Zeugniß
                              gibt, Proben von Geschicklichkeit und Intelligenz abgelegt zu haben, zu unterrichten
                              suchen und der Regierung nur Individuen zur Belohnung vorschlagen, welchen in
                              sittlicher Beziehung nichts vorzuwerfen ist.
                           Art. 8. Die Decoration in Silber soll ausschließlich als erste Belohnung oder
                              Auszeichnung zuerkannt werden. Die Decoration in Gold wird nur in Folge einer
                              zweiten Bewerbung erlangt, wenn nämlich der Decorirte neue Beweise von Intelligenz,
                              Fortschritten in seinem Fach und musterhaften Lebenswandel gegeben hat.
                           Art. 9. Die Jury für die Industrieausstellung vom Jahr 1847 ist beauftragt, dem
                              Minister des Innern Vorschläge zur Belohnung solcher Arbeiter und Handwerker zu
                              machen, welche entweder selbst ausgestellt oder durch ihre Leistungen einem der
                              Ausstellenden Anerkennung verschafft haben.
                           Art. 10. Die Zahl der Ehrenzeichen oder Decorationen ist auf 1000 beschränkt, nämlich
                              200 der ersten Classe in Gold und 800 der zweiten Classe in Silber.
                           Art. 11. Die vorstehenden Bestimmungen können auch auf Feldarbeiter Anwendung
                              finden.
                           Art. 12. Unser Minister des Innern ist mit der Vollziehung des gegenwärtigen Decrets
                              beauftragt.
                           Brüssel, den 7. Novbr. 1847.
                           Leopold.
                           Auf Befehl des Königs der Minister des Innern
                              Ch. Rogier.
                           (Eisenbahnzeitung, 1847 Nr. 47.)
                           
                        
                           Verfahren Kieselerde zu lösen und ihre Auflösung zur Erzeugung
                              künstlicher Steine zu benutzen; von Werner Siemens und
                              Wilh. Siemens in Berlin.
                           Die Erfinder dieses Verfahrens ließen sich dasselbe im Jahr 1845 für Bayern
                              patentiren; folgendes ist der wesentliche Inhalt ihres Privilegiums, welches im
                              Kunst- und Gewerbeblatt, 1847, 4tes Heft, S. 265 veröffentlicht wurde.
                           Das Verfahren Kieselerde aufzulösen besteht darin, daß wir dieselbe in einem ganz
                              verschlossenen Dampfkessel bei einer, Dämpfen von 4 bis 5 Atmosphären entsprechenden
                              Temperatur, mit wässerigen kaustischen Alkalien digeriren. Dieselben vermögen
                              hiedurch ihr drei- bis vierfaches Gewicht Kieselerde zu einem dünnflüssigen
                              Liquidum aufzulösen.
                           Der Apparat zum Auflösen der Kieselerde ist ein eiserner, aus doppelten, 1–2
                              Zoll weit von einander abstehenden Wänden zusammengefügter Kessel, in den zuerst die
                              Steine und dann so viel Lauge gebracht werden, daß der Kessel nahezu vollgefüllt
                              ist. Die Verf. wenden Aetznatronlauge an, welche sie sich auf die gewöhnliche Weise
                              darstellen und so weit abdampfen, daß aus 100 Pfd. krystallisirtem kohlensaurem
                              Natron ungefähr 80 Quart Lauge erhalten werden. Auf jedes Quart dieser Lösung wird 1
                              Pfd. Kieselerde gerechnet. Zur Anfertigung von Steinen minderer Qualität können auch
                              anstatt der Kieselerde, Natron oder kalihaltige Silicate in einer dem Alkaligehalt
                              des Silicats entsprechenden weit verdünnteren Natronlösung aufgelöst werden. Ist der Auflösungskessel
                              gehörig beschickt, und hat der Dampf im Dampfkessel eine so hohe Spannung
                              angenommen, daß er aus dem mit 60 Pfd. per Quadratzoll
                              belasteten Sicherheitsventile zu entweichen beginnt, so wird der Hahn geöffnet,
                              wodurch der Dampf in den äußern Kessel eintritt und sich an der kalten Wand des
                              innern condensirt. Hiedurch wird die Wärme im letztern schnell gesteigert und hat
                              bald die dem Dampfdruck von 60 Pfd. entsprechende Temperatur angenommen, welcher
                              Zeitpunkt durch die wieder beginnende Entweichung des Dampfes aus dem
                              Sicherheitsventile angezeigt wird. Jetzt wird die Feuerung 6–8 Stunden lang
                              schwach unterhalten, so daß stets ein wenig Dampf entweicht.
                           Während dieser Zeit werden die Schaufeln im Auflösungskessel durch einige Arbeiter in
                              steter Bewegung erhalten. Nach Verlauf derselben werden 80–90 Proc. der im
                              Kessel befindlichen Kieselerde gelöst seyn. Die Flüssigkeit wird nun abgelassen und
                              der Kessel kann zu einer neuen Auflösung gefüllt werden.
                           Diese Kiesellösung hat die Eigenschaft, mit Kieselpulver aus geglühtem und
                              abgelöschtem Sande sich beim Trocknen zu einem dichten, unlöslichen, weißen Stein zu
                              verbinden, welcher einen muschligen, glasigen Bruch und eine solche Härte hat, daß
                              er am Stahl Funken gibt, ohne dabei so spröde wie Feuerstein zu seyn. Es findet
                              dabei kein Werfen, Reißen oder Schwinden statt, wenn die Operation des Trocknens
                              nicht zu sehr beschleunigt wird. Die mit Kieselpulver gemengte Kiesellösung hat
                              ferner die Eigenschaft, mit Steinen und Steinmassen aller Art sich beim Trocknen zu
                              einem festen Ganzen zu verbinden, und eignet sich daher auch als Kitt, um Sand, Kies
                              und Steine aller Art zu festen Steinen zu verbinden, sowie zur Plattirung mit
                              Steinmasse. Auch läßt sie sich zur Versteinerung und äußern Bekleidung von Holz
                              gebrauchen, da sie fest daran haftet. Um einen feinen, weißen Stein zu erhalten,
                              wird die Kiesellösung mit so viel Kieselpulver versetzt, bis sie eine zähe,
                              bildsame, feinem Töpferthone ähnliche Masse damit gebildet hat, wozu drei bis vier
                              Raumtheile Kieselpulver gehören. Gleichzeitig wird ein wenig Kalk oder Kreide und
                              eine kleine Quantität Thon mit eingemengt, wodurch das Product gleichmäßiger und
                              fester wird. Die hieraus geformten oder gepreßten Gegenstände werden zum Trocknen an
                              die Luft gestellt.
                           Um Nachahmungen feiner farbiger Steine zu erzielen, wird die Masse mit den
                              entsprechenden Farben vermischt, wozu sich besonders Metalloxyde eignen. In manchen
                              Fällen, und namentlich bei Anfertigung größerer, in Formen zu pressender Gegenstände
                              kann unter die etwas dünner gehaltene Masse ihr 6–8faches Gewicht Glimmer und
                              Steintrümmer anderer Art gemengt werden. Zur Erzielung eines festen Sandsteins zu
                              Bausteinen, Mühlsteinen, Monumenten etc., wird ein Theil Kieselauflösung zu zwei
                              Raumtheilen Kieselpulver gebracht und zu dieser Mischung 10–15 Theile Sand
                              von verschiedener Feinheit und in manchen Fällen noch 5–6 Theile Kies
                              hinzugesetzt.
                           Die auf die angegebene Weise angefertigten Steine müssen, nachdem sie ziemlich
                              lufttrocken geworden sind, zur völligen Erhärtung in einen über 40 Grad erwärmten
                              Raum gebracht werden und darin, je nach ihrer Stärke, einige oder mehrere Tage
                              bleiben. Noch vortheilhafter ist es, diese Temperatur nach und nach bis über den
                              Kochpunkt des Wassers zu steigern. Durchschnittlich sind die Steine nach 4–6
                              Tagen schon gänzlich erhärtet, so daß man sie glühend machen kann, ohne daß sie
                              Risse bekommen oder zerfallen.
                           Dieselbe Einwirkung, welche eine anhaltende Erwärmung auf die Erhärtung des Steines
                              ausübt, wird durch einen starken Druck in sehr kurzer Zeit erzielt. Unter dem Druck
                              einer hydraulischen Presse erhärtet er fast augenblicklich. Für manche Zwecke, z.B.
                              bei der Anwendung der Steinmasse als Cement, Dach- und Wandbekleidung etc.
                              kann man der Masse dadurch die Eigenschaft, bei gewöhnlicher Lufttemperatur zu
                              erhärten, ertheilen, daß man der Kieselerde einen Theil des Alkalis durch Zusatz
                              eines zersetzenden Salzes, z.B. Chlorcalcium, Chloreisen etc. entzieht, welches in
                              Pulverform in dieselbe gebracht und darin vertheilt wird. Man kann auch aus
                              demselben Grunde den Stein, nachdem er an der Luft getrocknet ist, in die Auflösung
                              eines der genannten Salze tauchen, wodurch er ebenfalls die Eigenschaft bekommt, bei
                              gewöhnlicher Temperatur zu erhärten. Auch kann man zu diesem Behufe gallertförmige
                              Kieselsäure unter die Masse mengen.
                           
                           Eine besondere Anwendung findet die Kiesellösung noch in der Verbindung von
                              Stein- und Braunkohlengrus oder Pulver zu festen Ziegeln. Zu dem Ende
                              vermischt man 3 Maaß Kiesellösung mit 2 Maaß Thon, 1 Maaß Kieselpulver und 3 Maaß
                              Wasser. Mit dieser Masse werden 40–50 Theile Kohlengrus verarbeitet und
                              darauf zu Ziegeln gepreßt. Dieselben werden sehr schnell an der Luft steinhart und
                              verbrennen leicht und ohne zu zerfallen.
                           In einem Nachtrage weisen die Verf. nach, daß die nach ihrem Verfahren dargestellte
                              Kiesellösung ganz verschieden von der Lösung des Fuchs'schen Wasserglases sey. Dieselbe hat folgende Eigenschaften:
                           Die anfangs wasserklare Lösung beginnt nach einiger Zeit, auch in gänzlich
                              verschlossenen Gefäßen, Kiesel oder vielmehr kieselhaltige Verbindungen
                              abzuscheiden. Dieß dauert längere Zeit fort, bis etwa ein Drittel sämmtlicher
                              Kieselerde abgeschieden ist. Die Wasserglaslösung bleibt dagegen stets klar und
                              scheidet nichts aus. Sie läßt sich auch, ohne daß eine Trübung eintritt, in allen
                              Verhältnissen mit Wasser mengen, während bei der Siemens'schen Lösung die erwähnte Kieselabsonderung bei einer Verdünnung noch
                              schneller eintritt. Zusatz von Säuren zu dieser Lösung bewirkt einen bedeutenden
                              Niederschlag, der sich im Ueberschuß des Fällungsmittels nur theilweise wieder löst.
                              Der unter gleichen Umständen in der Wasserglaslösung entstehende Niederschlag löst
                              sich dagegen, bei gehöriger Verdünnung, vollständig im Ueberschuß des
                              Fällungsmittels wieder auf.
                           Die Untersuchung des in allen Fällen aus der Kiesellösung erhaltenen Niederschlages
                              ergab, daß er aus einer Doppelverbindung von kieselsaurem Alkali mit einer
                              kieselsauren Erde oder einem dergleichen Metalloxyde besteht. Diese zweite Basis ist
                              je nach dem zur Auflösung verwendeten Material verschieden; gewöhnlich besteht sie
                              indeß hauptsächlich aus Kalk und Thon.
                           Es folgt hieraus, daß Wasser von 140–150 Grad C. auch Doppelsilicate
                              aufzulösen vermag, die im kochenden Wasser fast ganz unlöslich sind. Daß dieß nicht
                              absolut der Fall ist, und daß im Gegentheil die meisten Felsarten eine, wenn auch
                              nur sehr geringe Löslichkeit in kochendem Wasser zeigen, ist schon vielfach
                              erwiesen. Es kann daher nicht als eine sehr auffallende Erscheinung gelten, daß
                              diese Löslichkeit bei einer Temperaturerhöhung von 40–50 Grad so bedeutend
                              zunimmt, da die Chemie häufige Analogien bei gleichen Temperaturdifferenzen unter
                              dem Kochpunkte des Wassers darbietet.
                           Bei eintretender Temperaturerniedrigung muß sich das gelöste Doppelsilicat
                              ausscheiden. Die zähe Beschaffenheit der Lösung verhindert aber die Krystallisation
                              und hält es noch einige Zeit suspendirt.
                           Hiedurch ist nun die Entstehung der oben angeführten Producte, die sich durch
                              Anwendung der Lösung des Fuchs'schen Wasserglases
                              durchaus nicht erzielen lassen, leicht erklärlich. Das Quarzpulver, mit welchem die
                              Lösung unter allen Umständen gemengt werden muß, wenn Erhärtung eintreten soll,
                              befördert durch seine vielen Kanten und Spitzen die Krystallisation des
                              Doppelsilicats. Dieses setzt sich daher krystallinisch an die Quarztheilchen und
                              verbindet diese dadurch, daß die Krystalle miteinander verwachsen.
                           Sollte aber auch der Beschaffenheit der Lösung wegen durchaus keine Krystallisation
                              eintreten können, so muß das unlösliche Doppelsilicat sich doch wenigstens beim
                              Trocknen der Steinmasse abscheiden und durch seine innige Mengung mit dem
                              gleichzeitig eingetrockneten Wasserglase auch dieses unlöslich machen. Daher kommt
                              es, daß kaltes Wasser ganz ohne Einwirkung auf die künstliche Steinmasse ist, und
                              kochendes die Oberfläche derselben zwar etwas matt macht, aber ohne alle tiefer
                              gehende Wirkung bleibt. Mittelst Wasserglases erzeugte Steine werden durch kochendes
                              Wasser wieder gänzlich zerstört. Sie nehmen ferner keine bedeutende Härte beim
                              Trocknen an, bleiben im Gegentheil stets weich und mürbe. Die hier angegebenen
                              dagegen werden, wie schon früher erwähnt, so hart, daß sie Funken am Stahl geben wie
                              Feuerstein; sie müssen also den härtesten natürlichen Steinen beigezählt werden. Der
                              wesentlichste Unterschied dieser Steine von den durch Wasserglas erzeugten dürfte
                              aber der seyn, daß erstere sich glühen lassen ohne aufzublähen, oder sonst an
                              Haltbarkeit zu leiden, während die letzteren stets Wasser gebunden halten und beim
                              Erhitzen unter starkem Aufblähen zerstört werden.
                           
                           Daß wirklich unlösliche Doppelsilicate im Dampfkessel aufgelöst werden, dafür spricht
                              auch eine von den Verf. gemachte praktische Erfahrung. Wird nämlich der
                              Auflösungsproceß zu lange fortgesetzt, so überziehen sich sämmtliche innere Theile
                              des Kessels mit einer unlöslichen, dem oben beschriebenen Niederschlage analogen
                              Kruste. Da der Auflösungskessel gänzlich geschlossen ist, also die Lösung nicht
                              verdampfen kann, so muß das anfangs gebildete Wasserglas mehr Erdbasen etc.
                              aufnehmen, als sich gelöst erhalten können, die gebildeten Doppelsilicate sich also
                              niederschlagen, was durch die große Dünnflüssigkeit der Lösung bei der vorhandenen
                              hohen Temperatur begünstigt wird.
                           
                        
                           Ueber die Zusammensetzung verschiedener Gerbestoffauflösungen,
                              welche man bei der Fabrication des Champagnerweins anwendet, um das Zähwerden
                              desselben zu verhindern, und über Bacou's sogenannten weißen destillirten Gerbestoff; von Chevallier.
                           
                              Gerbestoff des Hrn. C....
                              Derselbe wird in kleinen Flaschen verkauft mit der Aufschrift: Gerbestoff des
                                 Hrn. C.... zu Châlons-sur-Marne, 1 Liter für 32 Hektoliter
                                 Wein ausreichend; 16 Francs das Liter.
                              10 Gramme dieser Flüssigkeit, welche eine Auflösung von Gerbestoff in Weingeist
                                 ist, hinterließen beim Abdampfen im Wasserbad 2,75 Gr. Rückstand, daher 100 Gr.
                                 27,5 Gr. trockenes Extract enthalten. Durch Leim gefällt, lieferten 20 Gr.
                                 dieses Gerbestoffs einen Gerbestoff-Leim, welcher in der Wärme
                                 ausgetrocknet 5,25 Gr. wog, daher 100 Gr. Flüssigkeit 26,25 Gr. von diesem
                                 Niederschlag geben.
                              
                           
                              Gerbestoff des Hrn. D....
                              Dieser Gerbestoff ist ebenfalls in Weingeist aufgelöst. Die Flaschen haben die
                                 Aufschrift: 8 Fr. das Liter; concentrirte Gerbstoffauflösung, um das Zähwerden
                                 des weißen Weins zu verhindern; 1 Liter reicht für 10 Hektoliter Wein hin;
                                 bereitet von D...., Apotheker zu Avize.
                              10 Gr. dieser Flüssigkeit lieferten beim Abdampfen im Wasserbad 1,5 Gr. trockenes
                                 Extract, also 15 Proc.
                              20 Gr. Flüssigkeit mit Leimauflösung gefällt, lieferten 2,15
                                 Gerbestoff-Leim oder 10,75 Proc.
                              
                           
                              Gerbestoff des Hrn. B....
                              Dieser Gerbestoff ist in Wasser aufgelöst und die Flüssigkeit offenbar durch
                                 Behandlung einer gerbestoffhaltigen Rinde, vielleicht Eichenrinde, bereitet; sie schmeckt schimmelig, wahrscheinlich von der
                                 angewandten Rinde. Die Flaschen haben die Aufschrift: 1 Liter für 2 Hektoliter
                                 Wein ausreichend; Preis 2 Frcs. per Liter; rother
                                 Gerbestoff des Hrn. B.... zu Epernay.
                              10 Gramme dieses Products hinterließen beim Abdampfen im Wasserbad 40 Centigr.
                                 trockenes Extract, daher die Flüssigkeit 4 Proc. davon enthält.
                              20 Gr. Flüssigkeit lieferten mit Leimauflösung einen Niederschlag, welcher
                                 getrocknet 35 Centigr. wog, daher die Flüssigkeit 1,75 Proc.
                                 Gerbestoff-Leim gibt. Uebrigens hat der entstehende Niederschlag keine
                                 Consistenz und die Flüssigkeit klärt sich nur sehr langsam.
                              Aus diesen Versuchen geht hervor:
                              1) daß der Gerbestoff des Hrn. C.... am meisten von der Substanz enthält, welche
                                 den Körper niederzuschlagen vermag, der das Zähwerden der weißen Weine veranlaßt
                                 (nämlich das Gliadin oder den Pflanzenleim);
                              2) daß der Gerbestoff des Hrn. D.... ebenfalls von guter Qualität ist;
                              
                              3) daß die wässerige Auflösung oder der rothe Gerbstoff des Hrn. B.... mit den
                                 vorhergehenden Auflösungen nicht verglichen werden kann, weil sie mit einer
                                 Rinde bereitet ist und daher nicht bloß Gerbestoff enthält, sondern auch eine
                                 extractive Substanz, die den Weinen, welchen man diese Auflösung zusetzt, einen
                                 fremdartigen Geschmack ertheilen kann.
                              Hr. Chevallier hatte bei
                                 seiner Untersuchung des sogenannten „weißen destillirten Gerbestoffs
                                    des Hrn. Bacou“ (man vergl. S. 304 in diesem Bande des
                                 polytechn. Journals) gefunden, daß die Flüssigkeit, wovon das Liter für 2 Fr. 25
                                 Cent. verkauft wird, nur 2 Proc. Alaun und keine Spur von Gerbestoff enthält; er
                                 erklärte dieselbe daher als ganz werthlos, weil der Alaun das Gliadin oder den
                                 Pflanzenleim nicht niederschlagen und folglich den Gerbestoff nicht ersetzen
                                 kann. Die Verhandlungen über diesen Gegenstand nahmen am Tribunal von Epernay
                                 nicht weniger als vier Sitzungen in Anspruch und Hr. Bacou war von dem Gerbestoffgehalt seiner
                                 Flüssigkeit so überzeugt, daß er sich bereitwillig herbeiließ die Darstellung
                                 derselben vor Sachverständigen zu wiederholen Dabei stellte es sich heraus, daß
                                 bei dem von Bacou befolgten Verfahren, wenigstens im
                                 Anfang der Destillation, nothwendig Gerbestoff
                                 aus der Blase mechanisch in das Kühlrohr mitgerissen
                                 werden und so in die zuerst als Vorlagen angewandten Flaschen kommen muß. Da Bacou beim Verkauf seines Specificums unter der
                                 Benennung „weißer destillirter Gerbestoff“ offenbar keine
                                 Täuschung der Käufer beabsichtigte und bei seinen geringen chemischen
                                 Kenntnissen im guten oder stärksten Glauben handelte, so entband ihn das Gericht
                                 von der Anklage ohne Kosten. (Journal de Chimie
                                    médicale, November 1847, S. 607.)
                              
                           
                        
                           Ueber schildpatähnliche Färbung des Horns.
                           Den aus Hornplatten hergestellten Gegenständen, als Dosen, Kämmen u.s.w., kann durch
                              Färbung das Ansehen von Schildpat gegeben werden. Man bereitet zu diesem Behufe eine
                              Mengung von gebranntem Kalk, Potasche, Eisenoxyd und gepulvertem Graphit, etwa zu
                              gleichen Theilen, reibt alles gut untereinander und fügt so viel Wasser hinzu, daß
                              ein dünnflüssiger Teig entsteht. Man taucht nun das fertig gearbeitete und mit
                              Bimssteinpulver vollendete Horn in warme verdünnte Salpetersäure auf einige
                              Augenblicke, legt es nach dem Herausnehmen eben so lange in kaltes Wasser, trocknet
                              es gut ab, und läßt es wieder austrocknen. Hierauf streicht man das angegebene
                              Gemenge nun mittelst einer gerade abgeschnittenen Federpose auf die Hornfläche
                              gleichförmig aus, wenn diese eine gleichförmige Färbung erhalten soll, oder bloß auf
                              einzelnen Stellen, welche die braunen Flecke des Schildpats nachahmen sollen, und
                              zwar sowohl auf der einen als auf der anderen Seite, und läßt es eine bis zwei
                              Stunden, je nachdem die Schattirung heller oder dunkler werden soll, darauf liegen.
                              Nach dieser Zeit nimmt man die Farbe mit einem Holzspatel weg, wäscht das Stück in
                              kaltem Wasser, trocknet es ab, und läßt es dann acht bis zwölf Stunden lang vollends
                              austrocknen. Zuletzt polirt man noch auf die übliche Weise, oder mit gebranntem zu
                              Pulver zerfallenem Kalk.
                           Ein anderes Gemenge für die braune schildpatähnliche Färbung des Horns besteht aus 5
                              Theilen gebranntem Kalk, der mit etwas Wasser zu Pulver gelöscht worden, und aus 2
                              Theilen Mennige, welche mit diesem Kalkpulver genau vermengt worden, worauf man so
                              viel Seifensiederlauge, d.h. Aetzkalilösung hinzusetzt, bis ein starker Brei
                              entsteht, welcher dann wie vorher verwendet wird.
                           Das Horn, nämlich das weiße und gelbliche, läßt sich übrigens auch auf dieselbe Art
                              färben wie Holz, nur macht man von dieser Färbungsart selten Gebrauch, weil man
                              durch die Färbung des Horns hauptsächlich nur die Nachahmung des Schildpats
                              bezweckt, wozu außer der gelblichgrauen natürlichen Farbe des durchscheinenden Horns
                              nur verschiedene Nuancen von Braun, von Lichtbraun bis ins Schwarze, erforderlich
                              sind, welche durch die angegebenen Beizen erhalten werden. Sonst kann man auch auf
                              dem Horne braune Flecke durch eine Auflösung von salpetersaurem Quecksilberoxyd,
                              rothbraune durch eine Goldauflösung, und schwarze durch eine Auflösung von
                              salpetersaurem Silberoxyd (Höllenstein) hervorbringen. Concentrirte Salzsäure färbt das vorher
                              mittelst heißem Alkohol vom Fette befreite Horn violett und blau; Ammoniak ändert
                              diese Farben in Orange um. (Prechtl's technologische Encyklopädie, Bd. VII, S. 581.)
                           
                        
                           Zusammensetzung der Asche von braunem Rohzucker und
                              Melasse.
                           Thomas Richardson analysirte Asche von braunem Rohzucker
                              und Melasse bei Gelegenheit seiner Untersuchungen über die Bereitung eines
                              künstlichen Düngers für das Zuckerrohr. Die Melasse und der Rohzucker waren aus
                              derselben Fabrik bezogen und von demselben Zuckerrohr gewonnen.
                           
                              Brauner Rohzucker.
                              Er hinterließ 1,33 Procent Asche; dieselbe lieferte:
                              
                                 
                                    Kali
                                      19,42
                                    
                                 
                                    Kalk
                                      14,67
                                    
                                 
                                    Bittererde
                                      10,72
                                    
                                 
                                    Eisenoxyd
                                        6,55
                                    
                                 
                                    Kupferoxyd
                                        0,71
                                    
                                 
                                    Manganoxyd
                                       Spur
                                    
                                 
                                    Chlorkalium
                                        8,03
                                    
                                 
                                    Chlornatrium
                                      15,46
                                    
                                 
                                    Schwefelsäure
                                      10,85
                                    
                                 
                                    Kieselerde
                                      13,59
                                    
                                 
                                    
                                    ––––––
                                    
                                 
                                    
                                    100,00
                                    
                                 
                              
                           
                              Melasse.
                              Sie hinterließ 3,6 Procent Asche, bestehend aus:
                              
                                 
                                    Kali
                                      36,23
                                    
                                 
                                    Kalk
                                      12,72
                                    
                                 
                                    Bittererde
                                      11,14
                                    
                                 
                                    Eisenoxyd
                                        2,62
                                    
                                 
                                    Kupferoxyd
                                       Spur
                                    
                                 
                                    Manganoxyd
                                       Spur
                                    
                                 
                                    Chlorkalium
                                        1,58
                                    
                                 
                                    Chlornatrium
                                      25,87
                                    
                                 
                                    Schwefelsäure
                                        7,91
                                    
                                 
                                    Kieselerde
                                        1,93
                                    
                                 
                                    
                                    ––––––
                                    
                                 
                                    
                                    100,00.
                                    
                                 
                              (Philosophical Magazine, Nov.
                                 1847.)
                              
                           
                        
                           Verfahren um zu untersuchen ob ein rother Wein mit ein wenig
                              freier Schwefelsäure versetzt worden ist; von J. Lassaigne.
                           Zur Prüfung rother Weine auf einen Zusatz von Schwefelsäure kann man die Barytsalze
                              nicht als Reagens anwenden, weil alle Weine mehr oder weniger schwefelsaures Kali
                              und schwefelsauren Kalk enthalten. Auch ist es nicht möglich mittelst reinen
                              Schwefeläthers dem rothen Wein 4 bis 5 Tausendstel Schwefelsäure, welche man ihm
                              zusetzte, zu entziehen.
                           Auf folgende einfache Weise kann man aber 1 1/2 Tausendstel freier Schwefelsäure im
                              Wein entdecken. Trocknet man Papier, welches zum Theil mit reinem Wein getränkt ist, bei gelinder Wärme
                              aus, so findet man, daß solcher Wein ohne Einfluß auf das Papier ist; war er
                              hingegen mit ein wenig Schwefelsäure versetzt, so bräunen sich die damit getränkten
                              Papierstellen, bevor sich das weiße Papier färbt, und werden überdieß spröde und
                              leicht zerreiblich.
                           Reiner Wein hinterläßt beim freiwilligen Verdunsten einen violetten Fleck; Wein,
                              welcher mit 2 bis 3 Tausendstel Schwefelsäure versetzt wurde, trocknet hingegen zu
                              einem rosenrothen Fleck ein.
                           Das geeignetste Papier zu obiger Probe ist das gewöhnliche geglättete, dessen Zeug
                              Stärkmehl enthält. Diese Papiersorte kommt jetzt im Handel häufig vor und ist leicht
                              daran zu erkennen, daß sie sich dunkelblau färbt, wenn man sie mit einer Auflösung
                              von Iod in Wasser benetzt. (Journal de Chimie
                                 médicale, Novbr. 1847, S. 569.)
                           
                        
                           Elastische Pflasterung mit Kautschuk und andere Anwendungen
                              des Kautschuks.
                           Es werden gegenwärtig in England Ställe, Promenaden, Gärten etc. mit Kautschuk
                              gepflastert. Das Kautschukpflaster in Ställen ist unübertrefflich; es sichert die
                              Gesundheit der Pferde und verhindert daß dieselben sich beim Niederlassen auf ihre
                              Kniee verwunden; es erfordert wenig Streu, die viermal so lang als sonst brauchbar
                              ist. Die Ställe der Dockyards von Woolwich wurden vor zwei Jahren mit Kautschuk
                              gepflastert und befinden sich in einem unvergleichlich reinen Zustande.
                           Für die engl. Marine wird gegenwärtig ein Rettungsboot von 34 Fuß Kiellänge und 12
                              Fuß Breite mit nur einigen eisernen Klammern ganz von Kautschuk gebaut; dasselbe
                              wird für durchaus ununtertauchbar gehalten und gegen Felsen anfahrend, würde es
                              wahrscheinlich wie eine Kugel zurückprallen, ohne zu brechen. Der Kautschuk wird
                              auch zur innern Verkleidung zwischen Schiffskanonen und Schiffswänden vorgeschlagen.
                              Der Preis dieses Materials stellt sich noch immer billig und es ist in hinlänglicher
                              Menge zu haben. (Recueil polytechn., Jun. 1847.)
                           
                        
                           Chinesische Brütvorrichtung.
                           Der für die Gartenbaugesellschaft zu London reisende Hr. Fortune beschreibt in seinem Reiseberichte von
                              China die Brütvorrichtungen, welchen man daselbst mit jedem Schritte in den Dörfern
                              begegnet und die dazu dienen, Enten nach Millionen zum Auskriechen zu bringen, die
                              den Pächtern und Züchtern der Umgegend geliefert werden.
                           
                              „Die Brütvorrichtung war an einer Seite der Hütte erbaut und bildete eine
                                 Art langen Schoppens mit steinernen Wänden, mit einer sehr dicken Strohdecke
                                 bedeckt. An den Enden und einer Seite dieses Gebäudes befand sich eine Anzahl
                                 runder Strohkörbe, die mit fetter Erde wohl überzogen waren, damit sie nicht
                                 Feuer fangen können. Am Grunde jedes Korbes befand sich eine Ziegelplatte, oder
                                 vielmehr diese letztere bildete den Boden des Korbs. Auf diese Ziegelplatte
                                 wirkte das in einem kleinen Ofen unter jedem Korb befindliche Feuer, welches von
                                 außen angezündet wurde. Bedeckt ist der Korb mit einem Hut von Stroh, der
                                 sorgfältig aufgepaßt und so lange der Apparat Dienst thut, verschlossen gehalten
                                 wird.
                              
                           
                              In der Mitte der Schoppen befinden sich große Fachbretter übereinander, auf
                                 welche die Eier zu einer gewissen Zeit der Operation gelegt werden. Wenn die
                                 Eier in die Brütvorrichtung gebracht werden, legt man sie vorerst in die Körbe,
                                 zündet das Feuer darunter an und unterhält eine gleichmäßige Temperatur, die,
                                 wie ich mich mittelst einiger Thermometer-Beobachtungen überzeugen
                                 konnte, 28 bis 30° Reaumur erreicht. Die Chinesen reguliren die Wärme
                                 aber bloß nach dem Gefühl, was zwischen ihren Gränzen einen ziemlichen Spielraum
                                 lassen muß.
                              
                           
                           
                              Nach 4–5 Tagen werden die Eier, eines nach dem andern, sorgfältig aus den
                                 Körben genommen und vor eine Thüre getragen, durch welche sehr viele Löcher von
                                 der Größe eines Eies gehen, wo man sie aufmerksam besichtigt. Der diese
                                 Operation verrichtende Chinese irrt sich niemals und erkennt sogleich, ob sie
                                 fruchtbar sind und ob der Keim sich darin zu entwickeln beginnt. Sind sie gut,
                                 so werden sie in die Körbe zurückgebracht; taugen sie aber nichts, so entfernt
                                 man sie aus der Vorrichtung.
                              
                           Nach 9–10 Tagen, also 15 Tage nach dem Anfang einer Operation oder einer
                                 Brut, werden die Eier wieder aus den Körben genommen und nicht weit voneinander
                                 auf die Fächer gelegt. Hier erhalten sie nicht die Wärme eines Feuers, werden
                                 aber mit einer dicken Baumwolldecke zugedeckt, unter welcher sie etwa noch
                                 weitere 15 Tage bleiben, wo dann die junge Ente ihre Schale bricht und auf den
                                 Fachbrettern sich Alles regt. Diese Bretter sind sehr groß und fassen mehrere
                                 Tausend Eier, deren Auskriechen wirklich ein merkwürdiges Schauspiel ist. Die
                                 damit sich beschäftigenden Chinesen wissen genau den Tag, wo die Enten
                                 weggenommen werden können und 2 Tage nach dem Auskriechen werden sie alle
                                 verkauft und fortgeführt.“ (Agriculteur
                                 praticien, Sept. 1847.)
                           
                        
                           Ueber Aufbewahrung der Kartoffeln.
                           In den „Verhandlungen der schlesischen Gesellschaft für vaterländische
                                 Cultur“ gibt Hr. Dr. Krocker einen Bericht über die chemische Untersuchung von
                              Kartoffeln, welche in Oberschlesien in Schwirklan, so wie in Marklowitz (Kreis
                              Rybnick) aufbewahrt worden waren und von denen ein Theil ungefähr dreißig, ein
                              anderer Theil drei bis vier Jahre in der Erde, einem strengen Lehmboden, vergraben
                              gelegen hatten. Es gab dieß Veranlassung, zunächst, soweit es die Zeit erlaubte, auf
                              die Veränderungen, welche die stickstoffhaltigen Substanzen von Kartoffeln,
                              Pflanzeneiweiß und Pflanzencaseïn während des Fäulnißprocesses erleiden, so
                              wie die hiezu erforderlichen Bedingungen näher einzugehen. In Bezug auf die
                              letzteren wurde besonders hervorgehoben, wie die genannten stickstoffhaltigen
                              Substanzen nicht fähig seyen von selbst eine Metamorphose zu erleiden, wenn das
                              Wasser, eine Bedingung ihrer Umsetzung, ausgeschlossen ist. Dieselben Substanzen
                              gehen im trockenen Zustande nicht in Fäulniß über, die letztere kann also verhindert
                              oder unterbrochen werden durch Austrocknung, welche auch in dem in Rede stehenden
                              Fall Ursache der Erhaltung eines großen Theils der nährenden Bestandtheile ist. Es
                              waren die Kartoffeln, welche dreißig Jahre in einem strengen Lehmboden gelegen
                              hatten, in eine weiße, leicht zu Mehl zerfallende Masse verändert, welcher die
                              Schale nur lose anhing, das Stärkmehl mit den ihm eigenthümlichen Eigenschaften ganz
                              erhalten, so wie der Inhalt an Eiweiß und Caseîn sich etwa nur um ein
                              Drittheil ihres normalen Gehalts vermindert hatte. Die Masse wurde an den
                              Fundörtern, mit anderem Mehl verbacken, als Brodnahrung bald consumirt.
                           Kartoffeln, welche nur drei bis vier Jahre, auf diese Weise aufbewahrt, im Boden
                              gelegen hatten, erschienen bei Verminderung der Hälfte ihres Wassergehalts von
                              ziemlich fester Consistenz, platt gedrückt und verbreiteten einen ziemlich starken
                              Geruch nach faulem Käse, welcher von den Zersetzungsproducten eines Antheils Eiweiß
                              und Caseïns herrührte.
                           Die Austrocknung zeigte sich jedoch bereits so weit vorgeschritten, daß die weitere
                              Fäulniß der noch erhaltenen stickstoffhaltigen Substanz, deren Gehalt noch etwas
                              größer als bei den früher erwähnten war, nicht mehr stattfand. Sie wurden an der
                              Luft sehr bald vollkommen geruchlos oder behielten nur den eigenthümlichen
                              Kartoffelgeruch. Es ist diese Thatsache um so wichtiger, als die Methode auch für
                              kranke Kartoffeln Anwendung finden könnte und nicht zu zweifeln ist, daß dieser
                              Proceß der Austrocknung unter günstigen Bedingungen verkürzt werden kann. Sicher
                              wenigstens dürfte hiedurch eine neue Richtung in Bezug auf zweckmäßige Methoden zur
                              Aufbewahrung der Kartoffeln angedeutet werden.
                           
                        
                           
                           Chinesisches Verfahren Zwergbäume zu ziehen.
                           Bekanntlich sind die Chinesen sehr dafür eingenommen, Zwergbäume zu ziehen; das
                              Verfahren, welches sie dabei verfolgen, scheint aber noch nicht allgemein bekannt zu
                              seyn. Hr. Fortune, von der
                              Londoner Gartenbaugesellschaft, gibt in seinem Reisebericht hierüber folgende
                              Aufschlüsse:
                           
                              „Das Verfahren der Zwergbaumzucht in China ist sehr einfach und beruht auf
                                 den bekanntesten Gesetzen der Pflanzen-Physiologie. Jedes Mittel, durch
                                 welches man im Stande ist die freie Circulation des Pflanzensaftes zu hemmen
                                 oder zu behindern, widersetzt sich bekanntlich gewissermaßen der Holz-
                                 und Blätterbildung. Auf diese Weise wird der Zweck entweder durch Pfropfen,
                                 durch Beschränkung der Entwickelung der Wurzeln, oder durch Verminderung oder
                                 völlige Unterlassung des Begießens, Niederhalten der Zweige und hundert andere
                                 Mittel, die alle auf demselben Princip beruhen, erreicht. Das erste was die
                                 Chinesen thun, ist, wie ich hörte, daß sie dazu die kleinsten Samen von den
                                 schwächsten und zartesten Pflanzen wählen. Doch habe ich mich hievon nicht mit
                                 eigenen Augen überzeugt, wohl aber davon, daß sie Setzlinge von andern, in ihren
                                 Gärten gewachsenen Pflanzen dazu nehmen. Im Allgemeinen wählen sie dazu
                                 Varietäten von kurzem Wuchs, namentlich solche, die regelmäßig einander
                                 gegenüberstehende Zweige haben, indem bei ihnen alles davon abhängt und ein
                                 Zwergbaum, der nur auf einer Seite wächst, für sie ohne allen Werth ist.
                              
                           
                              In diesem Zustand wird der Hauptstamm in den meisten Fällen im Zickzack gewunden
                                 oder gedreht, wodurch der Zufluß des Safts aufgehalten und zugleich die
                                 Erzeugung von Seitenästen an jenen Stellen des Stamms begünstigt wird, wo man
                                 sie am liebsten hat. Wenn diese Pflanzen im freien Felde oder in einer Art
                                 Baumschule Wurzel geschlagen haben, so mustert man sie, wählt die bestgebildeten
                                 aus und setzt sie in Töpfe. Diese sind enge und nicht sehr tief, so daß sie, im
                                 Verhältniß zum Bedürfniß der Pflanze, wenig Erde enthalten, und man gibt der
                                 Pflanze nur das allernothwendigste Wasser.
                              
                           
                              Wenn Zweige sich zu bilden anfangen, drückt man sie nieder oder dreht sie auf
                                 verschiedene Weise und die Spitzen der Hauptzweige oder der zu kräftig
                                 wachsenden werden abgezwickt oder sonst entfernt.
                              
                           
                              Die Natur kämpft lange kräftig gegen eine ihr so zuwiderlaufende Behandlung,
                                 scheint aber zuletzt sich der Kunst willig zu fügen. Doch muß der Gärtner
                                 beständig auf seiner Hut seyn, denn wenn ein paar Wurzeln aus dem Topfe heraus
                                 in das freie Land gelangen, oder die Pflanze zufällig etwas reichlich Wasser
                                 erhält, oder man den Setzling, wenn auch nur sehr kurze Zeit, seinem
                                 gewöhnlichen Wachsthum überließe, dann würden die Pflanzen wieder ihre
                                 natürliche Kraft gewinnen und die forgsältigst gepflegten
                                 Zwerg-Individuen wieder verloren gehen.
                              
                           Bisweilen setzt man die Pflanzen, wie z.B. die Pfirsich- und
                                 Pflaumenbäumchen, die oft zu Zwergen gezogen werden, blühend ein und da sie die
                                 darauf folgenden Jahre frei blühen, sind sie nicht geneigt, kräftig
                                 fortzuwachsen. Am häufigsten werden als Zwergbäume gezogen die Fichte, der
                                 Wachholder, der Bambus, der Pfirsich- und Pflaumenbaum und eine Art
                                 kleinblättrige Ulme.“ (Agriculteur
                              – praticien, Sept. 1847.)