| Titel: | Bemerkungen über Hochdruckdampfmaschinen, meine neueren Beobachtungen, Erfahrungen, Versuche, Erfindungen und Verbesserungen auf dem Felde derselben berührend; von Dr. Ernst Alban in Plau (Mecklenburg-Schwerin). | 
| Autor: | Dr. Ernst Alban [GND] | 
| Fundstelle: | Band 112, Jahrgang 1849, Nr. I., S. 1 | 
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                        I.
                        Bemerkungen über Hochdruckdampfmaschinen, meine
                           								neueren Beobachtungen, Erfahrungen, Versuche, Erfindungen und Verbesserungen auf dem
                           								Felde derselben berührend; von Dr. Ernst Alban in Plau (Mecklenburg-Schwerin).
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									I.
                        (Fortsetzung von S. 178 des vorhergehenden Bandes.)
                        Alban, über Hochdruckdampfmaschinen.
                        
                     
                        
                           Ich komme nun endlich zu meinem neuesten Kessel dessen Construction ich so
                              									ausführlich als möglich beschreiben will. Ich werde ihn nicht allein in seiner
                              									Einrichtung als Landfessel, sondern auch als Schiffskessel darstellen, wobei ich zu
                              									bemerken habe, daß man letztern nicht als einen bloßen Vorschlag, sondern als einen
                              									durch eine längere Erfahrung erprobten Apparat betrachten darf.
                           Gleich beim ersten Blicke dürfte es einleuchten, daß Kessel nach diesem Principe
                              									gebaut, vorzüglich die Landkessel, die früheren Herzkessel bei weitem nicht allein
                              									an Einfachheit in ihrer Construction, sondern auch bei ihrer Anfertigung
                              									übertreffen, und daß nur die Schiffskessel davon eine geringe Ausnahme machen, indem
                              									diese durch die Wasserkammern zu beiden Seiten der Röhrenlagen und durch die eiserne
                              									Hülle des Ofens eine unangenehmeunangenehne Zugabe erhalten. Die Circulation des Wassers ist in diesem Kessel
                              									vollkommener als in allen frühern, auch geht sie viel schneller von statten, indem
                              									das Wasser hier nicht allein durch die Herzen, Separatoren und Recipienten, sondern
                              									auch durch die Siederöhren strömt. Durch diese Einrichtung geschieht theils die
                              									Mittheilung der Hitze aus Wasser schneller und vollkommener, indem die kalten
                              									Wasserpartien mit mehr Sicherheit und Zuverlässigkeit immer unter einander gemischt
                              									und in diejenige Sphäre des Kessels gebracht werden, wo die Mittheilung der Hitze
                              									stattfindet, theils wird der Niederschlag des Kesselsteins, vorzüglich in den
                              									Siederöhren, mehr verhindert.
                           
                           Eigene Separatoren fehlen hier ganz, sind jedoch durch einen Apparat ersetzt, der die
                              									Dämpfe vom Wasser ebenso gut wie die Separatoren scheidet, und als solcher nach
                              									meinen Erfahrungen nicht allein vollkommen genügt, sondern sogar vorzügliche
                              									Resultate gibt, indem er den Wasserspiegel zugleich außerordentlich ruhig
                              									erhält.
                           Ich will mit der Beschreibung des Landkessels anfangen,
                              									und bei derselben einen Kessel für eine 10pferdekräftige Maschine zum Grunde legen.
                              									Man nehme hier Fig.
                                 										23 und 24 auf Tab. I zur Hand, die den Kessel im perpendiculären Längs-
                              									und Querschnitt vorstellen, und in denen gleiche Buchstaben und Zahlen gleiche
                              									Gegenstände bezeichnen. Aeußere Ansichten desselben zu geben habe ich für
                              									überflüssig gehalten, indem diese beiden Figuren dem Mechaniker alles erläutern
                              									dürften was er zu seinem Bau nöthig hat.
                           Dieser Kessel besteht aus zwei Herzen (oder Kammern), von denen eines A vorne, das andere B hinten
                              									im Ofen steht. Beide liegen nach außen frei, so daß man immer ungehindert zu ihnen
                              									kommen kann. Zwischen beiden Herzen sieht man die zweizölligen Siederöhren C, die in die hintern Herzplatten beider Herzen a und b eingenietet sind.
                              									Die Röhren liegen etwas nach dem hintern Ende des Ofens geneigt, auf 1 Fuß ihrer
                              									Länge ein 1/2 Zoll. Aus dieser Ursache muß das hintere Herz bei 6 Fuß langen Röhren
                              									um drei Zoll tiefer als das vordere aufgestellt seyn. Die Rostfläche c kann, um allenthalben einen gleichen Zwischenraum
                              									zwischen ihr und den untersten Röhren zu gewinnen, gleich den Röhren nach hinten
                              									geneigt gelegt werden, jedoch ist dieß nicht durchaus nöthig, daher diese Vorschrift
                              									in Fig. 23
                              									nicht befolgt ist. Auf den beiden Herzen, und zwar auf ihrer obern Fläche, sind
                              									starke Verbindungsröhren d und e angegossen, die zur Vereinigung der Herzen mit dem Recipienten dienen.
                              									Damit der Recipient eine horizontale Lage erhalte, sind die Verbindungsröhren des
                              									hintern Herzens so viel länger als das Herz selbst tiefer steht. Der Recipient D ist einfach, 20 Zoll weit, und von 3/8 Zoll dickem
                              									Eisenblech, zusammengenietet. Seine Schlußdeckel f und
                              										g sind von Gußeisen, halbkugelförmig gewölbt und an
                              									seine beiden Enden dampfdicht angeschroben. Ihrer festen Vereinigung mit dem Kessel
                              									und der mehreren Sicherheit wegen geht durch beide Deckel und mitten durch den
                              									Recipienten ein starker Anker h, welcher an beide Deckel
                              									dampfdicht angeschroben ist. Im Recipienten und auf demselben befindet sich der
                              									Apparat zum Anzeigen des Wasserstandes i, auf demselben
                              									Dampfrohr k und Sicherheitsventil l. Zum Abzapfen des Wassers aus dem Kessel dient ein an dem hintern Herzen
                              									angebrachter Abzapfhahn m.
                           
                           Dieser Kessel ist so eingemauert, wie es in beiden Figuren dargestellt ist, und es
                              									gelten bei seinem Ofen alle diejenigen Regeln, die ich in meinem Hauptwerke bei den
                              									Dampfkesseln angegeben habe. Der Feuerherd ist beim Roste der Breite nach etwas
                              									eingezogen, weil die Rostfläche sonst das nöthige Maaß überschreiten würde, und der
                              									Rost kann, wie schon angeführt worden, nach hinten etwas geneigt gelegt werden. Da
                              									wo die Röhren liegen, treten die senkrechten Wände des Ofens bis auf die halbe
                              									Entfernung zwischen zwei Röhren (einer Reihe) an diese heran. Vorne und hinten
                              									bilden die Herzen die Ofenwände. Die Heizthür n liegt
                              									unter dem vordern Herzen in einer starken Platte o
                              									angebracht, die das Mauerwerk des Ofens beim Heizen vor Beschädigung schützt, und
                              									der Heizthür eine dauerhafte Stellung sichert, gerade so wie bei den frühern
                              									Herzkesseln. Die Hitzevertheilungsplatte p hat hier eine
                              									gleiche Lage, wie bei diesen, und der unter dem Recipienten durch und seitwärts in
                              									den Schonstein führende, und durch ein gußeisernes Register q zu verschließende Zugcanal r eine ganz
                              									gleiche Einrichtung, weßhalb ich dabei nicht länger verweile.
                           Was die speciellere Construction des Kessels betrifft, so sey darüber folgendes
                              									gesagt:
                           Die Herzen haben gußeiserne starte Seitenwände,Will man lieber geschmiedet eiserne anwenden, so würden diejenigen am meisten
                                    											anzurathen seyn, die ich oben empfohlen habe. sind länglich viereckig, und ihre Ecken inwendig abgerundet. Vorne und
                              									hinten sind sie durch gewalzte 3/8 Zoll starke Blechplatten geschlossen, die ganz so
                              									angeschroben werden, wie ich es im Hauptwerke bei den Herzkesseln beschrieb, und
                              									wobei darauf Rücksicht genommen ist, daß die vordere oder vielmehr äußere Platte
                              									abgenommen werden kann, um, wenn es nöthig wird, zum Innern der Herzen und der
                              									Röhren gelangen, beide Theile nachsehen und reinigen, und alte schadhafte Röhren
                              									herausnehmen, und neue einsetzen zu können.Da das Abnehmen der vordern Herzplatten oft einige Schwierigkeiten hat, indem
                                    											sie schon nach erfolgter Lösung sämmtlicher Schrauben dennoch sehr fest an
                                    											der Dichtungsfläche der Seitenwände der Herzen anhängen, so erleichtert man
                                    											dieses Geschäft dadurch außerordentlich, daß man auf jeder der vier Seiten,
                                    											und zwar möglichst in der Mitte derselben, zwischen 2 Schraubenlöchern
                                    											sogenannte Lösungsschrauben anbringt. Diese werden in ein mit einem Gewinde
                                    											versehenes Loch des äußern verstärkten Randes der Platten eingeschroben, und
                                    											drücken, wenn man sie vorwärts schraubt, gegen die Fläche der Seitenwände
                                    											der Herzen, und suchen so die Platten von diesen abzudrängen. Daß man beim
                                    											Wiederanschrauben der Herzplatten dahin zu sehen habe, diese
                                    											Lösungsschrauben vorher wieder so weit zurückzudrehen,  daß sie dem festen
                                    											Anschlusse der Herzplatten an die Seitenwände der Herzen kein Hinderniß in
                                    											den Weg stellen, halte ich für überflüssig zu bemerken.Um die Herzplatten oder Thüren beim Abnehmen gut fassen und handhaben zu
                                    											können, lasse ich sie gewöhnlich, und zwar mehr dem obern Rande zu mit
                                    											Handgriffen versehen, die in den meisten Fällen die Form eines großen
                                    											Knopfes haben, wie man ihn an Schubladen anbringt, um diese daran
                                    											auszuziehen. Bei sehr großen Thüren, z.B. denen großer Schiffskessel,
                                    											schlägt man um diese Handhaben die Stricke der kleinen Flaschenzüge, deren
                                    											man sich zum Ausheben der Thüren bedienen kann, um weniger Menschen dabei zu
                                    											bedürfen. So complicirt und mühevoll das Abnehmen der Thüren im ersten
                                    											Augenblick erscheinen mag, so einfach und leicht und mit wenig Menschen
                                    											geschieht es jedoch, wenn man erst gehörig damit umzugehen gelernt hat. Auf
                                    											der (dem folgenden Hefte dieses Bandes beigegebenen) Tab. II, Fig. 2
                                    											und 3
                                    											bei X sieht man solche Thürenhandhaben von vorne
                                    											und von der Seite abgebildet. In die hintere Platte sind die Oeffnungen eingebohrt, welche die Enden der
                              									Siederöhren aufnehmen. Diese Röhren werden, bevor man sie einnietet, genau in die
                              									Oeffnungen eingepaßt. Dieß geschieht dadurch, daß diejenigen Röhren, die von zu
                              									großem Durchmesser sind, glühend ein wenig eingezogen, diejenigen von zu kleinem
                              									Durchmesser aber (ebenfalls glühend) durch einen Dorn aufgetrieben werden, bei
                              									welchem Auftreiben jedoch mit Behutsamkeit verfahren werden muß, damit sie nicht
                              									aufreißen. Die Oeffnungen in der hintern Platte des vordern Herzens werden etwas
                              									größer als die am hintern Herzen gebohrt, damit, wenn Röhren herausgenommen oder
                              									eingesetzt werden sollen, man selbige leicht durch das größere vordere Loch
                              									herausziehen kann. Die weiteren Löcher nimmt man deßhalb lieber nach vorne, weil
                              									hier gemeiniglich mehr Platz zum Herausnehmen und Einsetzen der Röhren ist, als
                              									hinter dem Kessel.
                           Die Röhren müssen nicht zu kurz abgeschnitten, vielmehr von solcher Länge eingesetzt
                              									werden, daß sie nach dem Einsetzen wenigstens einen schwachen halben Zoll vor der
                              									vordern Fläche der hintern Herzplatte vorstehen, damit sie, wenn sie sich einmal
                              									zurückzögen, nicht das Loch ganz verlassen können. Die ringförmigen Keile oder Cone
                              									zum Einnieten der Röhren sind ganz so wie an den Locomotiven eingerichtet. Sie
                              									müssen so wie die Enden der Röhren, gehörig vor der hintern Herzplatte vorstehen,
                              									damit man sie im Falle der Noth etwas nachtreiben kann.
                           Das Einnieten der Röhren geht, wie jeder Mechaniker weiß, äußerst schnell von
                              									statten, doch ist dabei manche Vorsicht nöthig, um die Röhren nicht zu sprengen, und
                              									die Verbindung gehörig dampfdicht und sicher zu machen. Damit der an den Röhren beim
                              									Glühendmachen ihrer Enden entstandene Zunder nicht dem dampfdichten Schlusse
                              									derselben Eintrag thue, ist dieser vor dem Einsetzen des Rohrs mit einer feinen Feile gehörig abzufeilen,
                              									oder, noch besser, mit einem Schaber abzuschaben. Den ringförmigen Keilen oder Conen
                              									muß vor dem Festkeilen so lange auf der Drehbank nachgeholfen werden, bis sie genau
                              									passen, um nach dem Einkeilen vor der Herzplatte alle möglichst gleichviel
                              									vorzustehen. Die in die Herzplatte gebohrten und zur Aufnahme der Röhre bestimmten
                              									Löcher, sind aber vor dem Einsetzen der Röhren mit einer Reibahle gehörig glatt
                              									auszureiben, wobei man seine Aufmerksamkeit dahin wohl zu richten hat, daß man diese
                              									der schrägen Lage der Röhren anzupassen sucht. Um diesen Zweck zu erreichen, bringt
                              									man beim Ausreiben die Reibahle möglichst in diejenige Stellung, welche die Röhren
                              									bei ihrer Einnietung erhalten sollen.Das geschieht am zweckmäßigsten und sichersten dadurch, daß man der Reibahle
                                    											an ihrem verjüngten Ende einen dünnern Stiel gibt, der so lang ist, daß er,
                                    											wenn beide Herzen in ihre gehörige Stellung gegen einander gebracht sind
                                    											(was beiläufig gesagt, am besten dadurch erreicht wird, daß man sie an die
                                    											Recipienten vorher anschraubt), durch die zur Aufnahme der Röhren dienenden
                                    											Löcher des gegenüberliegenden Herzens durchreicht. Dieser Stiel muß
                                    											abgedreht seyn und genau centrisch mit der reibenden Fläche der runden
                                    											Reibahler laufen, was dadurch geschieht, daß man beide vereint abdreht,
                                    											bevor man der Reibahle die reibenden Kanten anfeilt. Der Stiel dient nun als
                                    											Führer der Reibahle, indem man denselben während des Ausreibens eines Loches
                                    											in demselben Loche des gegenüberliegenden Herzens, und zwar in einem in
                                    											dasselbe gebrachten und genau passenden Holzpfropfen sich drehen läßt, der
                                    											zur Aufnahme des Stieles genau centrisch durchbohrt ist.
                              								
                           Um die Cone aus den Röhren herausnehmen, d.h. wenn die Röhren auszubessern, oder mit
                              									neuen zu vertauschen sind, habe ich folgendes in Fig. 27 und 28 abgebildete
                              									Instrument angewandt. Dasselbe wird in Fig. 26 besonders
                              									dargestellt und zwar in seiner äußern Ansicht, in Fig. 27 aber im
                              									Durchschnitte in seiner Anlage, um einen Con auszuziehen, und besteht aus einer
                              									starken Schraubenspindel a, die in zwei von einander
                              									getrennte glatte Schenkel b und c ausläuft, an deren äußersten Enden zwei Haken d und e angebracht sind. Die Schenkel sind auf
                              									ihrer äußern Fläche dergestalt abgerundet, daß sie, in das Loch eines der Cone
                              									gebracht, dieses ausfüllen, und an den zirkelförmigen Rändern desselben gehörig
                              									anliegen. Ihre Entfernung von einander beträgt im Ruhestande so viel, daß wenn sie
                              									vorne zusammengebogen werden, die Haken durch das Loch des Cons treten können. Da
                              									die Schenkel sich wegen ihrer Länge federn, so springen sie nach Durchbringung der
                              									Haken durch das Loch des Cons wieder auseinander, und die Haken greifen hinter den
                              									Con, so daß die Schenkel nicht wieder zurückzuziehen sind, man müßte denn dieselben
                              									wieder zusammenbiegen.
                           
                           Um nun beim Anziehen der Schenkel und ihrer Haken vermittelst der Schraubenmutter f ein freiwilliges Zusammendrängen der Schenkel zu
                              									verhüten, wird ein Keil g (Fig. 28) zwischen beide
                              									so tief hineingeschoben, daß er bis zum Ende derselben dringt; bringt man nun eine
                              									geschmiedet eiserne oder gußeiserne lange Hülse h soweit
                              									über das Instrument, daß sie sich rundherum an die Herzplatte anlegt, ohne das
                              									eingenietete und herauszunehmende Kesselrohr zu berühren, und schraubt eine starke
                              									Mutter f auf die Schraubenspindel a in der Weise, daß sie vorne auf die Hülse h
                              									aufsetzt, so wird beim fernern Anschrauben der Mutter das Instrument mit seinen
                              									beiden Haken von hinten gegen den ringförmigen Keil gedrückt, wobei ein Abschnappen
                              									der Haken durch den zwischen die Schenkel getriebenen Keil unmöglich gemacht wird.
                              									Auf diese Weise muß bei Anwendung größerer Kraft auf die Mutter der Con unfehlbar
                              									aus dem Kesselrohr weichen, und wenn er sich auch noch so sehr sträubt. Daß die
                              									Haken gehörig verstählt seyn müssen, um beim Anziehen der Mutter nicht nachzugeben,
                              									halte ich für überflüssig zu bemerken. Zur nähern Erläuterung von Fig. 28 bemerke ich nun
                              									noch, daß in derselben g der zwischen die Schenkel
                              									getriebene Keil, h die Hülse, f die Mutter, i der aus dem Rohr k auszuziehende Con, und l
                              									die hintere Herzplatte eines der Herzen ist. Ein großer Vortheil bei Anwendung
                              									dieses Instrumentes ist der, daß die Cone dabei auf keine Weise beschädigt werden,
                              									sondern später wo möglich noch wieder zu gebrauchen sind. Da ich nicht weiß, ob ein
                              									Instrument der Art schon existirt, so habe ich, da ich es als ein sehr nützliches
                              									und bequemes erkannt habe, hier seine Beschreibung so umständlich geliefert.
                              									Derjenige Mechaniker, der ein solches noch nicht kennen oder in Besitz haben sollte,
                              									dürfte seine Anwendung gewiß nicht bereuen, zumal er bei dieser allen den
                              									Unannehmlichkeiten aus dem Wege geht, die mit dem gewaltsamen Austreiben der Cone
                              									vermittelst vorgesetzter Stangen und darauf applicirter Hammerschläge verbunden
                              									sind. Er wird sich um so mehr dadurch befriedigt fühlen, wenn er schon einmal
                              									erfahren haben sollte, wie diese unangenehme Methode bei starken Krümmungen der
                              									Röhren und dem dadurch herbeigeführtem Federn gekrümmter Vorsetzstangen nicht einmal
                              									möglich ist, wenigstens ohne Gefahr für die Röhren und Cone nicht angewandt werden
                              									kann.
                           Ich habe, um bei den Herzen für die Verbindung und Befestigung der hintern Herzplatte
                              									an die vordere gehörig starke und sichere Anker anbringen zu können, zwischen zwei
                              									und zwei Röhrenreihen immer einen größern Zwischenraum gelassen, und dadurch den
                              									Zweck erreicht, daß auf sechs Zoll Entfernung von einander immer eine Verankerung
                              										fällt. In Fig. 25, wo
                              									ein Herz dieses Kessels besonders, und zwar von vorne und geöffnet dargestellt ist,
                              									sieht man bei a und b und
                              										c die weitern Zwischenräume zwischen den
                              									Röhrenreihen und in diesen bei d, e und f die Stelle wo die Anker angebracht sind. Sie bleiben
                              									beim Abnehmen der vordern Herzplatte an der hintern sitzen, durch welche sie mit
                              									vorgeschrobenen starken Muttern verbunden sind. Da wo die Anker an die vordere und
                              									hintere Herzplatte anliegen, haben sie starke Ansätze oder Bünde, die beim
                              									Anschrauben der Muttern fest gegen die Platte gedrückt werden. Wenn die vordere
                              									Platte vor das Herz geschroben wird, so reichen die Anker durch die für sie
                              									bestimmten Löcher derselben, und es werden dann große und starke Scheiben von 3 1/2
                              									bis 4 Zoll Durchmesser zuerst vorgelegt, und nun starke Muttern vorgeschroben. Zur
                              									Dichtung der Bünde der Anker an die innere Fläche der Platten dient eine Mischung
                              									von 1/3 Mennige, 2/3 Kreide und soviel Leinölfirniß, um dem Kitte die gehörige
                              									Consistenz zu geben.Die vordern Bünde der Anker habe ich bei den zuletzt nach diesem Principe
                                    											gebauten Kesseln immer so von innen an die vordere Herzplatte angedichtet,
                                    											daß ich sie in eine ausgefräsete Vertiefung von 1/8 Zoll der hintern Fläche
                                    											der vordern Heizplatte treten ließ, und in diese einen Bleiring zum Zwecke
                                    											der Dichtung legte. Diese Art der Dichtung der Anker ist bequemer, als die
                                    											oben angegebene, indem sie nach dem Anschrauben der Mutter des Ankers immer
                                    											gleich in Ordnung ist, und man nicht nöthig hat das Trocknen des Kittes erst
                                    											abzuwarten, welches immer einigen Zeitverlust herbeiführt. Zur Verminderung seiner Sprödigkeit, und zur Verhütung seines Abspringens
                              									dient eine Beimischung von kurzer Wolle zu demselben, die dazwischen geknetet wird.
                              									Am besten ist dazu solche Wolle, die in den Karden der Rauhmaschine nach dem Rauhen
                              									von Coitings zurückbleibt.
                           Dieser Kitt ist bei Kesseldichtungen überhaupt zweckmäßiger, als der gewöhnliche
                              									Eisenkitt. Er dichtet sehr vollkommen und auf die Dauer, kann eine bedeutende
                              									Temperatur, ja beinahe die Glühhitze vertragen, ohne sehr von seiner Festigkeit und
                              									Dampfdichtheit einzubüßen; verträgt besser das Hämmern am Kessel ohne abzuspringen,
                              									und conservirt das Eisen an der Stelle, wo er angewandt wird, während der Eisenkitt
                              									es sehr angreift und schwächt. Ich bestreiche nach der Vollendung eines Kessels
                              									jetzt alle Fugen innerhalb desselben damit, ja ich lege ihn zuweilen sogar zwischen
                              									die dampfdicht zusammen zu nietenden Flächen, wenn ich einen Kessel von sehr hohem
                              									Drucke gleich völlig dampfdicht haben will. Bei dem Eintreiben der glühenden Nieten
                              									dringt er dann recht vollkommen in alle Fugen ein, und schützt hier den Kessel vor
                              									dem schädlichen Rosten. Der einzige Uebelstand bei ihm ist der, daß er langsamer
                              									trocknet als der Eisenkitt. Man befördert sein Trocknen am besten dadurch, daß man
                              									den Kessel nach vollendeter Aufstellung voll Wasser füllt und unterheizt, so daß der
                              									Kessel auf die Temperatur des unter dem Drucke der Atmosphäre siedenden Wassers
                              									gebracht wird, und erhält ihn dann längere Zeit, etwa 24 Stunden, in dieser
                              									Temperatur. Wie sich von selbst versteht, darf man bei diesem Auskochen des Kessels
                              									aber keinen Druck anwenden, und muß deßhalb das Sicherheitsventil herausnehmen oder
                              									das Dampfrohr öffnen, damit die entwickelten Dämpfe aus demselben einen ganz freien
                              									Abzug haben.
                           In diesen Herzen sind durchaus keinerlei Leiter nöthig. Die aus den Röhren kommenden
                              									Dämpfe steigen im vordern Herzen ungehindert zu den in die Recipienten führenden
                              									Verbindungscanälen und durch diese in die Recipienten selbst auf, während die
                              									hintern Herzen den Röhren wieder Wasser zuführen.
                           Die Tiefe der Herzen braucht 6 Zoll nicht zu überschreiten. In manchen Fällen, da, wo
                              									weniger Siederöhren vorhanden sind, kommt man auch reichlich mit vier Zoll aus. Bei
                              									der Anordnung ihrer Tiefe influirt vorzüglich die nöthige Größe der
                              									Verbindungscanäle zwischen Herzen und Recipienten. Die Durchschnittsfläche dieser
                              									Verbindungscanäle sollte zusammengenommen möglicherweise der Summe der
                              									Durchschnittsfläche sämmtlicher Röhrenöffnungen einer Seite (d.h. der in den Conen
                              									befindlichen, oder doch wenigstens 2/3 derselben) gleich seyn.Bei den in neuester Zeit ausgeführten Kesseln dieser Art ist sie theilweise
                                    											nur der Hälfte derselben gleich, und hat sich als völlig genügend
                                    											erwiesen. Diese Dimensionen gelten sowohl für die Verbindungscanäle der vordern als
                              									der hintern Herzen. Ist noch ein günstigeres Verhältniß herauszubringen, so ist es
                              									um so besser. Man hat dann für eine schnelle und vollkommene Abführung der Dämpfe
                              									aus dem vordern Herzen und eine genügende Speisung derselben durch das hintere Herz
                              									um so weniger Sorge zu tragen.
                           Der Abzapfhahn für das Wasser im Kessel wird immer am besten ganz unten an dem
                              									hintern Herzen angebracht, weil hier die niedrigste Stelle des Kessels ist, der
                              									Kessel also von hier aus vollkommen abgelassen werden kann.
                           Der über den Herzen liegende Recipient D ist von
                              									3/8zölligem Eisenbleche dicht und dauerhaft zusammengenietet. In denselben münden
                              									sich hinten und vorne bei d und e der aus dem Herzen kommende Verbindungscanal oder die Canäle, wenn mehrere angewandt
                              									werden, und sind mit ihren großen Schraubenkränzen an ihn sicher und dauerhaft
                              									angeschroben, nachdem von dem obigen Mennigkitte mit Wolle vermischt dazwischen
                              									gelegt ist. Ich lasse diese Verbindungscanäle immer gleich an die Seitenwände der
                              									Herzen angießen, und bemerke hier, daß die des hintern Herzens wegen der niedrigern
                              									Lage desselben länger als die des vordern seyn müssen, bei sechs Zoll langen
                              									Siederöhren (die gewöhnliche Länge) um drei Zoll.
                           Die in die Recipienten führenden, und in ihren Wänden angebrachten Oeffnungen haben
                              									die Lichtenmaaße der Verbindungscanäle, deren zuweilen 2, wie Fig. 25 zeigt, neben
                              									einander angebracht werden, um mehr Durchschnittsfläche für ihre vereinten
                              									Oeffnungen zu gewinnen, zumal die die vordere und hintere Herzplatte an das Herz
                              									anschraubenden Bolzen durch die Verbindungscanäle gehen und ihren Querschnitt etwas
                              									vermindern, wenn man nicht vorzieht, sie in die vordere und hintere Wand der Canäle
                              									mit Mennigkitt dampfdicht einzuschrauben. Die Löcher für die Aufnahme derselben in
                              									diesen Wandungen müssen dann natürlich mit Gewinden versehen seyn. Die Wandungen der
                              									Verbindungscanäle müssen gehörig stark, wenigstens 1 Zoll dick gegossen werden.
                           Damit der Recipient oder die Recipienten möglichst viel Wasser fassen, ragen sie
                              									vorne und hinten noch etwas aus dem gemauerten Ofen hervor. Ihre Enden sind, wie
                              									oben schon bemerkt ist, mit angenieteten starken und breiten Ringen verstärkt,
                              									hinter deren innere Kante die früher beschriebenen Hakenschrauben fassen, welche die
                              									Deckel anziehen. Diese Deckel sind halbkugelförmig und stark genug gegossen, um
                              									einem sehr großen Drucke wiederstehen zu können.Sie können aber auch füglich flach gebaut werden, wenn sie gehörig stark
                                    											gelassen werden, zumal dann, wenn ein Anker durch die Recipienten gezogen
                                    											ist. Da wo sie rund herum mit ihrem Schraubenkranze sich an den Recipienten
                              									anlegen, sind sie vertieft ausgedreht, in welche Vertiefung der dichtende Bleiring
                              									gelegt und der genau auf der Drehbank abgerichtete und angepaßte Rand des
                              									Recipienten durch die Hakenschrauben hineingezwängt wird. Mitten durch beide Deckel
                              									und die Axe des Recipienten geht ein Anker von 1 1/2 Zoll starkem Rundeisen, welcher
                              									innerhalb und zwar an jedem Ende Ansätze oder Bünde hat. Diese drücken, wenn die
                              									Deckel vorgeschroben werden, eine Bleidichtung in eine zu ihrer Aufnahme bestimmte
                              									Vertiefung der Deckel ein. Da wo der Anker die Deckel durchbohrt, sind diese stärker
                              									gegossen, so daß die äußeren Muttern des Ankers auf einem starken Ansatze des
                              									Deckels zu ruhen scheinen, dessen Fläche für die Aufnahme der Mutter natürlich
                              									gerade abgerichtet seyn muß.Bei Recipienten von kleineren Durchmessern (bis zu 14 Zoll hinauf) können die
                                    											Anker füglich wegbleiben. Man richtet die Deckel ganz so ein, wie ich sie in
                                    											meinem Hauptwerke bei Gelegenheit des Kessels N,
                                    											und zwar bei dem Verschluß der obern Röhren beschrieben und abgebildet
                                    											habe.
                              								
                           Wegen des durch den Recipienten geführten Ankers muß der Schwimmer doppelt seyn, so
                              									daß auf jeder Seite desselben einer sich bewegt. Jeder dieser Schwimmer kann
                              									deßhalb, einzeln betrachtet, von geringern Dimensionen seyn. Ich nehme jeden circa 9
                              									Zoll lang und 4 Zoll breit und 3 Zoll hoch oder dick, und lasse alle Ecken daran
                              									abrunden, und das Ganze mit Messingdraht überspinnen. Ich lasse nach meiner jetzigen
                              									Construction die Schwimmer mit einer quer durchgehenden darin fixirten eisernen
                              									Achse versehen, die sich in einer Gabel an dem Schwimmerhebel dreht, so daß er
                              									leicht und frei und ohne namhafte Reibung herumschwingen kann. Zwischen
                              									Gabelschenkel und Schwimmer lasse ich auf der durchgehenden und in dem Schwimmer
                              									fixirten Welle eine kleine Scheibe von 1/4 Zoll Breite anbringen, die den Schwimmer
                              									verhindert an der Gabel zu streifen, und so sich fest zu stellen. Diese Vorrichtung
                              									hat viele Vorzüge vor meinen frühern Schwimmern. Ein solcher Schwimmer liegt immer
                              									flach und auf dem Wasser, wodurch er mehr Schwimmkraft und Empfindlichkeit eine
                              									ausgedehntere Bewegung gewinnt. Eine Vergleichung von Fig. 29 und 30 mit Fig. 14 Tab. I
                              									meines Hauptwerkes wird hierüber keinen Mechaniker im Zweifel lassen. In den erstern
                              									Figuren habe ich das Ende des Schwimmerhebels besonders vorgestellt, und zwar in
                              										Fig. 29
                              									von der Seite und Fig. 30 von oben. a ist ein Theil des Hebels.
                              									Sein gabelförmig geformtes Ende bildet die beiden Schenkel b und c. Zwischen diesen schwingt der
                              									Schwimmer d mit den beiden Zapfen e und f der durch seinen Körper gehenden
                              									eisernen, und in ihm befestigten Welle; g und h sind die kleinen oben erwähnten Scheiben, die den
                              									Schwimmer in der gehörigen Entfernung von den Gabelschenkeln halten.
                           Die beiden Schwimmerhebel sind hier auf eine Welle aufgezogen, die sich in zwei
                              									innerhalb des Recipienten angeschrobenen Stützen dreht. Diese Welle hat zugleich in
                              									ihrer Mitte zum Zweck der Bewegung des Drahtes einen eigenen kurzen Hebel von solcher Ausdehnung,
                              									daß seine Länge derjenigen Entfernung gleich ist, in der der Aufhängepunkt des
                              									Drahtes vom Hypomochlio des frühern in meinem Hauptwerk beschriebenen und
                              									abgebildeten Schwimmerhebels lag. Daß jeder Schwimmerhebel hier auch ein eigenes
                              									Gegengewicht tragen müsse, halte ich für überflüssig zu bemerken. Die Einrichtung
                              									des Drahts, seiner Stopfbüchse und des äußern Zeigers ist ganz so, wie sie im
                              									Hauptwerke angegeben ist, und enthalte ich mich daher aller nähern Beschreibung.
                              									Auch das Sicherheitsventil dieses Kessels ist von meinen frühern Apparaten dieser
                              									Art durchaus in keiner Weise verschieden.
                           Damit die beiden Schwimmer in ihrer Bewegung nicht gegen den durch den Recipienten
                              									gelegten großen Anker stoßen, und dadurch festgestellt werden können, sind an dem
                              									Anker zwei Leiter von 1/8 Zoll starkem Bleche angebracht. Man sieht selbige in Fig. 24 bei
                              										n, n, in welcher Figur man überhaupt den doppelten
                              									Schwimmerapparat in der Endansicht abgebildet findet.
                           Man wird gewiß jetzt, da man eine nähere Einsicht in die Construction dieses Kessels
                              									gewonnen hat, mit mir einverstanden seyn, daß meine Behauptung: er sey einfacher und
                              									leichter als die frühern Herzkessel herzustellen, völlig begründet sey. Dieser
                              									Vorzug ist aber nicht der alleinige Grund, weßhalb ich ihn ganz besonders empfehle,
                              									sondern mehr ist es noch seine Vollkommenheit hinsichtlich einer reichlichen
                              									Dampfentwicklung. Er übertrifft hierin alles, was ich bisher von Herzkesseln erfuhr.
                              									Die Hitze wird auf ihn in einer so ökonomischen Weise angewandt, daß auch nichts
                              									davon entwischen kann. Sie muß sämmtliche Röhren innig umschlungen haben, bevor sie
                              									in den Schornstein tritt, und da hier große Feuerberührungsflächen in einen kleinen
                              									Raum zusammengedrängt sind, so daß die auf sie eindringende Hitze auf diesen
                              									kleinern Raum concentrirt erscheint, und in dieser Concentration auf dünne Schichten
                              									Wasser einwirkt, von denen die erhitzten jeden Augenblick mit neuen weniger
                              									erhitzten wechseln, da ferner so eine innige Berührung der Heizfläche der Röhren mit
                              									dem Wasser erhalten wird, so muß die Wirkung eine sehr vollkommene seyn, ohne daß
                              									irgend eine Gefahr, als Entblößung der Wände der Röhren von Wasser, zu starke
                              									Erhitzung und zu schnelle Zerstörung derselben eintritt. Wie sicher, wie sachgemäß
                              									erscheint hier die Art der Dampfentwicklung gegen die der Locomotivröhren. Diese
                              									empfangen bloß eine Hitze, die parallel mit den Wänden ihrer Röhren schnell
                              									vorüberstreicht, also wenig Zeit gewinnt sich gehörig abzusetzen, zumal die Röhren
                              									kurz sind, und der Zug gebläseartig ist. Für jede höherliegende Reihe wächst die Gefahr, daß
                              									das Wasser aus den Zwischenräumen zwischen den Röhren ausgetrieben, und so eine
                              									Ueberhitzung derselben herbeigeführt werde, und dieß umsomehr, als die obern
                              									Röhrenreihen die intensivste Hitze empfangen. Dazu kommt, daß das nach oben
                              									herausgetriebene Wasser nicht einmal gehörig nach unten zurückfließen kann, da die
                              									Röhren bis dicht an die Wand des großen Kesselcylinders heranliegen, und die hier
                              									stattfindende Strömung der aufsteigenden Dämpfe den Zurücktritt des Wassers zu dem
                              									Grunde des Kesselcylinders verhindert, und seinen Wiedereintritt in die Circulation
                              									gewaltsam hemmt – eine Strömung, die hier eben so stark, wie in der Mitte des
                              									Röhrenknäuels seyn dürfte. In meinem Kessel empfängt jedes Rohr sein reichliches
                              									Wasser; dieses kann ihm nie ausgehen, denn in dem Maaße als die entwickelten Dämpfe
                              									es auf dem höherliegenden Ende der Röhren austreiben, strömt es von unten wieder
                              									nach. Hier wird aber sein Zufluß auf keine Weise gestört, weil das durch Wallungen
                              									nicht getrübte Wasser des hintern Herzens die allgemeine Strömung durch den ganzen
                              									Kessel mehr befördert als aufhält. Hier sind die untern Röhren am meisten dem Feuer
                              									ausgesetzt, empfangen also die intensivste Hitze, und gerade in diese tritt das
                              									Wasser unter dem größten Druck und unter der niedrigsten Temperatur, indem die
                              									kältern Wasserschichten immer auf den Grund des hintern Herzens niedersinken werden.
                              									Werden endlich einmal bei zu niedrigem Wasserstande Röhrenlagen von Wasser entblößt,
                              									so sind es die obern, welche die wenigste Hitze empfangen. Es ist dieß vorzüglich
                              									wichtig für die Schiffskessel, die vielen und großen Schwankungen ausgesetzt sind.
                              									Kurz an allen Stellen dieses Kessels ist eine wohlthuende Circulation des Wassers
                              									thätig, wobei die in den Röhren sich entwickelnden und aufsteigenden, und in das
                              									vordere Herz tretenden Dämpfe das Agens sind. Diesem Antriebe widersteht nichts, er
                              									treibt das Wasser des vordern Herzens in den Recipienten, von welchem es wieder nach
                              									Absetzung seiner Dämpfe an den Dampfraum durch die hintern Verbindungscanäle in das
                              									hintere Herz, und so von hinten in die Röhren zurücktritt. Alles geht hier so
                              									geregelt, so sicher, so gefahrlos, so ruhig von statten, daß man es nicht besser
                              									wünschen kann.
                           Wegen der so sehr vollkommenen Circulation des Wassers in diesem Kessel kommt es nun
                              									auch, daß beim Anheizen desselben die ganze Wassermasse desselben so gleichmäßig und
                              									in so ungewöhnlich kurzer Zeit erhitzt wird. Beim hiesigen Schiffskessel werden vom
                              									Anheizen an bis zur Entwicklung der Dämpfe von 8 Atmosphären Druck nur wenige
                              									Minuten über eine halbe
                              									Stunde erfordert, ein Umstand, der in Absicht auf Brennmaterialersparung von
                              									höchster Wichtigkeit ist.
                           Um nun im Recipienten die Absonderung der Dämpfe vom Wasser zu erleichtern und die
                              									Gefahr eines Uebersprudelns des letztern in das Dampfrohr möglichst zu verhüten,
                              									kann man gleich hinter der Mündung des vordern Verbindungscanals in dem Recipienten
                              									eine aufrechtstehende, möglichst dicht an die Wände des Recipienten anschließende
                              									Platte von Eisenblech q, Fig. 23, anbringen und in
                              									dieser Stellung an dem Anker befestigen. Dieselbe muß siebartig durchlöchert seyn,
                              									und unten zum Zweck einer bessern und freiem Circulation des Wassers eine größere
                              									liegend ovale Oeffnung von 7 Zoll langem und 4 Zoll kurzem Durchmesser haben; ihre
                              									siebartigen Löcher müssen aber, um dem Wasser und den Dämpfen möglichst Durchgang zu
                              									eröffnen, wenigstens 1/4 Zoll Durchmesser halten und sehr dicht neben einander
                              									gestellt seyn. An dieser Platte bricht sich der Dampfbrudel in der Weise, daß die
                              									einzelnen Dampfkugeln in den Löchern zersplittert werden, und die Dämpfe durch die
                              									Löcher gehen, während das Wasser todt in den Recipienten zurückfällt. Statt dieser
                              									Platte kann man auch, und zwar noch besser, ein Drahtgitter von starkem
                              									Messingdrahte und ungefähr 4 Maschen aus den Zoll nehmen, welches man in einem
                              									starken eisernen Ringe befestigt und mit diesem in den Recipienten einschiebt. Ein
                              									solches Gitter zersplittert die Dampfkugeln wegen seiner viereckigen Maschen noch
                              									besser als die Platte, und eröffnet den Dämpfen und dem Wasser viel mehr
                              									Durchgangswege. Man sieht beide Vorrichtungen, die Platte mit Löchern und das Sieb
                              									in Fig. 25
                              									abgebildet, und zwar in dem Recipienten A die Platte, im
                              									Recipienten B das Gitter. In A sieht man die siebförmigen Löcher und das große ovale Loch. Dasselbe muß
                              									so groß seyn und so niedrig gelegt werden, daß es immer unter dem Wasserspiegel des
                              									Recipienten bleibt. Bei solcher Größe und Lage desselben ist wenig Gefahr vorhanden,
                              									daß viel Dämpfe mit dem Wasser durch dasselbe bringen, und das Wasser im übrigen
                              									Recipienten aufregen.Diese siebförmige Platte oder dieses Sieb sind nicht durchaus nöthig, aber
                                    											immer sehr nützlich. Sie vermindern die Bewegung im Wasserspiegel des
                                    											Recipienten auf eine so auffallende Weise, daß der Schwimmer fast gar keine
                                    											Schwingungen, wenigstens ganz unbedeutende, ja beinahe unmerkliche, macht.
                                    											Dieß ist mir besonders in dem Dampfkessel des hiesigen Dampfschiffes, der
                                    											nur sehr kleine Recipienten hat, und an einem Kessel, den ich dem Hrn.
                                    											Maschinenbauer Hummel in Berlin lieferte,
                                    											bemerkbar geworden. Bei einem so ruhigen Wasserstande ist jedes Ueberkochen
                                    											von Wasser in die Maschine, wenn anders dem Dampfrohre auf dem Recipienten
                                    											die richtige, in meinem Hauptwerke näher bezeichnete und motivirte Stellung
                                    											angewiesen ist, unmöglich gemacht. Die Befestigung der siebförmigen Platte
                                    											ist da, wo ein
                                    											Anker durch den Recipienten geht, von mir so angeordnet, daß sie mit einer
                                    											in ihrem Mittelpunkte angebrachten Hülse auf den Anker geschoben ist und
                                    											sich gegen einige in der Wand des Recipienten befestigte Stifte stützt,
                                    											wodurch sie sattsam fixirt wird. Der Anker darf in diesem Falle aber kein
                                    											Bund am Deckel haben. Dieses würde nämlich das Aufschieben der Hülse auf
                                    											denselben hindern. Er geht dann frei durch ein Loch des Deckels, der auf der
                                    											Außenseite einen starken Ansatz mit einer stopfbüchsenartigen Vertiefung
                                    											hat, in welche ein starker Ring durch eine auf den Anker geschrobene Mutter
                                    											hineingezwängt wird. Dieser Ring preßt eine Bleidichtung um die Stange, die
                                    											hier glatt ist, dampfdicht herum. In Fig. 30, Tab. I,
                                    											sieht man diese Vorrichtung zur Dichtung des Ankers im Deckel im senkrechten
                                    											Durchschnitte, welche die Sache genügend erläutern dürfte. Ich bemerke nur,
                                    											daß hier a der starke Ring, b die Mutter ist, welche die Bleidichtung c in die stopfbüchsenartige Vertiefung d des Deckels um den Anker dicht zusammenpreßt.
                                    											Wo der Anker fehlt, gebe ich der siebförmigen Platte in ihrem Centrum einen
                                    											Stiel, der sich gegen den Deckel des Recipienten stützt, und vereinigt mit
                                    											den vorhergenannten Stiften diese in ihrer Stellung erhält. Auf jeden Fall
                                    											muß die Befestigung der siebförmigen Platte immer so geschehen, daß sie nach
                                    											Abschraubung des Schlußdeckels der Recipienten leicht herausgenommen, und im
                                    											Falle der Noth gereinigt werden kann.
                              								
                           
                           Dieser Kessel bietet nicht die geringste Gefahr dar. Herzen und Recipienten sind von
                              									einer Stärke gebaut, und letzterer von einem Durchmesser, daß sie einen sehr
                              									bedeutenden Druck, wenigstens einen weit höhern als den gesetzlichen Druck ertragen
                              									können. Beide Theile bleiben auch in einem erprobt sichern Zustande, weil die Hitze
                              									wenig darauf einwirkt, oder doch nur in einem Grade, die das Metall dieser Theile in
                              									keiner Weise angreift. Die Siederöhren sind also der einzige Herd der Gefahr, indem
                              									allein auf sie das Feuer mit Intensität einwirkt und ihre Wände nach und nach
                              									zerstört; sie sind aber von einem so kleinen Durchmesser, daß selbst ein Aufreißen
                              									derselben keine Gefahr erzeugen kann, und an mehr als ein Aufreißen derselben dürfte
                              									nicht zu denken seyn. Entsteht aber wirklich einmal ein Riß in denselben, so können,
                              									selbst in dem Falle daß der Riß ziemlich bedeutend wäre, Dampf und Wasser des
                              									Kessels keine Zerstörungen anrichten, indem ihr Ausströmen durch die geringe Größe
                              									der Oeffnung in den ringförmigen Keilen oder Conen begränzt ist. Beide würden aber
                              									auch bei ihrem Hervordringen zuerst das Feuer auslöschen und so die Quelle einer
                              									weitern Dampfentwicklung verstopfen, während sie zugleich durchs Auslöschen des
                              									Feuers jede Gefahr eines Ausglühens des leer gewordenen Kessels entfernen. In unserm
                              									ersten Schiffskessel kamen mehrere Risse an seinen Siederöhren, die von einer sehr
                              									mittelmäßigen Qualität und schlecht geschweißt waren, vor, alle traten aber auf eine
                              									kaum bemerkbare Weise ein. So heben also diese Röhren die Gefahr einer Explosion
                              									gänzlich, und zwar noch in einem höhern Grade als die vierzölligen Röhren meiner
                              									frühern Herzkessel. Bei solchen Umständen ist ein hoher Druck der Dämpfe durchaus
                              									kein Gegenstand der Furcht und Gefahr mehr.
                           
                           Ich kann hier nicht unbemerkt lassen, daß selbst ein etwaiges Glühendwerden der
                              									Siederöhren bei fehlendem Wasser im Kessel keine dergleichen fürchterlichen
                              									Explosionen herbeiführen kann, als man an andern Kesseln erfahren hat, wenn über den
                              									glühenden Boden wieder Wasser spritzt oder überwallt. Die Röhren haben nämlich so
                              									dünne Wände, daß beim Wiedereindringen von Wasser in den Kessel keine große und
                              									gefährliche Dampfentwicklung entstehen kann, wenigstens keine so bedeutende, daß der
                              									dabei erzeugte Dampf nicht durch das Sicherheitsventil entfernt werden könnte.
                              									Uebrigens ist es aber auch nicht leicht denkbar, daß je die untern Röhren ganz von
                              									Wasser entblößt werden sollten, indem ein solches Ereigniß doch nur durch einen kaum
                              									möglichen Grad von Unaufmerksamkeit von Seiten des Heizers herbeigeführt werden
                              									könnte. Werden aber nur die obern Röhrenlager von Wasser frei, so dürften diese, wie
                              									schon gesagt ist, keinen übermäßigen Grad von Hitze annehmen, und deßhalb um so
                              									weniger eine gefährliche Dampfentwicklung fürchten lassen, wenn das Wasser wieder in
                              									sie eindringt.
                           
                              
                                 (Die Fortsetzung folgt im nächsten Heft.)
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
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