| Titel: | Beschreibung einer Schiffsdampfmaschine mit horizontal liegenden Cylindern, von den Gebrüdern Cochot in Paris. | 
| Fundstelle: | Band 112, Jahrgang 1849, Nr. XVIII., S. 99 | 
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                        XVIII.
                        Beschreibung einer Schiffsdampfmaschine mit
                           								horizontal liegenden Cylindern, von den Gebrüdern Cochot in
                           								Paris.
                        Aus dem Bulletin de la Société
                                 										d'Encouragement, Sept. 1848, S. 577.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									III.
                        Cochot's Schiffsdampfmaschine mit horizontal liegenden
                           								Cylindern.
                        
                     
                        
                           Hr. Cochot (rue Moreau, Faubourg
                                 										Saint-Antoine in Paris) erhielt im Julius 1836 von der Société d'Encouragement die große goldene
                              									Medaille für seine ausgezeichneten Leistungen im Dampfmaschinenbau, insbesondere
                              									eine Dampfmaschine, deren Gewicht in Folge der zweckmäßigen Construction sehr
                              									verringert ist, und welche sich auf einem Schiffe befindet, das die obere Seine
                              									zwischen Paris und Montereau befährt. Das Problem, welches der Erfinder löste,
                              									bestand darin, einen raschen Lauf und geringen Tiefgang des Schiffes zu
                              									vereinigen.
                           Im Jahr 1839 erhielt Hr. Cochot wieder eine goldene
                              									Medaille für die vielen eisernen Dampfboote mit nur vierzig Centimeter Tiefgang,
                              									welche damals auf der obern Seine mit großem Erfolg im Gebrauch waren, und sich
                              									durch ihre gute Construction und die zweckmäßige Vertheilung des Gewichtes der
                              									Maschine auf dem Schiffsboden auszeichneten.
                           Die Maschine, deren Beschreibung nun folgt, hat horizontal liegende Cylinder, eine
                              									Kraft von 80 Pferden, und ist seit einem Jahr auf einem Schleppboot der obern Seine
                              									im Gebrauch.
                           
                           Hr. Cochot bemerkt, daß der Hauptvorzug der nach diesem
                              									Systeme gebauten Maschinen in der außerordentlichen Leichtigkeit und großen Dauer
                              									derselben besteht. Das Gesammtgewicht der Maschine mit ihrem Zugehör, Kessel, dem
                              									darin enthaltenen Wasser, Kamin etc. beträgt 26,000 Kilogramme, so daß auf die
                              									Pferdekraft nur 325 Kilogramme kommen. Obgleich diese Maschinen doppelt sind, so
                              									liegen sie doch auf ein und derselben Basis, was gestattet sie auf ein und derselben
                              									Unterlage zu befestigen und die Zwischenachse wegzulassen, welche bei allen übrigen
                              									getrennten Maschinen unentbehrlich ist.
                           Die Maschine, welche mitten in dem Schiffe liegt, treibt zwei Achsen, welche
                              									einerseits auf dem Maschinengestelle aufliegen, andererseits auf den Trägern für die
                              									Radachsen. Die Lager, in welchen sich die Wellen drehen, sind von einander
                              									unabhängig, so daß, wenn dieselben auch nicht mehr alle ganz genau in gerader Linie
                              									stehen sollten, dieß den guten Gang der Maschine nicht stört, und keine Kraft
                              									unnöthig absorbirt.
                           Der Kolbenhub beträgt 50 Centimeter, und die Kolben stehen mit einem Balancier von
                              									großem Radius in Verbindung, so daß dabei das Parallelogramm entbehrt werden kann.
                              									Die Abweichung des Balanciers von der geraden Richtung, in welcher sich die
                              									Kolbenstangen bewegen, wird durch ein sehr leichtes Gelenke unschädlich gemacht.
                              									Dieses System gestattet die Anwendung eines sehr großen Condensators, den man sogar
                              									in der Basis oder dem Fundamente der Maschine anbringen kann, um die Abkühlung von
                              									außen zu benutzen, wodurch an Condensationswasser gespart wird.
                           Aus letzterem Grunde reicht auch eine Luftpumpe hin, und
                              									es wird viele Reibung und Kraftverlust vermieden.
                           Da endlich die Maschine horizontal und nach der Längenrichtung des Schiffes wirkt, so
                              									hat das Schiff selbst durchaus nichts zu leiden. Sie nimmt sehr wenig Raum ein, und
                              									im Fall eines Bruches kann man auch mit einem Cylinder
                              									arbeiten.
                           
                        
                           Erklärung der Abbildungen.
                           Fig. 1 ist ein
                              									Längendurchschnitt der Maschine durch die Mitte der Cylinder; die punktirten Linien
                              									zeigen die verschiedenen Lagen der Theile während des Ganges der Maschinen.
                           Fig. 2
                              									Querdurchschnitt derselben.
                           Fig. 3
                              									Zugstangen, Krummzapfen und Kuppelschere im Grundriß.
                           
                           Die Dampfcylinder A, A sind durch Längenstücke B, welche zugleich das Maschinengestell bilden, mit
                              									einander verbunden.
                           Die Stangen D der Metallkolben C in den Cylindern gehen durch Stopfbüchsen E
                              									und tragen an ihrem Ende ein Querstück F, auf dessen
                              									beiden Enden zwei Schieber aufgesteckt sind, die sich in den Führungsbahnen G bewegen, welche auf die Cylinderdeckel H, H befestigt sind.
                           Jedes Querstück F ist durch zwei kleine Gelenke I mit den langen Hebeln oder Halbbalanciers J in Verbindung, welche selbst aus zwei Wangen oder
                              									schmiedeisernen Platten zusammengesetzt sind und sich um eine Achse K an der Basis der Maschine drehen. An jedes der
                              									Wangenpaare J ist oben eine Zugstange L, L angehängt, deren anderes Ende mit dem Krummzapfen
                              										M verbunden ist. Die beiden Krummzapfenwarzen sind
                              									durch eine Kuppelschere N vereinigt, so daß sie immer
                              									dieselbe Lage gegen einander haben. Die Krummzapfen M
                              									befinden sich auf den Achsen O, O, auf denen außerhalb
                              									des Schiffes die Ruderräder angebracht sind. An jeder Seite des Maschinengestelles
                              									steckt außerdem noch ein Excentricum P auf denselben
                              									Achsen. Durch diese Excentrica mit ihren Ringen und Stangen wird ein Querstück Q zwischen zwei aufrechten Führungen bewegt. Außen an
                              									dem Querstücke befinden sich zwei Kolben R, R, welche zu
                              									den Speisepumpen S, S gehören, die das Wasser, welches
                              									der Kolben U der Luftpumpe V
                              									in die beiden Behälter T gebracht hat, dem Kessel
                              									zuführen. Die Klappe a verhütet das Zurücktreten dieses
                              									Wassers aus den Behältern T, T. Z ist die Speiseröhre,
                              									welche von den Pumpen zu dem Kessel führt.
                           Die Condensatorgefäße A', A' sind mit den
                              									Austrittsöffnungen der Dampfcylinder durch Röhren in Verbindung. Das kalte Wasser
                              									wird den Gefäßen ebenfalls durch eine Röhre zugeführt, die mit dem einen Ende durch
                              									den Theil der Schiffswand geht, welcher sich unter Wasser befindet. Zum Reguliren
                              									des Wasserzuflusses ist natürlich ein Regulirventil an der Zuführungsröhre
                              									angebracht.
                           Die Vertheilungsschieber c werden durch die Excentrica
                              										F' bewegt, welche sich neben einander auf einer der
                              									Wellen O befinden. Jedes der Excentrica ist mit einem
                              									Ringe umgeben, der mit einer Stange G versehen ist,
                              									welche an ihrem unteren Ende eine Kerbe hat, um die Warze eines kleinen Hebels H' aufzunehmen, mit welchem noch ein zweiter längerer
                              									Hebel verbunden ist, durch den man die Steuerung von Hand bewegen kann. Die
                              									Excentricumsstangen G' sind außerdem an der Kerbe mit einer
                              									gewöhnlichen Vorrichtung versehen, um sie leicht ausheben zu können, wenn man von
                              									Hand steuern will.
                           Der Hebel H' ist auf einer Achse K' fest, auf welcher sich noch ein zweiter, entgegengesetzt gestellter
                              									Hebel L' befindet, dessen Ende in einen Schlitz der
                              									Schieberstange M' eingreift, die selbst wieder mit dem
                              									Schieber c verbunden ist.
                           Der Dampf gelangt durch die Röhren N von dem Kessel in
                              									die Maschine, d.h. in die Dampfbüchsen worin die Schieber c liegen.
                           
                        
                     
                  
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