| Titel: | Ueber die Zinnoberminen in Ober-Californien und die Quecksilbergewinnung aus diesen Erzen; von C. S. Lyman. | 
| Fundstelle: | Band 112, Jahrgang 1849, Nr. XXV., S. 119 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                        XXV.
                        Ueber die Zinnoberminen in
                           								Ober-Californien und die Quecksilbergewinnung aus diesen Erzen; von C. S. Lyman.
                        Aus der Chemical Gazette, Octbr. 1848, Nr.
                              								144.
                        Lyman, über die Zinnoberminen in
                           								Ober-Californien.
                        
                     
                        
                           Die Grube New-Almaden liegt einige Meilen von der Küste ab, ungefähr in der
                              									Mitte zwischen San Francisco und Monterey im Sierra-Azul-Gebirge. Die
                              									Oeffnung der Grube ist einige Yards unter der Spitze des höchsten Berges, welcher
                              									bisher quecksilberhaltig befunden wurde, 1200 Fuß über der nahen Ebene und nicht
                              									viel mehr über der Meeresfläche. Dieser Berg erstreckt sich in nordwestlicher
                              									Richtung an Höhe abnehmend; an verschiedenen Theilen desselben wurden auf mehrere
                              									Meilen hin Spuren des Erzes gefunden und mehrere Anbrüche gemacht, welche Erfolg
                              									versprechen. Diese Bergreihe besteht aus verschiedenen Gebirgsmassen, welche näher
                              									zu untersuchen ich noch keine Gelegenheit hatte; vorwaltend ist ein grünliches
                              									Talkgestein, welches das Erzlager der New-Almaden-Grube sowohl unten
                              									als oben einzuschließen scheint. Das Erz ist eingesprengt in eine gelbe, ocherartige
                              									Gangart, welche ein Lager von 42 Fuß Dicke bildet, das nordwestlich unter einem
                              									Winkel von etwa 40° streicht. Das reichste Erz wurde bisher im obern Theil,
                              									die ärmern Erze im untern Theil des Lagers gefunden.
                           Diese Grube ist den Urbewohnern von urdenklicher Zeit her als die
                              										„Roth-Erde-Grube“ bekannt, aus welcher sie
                              									ihre Farbe zum Bemalen des Körpers gewinnen; vor vier Jahren stellten Mexikaner
                              									Versuche an, das Erz zu schmelzen, um darin vermuthetes Gold zu gewinnen, wobei sie
                              									natürlich entdeckten, daß es Quecksilber enthält. Vor etwa zwei Jahren kam die Grube
                              									in Besitz des Hauses Barron, Forbes und Comp., welches Arbeiter, Werkzeuge und Fonds sandte, um
                              									sie auszubeuten; unglücklicherweise gerieth aber das Schiff in die Gewalt der
                              									Vereinigten Staaten und wurde confiscirt; die Bearbeitung der Grube mußte nun
                              									natürlich verschoben werden, bis Hr. Forbes selbst vor
                              									einigen Monaten mit Bergleuten, Werkzeugen und was er sich in Mexiko verschaffen
                              									konnte, ankam, um Versuche über die Ertragfähigkeit der Grube anzustellen. Große
                              									Mühe machte ihm die Herbeischaffung zweckmäßiger Vorrichtungen zum Verarbeiten des
                              									Erzes; endlich wurden vier Potaschekessel ausfindig gemacht, die in einen Ofen
                              									eingesetzt wurden, neben
                              									welchem man unmittelbar Condensatoren aus Mauerwerk anbrachte. Als ich mich in der
                              									Grube befand, bestund die tägliche Arbeit darin, diese Töpfe des Morgens mit 1600
                              									Pfd. (400 Pfd. per Topf) Erz von durchschnittlicher
                              									Qualität, in apfelgroße Stücke zerbrochen, anzufüllen, die Deckel aufzusetzen und
                              									mit einer Schicht Sand zu lutiren. Die Feuer werden dann beinahe bis zur
                              									einbrechenden Nacht erhalten, worauf man die Oefen allmählich abkühlen läßt. Am
                              									andern Morgen werden die Condensatoren geöffnet und das Metall herausgeschöpft; es
                              									betrug bei den vier Töpfen gewöhnlich 200 bis 300 Pfd. Dieß ist viel weniger als
                              									nach den angestellten Proben zu erwarten war, daher eine bedeutende Menge des
                              									Metalls verloren ging. An den obern Theilen der Töpfe und Condensatoren befand sich
                              									in der Regel ein Ueberzug von Schwefelquecksilber. Hr. Forbes suchte vergebens ein Verfahren zu ermitteln, um das Metall zu
                              									gewinnen, ohne dem Erze beim Rösten Kalk zuzusetzen. Endlich brannte man einen Ofen
                              									voll Kalk, wie er dort ganz in der Nähe vorkömmt, und mit diesem vermengt lieferte
                              									das Erz viel mehr Quecksilber. In den letzten drei Wochen wurden mittelst derselben
                              									Vorrichtung ungefähr 10,000 Pfd. Metall gewonnen, was über 50 Proc. beträgt. In etwa
                              									zwei Monaten wurden zwischen 15,000 und 20,000 Pfd. gewonnen, indem man nur sechs
                              									Mann zum Ausgraben des Erzes verwendete und das ganze Personal der Anstalt zusammen
                              									nur etwa 20 Mann betrug. Die Grube trägt mit ihrem gegenwärtigen rohen Apparat
                              									wahrscheinlich jetzt schon einen reinen Nutzen von 100,000 Dollars per Jahr; mit zweckmäßigern Oefen und eisernen Cylindern
                              									oder Retorten wäre der Gewinn leicht auf 1,000,000 Dollars und darüber zu bringen.
                              									Hr. Forbes wird sich nächstens wegen der erforderlichen
                              									Apparate nach Europa begeben. Das Lager wurde bis jetzt nur einige 100 Fuß weit
                              									verfolgt, das Erz wird aber immer reicher und in größerer Menge gefunden.
                           Die andern in der Nähe angebrochenen Gruben wurden noch nicht hinlänglich
                              									ausgebeutet, um über sie etwas sagen zu können. Man hat Erz an 15 bis 20 Stellen in
                              									einem Umkreis von wenigen Meilen und seit einigen Tagen in Bergen gefunden, welche
                              									nicht zu derselben Kette zu gehören scheinen.