| Titel: | Ueber die Anwendung des Quecksilbers mit Schwefeläther in der Photographie und über die Destillation des Quecksilbers; von Prof. C. Laborde. | 
| Fundstelle: | Band 112, Jahrgang 1849, Nr. XXVII., S. 123 | 
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                        XXVII.
                        Ueber die Anwendung des Quecksilbers mit
                           								Schwefeläther in der Photographie und über die Destillation des Quecksilbers; von Prof.
                           									C.
                              								Laborde.
                        Aus dem Bulletin de la Société
                                 										d'Encouragement, Februar 1849, S. 69.
                        Laborde, über Reinigung des Quecksilbers von Oxyd.
                        
                     
                        
                           Chevalier bemerkt in seinem Manuel
                                 										de Photographie, daß das Oxydhäutchen, welches sich auf der Oberfläche des
                              									Quecksilbers bildet, sich der Entwicklung des Lichtbildes widersetzt. Ich habe mich
                              									selbst überzeugt, daß diese Oxydation, wenn sie noch so unbedeutend ist, stets der
                              									Vollkommenheit des Bildes schadet. Es reicht nicht hin, das Quecksilber zu waschen,
                              									dann zu trocknen und zu filtriren: das Quecksilber muß, um dem Zweck vollkommen zu
                              									entsprechen, frisch destillirt seyn; da diese Operation aber nur von den wenigsten
                              									Photographen vorgenommen werden kann, so will ich ein sehr einfaches Mittel angeben,
                              									welches die Destillation des Quecksilbers ersetzt.
                           Es genügt, über die Oberfläche des Quecksilbers eine Schicht gepulverten
                              									Eisenvitriols auszubreiten; das in diesem Salze enthaltene Eisenoxydul reducirt das
                              									Quecksilberoxyd, so daß das Quecksilber hinreichend gereinigt wird. Unter mehreren
                              									Versuchen hat mich folgender von der Wirksamkeit des Eisenvitriols überzeugt: wenn
                              									man einen starken Elektromagnet in den Strom einer einfachen galvanischen Kette
                              									bringt, so erhält man bekanntlich einen sehr lebhaften Funken an der Oberfläche des
                              									Quecksilbers in dem Augenblick, wo man einen der Verbindungsdrähte aus demselben
                              									herauszieht; dieser Funken ist von einem reichlichen weißen Dampf von oxydirtem
                              									Quecksilber begleitet, besonders wenn das Quecksilber den positiven Pol der Batterie
                              									bildet. Ich wollte diesen Dampf anwenden, um das Bild im Quecksilberkasten zum
                              									Vorschein zu bringen, und erzeugte deßhalb mittelst einer Vorrichtung eine Reihe von
                              									Funken unter einer Platte, welche schon den Lichteindruck empfangen hatte; der
                              									Quecksilberkasten war bald von den weißen Dämpfen erfüllt, welche sich reichlich
                              									bildeten. Ich erhielt aber nicht nur kein Resultat, sondern es war nun sogar
                              									unmöglich geworden, ein Bild mit dem Quecksilber hervorzubringen, welches zu diesem
                              									Versuch gedient hatte; dasselbe gab auch nach mehrmaligem Filtriren kein besseres
                              									Resultat. Es wurde nun mit Salzsäure gewaschen, hierauf mit reinem Wasser und dann getrocknet,
                              									worauf jedoch nur unbedeutende Spuren des Bildes damit zum Vorschein gebracht werden
                              									konnten; ich verbreitete nun auf seiner Oberfläche eine Schicht Eisenvitriol, und
                              									das Metall erhielt sogleich wieder die Eigenschaften des frisch destillirten
                              									Quecksilbers.
                           Vor zwei Jahren empfahl ich Schwefeläther im Quecksilberkasten anzuwenden; dieses
                              									Verfahren, welches sehr schöne Resultate gibt, ist wohl jetzt von den meisten
                              									Photographen angenommen. Die Aetherdämpfe bemächtigen sich begierig des Sauerstoffs,
                              									und da das Quecksilber seine volle Wirkung nur dann ausüben kann, wenn es vollkommen
                              									von diesem Gas befreit ist, so ist es wahrscheinlich, daß der Aether beiträgt den
                              									Quecksilberdämpfen ihre ganze Reinheit zu ertheilen. Es wäre ein Irrthum zu glauben,
                              									daß die Dämpfe von metallischem Quecksilber, welche sich in der Luft bildeten, frei
                              									von Sauerstoff sind; denn wenn man sie in einem Gefäß verdichtet, überzieht sich das
                              									Metall mit einem Häutchen. Letzteres zeigt sich auch auf dem durch Destillation des
                              									rothen Oxyds erhaltenen Quecksilber.
                           Die Wirkung des Aethers auf das oxydirte Quecksilber gestattet auch noch andere
                              									Anwendungen. Wenn man dem Fett Quecksilber einverleiben will, muß man bekanntlich
                              									diese beiden Substanzen sehr lange reiben; setzt man aber Aether zu, so ist die
                              									Vermischung in ganz kurzer Zeit bewerkstelligt. Die Wirkung des Aethers auf das
                              									Quecksilberchlorid besteht darin, daß er dieses Salz dem Wasser, worin es aufgelöst
                              									ist, fast gänzlich entzieht.
                           Der Eisenvitriol läßt sich auch benutzen, um das Quecksilber leicht destilliren zu
                              									können. Beim Destilliren dieses Metalls erfolgen Stöße, weßhalb die Operation schwer
                              									regelmäßig zu leiten ist, abgesehen von anderen Ursachen, z.B. dem Druck des Metalls
                              									auf sich selbst in den unteren Schichten. Eine solche Ursache ist auch das
                              									Oxydhäutchen auf der Oberfläche des Quecksilbers: dieses Häutchen schließt das
                              									Metall ein und zwingt es eine Temperatur anzunehmen, welche höher als sein
                              									Siedepunkt unter dem bloßen Luftdruck ist; bricht nun das Hinderniß, so verursacht
                              									die augenblickliche Erzeugung des Dampfs eine plötzliche Bewegung in dem Metall.
                              									Aehnliches beobachtet man oft bei Salzauflösungen, welche man bis zum Häutchen
                              									eindampfte. Wenn man aber zum Destilliren des Quecksilbers eine Retorte mit breitem
                              									Boden anwendet und ohne sie zu hoch zu füllen, auf die Oberfläche des Metalls eine
                              									Schicht entwässerten Eisenvitriols bringt, so wird die Operation leicht und
                              									regelmäßig ausführbar. Der Eisenvitriol muß, bevor man ihn in die Retorte bringt,
                              									erhitzt werden bis er in ein weißes Pulver verwandelt ist; sonst würde das
                              									Krystallwasser, welches vor dem Quecksilber überdestillirt, den Retortenhals netzen,
                              									welcher dadurch zerspringen könnte.