| Titel: | Ueber grüne und graue Chromoxydfarben im Baumwollenzeugdruck; von Dr. W. H. v. Kurrer in Prag. | 
| Fundstelle: | Band 112, Jahrgang 1849, Nr. XXIX., S. 129 | 
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                        XXIX.
                        Ueber grüne und graue Chromoxydfarben im
                           								Baumwollenzeugdruck; von Dr. W.
                              									H. v. Kurrer
                           								Vom Hrn. Verfasser mitgetheilt in den Verhandl. des Vereins zur Beförd. des
                                       												Gewerbfl. in Preußen, 1848, 5te Lieferung – aus
                                 										dem bei C. Gerold und Sohn in Wien unter der Presse befindlichen Werke: Die Druck- und
                                       													Färbekunst in ihrem ganzen Umfange, von
                                       												dem Standpunkte der Wissenschaft und der praktischen Anwendung
                                       												bearbeitet, von Dr. W. H. v. Kurrer. in Prag.
                        v. Kurrer, über Chromoxydfarben im Baumwollenzeugdruck.
                        
                     
                        
                           Die chromoxydgrünen Farben für den Ueberdruck mit der
                              									Walzendruckmaschine traten im Jahre 1840 zuerst in den böhmischen Druckfabriken zu
                              									Reichstadt und Cosmanos ins Leben, verbreiteten sich aber bald auch anderwärts zur
                              									Darstellung verschiedener Modeartikel im Druck baumwollener Zeuge. An die grünen reihten sich zunächst die perlgrauen Chromoxydnüancen an, welche ich im Jahre 1841 zuerst
                              									verwendete.
                           Die substantiven Chromoxydfarben besitzen alle die gute Eigenschaft, daß sie gegen
                              									Licht, Luft, Alkalien und Säuren große Beständigkeit zeigen, und von denselben nicht
                              									im geringsten alterirt werden, daher sie in die Classe der ächten Farben
                              									gehören.
                           Zur Darstellung derselben im Baumwollenzeugdruck eignen sich das salzsaure und
                              									salpetersaure Chromoxyd, dann das schwefelsaure Chromoxydkali oder der
                              									Chromalaun.
                           Das salzsaure Chromoxyd, im Zeugdruck auch Seegrün genannt, wird für den Gebrauch der grünen
                              									Chromoxydfarben in den Kattundruckereien auf nachstehende Weise erhalten. Man
                              									bereitet zuerst grünes Chromoxydhydrat, indem man 8 Pfd. doppeltchromsaures Kali in
                              									16 Maaß Wasser (das Maaß zu 2 Pfd. 28 Loth Wiener Gewicht) kochendheiß auflöst.
                              									Andererseits werden 9 Pfd. gepulverter weißer Arsenik in einen Kessel zu 75 Maaß
                              									kochenden Wassers gegeben, 10 Minuten lang gekocht, die klare Auflösung vom
                              									Niederschlage getrennt, und alsdann die Chromkalilösung in dieselbe eingerührt. In
                              									kurzer Zeit wird die Zusammensetzung eine grüne Farbe annehmen, und sich das
                              									gebildete Chromoxydhydrat aus der Flüssigkeit fällen. Nach öfterem
                              									Durcheinanderrühren und Erkalten wird das Ganze auf einen Spitzbeutel von weißem
                              									Wollentuch gebracht, filtrirt, das im Filter zurückgebliebene Chromoxydhydrat mit
                              									heißem Wasser gut ausgesüßt, nachher ausgepreßt und für den Gebrauch auf salzsaures
                              									Chromoxyd verwendet.
                           
                           Um dieses zu erhalten, mischt man Salzsäure von 22° Baumé mit so viel
                              									Wasser, bis keine salzsauren Dämpfe mehr davon gehen, erhitzt dieselbe und löst nach
                              									und nach so viel des grünen Chromoxydhydrats in der Wärme darin auf, als die Säure
                              									zu binden vermag, so daß etwas unaufgelöstes Oxydhydrat zurückbleibt, läßt es dann
                              									absetzen und gießt das Klare vom Bodensatze ab. In solchem Zustande waltet in der
                              									salzsauren Chromoxydauflösung noch freie Säuredisposition vor, welche zerstörend auf
                              									die Baumwollfaser einwirken würde. Um diesem Uebelstande zu begegnen und das Product
                              									in möglichst neutraler Beschaffenheit zu erhalten, rührt man in ganz kleinen
                              									Portionen so lange 20 Grad Baumé starke kaustische Kalilauge nach und nach
                              									ein, bis der Punkt eintritt, wo das Chromoxyd anfängt sich niederzuschlagen. Die so
                              									bereitete neutrale salzsaure Chromoxydauflösung von tief dunkelgrüner Farbe wird
                              									jetzt so lange eingedampft, bis sie an Baumé's Aräometer 46 Grad zeigt, wo
                              									sie nach dem Erkalten die schönste grüne Chromoxydfarbe darbietet.
                           Unter dem Namen Seegrün beziehen die böhmischen
                              									Kattundruckereien das so bereitete neutrale salzsaure Chromoxyd meistens aus der
                              									Fabrik chemischer Producte von F. X. Brosche in Prag.
                           Früher, ehe man das Seegrün, welches für die Darstellung aller grünen Nüancen im
                              									Baumwollenzeugdruck einen entschiedenen Vorzug vor den andern Zusammensetzungen
                              									verdient, kannte, bediente man sich zur Hervorbringung der chromoxydgrünen
                              									Farbentöne einiger anderer Verfahren. So wurden:
                           a) zu einer Lösung von 1 Pfd. 10 Loth doppeltchromsaurem
                              									Kali in 6 Pfd. Wasser 2 Pfd. 26 Loth Salzsäure gegeben und hernach 1/2 Pfd.
                              									gestoßene Weinsteinsäure eingerührt. Durch den Zusatz von Weinsteinsäure wird die
                              									Lösung schön grün und nimmt einen süßlichen Geschmack an. Die Verhältnisse hat man
                              									nach Erforderniß des Farbentones auf 6 Maaß Wasser folgendermaßen gestellt.
                           Farben-Abstufungen:
                           
                              
                                 Chromsaures Kali
                                 3 1/2 Pfd.
                                 5 3/4 Pfd.
                                 2       Pfd.
                                   1 Pfd.
                                 28      Loth
                                 24      Loth
                                 
                              
                                 Salzsäure
                                 6 1/4   „
                                 3 1/4   „
                                 3 1/2   „
                                   2   „
                                   1 7/8 Pfd.
                                   1 1/2 Pfd.
                                 
                              
                                 Weinsteinsäure
                                 5        
                                    											„
                                 3 1/4   „
                                 30       „
                                 1/2  „
                                 11      Loth
                                 12      Loth
                                 
                              
                           Die Zusammensetzungen, welche alle etwas sauer reagiren, werden für
                              									den Druck mit Weizenstärke, Weizenmehl, Traganth oder Gummi verdickt, und zum
                              									Befestigen mit der Baumwollfaser die gedruckte Waare je nach der Nüance, welche man
                              									zu haben wünscht, bald durch mehrtägiges Aufhängen und nachheriges Wässern, bald
                              									durch Passiren in einem Kreidebade, oder Durchnehmen in einem Ammoniakbade behandelt. Das
                              									Ammoniakbad hiefür bereitet man aus 15 Maaß heißem Wasser, 8 Pfd. gelöschtem
                              									Aetzkalk und 4 Pfd. salzsaurem oder schwefelsaurem Ammoniak, und klotzt mit der
                              									Flüssigkeit zu wiederholtenmalen vermittelst der Grundirmaschine im Freien, um dem
                              									lästigen Ammoniakgeruch nicht ausgesetzt zu seyn.
                           b) 1 Pfd. zweifachchromsaures Kali wird mit 6 Pfd.
                              									Salzsäure so lange gekocht, bis kein Chlor mehr entweicht; dann werden 1 Pfd.
                              									calcinirte Soda und 1 Pfd. ätzende Natronlauge 14° Baumé stark
                              									eingerührt, die Flüssigkeit mit Traganth verdickt aufgedruckt, und zuletzt die
                              									gedruckte und getrocknete WaareWaarc in einem heißen Ammoniakbade von 1 Pfd. Aetzkalk, 1 Pfd. Salmiak und 48
                              									Pfd. Wasser gezogen, alsdann gut gewaschen, aufgehangen und abgetrocknet.
                           c) Zu einer warmen Lösung von 1 Pfd. 10 Loth
                              									doppeltchromsaurem Kali in 6 Pfd. Wasser gebe man 1 Pfd. Syrup und nach und nach 4
                              									Pfd. Salpetersäure 34° Baumé stark, wodurch die Flüssigkeit bald grün
                              									erscheinen wird. Man neutralisirt mit ätzendem Natron, verdickt die Aufdruckfarbe
                              									wie bei a) und behandelt die gedruckten Zeuge auf
                              									dieselbe Art.
                           d) Man bereitet salpetersaures Chromoxyd, indem das
                              									durch Arsenik gefällte grüne Oxyd in Salpetersäure auf dieselbe Weise wie in der
                              									Salzsäure aufgelöst wird. Das Grün, welches man damit auf baumwollenen Geweben
                              									erhält, besitzt aber immer einen Stich ins Gelbe.
                           Seegrüne Walzenüberdruckfarbe. Für den Walzendruck (soubassement) wird das salzsaure Chromoxyd bald mit
                              									Traganth, bald mit Weizenstärke verdickt, und dabei auf folgende Weise
                              									verfahren:
                           
                              a)Verdickung mit Traganth. Es werden 14 Loth zum
                                 										feinsten Mehlpulver gestoßener Traganth mit Weingeist zu einem Brei angerührt
                                 										und zugedeckt einige Stunden stehen gelassen, alsdann in 12 Maaß salzsaures
                                 										Chromoxyd von 46 Grad Baumé gebracht, unter
                                 										öfterem Umrühren 24 bis 36 Stunden stehen gelassen, dann durch Leinwand passirt.
                                 										Sollte die Farbe für den Walzendruck zarter Dessins noch zu dick seyn, so rührt
                                 										man noch so viel salzsaure Chromoxydauflösung hinzu, bis sie druckrecht
                                 										wird.
                              b)Stärkeverdickung. Es werden 4 Pfd. Weizenstärke mit 4
                                 										1/2 Maaß kaltem Wasser angerührt, alsdann zum Kleister gekocht, ganz kalt
                                 										gerührt und so viel salzsaure Chromoxydauflösung von 46° B. eingerührt,
                                 										bis die Farbe druckrecht wird.
                              
                           
                           Die Traganthverdickung liefert, weil sie nicht so viel Volumen in der Farbe, als der
                              									Stärkekleister einnimmt, eine mehr volle, intensivgrüne Farbe als diese. Nach dem
                              									Drucken werden die Zeuge über Nacht in einem kühlen nicht geheizten Locale
                              									aufgehangen, den andern Tag auf der Grundirmaschine bei mäßigem Druck zweimal
                              									hintereinander mit 2° B. starker kaustischer Kalilauge kalt geklotzt,
                              									gelüftet, man läßt sie anlaufen, alsdann werden sie eine Stunde lang in den Fluß
                              									eingehangen, in Waschrädern gewaschen, ausgewunden, aufgehangen, abgetrocknet und
                              									die Illuminationsfarben eingepaßt.
                           Wenn man nach dem Herstellen der soliden gelben, grünen und blauen
                              									Ausschattirungsfarben, durch den Weg der Kalkpassage und Durchnehmen im sauren
                              									chromsauren Kalibade, die Waare in ihrer Ausarbeitung ganz fertig hat und eine
                              									Partie beisammen ist, wird die chromoxydgrüne Ueberdruckfarbe zur noch höhern
                              									Belebung in einem Bade von essigsaurem Kupfer durchgenommen, wodurch ein Theil
                              									grünes chromsaures Kupferoxyd sich mit der grünen Chromoxydfarbe verbindet und die
                              									Ursache der Erhöhung ist. Man operirt hiebei auf nachstehende Art.
                           In einem kupfernen Kessel wird das Wasser bis auf 45° R. erwärmt, demselben 20
                              									Maaß essigsaure Kupferauflösung zugegeben, die Waare stückweise über den Haspel
                              									zweimal hin und wiederlaufend darin erhalten, dann im Fluß geschweift, ausgewunden,
                              									aufgehangen und getrocknet. Nachdem sechs Stücke auf solche Weise das Kupferbad
                              									passirt sind, wird für jedes nachfolgende Stück immer 2 Maaß Kupferauflösung
                              									zugesetzt, und nach dieser Methode so lange fortgefahren als man Stücke
                              									durchzunehmen hat. Das Kupfersalz ertheilt der grünen Farbe einen ganz besonders
                              									reinen Lüster, ohne auf die vorhandenen übrigen Farben eine nachtheilige Wirkung
                              									auszuüben, selbst Chromgelb wird in seinem heitern Glanze nicht beeinträchtigt. Die
                              									essigsaure Kupferauflösung bereitet man für diesen Behuf, indem 39 Pfd. 12 Loth
                              									Kupfervitriol in 60 Maaß Wasser gelöst durch 20 Pfd. 20 Loth Bleizucker zersetzt
                              									werden, und man nachher die abgehellte Flüssigkeit zum Gebrauch verwendet.
                           Doppelgrüne Druckfabricate mit illuminirter Ausarbeitung.
                              									Wenn die krapprothen und violetten Farbenfiguren durch Arsenikkalireserve geschützt
                              									sind, und in die weißen Partien vermittelst Handmodel figurirte Muster mit Stärke
                              									oder Traganth verdickter salzsaurer Chromoxyd-Auflösung eingedruckt, alsdann
                              									die Zeuge auf der Walzendruckmaschine mit Seegrün überdruckt werden, erhält man
                              									Druckfabricate in hellgrauem Grunde mit dunkelgrünen Figuren, die, wenn alle übrigen Eindruckfarben
                              									darin hergestellt sind, zur Belebung der grünen Abstufungen ebenfalls in einem Bade
                              									von essigsaurem Kupfer durchgenommen werden.
                           Grüner Walzenüberdruck mit gelben Figuren im grünen Fond.
                              									Statt Dunkelgrün im hellen Ueberdruckgrün habe ich auch schwefelgelbe Figuren
                              									dargestellt, wenn nach der Arsenikkalireserve zum Schützen der krapprothen und
                              									violetten Farben die Bleibasis eingedruckt, und nachher durch den Walzendruck die
                              									chromoxydgrüne Farbe gegeben wird. Die so behandelte Waare wird im Rollenkasten bei
                              									30° R. Wärme im Kalkmilchbade durchgenommen, gut gewaschen, abgetrocknet,
                              									alsdann Solidblau, Grün und Gelb eingepaßt, wieder im Kalkmilchbade behandelt, und
                              									nach dem Reinwaschen die gelbe und grüne Farbe in einem Bade von saurem chromsaurem
                              									Kali entwickelt und befestigt.
                           Die Bleibasis für dieses Druckfabricat besteht in folgender Zusammensetzung. Es
                              									werden 6 Pfd. gestoßene weiße Pfeifenerde in 1 1/2 Maaß Wasser eingeweicht, mit 3
                              									Maaß Gummiwasser angerührt und 2 Pfd. 28 Loth salzsaure Zinkauflösung hinzugebracht.
                              									In 1 Maaß dieser Composition werden vor dem Drucken 10 bis 12 Loth mit wenig Wasser
                              									gelöster Bleizucker eingerührt.
                           Chromoliven-Walzenüberdruckfarben. Sehr schöne und
                              									solide olivenartige Walzenüberdrucktöne, in welchen ebenfalls gelbe Figuren durch
                              									die essigsaure Bleibasis erhalten werden, stellt man durch die folgenden
                              									Zusammensetzungen dar:
                           
                              a)Helloliven. In 10 Maaß mit Weizenstärke verdickte
                                 										salzsaure Chromoxydauflösung werden 1 1/4 Maaß catechubraune Farbe
                                 										eingerührt.
                              b)Mitteloliven. In 10 Maaß mit Weizenstärke verdickte
                                 										salzsaure Chromoxydauflösung werden 2 Maaß catechubraune Farbe
                                 										eingerührt.
                              c)Dunkeloliven. In 10 Maaß mit Weizenstärke verdickte
                                 										salzsaure Chromoxydauflösung werden 3 Maaß braune Catechufarbe
                                 										eingerührt.
                              
                           Die braune Catechufarbe, welche dem Seegrün zur Bildung der olivenfarbenenolvenfarbenen Töne zugesetzt wird, bereitet man, indem 5 Pfd. Gambircatechu in einem
                              									Kessel mit 8 Maaß Wasser über dem Feuer gelöst werden, dann der Absud durch ein
                              									enges Sieb passirt wird. Von diesem Absude werden 2 Maaß mit 10 Loth Stärke, 6 Loth
                              									Grünspan und 8 Loth Salmiak verkocht.
                           Den Tag nach dem Aufdruck werden die Olivenfarben auf folgende Art nach Belieben in
                              									verschiedene Nüancen abgestuft:
                           
                           
                              a) Um sie in einem bräunlichen Tone zu
                                 										erhalten, werden die Zeuge im Rollenkasten bei 30° R. Wärme in einem
                                 										Kalkmilchbade durchgenommen und nachher gut gewaschen.
                              b) Um sie mehr olivengrün zu erhalten,
                                 										werden sie statt im Kalkmilchbade, bei 35° R. in einem Bade von saurem
                                 										chromsaurem Kali Stück für Stück bei fünf einfachen Touren über den Haspel
                                 										laufend genommen.
                              c) Wenn man die beiden Farbetöne a) und b) mehr ins
                                 										Grünliche disponiren will, so werden die Zeuge, wenn sie mit allen
                                 										Ausschmückungsfarben, nämlich solidgelb, grün und blau versehen sind, gleich der
                                 										seegrünen Farbe, bei 45° R. in einem essigsauren Kupferbade
                                 										durchgenommen.
                              
                           Grüne Walzenüberdruckfarbe mit arsenicirtem salzsaurem
                                 										Chromoxyd. Grüne Walzenüberdruckfarben in den Nüancen etwas abweichend von
                              									gewöhnlichem Seegrün, werden durch arsenicirtes salzsaures Chromoxyd, welches auf
                              									folgende Weise bereitet wird, erhalten. In einem geräumigen steinernen Topfe wird
                              									ein Gemisch von 8 Pfd. Salzsäure und 18 Pfd. Wasser im Sandbade zum Sieden gebracht,
                              									sodann 6 Pfd. doppeltchromsaures Kali darin aufgelöst; nach der Auflösung 7 Pfd. 10
                              									Loth fein gepulverter weißer Arsenik nur nach und nach eingetragen, weil die
                              									Flüssigkeit leicht steigt. Wenn die Auflösung erfolgt ist, läßt man erkalten, gießt
                              									die helle Flüssigkeit ab und verwendet sie für den Gebrauch.
                           Zur Ueberdruckfarbe werden 2 Pfd. Stärke und 4 Loth fein gepulverter Traganth mit 16
                              									Pfd. Wasser verkocht und kalt gerührt. In 16 Pfd. dieser Verdickung rührt man nur
                              									langsam 64 Pfd. des arsenicirten salzsauren Chromoxyds ein, und nachdem dieses
                              									geschehen, werden 13 Pfd. Potaschelauge 16° B. stark unter schnellem Umrühren
                              									sehr langsam zugegeben. Die Druckfarbe erscheint vor dem Laugenzusatze sehr dünn,
                              									wird aber durch denselben dick und für den Walzendruck geeignet. Die damit gedruckte
                              									Waare wird den andern Tag bei 50° R. in einer schwachen Potaschelauge durchgenommendurchgenommmen, der etwas Kalkmilch zugesetzt wird, dann gut gewaschen, aufgehangen und
                              									abgetrocknet.
                           Zu einer soliden grünen stark ins Graue übergehenden Walzenüberdruckfarbe werden 10 Maaß der grünen
                              									Druckfarbe mit 2 Maaß ächtem Walzenüberdruckblau, aus reducirtem Indigo bereitet,
                              									zusammengerührt, und die damit gedruckte Waare den andern Tag im Rollenkasten durch
                              									Kalkmilch genommen, von da gleich rein gewaschen, aufgehangen und abgetrocknet.
                           
                           Zum Imprägniren auf der Walzendruckmaschine, um einen
                              									unigrünen Grund zu erhalten, werden in 60 Maaß arsenicirter salzsaurer
                              									Chromoxydauflösung von 55° B. nach und nach 12 Pfd. 28 1/2 Loth
                              									Potascheauflösung, 16° B. stark, die zuvor mit 26 Pfd. 28 Loth Wasser
                              									verschwächt worden, eingerührt, hernach 6 Pfd. Traganthschleim hinzugebracht und
                              									zuletzt 2 1/2 Loth salzsaures Eisen und 4 1/2 Loth Campecheholzabsud, 2° B.
                              									stark, zugegeben.
                           Perlgraue Walzenüberdruckfarbe. Die liebliche perlgraue
                              									Walzenüberdruckfarbe, welche ich zuerst im Kattundruck einführte und mit derselben
                              									einige Jahre hindurch Tausende von Modecalicostücken ausschließlich darstellte, wird
                              									durch schwefelsaures Chromoxydkali oder Chromalaun erhalten. Die Druckfarbe bereite
                              									ich auf folgende Weise:
                           Es werden vier große Häfen von Steingut hergerichtet, in jeden derselben 4 Pfd.
                              									Zuckersyrup und 4 Pfd. dickes Gummiwasser (3 Pfd. Gummi in 2 1/2 Pfd. Wasser gelöst)
                              									gegeben. In jeden Hafen wird jetzt die heiße Auflösung von 4 Pfd. doppeltchromsaurem
                              									Kali in 12 Pfd. Wasser gebracht, wohl durcheinander gerührt. Zu der bis auf
                              									25° R. erkalteten Lösung werden 5 Pfd. mit Wasser verschwächte und ganz
                              									erkaltete weiße Schwefelsäure (4 Pfd. Schwefelsäure in 6 Pfd. Wasser) hinzugebracht
                              									und nun ununterbrochen gerührt.
                           In kurzer Zeit wird unter beträchtlicher Erwärmung ein heftiges Steigen der Masse
                              									entstehen, für welchen Behuf man ein zur Seite stehendes Gefäß in Bereitschaft hält,
                              									um das in der Hitze Uebersteigende abgießen zu können. Die Farbe ändert sich nach
                              									und nach von Orangegelb in Oliven und geht zuletzt in Schwarzgrau über. Man rührt
                              									zeitweilig, bis das Emporsteigen ganz vorüber ist, und die Masse nun eine
                              									schlickrige Consistenz von schwarzgrauer Farbe angenommen hat. Während das Steigen
                              									in den Töpfen nachläßt, wird das Abgegossene immer wieder in dieselben
                              									zurückgegeben, und zuletzt nach völligem Fallen der Inhalt aller vier Häfen
                              									zusammengebracht, wo nach dem gänzlichen Erkalten die Farbe für den Walzendruck
                              									verwendet werden kann, und nun eine Verbindung von schwefelsaurem Chromoxydkali oder
                              									Chromalaun darstellt.
                           Für den Walzendruck besitzt die Farbe die geeignete Consistenz, die sich überaus
                              									leicht und gut drucken läßt. Beim Drucken verfährt man wie bei den gewöhnlichen
                              									Stärkefarben, indem man eine mit Wollentuch überzogene Walze im Farbentrog anbringt,
                              									welche die Farbe der gravirten Walze abgibt. Man kann ohne Rakelwechsel leicht zehn
                              									Stücke Calico hintereinander drucken, weil die Farbe die Rakel nicht angreift.
                           
                           Den Tag nach dem Druck werden die Zeuge auf Sternrahmen gespannt und 6 Minuten in die
                              									Kalkmilchküpe eingesenkt, oder im Rollenkasten durch Kalkmilch genommen, hernach
                              									eine halbe Stunde in den Fluß eingehangen, durch ein heißes Wasserbad passirt, um
                              									alle noch nicht rein weggewaschene Schutzreserve zu lösen, die nachher durch Waschen
                              									in den Waschrädern vollkommen weggeschafft wird, wonach ausgewunden und abgetrocknet
                              									wird.
                           Grüne Figuren in perlfarbigem Ueberdruck, wodurch ein
                              									sehr schönes solides Druckfabricat erzeugt wird, erhält man, wenn die krapprothen
                              									und violetten Figuren mit der Arsenikkalireserve geschützt sind, dann in dem weißen
                              									Fond der Figurendruck mit Seegrün gegeben, und zuletzt durch Walzenüberdruck der
                              									perlgraue Grund gereicht wird.
                           Gelbe Figuren im perlgrauen Grunde werden durch die
                              									Bleibasis wie bei den seegrünen Druckfabricaten gegeben.
                           Zur illuminirten Ausarbeitung dieser drei Druckartikel können Solidgelb, Grün, Blau
                              									und Catechubraun eingepaßt werden, die nachher im Kalkmilchbade passirt und im
                              									neutralen gelbem Chromkalibade die gelbe und grüne Farbe entwickelt, sowie die
                              									catechubraune Farbe befestigt werden.
                           Das neutrale chromsaure Kalibad zur Entwickelung und Befestigung der soliden
                              									Einpaßfarben wird folgendermaßen hergerichtet. In eine Wanne mit Haspel versehen,
                              									welche über 3/4 voll mit Wasser gefüllt ist, bringt man die Auflösung von 6 Pfd.
                              									neutralem gelben Chromkali, dem nicht mehr als 3 1/2 bis 4 Maaß Frucht- oder
                              									Bieressig zugesetzt werden darf, um es nicht sauer zu erhalten, weil das saure oder
                              									doppeltchromsaure Kali die Perlfarbe in chromsaures
                                 										Chromoxyd von gelbbrauner Farbe umwandelt. Die
                              									gelbe Einpaßfarbe erscheint im neutralen chromsauren Kalibade nur schwefelgelb, die
                              									grüne hingegen immer mit einem vorwaltenden Stich ins Lauchgrüne. Will man daher in
                              									den perlgrauen Ueberdruckfabricaten eine schöne grasgrüne Farbe haben, so muß man
                              									seine Zuflucht zu einem guten Dampfgrün nehmen.
                           Perlgraue Ueberdruckfarbe, mehr ins Blaue übergehend. Für
                              									eine mehr ins Blaue übergehende perlfarbene Walzenüberdruckfarbe bereitet man das
                              									schwefelsaure Chromoxydkali auf folgende Weise. In 12 Pfd. Wasser werden 8 Pfd.
                              									gestoßenes doppeltchromsaures Kali gelöst, 5 Pfd. weiße Schwefelsäure mit 4 Pfd.
                              									Wasser gemischt, und die ganz erkaltete Säure in geringen Portionen nach und nach in
                              									die Chromkaliauflösung eingerührt. Man rührt jetzt 4 Pfd. gestoßenen Zucker
                              									ebenfalls in kleinen Portionen ein, weil durch den Zucker eine Erhitzung und
                              									heftiges Aufbrausen erfolgt. Nach dem Erkalten besitzt das schwefelsaure Chromoxydkali bereits für sich
                              									schon eine gewisse Consistenz, welchem man für den Druck Syrup oder
                              									Leiocome-Verdickung in folgenden Verhältnissen zusetzt:
                           
                              a) 2 Maaß Syrup werden mit 2 Maaß Wasser
                                 										zusammengebracht und 4 Maaß schwefelsaure Chromoxydkalilösung eingerührt.
                              b) 6 Pfd. Leiocome werden mit 2 1/2 Maaß
                                 										Wasser verkocht und nach gänzlichem Erkalten 4 Maaß schwefelsaure
                                 										Chromoxydkalilösung eingerührt.
                              
                           Weder trockenes Gummi noch Gummiwasser taugen zur Verdickung dieser Farbe, weil sich
                              									das Gummi zusammenzieht und mit dem schwefelsauren Chromoxydkali eine steife
                              									lederartige Masse bildet. – Die gedruckte Waare wird am andern Tag durch ein
                              									Kalkmilchbad genommen, und es finden in allem Uebrigen bei der weitern Ausarbeitung
                              									der Waare ganz dieselben Erscheinungen statt, wie bei dem vorhergegangenen
                              									Perlgrau.
                           Wenn man in die perlgrauen Farben, auf 10 Maaß derselben, 1 Maaß der bei den
                              									Chromolivenfarben angeführten Catechufarbe einrührt, so wird eine eigenthümliche
                              									röthlich-graue Farbennüance erzielt.
                           Chromgrüne Applications-Einpaßfarbe. Für eine
                              									dauerhafte und schöne grüne Einpaßfarbe im Baumwollenzeugdruck, die sich vorzüglich
                              									in Bandstreifen gut ausnimmt, bereitet man sich das salzsaure Chromoxyd folgender
                              									Gestalt: 8 Pfd. gepulverter weißer Arsenik werden in 112 Pfd. Wasser durch Sieden
                              									aufgelöst, alsdann 7 Pfd. doppeltchromsaures Kali in 28 Pfd. Wasser heiß aufgelöst,
                              									und die Auflösung unter beständigem Umrühren sehr langsam in die Arsenikauflösung
                              									gebracht. Nach dem Erkalten wird der grüne Niederschlag auf ein leinenes Filter
                              									gebracht und, wenn die Flüssigkeit abgelaufen ist, in 10 Pfd. Salzsäure von
                              									22° B. gegeben, in einem Sandbade aufgelöst und bis auf 48° B.
                              									eingedampft, hierauf mit 1 1/2 Maaß kaustischer Natronlauge von 20° B. unter
                              									beständigem Umrühren neutralisirt, und alsdann die Flüssigkeit mit 7 Loth fein
                              									gepulvertem Traganth für den Druck verdickt. Die damit gedruckte Waare wird 24
                              									Stunden in einem nicht geheizten Locale aufgehängt und nachher gewassert. Uebrigens
                              									kann man auch Seegrün mit Traganth verdickt als Paßfarbe verwenden und die
                              									gedruckten Zeuge nach 24 Stunden wässern.
                           Stahlgraugrüne Einpaßfarbe, welche durch Dämpfe befestigt
                                 										wird. Für diese Farbe, die ebenfalls meist nur für Streifen im
                              									Baumwollenzeugdruck verwendet wird, bereitet man das schwefelsaure Chromoxydkali auf
                              									folgende Weise: in eine Auflösung von 15 Pfd. doppeltchromsaurem Kali in 30 Pfd.
                              									Wasser, werden 9 1/4 Pfd. weiße Schwefelsäure langsam gebracht, hernach 3 3/4 Pfund
                              									Lumpenzucker nach und nach eingerührt. Der steinerne Topf wird jetzt mit seinem
                              									Inhalt in ein Marienbad gestellt und so lange heiß erhalten, bis das Gemeng eine
                              									smaragdgrüne Farbe angenommen hat, wonach man es erkalten läßt.
                           Druckfarbe. In zwei Maaß Stärkekleister von 24 Loth
                              									Weizenstärke werden der Reihe nach eingerührt sechs Maaß schwefelsaures
                              									Chromoxydkali, acht Maaß catechugraue Farbe, 3/4 Maaß Essigsäure von 3°
                              									Baumé.
                           Für die catechugraue Farbe werden 8 Pfund Gambircatechu in 20 Maaß destillirtem
                              									Holzessig geschmolzen, hernach in 1 1/2 Maaß Gummiwasser 1 1/2 Maaß dieser
                              									Catechubrühe gegeben und die Farbe mit 4 Loth fein gestoßenem Eisenvitriol grau
                              									gemacht.
                           Die aufgedruckte stahlgraugrüne Farbe muß für sich allein gedämpft werden, weil
                              									Dampfgrün und andere leicht zu alterirende Dampffarben durch die in Dämpfen
                              									entweichende Essigsäure verändert werden.