| Titel: | Bemerkungen über Hochdruckdampfmaschinen, meine neueren Beobachtungen, Erfahrungen, Versuche, Erfindungen und Verbesserungen auf dem Felde derselben berührend; von Dr. Ernst Alban in Plau (Mecklenburg-Schwerin). | 
| Autor: | Dr. Ernst Alban [GND] | 
| Fundstelle: | Band 112, Jahrgang 1849, Nr. XXXIV., S. 161 | 
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                        XXXIV.
                        Bemerkungen über Hochdruckdampfmaschinen, meine
                           								neueren Beobachtungen, Erfahrungen, Versuche, Erfindungen und Verbesserungen auf dem
                           								Felde derselben berührend; von Dr. Ernst Alban in Plau (Mecklenburg-Schwerin).
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									II.
                        (Fortsetzung von S. 99 des vorigen Heftes.)
                        Alban, über Hochdruckdampfmaschinen.
                        
                     
                        
                           Die Röste sind in gußeisernen Laden eingelegt, die in das Mauerwerk auf die
                              									gewöhnliche, in meinem Hauptwerke beschriebene, und hier aus Fig. 4 deutlich zu
                              									ersehende Weise, eingelassen.Ich habe bei dem Umbau des Dampfschiffes auch die Einrichtung der Röste im
                                    											Ofen anders als an meinen frühern Dampfmaschinen angeordnet, nämlich sie so
                                    											construirt, daß sie sich beim Ausdehnen durch die Hitze ohne Nachtheil für
                                    											den Ofen verschieben können. Wer kennt als Maschinenbauer nicht den großen
                                    											Schaden, den die Ausdehnung der Röste oft in den Oefen und Kesseln mit
                                    											inwendiger Feuerung anrichtet, indem sie diese auseinander drängt, und an
                                    											jenen nicht selten sogar Ursache unheilbarer Lecke und Risse wird. Auf Tab.
                                    											II, Fig.
                                       												25, sieht man diese Einrichtung der Röste und ihrer Rostladen
                                    											abgebildet. Die Roststäbe a liegen hier am
                                    											hintern Ende b auf einem im Durchschnitte
                                    											dargestellten, und aus der Zeichnung vollkommen deutlichen Rostträger c, und greifen mit einem querliegenden Falz
                                    											darüber, ohne mit ihren Enden das Mauerwerk d
                                    											des Ofens zu berühren. Am vordern Ende e können
                                    											sie sich frei auf dem Rostträger f schieben,
                                    											indem zwischen ihren Enden und der vordern Ofenplatte g wieder ein Raum von 1/2 Zoll gelassen ist. Damit die Rostträger
                                    											sich nicht durchbiegen, sind sie von gehöriger Höhe und unten stärker
                                    											gegossen. Damit die strahlende Hitze des Rostes nicht zu stark auf das Mauerwerk unter
                              									dem Kessel, welches auf dem über dem Kiele und den Kielschweinen gelegten bretternen
                              									Boden des Schiffs ruht, einwirken könne, habe ich auf dem hiesigen Schiffe
                              									Aschekästen in dem Aschenherde angebracht, die von 1/8 Zoll dicken Blechen
                              									zusammengenietet sind. In dieselben wird öfters Wasser gelassen, um ihren Boden kühl
                              									zu halten. Damit diese Aschekästen aber auch nicht einmal das untere Mauerwerk des Bodens berühren, und
                              									ihm eine schädliche Hitze mittheilen, sind eiserne Geleise auf dieses gelegt, auf
                              									denen die Aschekästen mit einem angenieteten starken Falz gleiten. Die Aschekästen
                              									sind vorne so weit ausgeschnitten, daß hinreichend Luft unter den Rost gelangen
                              									kann, auch sind sie hier mit einem Handgriffe versehen, um sie leicht einschieben
                              									und herausziehen zu können. Sie haben außer andern Vortheilen auch noch den, das
                              									Herausnehmen der Asche sehr zu erleichtern. Daß sie etwas größer als die Rostfläche
                              									seyn müssen, damit keine durch die Röste fallende Asche und Kohlenstücke
                              									vorbeifallen können, halte ich für überflüssig anzuführen. Ihre Breite ist daher
                              									größer als die der Röste, und sind die Oeffnungen für den Aschenherd in der vordern
                              									Platte darnach einzurichten. Ich habe diese Aschekästen in den Figuren weggelassen,
                              									da sie nicht unter allen Umständen nöthig sind, und aus der Beschreibung deutlich
                              									genug geworden seyn dürften.Da bei dem Umbau des Schiffes Feuer- und Aschenherd des Ofens höher
                                    											eingerichtet, ein stärkeres Mauerwerk unter dem Ofen auf dem Schiffsboden
                                    											aufgeführt, und überdem noch in einem Abstande von einem Zoll eine 1/8 Zoll
                                    											starke eiserne Platte auf diesen gelegt wurde, so ließ ich die Aschekästen
                                    											weg, undnnd ihre Entfernung hat auch durchaus keinerlei Nachtheil
                                    											gebracht.
                              								
                           Die Thüren sind stark und inwendig mit einer Schutzplatte gegen die starke Einwirkung
                              									der Hitze des Feuerherdes ausgerüstet. Diese habe ich auf unserm Schiffe nahe am
                              									untern Rande mit einigen runden Oeffnungen von 5/4 Zoll Durchmesser versehen, die
                              									etwas Luft über den Rost lassen, um den Rauch besser zu verbrennen. Die dazu nöthige
                              									Luft strömt vorne durch eine kleine länglich viereckige Oeffnung, die in dem untern
                              									Theile der Heizthür angebracht ist, ein. Durch einen kleinen Schieber kann die Menge
                              									der einströmenden Luft regulirt werden. Ich habe von dieser Einrichtung gute
                              									Resultate für die Verminderung des Rauches gehabt.Auch diese Einrichtung ist bei dem Umbau weggeblieben, weil nach demselben
                                    											mit Holz (tannenen Stämmen) zu heizen beabsichtigt wurde.
                              								
                           Das Mauerwerk, welches in dieses Ofengehäuse eingesetzt wird, ist ganz von
                              									feuerfesten Ziegeln aufgeführt. Es erscheint dieß um so nothwendiger, als es keine
                              									große Stärke erhalten kann.
                           Man lernt die Einrichtung desselben am besten aus den Figuren 3 und 4, Tab. II,
                              									kennen, bei deren genauen Beachtung ich nur weniges hinzuzufügen haben dürfte. Man
                              									sieht in derselben bei 14 die hintere Wand, hinter derselben bei 7, Fig. 4, den Luftraum. Die
                              									Wand ist senkrecht aufgebaut und 2 Steine, also 10 bis 11 Zoll, stark. Die vordere Wand ist nur
                              									1 Stein dick und ebenfalls senkrecht aufgemauert. Für die Thüren sind entsprechende
                              									Oeffnungen gelassen. Beide Wände reichen bis nahe unter die die Siederöhrenlager
                              									vorne und hinten einschließenden Wasserkammern und ihre Entfernung von einander ist
                              									genau der zwischen den Kammern gleich. Sie stehen aber nicht unmittelbar auf dem
                              									Mauerwerk dieser Wände, sondern zwischen beide sind gußeiserne Platten 15 und 16,
                              										Fig. 4,
                              									gelegt, die hinten und vorne vorspringen, und hinsichtlich ihrer Breite, der Stärke
                              									des Mauerwerks, das sie nach oben zu decken bestimmt sind, entsprechen. Sie reichen
                              									auch noch etwas über die Platten des gußeisernen Gehäuses hinaus, und bilden hier
                              									einen gesimsartigen Vorsprung 17, Fig. 2 und 4. Da, wo die Kammern auf
                              									diesen Platten aufliegen, ist an denselben, und zwar bei 18, Fig. 4, eine nach oben
                              									gerichtete, ungefähr 1 1/2 Zoll hohe Leiste der ganzen Länge nach angegossen. Der
                              									Zwischenraum zwischen dieser und den Kammern wird mit Kitt von Kreide, Leinöl und
                              									Wolle ausgefüllt, auch zwischen Kammern und Platten davon gelegt, bevor sie, mit dem
                              									ganzen Kessel nachher in Verbindung gebracht, darauf niedergelassen werden. Auf
                              									solche Weise wird auch hier der Ofen hermetisch verschlossen.
                           Zu beiden Seiten unterhalb der Herzen erstreckt sich das Mauerwerk von dem Rande der
                              									Rostfläche nach außen schräg aufwärts laufend bis beinahe an die Röhren. In Fig. 3 sind bei
                              									19 und 20 diese Wände deutlich zu sehen. Die Steine derselben müssen mit denen des
                              									vordern und hintern Mauerwerkes der bessern Haltung wegen gehörig in Verband
                              									gebracht werden. Dieß gilt auch von dem dreiseitigen Prisma, welches den Raum
                              									zwischen beiden Rösten ausfüllt. Der Durchschnitt dieses Prisma's ist ein
                              									gleichschenkliches Dreieck mit oben abgestumpfter Spitze, ungefähr 10 Zoll hoch. Man
                              									sieht es in Fig.
                                 										3 bei 21 im perpendiculären Durchschnitte.Bei dem Umbau des Schiffes ist dieses Prisma weggeblieben; und es sind an
                                    											seiner Stelle Roststäbe gelegt, um den Feuerplatz, auf dem nun Holz gebrannt
                                    											werden sollte, etwas zu vergrößern. Das Prisma zeigte sich überdieß
                                    											wandelbar, und mußte dann und wann ausgebessert, auch zweimal ganz neu
                                    											aufgemauert werden.
                              								
                           Ich hatte bei Anordnung eines gemauerten Ofens unter meinem Schiffskessel manche
                              									wichtige Motive, von der gewöhnlichen Methode, den Feuerplatz mit Wasserkammern zu
                              									umgeben, abzustehen. Zu diesen gehörte vorzüglich die Erfahrung, daß diese
                              									Wasserkammern, wenn sie eng, wie bei den Locomotivkesseln, sind, hinsichtlich ihrer
                              									innern, nach dem Feuer
                              									hinsehenden Wände, bald zerstört werden, wenigstens immer leicht zu Spannungen in
                              									ihren Gefügen neigen, und dadurch leck werden. Ich hatte dieß leider an dem ersten
                              									Schiffskessel, den ich baute, in einem Grade erfahren müssenDieser Kessel wurde, wie ich früher in meiner Abhandlung über das Plauer
                                    											Dampfschiff schon berichtet habe, durch die besagten Spannungen immer von
                                    											neuem wieder leck, wenn er eine Zeit lang auch ganz dicht gewesen war, und
                                    											vorzüglich an den den Feuerplatz umgebenden Kammern. Der sehr hohe
                                    											Dampfdruck in denselben und die vielen nöthigen Verankerungen begünstigten
                                    											die Spannungen in dem Maaße, daß sie immer von neuem wieder nachtheilig auf
                                    											die Structur des Kessels einwirkten., der mich fast bis zur Verzweiflung getrieben hätte. Zudem leitete mich aber
                              									auch die Betrachtung, daß das Wasser, in so unmittelbarer Berührung mit dem Feuer
                              									und mit der strahlenden Hitze des Herdes, aus den Kammern mehr oder weniger
                              									ausgetrieben werden und so eine Ueberhitzung und Zerstörung der Bleche vorbereitet
                              									und schnell herbeigeführt werden müsse; endlich bestimmte mich aber auch zu dieser
                              									Construction der Rückblick auf meinen frühern in meinem Hauptwerke schon
                              									aufgestellten Grundsatz, daß die Hitze über dem Herde, durch eine Umgebung von
                              									geringerer Temperatur und großer Begierde, Wärme schnell zu absorbiren, an ihrer
                              									Concentration, als an der nothwendigen Bedingung zur Rauchverzehrung, gehindert
                              									werde. Den Ausschlag zum Bau eines solchen Ofens gab bei mir zuletzt die leichte und
                              									weniger mühevolle und umständliche Anfertigung desselben. Der frühere Schiffskessel
                              									hatte mich belehrt, wie schwierig die Arbeit bei dem Bau so künstlich angelegter
                              									Kammern wegen der Enge des Raumes sey, und wie sehr dadurch alle Reparaturen
                              									erschwert, ja fast unmöglich gemacht werden, da man zu manchen Stellen dieser
                              									Kammern gar nicht einmal gelangen kann.
                           Der oben beschriebene Kessel und Ofen bietet keinerlei dieser Schwierigkeiten dar. Er
                              									besteht aus mehreren einzelnen Theilen, die gerade wegen ihrer Vereinzelung leichter
                              									anzufertigen, und allenfalls wieder aus einander zu nehmen sind, wenn eine
                              									Hauptreparatur nöthig ist. Diese Theile sind, sowohl einzeln als im Ganzen
                              									betrachtet, wegen ihres zweckmäßigen Baues keinen Spannungen ausgesetzt, und haben
                              									an keiner Stelle durch zu starke Einwirkung der Hitze zu leiden. Die vordere sowohl
                              									als die hintere, die Röhrenlagen einschließende Kammer wird sehr einfach
                              									hergestellt, und an den übrigen Kessel angeschroben. Beide Kammern sind der
                              									Einwirkung intensiverer Hitze schon ziemlich entrückt. Diese streicht an ihren
                              									senkrechten Wänden leicht vorüber, ist keine strahlende mehr, die nach Stephenson's Versuchen sehr eingreifend und zerstörend wirkt. Das
                              									Herausnehmen und das Wiedereinsetzen der Siederöhren hat ferner keine namhaften
                              									Schwierigkeiten, und kommen an dem Mauerwerk des Ofens Mängel vor, so ist diesen
                              									leicht, mit weniger Mühe und geringem Zeitverluste abgeholfen. Durch die eiserne
                              									Umfassung des Ofens gewinnt dieses Mauerwerk auch eine große Haltung. Stöße und
                              									Erschütterungen können wenig darauf einwirken, auch nicht leicht Beschädigungen an
                              									demselben hervorbringen, vorzüglich da die Fugen desselben mit den Steinen bald zu
                              									einer glasartigen Masse zusammenschmelzen, und einen festen Körper, wenigstens an
                              									der Feuerberührungsfläche bilden. Ueberdieß ergibt auch die Erfahrung an vielen
                              									amerikanischen Schiffskesseln, daß Mauerwerk mit gußeisernen Einfassungen gute
                              									Dienste leiste, und noch heutzutage bedient man sich in Nordamerika beider mit sehr
                              									günstigem Erfolge.Man sehe: Mémoire sur les bateaux à
                                       												vapeur des états unis d'Amerique par M.
                                    											Marestier, Planch. IX, Fig. 51, 57, 58 et 59. Was könnte aber auch ihrer Anwendung Triftiges und Begründetes
                              									entgegenstehen, vollends wenn alle diejenigen Vorsichtsmaßregeln angewendet werden,
                              									die ich oben angegeben habe? Sollte bei demselben mehr Feuersgefahr obwalten als bei
                              									den Kesseln mit Wasserkammern, wenn der Ofen gehörig mit Lufträumen versehen ist und
                              									vom Holze des Schiffs genugsam entfernt gehalten wird, oder gar zum Ueberflusse noch
                              									von einer kühlen Wasserkammer, von der Structur der auf dem hiesigen Schiffe früher
                              									angeordneten, umgeben ist? – Und spricht nicht am Ende eine längere Erfahrung
                              									an dem hiesigen Schiffe für diese Construction? hat sie nicht in all der Zeit, daß
                              									sie angewandt ist, vortreffliche Dienste geleistet und sich vor der des alten
                              									Kessels in jeder Hinsicht sehr vortheilhaft ausgezeichnet? Ist seitdem nicht selbst
                              									der Rauch bedeutend gemindert, und hat dieser Kessel nicht bei einer gleichen
                              									Feuerberührungs- und Rostfläche fast das Doppelte des alten geleistet? Sind
                              									dieß nicht alles Gründe, seine Einrichtung für vorzüglich, für ausgezeichnet zu
                              									halten? und fordern sie nicht zum eifrigen Nachbau desselben auf, zumal
                              									Locomotivkessel für Hochdruckmaschinen auf Schiffen so manche Schwierigkeiten und
                              									Mängel zeigen, und man sie gerne längst abgeschafft hätte, wenn man bessere Apparate
                              									an ihre Stelle zu setzen wüßte? Welcher Uebelstand liegt nicht allein schon darin,
                              									daß solche Locomotivkessel bei Anwendung von Condensationsmaschinen und
                              									condensirenden Hoch- und Mitteldruckmaschinen eigener Exhaustoren oder
                              									besonderer Gebläse zur Beförderung eines gehörigen Zuges, also solcher Apparate
                              									bedürfen, die schwierig zu erhalten sind, in der Hitze leicht in ihrem Gange stocken,
                              									und einen nicht ganz unbedeutenden Kraftaufwand zu ihrem Betriebe erfordern, auch
                              									ein den Passagieren oft sehr widerwärtiges Gesumse bei ihrem Gange machen? –
                              									Welchen Nachtheil führt nicht der Umstand mit sich, daß sie nicht gut mit
                              									gewöhnlicher Steinkohle, sondern mit Kohks, einem sehr theuren Brennmaterial,
                              									geheizt werden müssen? Mein Kessel arbeitet mit jedem Brennmaterial, mit
                              									Steinkohlen, Torf, Holz etc.Als ich vor vier Jahren bei Hrn. Tischbein in
                                    											Buchau war, sprach er unverhohlen aus, wie satt er die Locomotivkessel für
                                    											Schiffe habe, und wie sehr er sich nach einem zweckmäßigern Schiffskessel
                                    											für Maschinen mit höherm Drucke sehne.
                              								
                           Wie sehr würde ich mich freuen, wenn dieser Kessel einige Beachtung fände. Er ist
                              									eben so compendiös als er kräftig wirkt, ist eben so bequem bei der Anwendung, als
                              									sicher und gefahrlos, selbst bei sehr hohem Drucke. Durch ihn ist vielleicht die
                              									Hauptschwierigkeit bei Anlage von Hochdruckmaschinen höhern Drucks auf Schiffe
                              									gehoben, er erfüllt vielleicht die heißen Wünsche manches Mechanikers. Ich habe
                              									seine Erfindung mit großen Opfern erkauft, heftige Kämpfe seinetwegen bestanden,
                              									viel Sorge und Gefahr seinetwegen getragen, darum entziehe man ihm seine
                              									Aufmerksamkeit nicht. Unendlich glücklich würde ich mich fühlen, wenn er bald
                              									angewandt würde. Alle Opfer, alle Mühe und Sorge, alle geistigen, gemüthlichen und
                              									körperlichen Kämpfe würde ich vergessen, wenn er sich Bahn bräche, wenn ich am Ende
                              									meiner Tage vielleicht noch erfahren müßte, daß er die große Sache der
                              									Hochdruckmaschinen auch für Schiffe weiter gefördert hätte.
                           Aber oft fürchte ich, daß ich dieses Ziel nicht mehr erreiche. Deutschland ist im
                              									Ganzen noch immer zu sehr in Anglomanie befangen, man hat noch immer zu viele
                              									Vorurtheile, hegt noch immer zu viel Mißtrauen, zu viele Zweifel gegen alles
                              									Inländische, und um so mehr, je mehr es von dem alten Schlendrian abweicht. Möge ich
                              									nicht darüber hinsterben, ehe diese besiegt werden! Trügt mich aber mein Vertrauen
                              									zur Zukunft, mein schöner freudiger Glaube an eine bessere Zeit nicht, wo wir auch
                              									in technischer Beziehung immer mehr deutsch und einig mit einander werden, wo ein
                              									heiliges Nationalgefühl in uns erwacht, wir die Anbetung des Fremden, Ausländischen,
                              									die elende Nachbeterei iniu den Winkel werfen und unser Haupt kühn emporheben, so werden auch diese
                              									Kessel und ihr Princip, wird die Sache des höhern Druckes endlich siegend aus dem
                              									Meere der Zeit auftauchen, und man wird dann meiner Kämpfe und Opfer für diese Sache
                              									freundlich gedenken.
                           
                           O dann werden meine Gebeine im Grabe noch fröhlich werden, und mein Staub wird wieder
                              									Leben gewinnen!
                           Schon oft hat mich der Gedanke beschäftigt, ob die Seitenkammern bei diesen Kesseln
                              									nicht ganz wegzulassen und durch gußeiserne Wände zu ersetzen wären, die auf der den
                              									Röhren zugekehrten Seite mit 2 Zoll hohen, in Form von Fenstersprossen gekreuzten
                              									Rippen versehen und mit Lehm bestrichen würden. Dieses Gitterwerk von Rippen könnte
                              									an die Wände angegossen werden, aber auch von 1/8 Zoll dickem Bleche aufgenietet
                              									seyn. Es würde dazu dienen, die 2 Zoll dicke Schicht Lehm, die man der bessern Dauer
                              									wegen mit etwas Buchenholzasche, Salz und Kuhhaaren vermengen könnte, auf der innern
                              									Fläche der Wand mehr zu fixiren. Um diesen Zweck noch um so sicherer zu erreichen,
                              									könnten hie und da Stifte an die Rippen befestigt werden, auch möchte es gerathen
                              									seyn, dem Lehm etwas Drehspäne von geschmiedetem Eisen beizumischen. Da solche Wände
                              									nur die senkrecht aufsteigende, mit ihnen parallel streichende Hitze empfangen, so
                              									werden sie gewiß lange ausdauern, zumal die angegebene Lehmschicht auf ihrer
                              									Oberfläche mehr oder weniger verglast, und sich so festbrennt, daß sie feuerfesten
                              									Steinen fast gleich wird. Die Rippen selbst werden nicht leicht zerstört werden, da
                              									sie durch den Lehm vor der Oxydation geschützt sind. Ueberdieß werden solche Wände
                              									um nichts schwerer, wie die mit Wasser gefüllten Kammern. Der Kessel gewinnt dadurch
                              									außerordentlich an Einfachheit, weil er viel wohlfeiler und sicherer, und seine
                              									Anfertigung um vieles abgekürzt und erleichtert, auch weniger theures Material dabei
                              									gebraucht wird. Sehr leicht könnten diese Wände bei Reparaturen an den Röhren
                              									abgenommen, und dadurch diese Reparatur bequemer gemacht werden. Das Abnehmen
                              									derselben würde mit gar keinen Umständen verbunden seyn, da keine Verbindungsröhren
                              									der Kammern mit den Recipienten ab- und wieder anzuschrauben wären. Ein
                              									einfaches Losschrauben ihrer Verbindung mit den Seitenwänden der Herzen genügte, um
                              									sie ohne Beschwerde zu entfernen, wenn einmal die Lehmverkleidung ausgebessert oder
                              									mit einer neuen vertauscht werden müßte. Vielleicht wäre es sogar da wo der Raum
                              									nicht fehlt, von Vortheil, sie unten durch einige Hänge oder Scharniere an die obern
                              									und seitlichen Deckplatten des Ofens zu befestigen, damit man bloß nöthig hat sie
                              									zurück zu klappen, wenn man zu ihrer innern Fläche oder zu den Röhren muß.Bei dem Umbau des hiesigen Dampfschiffes ließ ich die nach dem Maschinenraum
                                    											hinsehende Wasserkammer des Kessels so einrichten, daß sie mit leichter Mühe
                                    												
                                    											abgenommen und wieder vorgesetzt werden kann. Zu dem Ende wurden, wie schon
                                    											oben erwähnt ist, die beiden Verbindungsröhren der Kammer mit dem
                                    											Recipienten entfernt, und durch ein einziges weiteres leicht abnehmbares und
                                    											wieder anzusetzendes Rohr ersetzt, die Kammer aber nahe an ihren
                                    											aufstehenden Seitenrändern mit starken Handhaben versehen, durch welche zur
                                    											Noth ein Baum gesteckt werden kann, um beim Abheben der Kammer bequem mehr
                                    											Menschen anstellen zu können. Beim Wiederansetzen der Kammer werden dann die
                                    											Fugen zwischen ihr und dem Recipienten, den Seitenwänden der Herzen und der
                                    											untern der Kammer zur Unterlage dienenden Ofenplatte mit Lehm und Kuhhaaren
                                    											dicht gemacht, und zuletzt, sowie der ganze Kessel mit Graphit überstrichen
                                    											und nach dem Trocknen abgebürstet. Eine solche Wegnahme der Kammer hat in
                                    											Absicht auf die zuweilige Reinigung der Röhren große Vortheile und
                                    											Annehmlichkeiten, und ist äußerst leicht und schnell besorgt, so daß sie
                                    											hier im Schiffe jetzt regelmäßig an jedem Ruhetage desselben vorgenommen
                                    											wird, es mag wegen der Röhren nöthig seyn oder nicht.
                              								
                           
                           Da zu vermuthen steht, daß solche Wände große und im Kessel und Maschinenraum lästig
                              									werdende Hitze ausstrahlen würden, so müßten sie in einem Abstande von 2 oder 3 Zoll
                              									auf ihrer äußern Fläche noch mit einem Mantel von Blech überzogen werden, der
                              									ringsum mit seinen Kanten allenthalben möglichst luftdicht anschließt, und so eine
                              									Luftkammer bildet, in welcher die Luft in Ruhe ist, und als solche die Hitze nur in
                              									einem sehr geringen Grade weiter leitet. Hat man das Gewicht nicht sehr zu
                              									berücksichtigen, so kann man die Lehmschicht auch dicker, etwa 3 Zoll stark nehmen,
                              									und die Herzen so viel breiter machen, so daß die Wand nun wieder gehörig an ihre
                              									Seitenwände paßt, und den zwischen ihrer innern Fläche und den äußersten Röhren
                              									vorgeschriebenen Spielraum gewährt.
                           Da wo die Siederöhren in gehöriger Entfernung von einander liegen (1 1/2 Zoll), wird
                              									ein solcher Kessel ohne Anwendung künstlicher Mittel, selbst bei nur niedrigen
                              									Schornsteinen, einen sehr starken Zug haben. Es ist oben schon von mir angeführt
                              									worden, daß in meinem ersten Schiffskessel, in welchem die Siederöhren weiter von
                              									einander entfernt standen, als in dem zweiten, der Zug einen wahrhaft dröhnenden Ton
                              									annahm, obgleich der Schornstein nur 14 Zoll Lichtenweite und 13 Fuß Höhe hatte. Was
                              									werden nun die Vertheidiger hoher Schornsteine zu einem solchen Falle sagen? Wo
                              									bleiben hier alle ihre Berechnungen? Grau ist alle Theorie und grün des Lebens
                              									goldener Baum. Daher vermesse sich der Mensch nicht, an den vier Fingern die Natur
                              									zu berechnen und in die starren Fesseln eines Exempels zu schlagen. Versuche, immer
                              									Versuche, und zwar Versuche von gehörigem praktischem Tacte und richtiger
                              									Beobachtungsgabe, gesunden Sinnen und Menschenverstande geleitet, sie allein
                              									vermögen das Feld des Technikers zu ebnen und ihn sicher zum Ziele zu geleiten. Zu
                              									solchen Versuchen müßte der Staat Summen aussetzen; denn wie hat der dazu Befähigte
                              									immer die Zeit und das Geld dazu. Aber auch Gesellschaften und Privaten sollten dem
                              									Techniker, der für sie baut, mehr wissenschaftliches Interesse widmen, sie sollten
                              									neue Pläne desselben begünstigen, und diesen zuweilen ein kleines Opfer bringen. In
                              									Deutschland will aber jeder gleich nur den goldenen Boden eines Unternehmens
                              									ergründen, man will nur verdienen. Es ist Jedem völlig gleich, was er hat, wenn es
                              									nur Geld bringt. In England habe ich es in diesem Punkte im Allgemeinen doch anders
                              									gefunden, und daher dort auch das schnelle Emporkommen von Erfindungen. Ein
                              									tüchtiger Künstler findet dort gleich für sich und sein Streben hohe und reiche
                              										GönnerWas würde aus Watt und seiner wichtigen Erfindung
                                    											vielleicht geworden seyn, wenn der reiche Boulton
                                    											sich seiner und seiner Erfindung nicht angenommen, ihn wahrhaft nobel
                                    											behandelt, und seinem Genie nicht allein Anerkennung, sondern ihm auch den
                                    											verdienten Lohn zugewandt hätte, indem er ihn an dem Gewinn, den seine
                                    											Erfindung brachte, Theil nehmen ließ., die ihren Reichthum nicht bloß verreiten, verspielen, verjagen, vertrinken
                              									und verschmausen, sondern die auch einen Theil ihres Vermögens den höhern
                              									materiellen Interessen des Landes zuwenden. Dort interessirt man sich mehr für neue
                              									Pläne des Technikers, thut sich etwas darauf zu Gute, sie zu befördern, mit einem
                              									gewissen Stolze sieht man auf neue vortheilhafte Einrichtungen an seinen Maschinen
                              									und technischen Werken, und streicht deren Erfinder auf jede Weise heraus, sucht ihn
                              									allenthalben unaufgefordert zu empfehlen. Hier bei uns habe ich selbst bei den
                              									gelungensten Erfindungen, bei den einträglichsten Unternehmungen höchst selten, ja
                              									ich kann sagen fast niemals ein kärgliches Lob geerntet, irgend eine Aufmunterung
                              									erfahren. Es ist als wenn man hier eine wahre Scheu habe, dem technischen Künstler
                              									ein freundliches belohnendes Wort zu sagen, als wenn die Furcht dahinterstecke, daß
                              									er dann irgend einen gefährlichen Anspruch auf Dankbarkeit machen könne. Man stellt
                              									sich immer unbefriedigt, und ist es auch stets, die Leistungen des Künstlers mögen
                              									noch so groß, so überraschend, seine Versprechungen und die gehegten Erwartungen
                              									weit übertroffen seyn; hat er ein Drittel mehr geleistet, als wozu er sich
                              									verbindlich gemacht hat, so ist man verdrießlich, daß es nicht noch einmal so viel
                              									geworden ist, und erreicht man endlich auch dieses Ziel, so könnte doch noch mehr
                              									geleistet seyn. Am wenigsten fällt es aber irgend Jemand ein, dieß Mehr wirklich
                              									anzuerkennen, und noch viel weniger irgend einen thätigen Dank dafür zu äußern; ja
                              									man sucht sogar die größere Leistung vor dem Publicum so viel als möglich zu
                              									verheimlichen, wegzudisputiren, um dieses nicht über seinen größern Gewinn aufzuklären, dadurch
                              									den Künstler in ein höheres Licht zu stellen, und so seinen gerechten Ansprüchen auf
                              									eine gesteigerte Dankbarkeit mehr Oeffentlichkeit zu geben. Ach! welche freudigen
                              									Anhaltspunkte bleiben da dem bescheidenen Künstler, der nicht bloß des schnöben
                              									Gewinnes, sondern auch der Ehre wegen arbeitet, und allgemeine Nutzverbreitung zum
                              									Ziele seines Strebens gemacht hat?! Trauriges Loos bei aller seiner Mühe, seinen
                              									bittern Kämpfen so freudenlos dazustehen. Schöpfte er aus seinen Erfolgen nicht
                              									einige Freude, gäbe ihm sein Bewußtseyn nicht den verdienten Lohn, von den Menschen,
                              									für die er wirkte und schuf, wird er ihn selten ernten.
                           Ich habe nun noch einen größern Schiffskessel, nach meinem Principe gebaut, und in
                              										Fig. 5 im
                              									perpendiculären Quer- und Fig. 6 im perpendiculären
                              									Längsdurchschnitte abgebildet, zu beschreiben. Da die Figuren denselben sattsam
                              									erläutern und er aus der Beschreibung der bis jetzt verhandelten Kessel schon mit
                              									erklärt wird, so kann ich mich hier kurz fassen.
                           Er ist ein Kessel für eine Hochdruckmaschine meiner Construction von wenigstens 80
                              									Pferdekräften, liegt lang im Schiffe, und hat ein vorderes und ein hinteres Herz von
                              									5 Zoll Tiefe. Diese Herzen sind ganz wie bei dem zuletzt beschriebenen Schiffskessel
                              									construirt. Die Siederöhren liegen zwischen beiden in 10 Reihen übereinander. Ihre
                              									Länge beträgt 7 Fuß und ihr Durchmesser 2 Zoll. Ihre Anzahl beläuft sich auf 235,
                              									von denen jedes Rohr 3 1/2 Quadratfuß Feuerberührungsfläche liefert. Ihre Stellung
                              									im Ofen ist ebenfalls geneigt, aber so, daß ihr tieferes Ende nach vorne kommtIn der Zeichnung Fig. 6 ist ein
                                    											Versehen gemacht worden, die Röhren steigen in derselben nämlich verkehrt,
                                    											d.h. nach vorn statt nach hinten auf., und zwar aus dem Grunde, daß die entwickelten Dämpfe in das hintere Herz
                              									und von da in den hintern Theil der Recipienten zu gehen gezwungen werden. Diese
                              									Anordnung ist aus zwei Gründen getroffen, und zwar
                           1) darum, weil ich das hintere Herz, um das Aufstellen von Mauerwerk im Ofen zu
                              									vermeiden, bis unter den Feuerplatz herunter reichen lasse. Bei solcher Einrichtung
                              									werden aber in dem untern Theil desselben durch seine dem Feuer zugekehrte innere
                              									Platte Dämpfe entwickelt, die in dem Falle, daß hier die Speisung der Siederöhren
                              									mit Wasser statt hätte, das Wasser darin in Wallungen versetzen würde, was einen schädlichen Einfluß
                              									auf die Speisung der Röhren üben müßte, indem eine ruhige Wasserströmung nach unten
                              									hier unerläßliche Bedingung ist.
                           2) Ist es nöthig, daß der vordere Theil der Recipienten einen ruhigen, durch
                              									Wallungen möglichst wenig turbirten Wasserstand bewahre, theils weil hier der
                              									Wasserstandszeiger zum Zweck einer bequemen Beobachtung angebracht werden muß,
                              									theils weil hier die Dämpfe zur Maschine geführt werden, die gewöhnlich vor der
                              									Fronte des Kessels aufgestellt wird.
                           Daß die Sache eine andere Wendung bekomme, wenn man die Maschine, was im Ganzen
                              									zweckmäßiger ist, hinter den Kessel legt, um ihre Verunreinigung durch das Feuern
                              									und den dabei entstehenden Steinkohlenstaub zu verhüten, ist klar.
                           Das vordere Herz reicht nur bis an die Heizthüre herunter, und steht auf der vordern
                              									gußeisernen Platte des Ofens, welche die Heizthüren enthält, und deren Zwischenräume
                              									zwischen den Thüren mit Rippen versehen sind, um einer 6 Zoll starken Auskleidung
                              									mit Lehm oder feuerfestem Mauerwerk gehörige Haltung zu geben.
                           Auf beiden Seiten schließen den Ofen zwei große Wasserkammern von 5 Zoll Tiefe im
                              									Lichten ein. Sie sind mit hintern und vordern Herzen und mit der Ofenplatte durch
                              									zweckmäßige Verschraubungen verbunden, und zur Dichtung der Fugen wird Kitt von
                              									Kreide, Leinöl und Wolle verwandt. Die Kammern reichen eben so weit als das hintere
                              									Herz herunter, und haben jede, sowie das hintere und vordere Herz einen Abzapfhahn,
                              									der immer an dem untersten und am tiefsten liegenden Theile derselben angebracht
                              									ist. Kammern und hinteres Herz stehen auf Mauerwerk, welches in ein gußeisernes
                              									Gehäuse eingeschlossen ist. Die vordere Platte reicht bis auf den Boden, und enthält
                              									unter den Heizthüren auch die Aschenherdöffnungen. Die hintern Rostladen werden an
                              									das hintere Herz, die vordern an die vordere Platte befestigt. Der Heizthüren sind
                              									drei, und man sieht sie in Fig. 5 punktirt angegeben.
                              									Der Rost erstreckt sich durch den ganzen Raum zwischen vorderer Platte, den beiden
                              									Kammern und dem hinteren Herzen, und ist von keinerlei Mauerwerk unterbrochen.
                           Der Recipienten sind fünf von 18 bis 20 Zoll äußerm Durchmesser und 6 Fuß Länge. Sie
                              									sind eben so mit dem Herzen verbunden, wie bei dem vorhin beschriebenen
                              									Schiffskessel. Auch sind die an ihren innern Raum stoßenden hintern Herzplatten
                              									siebförmig durchlöchert, und mit dem bekannten ovalen Loche versehen. In dem
                              									mittlern Recipienten ist der Wasserstandszeiger angebracht, so daß sein Zeiger an
                              									der Vorderfronte des
                              									Kessels genau beobachtet werden kann. Von demselben geht auch das Dampfrohr zur
                              									Maschine.
                           Die Recipienten lassen Zwischenräume von 4 bis 6 Zoll Breite zwischen sich, durch
                              									welche die Hitze und der Rauch in den Schornstein ziehen. Da diese Zwischenräume
                              									über die ganze Länge des Heizraumes ziemlich gleich vertheilt sind, so ist keine
                              									Vertheilungsplatte angeordnet worden.
                           Die Verankerungen der Herzen sind eben so angeordnet, wie bei dem beschriebenen
                              									kleinern Schiffskessel. Ein Theil der in der obern Partie der Herzen befindlichen
                              									geht auch hier durch die Recipienten. Sämmtliche Anker müssen immer möglichst
                              									gleichmäßig vertheilt werden, und in keinen größeren Zwischenräumen als in solchen
                              									von 7 höchstens 8 Zoll liegen. Auch hier gilt, wie immer, die Regel, sie lieber zu
                              									stark als zu schwach zu nehmen, vorzüglich da, wo die Anker in größern
                              									Zwischenräumen von einander liegen müssen. Ich rathe dann auch, die äußern runden
                              									Scheiben vor ihren Muttern von größerm Durchmesser zu nehmen und ihnen mehr Stärke
                              									zu geben.
                           Die Verbindung der Kammern mit den Recipienten geschieht durch länglicht viereckige
                              									blecherne Röhren, die durch gleiche Oeffnungen in den Seitenwänden der Kammern von
                              									oben in diese dringen. Zum Zweck der dampfdichten Befestigung dieser Röhren mit den
                              									Kammern an die Recipienten, sind um die Oeffnungen für die Röhren herum große
                              									Schraubenkränze von halbzölligem flachem Eisen angeschweißt, in welche die Röhren
                              									eingesetzt werden. Ihr Anschweißen an den Rahmen oder Kammern muß geschehen bevor
                              									die Seitenplatten angenietet werden. Durch sie gehen die Schrauben zum Anziehen der
                              									Kammern an die Recipienten. In der Figur sind diese deutlich zu erkennen, weßhalb
                              									ich nicht weiter darüber spreche. Zur Dichtung der Verschraubungen dient Mennigkitt
                              									mit Wolle.
                           Zwei der Oeffnungen, eine für jede Kammer, verlängern sich nicht als Röhren in die
                              									Kammern hinein. Sie sind bestimmt, die in den Kammern sich entwickelnden Dämpfe in
                              									die Recipienten abzuführen. Die mit langen Röhren versehenen führen das Wasser auf
                              									den Grund der Kammern, weßhalb die Röhren beinahe bis auf diesen hinabreichen. In
                              										Fig. 5
                              									sieht man in der linken Kammer eine dieser Röhren, in der rechten eine der
                              									Oeffnungen für die Abführung der Dämpfe.Man kann auch hier, wie bei unserm hiesigen Schiffsfessel, die Kammern
                                    											abnehmbar einrichten, und für diesen Zweck die Verbindungsröhren zwischen
                                    											ihnen  und
                                    											den Recipienten in der Weise construiren, wie ich es oben beschrieben und in
                                    												Fig.
                                       												5, Tab. II, punktirt bei a und b angedeutet habe. Da hier die Kammern jedoch
                                    											von größern Dimensionen sind, so dürften zwei solcher Verbindungsröhren an
                                    											jeder Kammer nöthig seyn.
                              								
                           
                           Da das Ueberführen der Dämpfe aus den Kammern in die Recipienten immer in die beiden
                              									äußersten der letztern geschieht, so kann die dadurch im Wasser derselben
                              									entstehende Bewegung keinen Nachtheil auf das Wasser des mittlern Recipienten, von
                              									welchem der Dampf in die Maschine strömt, äußern. Man wird immer wohl thun, die zu
                              									diesem Zweck dienenden Oeffnungen nach demjenigen Ende der Recipienten hin zu
                              									verlegen, welches dem Herzen, das die Abführung der in den Siederöhren entwickelten
                              									Dämpfe in die Recipienten besorgt, am nächsten liegt.
                           Beide Röhren haben vor den Herzen große Thüren, die abgenommen werden können, wenn
                              									man zu den Röhren zum Zweck einer Reinigung oder Reparatur muß.
                           Die über den fünf Recipienten liegende, und die letzte Hitze des Ofens und den Rauch
                              									in den Schornstein abführende Haube oder Rauchbüchse ist von starken Blechen
                              									zusammengenietet, und läuft, von allen Seiten sich allmählich und gleichmäßig
                              									verjüngend, nach oben, wo der Schornstein sich an sie anschließt. Ihre Form, sowie
                              									die Art ihrer Befestigung an die Recipienten, ist nach Zuratheziehung des früher bei
                              									der Beschreibung des kleinern Schiffskessels Gesagten aus den beiden Figuren 5 und 6, Tab. II,
                              									vollkommen deutlich.
                           Ich darf wohl zum Lobe dieses Kessels nichts hinzufügen. Die außerordentliche
                              									Einfachheit, Compendiösität und Sicherheit desselben dürfte jedem sogleich
                              									einleuchten; auch wird man begreifen, daß er um so weniger Arbeit bei seiner
                              									Anfertigung erfordere, je größer er ist, indem dann nur die Anzahl seiner
                              									Recipienten und Siederöhren vermehrt wird, alles übrige aber bleibt. Vorzüglich in
                              									die Augen springend ist aber der außerordentlich geringe Raum, den er im
                              									Verhältnisse zu seiner Wirkung im Schiffe einnimmt. Schwerlich dürften andere
                              									Schiffskessel, selbst die neuesten Röhrenkessel, in dieser Hinsicht mit ihm in die
                              									Schranken treten. Er ist nämlich nur 8 Fuß lang, 9 Fuß breit und 8 Fuß hoch und
                              									versorgt eine Maschine von 80 bis 90 Pferdekräften vollkommen mit Dampf, d.h. eine
                              									nach meinen Principien gebaute Maschine. Weiter dürfte die Sache schwerlich zu
                              									treiben seyn. Man wird auf diesem Wege Kessel von ungeheurer Wirksamkeit in einen
                              									sehr kleinen Raum zu
                              									bringen im Stande seyn; gewiß eine Sache von großer Wichtigkeit für die
                              									Dampfschifffahrt. Auch darf ich hier nicht vergessen, daß dieser Kessel wegen seiner
                              									möglichen Zerlegung in mehrere kleinere und wenig Gewicht habende Theile leicht in
                              									ein Schiff einzusetzen ist, nachdem man diese einzelnen Theile vorher gehörig
                              									vollendet und schon zusammengepaßt hat. Zum Einbringen derselben in das Schiff
                              									gehören aber keine besonders große Luken und ähnliche Einrichtungen am Schiffe.
                           Da der Raum in dieser Abhandlung zu beengt ist, um alle meine Pläne in Absicht auf
                              									Hochdruckdampfmaschinen von höherm Drucke hier ausführlich vorzulegen, so werde ich
                              									vielleicht bald in diesem Journal einen Kessel mit Maschine von wenigstens 200
                              									Pferdekräften, nach meinem Principe gebaut, und mit meinem neuen rotirenden
                              									Ruderapparat versehen, für ein Dampfschiff bestimmt, beschreiben und abbilden.
                           
                              
                                 (Die Fortsetzung folgt im nächsten Heft.)
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
