| Titel: | Ueber Lackfirnisse. Von Dr. Varrentrapp. | 
| Fundstelle: | Band 112, Jahrgang 1849, Nr. XLVII., S. 214 | 
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                        XLVII.
                        Ueber Lackfirnisse. Von Dr. Varrentrapp.
                        Aus den Mittheil. für den Gewerbev. des Herzogth.
                                 										Braunschweig, Bd. IV, Nr 49.
                        Varrentrapp, über Lackfirnisse.
                        
                     
                        
                           Für helle Oellackfirnisse ist der Copal das beste Harz;
                              									für dunklere der Bernstein. Beide müssen erst geschmolzen
                              									werden, was am zweckmäßigsten, ebenso wie bei den Oelfirnissen, in einem
                              									halbkugelförmigen Kessel
                              									geschieht, dessen Feuerung so eingerichtet ist, daß der Kessel anfänglich bis zu 1/3
                              									seiner Höhe eingesenkt, später aber mittelst eines aufgelegten gußeisernen Ringes so
                              									in die Höhe gehoben werden kann, daß nur noch der Boden desselben vom Feuer
                              									getroffen wird. Als Brennmaterial ist die Holzkohle am geeignetsten.
                           Beide Harze nehmen durchs Schmelzen eine dunklere Farbe an, und zwar um so mehr, je
                              									höher man sie erhitzt. Ich habe vergebens versucht, den Copal, bei dem es vor allem
                              									darauf ankommt, ein möglichst farbloses Product zu erhalten, in Glasgefäßen im
                              									Oelbade bei dem möglichst niedrigen Hitzgrade zu schmelzen; das Harz bräunte sich
                              									aber auch in diesem Falle, und man muß es demnach für unmöglich halten, eine
                              									Schmelzung desselben, ohne daß es sich etwas dunkler färbt, überhaupt bewirken zu
                              									können. Am hellsten bleibt es bei folgender Schmelzmethode: man bringt den gröblich
                              									gepulverten Copal in den Kessel, rührt fleißig um und taucht, sobald ein größerer
                              									Antheil geschmolzen ist, einen hölzernen Spatel hinein, und zieht mittelst desselben
                              									immer die geschmolzene Masse heraus, wodurch man ein Ueberhitzen vermeidet; der
                              									zuletzt schmelzende Antheil fällt etwas dunkler aus und muß für sich verwendet
                              									werden. Bisweilen benutzt man auch zum möglichst farblosen Schmelzen, namentlich zum
                              									Reinigen der Harze einen kupfernen Trichter, in dem man einen Sack von
                              									Drahtgeflecht, mit den Harzen gefüllt, so aufhängt, daß er nirgends die Wandungen
                              									berührt, kittet einen kleinen gut schließenden Trichter als Deckel oben auf und
                              									setzt das Ganze in der Weise auf ein Kohlenbecken mit hohen Füßen, daß das
                              									Trichterrohr durch den Rost hindurch geht und das geschmolzene Harz in ein
                              									untergesetztes Gefäß abfließen läßt. Ein Deckel von Schwarzblech, der in der Mitte
                              									mit einem Loche von der Größe versehen ist, daß der Trichterhals es gerade ausfüllt,
                              									wird auf das Gefäß gedeckt, in das man auch Wasser gießen kann, um den Copal etc.
                              									desto leichter herausnehmen zu können; derselbe muß dann noch sorgfältig getrocknet
                              									werden, ehe man ihn zur Firnißbereitung verwendet.
                           
                        
                           Lackfirnisse mit Weingeist.
                           Das Auflösen der Harze in Weingeist geschieht im Kleinen in Glasgefäßen, bei
                              									fabrikmäßigem Betriebe in kupfernen oder zinnernen Blasen, die man am zweckmäßigsten
                              									im Wasser- oder Dampfbade erhitzt. Zur Wiedergewinnung des bei der Digestion
                              									verdampfenden Lösungsmittels setzt man einen Helm auf, der mit einem Kühlapparate in
                              									Verbindung steht. Die meisten Firnisse filtrirt man heiß, entweder durch Filzbeutel oder durch
                              									ungeleimtes weißes Papier. Alle Geräthschaften, die man hierzu verwendet, müssen
                              									vollkommen trocken seyn.
                           Sandarak und Mastix sind zwei
                              									fast farblose, in Weingeist leicht lösliche Harze, aber sie sind wenig fest und
                              									dauerhaft, obwohl glänzend. Das erstere Harz kann namentlich ohne Zusatz eines
                              									weichern Harzes gar nicht benutzt werden; man löst daher zugleich Anime, Elemi,
                              									Kampher, am gewöhnlichsten etwas dicken Terpenthin mit auf, oder setzt Lösungen
                              									dieser Harze in passenden Mengen dem Sandarakfirniß zu, was am zweckmäßigsten ist,
                              									da man dann aus den Auflösungen der einzelnen Harze leicht Compositionen von jeder
                              									beliebigen Eigenschaft darstellen kann.
                           Der Terpenthin macht den Firniß, selbst bei nicht sehr
                              									großem Zusatz, hinreichend zähe und biegsam, so daß er bei Reibung oder Stoß weniger
                              									leicht als ein weißes Pulver von der gefirnißten Fläche abfällt, weil das in dem
                              									Terpenthin enthaltene Oel sehr hartnäckig zurückgehalten wird. Mit der Länge der
                              									Zeit aber verdampft das letztere vollständig, und etwas bedeutende
                              									Temperaturveränderungen erzeugen Sprünge und Risse, namentlich wenn die Firnißdecke
                              									etwas stark ist. Man muß nie mehr als die unbedingt nothwendige Menge von Terpenthin
                              									zusetzen.
                           Folgende Vorschriften sind zu empfehlen: 1) 10 Theile Sandarak, 1 Theil venet.
                              									Terpenthin, 30 Theile Weingeist; 2) 6 Theile Sandarak, 4 Theile Mastix, 1/2 Theil
                              									Terpenthin, 30 Theile Weingeist. Etwas sehr stark aber schön glänzend wird der
                              									Firnißüberzug von einer Lösung von 12 Th. Sandarak, 6 Th. Mastix, 1/4 Th. venet.
                              									Terpenthin und 30 Lth. Weingeist. Er ist hart, etwas spröde, aber weniger leicht dem
                              									Reißen unterworfen als die ersteren Vorschriften.
                           Viel dauerhafter ist der Schellackfirniß, obwohl nicht
                              									ganz farblos. 1 Th. Schellack in 4–5 Th. Weingeist gelöst, gibt einen
                              									ziemlich consistenten Firniß, der sehr rasch trocknet, in der That aber auch noch
                              									etwas spröde ist, weßhalb man ihm nicht selten 1/16 Terpenthin zusetzt. Der
                              									gebleichte Schellack löst sich oft nur unvollständig auf, man thut daher wohl, ihn
                              									erst im Kleinen zu probiren, ehe man größere Mengen in Arbeit nimmt. Aller Schellack
                              									enthält neben dem in kaltem Alkohol löslichen Harze noch eine wachsartige Substanz,
                              									die in kaltem Weingeist unlöslich ist, von heißem Weingeist aber etwas gelöst wird,
                              									der Firniß ist daher trübe und muß kalt filtrirt werden, wenn er klar und
                              									durchsichtig erscheinen soll. Setzt man der Lösung von dem orangefarbenen Schellack
                              									etwas Thierkohle zu, so wird die Lösung fast ebenso farblos, wie die von gebleichtem Schellack, und man
                              									hat nicht zu fürchten, daß die Harzsubstanz durch die Bleichmittel gelitten habe.
                              									Durch Zusatz von Sandarak und Mastix erhöht man den Glanz des Schellackfirnisses,
                              									aber auf Kosten seiner Dauerhaftigkeit.
                           Die sogenannte Tischlerpolitur ist nichts anders, als ein
                              									verdünnter Schellackfirniß, den man auf ein zusammengelegtes Stückchen Leinwand,
                              									welches vorher mit etwas Leinöl befeuchtet wurde, tropft, und damit ebne,
                              									wohlgeglättete Holzflächen so lange reibt, bis dieselben einen hinreichenden Glanz
                              									angenommen haben. Gewöhnlich pflegt man dieselben vor dem Gebrauche nicht zu
                              									filtriren, es ist dieß aber eine Bequemlichkeit, die man sich ihrer Nachtbeile
                              									halber nicht sollte zu Schulden kommen lassen; bei Hölzern namentlich, die etwas
                              									weite Poren haben, entsteht durch das eingeriebene undurchsichtige Wachs eine
                              									häßliche, grüne, trübe Farbe, und im allgemeinen erschwert das an dem Polirlappen
                              									sitzen bleibende, eine Kruste bildende Wachs das Erlangen einer schönen Politur
                              									sehr, und man muß das Tuch viel öfter wechseln, als wenn man die kleine Mühe des
                              									Filtrirens nicht gescheut hat. Der Spiritus hierzu muß wenigstens 85° Tr.
                              									stark seyn; ein größerer Wassergehalt öffnet die Poren des Holzes, und wenn es
                              									vorher noch so glatt bearbeitet war, so vermindert sich diese Ebenheit, und das
                              									Ansehen des polirten Stückes verliert sehr. 1/4 Pfd. Schellack in 1 Pfd. Spiritus
                              									von 85° Tr. gelöst, kalt filtrirt, das Filtrum mit 2 Lth. Spiritus, in dem
                              									1/16 Lth. Benzoe gelöst, ausgewaschen, liefert eine sehr gute Politur. Zum Poliren
                              									aus der Drehbank muß eine unverdünnte Lösung von 1 Pfd. Schellack auf 2 Pfd.
                              									Spiritus benutzt und zu starke Erhitzung vermieden werden. Für weiße Hölzer wird die
                              									Politur zweckmäßig mittelst Thierkohle entfärbt.
                           Bei Tischlerarbeiten findet sich oft Schnitzwerk angebracht, welches das Verreiben
                              									der Politur nicht gestattet; dieses muß, um ihm ein dem Uebrigen gleiches Ansehen zu
                              									geben, gefirnißt werden; 1/4 Pfd. Schellack, 1/4 Pfd. Gummilack, 2 Loth Benzoe und 1
                              									Pfd. Alkohol von 92° Tr. gibt eine gute Mischung, die den Vortheil hat, daß
                              									sie sich mit der Politur vollständig vereinigt. Möglichst dünnes Ausstreichen mit
                              									dem Pinsel ist sehr anzurathen, aber vor allem saubere vorläufige Bearbeitung des
                              									Holzes. Ohne beides erzielt man mit keinem Firniß eine schöne Arbeit.
                           Viel härter als der Schellack ist der Copal, aber es ist
                              									nicht leicht, denselben in Weingeist in einigermaßen bedeutender Menge zu lösen,
                              									namentlich wenn er nicht zuvor geschmolzen wurde. Deßhalb schmilzt man ihn auch zu diesem Zweck,
                              									wenn es nicht auf die Farbe des Firnisses sehr ankommt, pulvert ihn, gibt ihn mit
                              									Glas gemengt in einen Kolben, wo man ihn mit ganz starkem Weingeist einige Zeit im
                              									Wasserbade kocht und dann heiß filtrirt. Durch Zusatz von etwas Terpenthin oder
                              									Elemi mildert man seine große Sprödigkeit. Zu 1/12 einer mit starkem Spiritus
                              									bereiteten Tischlerpolitur zugesetzt, bildet er ein vortreffliches Material zum
                              									Nachpoliren.
                           Soll der Firniß zum Ueberziehen von weißem oder sehr zart gefärbtem Holz, Papier etc.
                              									dienen, so muß er so gut wie ganz farblos seyn. Man wählt dann die farblosesten
                              									reinsten Stücke von ostindischem Copal, wäscht den Staub gut ab, trocknet und
                              									pulvert den Copal, legt ihn, vor Staub geschützt, mehrere Tage auf eine warme
                              									Ofenplatte, die so heiß seyn muß, als es das Papier nur ertragen kann, ohne braun zu
                              									werden, schüttet in eine ganz trockne Steinkruke 2 Loth geschlämmte, getrocknete
                              									Kreide, darauf 1 Loth gewaschenen Sand oder grobes Glaspulver, mengt ebenso viel
                              									davon mit 2 Loth Copalpulver, gießt langsam Alkohol von 94° Tr. darauf,
                              									verbindet mit Blase und digerirt bei einer bis zum Kochpunkte gehenden Temperatur
                              									1/2 bis ganze Stunde, worauf man die Lösung so heiß als möglich durch Löschpapier
                              									filtrirt.
                           Concentrirtere Lösungen aus Copal erhält man, wenn man denselben mit seinem doppelten
                              									Gewicht Aether übergießt, ihn darin aufquellen und zerfließen läßt, dann die Lösung
                              									bis zum anfangenden Kochen erhitzt und nach und nach mit heißem Alkohol durch gutes
                              									Schütteln mischt. Das Löslichmachen des Copals durch Ammoniak ist zu verwerfen, da
                              									man weniger glänzende und feste Ueberzüge durch solche Firnisse erhält.
                           
                        
                           Lackfirnisse mit
                                 									Terpenthinöl.
                           Die Lackfirnisse, welche durch Auflösen von Harzen in Terpentinöl dargestellt werden,
                              									sind etwas langsamer trocknend, dafür aber auch haltbarer und weniger spröde als die
                              									Weingeistlackfirnisse. Zusätze von Colophonium und Terpenthin sind in
                              									beträchtlicherer Menge zu den besseren Lackfirnissen nicht zu empfehlen, weil sie
                              									leicht bei dem vollsten Trocknen, welches sie bedeutend erschweren, ein Reißen und
                              									Springen des Lackes veranlassen. Von Manchen wird der Zusatz von Animeharz sehr
                              									empfohlen, jedenfalls aber ist starker Leinölfirniß der beste Zusatz, um die große
                              									Sprödigkeit der Harze zu mindern, wenn auch das völlige Austrocknen dadurch etwas
                              									verzögert wird.
                           
                           Man bewirkt die Lösungen ganz wie bei dem Weingeist, nur thut man besser, den Kolben
                              									nicht in ein Wasserbad, sondern in einen eisernen Topf, auf dessen Boden man einen
                              									halben Finger dick eine Lage von auf dem Feuer getrocknetem und wieder erkaltetem
                              									Sand gebracht hat, zu stellen, um stärker erhitzen zu können. Die Lösungen in Töpfen
                              									vorzunehmen, die man direct auf das Feuer stellt, ist wegen der leichten
                              									Entzündbarkeit des Oeles und seines Dampfes einerseits nicht anzurathen,
                              									andererseits aber erleidet man dabei auch einen beträchtlichen Verlust an Oel.
                           Terpenthin- oder
                                 										Harzfirniß. Dieß ist die ordinärste Sorte und wird durch Lösen von
                              									venezianischem Terpenthin, weißem Tannen- oder Fichtenharz (Galipot) oder
                              									auch von Colophonium, je nachdem man ihn farbloser oder gefärbter verwenden kann,
                              									erhalten, er ist aber wenig dauerhaft, bekommt sehr leicht nach kurzer Zeit Risse,
                              									und wird namentlich für Spielsachen und ähnliche gewöhnliche Artikel gebraucht.
                              									Helle, etwas bessere Sorten bereitet man aus Mastix und Sandarak. 12 Th. Mastix, 1/2
                              									Th. Terpenthin, 1/2 Th. Kampher, in 36 Th. Terpenthinöl gelöst (ist das Terpenthinöl
                              									alt, so läßt man den dicken Terpenthin ganz weg), oder statt des Mastix Sandarak,
                              									oder die Hälfte von beiden, sind gewöhnliche Vorschriften.
                           Asphaltlack. Auflösungen von Asphalt in Terpenthin
                              									liefern einen dauerhaften, schwarzen Firniß; auch Theer von Steinkohlen und Holz,
                              									namentlich wenn ersterer mit etwas Kalk gekocht wird, liefern ähnliche Ueberzüge.
                              									Sollen sie schnell trocknen, so ist es bei letzteren unumgänglich nöthig, aber auch
                              									bei dem Asphalt sehr gut, dieselben mehrere Stunden lang vorher stark zu erhitzen,
                              									in Kesseln, die bis zu 3/4 voll davon angefüllt werden, damit sich nicht zu viel des
                              									abdestillirenden Oeles, welches durch Erhitzen verjagt werden soll, an den Wänden
                              									condensire und immer wieder zurückfließe. Diese Ueberzüge eignen sich sehr gut für
                              									Eisen und Metalle überhaupt, die man am besten vor dem Auftragen des Firnisses nur
                              									so stark erwärmt, daß der Firniß keine Blasen bildet, nicht kocht, sondern nur
                              									abdampft.
                           Copallack. Copal löst sich leichter in Terpenthinöl, als
                              									in Alkohol, aber auch besser, wenn er vorher geschmolzen wurde. Für ganz helle
                              									Lackfirnisse schmilzt man ihn aber nicht, sondern pulvert und trocknet ihn nur, und
                              									bindet ihn in ein feines Musselinläppchen. Man wählt einen Kolben, der in dem untern
                              									Drittel seiner Kugel das 3–4fache Gewicht des Copals an Terpenthinöl faßt,
                              									hängt das Beutelchen mit Copal an einem Bindfaden gerade bis über die Oberfläche des Oeles auf, und erhitzt
                              									nun so lange im Sandbade, bis die Dämpfe des kochenden Oeles allen Copal aufgelöst
                              									haben, und derselbe in das Oel getropft ist; hat der Kolben einen langen Hals, und
                              									erhitzt man ihn nicht zu stark, so verdichten sich die Dämpfe des Oeles in dem
                              									langen Halse fast vollständig und laufen wieder zurück. Man hat dieselbe Methode zur
                              									Lösung des Copals in Weingeist vorgeschrieben, dort ist sie aber nicht so
                              									zweckmäßig, weil die Weingeistdämpfe nicht so leicht die Lösung bewirken, nicht so
                              									heiß sind und sich schwieriger verdichten.
                           Zusatz von Leinöl zu derartigen Firnissen macht sie zähe und dauerhafter, aber
                              									weniger schnell trocknend. Der Firniß muß heiß seyn und das Oel ebenso, jedoch nicht
                              									über 40° R. sonst kann es ein Kochen und Ueberlaufen des Firnisses bewirken.
                              									Dadurch werden die ätherischen Oellackfirnisse zu fetten Oellackfirnissen.
                           Dammarlack. Ein nicht sehr dauerhafter, aber fast
                              									farbloser, leicht darstellbarer Lackfirniß findet jetzt viel Anwendung. Dammarharz,
                              									in ausgesucht hellen Stücken, wird gröblich zerrieben, längere Zeit einer mäßigen
                              									Wärme ausgesetzt, so daß es nicht gerade schmilzt, dann auf die bekannte Weise in
                              									seinem 3–4fachen Gewicht Terpenthinöl gelöst. Hat man das Harz nicht gehörig
                              									getrocknet, so erhält man einen trüben Firniß, der sich sehr schwer klärt. Auch
                              									ätherische Lösungen dieses Harzes, mit absolutem Alkohol versetzt, sind im
                              									Gebrauch.
                           
                        
                           Recepte zur Bereitung von
                                 										Lackfirnissen.
                           Goldlack für Metalle. Man löst 1 Th. Schellack in 4 Th.
                              									Weingeist, entfärbt die Lösung mit Blutkohle, wenn die Farbe recht schön werden
                              									soll, und setzt nun concentrirte geistige Auszüge von Gummigutt, Orlean, Safran,
                              									Drachenblut oder Sandelholz, entweder von allem oder nur von einzelnen, so viel zu,
                              									bis die Farbe die gewünschte Nüance erhält. Zu viel Gummigutt macht den Lack zu
                              									weich und schwer trocknend. Auch kann man die Ingredienzien, Orlean, Drachenblut
                              									etc., so wie den Schellack in Terpenthin lösen, um etwas schwieriger trocknende,
                              									aber auch etwas zähere Firnisse zu erhalten, oder statt des Schellacks Mastix und
                              									Sandarak nehmen, sowohl für die Weingeist-, wie für die
                              									Terpenthinlackfirnisse, aber sie sind weniger haltbar. Sehr schön wird der nach
                              									obiger Methode durch Lösen von ungeschmolzenem Copal in Terpenthinöl erhaltene, auf
                              									die angegebene Weise mit Orlean und Drachenblut gefärbte Lackfirniß.
                           
                           Fetter Copallack. Dieser wird aus 1 Th. geschmolzenem
                              									Copal mit 2 Th. sehr dick gekochtem Leinöl und ebenso viel Terpenthinöl bereitet und
                              									liefert, auf heiße Gefäße gestrichen und dieselben nach 3–4 Anstrichen bis
                              									zum Rauchen und Braunwerden des Firnisses erhitzt, einen Ueberzug, der statt
                              									Verzinnung dienen kann, indem er selbst beim Sieden weder vom Wasser, noch von
                              									Weingeist oder Essig angegriffen wird. Wenn immer nur möglich, streicht man alle
                              									Lacke auf das vorher erwärmte Metall, und läßt sie bei hoher Temperatur trocknen
                              									(backen). Bernsteinlacke vertragen weniger Hitze als Copallacke, Asphaltlacke am
                              									allermeisten. Die Metalle müssen vor dem Lackiren vollkommen frei von jedem Rost
                              									oder Schmutz seyn.
                           Zu Lederlack eignen sich vorzüglich Asphalt- und Copallackfirnisse, mit
                              									einander gemengt, und reich an recht zähem Leinölfirniß. Papier, bei dem nie von großer Haltbarkeit die Rede seyn kann, wird stets
                              									mit Weingeist- oder Terpenthinlackfirniß überzogen, nachdem die Oberfläche
                              									des Papiers, um das Eindringen des Lackfirnisses zu verhindern, vorher mit
                              									Leimwasser oder einer Auflösung von Hausenblase oder Gummi arabicum überstrichen
                              									worden ist; selbst das Schreibpapier, voraus das mit Harz geleimte Maschinenpapier,
                              									wird von dem Lackfirniß sogleich durchsichtig, wenn man es nicht vorher mit einer
                              									Leimschicht überzieht.
                           Retouchirlack (Retouchirbutter). Die Maler bedürfen
                              									zuweilen, um Gemälde zu retouchiren, eines sehr schnell trocknenden Oeles als Zusatz
                              									zu ihren Farben. Um es darzustellen, siedet man 8 Loth Mohn- oder Nußöl,
                              									setzt 2 Loth feingeriebene Bleiglätte und dann noch 1 Loth fein gestoßenen Mastix
                              									zu, und läßt noch eine Weile sieden. Man darf dabei die Hitze nicht zu hoch
                              									steigern, um einen möglichst farblosen Firniß zu erhalten.
                           Lack für Gemälde. Hierzu dienen Lösungen von 1 Th.
                              									Dammarharz, oder von 1/2 Th. Sandarak, 1/2 Th. Mastix und 1/24 Th. Terpenthin in dem
                              									vierfachen Gewicht Terpenthinöl. Häufig verwendet man dazu auch den gewöhnlichen mit
                              									Terpenthinöl bereiteten Dammarfirniß.
                           Lack für Xylographien. Man zieht jetzt häufig
                              									Kupferstiche oder Lithographien auf Holz ab, d.h. man trägt die Druckfarbe von
                              									Papier auf Holz über, entfernt dann das Papier, und überzieht das Holz mit einem
                              									durchsichtigen Lackfirniß. Dieß wird am besten auf folgende Art bewirkt: das helle,
                              									geglättete und wohl geschliffene Holz wird dreimal mit einem Firniß, der aus 2 Loth
                              									Sandarak in 6 Loth Alkohol und 1 Loth Schellack, ebenfalls in 6 Loth Alkohol gelöst,
                              									mit Thierkohle gebleicht und mit 1/2 Loth venet. Terpenthin versetzt ist, überzogen. Unterdeß legt
                              									man den Kupferstich in Wasser, dem man etwas Kochsalz zusetzen kann. Sobald der
                              									dritte Firnißüberzug recht trocken ist, legt man den Kupferstich glatt zwischen
                              									Fließpapier, um dadurch alle überschüssige Feuchtigkeit zu entfernen, richtet ein
                              									Brett glatt zu, von der Größe des Kupferstiches, und erwärmt es recht gleichmäßig
                              									über Kohlen, streicht alsdann den Firnißüberzug noch einmal mit demselben Lackfirniß
                              									über, legt sogleich den noch feuchten Kupferstich auf, breitet ein Stück Flanell
                              									glatt darüber, legt das erwärmte Brett darauf, und drückt es durch mehrere
                              									Schraubenzwingen an. Nach drei Stunden löst man das Brett und legt nun nasse
                              									Flanelllappen auf das Papier; nach einiger Zeit läßt sich dieses in großen Stücken
                              									herunterziehen. Das noch festhaftende Papier wird wieder angefeuchtet, abgetrocknet
                              									und einem feinen wollenen Läppchen abgerieben; was noch sitzen bleibt, reibt man mit
                              									etwas Leinöl und mit einem feinen Leinwandläppchen oder mit den weichen Fingern ab,
                              									worauf man nach sorgfältiger Entfernung des Oeles einen farblosen Copal- oder
                              									Sandarakfirniß darüber streicht.
                           Schwarzer Lack für Metalle. Die beliebte schwarze Farbe
                              									auf gußeisernen oder anderen Metallwaaren erhält man, indem man die Gegenstände mit
                              									stark gekochtem Leinöl bestreicht und über einem leichten Flammenfeuer ziemlich hoch
                              									aufhängt, jedoch so nahe, daß das Oel durch die Hitze abdampft. Wenn dieß ziemlich
                              									vollständig geschehen und das Holz zu Kohlen verbrannt ist, nähert man die
                              									Gegenstände immer mehr, und taucht sie dann noch heiß einen Augenblick in altes
                              									Terpenthinöl, was bei seiner Verdampfung von der heißen Oberfläche einen glänzenden
                              									Ueberzug zurückläßt.
                           Lackfirniß aus Schießwolle. Farblose Ueberzüge, die
                              									selbst dem kochenden Wasser widerstehen, kann man sich auch aus Schießbaumwolle oder
                              									Xyloidin darstellen, indem man die erstere in Essigäther, das letztere in Essigsäure
                              									auflöst. Streicht man den ersteren auf eine Glasplatte, die man mit etwas Oel
                              									bestrichen und nachher wieder abgewischt hat, so löst sich der Ueberzug nach dem
                              									Trocknen wie ein ganz dünnes Glasplättchen ab. Das Xyloidin erhält man durch
                              									Zusammenrühren von Stärkmehl mit concentrirter Salpetersäure. Nach einiger Zeit
                              									entsteht eine durchsichtige Lösung, die beim Vermischen mit Wasser einen käseartigen
                              									Niederschlag bildet, den man auswäscht, auspreßt und trocknet; in concentrirter
                              									Essigsäure löst sich derselbe zu einem durchsichtigen zähen Schleim auf, der sich
                              									als Lackfirniß benutzen läßt.