| Titel: | Ueber eine Vorrichtung Lackfirniß zu bereiten; von El. Dufft, Riemer und Bandagisten in Erfurt. | 
| Fundstelle: | Band 112, Jahrgang 1849, Nr. XLIX., S. 224 | 
| Download: | XML | 
                     
                        XLIX.
                        Ueber eine Vorrichtung Lackfirniß zu bereiten;
                           								von El. Dufft, Riemer
                           								und Bandagisten in Erfurt.
                        Aus den Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des
                                 										Gewerbfleißes in Preußen, 1848, 4te Lief.
                        Dufft, über eine Vorrichtung Lackfirniß zu bereiten.
                        
                     
                        
                           I. Mittheilung der königlichen Regierung daselbst. Der
                              									Riemer und Bandagist Elias Dufft in Erfurt hat uns das
                              									mit Bitte um Rückgabe urschriftlich beifolgende Gutachten des Bauinspectors a. D.
                              										Stelling mit dem Antrage überreicht, die Einrichtung
                              									der darin beschriebenen
                              									Maschine zur Bereitung von Lack, welche er bisher geheim gehalten habe, als eine
                              									nützliche Erfindung allgemein bekannt zu machen.
                           Die Zweckmäßigkeit der beschriebenen Vorrichtung zur Bereitung von Oellacken dürfte
                              									anzuerkennen seyn; sie gewährt nicht nur den Vortheil einer leichteren Lösung und
                              									vollständigeren Reinigung des mit dem Oele zu verbindenden Materials, sondern
                              									sichert auch vor der mit dem gewöhnlichen Verfahren verbundenen Gefahr. Es ist uns
                              									aber nicht bekannt, ob nicht anderwärts schon diese oder eine andere noch
                              									zweckmäßigere Vorrichtung zur Bereitung von Oellack bekannt und in Anwendung ist.
                              									Sollte dieß nicht der Fall seyn, so würde es uns angenehm seyn, die Erfindung des
                              									Hrn. Dufft in weiteren Kreisen bekannt werden zu lassen,
                              									wobei wir bemerken, wie der Erfinder sich bereit erklärt hat, Jedem, welcher solches
                              									wünscht, gegen Erstattung der Auslagen und für ein billiges Honorar die fraglichen
                              									Apparate anfertigen zu lassen und die Bereitung aller Arten von Lack zu lehren.
                           II. Beschreibung der Vorrichtung zur Lackbereitung, vom
                              									Bauinspector Stelling in Erfurt. Von dem Hrn. Elias Dufft
                              									sen. aufgefordert, über die gänzliche Gefahrlosigkeit
                              									und sonstige Zweckmäßigkeit der von ihm erfundenen und schon seit vielen Jahren
                              									ausgeübten Art Lackfirnisse zu bereiten, mein Urtheil und Gutachten abzugeben,
                              									theile ich solches im Nachstehenden hiedurch mit.
                           In einem starken kupfernen birnförmigen Gefäße, welches oben, am weitesten Ende, mit
                              									einem möglichst dicht schließenden Deckel und Riegel verschlossen werden kann, wird
                              									der Bernstein, oder diejenige Masse, welche zu einem fetten Lackfirniß verwendet und
                              									durch eine starke Hitze geschmolzen werden soll, gethan, der Deckel darauf
                              									befestigt, und nun noch das Gefäß mit Lehm ziemlich dick umschlagen. Unten hat das
                              									Gesäß eine spitzig zulaufende Oeffnung wie ein Trichter. Etwas darüber ist ein
                              									Seigerblech mit kleinen Oeffnungen oder Löchern, damit Unreinigkeiten, welche
                              									zufällig dem Bernstein u.s.w. beigemischt sind, nicht mit durchgehen können. Dieses
                              									Gefäß wird in einem, auf einem hohen Dreifuß ruhenden großen Kohlenbecken, mit einem
                              									unten dichten Boden und mit weit vorstehendem Rande dergestalt befestigt, daß das
                              									trichterförmige untere offene Ende des Gefäßes durch eine in der Mitte im Boden
                              									befindliche Oeffnung durchgeht, und unten ein paar Zoll hervorsteht. Ist das Gefäß
                              									auf diese Art festgestellt, so wird es rundum mit Kohlen umschüttet, jedoch nicht
                              									bis zur ganzen Höhe, und letztere angeblasen. Einzelne etwa verschüttet werdende
                              									Kohlen bleiben auf dem breiten vorstehenden Bodenrand liegen, und können nicht in
                              									das noch zu
                              									beschreibende darunterstehende Oelgefäß fallen und das Oel verunreinigen.
                           Durch die in Gluth gesetzten Kohlen wird nun das Gefäß mit dem darin befindlichen
                              									Bernstein so stark erhitzt, daß letzterer in Fluß geräth. Er fließt sogleich durch
                              									das vorhingedachte Seigerblech, von etwaigen groben Beimischungen gereinigt, durch
                              									die trichterförmige Oeffnung in ein darunter stehendes kupfernes Gefäß mit langem
                              									Handgriff ab. Dieses Becken ist etwa bis zu 2/3 mit dem zum Lackfirniß gebraucht
                              									werdenden Oel angefüllt. Es ruht auf einer gewöhnlichen Kohlenpfanne, und wird das
                              									Oel so weit erhitzt als nothwendig ist, damit sich der hineinfließende Bernstein
                              									damit verbinden und sich ganz darin auflösen kann. Ist sämmtlicher Bernstein
                              									geschmolzen und in das Oel abgeflossen, so wird das Gefäß zum künftigen
                              									Wiedergebrauch gereinigt, und dem nun mit Bernstein vermischten Oele, sobald es den
                              									richtigen Wärmegrad hat, die übrigen Bestandtheile des Lackes zugesetzt.
                           Dieses sehr einfache Verfahren hat für die gewöhnliche Bereitungsart der Firnisse
                              									folgende sehr wesentliche Vortheile: 1) Der Bernstein löst sich ohne allen Rückstand
                              									ganz auf, und weil er in einem dicht verschlossenen Gefäße befindlich, geht durch
                              									Verdampfung seiner Bestandtheile wenig oder fast gar nichts verloren. 2) Bei der
                              									anzuwendenden größern Hitze geht die Schmelzung sehr rasch und leicht von statten.
                              									3) Diese Zubereitungsart ist ganz gefahrlos hinsichtlich der Entzündung. Der
                              									Bernstein ist in einem Gefäße dicht verschlossen, und kann sich durchaus nicht
                              									entzünden, weil außer durch die untere trichterförmige Oeffnung zum Abfluß des
                              									geschmolzenen Bernsteins die Luft keinen Zutritt hat. – Auch das Oel, in
                              									welches der geschmolzene Bernstein fließt, kann sich nicht entzünden, theils weil es
                              									nicht übermäßig stark erhitzt zu werden braucht, wie es bei der bisherigen
                              									unzweckmäßigen Art, wo der Bernstein im stark siedenden Oele geschmolzen und
                              									aufgelöst wird, nothwendig ist; theils auch das darunter befindliche Kohlenbecken
                              									nur klein ist, und dem weit größern Gefäße mit Oel nicht füglich eine so große Hitze
                              									mittheilen kann, daß ein Entzünden denkbar ist. 4) Sämmtliche Gefäße bestehen aus
                              									starkem Kupfer und sind also der Gefahr des Zerspringens nicht ausgesetzt, wie dieß
                              									bei Thongefäßen, welche leider noch häufig angewendet werden, nur zu leicht der Fall
                              									ist. Wenn nun dieses durch vieljährige Erfahrung bewährte Verfahren in Bereitung der
                              									Firnisse in allem Betracht Vorzüge vor der gewöhnlichen Art hat, so verdient es in
                              									der Hinsicht alle Berücksichtigung, daß es ganz gefahrlos ist. Ich spreche dieß mit
                              									um so größerer Ueberzeugung aus, als nur erst vor wenig Wochen, in Folge
                              									unvorsichtigen und unzweckmäßigen Verfahrens bei Bereitung von Firnissen in wenig Stunden
                              									drei Häuser hier in Asche gelegt und mehrere Familien all des Ihrigen beraubt
                              									wurden, und kann den Wunsch nicht unterdrücken, daß von Landespolizei wegen dieses
                              									Verfahren als unbedingte Norm – so lange bis nicht ein noch besseres
                              									Verfahren ersonnen worden – vorgeschrieben werden möchte.