| Titel: | Verfahren zur Fabrication der Schwefelsäure ohne Bleikammern; von Richard Laming, Chemiker in Clichy-la-Garonne bei Paris. | 
| Fundstelle: | Band 112, Jahrgang 1849, Nr. LXIII., S. 282 | 
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                        LXIII.
                        Verfahren zur Fabrication der Schwefelsäure ohne
                           								Bleikammern; von Richard
                              									Laming, Chemiker in Clichy-la-Garonne bei Paris.
                        Aus dem Mechanics' Magazine, 1849, Nr.
                              								1335.
                        Laming's Verfahren zur Fabrication von Schwefelsäure.
                        
                     
                        
                           Zubereitung der katalytischen
                                 										Substanz.
                           Um die Vereinigung der schwefligen Säure mit dem Sauerstoff der Luft zu bewirken,
                              									dient der Bimsstein, dessen katalytische Kraft man dadurch erhöht, daß man ihn in
                              									concentrirter Schwefelsäure kocht, welche man dann von ihm ablaufen läßt. Hierauf
                              									taucht man den Bimsstein in Wasser, welches etwa 20 Proc. Ammoniak enthält, trocknet
                              									ihn und bringt ihn hierauf, mit beiläufig ein Proc. Braunstein versetzt, in eine
                              									Retorte, welche auf 600° F. (252° R.) erhitzt wird, worauf man ihn
                              									erkalten läßt, ohne daß atmosphärische Luft zutreten kann.
                           
                        
                           Apparat zur Bildung der gasförmigen
                                 										Schwefelsäure.
                           Der präparirte Bimsstein wird in die drei obersten Abtheilungen eines verticalen
                              									Cylinders gebracht, welche durch drei Schieberregister gebildet werden. Die höchste
                              									Abtheilung ist oben durch einen beweglichen Deckel verschlossen und von der zweiten
                              									Abtheilung durch das erste Register getrennt, während das zweite Register
                              									durchlöchert ist, um zwischen der zweiten und dritten Abtheilung die Communication
                              									herzustellen. Die unterste oder vierte Abtheilung ist von der dritten durch das
                              									dritte Register getrennt und wird leer gelassen. Die dritte Abtheilung hat einen Theil ihres unteren
                              									Umkreises durchlöchert und in ein Gehäuse eingeschlossen, in welches das vom
                              									Schwefelofen herführende Rohr eingelassen wird. Die im Ofen erzeugte schweflige
                              									Säure nebst der erforderlichen Menge atmosphärischer Luft und ein wenig Ammoniakgas
                              									(im Verhältniß von 1 zu 1000 Theilen erzeugter Schwefelsäure) tritt in das Gehäuse,
                              									dringt durch die Löcher in den Seiten der dritten Abtheilung, steigt zwischen den in
                              									dieser Abtheilung enthaltenen Bimssteinstücken, dann durch die Löcher im zweiten
                              									Register und durch die in der zweiten Abtheilung enthaltenen Bimssteinstücke hinauf
                              									und strömt endlich durch ein an der zweiten Abtheilung angebrachtes Rohr in den
                              									Verdichtungsapparat aus.
                           Wenn die katalytische Substanz erneuert werden muß, zieht man das dritte Register
                              									heraus und der Bimsstein in der dritten Abtheilung fällt dann in die vierte. Die
                              									übrigen Register werden nach einander herausgezogen, wodurch jede Beschickung in die
                              									nächst folgende Abtheilung herabgelangt. Man schiebt dann die Register wieder ein,
                              									füllt die oberste Abtheilung mit frisch präparirtem Bimsstein und entleert die
                              									unterste Abtheilung von dem verdorbenen. Der Theil des Cylinders, welcher die
                              									Hauptleitung bildet, wird auf 550 bis 600° F. (187 bis 252° R.)
                              									erhitzt.
                           Diese Anordnung gewährt den Vortheil, daß man die Fabrication nicht zu unterbrechen
                              									braucht, wenn der Bimsstein erneuert werden muß.
                           
                        
                           Apparat zum Verdichten der gasförmigen
                                 										Saure.
                           Der Verdichtungsapparat besteht aus einer Reihe verticaler Säulen aus Steinzeug,
                              									welche am Boden offen sind und in hydraulischen Verschlüssen über der Oberfläche des
                              									in einem Kasten enthaltenen Wassers festgehalten sind. Diese Säulen sind hohl und
                              									aus einzelnen Stücken zusammengesetzt; sie sind innen mit einer Anzahl horizontaler
                              									Lager versehen, aus deren jedem Stücke ausgebrochen sind, damit zwischen dem oberen
                              									Ende und dem Boden jeder Säule eine freie Communication bleibt. Die einzelnen Stücke
                              									der Säulen sind durch hydraulische Verschlüsse mit einander verbunden; ferner sind
                              									die Säulen paarweise mit einander durch gekrümmte Röhren verbunden, um welche man
                              									Wasser laufen läßt, so daß es hydraulische Verschlüsse bildet. Die Lager oder Rippen
                              									in den Säulen tragen die Bimssteinstücke und dienen um das Wasser zurückzuhalten,
                              									welches von den hydraulischen Verschlüssen im oberen Ende der Säulen überlauft.
                           
                           Der Wasserkasten ist sowohl nach der Länge als nach der Quere mit Abtheilungen
                              									versehen, damit das Gas nacheinander durch jede Säule hinauf und hinab ziehen muß.
                              									Das schwefelsaure Gas gelangt von dem Austrittsrohr des mit Registern versehenen
                              									verticalen Cylinders in das obere Ende der ersten Säule (des Verdichtungsapparats),
                              									zieht in derselben hinab, dann längs der Oberfläche des Wassers, bis es durch die
                              									erste Querabtheilung aufgehalten wird; es zieht dann die zweite Säule hinauf in das
                              									obere Ende der dritten, und so fort, bis es die letzte Säule in der ersten Reihe
                              									erreicht, wo es dann durch die in der Längenrichtung angebrachte Abtheilung
                              									aufgehalten und durch die zweite Reihe getrieben wird. Die Gase, welche unverdichtet
                              									bleiben, leitet man in eine bleierne Kammer, die sich in einen Kamin öffnet, welcher
                              									den erforderlichen Zug durch den ganzen Apparat hervorzubringen im Stande ist.
                           Die Auflösung im Wasserkasten ist verhältnißmäßig schwächer, je weiter die Abtheilung
                              									des Kastens, worin sie enthalten, von der ersten Säule entfernt ist; sie nimmt aber
                              									an Stärke zu, während sie eine Abtheilung nach der andern überströmt, bis sie die
                              									erste erreicht, aus welcher sie durch einen Hahn in den Abdampfapparat gelangt.
                           Mit einem solchen Apparat, welcher 44 Säulen von 2 Fuß Durchmesser und 10 Fuß Höhe
                              									enthält, kann man täglich 20 Cntr. Schwefelsäure mit 7 1/2 Cntr. Schwefel
                              									erzeugen.
                           
                        
                           Concentrationsapparat.
                           Derselbe besteht aus einem Cylinder von Steinzeug, in welchem eine Anzahl von
                              									Scheidewänden angebracht ist, deren jede ein Loch in der Mitte hat. Eine Tafel von
                              									kleinerem Durchmesser als der Cylinder, ist über dem Loch in jeder Scheidewand
                              									angebracht. Die Tafeln und Scheidewände sind mit Rippen von einem Zoll Höhe
                              									versehen. Die Schwefelsäure fließt aus dem Verdichtungsapparat durch ein Heberrohr
                              									auf die erste Tafel, von welcher sie in die darunter befindliche Scheidewand
                              									überfließt und so fort durch die ganze Reihe, bis sie den Boden des Cylinders
                              									erreicht, von welchem sie durch ein Heberrohr in einen Behälter ablauft.
                           Im Boden dieses Cylinders ist ein Rohr, welches über den Spiegel der Schwefelsäure
                              									hinaufreicht, durch einen halbkugelförmigen Schild gegen die herabfallende
                              									Flüssigkeit geschützt ist, und einen Strom erhitzter Luft gegen die Tafeln und
                              									Scheidewände des Apparats führt. Die Luft und der erzeugte Dampf entweichen durch
                              									eine Oeffnung im oberen
                              									Ende des Cylinders; man kann sie in die erste Säule der verdichtenden Reihen leiten,
                              									in welchem Falle dieselbe aus Blei verfertigt werden muß, um der Hitze zu
                              									widerstehen.
                           (Das beschriebene Verfahren zur Schwefelsäurefabrication wollte sich R. Laming schon am 4. Septbr. 1848 für England patentiren
                              									lassen; das Patent wurde aber wegen erhobenen Einwands erst am 13. Jan. d. J.
                              									ertheilt. Dasselbe ist offenbar ein Plagiat und stimmt im Wesentlichen mit Schneider's Methode überein, wie eine Begleichung seiner
                              									Abhandlung im polytechn. Journal Bd. CIX S.
                                 										354 mit obigem Patent ergibt. Durch Laming's Patent erfahren wir übrigens, daß die
                              									Eigenschaft des Bimssteins, die schweflige Säure zur Vereinigung mit dem Sauerstoff
                              									der Luft zu disponiren, nach und nach geschwächt wird; vermuthlich stimmt auch
                              										Laming's Apparat zum
                              									Concentriren der flüssigen Schwefelsäure im Wesentlichen mit dem Apparat überein,
                              									welchen Schneider zu diesem Zweck construirte, worüber er
                              									aber bisher nichts veröffentlichte. E. D.)