| Titel: | Ueber die Erzeugung eines brauchbaren Gährungsmittels für die Weißbrodbäckerei statt der gewöhnlichen Bierhefe; von Prof. Balling. | 
| Fundstelle: | Band 112, Jahrgang 1849, Nr. LXV., S. 293 | 
| Download: | XML | 
                     
                        LXV.
                        Ueber die Erzeugung eines brauchbaren
                           								Gährungsmittels für die Weißbrodbäckerei statt der gewöhnlichen Bierhefe; von Prof.
                           									Balling.
                        Aus der encyklopädischen Zeitschrift des Gewerbw., 1848,
                              									S. 457.
                        Balling, über die Erzeugung eines brauchbaren Gährungsmittels statt
                           								der Bierhefe..
                        
                     
                        
                           Gewiß ist es, daß für die Gährung des Mehlteiges ebenso wie für die Gährung der
                              									Branntweinmaische ein aus sich selbst fortpflanzendes Gährungsmittel erzeugt werden könne, nämlich ein in fortwährender, bald
                              									beschleunigter, bald verlangsamter Gährung befindlicher Mehlteig, wovon ein Theil
                              									als Gährungsmittel, der andere Theil zur Fortpflanzung derselben zu verwenden seyn
                              									wird, ganz analog wie dieß mit der Kunsthefe bei der Gährung der Branntweinmaische
                              									geschieht. Es kann jedoch bei diesem Verfahren von einer abgesonderten Fabrication
                              									dieses Gährungsmittels kaum die Rede seyn; der Bäcker müßte dasselbe am besten
                              									bereiten; und es ist in der That nichts neues, denn in Frankreich, wo meist
                              									Weizenbrod gebacken wird, macht man davon schon lange Gebrauch. Es ist dabei nur
                              									manchmal Nachhülfe mit wenig frischer Hefe nothwendig, und nicht zu bezweifeln, daß
                              									man auch hier bei Annahme eines dem französischen ähnlichen Verfahrens der
                              									Brodteigbereitung zu befriedigenden Ergebnissen gelangen werde.
                           Allein dennoch können dabei Fälle vorkommen, daß unter Umständen der Hefenteig sich
                              									matt gährt, und es wären demnach Mittel erforderlich. einestheils dieß zu verhindern,
                              									anderntheils die Gährung zu erkräftigen.
                           Bisher war man nur immer darauf bedacht, zur Gährung des Mehlteiges eine hinreichende
                              									Menge kräftiger Hefe zu beschaffen, ohne zu bedenken daß diese allein dazu nicht
                              									unter allen Umständen ausreicht. Zu einer jeden geistigen Gährung, wozu auch die des
                              									Weißbrodteiges gehört, sind zwei Factoren erforderlich,
                              									nämlich nebst der Hefe, als des die Gährung erregenden
                              									Mittels, auch Zucker, als der die Gährung erleidende
                              									Körper. In dem Mehl, also auch in dem daraus bereiteten Mehlteig, wie er zum Backen
                              									des Weißbrodes und zur Erzeugung anderer Mehlspeisen aus gegohrenem Teig verwendet
                              									wird, ist etwas gährungsfähiger Zucker enthalten. Reines Weizenstärkmehl, reines
                              									Kartoffelstärkmehl, mit Wasser zu Teig angemacht und mit Hefe versetzt gehen nicht
                              									auf; hat man aber dem Wasser etwas Zucker zugesetzt, so geht der Teig auf, und man
                              									bereitet so aus bloßem Kartoffelstärkmehl mit Zusatz von Eigelb, Zucker und Wasser
                              									sehr schmackhafte Torten, worin das Eigelb den Kleber des Weizenmehls in
                              									gewöhnlichem Weißbrod und dergl. Mehlspeisen ersetzt.
                           Allen Hausfrauen ist bekannt, daß man einen jeden Weizenmehlteig durch Zusatz von
                              									etwas Zucker nebst Hefe zum schnellen und kräftigen Aufgehen bringen könne, und wird
                              									davon vielfach in den Haushaltungen Gebrauch gemacht. Auch die Bäcker machen davon
                              									zu verschiedenem weißem Gebäcke vielfachen Gebrauch, theils um es schmackhafter zu
                              									machen, theils um das Aufgehen des Teiges zu befördern.
                           In jedem Mehlteig ist die Menge des darin vorhandenen oder gebildeten Zuckers
                              									gewissermaßen vom Zufalle abhängig; es ist nur wenig darin enthalten. Der
                              									Zuckergehalt desselben reicht wohl zum ersten oder einmaligen Aufgehen des
                              									Mehlteiges hin; allein wenn es sich um die Fortpflanzung der Teiggährung von einem
                              									Einmachen zum andern handelt, würde jedenfalls ein Mattgähren desselben eintreten,
                              									wodurch der Fortschritt der Gährung, wenn auch nicht ganz gehindert, doch sehr
                              									verzögert und verlangsamt würde.
                           Ein Zusatz von Zucker in geeigneter Form zum Mehl beim
                              									Einmachen würde die Dauer der Gährung des Mehlteiges verlängern und erkräftigen,
                              									weil dadurch der Zuckergehalt desselben vergrößert, der Zeitpunkt seiner völligen
                              									Zersetzung durch die Gährung aber hinausgeschoben würde.
                           Ein Zusatz von Zucker in geeigneter Form zum Hefenteig,
                              									mittelst dessen die Fortpflanzung der Gährung desselben bewirkt werden soll, erscheint hier demnach als
                              									unumgänglich nothwendig. Es fragt sich dabei bloß, welche Art von Zucker ist dazu
                              									die geeignetste, und in welcher Menge soll derselbe dazu angewendet werden?
                           Reiner Zucker, es sey dieß gewöhnlicher Rohrzucker und Rübenzucker oder
                              									Stärkmehlzucker in starrer und flüssiger Form, aus Stärkmehl mittelst Schwefelsäure
                              									erzeugt, sind wohl geeignet das Aufgehen des Mehlteiges zu befördern, wenn dabei
                              									zugleich auch eine hinreichende Menge Hefe angewendet wird; indeß ist ein Zusatz
                              									derselben nicht geeignet einen Mehlteig herzustellen, mittelst dessen ohne weitern
                              									Hefenzusatz die Gährung fortgepflanzt werden kann, weil diese Zuckerarten die Hefe
                              									consumiren, und weil sie bei ihrer Gährung keine neue Hefe bilden. Es muß mithin bei
                              									Anwendung solcher Zuckerarten ein vollständiges Mattgähren des Teiges eintreten, in
                              									dem die Gährung nur durch Zusatz von wirklicher Hefe wieder belebt werden kann
                              									– ein Zusatz, denn man eben wegen Abgang an brauchbarer Hefe zu ersparen
                              									strebt.
                           Von einer vortheilhaften Anwendung solcher Zuckerarten hierfür kann demnach keine
                              									Rede seyn. Es ist dazu vielmehr eine Zuckerart oder Zucker in einer solchen Form, in
                              									einer Vereinigung mit solchen Stoffen nothwendig, aus welchen auch neue Hefe
                              									gebildet werden kann, d. i. Zucker, wie er mit Gummi und Kleber in den aus
                              									Gerstenmalz und Getreide erzeugten Würzen, Syrupen und trocknen Extracten enthalten
                              									ist, und wie er selbst im Mehlteig vorkömmt.
                           Bei der Gährung des Mehlteiges wird in demselben ebenfalls neue Hefe gebildet, jedoch
                              									nur in sehr geringer, der zersetzten Zuckermasse proportionaler Menge, die aber
                              									dennoch hinreicht, um, wenn man einen solchen in Selbstgährung gekommenen
                              									Weizenmehlteig in Bierwürze einrührt, diese in Gährung zu versetzen. Wird das Mehl
                              									statt mit Wasser oder Milch mit gewöhnlicher Malzwürze (und ebenfalls Zusatz von
                              									Milch) zu Teig angemacht, und dieser Teig mit Zusatz von etwas Hefe zum Aufgehen
                              									gebracht, so entsteht in demselben während des Aufgehens, und zwar wegen der
                              									Anwendung der Malzwürze, eine größere Menge neugebildeter Hefe, als in dem
                              									gewöhnlichen Mehlteig, ein wirklicher Hefenteig, und wenn nun ein Theil davon
                              									gewöhnlichem Mehlteig zugesetzt wird, ist er im Stande, ohne besondern Hefenzusatz
                              									die Teigmasse zum gehörigen Aufgehen zu bringen, denn die dazu erforderliche Hefe
                              									ist in dem Hefenteig selbst gebildet worden und darin schon enthalten.
                           
                           Man hätte mithin zur Erreichung dieses Zieles nur folgende Bedingungen zu
                              									erfüllen:
                           1) einen solchen Hefenteig mit Zusatz von Malzwürze zu bereiten, um in demselben
                              									selbst die zum Auftreiben des Mehlteiges erforderliche Hefe zu bilden;
                           2) von diesem Hefenteig eine gewisse Portion dem zu erzeugenden Mehlteig als
                              									Gährungsmittel zuzusetzen;
                           3) den Hefenteig aber dadurch fortzupflanzen, daß in den Rest desselben wieder eine
                              									entsprechende Menge Würze und Mehl zugesetzt und eingeknetet wird.
                           4) Zum ersten Ansatz des Hefenteiges ist wirkliche Hefe erforderlich, weiter wird
                              									derselbe aus sich selbst fortgepflanzt. Zeitweilig dürfte ein geringer Zusatz von
                              									Hefe zu demselben nützlich und vielleicht auch nothwendig seyn. Man sieht hieraus,
                              									daß ein solches Verfahren vorzugsweise nur der Bäcker selbst annehmen und befolgen
                              									kann, daß eine separate Fabrication solchen Hefenteigs nicht wohl Platz zu greifen
                              									vermöchte, daß er kaum Handelsartikel werden könnte, daß es aber den Bäcker
                              									befriedigen und von dem Bauer unabhängiger stellen würde, was eben verlangt
                              									wird.
                           Wie soll sich aber der Bäcker diese Gährungsmittel erzeugen oder verschaffen?
                           Die Malzwürze könnte man sich wohl im ungekochten und
                              									ungehopften Zustande, wie sie eben aus dem Maischbottig abfließt, aus den Brauereien
                              									verschaffen; allein dieß würde voraussetzen, daß sie von da immer und zu jeder Zeit
                              									zu erhalten wäre, was nicht der Fall ist. Da wo sie eben zu haben wäre, mag man
                              									davon Gebrauch machen. Der Bäcker könnte sich dieselbe aber auch täglich selbst
                              									erzeugen, und dazu nebst Gerstenmalz auch Kartoffelstärkmehl, rohen Weizen oder
                              									Gerste (als Schrot), so wie selbst auch Mehl aus den genannten Getreidearten
                              									anwenden. Die Einrichtung an Geräthschaften dazu wäre höchst einfach und
                              									unbedeutend, sowie auch das dabei zu befolgende Verfahren nicht schwierig ist.
                           Diese ungekochte Würze würde jedenfalls das kräftigste Gährungsmittel abgeben, weil
                              									sie unter den genannten Substanzen die größte Vergährungsfähigkeit besitzt, welche
                              									zugleich die Bildung der größten Menge neuer Hefe bedingt.
                           Will sich der Bäcker mit der Erzeugung dieses Mittels nicht selbst befassen, sondern
                              									es durch den Handel oder von Andern beziehen, so würde sich für diesen Zweck
                              									immerhin ein in großen Städten rentirender der neuer Industriezweig gründen lassen, wobei es sich von
                              									selbst versteht, daß der Gehalt der Würze an Extract, wovon ihr Werth abhängt, mit
                              									einem Aräometer, am besten mit einem Saccharometer bestimmt werden müßte, und
                              									dieselbe noch ganz frisch und warm an den Bäcker abgegeben werden könnte.
                           Außerdem aber müßte die gewonnene Würze zu Syrup oder
                              									trockenem Extract eingelocht und in diesen Formen in den
                              									Handel gebracht werden. Der Syrup hat die bequeme flüssige Form für sich, vermöge
                              									welcher er sich sehr leicht im Wasser vertheilen und auflösen läßt; das trockene
                              									Extract läßt sich leichter verpacken und versenden. In England bildet dieses Extract
                              									bereits einen Handelsartikel für die Zwecke der Bierbrauereien, und man darf wohl
                              									hoffen, daß auch bei uns bald Fabriken zu dessen Erzeugung behufs der Verwendung für
                              									die Weißbrodbäckerei entstehen werden.
                           Nur muß hervorgehoben werden, daß der Syrup und das trockene Extract durch Kochen der
                              									Würze bereitet werden, und daß eben durch dieses Kochen die Vergährungsfähigkeit
                              									derselben etwas leibet, indeß kaum in einem solchen Grade, daß dadurch ihr Gebrauch
                              									beeinträchtigt würde.
                           Die Menge anlangend, in welcher jenes Extract anzuwenden
                              									wäre, so dürfte uns der Zuckergehalt des Weizenmehls dazu einen Anhalt bieten.
                              									Dieser Zuckergehalt beträgt nach den vorhandenen Analysen desselben 3–4 Proc.
                              									In dem Hefenteig müßte er bedeutend vergrößert, z.B. zum Einmachen von Hefenteig aus
                              									100 Pfund Weizenmehl 8–10 Pfund solches Extract oder eine Menge Würze, worin
                              									soviel Extract enthalten, angewendet werden. Vom Hefenteig aber dürften wieder je
                              									10–20 Pfund auf 100 einzumachendes Weizenmehl genügen, weßhalb der Aufwand an
                              									Extract auf 100 Pfund Mehl im Ganzen nicht groß wäre und nur 1–2 Pfund
                              									betrüge.
                           100 Pfd. trockenes Weizenmehl bedürfen zur Teigbereitung etwa 75 Wasser. Für die
                              									Bereitung des Hefenteigs wäre demnach eine Würze von 12 Proc. Extractgehalt
                              									anzuwenden.
                           100 Pfd. Weizenmehl liefern 110 (kleine Brode oder Semmeln) bis 130 Pfd. (größere
                              									Brode von 3–4 Pfd. Schwere) gebackenes Brod, im Mittel 120 Pfd., und dazu
                              									wäre im Hefenteig eine Menge Extract nothwendig von 1–2 Pfd., wovon das Pfund
                              									höchstens 10 Kr. C.-M. kosten kann. Jeder Bäcker wird hiernach die Kosten der
                              									Anwendung dieses neuen Nahrungsmittels gegen jene der Bier- oder Preßhefe zu
                              									beurtheilen im Stande seyn.
                           
                           Ob vielleicht bei der Bereitung des Backteiges mit Anwendung von Hefenteig auch ein
                              									kleiner Zusatz von Malzwürze oder Extract nützlich wäre, um die Gährung zu
                              									erkräftigen, wird die Erfahrung im Großen am besten entscheiden; er scheint aber
                              									nicht nothwendig zu seyn, und die Versuche haben auch ohne jenen Zusatz ein
                              									günstiges Resultat gegeben.
                           Daß aber ein solcher Hefenteig dem Weißbrod keinerlei unangenehmen oder
                              									Nebengeschmack ertheilen kann (wie auch die Preßhefe), und daß dabei jeder
                              									hopfenbittere Geschmack, welcher selbst der besten Bieroberhefe immer noch eigen,
                              									beseitigt ist, liegt auf der Hand.
                           Man könnte sich versucht fühlen zu glauben, daß ein solcher Vorgang zur Bereitung und
                              									Anwendung des Hefenteigs nicht nothwendig sey, und daß man die Würze, womit derselbe
                              									angemacht wird, für sich vergähren, und die dabei jedesmal gebildete neue Hefe
                              									unmittelbar zur Gährung des Backteigs anwenden könne? Darauf aber ist zu
                              									erinnern:
                           a) daß die Wirkung des Hefenteigs jedenfalls kräftiger
                              									ist, als die der geringen Menge der Würzehefe im isolirten Zustande;
                           b) daß bei der abgesonderten Gährung der Würze dem
                              									Bäcker eine gegohrene Würze verbleibt, die er nicht wohl zu verwerthen im Stande
                              									ist, und die nur auf Branntwein oder Essig benutzt werden kann; endlich
                           c) daß der im Hefenteig verbleibende Antheil
                              									unzersetzten Extractes der Würze das Gewicht des Brodes um soviel vergrößert, mithin
                              									ein Theil des Extractes im Brode wieder bezahlt wird.
                           Nach den vorstehend entwickelten Ansichten hat der Verfasser folgenden praktischen
                              									Versuch angestellt:
                           Erster Tag. 1 Pfd. Weizenmehl wurde mit 3/4 Pfd. Würze von 15° R. Temperatur
                              									und 12 Proc. Extractgehalt, welcher vorerst 2 Loth gute, frische, breiige
                              									Bieroberhefe zugesetzt und damit so lange stehen gelassen worden, bis die Gährung
                              									eintrat, zu Teig gemacht, welcher ziemlich consistent war. Da jedoch anzunehmen
                              									stand, daß die Gährung des Hefenteigs und die Bildung der neuen Hefe in einem dünnen
                              									Teige besser und ungehinderter vor sich gehen werde, als in einem consistentern, so
                              									wurde noch 1/4 Pfd. derselben Würze zugesetzt und eingerührt, worauf das Ganze der
                              									Ruhe überlassen wurde, um den Eintritt und Fortgang der Gährung des Hefenteigs
                              									abzuwarten.
                           Zweiter Tag. Der Hefenteig war sehr gut aufgegangen, dabei hoch gestiegen und sehr
                              									blasig; die Hefenbildung war bereits eingetreten; die Gährung dauerte noch fort.
                              									Etwa 1 Pfd. davon wurde abgenommen, mit 1/2 Pfd. Milch (und Wasser) versetzt
                              									aufgerührt und nun 1 Pfd. Weizenmehl eingearbeitet, um Backteig herzustellen,
                              									welcher in einem irdenen Gefäße an einen warmen Ort gestellt wurde, um das Aufgehen
                              									desselben abzuwarten.
                           Hierauf wurde dem Hefenteig 1/2 Pfd. derselben Würze und 1/2 Pfd. Weizenmehl
                              									zugesetzt, gleichförmig eingerührt und derselbe wieder in einem Locale von
                              									14° R. Temperatur zur Fortgährung hingestellt. Nach 1 1/2 Stunden war der
                              									Backteig gehörig aufgegangen; es wurden zwei Brode daraus geformt, und nachdem
                              									dieselben in 1/2 Stunde wieder aufgegangen waren, auf einem Bleche in einer
                              									Bratröhre von Eisenblech (in einem sogenannten Sparherde) gebacken. Nach dem
                              									Erkalten waren diese Brode gut ausgebacken, locker und wohlschmeckend.
                           Dritter Tag. Der Hefenteig war wieder gut aufgegangen. Etwa 1/2 Pfd. davon wurde mit
                              									3/4 Pfd. Milch und Wasser angerührt und 1 Pfd. Weizenmehl zur Bereitung von Backteig
                              									eingeknetet, zum Aufgehen hingestellt.
                           In den zurückgebliebenen Hefenteig wurde 1/4 Pfd. derselben Würze und 1/4 Weizenmehl
                              									eingerührt und der Fortgährung überlassen. Der Backteig aber wurde wie unter 2.
                              									behandelt, daraus vier kleinere Brode geformt und gebacken. Die Qualität des
                              									Gebäckes war dieselbe.
                           Vierter Tag. Der Hefenteig wieder gut aufgegangen. Es wurde wie am vorigen Tage
                              									verfahren und dasselbe Resultat erhalten.
                           Fünfter Tag. Der Hefenteig gut aufgegangen. Bei gleichem Verfahren wurde ein gleiches
                              									Resultat erzielt.
                           Sechster Tag. Die Resultate waren den vorigen gleich.
                           Siebenter Tag. Zum Ankneten des Backteigs wurde statt des Wassers etwas Würze von 2
                              									Proc. Gehalt zugesetzt. Das erhaltene Resultat war dasselbe.
                           Achter Tag. Das Verfahren zum Anmachen des Backteigs und zur Fortpflanzung des
                              									Hefenteigs wurde wie früher fortgesetzt und ein gleiches Resultat erhalten.
                           Neunter Tag. An diesem Tage wurden die Versuche beendigt.
                           Eine kleine Menge des gährenden Hefenteigs wurde in warme abgekochte Milch
                              									eingerührt; sie kam augenblicklich zum Gerinnen.
                           In dem ganzen übrigen noch vorhandenen Hefenteig wurde soviel Weizenmehl eingeknetet,
                              									als zur Herstellung des consistentern Backteigs nothwendig erschien, dieser dem
                              									Aufgehen überlassen, dann vier Brode daraus geformt und diese gebacken. Sie waren
                              									sehr gut aufgegangen, hatten aber, zwar keinen bittern, jedoch einen merkbaren Hefengeschmack. Es war
                              									mithin zu viel Hefenteig angewendet worden, was jedoch nur der Beendigung der
                              									Versuche wegen geschah.
                           Aus den Resultaten dieser vorläufigen Versuche im Kleinen geht hervor:
                           1) daß sich der gährende Hefenteig nach dem vorgeschlagenen und in Anwendung
                              									gebrachten Verfahren wirklich fortpflanzen läßt;
                           2) daß ein Zusatz von 1/4 (im Großen gewiß noch weniger) solchen Hefenteigs zum
                              									Backteige genügt, um denselben zum gehörigen Aufgehen zu bringen;
                           3) daß ein Zusatz von Würze zum Backteige zur Beförderung seines Aufgehens nicht
                              									unumgänglich nothwendig erscheint;
                           4) daß die dem Backteige zugesetzte Milch bei dem Aufgehen desselben gerinnt, und
                              									derselbe demnach ein gleichartiges Gemenge mit dem daraus ausgeschiedenen Käse und
                              									Molken ist.
                           5) Jede Probe Backteig wurde gesalzen und das zugesetzte Salz zeigte sich der Gährung
                              									ebenfalls nicht hinderlich.
                           6) Die Versuche wurden nur durch acht Tage fortgesetzt; der zu dieser Zeit vorhandene
                              									Hefenteig war aber von einer solchen Beschaffenheit, daß er noch eine weitere
                              									Fortpflanzung gestattet hätte. Wie lange eine solche möglich ist, ehe ein Zusatz von
                              									neuer Hefe zur Erkräftigung oder eine neue Herstellung desselben nothwendig ist,
                              									wurde nicht ermittelt. Jedenfalls wäre es schon ein großer Gewinn, wenn man nur
                              									jeden achten Tag frische Hefe bedürfte.
                           7) Ein Sauerwerden des Hefenteigs ist in dieser Zeit nicht eingetreten; der Geruch
                              									des gährenden Hefenteigs schien etwas Aromatisches zu besitzen. Jedenfalls aber
                              									steht ein endliches Sauerwerden desselben zu befürchten, in welchem Falle dann
                              									angezeigt wäre, ihn mit frischer Hefe und Würze von Neuem zu bereiten. Seine
                              									Aufbewahrung in einem bedeckten Gefäße in einem Locale, dessen Temperatur nicht über
                              									14° R. steigt, und der Gebrauch einer Würze zu seinem Anmachen von wenigstens
                              									12 Proc. Gehalt, dürften dieses Sauerwerden am besten hinhalten.