| Titel: | Ueber Meßinstrumente mit constanten Winkeln (Linsen- und Prismenporrhometer). Von Dr. Hermann Schlagintweit aus München. | 
| Autor: | Dr. Hermann Alfred Rudolph Schlagintweit [GND] | 
| Fundstelle: | Band 112, Jahrgang 1849, Nr. LXXIV., S. 334 | 
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                        LXXIV.
                        Ueber Meßinstrumente mit constanten Winkeln
                           								(Linsen- und Prismenporrhometer). Von Dr. Hermann Schlagintweit aus München.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									VI.
                        Schlagintweit über Meßinstrumente mit constanten
                           								Winkeln.
                        
                     
                        
                           Einleitung.
                           Das Bedürfniß nach einem genauen aber möglichst compendiösen Meßinstrumente bei den
                              									Gletscherstudien, welche ich mit meinem Bruder (Adolph) unternahm, leitete mich auf
                              									den Versuch, in die Construction der Meßinstrumente ein neues Princip einzuführen,
                              									nämlich statt der veränderlichen Winkel einige wenige aber constante
                              									einzuführen.
                           Bei jenen Messungen nämlich, mit dem Theodoliten, dem Astrolabium, Spiegel-
                              									und Prismenkreisen etc. und den übrigen Instrumenten, denen getheilte
                              									Horizontal- und Verticalkreise zu Grunde liegen, werden die gesuchten
                              									Dreiecke dadurch bestimmt, daß man von einer gegebenen bekannten Standlinie
                              									ausgehend, die Winkel mißt und dann mit Hülfe der trigonometrischen Tabellen die
                              									übrigen Stücke des Dreieckes berechnet. Bei jenen beiden Instrumenten jedoch, deren
                              									Beschreibung den Gegenstand dieser Abhandlung bildet, ist die Methode der Bestimmung
                              									eine etwas verschiedene. Wir haben zwar in dem einen dieser Instrumente, nämlich im
                              									Prismenporrhometer, einen getheilten Kreisbogen, der auf 4' ablesbar ist; er ist für
                              									manche Nebenarbeiten sehr bequem, im Ganzen aber für den Gebrauch des Instrumentes
                              										unwesentlichIch bitte darüber weiter unten nachzusehen. und das Linsenporrhometer hat selbst diesen nicht. Beim Gebrauch beider
                              									Instrumente bleibt uns die Wahl zwischen 5 bis 9 Winkeln, deren Größe wir mit
                              									möglichster Schärfe kennen. Wir nehmen von diesen in einem gegebenen Fall jenen, der
                              									uns als der passendste erscheint, und suchen nun unsere Entfernung vom Gegenstand so
                              									groß zu machen, daß derselbe unserem Auge genau unter dem ausgewählten Winkel
                              									erscheint. Ist in dem Dreiecke, welches auf diese Weise entsteht, der 2te Winkel ein
                              										rechterIn beiden Instrumenten ist dafür gesorgt, die Construction der Perpendikel
                                    											vollziehen zu können., so ist dieses Dreieck trigonometrisch in all seinen Theilen bestimmt. Geben
                              									wir ferner jenen Winkeln, welche wir in unseren Instrumenten als die constanten herzustellen
                              									suchten, eine Größe welche ein sehr einfaches Verhältniß der Katheten eines
                              									rechtwinkeligen Dreieckes bedingt, so wird der Gebrauch des Instrumentes sehr
                              									bequem.
                           
                              
                              Fig. 1, Bd. 112, S. 335
                              Haben wir z.B. eine senkrechte Linie zu messen, so suchen wir eine Entfernung von
                                 										derselben zu finden, von welcher aus diese Linie uns genau unter dem gewählten
                                 										Winkel erscheint. Heißen wir Fig. 1
                                 										Bei der Bezeichnung der Figuren wurden so viel als möglich die gleichen
                                       												Buchstaben gewählt, und zwar folgende:
                                       												AB für die zu messende Linie. P = Standpunkt des Porrhometers. F = Fußpunkt des Beobachters. O = Auge. SSSS = Standebene. – Jene Figuren, welche den Gang der
                                       												Lichtstrahlen durch Linsen oder Prismen nachzuweisen hatten, wurden mit
                                       												weißen Linien auf schwarzem Grunde gezeichnet. diesen Winkel n, und sollen für diesen die
                                 										Tangenten sich verhalten wie 2 zu 1, so dürfen wir in diesem Falle nur unsere
                                 										Entfernung vom Gegenstand mit der Schnur oder Kette messen, und die erhaltene
                                 										Länge mit 2 multipliciren, um die Größe der zu messenden Senkrechten zu
                                 										erhalten.
                              
                           Dieses ist, in Kürze angegeben, die Methode, welche wir beim Gebrauch unserer
                              									Instrumente befolgt wissen möchten. Das Princip, welches beiden Instrumenten zu
                              									Grunde liegt, ist ganz dasselbe, so verschieden auch ihre äußeren Formen sind.
                           Wir haben diese Instrumente PorrhometerMit „Distanzmesser“ verbindet man bekanntlich einen
                                    											andern Begriff, deßhalb vermieden wir diese Bezeichnung. (ποῤῥώμετρον)
                              									d.h. Entfernungsmesser genannt; man könnte das erste als Linsen-, das zweite
                              									als Prismenporrhometer bezeichnen.
                           Ehe wir im einzelnen auf Construction und Anwendung eingehen, wollen wir sehen, wie
                              									sich bei der Vergleichung unserer Instrumente mit den gewöhnlichen Meßinstrumenten
                              									Vortheile und Nachtheile gegenüber stehen.
                           Der erste und wesentliche Vortheil für uns ist die bequeme einfache Form der
                              									Porrhometer. Das Linsenporrhometer ist ein Cylinder von 3 P. Zoll Durchmesser und
                              									2,9 P. Zoll Höhe; das Prismenporrhometer hat kaum 2,5'' im Durchmesser und eine Höhe
                              									von 1,4'' (Gewicht 10 Loth!).
                           Ungeachtet dieser außerordentlich kleinen Dimensionen hat jedes unserer Instrumente
                              									eine Genauigkeit bis 1'. Die Fehlergränzen unserer Instrumente sind demnach:
                           
                           da tg. 1' = 0,00029089
                           für eine Entfernung des Gegenstandes
                           von 10 Fuß = 0,0029089 Fuß,
                           von 50 Fuß = 0,0145445 Fuß,
                           von 100 Fuß = 0,0290890 Fuß,
                           von 500 Fuß = 0,1454450 Fuß,
                           von 1000 Fuß = 0,2908900 Fuß.
                           Da Entfernungen von 1000 Fuß für terrestrische Gegenstände und für Meßinstrumente
                              									ohne Fernröhren schon eine bedeutende ist, so können wir die Genauigkeit von einer
                              									Minute wohl als hinreichend ansehen.
                           Beim Gebrauche der Porrhometer haben wir ferner nur eine einzige Linie zu messen; die
                              									übrigen Linien lassen sich leicht durch kleine arithmetische Functionen finden;
                              									trigonometrische Tafeln und die damit verbundenen Berechnungen sind dabei
                              									überflüssig. Nur in ganz speciellen Fällen können wir uns auch für diese Instrumente
                              									der Tafeln bedienen. Dahin rechne ich zum Beispiel die Aufgabe, Winkel aus ihren
                              									gefundenen Functionen, z.B. den Fall einer schiefen Ebene zu bestimmen. In den
                              									meisten dieser Fälle genügt es, diese Functionen selbst anzuführen; wir sagen
                              									demnach mit gleicher Verständlichkeit, eine Ebene hat 1' Fall auf 10' Länge, als sie
                              									hat 5° 40' Neigung.
                           Mit dem Prismenporrhometer können wir ohnehin Winkel indirect bis zu einer
                              									Genauigkeit von 4' bestimmen.
                           Unvermeidlicher sind die Tabellen, wenn wir die Instrumente zu
                              									Triangulations-Operationen gebrauchen, was wir besonders beim
                              									Prismenporrhometer unbeschadet der Genauigkeit thun können. Für diesen Zweck vor
                              									allem ward eine Tabelle (Tab. IV.) der Sinuse und Tangenten angefügt. Ich habe die
                              									Functionen selbst, nicht ihre Logarithmen angegeben, weil für unsere Fälle die
                              									Genauigkeit auch nichtlogarithmischer Rechnungen hinreicht.
                           Ein Einwurf gegen unsere Instrumente könnte ferner darin gesucht werden, daß das
                              									Messen einer nicht willkürlich gewählten, sondern durch die Localverhältnisse
                              									bedingten Linie nicht selten schwierig auszuführen sey; ich glaube es sind auch von
                              									dieser Seite wenige Hindernisse zu erwarten, da eine besondere Einrichtung unseres
                              									Instrumentes es möglich macht, von größern Linien nur sehr kleine Theile zu messen.
                              									(Besonders günstig ist auch in dieser Beziehung das Prismenporrhometer.)
                           Zu den Nachtheilen unserer Instrumente gegenüber dem Theodoliten und allen ähnlichen,
                              									wenn sie mit Fernröhren versehen sind, gehört die geringere Schärfe im Einstellen.
                              									Doch kann mit einiger Uebung die Genauigkeit von 1' sicher erreicht werden; im Auge
                              									liegt bei mäßig gutem Gesicht kein Hinderniß, da z.B. nach Huek's BeobachtungenRudolph Wagner's
                                    											Handwörterbuch der Physiologie, Lief. 14, S. 331. ein schwarzer Punkt auf weißem Grunde noch unter einem Winkel von 2,6''
                              									sichtbar war.
                           An ein Tascheninstrument wie das unserige wird man ohnehin
                              									keine Forderungen stellen wie an den Theodoliten, ein Instrument, welches an Masse
                              									und Gewicht, an Umständlichkeit der Handhabung und des Transportes, an Kostenaufwand
                              									etc. auch ungleich größere Schwierigkeiten dem Beobachter entgegenstellt. Für à-la vue-Aufnahmen, für Gegenstände
                              									von mäßiger Entfernung, als ausschließliches Reise- und Tascheninstrument für
                              									Naturforscher, besonders Geologen, für Forstleute, Officiere, Techniker etc. wird
                              									es, wie ich hoffe, obgleich das compendiöseste seiner Art, doch hinlänglich
                              									praktische Geltung erlangen.
                           
                        
                           A.Das Linsenporrhometer.
                           
                              I. Construction.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 112, S. 337
                                 Seine Theile sind folgende: (Fig. 2.)
                                 I. Eine kleine Ocularplatte (a¹) mit einer
                                    											kreisrunden Oeffnung (b¹) im Centrum von
                                    											1''' Durchmesser (ohne Glas), welche durch eine Platte (c¹) verschlossen werden kann, um das
                                    											Eindringen von Staub zu verhindern.
                                 II. Das Mittelstück. Dieses besteht aus einem kleinen (a²) und einem größeren Cylinder (b²) und aus einer Metallplatte in der Mitte (c²).
                                 
                              Der kleinere Cylinder von 11''' Länge, 14''' DurchmesserAlle Angaben beziehen sich auf das Pariser Duodecimalmaaß. trägt am hintern Ende durch ein Gewinde den Oculartheil. Am vordern ist
                                 										sein Rand etwas nach außen umgebogen, um ein vollständiges Herausziehen aus dem
                                 										dickeren Cylinder zu verhindern. An seiner äußeren Fläche trägt er fünf
                                 										kreisrunde Striche, welche mit 0,5, 1 und 2 bezeichnet sind; dieß sind die
                                 										Einstellungsmarken.
                              Dieser Cylinder geht in einer Metallplatte (2 c) von
                                 										2'' 5,5''' Durchmesser auf und nieder. Um ihm da eine senkrechte Stellung zu
                                 										sichern, ist die
                                 										runde Oeffnung dieser Platte mit einem kleinen Cylinderchen (d³) von 2 Linien Länge ausgefuttert; eine
                                 										größere Länge dieses Cylinders würde nur die Reibung unnöthig vermehren; auch
                                 										wurde dadurch das möglichst vollständige Ausziehen des Ocularcylinders, oder das
                                 										tiefe Eindrücken desselben nach dem Gebrauche verhindert; beides würde das
                                 										Instrument unnöthig vergrößern. Am äußeren Rande muß der kleinere Cylinder in
                                 										der Platte möglichst eben geschliffen seyn, um die Einstellungslänge mit
                                 										Genauigkeit anpassen zu können. Der größte Cylinder am ganzen Instrumente ist
                                 										jener, welcher die Metallplatte mit dem Objectivtheile verbindet. Er hat
                              1'' 7''' Länge,
                              2'' 4,9''' Durchmesser,
                              und trägt an beiden Enden nach innen die verbindenden
                                 										Schraubengänge. Alle Cylinder sind an der inneren Seite mit einem schwarzen,
                                 										glanzlosen Kienrußpigmente überzogen, um Lichtreflexe im Innern zu
                                 										vermeiden.
                              III. Der Objectivtheil ist jener, welcher die beiden Gläser enthält; ein kleiner,
                                 										flacher Cylinder (a³); nach hinten ist er
                                 										gerade, nach vorne ist seine äußere Fläche so weit ausgeschnitten (b³), daß beim Gebrauch des Instrumentes das
                                 										innere Ende nicht gesehen werden kann. In seiner Mitte befindet sich ein kleiner
                                 										vorspringender Rand, welcher die Gläser trägt (c³). Diese sind:
                              
                                 
                                    
                                    1)
                                    ein Concavglas (d³)
                                    
                                 
                                    von
                                    
                                    2,7'' Durchmesser,
                                    
                                 
                                    
                                    
                                    7,02'' Krümmungsradius (6,62'' Brennweite).
                                    
                                 
                              2) Ein Planglas (e³) vor dem Concavglas.
                                 										Diesem sind auf der vorderen, dem Concavglase nicht zugekehrten Seite folgende
                                 										Linien eingeritzt:
                              
                                 
                                    1.2.3.
                                    ein Kreis von 2,27   26''Den Durchmessern wurde deßwegen die möglichste Schärfe gegeben,
                                             														weil ich anfangs glaubte nur eine
                                             														Einstellungslinie zu bekommen. Da aber eine Linse für jeden
                                             														neuen Winkel eine neue Einstellungslinie fordert, so können
                                             														zugleich kleine Ungenauigkeiten in der Länge der Durchmesser
                                             														empirisch corrigirt werden.ein Kreis von 1,59   13''ein Kreis von
                                       												0,93   16''
                                    
                                       
                                       
                                    Durchmesser.
                                    
                                 
                                    
                                    (alle drei sind concentrisch);
                                    
                                    
                                    
                                 
                                    4.
                                    zwei auf einander rechtwinkelige Durchmesser,
                                    
                                    
                                 
                              welche bis an die Peripherie des größten Kreises
                                 										ausgezogen sind.
                              
                              IV. Der Deckel ist, wie bei den gewöhnlichen Fernröhren, mit elastischen Wänden
                                 										versehen; bei der großen vorderen Oeffnung und dem geringen Durchmesser des
                                 										Concavglases in der Nähe des Centrums ist er keineswegs unwesentlich.
                              Ist das Instrument zusammengesetzt, so werden alle Schrauben fest eingerieben, um
                                 										zufällige Verschiebungen möglichst zu verhüten; dann führt man über die
                                 										Vereinigungslinie von je zwei Schrauben einen kleinen senkrechten Schnitt. Bei
                                 										dem Auseinanderlegen und Wiederzusammensetzen des Instrumentes müssen die beiden
                                 										Theile dieser Einschnitte wieder genau in einer Linie liegen als Kriterium für
                                 										den normalen Stand der Schrauben; wären die Schrauben zu wenig, oder zu
                                 										gewaltsam eingerieben, so würde dieß immer eine Aenderung im senkrechten
                                 										Abstande des Ocularausschnittes von den Gläsern des Objectives zur Folge haben,
                                 										was eine nicht unbedeutende Fehlerquelle werden könnte.
                              Zur Construction des Instrumentes gehört noch die Bestimmung der
                                 										Einstellungslinien am kleinen Cylinder. Um den normalen senkrechten Abstand des
                                 										Ocularausschnittes von dem Objectivtheil zu finden, wird ein Theodolit benutzt.
                                 										Man wählt am besten einen solchen, dessen Horizontalkreis noch auf
                              10'' ablesbar ist.
                              Man sucht nun mit dem beweglichen Fernrohr zwei Gegenstände in mäßiger
                                 										Entfernung, etwa 300–400', welche deutliche Bestimmungspunkte bieten, und
                                 										vom Standpunkte des Beobachters gesehen, um einen Winkel von
                              63° 26' 6''
                              auseinander liegen.
                              Dann wird der kleine Cylinder des Instrumentes so weit ausgezogen, bis die
                                 										gewählten Punkte an den beiden Gegenständen genau mit den Enden des größten
                                 										Durchmessers zusammenfallen, wenn man das Porrhometer über den Theodoliten hält;
                                 										um diesen Stand des kleinen Cylinders später wieder herstellen zu können, macht
                                 										man rings um denselben hart an der Kante des kleinen Reifes, von dem er umgeben
                                 										und gehalten wird, eine kreisförmige Marke und bezeichnet sie mit
                              „2“.
                              Auf dieselbe Weise wird mit dem Theodoliten ein Winkel von 45° gesucht;
                                 										der kleinere Cylinder in den größern eingeschoben, bis die Enden als Durchmesser
                                 										im mittleren Kreise mit den Gränzen dieses Winkels zusammenfallen. Auch hier
                                 										macht man eine Marke und bezeichnet sie mit
                              „1“.
                              
                              Der dritte Winkel von
                              26° 33' 54''
                              muß auf dieselbe Weise mit dem Durchmesser des dritten
                                 										Kreises coincidiren; jener Einstellungsstrich, der ihm entspricht, wird mit
                              
                                 „0,5“
                                 
                              bezeichnet.
                              Wir stellten dann auf ähnliche Weise einen Winkel her, den wir mit
                                 											„0,5“, einen anderen den wir mit
                                 											„2,5“ bezeichneten; von diesem im Capitel über die
                                 										Anwendung.
                              Bei der Aufstellung und Benutzung des Theodoliten darf das Versicherungsfernrohr
                                 										als Bürge für den unveränderten Stand während des ganzen Versuches nicht
                                 										vergessen werden. Mit genauem Nivelliren des Horizontalkreises braucht man sich
                                 										nicht lange aufzuhalten, da es für unsern Zweck gleichgültig ist, ob die
                                 										betreffenden Winkel in einer senkrechten oder in einer etwas geneigten Ebene
                                 										liegen. Der Theodolit, welchen ich benutzte (von Fraunhofer, Uzschneider und Liebherr), war
                                 										mit seinem Nonius von 10 zu 11 Secunden ablesbar. Ich wählte daher statt
                              63° 26'   6''
                              63° 26' 11''
                              und statt
                              26° 33' 54''
                              26° 33' 50''
                              eine Differenz, welche zu klein ist, um praktische
                                 										Berücksichtigung zu verdienen.
                              Mein Linsenporrhometer wurde im optischen Institut von Merz und Söhne in München mit der
                                 										anerkannten Sorgfalt und Genauigkeit dieser Anstalt verfertigt.
                              Bei vielen einleitenden Versuchen und manchen provisorischen Apparaten, sowie bei
                                 										der Verfertigung und der Controle beider Instrumente unterstützte mich Hr. Dr. Ludwig Merz auf das
                                 										zuvorkommenste, wofür ich ihm ungemein verbunden bin.
                              
                           
                              II. Anwendung.
                              Beim Gebrauch dieses Porrhometers müssen die Durchmesser als einzelne Linien und
                                 										jene Dreiecke betrachtet werden, deren Spitze in unserem Auge liegt, deren Basis
                                 										die Durchmesser des größeren, mittleren und kleineren Kreises bilden.
                              
                              Die geraden Linien als solche leisten bei der Verlängerung von Geraden gute
                                 										Dienste und sind als Hülfslinien bei der Construction der Perpendikel zu
                                 										gebrauchen.
                              Auch die gleichschenkligen Dreiecke, welche ich oben angeführt, stehen, wenn man
                                 										sie als gleichschenklige benutzt, noch nicht in unmittelbarer Beziehung zu den
                                 										Hauptaufgaben dieses Instrumentes; sie erleichtern vorzüglich die Construction
                                 										der Perpendikel und unterstützen die Lösung einiger anderer constructiver
                                 										Fragen, meist von untergeordnetem Werthe.
                              Dieselbe wollen wir erst weiter unten, bei der Behandlung specieller Fälle
                                 										betrachten, um Wiederholungen zu vermeiden.
                              Bei weitem das wichtigste, die Basis fast aller Operationen mit dem Porrhometer,
                                 										sind die Winkel, welche an der Spitze dieser Dreiecke liegen. Stellt man nämlich
                                 										das Instrument auf die Marke „2“ ein und sucht jenen
                                 										Winkel, dessen Schenkel durch die Endpunkte des einen Durchmessers im größten
                                 										Kreise gehen und im Auge des Beobachters sich schneiden, so ist der so gebildete
                                 										Winkel
                              = 63° 26' 6'',
                              wie aus dem Mechanismus der Construction schon
                                 										aposteriorisch hervorgeht.
                              Eben so ist, wenn der kleine Cylinder des Instrumentes am Einstellungsstrich
                                 											„1“ steht, der Winkel der durch den Durchmesser des
                                 										mittleren Kreises bestimmt ist,
                              = 45°
                              und jener der dem Durchmesser des kleinsten Kreises
                                 										gegenüber liegt
                              = 26° 33' 54''.
                              Jeder dieser drei Winkel, wenn er in einem rechtwinkligen Dreiecke vorkömmt,
                                 										bedingt ein sehr günstiges, einfaches Verhältniß der Katheten zu einander.
                              Ist nämlich in einem rechtwinkligen Dreieck ein Winkel
                              = 63° 26' 6'',
                              so verhält sich die gegenüberliegende Kathete zur
                                 										anliegenden
                              = 2 : 1.
                              In einem rechtwinkligen Dreiecke, wo beide Winkel
                              = 45°
                              sind, verhalten sich die beiden Katheten
                              = 1 : 1.
                              Wenn der eine Winkel
                              = 26° 33' 54'',
                              so ist ihr Verhältniß
                              = 1 : 2.
                              
                              Tragen wir diese Gesetze, deren Begründung ich mir für die mathematischen
                                 										Entwickelungen des nächsten Abschnittes versparen will, auf einen praktischen
                                 										Fall über, so mögen sie sich ungefähr wie folgt anwenden lassen. Wählen wir den
                                 										einfachsten Fall, nämlich eine senkrechte Linie zu messen. Wir stellen das
                                 										Instrument so, daß der untere Schenkel des Visionswinkels möglichst horizontal
                                 										liege, um dadurch die Eigenhöhe des Beobachters, oder besser seines
                                 										Instrumentes, nicht in Rechnung bringen zu müssen.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 112, S. 342
                                 
                              Dann nähert man sich dem Gegenstande so lange, bis bei
                                 										eingestellter betreffender Marke die Linie AB'
                                 										,
                                 										Fig. 3,
                                 										mit dem Durchmesser eines Kreises zusammenfällt, oder, was dasselbe ist, bis wir
                                 										den Gegenstand unter einem Winkel von
                              
                                 
                                    
                                    63° 26' 6''
                                    
                                 
                                    oder   
                                    45°
                                    
                                 
                                    oder
                                    26° 33' 54''
                                    
                                 
                              sehen; es verhält sich dann
                              AB' : AP
                                 									
                              die Höhe des Gegenstandes zu unserer Entfernung
                              = 2 : 1
                              = 1 : 1
                              = 1 : 2
                              d.h. der gemessene Gegenstand ist im ersten Falle zweimal
                                 										so groß als unsere Entfernung; im zweiten Falle eben so groß und im dritten
                                 										Falle 1/2mal so groß.
                              Ist die Entfernung als die zugängliche Linie direct gemessen, so kann man mit der
                                 										einfachsten Multiplication die Höhe von AB
                                 										' finden:
                              
                                 
                                    
                                    B'P = BF
                                    
                                 
                                    folglich   
                                    AB = A
                                       												B' + B
                                       												B'
                                    
                                 
                                    
                                    = P
                                       												F + B
                                       												F
                                    
                                 
                              = der Summe aus unserer Entfernung vom Gegenstand und der
                                 										Höhe des Porrhometers, wobei B
                                 										'
                                 										P als horizontal angenommen wurde.Ueber das Horizontalstellen dieser Linie siehe unten praktische
                                       												Fälle.
                                 									
                              Neben den Linien, welche in verticalen Ebenen vorkommen, sind es jene der
                                 										Horizontalebenen, welche am häufigsten vorkommen. Auch von diesen wollen wir
                                 										hier einen ganz allgemeinen Fall provisorisch erklären.
                              
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 112, S. 343
                                 
                              Es sey (Fig.
                                    											4) in der Ebene ss die Linie AB zu messen. Der Beobachter nähert sich auch
                                 										dießmal der Linie so lange, bis sie mit einem Durchmesser zusammenfällt, wobei
                                 										das Einstellen des Instrumentes auf jene Marke, welche dem betreffenden
                                 										Durchmesser entspricht, nicht vergessen werden darf. Hat man diesen Standpunkt
                                 										in F gefunden, und denselben zugleich so gewählt,
                                 										daß PA
                                 										, die Linie vom Auge des Beobachters zur Linie AB
                                 										, senkrecht auf AB
                                 										stehe, so wird der Winkel amb dem benützten
                                 										Winkel des Instrumentes genau entsprechen; das Verhältniß von AP zu AB ist
                                 										somit gefunden.
                              AP kann zwar nicht direct gemessen, aber sehr
                                 										leicht durch Rechnung gefunden werden,
                              AP² = PF² + AF²,
                              weil AP die Hypotenuse
                                 										des rechtwinkligen Dreieckes
                              APF ist,
                                 										AP = √(FP² + AF²,)
                              wobei AF die Entfernung
                                 										des Standpunktes des Beobachters von dem Punkte A,
                                 										OF die Höhe des Instrumentes bedeutet.
                              Will man an den Endpunkten der Linie verticale Stangen aufstellen lassen, welche
                                 										mit uns von einer Höhe sind, und auf diese visiren, so kann man sich auch diese
                                 										Wurzelausziehung ersparen.Durch eine Tabelle im praktischen Theile können wir obige
                                       												Wurzelextraction durch eine ganz einfache Substitution ersetzen.
                                 									
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 112, S. 343
                                 
                              Es wird nämlich (Fig. 5):
                                   a'b' = ab
                                 									
                                   a'P = aF,
                              folglich verhält sich
                                   a'P : a'b'
                                    										
                                 									
                              = a'P
                                 										: ab
                                 									
                              = aF : ab.
                              
                           
                              
                              III. Mathematische
                                    										Begründungen.
                              Unsere Aufgabe bei der Berechnung dieses Instrumentes war, Winkel herzustellen,
                                 										welche in einem rechtwinkeligen Dreiecke vorkommend, die einfachsten Tangenten
                                 										bedingten. Wir wählten als solche die Verhältnisse der Katheten gleich
                              1 : 2
                              1 : 1
                              2 : 1.
                              Die entsprechenden Winkel sind dann:
                              26° 33' 54''
                              45°
                              63° 26' 6''.Diese Entwickelungen gelten auch als Basis für die constanten Winkel des
                                       												Prismenporrhometers.
                                 									
                              Denn sind die Tangenten eines rechtwinkligen Dreieckes = 1, so ist der jeder
                                 										Kathete gegenüberliegende Winkel = 45°.
                              Verhalten sich die beiden Katheten = 1 : 2, so ist für den der größeren Kathete
                                 										gegenüberliegenden Winkel (Fig. 6.)
                              
                                 
                                 Textabbildung, Bd. 112, S. 344
                                 
                              AB/BC = 2 = tg n
                                 									
                              log. 2 = log. tg n
                                 									
                              
                                 
                                    0,301  
                                    0300
                                    =
                                    
                                       log. tg
                                       
                                    
                                       n
                                       
                                    
                                 
                                       300
                                    9994
                                    
                                    
                                    n = 63° 26' 6''
                                    
                                 
                                    
                                    0306
                                    
                                    
                                    
                                    
                                 
                                    
                                    –––––
                                    
                                    
                                    
                                    
                                 
                                    
                                       52,67
                                    =
                                    6.
                                    
                                    
                                 
                              Für jenen Winkel, welcher der kleineren Seite gegenüber liegt
                              ist n = 26° 33' 54''.
                              Um diese Winkel bei unsern Messungen benützen zu können, mußten sie dargestellt
                                 										werden als Theile von Dreiecken, welche wir in jedem Augenblick wiederherstellen
                                 										konnten.
                              Ein Dreieck wird bestimmt durch drei Punkte, oder was dasselbe, durch die beiden
                                 										Endpunkte einer Linie und einen Punkt außerhalb derselben. Für unser Instrument
                                 										ist dieser dritte Punkt die Stelle, an welcher das Auge des Beobachters steht;
                                 										genauer ausgedrückt, die Kreuzungsstelle der Gesichtslinien im Auge nach Listing und Volkmann.Man vergleiche den oben citirten Aufsatz von Volkmann in Rudolph Wagner's physiol. Handwörterbuch.
                                 									
                              
                              Die Linie mußte von diesem Punkte nahe an 3,5 Par. Zoll abstehen, weil diese
                                 										Entfernung der Gränze der deutlichen Sehweite schon sich nähert.
                              Sie konnte gegen den Standpunkt unseres Auges eine solche Stellung einnehmen, daß
                                 										ihr Endpunkt mit dem letztern Punkt durch gerade Linien verbunden, entweder ein
                                 										rechtwinkliges oder ein gleichschenkliges Dreieck bildet. Die erstere Form
                                 										setzte zwar dem Gebrauch des Instrumentes durchaus keine Hindernisse entgegen,
                                 										aber die äußere Gestalt eines Instrumentes, dessen verticaler Durchschnitt ein
                                 										rechtwinkliges Dreieck ist, bleibt immer unbequem und unschön. Wir wählten daher
                                 										die Stellung der Linie so, daß ihre Endpunkte mit dem Augenpunkte verbunden, ein
                                 										gleichschenkliges Dreieck bildeten, und der geforderte Winkel der Winkel an der
                                 										Spitze dieses Dreieckes war.
                              Soll derselbe in einem gleichschenkligen Dreieck
                              63° 26' 6''
                              betragen, so verfährt man, um die Größe von BC für die senkrechte Entfernung A
                                 										D = 4 Par. Zoll zu finden, auf folgende Weise:
                              Fällt man von A ein Perpendikel AD auf die Grundlinie, so ist der Winkel
                              
                                 BAC
                                 
                              halbirt, mithin
                              BAD = CAD = 31° 43' 3''.
                              Auch BC ist halbirt; folglich
                              BD = CD = BC/2
                              BD/AD =
                                 											BD/4 = tg
                                 										31° 43' 3''
                              log. BD
                                    										 – log. 4 = log.
                                    											tg 31° 43' 3''
                              
                                 
                                    
                                       log.
                                       BD
                                       
                                    =
                                    9,7909987
                                    
                                 
                                    
                                    
                                              141
                                       												= 3.47,08
                                    
                                 
                                    
                                    
                                    0,6020600
                                    
                                 
                                    
                                    
                                    –––––––––
                                    
                                 
                                    
                                    
                                    0,3930728
                                    
                                 
                                    
                                    
                                            0660
                                    
                                 
                                    
                                    
                                    –––––––––
                                    
                                 
                                    
                                    
                                                68
                                    
                                 
                                    
                                       BD
                                       
                                    =
                                        2,47213
                                    
                                 
                                    2 BD = BC
                                    =
                                    4,94426 Par. Zoll.
                                    
                                 
                              Will man ein gleichschenkliges Dreieck berechnen, dessen Winkel an der Spitze
                                 										45° beträgt, so kann man entweder die soeben gefundene Grundlinie
                                 										unverändert beibehalten, und die Entfernung derselben vom Auge trigonometrisch
                                 										bestimmen, oder man kann die letztere Linie als constant annehmen, und auf der
                                 										eben gefundenen ein Stück so abgränzen, daß es die Basis eines gleichschenkligen
                                 										Dreieckes wird, dessen Höhe 4 Par. Zoll, dessen Winkel an der Spitze
                              45° beträgt.
                              Die zweite Construction verdient den Vorzug, weil durch das Vergrößern der
                                 										Entfernung vom Auge das Instrument ohne Nutzen bedeutend an Umfang zunehmen
                                 											müßte.Daß wir demungeachtet anderer Einstellungsstriche, mithin auch andere
                                       												Entfernung der einzelnen Kreise wählen mußten, wird im Capitel über das
                                       												Concavglas erläutert werden.
                                 									
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 112, S. 346
                                 
                              Da das bereits gefundene Dreieck, ebenso die folgenden gleichschenklig sind und
                                 										ihre Spitzen (Fig. 7) im Auge des Beobachters zusammenfallen, so müssen auch die
                                 										Halbirungspunkte der größeren und der kleineren basischen Linien
                                 										zusammenfallen.
                              Halbiren wir nun auch im zweiten Dreieck EAF
                                 										den Winkel bei A, so erhalten wir
                              EAD = FAD = 22° 30'
                              ED ist dann = 1,65685
                              2 ED = EF = 3,31370.
                              Im dritten Dreieck AGH ist der halbirte
                                 										Winkel
                              = 13° 16' 57'', also
                              DG = 0,94427
                              2 GD = GH = 1,88854.
                              Um diese Linien von einander abzugränzen, sollten sie als Durchmesser von drei
                                 										concentrischen Kreisen auftreten, allein wegen ihrer großen Dimensionen (die
                                 										größte beträgt nahe an 5 Par. Zoll) wären sie nur sehr schwer auszuführen
                                 										gewesen.
                              Ueberdieß wäre das Porrhometer mit einer basischen Linie von 4,9 Par. Zoll sehr
                                 										groß geworden. – Setzte ich aber vor das Mikrometer ein Concavglas, dessen
                                 										negative Vergrößerung beispielsweise = 2 seyn soll, so werden dadurch die
                                 										Winkel, unter welchen uns die Gegenstände erscheinen, auf die Hälfte reduciren;
                                 										die basischen Linien brauchen demnach nur den Hälften der früher angegebenen zu
                                 										entsprechen.
                              Betrachten wir den schematischen Durchschnitt unseres Instrumentes jetzt, so ist
                                 										der Winkel (Fig.
                                    											7)
                              BAC = 63 26' 6''/2 = 31° 43' 3''
                              EAF = 45/2 = 22° 30'
                              GAH = 26° 33' 54''/2 = 13° 16'
                                 										57''
                              Fällen wir nun das gemeinschaftliche Perpendikel AD und berechnen BC EF GH für die
                                 										neu erhaltenen Winkel auf ähnliche Weise wie vorher, so haben wir im
                                 										Dreiecke
                              ABC : BD =
                                 										1,13630
                              2 BD = BC = 2,27263; im Dreiecke
                              EAF : DE =
                                 										0,79565
                              2 DE = EF = 1,59130; im Dreiecke
                              GAH : DG =
                                 										0,465788
                              2 DG = GH = 0,931576.
                              Außer den eben gefundenen Durchmessern kann man die Radien zu Messungen benützen.
                                 										Ihnen entsprechen nämlich, wie aus den vorausgegangenen Erläuterungen von selbst
                                 										klar ist, gerade die Hälften jener Winkel, welche den Durchmessern gegenüber
                                 										liegen, wenn auch der betreffende Radius von demselben Einstellungsstriche aus
                                 										betrachtet wird, der dem Durchmesser gegolten.
                              Wollen wir jetzt die Eigenschaften der Radien etwas näher durchgehen.
                              Die Linien BD ED GD sind die Katheten in den
                                 										rechtwinkligen Dreiecken, welche die Hälften der oben betrachteten
                                 										gleichschenkligen Dreiecke; die gemeinschaftliche zweite Kathete ist AD.
                              Setzen wir diese gleich 1, und betrachten wir das Dreieck BAD, dessen Winkel bei A
                                 									
                              = 31° 43' 3''
                              = 63° 26' 6''/2
                              ist, so finden wir
                              BD/1 = tg
                                 										31° 43' 3''
                              
                              
                                 
                                    
                                       log.
                                       BD
                                       
                                    =
                                    log. tg 31° 43' 3''
                                    
                                 
                                    
                                       log.
                                       BD
                                       
                                    =
                                    9,790   9987
                                    
                                 
                                    
                                       BD
                                       
                                    =
                                    0,6181
                                    
                                 
                              also
                              
                                 
                                    BD : AD
                                    =
                                    0,6181 : 1
                                    
                                 
                                    AD : BD
                                    =
                                    1,62 : 1.
                                    
                                 
                              Man sieht, daß es nicht unmöglich wäre, durch Verkürzung der Linie AD, oder was dasselbe ist, durch Annäherung
                                 										des Ocularausschnittes an das Objectivglas mittelst Eindrücken des kleinen
                                 										Cylinders, dieses Verhältnis in
                              1,5 : 1
                              umzuwandeln; eine Form, welche in der Folge, wie schon
                                 										jetzt leicht einzusehen, nicht ganz unbrauchbar seyn wird. Diese Umänderung wird
                                 										leicht herbeigeführt, wenn wir jenen Winkel suchen, der dem Verhältnisse der
                                 										Katheten 1/1,5 oder 2/3 entspricht.
                              Die logarithmischen Tabellen nennen uns den Winkel
                              23° 41' 24'',
                              der mit dem Theodoliten eingestellt, und dann am
                                 										Instrumente mit der Marke „1,5“ bezeichnet wurde..Das Sternchen bei den Einstellungsnummern bedeutet, daß diese Zahlen sich
                                       												auf die Benützungen der Radien beziehen.
                                 									
                              Betrachten wir auf ähnliche Weise den Winkel, welcher von dem Einstellungsstriche
                                 											„1“ aus dem Radius des mittleren Kreises gegenüber
                                 										liegt. Wir wissen er beträgt
                              22° 30'.
                              Setzen wir wieder AD = 1, so ist
                              ED/1 = tg 22° 30'
                              ED = 0,41421
                              ED : AD =
                                 										0,41421 : 1
                              AD : ED
                                 										– 2,49... : 1.
                              Auch dieses Verhältniß ist leicht in ein rationales, nämlich in das von 2,5 : 1
                                 										umgewandelt worden.
                              Auch dießmal kann das Instrument nicht auf der Marke „1“
                                 										stehen bleiben, sondern muß bis auf „2,5“ ausgezogen
                                 										werden.
                              Der Tangente 2 1/2 entspricht ein Winkel von
                              21° 48' 5''
                              
                              welcher mittelst des Theodoliten der Bestimmung dieser
                                 										Marke zu Grunde gelegt wurde.
                              Wichtiger noch als diese beiden Radien wird uns der Radius des kleinsten Kreises
                                 										erscheinen. Hier fanden wir
                              GD/1 = tg
                                 										13° 16' 57''
                              GD = 0,23606
                              GD : AD =
                                 										0,23606 : 1
                              AD : GD =
                                 										4,2 ...     : 1.
                              Eine kleine Verschiebung macht es hier möglich, das Verhältniß zwischen
                                 										Entfernung vom Gegenstand und seiner Größe = 4 : 1 ... herzustellen.
                              Wegen einiger Eigenschaften des Concavglases ist es bei näher gelegenen
                                 										Gegenständen ungemein wünschenswerth, dem Objecte der Messung nicht zu nahe zu
                                 										kommen. Die Röhren werden dießmal in einander geschoben, da die Achse um 2/10
                                 										des Radius des kleinsten Kreises, also etwa um
                              (0,466 . 2)/10 = 0,0932 Par. Zoll
                              verkleinert werden muß.
                              Der Winkel, welcher einer Tangente gleich 1/4 entspricht, ist
                              14° 4' 4''.
                              Ehe ich diese constructiven Rechnungen schließe, will ich noch darzustellen
                                 										versuchen, wie die Dimensionen der einzelnen Theile unseres Instrumentes gewählt
                                 										werden mußten, um ihm die möglichst compendiöse Form zu geben.
                              Als leitende Anhaltspunkte dienten uns das Maximum und Minimum der Höhe, auf
                                 										welche das Instrument eingestellt werden mußte. Wollten wir sie dadurch
                                 										bestimmen, daß wir sie jetzt am fertigen Instrumente durch directes Messen
                                 										finden, so wird dieß ein Cirkelschluß; seine Unrichtigkeit sieht man am besten
                                 										daraus, daß bei der ursprünglichen Anlage des Instrumentes, von dieser Art zu
                                 										schließen natürlich nicht die Rede seyn konnte.Auch die Winkel gelten, wie wir im nächsten Capitel sehen werden, nur für
                                       												nicht zu kleine Entfernungen. Wir fanden dort die Höhe wie folgt:
                              Setzen wir die Verkleinerung des Concavglases für Gegenstände in nicht zu großer Nähe =
                                 										1,8 und gelte uns (Fig. 8) im Dreieck
                                 											BAC der Winkel bei A als der größte Visionswinkel unseres Instrumentes, der dem Winkel
                                 											βα
                                 										γ = 63° 26' 6'' entspricht, jetzt aber
                                 										wegen 1,8maliger Verkleinerung nur mehr 35° 14' 30'' beträgt.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 112, S. 350
                                 BD sey als der
                                    											Radius des größten Kreises im Planglase des Porrhometers = 1,14''. –
                                    											Somit können wir AD berechnen. –
                                    											Der Winkel bei A ist durch das Perpendikel AD halbirt, folglich der Winkel
                                 BAD = 17° 37'
                                    											15''
                                 BD/AD
                                    											= 1,13630/AD = tg 17° 37' 15''
                                 AD = 3,5839.
                                 
                              Da die Verkleinerung etwas größer als 1,8 ist, so ist die gefundene Zahl noch
                                 										etwas mehr als das Maximum, und kann daher allen Folgerungen über die
                                 										Dimensionen des Instrumentes zu Grunde gelegt werden. – Die Höhe von 3,6
                                 										Par. Zoll wurde dadurch bequemer gemacht, daß wir zwei Cylinder wählten, welche
                                 										in einander verschiebbar waren. Die Dimensionen dieser sowie aller anderen
                                 										Theile des Instrumentes wurden der sorgfältigsten Berechnung unterworfen, um die
                                 										möglichst compendiösen zu seyn. Doch es würde ermüden, wenn ich die ganze
                                 										Specialität der Rechnung hier wiedergeben wollte. Die Dimensionen selbst, welche
                                 										als Resultate schon im Capitel über die Construction angegeben wurden, mögen
                                 										genügen.
                              
                           
                              IV. Die Eigenschaften des
                                    											Concavglases.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 112, S. 350
                                 Halten wir vor unser Auge eine Röhre von gegebener Länge mit gegebener
                                    											vorderer Oeffnung, so ist damit auch die Größe des Visionswinkels bestimmt.
                                    											Er ist nämlich (Fig. 9) gleich dem
                                    											Winkel an der Spitze jenes gleichschenkligen Dreieckes AOB, dessen Spitze O im Auge des Beobachters liegt, dessen Basis der größte
                                    											Durchmesser am Eingang der Röhre bildet. Ein Strahl, der von einem Punkte
                                    												x oder dem Gegenstande ab aus zum Auge ginge, wird bei
                                    											unveränderter Entfernung Ay, von dem
                                    											Mantel des Cylinders abgehalten, nicht mehr ins Auge gelangen können.
                                 
                              
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 112, S. 351
                                 Stellen wir aber in der Oeffnung mn ein
                                    											Concavglas auf, so ändern sich diese Verhältnisse bedeutend. Es werden
                                    											nämlich (Fig. 10) Strahlen, welche von y und
                                    												x in der Richtung x
                                    											α und y
                                    											α ausgehen, und sich in α schneiden, in Folge jener Eigenschaft
                                    											des Concavglases alle Strahlen divergenter zu machen, jetzt einen Winkel mon bilden, und erst in o, das heißt im Auge des Beobachters zum
                                    											Durchschnitt kommen.
                                 
                              Man sieht leicht ein, daß für gegebene Verhältnisse des Cylinders das Concavglas
                                 										so gewählt werden kann, daß der Winkel, unter dem wir noch einen Gegenstand
                                 										sehen können, merklich vergrößert wird. Für unseren Fall ist, wie oben gezeigt,
                                 										der Winkel von 46° 30' 8'' auf 63° 26' 6'' abgeändert worden.
                              Die Construction unseres Instrumentes forderte ein Glas, das etwa zweimal
                                 										verkleinerte. Wir wählten ein solches von 7,02 Par. Zoll Krümmungsradius für
                                 										beide Seiten. Das Material aus dem es gefertigt, war Tafelglas von einem
                                 										Brechungsexponenten von 1,53. Diese Daten konnten uns hinreichen, mittelst
                                 										einiger optischer Formeln die Eigenschaften unseres Glases zu berechnen.
                              Suchen wir zuerst die Brennweite p aus dem
                                 										Brechungsexponenten n und dem Krümmungsradius r, so ist diese nach der Formel
                              p = r²/2r(n
                                 										– 1) = 6,62.
                              Am wichtigsten ist für uns die Verkleinerung; wir erhalten sie nach der
                                 										Formel
                              m = α(a + d)/a(d
                                 										– α),
                              wobei a die vordere, α die hintere Vereinigungsweite und d den Abstand des Glases vom Auge bedeutet. Das α aber und das a
                                 										sind veränderliche Größen; (p = aα/(a + α)); mit verschiedener Entfernung des
                                 										Gegenstandes vom Glase wird also auch seine Verkleinerung eine andere seyn; für
                                 										uns wird in diesem Falle auch die Größe der Visionsweite geändert werden. Doch
                                 										ist die Amplitude der Schwankungen verhältnißmäßig sehr gering; die Fehler
                                 										können bei dem Gebrauche leicht corrigirt werden; die folgende Tabelle zeigt die
                                 										Verhältnisse, nach welchen sich die Verkleinerung bei der Entfernung und beim
                                 										Nahen des Gegenstandes ändert.
                              
                              Tabelle Nr. I.
                              
                                 
                                    a.Entfernungdes Gegenstandes.
                                    α.HintereVereinigungsweite.
                                    m.Verkleinerung.
                                    
                                 
                                        5'
                                    7,04''
                                    1,25
                                    
                                 
                                      10'
                                    7,00''
                                    1,28
                                    
                                 
                                      20'
                                    6,81''
                                    1,30
                                    
                                 
                                      40'
                                    6,71''
                                    1,31
                                    
                                 
                                      60'
                                    6,69''
                                    1,31
                                    
                                 
                                      80'
                                    6,66''
                                    1,31
                                    
                                 
                                    100'
                                    6,65''
                                    1,31
                                    
                                 
                                    200'
                                    6,64''
                                    1,32
                                    
                                 
                                    300'
                                    6,63''
                                    1,32
                                    
                                 
                                    400'
                                    6,63''
                                    1,32
                                    
                                 
                                    500'
                                    6,62''
                                    1,32
                                    
                                 
                                       ∞
                                    6,62''
                                    1,32
                                    
                                 
                              Wir sehen aus dieser Tabelle, daß die erste Decimale fast durchgehende 1,3
                                 										ist.
                              Bei der großen Oeffnung der Concavlinse wird auch die sphärische Abweichung von
                                 										bedeutendem Einfluß seyn; doch ist dieser Umstand bei der Einstellung des
                                 										Instrumentes schon berücksichtigt worden; wir können uns daher die Rechnung
                                 										füglich ersparen.Aus der eben angeführten Tabelle geht hervor, daß der Fehler wegen der
                                       												nicht constanten Verkleinerung allein von der Entfernung vom Gegenstande
                                       												abhängt; er wird also merklich vermieden werden können, wenn wir die
                                       												kleineren Kreise bei der Messung von nahen Gegenständen gebrauchen, weil
                                       												in diesem Falle unter übrigens gleichen Umständen die Entfernungen vom
                                       												beobachteten Gegenstande bedeutend größer sind.
                                 									
                              
                           
                              V. Aufgaben.
                              Eine praktische Anleitung zur Handhabung von Instrumenten mit constanten Winkeln
                                 										will ich erst nach der Beschreibung des Prismenporrhometers anfangen; fast alle
                                 										dort angeführten Methoden gelten auch für dieses Instrument. –
                                 										Eigenthümlich blieb aber diesem die Methode bei der Construction senkrechter
                                 										Linien; wir wollen sie hier etwas näher betrachten.
                              
                           
                        
                           
                           Construction der
                                 									Perpendikel.
                           Diese Operation zerfällt in zwei Gruppen, je nachdem wir uns auf die Linie, welche
                              									einen Schenkel des rechten Winkels bilden soll, stellen können oder nicht.
                           I. Für den ersten Fall lösen sich die beiden Aufgaben:
                           a) von einem gegebenen Punkt eine
                                 										Senkrechte auf die Standlinie zu fällen;
                           b) in einem Punkt der Standlinie
                                 										ein Perpendikel zu errichten, auf folgende Weise:
                           a. Man hält das Instrument so, daß ein Durchmesser
                              									desselben, gleichgültig welcher, mit der Linie ab
                              									zusammenfalle, und ein zweiter Durchmesser (jener nämlich, der im Instrumente auf
                              									dem ersten senkrecht steht) durch den Punkt x gehe. Wo
                              									der Durchschnittspunkt der beiden Durchmesser die Linie ab trifft, ist der Fußpunkt des Perpendikels; xy ist aber das verlangte Perpendikel.
                           b. Soll man in dem Punkte y
                              									ein Perpendikel errichten, so stellt man das Instrument so, daß ein Durchmesser auf
                              										ab, der Mittelpunkt des Instrumentes d.h. der
                              									Durchschnittspunkt der beiden Durchmesser auf y falle.
                              									Jene Linie, welche vom zweiten Durchmesser y gedeckt
                              									wird, ist die verlangte Senkrechte.
                           Beweis. Wir benützten bei dieser Operation jene beiden
                              									auf einander senkrechten Ebenen, welche durch die beiden Durchmesser und unser Auge
                              									gelegt werden können. Die eine dieser Ebenen wird so gestellt, daß zwei ihrer Punkte
                              									mit der Standlinie, also auch mit der Ebene, auf welcher wir stehen, zusammenfallen;
                              									der dritte fixe Punkt liegt in unserem Auge. Da aber unsere Stellung eine senkrechte
                              									auf der als horizontal vorausgesetzten Ebene ist, so wird auch die neue fixirte
                              									Visionsebene auf unserer Standebene senkrecht stehen. Wir haben nun zwei miteinander
                              									einen rechten Winkel bildende Visionsebenen, welche von einer dritten, der
                              									Standebene so geschnitten werden, daß diese auf einer der Visionsebenen senkrecht
                              									steht. In diesem Falle müssen auch die Durchschnittslinien senkrecht auf einander
                              									stehen. (Fig.
                                 										11.)
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 112, S. 353
                              
                           
                           Denn: die Ebene BAP und die Standebene ss stehen nach Construction und Daten senkrecht
                              									auf der zweiten Visionsebene Pz
                              									A. Wenn eine Linie auf einer Ebene senkrecht steht, so
                              									ist sie auch ein Perpendikel auf jeder Linie, welche in dieser Ebene durch ihren
                              									Fußpunkt gezogen ist; also steht in unserem Falle BA senkrecht auf APz, mithin auch
                              									senkrecht auf Az und AP.
                           II. Wir können oder wollen uns nicht auf die uns gegebene Linie
                                 										stellen.
                           Auch hier sind zwei Fälle zu unterscheiden:
                           a) Auf der Linie in einem
                                 										bestimmten Punkte ein Perpendikel zu errichten.
                           b) Auf dieselbe von einem Punkte
                                 										außer ihr ein Perpendikel zu fällen.
                           a. In einem Punkte einer Linie wird ein Perpendikel so
                              									errichtet, daß wir den Mittelpunkt des Instrumentes auf den verlangten Punkt n richten, dann unsern Standpunkt verändern, bis uns die
                              									gegebene Linie mit einem Durchmesser zusammenfällt, und der zweite Durchmesser in
                              									die Richtung no falle. Dann ist no das geforderte Perpendikel.
                           b. Im zweiten Falle dürfen wir natürlich unsern
                              									gegebenen Standpunkt nicht verlassen; wir richten unser Instrument ähnlich wie in
                              									den schon beschriebenen Fällen; jener Punkt n der
                              									Gegebenen Ab, welcher von dem Mittelpunkte unseres
                              									Instrumentes bedeckt wird, ist der Fußpunkt unseres Perpendikels.
                           Beweis wie oben.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 112, S. 354
                              Wir können auch hie und da genöthigt seyn, ein Perpendikel auf eine Linie zu
                                 										fällen, welche nicht in unserer Standebene liegt. Dieser Fall wird besonders
                                 										wichtig, wenn die Ebene, auf welche das Perpendikel gefällt werden soll, eine
                                 										verticale ist. Wir haben zu diesem Zweck das Instrument so eingerichtet, daß es,
                                 										ungeachtet der bedeutend intensiveren Verkleinerung in geringen Entfernungen,
                                 										auf die mit 45° bezeichnete Marke eingestellt, bei Benützung des
                                 										mittleren Kreises auch dann noch einen Winkel von 45° bildet, wenn die
                                 										Katheten eines Dreieckes auch kaum 6' übertreffen. Wir setzen also diesen Winkel
                                 										zweimal an (Fig. 12), so haben wir einen Winkel von 90°; die Linie ox ist daher auf ab senkrecht.Bei dieser Aufgabe und fast bei allen übrigen, welche mit diesem
                                       												Instrumente ausgeführt werden, ist als constructive Bedingung verlangt,
                                       												zwei Punkte in  die Peripherie eines Kreises zu nehmen.
                                       												Es ist dabei gemäß den Verhältnissen unseres Instrumentes vorausgesetzt,
                                       												daß die beiden Punkt sich diametral gegenüber liegen. Dieß können wir
                                       												nur dann mit Sicherheit erreichen, wenn die beiden Stellen, welche den
                                       												Gegenstand decken, die Durchschnittspunkte des betreffenden Kreises und
                                       												eines Durchmessers sind.
                                 									
                              
                           
                        
                           
                           Resultate der Beobachtungen.
                           Bei allen meinen Beobachtungen mit diesem Instrumente habe ich gefunden, daß es den
                              									Anforderungen der Genauigkeit genügend entspricht. Ich habe damit Bestimmungen unter
                              									Umständen gemacht, welche mir erlaubten, die Resultate durch directe Messungen einer
                              									genauen Prüfung zu unterwerfen, und dabei niemals bedeutende Differenzen gefunden.
                              									Allein zwei Schwierigkeiten stellten sich beim Gebrauche desselben mir entgegen,
                              									welche nur durch Uebung und jedesmalige Anstrengung des Auges überwunden werden
                              									konnten.
                           Das eine hindernde Moment liegt in jener Einrichtung unseres Auges, welche es
                              									unmöglich macht, einen nahen und einen fernen Gegenstand im selben Augenblick gleich
                              									scharf zu sehen; nur den einen oder den andern, nicht beide zugleich können wir
                              									fixiren. Wir haben aber in unserem Instrumente gerade diese Aufgabe zu lösen, wenn wir das Mikrometer und den Gegenstand hinter
                              									demselben fixiren wollen. – Hindernd ist auch die große Nähe des Mikrometers
                              									am Auge. Seine Entfernung beträgt nur 3 Par. Zoll, was hinter der deutlichen
                              									Sehweite, die für gute Augen zu 8 bis 9 Zoll angenommen wird, weit zurückbleibt.
                           Ein anderer Fehler des Instrumentes könnte in der Parallaxe desselben gesucht werden,
                              									allein er ist nicht bedeutend. Zwar ist das Bild, welches wir durch das Concavglas
                              									sehen, von diesem 6 Par. Zoll entfernt (hintere Vereinigungsweite des Glases, siehe
                              									oben); das Mikrometer steht aber hart am Concavglase, wir können daher die
                              									Entfernung des Bildes auch vom Concavglase gleich 6 Zoll setzen. Daher kommt es nun,
                              									daß sich Bild und Mikrometer verschieben, wenn das Auge nicht ganz im Centrum des
                              									Ocularausschnittes steht. Allein nur bei absichtlicher Anstrengung des Auges, die
                              									Parallaxe so groß als möglich zu erhalten, können wir diese bis auf 10 oder selbst
                              									20' steigern; wenn wir aber das Auge nur einigermaßen richtig stellen, so ist der
                              									Unterschied sehr unbedeutend. Als Beweis dafür darf ich wohl anführen, daß Hr. Dr. Merz, der mit mir die
                              									Versuche des Einstellens mit dem Theodoliten machte, genau dieselben Gränzen für die
                              									Visionswinkel wählte wie ich selbst.
                           Die früher erwähnten Nachtheile gelten ohnehin vor allem für fernsichtige Augen. Die
                              									kurzsichtigen können sich weit leichter dem nahen Mikrometer accomodiren; das
                              									Concavglas wird sie ferner bei der Betrachtung des entfernten Gegenstandes gleich
                              									einer Brille unterstützen und die Schärfe des Einstellens für sie wesentlich
                              									erleichtern.
                           
                              
                                 (Der Beschluß folgt im nächsten Heft.)
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
