| Titel: | Ueber Regeneration der Kartoffel durch Wiederertheilung ihrer ursprünglichen Kraft; von Lelieur in Ville-sur-Arce. | 
| Fundstelle: | Band 112, Jahrgang 1849, Nr. LXXXI., S. 387 | 
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                        LXXXI.
                        Ueber Regeneration der Kartoffel durch
                           								Wiederertheilung ihrer ursprünglichen Kraft; von Lelieur in
                           									Ville-sur-Arce.
                        Aus den Comptes rendus, Febr. 1849, Nr.
                              								8.
                        Lelieur, über Regeneration der Kartoffel.
                        
                     
                        
                           Hr. Lelieur glaubt, daß das
                              									Verderben der Kartoffelpflanze hauptsächlich in dem schlechten Verfahren ihre Ernten
                              									aufzubewahren begründet sey und in der Erschöpfung der Knollen, indem dieselben den
                              									Winter hindurch so viele entkräftete, aufgeschossene und hinfällige Keime
                              									treiben.
                           Ich habe mich nämlich, sagt er, von dem Schwächerwerden der Keime durch das
                              									nacheinander vorgenommene Zerstören derselben überzeugt, indem ich vier Kartoffeln
                              									von gleicher Gestalt und ziemlich gleicher Größe auf ein warmes Lohebeet legte und
                              									mit einer Strohdecke bedeckte; nachdem jede mehrere Keime von ungefähr 1 Fuß Länge
                              									getrieben hatte, zerstörte ich alle diese Keime und brachte die Kartoffeln auf das
                              									Beet zurück, eine einzige ausgenommen, welche ich einpflanzte. Mit den drei andern
                              									fuhr ich ebenso fort ihre Keime nacheinander zu zerstören, so daß die letzte, als
                              									sie eingepflanzt wurde, viermal neue Keime getrieben hatte und man konnte nun
                              									bemerken, daß die Ernte derselben viel mehr Anzeichen von Krankheiten darbot als die
                              									drei andern, und namentlich die erste, welche nur sehr unbedeutend und bloß in der
                              									Nähe der Wurzeln afficirt war.
                           Um die Kartoffel zu stärken und so die Krankheit zum Verschwinden zu bringen, schlägt
                              									der Verf. vor, von den Spitzen der natürlichen Triebe, wo das Leben ein sehr
                              									kräftiges ist, Ableger zu machen.
                           Die Kartoffel beginnt, im Gegensatz zu fast allen andern Pflanzen, ihr Wachsthum mit
                              									der Entwickelung ihres Keimes oder Stengels, dann erst folgt die Entwicklung der
                              									Wurzeln, welche um und unter dem Stengel einen Kranz bilden, woraus man schließen
                              									kann, daß die Kraft der
                              									Wurzeln nothwendig von derjenigen des Stengels abhängt, welcher sie erzeugt.
                           Das Mittel, dessen Anwendung ich vorschlage, schöpfte ich aus diesen Principien der
                              									Vegetation; ich sage: da die oberen Theile der Kartoffel völlig gesund geblieben
                              									sind und der absteigende Saft, während er die Pflanze im Durchmesser vergrößert, die
                              									Natur der schon gebildeten Theile, welche durch den aufsteigenden Saft an Länge
                              									zunehmen, gar nicht verändert – so dürfte, wenn ich die kräftige Spitze der
                              									Stengel zur Bildung einer neuen Pflanze benutze, mit Grund anzunehmen seyn, daß sie
                              									in ihrer Entwickelung fortfahrend, gesunde und reichliche Ernten liefern wird. Mein
                              									Vorschlag geht also dahin, Anfangs Januar einige von der Krankheit möglichst frei
                              									gebliebene Kartoffeln in die Erde eines Treibhauses einzusetzen, um
                              									Kartoffelkrautstengel zu erhalten; wenn diese eine gewisse Höhe erreicht haben, die
                              									Spitzen dieser Pflanzen Wurzel schlagen zu lassen, und zwar frühzeitig genug, daß
                              									man sie im Laufe des Mai, oder spätestens des Junius, mit der Erdscholle
                              									herausnehmen und ins Feld an freier Luft einsetzen kann, wo man sie unter der
                              									gewöhnlichen Pflege ihr Wachsthum bis zur völligen Reife vollenden läßt. Ich hoffe,
                              									daß wenn dieses Verfahren von geschickten Händen und zu passender Zeit ausgeführt
                              									wird, die an diesen gesunden und kräftigen Stengeln wachsenden Knollen selbst auch
                              									wieder gesund und kräftig seyn und fortan der Kartoffel, sie in ihrer vollen
                              									Reinheit fortpflanzend, zur Wiedererlangung ihrer ursprünglichen Kraft verhelfen
                              									werden.