| Titel: | Die Thierkohle als Reinigungsmittel des Wassers zum häuslichen Gebrauch; von Mozière. | 
| Fundstelle: | Band 112, Jahrgang 1849, Nr. XCIII., S. 438 | 
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                        XCIII.
                        Die Thierkohle als Reinigungsmittel des Wassers
                           								zum häuslichen Gebrauch; von Mozière.
                        Aus dem Journal de Chimie médicale, Febr. 1849,
                              									S. 66.
                        Mozière, über die Thierkohle als Reinigungsmittel des
                           								Wassers.
                        
                     
                        
                           Die entfärbende und desinficirende Eigenschaft der Kohle, durch welche noch so
                              									verdorbenes und schmutziges Wasser wieder trinkbar gemacht werden kann, ist
                              									bekannt.
                           Außerdem besitzt die Kohle das Vermögen, dem Wasser die Kalksalze und die meisten
                              									salzigen Substanzen zu entziehen; diese Eigenschaft derselben wurde im J. 1822 von
                              										Payen entdeckt, welcher fand, daß sie nur die
                              									Thierkohle besitzt. Schüttelt man Kalkwasser mit gepulverter Thierkohle und filtrirt
                              									es nach einigen Minuten, so erhält man eine Flüssigkeit ohne alle alkalischen
                              									Eigenschaften, welche weder von Veilchensyrup grün gefärbt, noch durch Oxalsäure
                              									getrübt wird. Diese Eigenschaft der Thierkohle, von welcher ich mich durch mehrere
                              									Versuche überzeugte, benutzte Hr. Girardin, um dem Wasser neugebauter Cisternen jenen unangenehmen Geschmack zu
                              									nehmen, welcher es auf lange Zeit unbrauchbar macht.
                           Bekanntlich pflegt man, um dem Einsickern des Wassers zu begegnen, den Boden der
                              									Cisterne mit Kalkmörtel und Cement zu pflastern und ihre Mauern mit Kalk-
                              									oder Kieselsteinen aufzuführen, die mit Kalk oder Cement verbunden oder mit
                              									hydraulischem Kalk überzogen werden. Das in der ersten Zeit in diesen Cisternen
                              									stehende Wasser sättigt sich aber mit Kalk aus den Wänden und eignet sich dann kaum
                              									zum häuslichen Gebrauche. Es ist mir, sagt Hr. Girardin, ein Fall bekannt, wo das wiederholte
                              									Ausleeren der Cisterne in der Hoffnung, daß der im Cement in Ueberschuß vorhandene
                              									Aetzkalk bald erschöpft seyn werde, nach mehr als sechs Monaten gar nichts geholfen
                              									hatte. Ich empfahl, etwa 24 Pfund gepulverte Thierkohle (Knochenkohle)
                              									hineinzuwerfen und dieß hatte den besten Erfolg, indem schon nach einigen Tagen das
                              									Wasser keinen Kalk mehr enthielt. Seit 10 Jahren nun gab die Cisterne immer sehr
                              									gutes Wasser. Spätere Versuche ergaben, daß das beste Mengenverhältniß der in eine
                              									neugebaute oder frisch cementirte Cisterne zu werfenden Thierkohle 3 Pfd. auf 100
                              									Pfd. Wasser ist.
                           Solcher Beispiele gibt es mehrere.
                           Auf gleiche Weise könnten die Landleute das Wasser ihrer Reservoirs, welches durch
                              									Berührung mit dem Dünger oft ganz faul und stinkend wurde und so dem Vieh gegeben
                              									wird, mit geringen Kosten vollkommen desinficiren.
                           Daß kalkhaltiges Wasser, mit welchem weder Hülsenfrüchte gekocht, noch Seife
                              									aufgelöst werden kann, für die Verdauung nicht zuträglich seyn kann und
                              									Magenbeschwerden verursachen muß, ist einleuchtend. Durch Filtriren über Thierkohle
                              									ist auch hier abzuhelfen.
                           Auf folgende Weise ließe sich ein Filtrirbrunnen wohlfeil herstellen. Man theilt ein
                              									Faß durch mit seinem Boden parallele Scheidewände in drei Abtheilungen; in die
                              									oberste gießt man das zu filtrirende Wasser; die zweite müßte eine Schicht
                              									Thierkohle zwischen zwei Sandschichten, zusammen in Wollenzeug eingeschlagen,
                              									enthalten; die unterste Abtheilung hat das filtrirte Wasser aufzunehmen und wäre,
                              									damit das Wasser die Luft wieder absorbiren kann, welche ihm die Kohle entzog, an
                              									ihrem oberen Theil mit Oeffnungen zu versehen, durch welche Luft einzieht, während
                              									das Wasser aus der mittlern Abtheilung auf eine am untern Boden befestigte Scheibe
                              									auffällt, welche letztere durch die Zertheilung des Wassers dazu beiträgt, daß das
                              									Wasser die zu seiner Trinkbarkeit nothwendige Luft wieder aufnimmt. Den Boden der
                              									obern Abtheilung hätte eine Art Brause zu bilden, durch welche etwa im Wasser
                              									enthaltene feste Körper aufgehalten würden. Ein an der Seite der untern Abtheilung angebrachter Hahn
                              									dient zum Ablassen des Wassers. – So filtrirtes Wasser hat einen guten
                              									Geschmack, verursacht durchaus keine Magenbeschwerden und bleibt beim Kochen
                              									durchsichtig; die Gemüse kochen sich darin sehr gut und es löst Seife vollkommen
                              									auf.