| Titel: | Romershausen's mathematische Instrumente zur militärischen Distanzmessung, zur Feldmessung und zum Nivellement. | 
| Fundstelle: | Band 114, Jahrgang 1849, Nr. VII., S. 34 | 
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                        VII.
                        Romershausen's mathematische Instrumente zur
                           militärischen Distanzmessung, zur Feldmessung und zum Nivellement.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              I.
                        Romershausen's mathematische Instrumente zur Distanzmessung,
                           Feldmessung und zum Nivellement.
                        
                     
                        
                           Dr. Romershausen zu Halle a.
                              S. hat neuerdings mehrere für Civil- und
                                 Militärmessung hülfreiche Instrumente seiner Erfindung bekannt gemacht.
                           1) Der Längenmesser (Diastimeter) zur Messung von Linien und Distanzen aus einer Station.
                           Dieses Instrument mißt die diesen Distanzmessungen zum Grunde liegenden kleinen
                              Winkel nicht an dem Limbus eines Kreisbogens, sondern weit vortheilhafter durch das
                              Verhältniß eines veränderlichen Radius zu einer
                              constanten Tangente und gibt ohne weitere Rechnung die
                              entsprechende trigonometrische Linie. Bei der mit der Kleinheit der Winkel
                              wachsenden Vergrößerung des Radius gibt es das Maaß derselben mit einer Schärfe und
                              Genauigkeit in Secundentheilen, welche auf gewöhnlichem Wege mit den kostbarsten
                              Instrumenten nicht erlangt werden kann. Seine Messungen bieten daher bei gehöriger
                              Schärfe der Beobachtung mehr Sicherheit als die unmittelbare Kettenmessung,
                              vorzüglich bei coupirtem Terrain.
                           Der Längenmesser
                              Fig. 19
                              gleicht einem kleinen Taschenfernrohr
                              b mit einem Auszug a,
                              welcher die Scale des veränderlichen Radius enthält und
                              dessen Ocular mit einem feinen Sehloch o versehen ist
                              – während das Objectiv
                              c, c die constante Tangente
                              vermittelst höchst feiner, ein scharfes Einvisiren gestattender Stahlspitzen bildet.
                              Das Instrument enthält fünf solche sich aneinander anschließende getheilte Radien
                              und entsprechende Tangenten.
                           Die Messungen des Längenmessers bestehen darin, daß man
                              eine in der Entfernung am entgegengesetzten Ende der zu messenden Linie liegende
                              bekannte oder auch unbekannte Größe zwischen die Stahltangente des Objectivs c, c genau einvisirt. Dieses geschieht dadurch daß man
                              den Auszug a (rad.)
                              auszieht, wodurch der Sehwinkel (parallactische Winkel)
                              des vorliegenden Gegenstandes bis zum genauen Einschneiden desselben verkleinert
                              wird. Wäre z.B. die unbekannte Länge der Linie os zu
                              messen, nachdem in s zwei Signalstäbe in der Entferung
                              einer Ruthe = ss' senkrecht auf os aufgestellt sind, so richtet man bei zusammengestecktem Instrument die
                              untere, die Grundlinie bildende Stahlspitze der Tangente auf
                              s; ragt nun die Visirlinie der obern Stahlspitze or etwa über s' hinaus, so
                              zieht man den Auszug a langsam aus, wobei sich ox bis zum Schnitt von s'
                              hinanneigt und das geschlossene Dreieck oss' bildet. Ist
                              dieses erfolgt, so zeigt die Scale des rad. a ohne
                              weitere Rechnung die Länge der Linie os in Ruthen,
                              Fußen, Zollen etc.
                           Bezeichnen wir demnach die Scalenzahl des rad. mit n, die zu messende
                              Entfernung mit e und die
                              zu beobachtende vorliegende Größe mit s, so ist:
                           e = n
                              × s und s = e/n.
                           In diesem Falle ist entweder s
                              oder e
                              bekannt; sind aber beide
                                 unbekannt, so werden in derselben Linie zwei etwas entfernte Beobachtungen
                              gemacht und aus der dabei gefundenen Differenz der Scalenzahl
                              n wird die Länge der Linie wie auch die Größe des
                              beobachteten entfernten Gegenstandes gefunden. Ist nemlich
                           x die unbekannte Größe des entfernten Objects,
                           y die unbekannte Entfernung desselben vom Standort,
                           n die im ersten Standort
                              gefundene Scalenzahl,
                           n' die im zweiten nähern
                              Standort gefundene Scalenzahl und
                           h die Entfernung der beiden Standpunkte,
                           so ist:
                           x = h/(n – n')
                              und y = x × n
                              
                           2) Das Militärfernrohr zur Distanzmessung der Artillerie
                              etc. ist ein gutes achromatisches im Ocular mit einem die Tangente bildenden Mikrometer versehenes Fernrohr. Dieselbe Theorie des Diastimeters liegt auch diesem Instrument zum
                              Grund, nur mit dem Unterschied, daß bei diesem der Radius
                                 constant und die Tangente veränderlich ist. Ein jedes gute Taschenfernrohr
                              kann mit dieser Einrichtung, unbeschadet seiner sonstigen Leistungen, versehen
                              werden, und die Distanzmessung desselben ist eben so einfach als die des
                              Diastimeters. Jedes dieser Instrumente erhält eine für dasselbe berechnete
                              trigonometrische Grundzahl = G. Wenn alsdann M die beobachteten Mikrometertheile und H die
                              eingeschnittene Größe des entfernten Objects
                              bedeuten, so ist die Entfernung
                              
                           E = G/M × H. u.s.w.
                           Beide Instrumente erfordern zwar einige Uebung in der ihnen
                              eigenthümlichen Visirmethode, lösen aber das schwierige Problem der Distanzmessung
                              aus einer Station unstreitig auf die einfachste und sicherste
                              Weise. Eine vollständige Beschreibung derselben nebst praktischer Anleitung geben
                              die Schriften:
                           Romershausen's Spiegeldiopter und Längenmesser, der hülfreichste und bequemste Meßapparat etc. Halle
                              1845.
                           Desselben Militärfernrohr zur
                              Distanzmessung und militärischen Aufnahme. Halle 1848.
                           Desselben Theorie des Diastimeters.
                              Berlin b. Mittler.
                           Helmuth, die Distanzmessung der Artillerie und das
                              militärische Croquiren mit Hülfe des Romershausen'schen Längenmessers. Halle 184S.
                           3) Das Spiegeldiopter in Form eines kleinen
                              Taschenfernrohrs, dessen innere Einrichtung Fig. 20 zeigt.
                           Das Ocular hat zwei Durchsichten o und p, und das Objectiv einen damit correspondirenden Visirfaden. Im Innern des
                              angeschwärzten Rohres sind zwei feststehende Metallspiegel
                              a und b angebracht, welche
                              die Visirlinien paeh und obeh halbiren und dieselben in der Mitte ihrer Fläche senkrecht
                              durchschneiden. Zu beiden Seiten dieser Spiegel ist das Rohr mit vierseitigen
                              Oeffnungen durchbrochen, damit ein von außen einfallender Strahl die Spiegelflächen
                              trifft und von da zu dem Auge des Beobachters nach o und
                              p reflectirt wird. Die Spiegel selbst haben nach
                              optischen Grundsätzen folgende unverrückbare Stellung erhalten:
                           Der Spiegel
                              a ist so gegen die Visirlinie peh geneigt, daß ein außerhalb von der Seite einfallender Strahl da nur dann dem in p
                              beobachtenden Auge sichtbar wird, wenn er mit der directen Visirlinie peh auf das genaueste einen rechten Winkel bildet. Also:
                           < pad = < dah = 90°.
                           Der Spiegel
                              b ist dagegen so gestellt, daß der Strahl cb nur alsdann zu dem Auge des Beobachters nach o reflectirt wird, wenn derselbe auf der Visirlinie obh im Durchschnitte des Spiegels einen Winkel von 45° bildet, also:
                           
                              
                                 
                                 < hbc
                                 =
                                 45°,
                                 
                              
                                 mithin
                                 < obc
                                 =
                                 135°.
                                 
                              
                           Da das Spiegeldiopter in freier Hand ohne Stativ gebraucht
                              wird, so gewährt es dem Geometer bei der Flächenausnahme vielseitige Vortheile und
                              Erleichterungen.
                           a) Er stellt sich damit selbständig und ohne fremde
                              Hülfe zwischen zwei Punkten und auf ihrem Alignement auf, kann in jedem Punkte der
                              gegebenen Linie Senkrechte errichten, auf dieselbe von
                              jedem außerhalb derselben
                              gegebenen Punkte Perpendikel Herabfällen und Parallelen ziehen.
                           b) Es gibt ihm unmittelbar auf dem Felde über der Grundlinie des Dreiecks die
                              Höhe desselben, mithin auch den Flächeninhalt weit genauer, als wenn derselbe erst aus der Zeichnung
                              entnommen werden soll, indem es zugleich den Entwurf derselben wesentlich
                              erleichtert und sichert.
                           c) Es construirt auf dem Felde das in vielen Fällen
                              höchst hülfreiche rechtwinkelig gleichschenklige Dreieck,
                              wodurch es bei coupirtem Terrain die Messung unzugänglicher Linien, die Breite von
                              Flüssen etc., die Aufnahme des Dreiecks bei dem bloßen Durchschreiten seiner
                              Grundlinie und die Messung von Höhen und Höhenabschnitten gestattet.
                           Das Spiegeldiopter unterscheidet sich demnach durch seine
                              beiden constanten Winkel wesentlich von dem alten Adam'schen Winkelspiegel, welcher nicht die Hälfte
                              seiner Leistungen gewährt und dessen Visirmethode weit unbequemer ist.In dem neuerdings erschienenen, sonst schätzbaren Werke von Schneitler – die Instrumente und Werkzeuge
                                    der höhern und niedern Meßkunst etc. Leipzig 1848 – sind vorstehende
                                    Instrumente aus offenbarem Mangel an Bekanntschaft mit ihrer neuern
                                    Einrichtung etc. sehr unvollkommen beschrieben, und namentlich ist das Spiegeldiopter S. 57 völlig unrichtig verzeichnet
                                    und dargestellt worden.
                              
                           Vergl. obige Schrift: Romershausen's
                                 Spiegeldiopter und Längenmesser etc. Halle
                              1848.
                           4) Das Spiegelniveau
                              Fig. 21. F das Fernrohr. b das Objectiv. o ein die Oculare
                              enthaltender Auszug.
                           Im Innern des Rohres ist oberhalb die empfindliche Libelle
                              a, b mit ihren Rectificationsschrauben angebracht; sie
                              erhält Licht durch den Ausschnitt des Rohres bei c.
                              Unter der Libelle liegt im Focus des Oculars ein feiner
                              Metallspiegel
                              s, welcher das Sehfeld des Fernrohrs halbirt und das
                              Bild der Luftblase derselben in die Visirlinie ox
                              reflectirt. Diese Visirlinie wird durch eine auf der entgegengesetzten Seite des
                              Spiegels im Focalpunkt angebrachte höchst feine Stahlspitze fixirt. Diese zeigt nun dem in o
                              beobachtenden Auge auf das schärfste die Horizontale
                              ox, sobald als die Luftblase der Libelle im Spiegel
                              zwischen ihre Rectificationszeichen tritt.
                           Da das Auge die genaue Einspielung der Libelle und den Schnitt der Horizontalen gleichzeitig bemerkt und die Luftblase sich zugleich scheinbar auf der entfernten Nivellirlatte darstellt, deren Maaß daselbst unmittelbar
                              abgelesen wird, so gewährt dieses Spiegelniveau die größtmögliche Sicherheit und
                              Bequemlichkeit, um so mehr, da die Libelle im Innern des
                              Rohres aufs vollkommenste geschützt ist.
                           Das Spiegelniveau mit Fernrohr ist vorzüglich für
                              Eisenbahnwege und Wasserbauten etc. bestimmt; für Bauhandwerker und nahe Erdarbeiten
                              wird dasselbe auch ohne Fernrohr angefertigt.
                           Vergl. Romershausen's Spiegelniveau,
                              ein neues und vollkommen sicheres Instrument zum Wasserwägen. Leipzig 1842.
                           Desselben Meßkunst für Landleute, Gärtner und Bauhandwerker
                              etc. Halle 1848.
                           5) Das Reductionsniveau
                              Fig. 22,
                              welches bei unebenem Terrain die gemessenen Linien unmittelbar auf dem Felde, ohne
                              weitere Rechnung auf den Horizont reducirt und ein sehr
                              vortheilhaftes Nivellement bei festen Zielpunkten
                              ausführt. A ein starkes Messinglineal, welches auf der Rückseite eine gute
                                 Röhrenlibelle trägt. Auf der uns zugekehrten Fläche ist dasselbe von o bis g in 1000 gleiche
                              Theile und zwar mittelst Transversalen getheilt. Bei o
                              ist es mit einem starken Zirkelgewinde versehen, welches das zweite Lineal
                              B mit demselben verbindet.
                           Dieses Lineal
                              B hat von o aus eine völlig
                              gleiche Theilung wie A, so daß wenn es auf letzteres
                              niedergelegt wird, sämmtliche Theilstriche genau ineinander greifen. Es trägt auf
                              der Rückseite bei o ein Ocular und bei p ein Objectiv-Diopter, oder bei den bessern Instrumenten für größere
                              Sehweiten ein Fernrohr mit Fadenkreuz.
                           Das dritte Lineal
                              C steht auf A vollkommen
                              senkrecht und kann vermittelst einer Nuth in dieser Richtung auf A von o bis g leicht und sicher bewegt werden. Dieses senkrechte Lineal hat von m
                              bis s eine völlig gleiche Theilung wie A und B, und trägt bei n einen Nonius, welcher auf
                              den Transversalen von A die kleinern Maaßtheile, Fuße,
                              Zolle etc. angibt.
                           D ist endlich ein auf A
                              feststehender und aus dem Mittelpunkt o beschriebener
                              Sextant, dessen auf der Rückseite befindliche
                              Gradtheilung von einem an B befindlichen Nonius tangirt
                              wird und eine genaue Winkelmessung gestattet.
                           Die Bewegungen geschehen durch Zahn und Trieb und das Ganze wird unterhalb A vermittelst einer auf jedem einfachen Stativ
                              anzubringenden Vorrichtung mit Horizontal- und mikrometischer
                              Verticalbewegung getragen. Beides ist als an sich verständlich in der Zeichnung hinweggelassen.
                           Die Vortheile welche das Reductionsniveau zunächst
                              gewährt, beruhen in folgendem: Der natürliche Werth eines Grundstücks kann nur nach
                              dem Raum beurtheilt werden, den dasselbe als Horizontalfläche einnimmt, indem alle Gewächse nach verticalen, auf der
                              Horizontalfläche senkrechten Richtungen wachsen und also auf einer bergigen Flur
                              nicht mehr Früchte gewonnen werden, als auf ebenem Boden. Der ökonomische Grundriß einer Feldstur darf daher die verschiedenen
                              Erhöhungen und Vertiefungen des Terrains in ihren linearen Verhältnissen nicht
                              aufnehmen, sondern muß nur den Flächenraum entwerfen,
                              welchen die Grundstücke auf der Horizontalebene
                              einnehmen. Der gewissenhafte Feldmesser ist daher
                              genöthigt, jede von dem Horizont abweichende Linie vor der Aufnahme in die Zeichnung
                              auf den Horizont zu reduciren. Dieses war aber seither unstreitig nicht allein eine
                              der schwierigsten und mühevollsten Arbeiten, sondern auch der Grund öfterer
                              Unrichtigkeiten bei ökonomischen Vermessungen. Ein auffälliges Beispiel der
                              Nothwendigkeit dieser Reduction und der Vortheile, welche
                              das Reductionsniveau dabei gewährt, zeigt uns die Fig. 23. Bei
                              der Aufnahme der Bergfläche
                              AB hat der Feldmesser die
                              Linie ac und cd =
                              320° + 189°4' = 509°4' gemessen; wollte er diese locale
                              Ausdehnung in den Entwurf seiner Karte aufnehmen, so würde er nicht allein die
                              größte Verwirrung in dieselbe bringen, sondern auch den Besitzer hinsichtlich des
                              wahren nutzbaren Flächenraums bedeutend beeinträchtigen; denn die Linien der
                              horizontalen Ausdehnung ab und bd = 300° + 154°1' zeigen eine Differenz von 55°3'.
                              Er ist daher genöthigt diese Reduction auf den Horizont vorzunehmen. Dieses geschah
                              nun seither entweder oberflächlich dadurch, daß man bei der Kettenmessung der Linie
                              ac die verschiedenen Kettenzüge so gut als möglich
                              auf mechanische Weise in den Horizont einzurichten suchte, oder daß man die
                              gemessene Linie ac als die Hypotenuse und ab und bc als die Katheten eines rechtwinkeligen Dreiecks
                              abc betrachtete und nach Messung des Elevationswinkels
                              a die Länge der Horizontalen
                              ab durch trigonometrische Rechnung oder durch besondere
                              Reductionstabellen ermittelte. Ersteres ist immer ungenau und fehlerhaft, und
                              letzteres erfordert einen kostbarern Winkelmesser mit Niveau und ist mühsam und
                              zeitraubend.
                           Alle diese Uebelstände beseitigt das Reductionsniveau. Es
                                 reducirt unmittelbar auf dem Felde jede gemessene Linie ohne weitere Rechnung
                                 und Construction auf den Horizont
                              und gibt zugleich die senkrechte Höhe und den Elevationswinkel. Es gründet
                              seine Messung auf die Aehnlichkeit der Dreiecke abc und
                              ade
                              Fig. 24. Da
                              in diesen rechtwinkeligen Dreiecken de ∥ bc, so ist:
                           
                              
                                 ad : de
                                 =
                                 ab : bc
                                 
                              
                                 ae : ad
                                 =
                                 ac : ab
                                 
                              
                                 ae : ed
                                 =
                                 ac : bc
                                    u.s.w.
                                 
                              
                           Wenn also in einem dieser Dreiecke die wirkliche, in der Natur gemessene Größe einer Seite bekannt ist, so läßt sich die der andern durch Rechnung
                              finden. Diese Rechnung ist aber bei dem Reductionsniveau
                              nicht erforderlich, da sämmtliche Seiten des von ihm gebildeten Dreiecks
                              ade gleiche Theilung haben, also ihr gegenseitiges
                              Verhältniß unmittelbar durch ihre Maaßstäbe anzeigen.
                           Wird demnach das Lineal
                              A des Instruments Fig. 22 im Standpunkt
                              a
                              Fig. 24
                              vermittelst der Libelle in die Horizontale
                              ab und das Lineal
                              B auf den Punkt c gerichtet,
                              so bildet es mit dem Lineal
                              C = de das kleine Dreieck
                              ade, welches nach obigem dem großen Dreiecke
                              abc vollkommen ähnlich ist. Ist nun in dem großen
                              Dreieck abc die wirkliche Größe
                                 einer Seite, z.B. ac gemessen und wird das Lineal
                              B auf dem Punkt c und das
                              Lineal
                              C auf demselben Theilpunkt
                              des Maaßstabs von
                              B eingestellt, welcher der in der Natur gemessenen Länge
                              von ac entspricht, so gibt der Maaßstab auf
                              A die wirkliche horizontale
                                 Länge von ab, und der Maaßstab auf
                              C die senkrechte Höhe von bc unmittelbar an, während der Sextant D beiläufig noch den Elevationswinkel a anzeigt.
                           Aus dieser Erörterung ist der praktische Gebrauch des Reductionsniveau an sich einleuchtend; wir wollen denselben beispielsweise
                              noch an Fig.
                                 23 erläutern.
                           Zu diesen Messungen ist die hier auf dem Gipfel des Berges aufgestellte Zielscheibe
                              cm von bekannter und feststehender Höhe erforderlich.
                              m eine hölzerne mit Blech überzogene und wie die
                              Fig. zeigt, schwarz und weiß lackirte Scheibe. Am Fußende
                              ist dieselbe mit einem Stahlschuh und einer Eisenscheibe
                              c versehen, damit der Stab derselben stets in gleicher
                              Höhe in den Boden eingesetzt wird.
                           Der senkrechte Durchschnitt des Berges zerfällt in die beiden rechtwinkeligen Dreiecke
                              A und B. Wir erörtern hier
                              die Operation zunächst an dem Dreieck
                              A, indem ganz dasselbe Verfahren bei dem Dreieck B stattfindet. Die mit der Kette gemessene Hypotenuse
                              ac = 320° ist auf den Horizont zu
                              reduciren.
                           
                           Wir stellen am Fuß des Berges in a das Reductionsniveau
                              n in gleicher Höhe mit der Zielscheibe cm über dem Boden auf; es ist demnach:
                           
                              
                                 
                                 
                                    ac
                                    
                                 ∥
                                 
                                    nm
                                    
                                 
                              
                                 und
                                 
                                    ac
                                    
                                 =
                                 nm = 320°.
                                 
                              
                           Jetzt richten wir das Lineal
                              A (Fig. 22) vermittelst der
                              Libelle genau in die Horizontale
                              nx = ab; visiren sodann das
                              Lineal
                              B vermittelst des Fernrohrs
                              auf den Mittelpunkt der Zielscheibe
                              m ein und rücken das senkrechte
                                 Lineal
                              C genau auf den Theilstrich 320° der Hypotenuse
                              B.
                           Da nach dieser Operation die Hypotenuse des kleinen, von
                              dem Instrument gebildeten Dreiecks, das wirkliche in der
                              Natur gefundene Maaß der Hypotenuse
                              ac in die Verhältnisse des kleinen Dreiecks überträgt
                              und die Winkel dieselben sind, so zeigen nun die Maaßstäbe des Instruments das wirkliche Maaß
                              der beiden Katheten des großen Dreiecks
                              nx und mix. Also:
                           
                              
                                 
                                 
                                    nm
                                    
                                 =
                                 320° = ac
                                 
                              
                                 
                                 
                                    nx
                                    
                                 =
                                 300° = ab
                                 
                              
                                 und
                                 
                                    mx
                                    
                                 =
                                 109°4'5'' = cb.
                                 
                              
                           Auf diese Weise erhalten wir also ohne weitere Rechnung etc.
                              unmittelbar auf dem Felde das Maaß der auf den Horizont reducirten Linie
                              ac und auch die senkrechte
                                 Höhe des Berges bc mit großer Sicherheit und
                              Genauigkeit.
                           Da bei diesen Messungen die Zielscheibe und das Stativ des Instruments stets gleiche
                              Höhe haben, so ist auf die Höhe des letzteren über dem Horizont keine weitere
                              Rücksicht zu nehmen.
                           In dem Fall, daß der Bergabhang
                              Fig. 23
                              unzugänglich ist und die Linie ac nicht unmittelbar mit der Kette gemessen werden kann, erhalten wir
                              dieselben Resultate durch folgende Operation:
                           Wir messen am Fuß des Berges in dem Alignement ab eine
                              kleine Standlinie
                              ap = S, stellen das
                              Instrument in a auf, richten das Lineal
                              A vermittelst der Libelle
                              genau in den Horizont – das Lineal
                              B auf den Gipfel des Berges
                              c – und das Lineal
                              C auf das Maaß der Standlinie
                              S im Maaßstab von
                              A. Jetzt zeigt uns C das
                              Maaß der entsprechenden Höhenkathete = H.
                           Dasselbe Verfahren wiederholen wir in dem in gleichem Niveau liegenden zweiten Standpunkt
                              p und finden hier eine zweite
                                 Höhenkathete = h. Nun ist:
                           ab = S
                              × h/(H – h)
                           
                           und cb = H × h/(H
                              – h).
                           Richten wir endlich die Lineale des Instruments auf diese gefundenen Dimensionen im
                              Standpunkt
                              a, so zeigt uns C auch die
                              unbekannte Länge der Hypotenuse
                              ac.
                           Noch vortheilhafter ist es, wenn das Fernrohr des Lineals
                              B mit dem Mikrometer des
                              obigen Militärfernrohrs zur Distanzmessung versehen ist.
                              Lassen wir alsdann auf dem Gipfel des Berges in C ein
                              Signal von bekannter Größe
                              aufstellen, so finden wir durch eine einzige Beobachtung
                              im Standpunkt a
                              sämmtliche Dimensionen.
                           Aus dieser Darstellung ist es an sich einleuchtend, welche wesentlichen Vortheile das
                              Reductionsniveau auch dem Nivellement gewährt. Bei der gewöhnlichen Nivellirmethode stellt man das
                              Instrument in der Mitte zwischen den einzelnen Stationen auf und schreitet so mit
                              stets waagrechten Linien fort, um das Gesammtgefälle durch Addition und Subtraction
                              der verschiedenen Höhenverhältnisse zu finden. Es ist aber durch die Erfahrung
                              bestätigt, daß bei diesen vielfach zerstückelten Messungen und den wiederholten und
                              zeitraubenden Aufstellungen und Einrichtungen einer beweglichen Zielscheibe sich
                              mehr Fehler einschleichen, als wenn wir bei einem in bestimmter Höhe feststehenden Zielpunkte und durch Messung einer einzigen
                              der ansteigenden Bodenfläche parallel laufenden Ziellinie, das Gesammtgefälle durch eine
                              sorgfältige Beobachtung unmittelbar am Instrument
                                 ablesen.
                           Diese letztere, bequemere und zuverlässigere Nivellirmethode gewährt nun das Reductionsniveau auf das vollkommenste. Vergl. Fig. 22, wo
                              eine einzige Beobachtung das Gefälle ca = cb = 109°5'' angab.
                           Eine vollständigere Beschreibung und Anleitung gibt die Schrift:
                           Romershausen's Reductionsniveau etc. Halle bei Heynemann
                              1848.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
