| Titel: | Erfahrungen über die Concurrenz der Eisenbahnen mit der Kanal-, Fluß- und See-Schifffahrt in Beziehung auf schwere Frachtgüter. | 
| Fundstelle: | Band 114, Jahrgang 1849, Nr. XIV., S. 82 | 
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                        XIV.
                        Erfahrungen über die Concurrenz der Eisenbahnen
                           mit der Kanal-, Fluß- und See-Schifffahrt in Beziehung auf schwere
                           Frachtgüter.
                        Nach Teißerence's Werk bearbeitet.
                        Ueber die Concurrenz der Eisenbahnen mit der Kanal-,
                           Fluß- und See-Schifffahrt.
                        
                     
                        
                           Das Werk „Etudes
                                       sur les voies de communication perfectionnées et sur les lois
                                       économiques de la production du transport, par Edmond Teisserence,
                                    Paris 1847“ zeichnet sich
                              durch eine solche Fülle von Daten, Erfahrungen und Kostendetails des Betriebes aller
                              Arten von Communicationen, sowie durch eine so scharfe, rein auf Ziffern basirte und
                              von Vorurtheilen freie Beurtheilung des Gegenstandes aus, daß wir nicht ermangeln
                              unsern Lesern Auszüge aus demselben mitzutheilen. Im genannten Werke des Hrn. Teisserence, eines ausgezeichneten Ingenieurs, herrscht
                              natürlich der kaufmännische Gesichtspunkt vor, denn alle Untersuchungen, welche sich
                              auf eine mit seltenem Fleiße gesammelte und mit großem Scharfsinn zusammengestellte
                              Fülle von in England, Frankreich und Belgien gemachten Erfahrungen gründen, endigen
                              mit dem Einfluß auf die Reinrente, und zusammengenommen
                              beweisen sie unwidersprechlich, wie sicher und rasch die Eisenbahnen allen mit ihnen
                              concurrirenden Kanälen und in vielen Fällen auch der Fluß-, und sogar der
                              See-Schifffahrt den Waarentransport entreißen. Hieraus zieht Teisserence den als Endsatz des ganzen Buches
                              anzusehenden Schluß: „daß die französische Regierung ihre
                                 Staatsunterstützungen nicht den Kanälen, sondern bloß den Eisenbahnen zuwenden
                                 soll.“
                              
                           
                        
                           I. Factische Resultate der Concurrenz
                                 zwischen Eisenbahnen- und Wasser-Communicationen.
                           
                              A. In
                                    Großbritannien.
                              Vor dem Jahre 1829, wo zuerst vervollkommnete Locomotiven auf der
                                 Liverpool-Manchester-Bahn angewandt wurden, waren die Eisenbahnen
                                 in so
                                 unvollkommenem Zustande, daß sie mit den Kanälen hinsichtlich der Frachtfahrt
                                 nicht in Concurrenz treten konnten; nach dieser Zeit aber begann der Kampf. Die
                                 Kanäle begannen ihn in England unter den günstigsten Verhältnissen; sie trugen
                                 Dividenden von 30, 40, ja selbst 120 0/0; sie waren unterstützt durch die seit
                                 einem halben Jahrhundert entstandenen Gewohnheiten und Verhältnisse; Werkstätten
                                 hatten sich an ihnen gruppirt, deren Schicksal zum Theil mit dem der Kanäle eng
                                 vereinigt war; die Schifffahrtsunternehmer besaßen ein vollständiges Material
                                 von Booten, Pferden, Magazinen und die detaillirtesten Handelskenntnisse. Die
                                 englischen Kanäle frieren nicht, ihre Speisung wird weder durch Hitze noch Kälte
                                 beeinträchtigt und ebensowenig die Schifffahrt auf den Flüssen, mit welchen sie
                                 verbunden sind. Während fünfzig Jahren hatten sich die Kanäle größtentheils zu
                                 einem großen Netze vereinigt, welches alle industriellen Hauptstädte Englands
                                 umfaßte, und dessen Fäden mitten in die Magazine der Fabriken, in die Stollen
                                 der Steinkohlenbergwerke und selbst bis unter die Haue des Bergmanns reichten.
                                 Die Kanäle waren überdieß zu einer Zeit gebaut worden, wo die Kosten des Baues
                                 und der Terrainerwerbung noch viel geringer waren, und durch frühere hohe
                                 Dividenden waren die Anlehen, mit denen das Anlagscapital vorzüglich bestritten
                                 worden war, größtentheils abbezahlt. Um die Verschiedenheit der Anlagskosten
                                 anschaulich zu machen, führen wir als Beispiel die Kosten des
                                 Bolton-Manchester-Kanales an, welcher 1,650,000 Fr. kostete,
                                 während die Terrainerwerbungen für die Bolton-Manchester-Eisenbahn
                                 allein, obwohl die erworbenen Flächen nicht so groß waren als jene für den
                                 Kanal, 2,520,000 Fr. für die gleiche Länge von 16 Kilom. betrugen; und doch war
                                 der Kanal nur 40 Jahre früher gebaut.
                              Die Transporttarife, welche in jener Zeit auf den Kanälen bezahlt werden mußten,
                                 waren im Verhältniß zur Landfracht auch sehr bedeutend, wie folgende Beispiele
                                 zeigen: Kanalfracht zwischen Liverpool und Manchester 12,5 bis 21 Fr.,
                                 Landfracht 28 Fr.; Manchester-London-Kanal 56,25–125 Fr.,
                                 Landfracht 150; London-Birmigham-Kanal 25–87,5, Landfracht
                                 90; London-Bristol-Kanal 32–63,5, Landfracht 80 Fr.
                              Wie ganz anders traten damals die Eisenbahnen auf? Die rentabelsten brachten
                                 keine höhere Dividende als 6 bis 8 0/0; sie verbanden nur wenige Städte und
                                 hatten überall noch Lücken. Die damals angenommene Unmöglichkeit, so scharfe
                                 Curven als Schienenweg zu legen, wie sie die englischen Kanäle machten, die
                                 Furcht, die Länge der Bahnen zu sehr zu vergrößern, veranlaßten, daß sie die
                                 größern Werkstätten nicht berührten, und damals existirten auch die zu letzteren führenden
                                 Zweigbahnen nicht, durch welche Umladungen und Speditionsspesen erspart werden.
                                 Und doch siegten die Eisenbahnen rasch und unwiderstehlich im Kampfe mit den
                                 Kanälen.
                              Die Actien des Mersey- und Irwell-Kanals, welcher parallel zur
                                 Liverpool-Manchester-Eisenbahn läuft, galten 1829 1250 Pfd.
                                 Sterl.; sie standen 1833 auf 750, 1839 560, 1841 540, 1844 360. Jene des Kanales
                                 von Conventry waren 1845 durch die Concurrenz der parallelen
                                 Birmingham-Bahn von ihrem alten Werthe von 1200 unter 320 herabgedrückt;
                                 so jene des Rochedale-Ashton-Kanals von 150 auf 55. Im Jahre 1845
                                 gaben die 1596 Kilometer mit den Eisenbahnen paralleler Kanäle per Kilometer nur 7125 Fr. Reinrente, während nach
                                 Abzug der Zinsen für die gemachten Schulden die rivalisirenden Eisenbahnen
                                 39,000 Fr. per Kil. ertrugen. Vergleichen wir nun
                                 auch die Anlagkosten beider. Teißerence behauptet,
                                 daß in jenen Grafschaften, wo jetzt der Kil. Eisenbahn um 658,000 Fr. gebaut
                                 wird, der Kil. Kanal 300,000 Fr. kosten würde. Die
                                    Reinrente gleichen Anlagscapitals betrüge also
                                 per Kilometer beim Kanale
                                 7125 Fr., bei der rivalisirenden Eisenbahn 18,060
                                 Fr.
                              Besonders interessant sind die Resultate des Kampfes zwischen der
                                 Edinburgh-Glasgow-Eisenbahn und dem Forth- und
                                 Clyde-Kanal, welcher sich ungewöhnlicher Vortheile erfreut. Es gehen ohne
                                 Ausladung auf Seeschiffen jährlich 250,000–300,000 Tonnen durch diesen
                                 Kanal; sein mit der Eisenbahn concurrirender Theil ist von Meer zu Meer nur halb
                                 so lang als die Eisenbahn; auch ist seine commercielle Lage viel besser. Während
                                 des Kampfes setzten die beiden Gegner ihre frühern Tarife um drei Viertel herab;
                                 man führte Getreide um 3 1/2 Cent., Eisen um 4 Cent. per Tonne und Kil. Was war die Folge? Der Kanal verlor 15,400 Pfd.
                                 Sterl. an seiner Bruttoeinnahme und ein Drittel seiner Nettoeinnahme; die
                                 Eisenbahn nur 3000 Pfd. Sterl. – den vierzigsten Theil ihrer
                                 Bruttoeinnahme, ohne das Verhältniß zu mindern, in welchem ihre Reineinnahme
                                 stieg.
                              Sehr belehrend ist auch die Uebersicht des Kampfes zwischen der
                                 Manchester-Leeds-Bahn und zwei Kanälen, von denen der eine, jener
                                 von Rochedale, auf dem größten Theil seiner Länge mit der Eisenbahn concurrirt,
                                 der andere, jener von Ashton-Oldham-Manchester aber nur mit dem
                                 Oldhamer Zweige.
                              
                              
                                 
                                    Jahr
                                    Bruttoeinnahme von schwerer Fracht
                                    Die Eisenbahn hatte
                                    
                                 
                                    
                                    Kanal von
                                    Eisenbahnvon Leeds
                                    Brutto-Einnahme
                                    Netto-Einnahme
                                    
                                 
                                    
                                    Rochedale
                                    Ashton-Oldham-Manchester
                                    
                                    
                                    
                                    
                                 
                                    1839
                                      1,175,000 Fr.
                                      520,000 Fr.
                                    
                                    
                                    
                                    
                                 
                                    1840
                                    1,473,250  „
                                    492,500  „
                                        320,000 Fr.
                                      1,007,500 Fr.
                                        492,500 Fr.
                                    
                                 
                                    1841
                                      
                                       680,000  „
                                    437,500  „
                                    1,830,000  „
                                    2,745,000  „
                                    1,410,000  „
                                    
                                 
                                    1842
                                      
                                       476,250  „
                                    397,500  „
                                    2,500,000  „
                                    5,722,500  „
                                    3,487,500  „
                                    
                                 
                                    1843
                                      
                                       475,000  „
                                    300,170  „
                                    2,945,000  „
                                    6,122,500  „
                                    4,095,000  „
                                    
                                 
                                    1844
                                      
                                       435,000  „
                                    362,500  „
                                    3,630,000  „
                                    7,280,000  „
                                    4,912,500  „
                                    
                                 
                                    1845
                                    
                                    
                                    
                                    
                                    
                                    
                                 
                              nahm die Eisenbahn per
                                 laufenden Meter 50 Fr. ein; sie transportirte, auf ihre ganze Länge reducirt,
                                 180,000 Tonnen, während dem Kanale nichts geblieben war, als die Fracht für die
                                 an seinen Ufern liegenden Werkstätten. Die Einnahmen des Kanals von Rochedale
                                 waren von 31 Fr. per laufenden Meter auf 8,7 Fr.
                                 gefallen, seine Actien von 150 auf 54.
                              Was waren nun die Folgen dieser nachtheiligen Concurrenzkämpfe? Die meisten der
                                 rivalisirenden Kanal-Compagnien hatten sich 1844 und 1845 mit den
                                 Eisenbahn-Compagnien verschmolzen; mehrere Kanäle wurden trocken gelegt,
                                 um in Eisenbahnen verwandelt zu werden. Während sich alle neuen Kanalprojecte
                                 trotz der Capitalfülle Großbritanniens auflösten, erschienen Bills für
                                 Eisenbahnen von unausführbarer Länge vor dem Parlamente. Dieser Kampf gab auch
                                 Veranlassung zur raschen Herabsetzung der Tarife für Waaren, wobei sich die
                                 Eisenbahn-Compagnien überhaupt wohl befanden, denn auch jene von aller
                                 Concurrenz entfernten nahmen sie an.
                              Wenn auch der Umstand, daß der Personentransport einer frequenten Eisenbahn
                                 allein schon die Interessen des Anlagscapitals deckt, jede Reineinnahme über die
                                 eigenen Betriebskosten als reinen Zuschuß zur Reinrente erscheinen läßt, so
                                 bleibt doch für einen großartigen Gütertransport auf einer Eisenbahn die 1843
                                 abgegebene Erklärung des Directors der Manchester-Leeds-Bahn
                                 geltend, daß „die Transportkosten der Güter auf einer Eisenbahn
                                    erwiesenermaßen geringer sind als jene auf Kanälen, bei Einrechnung der
                                    Unterhaltungskosten der Kanäle.“
                                 
                              
                           
                              
                              B. In
                                    Frankreich.
                              Das Interessanteste bietet hier der Ruin des Kanales von
                                    Rive de Gier nach Givors durch die Eisenbahn von St. Etienne nach Lyon.
                                 Der Kanal, welcher 1780 eröffnet wurde, war besonders für den Transport der
                                 Steinkohlen von ihren Hauptstollen zu Rive de Gier nach dem Rhonehafen Givors
                                 gebaut worden. Seine Länge betrug 16 Kil. = 2 1/6 d. M., seine Anlagskosten
                                 4,433,551 Fr., also per Kil. nicht ganz 280,000 Fr.
                                 Als im Jahre 1830 der Kampf mit der Eisenbahn begann, befand sich der Kanal im
                                 besten Zustande; seine Dividenden betrugen 92 0/0, sein Reservefond 632,500 Fr.,
                                 seine Schulden waren bezahlt, sein Credit unbegränzt. Die Längenentfernung
                                 differirte bei Kanal und Eisenbahn nur um 1/36. Die ganze Wasserstraße bis Lyon
                                 hatte eine Länge von 36 Kil., wovon aber nur 16 dem Kanale angehörten, die
                                 übrige Strecke bildete die Rhone, auf welcher die Wasserzölle per Tonne und Kilometer nur 0,0038 Fr. betrugen.
                                 Außerdem hatte ein Drittel aller in Rive de Gier eingeschifften Kohlen einen
                                 andern Bestimmungsort als Lyon.
                              Diesen günstigen Verhältnissen des Kanales gegenüber trat die Eisenbahn unter
                                 sehr ungünstigen auf. Sie war vor 1830 gebaut, hatte also nur sehr schwache
                                 Maschinen, welche auf den starken Steigungen nur sehr wenig ziehen konnten,
                                 ferner kleine Wägen, und auf bedeutende Entfernung auf den starken Steigungen
                                 nur Pferdekraft, welche sehr theuer zu stehen kam, obgleich das Gefälle den
                                 beladenen Wagen günstig war.
                              Kaum war jedoch 1830 die Eisenbahn eröffnet, so begann schon das Fallen der auf
                                 dem Kanale transportirten Tonnenzahl. In den Jahren 1826, 27, 28 betrug die
                                 jährliche mittlere Frachtmasse, auf die ganze Kanallänge reducirt, 347,000
                                 Tonnen, welche eine Brutto-Einnahme von 1,413,000 Fr. abwarfen. Von
                                 1834–38 fiel das jährliche Frachtquantum schon auf 169,700 T., welche nur
                                 noch 290,624 Fr. eintrugen. Die Eisenbahn wurde mit den neueren Verbesserungen
                                 ausgerüstet, und so sank trotz aller Tariferniedrigungen und der Erbauung eines
                                 neuen lucrativen Nebenkanals das Transportquantum des Kanals 1840 auf 172,447
                                 Tonnen mit einer Einnahme von 320,700 Fr.
                              Die Kanalverwaltung erklärte hierauf, daß der Kanal den Krieg mit der Eisenbahn
                                 nicht länger fortsetzen könne, und setzte auch eine Verschmelzung beider
                                 Gesellschaften durch. Sie verbanden ihre Magazine; die Kanalgesellschaft erhielt
                                 von der Reinrente der Eisenbahn 6 0/0, die Eisenbahngesellschaft von jener des
                                 Kanals 56%. Letztere Bedingung gestaltete sich nun in der Praxis folgendermaßen:
                                 jede über den Kanal gehende Tonne warf der Eisenbahngesellschaft per Kilometer von der Reinrente 4 Centimes ab; jede
                                 über die Eisenbahn gehende der Kanalgesellschaft 1 Cent. Wenn also die
                                 Eisenbahngesellschaft eine Tonne statt über den Kanal über die Eisenbahn gehen
                                 ließ, so verlor sie hiedurch allein schon 5 Cent.; aber dennoch fand sie es
                                 wohlfeiler, die Güter über die Eisenbahn zu befördern, was der sicherste Beweis ist, wie viel wohlfeiler
                                    schwere Waarenmassen auf der Eisenbahn als auf dem Kanale transportirt
                                    werden können. Dieß geschah, ohne daß bei einer Frequenz, welche sich
                                 (auf die ganze Bahn reducirt) im J. 1845 auf 577,000 Reisende und 734,000 Tonnen
                                 Frachtgewicht belief, deßwegen auf den Strecken, wo im Pferdebetriebe nur Trains
                                 von 4–6 Wagrn gingen, eine Ueberfüllung oder sonstige Schwierigkeiten im
                                 Betriebe entstanden, obgleich die Eisenbahn nur auf ein Drittel ihrer Länge
                                 doppelte Spur hat.
                              Die Eisenbahn von Rouen nach Paris concurrirt auch mit
                                 großem Erfolg mit der alten Seineschifffahrt,
                                 obgleich diese im Jahre durchschnittlich nur 8–9 Tage unterbrochen ist,
                                 stets direct an ihren Magazinen landet und an den zahlreichen großen Uferorten
                                 der Seine viele Ressourcen hat, während die Endstationen der Eisenbahn von den
                                 Hauptmärkten sehr weit abliegen. Die Flußschiffe sowie die Eisenbahn
                                 transportiren die Tonne um den gleichen Preis, nämlich 11 Fr.; nach Erlegung des
                                 Flußzolles von 1,4 Fr. bleiben den Schiffern noch 9,6 Fr., welche sie nur
                                 kümmerlich ernähren. Wie sehr sich aber die Reineinnahme der Eisenbahn von Rouen
                                 nach Paris durch den Gütertransport ungeachtet fortwährender (aus den ersten
                                 beiden Columnen der folgenden Tabelle ersichtlichen Reductionen des Tarifs für
                                 Personen und Waaren) steigert, geht aus folgender Zusammenstellung ihrer
                                 Betriebsergebnisse für die Jahre 1844–1846 hervor.
                              
                              
                                 
                                    Bruttoeinnahmenper Kilometer von jedem
                                       Passagier        „        
                                       „        
                                       „   jeder Tonne Waaren
                                    1844  0,0868
                                       Fr.0,1500  „
                                    1845  0,0832
                                       Fr.0,1061  „
                                    1846  0,0816
                                       Fr.0,0936  „
                                    
                                 
                                    Summe der Einnahmen von den Passagieren
                                    4,343,819   „
                                    4,505,584 „
                                    4,486,862 „
                                    
                                 
                                    Summe der Einnahmen von Waaren
                                       aller      Art und
                                       Vieh
                                    1,495,712   „
                                    1,878,355 „
                                    2,908,602 „
                                    
                                 
                                    Summe von alle Einnahmsquellen
                                    6,443,236   „
                                    7,302,005 „
                                    8,344,330 „
                                    
                                 
                                    Ausgaben.
                                    
                                    
                                    
                                    
                                 
                                    Zehntabgabe an den Staat für die Passagiere
                                       170,646   „
                                       171,066 „
                                       155,949 „
                                    
                                 
                                    Unterhalt der Bahn
                                       360,000   „
                                       360,000 „
                                       360,000 „
                                    
                                 
                                          
                                       „      
                                       „   Bahngebäude
                                         31,881  
                                       „
                                         31,881 „
                                         74,360 „
                                    
                                 
                                    allgemeine Kosten
                                       281,127   „
                                       330,294 „
                                       409,700 „
                                    
                                 
                                    Locomotion
                                       937,128   „
                                    1,041,038 „
                                    1,265,389 „
                                    
                                 
                                    Unterhalt des Materials
                                       159,164   „
                                       186,879 „
                                       253,345 „
                                    
                                 
                                    Personal
                                       771,948   „
                                       937,467 „
                                    1,125,110 „
                                    
                                 
                                    
                                       Reineinnahme
                                       
                                    3,731,342   „
                                    4,243,380 „
                                    4,700,477 „
                                    
                                 
                              (Wir sehen hier, daß die Bruttoeinnahme von den Passagieren nur wenig steigt,
                                 sehr bedeutend aber jene von den Gütern. Diese ist es auch, welche die große
                                 Steigerung der Reinrente veranlaßt, denn durch den
                                 gesteigerten Gütertransport haben die in den letzten vier Rubriken enthaltenen
                                 Kostenpositionen sich verhältnißmäßig viel weniger gesteigert als die
                                 Bruttoeinnahmen. Müßte die Eisenbahn zu der angegebenen Zehntabgabe auch noch
                                 denselben Zoll entrichten, wie die Schiffe auf der Seine, so hätte diese
                                 Differenz für die Jahre 1845 und 1846 nahe an 128,000 Fr. betragen; da die
                                 Differenz der Reineinnahme gegen 460,000 Fr. ausmacht, so wäre sie trotz der
                                 Einbuße dieser 128,000 Fr. doch noch gestiegen.
                              Abgesehen von dieser Bahn ist bis jetzt in Frankreich kein erheblicher
                                 Concurrenzkampf zwischen Eisenbahnen und Kanälen eingetreten, theils weil das
                                 gegenseitige Frachtgebiet hiezu keine Veranlassung gab, theils weil (wie an der
                                 Loire) kleine Eisenbahnstrecken mit für den Handel ungünstig gelegenen Bahnhöfen
                                 einem großen Netze von Wasserverbindungen gegenüberstanden. Die Kanäle sind aber
                                 fast sämmtlich durch ungeheure Unterstützungen von Seite des Staats begünstigt,
                                 welcher mit Vernachlässigung des rein fiskalischen Gesichtspunktes aus
                                 national-ökonomischen Gründen nur ganz unbedeutende Wasserzölle erhebt,
                                 welche nicht einmal Unterhaltung und Administration decken, viel weniger
                                 Kapitalzinsen. St.)
                              Die französischen Kanäle hatten bis 1844 ein Kapital von 425 Mill. Francs
                                 gekostet. 1844 betrugen ihre Einnahmen 4,366,200 Fr.; ihre Ausgaben:
                                 Perceptionskosten 166,460, Unterhalt und Administration 4,364,940 Fr., in Summa
                                 4,531,400 Fr.; Deficit 165,200 Fr. So gab auch 1844 die ganze Binnenschifffahrt
                                 Frankreichs bei einer Bruttoeinnahme von 7,479,900 Fr. ein Deficit von 420,100
                                 Fr. Die mittlere Circulation der 1821–22 votirten Kanäle betrug seit 1844
                                 74,200 Tonnen per laufenden Kilometer. Unterhalt,
                                 Aufsicht und Administration kosten in Frankreich 2 Fr. per laufenden Meter für Kanäle und kanalisirte Flüsse; für Kanäle
                                 allein sind sie höher und steigen bis zu 3,06 Fr.
                              
                           
                              C. In
                                    Belgien.
                              Die belgische Regierung ist Eigenthümerin sowohl des Kanalnetzes als auch des
                                 Eisenbahnnetzes ihres Landes. Sie fand es im Interesse der Erhaltung sowohl
                                 alter Gewerbszweige und ihrer Capitalien, als auch von Schiffleuten als
                                 Grundcapital einer Marine nicht für angemessen, beide mit einander in Concurrenz
                                 treten zu lassen, und verhinderte dieß, indem sie den Tarif der Eisenbahn höher
                                 stellte als jener der Schifffahrt beträgt.
                              Kein Land hat wie Belgien ein so dichtes Netz von Wasserstraßen, dessen äußerste
                                 Fäden mitten in die Städte und Werkstätten eindringen. Die Fahrzeuge welche die
                                 Kanäle befahren, sind sehr groß; viele sind Seeschiffe, ja die Seeschiffe gehen
                                 bis mitten ins Land. Dennoch trägt jeder der 559 Kilometer Eisenbahn, von denen
                                 nur 151 nicht mit Wasserstraßen concurriren, jetzt im Durchschnitt zwei Drittel
                                 so viel als der Kilometer der Wasserstraßen. Ein deutlicheres Bild der
                                 gegenseitigen finanziellen Erträgnisse und ihres Fortschrittes liefert folgende
                                 Zusammenstellung der Bruttoeinnahmen beider per
                                 laufenden Kilometer.
                              
                                 
                                    Jahr:
                                    1840,
                                    1841,
                                    1842,
                                    1843,
                                    1844,
                                    1845.
                                    
                                 
                                    Wasserweg:
                                    1410,
                                    1700,
                                    1730,
                                    1710,
                                    1860,
                                    1920 Fr.
                                    
                                 
                                    Eisenbahn:
                                    2800,
                                    4200,
                                    4500,
                                    5000,
                                    6000,
                                    7500  „
                                    
                                 
                              Welche Steigerung der Erträgnisse der Eisenbahn jenen der
                                 Wasserstraßen gegenüber!
                              Die Gesammtkosten des Transportes per Tonne und
                                 Kilometer auf dem Rheine, die Flußzölle abgerechnet, sind übrigens genau
                                 dieselben, wie jene auf der Eisenbahn von Köln nach Antwerpen, trotz der großen
                                 Rheinschiffe und des günstigen Fahrwassers dieses Stromes.
                              (Bei den Untersuchungen über die Rheinzölle im Jahre 1849 wurde geltend gemacht,
                                 daß von Antwerpen nach Köln die Rheinzölle 70 Cent., Assecuranz 5 C.,
                                 Krahn-, Fracht- und Werftgebühren 12 C. per Zollzentner, also im Ganzen 87 C. ausmachen ohne Frachtkosten,
                                 während die Eisenbahnfracht nur 84,5 C. beträgt. St.)
                              
                           
                        
                           II. Vergleich zwischen den eigentlichen
                                 Fahrtkosten der Landfuhrwerke, der gewöhnlichen Kanal- und Flußschiffe,
                                 der Dampfschleppschiffe und der Eisenbahntrains.
                           
                              Theilung der Tarife im
                                    allgemeinen.
                              Alle Tarife theilen sich in die Vergeltung für drei Haupttheile:
                              I. Kosten, welche vom Hause des Absenders bis an Bord und von da bis ins Haus des
                                 Empfängers erwachsen; es sind die Kosten des Spediteurs, seiner Büreaux, Hallen,
                                 Fuhrwerke, des verschiedenen Auf- und Abladens. Hieher gehören auch die
                                 Kosten der Assecuranz gegen Beschädigung, sowie der Gewinnst des Spediteurs.
                              II. Die eigentlichen Transport- oder Fahrkosten: Kosten der Unterhaltung
                                 der Pferde oder der Maschinen, des Personals und der Wägen oder Boote.
                              III. Weggelder als Vergeltung für die Kosten des Unterhalts der Land-,
                                 Wasser- oder Eisen-Straße, deren Beaufsichtigung und
                                 Anlagskapital.
                              Die Kosten I. sind von der Entfernung, welche die Fracht durchläuft, völlig
                                 unabhängig, also additionell. Durch sie wird die Fracht auf kurzen Strecken per Kilometer viel theurer als auf langen; durch sie
                                 erhalten kürzere Chausseestrecken den Vorzug vor Eisenbahn- und
                                 Kanalstrecken ähnlicher Länge. Man nimmt durch ganz Frankreich an, daß die
                                 Kosten des Spediteurs für das Aufladen und das
                                 Abladen, also von dem Momente des Eintrittes in das Haus des Spediteurs bis zur
                                 ruhigen Lage an Bord, und von da bis ins Haus des
                                 Empfängers 10 Fr. per Tonne ausmachen. Da in der
                                 Regel die Tarife von der Zeit an gerechnet werden, wo die Waare schon an Bord
                                 oder am Quai liegt, so kommen von diesen 10 Fr. in unsern vergleichenden
                                 Rechnungen meistens nur die beim Landtransporte üblichen 7 Fr. vor, nämlich für
                                 Ein- und Ausladung und Uebergabe im Hause des Empfängers, ferner Garantie
                                 gegen Verluste und Beschädigung, Büreaukosten und Bezahlung von Agenten an
                                 Zwischenstationen.
                              
                              Bei den unter I. begriffenen Kosten des Eisenbahntransportes spielt die Zeit,
                                 innerhalb welcher die Packung und Expedition besorgt seyn muß, eine große Rolle.
                                 Die Tonne Bagage, welche innerhalb einer Viertelstunde besorgt seyn muß, kostet
                                 12–16 Fr.; Kaufmannsgüter, welche mit den Personentrains gehen sollen,
                                 und bei denen man eine halbe Stunde Zeit hat, 4–7 Fr.; Kaufmannsgüter,
                                 welche erst binnen 24 Stunden versendet werden, 1,50 bis 1,75 Fr.
                              Die Kosten des Transportes vom Quai oder Eisenbahnhofe ins Haus des Empfängers
                                 betragen in Frankreich meistens 2 Fr., in Paris aber 3–5 Fr.
                              Bei den später folgenden vergleichenden Rechnungen sind die Kosten des Spediteurs
                                 nicht eingerechnet, ausgenommen bei der Landfracht.
                              
                           
                              Landfracht.
                              Die Trains der Eilfuhren, d.h. jener, welche zwar im Schritte, aber mit Relais
                                 befördert werden, bestehen in Frankreich in der Regel aus einem zweispännigen
                                 Wagen und einem einspännigen Karren. Die Kosten derselben, mit Einschluß
                                 zeitweisen Vorspanns von 1 bis 2 Pferden, berechnen sich per Tag, in welchem durchschnittlich 30 Kilom. zurückgelegt werden,
                                 folgendermaßen:
                              
                                 
                                    Pferde mit Knechten
                                    15,00 Fr.
                                    
                                 
                                    Unterhalt des Wagens
                                      0,43  „
                                    
                                 
                                          
                                       „        „  
                                       Karrens
                                      0,32  „
                                    
                                 
                                    Zugehör, Wagendecken etc.
                                      0,12  „
                                    
                                 
                                    
                                    –––––––
                                    
                                 
                                    
                                    15,87  „
                                    
                                 
                              Berechnet man dieselben auf 3750 Kilogr., welche für 3
                                 Pferde geladen werden, und 30 Kilom., welche täglich zurückgelegt werden, so
                                 ergeben sich per Tonne und Kilometer 14 Cent. (1,5
                                 Kr. rhn. per Zollzentner und deutsche Meile).
                              In der Regel zahlt der Handelsstand für gewöhnliche Fuhren 18 bis 20 Cent., aber
                                 für Eilfuhren, d.h. solche, welche mit Relais Tag und Nacht gehen und die
                                 Ablieferungszeit streng einhalten müssen, 30 bis 35 Cent., wobei sich jedoch die
                                 Spediteure schon sehr gut stehen. Ziehen wir den niedersten Preis der Eilfuhren
                                 vom höchsten der ordinären ab, so bleiben 10 Cent. als der niederste Preis für
                                 die Regelmäßigkeit und Schnelligkeit der Beförderung. Hieraus geht hervor, wie
                                 viel höher bei Eilgütern die Eisenbahnfracht gesteigert werden kann. Die verhältnißmäßige Zahl
                                 dieser Güter, also auch ihr Ertrag, ist darnach zu schätzen, daß zur Zeit die
                                 Eilgüter 8% aller auf den Chausséen Frankreichs fahrenden Güter
                                 ausmachen.
                              Es wäre aber bei der Unregelmäßigkeit und dem täglich vorkommenden geringen
                                 Zuflusse an Eilgütern, den Spediteuren unmöglich die Eilgüter um diesen Preis zu
                                 befördern, wenn sie nicht die Ladung mit andern nicht als Eilgüter zahlenden
                                 Gütern ergänzten. Ein großes Speditionshaus in Frankreich z.B., welches täglich
                                 50 T. empfängt und versendet, läßt 34 durch gewöhnliche, 16 durch Eilfuhren
                                 gehen; unter diesen 16 sind aber nur 4, welche als Eilfuhren bezahlen.
                              
                           
                              Fracht auf Wasser- und
                                    Eisenstraßen.
                              Die Gesellschaft des Kanals du Midi hat 1834 ebenfalls einen Eilfrachtdienst
                                 eingerichtet, welcher bis 1845 so bedeutende Fortschritte machte, daß die auf
                                 die ganze Länge dieser, auch über den Kanal von Beaucaire und des Etang
                                 ausgedehnten Frachtlinie reducirte Fracht 167,600 Tonnen betrug, von denen jede
                                 47,8 Fr. eintrug, im Ganzen 800,000 Fr., jede eingeschriebene Tonne aber nur 19
                                 Fr. Die Compagnie läßt sich bei von jeder eingeschriebenen Tonne durchlaufenen
                                 143 Kilom. (7,416 Kilometer = 1 d. Meile) nur 13,2 Cent., also nicht die Hälfte
                                 wie für Landeilfuhren, bezahlen.
                              Die mittlern Tarife der französischen Eisenbahnen,
                                 Auf- und Abladen eingerechnet, berechnen sich folgendermaßen: 1. Kl. 15,6
                                 Cent., 2. Kl. 12,6, 3. und 4. Kl. 8,8 Cent. Die niedersten Preise sind jene von
                                 Paris nach Valenciennes: 6,9, und für Transitgüter von Straßburg nach Basel 7
                                 Cent. Zum Vergleiche hiemit geben wir eine
                              
                              Tabelle über die Frachten für
                                    Kaufmannsgüter, welche auf den französischen Wasserstraßen im gewöhnlichen
                                    Schiffsdienste per Tonne und Kilometer bezahlt
                                    werden.
                              
                                 
                                    Benennung der Wasserstraßen.
                                    Fracht in Centimes, die
                                       Wasserzölleungerechnet, wenn die TonneKilometer
                                       durchläuft
                                    Wasserzöllepr.
                                       Tonneu. Kilometer.
                                    
                                    Die Boote legenin 24
                                       StundenKilometerzurück.
                                    
                                 
                                    
                                    unter 60
                                    150–200
                                    200–400
                                    400–600
                                    
                                    
                                    
                                    
                                 
                                    Kanäle du MidiSeitenkanal der Garonne
                                    2521
                                    18–
                                    12–
                                    ––
                                            4        0,385
                                    
                                       
                                       
                                    60
                                    
                                 
                                    Rhone-Rhein-Kanal
                                    30
                                    15
                                    11
                                    –
                                            4
                                    
                                    15
                                    
                                 
                                    Seitenkanal der Loire
                                    40
                                    18
                                    15
                                    –
                                            3,4
                                    
                                    23
                                    
                                 
                                    Kanal von Burgund, Seine u. Saone:
                                    
                                    
                                    
                                    
                                    
                                    
                                    
                                    
                                 
                                        Obere
                                       Seine    Obere Seine,
                                       Yonne    Paris nach
                                       Dijon      
                                       „      
                                       „   Lyon
                                    25–––
                                    –16––
                                    ––      
                                       9,44–
                                    –––8
                                            0,385        0,385        2,5        1,9
                                    
                                       
                                       
                                    29
                                    
                                 
                                    Schifffahrtsnetz des Nordens:
                                    
                                    
                                    
                                    
                                    
                                    
                                    
                                    
                                 
                                        Kanalisirte Oise, Kanal
                                       von St. Denis    St. Quentin nach
                                       Paris    Valenciennes 
                                       „    
                                       „    Dünkirchen    
                                       „     „
                                    20–––
                                      
                                       10,8–––
                                    –    
                                       9,5     7,7–
                                    –––6
                                            0,9        1,31        1,50        1,7
                                    
                                       
                                       
                                    18
                                    
                                 
                                    Mittel, die Wasserzölle inbegriffen
                                    27
                                       15,4
                                       10,8
                                       7,0
                                    
                                    
                                    
                                    
                                 
                                        
                                       „      „            „      
                                       ausgeschlossen
                                       24,6
                                    13
                                         8,0
                                       5,2
                                    
                                    
                                    
                                    
                                 
                                    Gewinn des Spediteurs, zu 1,2
                                       Fr.    die eingeschriebene Tonne
                                      2
                                         0,8
                                         0,4
                                       0,2
                                    
                                    
                                    
                                    
                                 
                                    Mittel der reinen
                                       Transportkosten,    die Wasserzölle und
                                       den Gewinnst    des Spediteurs
                                       abgerechnet
                                       22,6
                                       12,2
                                        
                                       7,6
                                    5
                                    
                                    
                                    
                                    
                                 
                                    Mittel der Transportkosten incl. der    Wasserzölle und
                                       excl.
                                       des    Spediteurgewinnes
                                    25
                                       14,6
                                       10,4
                                       6,8
                                    
                                    
                                    
                                    
                                 
                              Diese Frachtsätze gelten aber nur für Kaufmannsgüter, welche die Sorge eines
                                 Spediteurs, sorgsamer Verpackung, Schutz gegen Wetter, besondere Sorge gegen
                                 Diebstahl und Garantie gegen Beschädigung erfordern; nicht für Steinkohlen, Kalk
                                 und andere schwere Waaren von verhältnißmäßig geringem Werthe. Von ihrer Fracht
                                 wollen wir später besonders sprechen. Auch sind diese Frachtsätze nur als die
                                 mittleren anzusehen. In Zeiten großer Handelsthätigkeit steigen sie oft auf das
                                 Dreifache, während sie bei großer Geschäftsstille tiefer heruntergehen.
                              Da man die Wasserzölle als ein Deckungsmittel für den Unterhalt der Wasserstraßen
                                 ansehen muß, so können eigentlich nur die Zahlen der letzten Columne als die
                                 eigentlichen eigenen Transportkosten angesehen werden, welche für Vergleichungen
                                 anzunehmen sind. Denn um die Verhältnisse zum Behufe der Vergleichung mit dem
                                 Eisenbahntransporte gleich zu machen, muß jeder Reingewinn von den
                                 Betriebskosten abgezogen werden, sowohl jener des Kanalspediteurs als die
                                 Reinrente der Eisenbahn.
                              
                              Auf den belgischen Kanälen zahlt man für
                                 Kausmannsgüter im Durchschnitt per Tonne und
                                 Kilometer 8 Cent., die Kosten des Auf- und Abladens nicht eingerechnet.
                                 Die Wasserzölle auf den belgischen Kanälen betragen 1,3 bis 2,9 Cent.
                              Zu den oben angegebenen Preisen, welche der Handel für Kaufmannsgüter zahlt,
                                 kommen aber noch mehrere andere Uebelstände, deren Betrag, in Geld ausgedrückt,
                                 die vom Kaufmann factisch zu rechnenden Preise im Vergleiche mit dem Transport
                                 auf Eisenbahnen noch bedeutend erhöht. Die französischen Kanäle sind im
                                 Durchschnitt um mehr als ein Viertel länger als die mit ihnen concurrirenden
                                 Eisenbahnen; dann sind die Gefahren von Beschädigung beim Wassertransport,
                                 selbst beim Einladen besonders in größere Schiffe, immer größer. Wie
                                 einflußreich letzterer Umstand ist, geht daraus hervor, daß die Wasserfracht
                                 zwischen Lille und Paris nicht allein das Landfuhrwerk nicht verdrängt, sondern
                                 nicht einmal die Tonnenzahl des letztern erreicht hat, obwohl die Eillandfracht
                                 60, die gewöhnliche Fracht 38 Fr. bezahlt, während der regelmäßige Kanaldienst
                                 nur 25,5 Fr. fordert, die Waare im Hause des Absenders abgeholt und in jenem des
                                 Empfängers übergeben wird. Freilich ist auch zu berücksichtigen, daß die Tonne
                                 rohe Baumwolle 1200 Fr., die Tonne Baumwollzeuge 6–10,000, die Tonne
                                 Leinwand 5–6000, die Tonne Seidenzeuge 120–200,000 Fr. kostet, bei
                                 welchen Preisen man sich schon 12 Fr. mehr für größere Sicherheit gefallen
                                 lassen kann. Dieß ist auch der Fall bei den Eisenbahnen wegen der größern
                                 Schnelligkeit ihres Transportes; der Verkäufer setzt sein Kapital schneller,
                                 also auch öfter um, und riskirt nicht daß durch eine Aenderung der Preise
                                 während der langen Wasserfahrt seine Speculation fehlschlägt. Der Käufer kann
                                 sich geringere Vorräthe einlegen, braucht nur kleinere Magazine und arbeitet mit
                                 weniger Kapital; die Zeit, und folglich auch die Kapitalszinsen zwischen
                                 Production und Consumtion, werden abgekürzt. Die täglichen Zinsen einer Tonne
                                 mittlerer Baumwollzeuge im Werthe von 8000 Fr. betragen 1,1 Fr., während die
                                 tägliche Fracht hiefür auf einem Kanalboote, das täglich 18 Kilom. zurücklegt,
                                 nur 1,8 Fr. ausmacht; ist nun die Transportentfernung 300 Kilom., welche auf der
                                 Eisenbahn leicht in einem Tage, auf dem Kanal aber in 17 Tagen zurückgelegt
                                 werden, so beträgt der Zinsenverlust durch den langsamen Wassertransport,
                                 zufällige Verspätungen in Folge von Nieder- oder Hochwasser noch
                                 abgerechnet, schon 17,6 Fr.
                              Zum Vergleiche folgt anliegend auch eine Zusammenstellung der Frachtpreise in
                                 Francs und der Transportkosten der Kaufmannsgüter auf französischen und
                                 belgischen Eisenbahnen.
                              
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 114, S. 94
                                 Im Mittel; betrug die Ladung
                                    eines Trains Tonnen; die von jeder Tonne durchlaufene Zahl Kilometer; Auf
                                    jede eingeschriebene Tonne treffen; Eigentliche Fahrkosten; Ladekosten auf
                                    den Bahnhof etc.; von der durchlaufen. Länge unabhäng. Kosten; Allgemeine
                                    Kosten; Totalsumme; Eigentliche Fahrtkosten; per Kilometer der Bahnlänge;
                                    per Tonne und Kilometer; Totalkosten des Transports per Tonne und Kilometer
                                    bei der auf jeder der genannten Bahnen wirklich vorkommenden Ladung und bei
                                    einer durchlaufenen Zahl Kilometer; wie sie im Mittel wirklich vorkam.;
                                    Reineinnahme, welche der Bahn per Tonne und Kilomet. bleibt; Bruttoeinnahme
                                    per Tonne und Kilometer; Orleans, besondere Gütertrains; Rouen; Belgische;
                                    Bahnen; gemischte Trains; Elsässische; besond. Gütertrains; Bahn;
                                    Gard-Eisenbahn; Fr.; Mittlerer Kostenpreis für besondere Gütertrains
                                    mit einer mittlern Ladung von 77 Ton.; Waaren, welche zur Complettirung der
                                    Ladung in gemischten Trains gehen; alle Waaren, wenn man annimmt, daß 1/5
                                    derselben in gemischten Trains geht; Hiezu kommen noch für die Kosten des
                                    Spediteurs bis ins Haus per Tonne 4 Fr., macht; Totalsumme der gesammten
                                    Transportkosten der Kaufmannsgüter
                                 
                              
                              Wir geben nun zur Vergleichung der Transportkosten auf Eisenbahnen mit denjenigen
                                 auf Kanälen folgende Tabelle für die Transportkosten in Centimes per Tonne und Kilometer, mit Einrechnung des
                                 Spediteurgewinnes und bei Wasserstraßen der Wasserzölle.
                              
                                 
                                    Durchlaufenemittlere Zahl
                                    Transportkostenauf
                                    
                                 
                                    Kilometer
                                    Kanal
                                    Eisenbahn
                                    
                                 
                                      50
                                      25,0 Cent.
                                    14,9 Cent.
                                    
                                 
                                    150
                                      14,6   „
                                      6,4   „
                                    
                                 
                                    300
                                      10,4   „
                                      4,4   „
                                    
                                 
                                    600
                                        6,8   „
                                      3,3   „
                                    
                                 
                              Anders stellen sich die Kosten für Steinkohlen, Kalk,
                                    Steine, geringe Oele und Weine, deren Assecuranz- und
                                 Aufsichtskosten per Tonne gering sind. Man zahlt für
                                 solche Waaren bei Entfernungen über 150 Kilometer auf französischen Kanälen
                                 2,5–3,8 Cent., im Mittel 3,1 Cent.; die eigentlichen Fahrtkosten allein
                                 betragen aber nur 2,5 Cent. Hierunter sind die Kosten für das Laden, die Pferde
                                 und ihre Führer, die Kosten des Bootes und seiner Bemannung, sowie die
                                 Assecuranz gegen schlechte Retouren begriffen, welche sehr hoch angeschlagen
                                 werden muß, da auf den Kanälen, aus deren Frachtsätzen das Mittel von 3,1 Cent.
                                 gezogen wurde, die Tonnage in beiden Richtungen sehr differirt. Die Assecuranz
                                 gegen schlechte Retouren abgerechnet, stellen sich die eigentlichen Fahrtkosten
                                 auf Kanälen nach Teißerence auf 1,4 bis 2,3 Cent., im
                                 Mittel 1,85 Cent. Die niederste Fracht von 1,4 Cent. besteht auf dem Kanale von
                                 Charleroi. Unter den erwähnten 2,5 Cent. ist nicht begriffen:
                                 Schifffahrtsgebühren, wohl 1 Cent. per Tonne und
                                 Kilom., ferner die Assecuranz der Waare; letztere wird immer nur auf 9 Zehntel
                                 des Werthes der Waare ausgedehnt und beträgt 1/4 bis 1/2 Proc. desselben. Bei
                                 den Schifffahrtstransporten rechnet man die Diebstähle, das Naßwerden, das
                                 Auslaufen und das Anbohren der Weinfässer zu 1/2 Cent. per Tonne und Kilometer. Ferner ist nicht zu übersehen, daß die Länge
                                 der Kanäle um 28% bedeutender ist als jene der concurrirenden Eisenbahnen. Teißerence rechnet ferner noch 1 Cent. für
                                 Interessenverlust durch den langsamen Wassertransport, und summirt so (ohne
                                 genauere Specification) den kaufmännischen Preis der Fracht zu 7 Cent. (Diese
                                 Rechnung läßt sich folgendermaßen specificiren: 2,5 Cent. reine Fracht; 1 Cent.
                                 Schifffahrtsgebühren; 0,5 für wirkliche Verluste; 1 Cent. für Interessenverlust
                                 durch langsame Fahrt, alles per Kilometer; Summe 5
                                 Cent. Hiezu für größere Länge des Wasserweges 28%, also 1,4 Cent. gibt 6,4
                                 Cent., wobei alle Kosten für Assecuranz und Spediteurs fehlen. Teißerence hat also den Preis keinesfalls zu hoch
                                 angesetzt. St.)
                              Auf den belgischen Kanälen zwischen Charleroi,
                                 Brüssel, Antwerpen zahlt man für die Tonne Steinkohlen incl. der Kosten des Auf- und Abladens zu 1,2 Fr. und der
                                 Schifffahrtsgebühren, auf Entfernungen von 50–98 Kilom. 8,7 bis 14,5
                                 Cent. Dieß macht nach Abrechnung der Wasserzölle 4,6 bis 6,4 Cent. Die Kohlen,
                                 welche von Jemappe nach Gent über 111 Kilom. Fluß- und 40 Kilom.
                                 Kanalstraße fahren und deren Boote meistens leer zurückgehen, zahlen je nach der
                                 Thätigkeit des Handels 3,12 bis 5 Fr., im Mittel 4,1, welche mit den Kosten für
                                 Auf- und Abladen auf 5,2 Fr. steigen, so daß nach Abzug der Wasserzölle
                                 von 1,064 Fr. für die Transportkosten 4,136 Fr., folglich 2,7 Cent. per Tonne und Kilometer bleiben.
                              Auf den englischen Eisenbahnen, welche nicht gerade
                                 Steinkohlenbahnen sind, wie London-Birmingham,
                                 Liverpool-Manchester etc., ist der Mittelpreis für Steinkohlen und
                                 ähnliche schwere Waaren auf Entfernungen von 450 bis 200 Kilom. 6 Cent. Andere
                                 Bahnen aber nehmen noch weniger, und scheinen sich gut dabei zu stehen; so die
                                 Stockton-Darlington-Bahn, welche eine Reinrente von 14% abwirft
                                 und hauptsächlich Kohlen transportirt, 3,8; die Hull-Selby nur 3, wenn
                                 sie die ganze Bahnstrecke durchfahren, auf 6, 14, 19, 33, 42 Kilom. aber 20, 11,
                                 8, 6, 5 Cent. Auf der Great-North-Bahn zahlen Quantitäten unter
                                 80,000 T. 6–9 Cent., Quantitäten über 80,000, welche die ganze Linie
                                 passiren und zur Ausfuhr bestimmt sind, anderthalb
                                 Centimes. Diese Tarife umfassen alle Kosten, ausgenommen für Abnutzung der
                                 Wägen, welche per Tonne und Kilom. zu 0,6 Cent.
                                 angeschlagen und zu 0,75 Cent. bezahlt werden. Das Aufladen kostet den
                                 Compagnien 10 Cent. per Tonne, wird aber mit
                                 20–30 Cent. bezahlt; letzteres beträgt, auf 150 Kilom. vertheilt, für
                                 jeden 0,2 Cent. Aufladen und Wagenkosten vermehren also die Bruttoeinnahme um
                                 0,95 Cent. per Tonne und Kilometer.
                              Auf den französischen Eisenbahnen haben sich die
                                 Transporte von Steinkohlen und andern schweren Waaren in großen Trains noch
                                 nicht hinreichend entwickelt. Hinsichtlich des Transports der Steinkohlen etc.
                                 in besondern vollgeladenen Trains auf französischen
                                    Bahnen stellt Teißerence folgende Rechnung
                                 für die eigenen Transportkosten der Compagnie auf, für den Fall daß die Wägen
                                 leer zurückgehen. Jede seiner Angaben belegt er entweder mit den Erfahrungen der Rouen-
                                 oder Gard-Eisenbahn.
                              Die Unternehmer des Transportes auf der Rouen-Bahn erhalten für einen
                                 Train mit Einer Locomotive, welcher nicht über 100 Tonnen enthält, 1,1 Fr., ein
                                 hoher durch die Nähe von Paris gesteigerter Preis. Sonst kostet der durchlaufene
                                 Kilometer, die Abnutzungskosten inbegriffen, auf den belgischen Bahnen 0,94, auf
                                 der Gard-Bahn trotz ihrer starken Rampen 0,97 und auf der elsassischen
                                 Bahn trotz eines Preises von 64 Fr. per Tonne Kohks
                                 0,84 Fr. Wir wollen aber 1,1 Fr. ansetzen. Hienach betragen die Kosten der
                                 Bewegkraft per Train und Kilometer, hin und her:
                              
                                 
                                    Kosten der Locomotivkraft
                                    2,20 Fr.
                                    
                                 
                                    Beaufsichtigung des Trains bei der Fahrt
                                    0,05   „
                                    
                                 
                                    Miethe der Maschinen
                                    0,25   „
                                    
                                 
                                    
                                    –––––––
                                    
                                 
                                    Totalsumme
                                    2,50 Fr.
                                    
                                 
                              Dieß gibt bei 100 Ton. Nutzladung für jede 2,5 Centimes.
                              Die neueren Locomotiven von größerer Verdampfungskraft ziehen aber 300, wir
                                 wollen sagen nur 250 Ton., ohne die Kosten der Bewegkraft um mehr als 1/5 zu
                                 vermehren (bei variabler Expansion). Dieß steigert hin und her die Kosten der
                                 Bewegkraft auf 3,15 Fr., welche sich für jede der 250
                                 Ton. zu 1,25 Cent.
                                    repartiren.
                              Hiezu kommen nun noch andere Transportkosten, welche sich per Tonne und Kilometer bei durchlaufenen 200 Kilometern
                                 folgendermaßen specificiren:
                              
                                 
                                    Aus- und Einladen, Bureaukosten, welche auf der
                                       Gard-Eisenbahn per
                                       eingeschriebeneTonne 0,13 Fr. ausmachen, aber, um für alle Fälle
                                       auszureichen, zu 0,5 Fr.angesetzt werden
                                    0,25 Cent.
                                    
                                 
                                    Miethe der Wägen
                                    0,20    „
                                    
                                 
                                    Unterhaltung und Abnutzung derselben
                                    0,44    „
                                    
                                 
                                    Assekuranz gegen Unglücksfälle
                                    0,11    „
                                    
                                 
                                    
                                    –––––––––
                                    
                                 
                                    Summe
                                    1,00 Cent.
                                    
                                 
                              Wir erhalten also die Summe der Transportkosten bei
                                 älteren Maschinen und 100 Tonnen Nettogewicht des Trains zu 2,5 + 1 = 3,5 und
                                 bei neuern starken Maschinen, welche auf einmal 250 Nutztonnen ziehen, 1,25 + 1
                                 = 2,25 Cent. Dieß gilt für jene Kohlen etc., welche in besonderen Trains
                                 transportirt werden, und deren Wägen leer zurückgehen. Wäre letzteres nicht der
                                 Fall, so würden die Fahrtkosten auf der Eisenbahn fast auf die Hälfte
                                 herabsinken. Die gesammten Transportkosten betrügen in beiden Fällen per Tonne und Kilometer 1,93 und 1,33 Cent. (1,6 und
                                 1,1 Heller per Meile und Zollcentner). Die Transportkosten jener
                                 Kohlen aber, welche den Personentrains zur Complettirung ihrer Ladung angehängt
                                 werden, betragen natürlich nicht viel über 1 Cent., weil die Kosten der
                                 Bewegkraft allein vom Passagierdienste getragen werden.
                              (Wollen wir obige 3,5 und 2,25 Cent. (2,8 und 1,94 Heller per Zollcentner und d. M.) Transportkosten der Eisenbahnfracht mit
                                 jenen der Canalfracht vergleichen, welche oben per
                                 Tonne und Kilometer Canallänge zu 5,6 Centimes berechnet wurden, so müßte statt
                                 der Schifffahrtgebühren noch etwas für Unterhalt der
                                 Eisenbahn beigefügt werden. Diese Kostenposition trägt aber der Passagierdienst,
                                 und man kann sie also weglassen, was bei der Kostenberechnung des
                                 Canaltransportes nur dann möglich wäre, wenn man von den werthvolleren Frachten
                                 einen Zoll erheben könnte, der diese Position gänzlich deckt. Die in der
                                 Canaltransport-Rechnung angesetzten wirklichen Verluste von 0,5 Cent.
                                 fallen bei dem Eisenbahntransport weg; die Verluste an Interessen reduciren sich
                                 bei letzterm auf 0,06 Cent.; ferner sind die Assecuranzkosten für die
                                 Eisenbahnfahrt viel niederer, so daß man noch zum Vortheil der Canalfracht
                                 rechnet, wenn man diese per Kilometer zu 5,6 Cent.,
                                 die Eisenbahnfracht aber zu 2,25 bis 3,25 Cent. ansetzt, wobei nicht zu
                                 übersehen ist, daß die wirklichen Preise sich namentlich bei einem nicht sehr
                                 großartigen Gütertransporte und bei stärkern Steigungen der Bahn, welche keine
                                 so bedeutenden Trains erlauben, mehr 3,5 als 2,25 nähern werden. Durch die
                                 Gegenüberstellung beider Tarife ist die Ueberlegenheit der Eisenbahnen absolut
                                 numerisch dargethan. Die auf jede den Canal befahrende Tonne treffende Quote der
                                 Unterhaltungskosten wird aber durch die Concurrenz einer Eisenbahn immer kleiner
                                 werden, da diese dem Canale alle werthvollern höher bezahlenden Güter entzieht,
                                 deren Einnahme mit der Einnahme des Personentransports einen weiteren Theil der
                                 Unterhaltungskosten deckt, und dadurch wieder gestattet den Tarif auf die
                                 niedern Waarenclassen herabzusetzen und so dem Canale wieder Fracht zu
                                 entziehen.
                              Die Haupterfordernisse für einen wohlfeilen Transport bleiben immer, Zeit zum
                                 Packen und große Trains; zu beiden ist nothwendig, daß die Verwaltung Spielraum
                                 in der Lieferzeit hat. Die englischen Compagnien bedingen sich dieß bei ihren
                                 niedern Tarifen aus, und auf der Manchester-Leeds Bahn wird der Tarif
                                 allein hienach bestimmt. St.)
                              Die niederste Frachtclasse zahlt auf der Eisenbahn von Orleans nach Paris (122
                                 Kilometer) nach Abzug der Kosten für Auf- und Abladen etc. 7 Cent., die
                                 Pflastersteine nach Orleans 6 Cent. Der belgische Eisenbahntarif für Steinkohlen
                                 beträgt 5 Cent.
                              
                              Die Frachtkosten der gewöhnlichen Schifffahrt auf den
                                    größern Flüssen Frankreichs nähern sich denen der Canäle fast bis auf 1
                                 Cent., wie aus folgender Uebersicht der Frachtkosten für Steinkohlen und andere
                                 schwere Waaren incl. der Wasserzölle hervorgeht.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 114, S. 99
                                 Wasserstraßen; Durchlaufene
                                    Zahl Kilometer; Gesammttransportkosten incl. der Wasserzölle per Tonne; Für die Länge der ganzen
                                    Wasserstraße; per Kilometer in Centimes; Zu
                                    Berg.; Zu Thal.; Fr.; Seine, zwischen Paris und Havre; Obere Loire oder
                                    Roanne; Untere Loire, zu Berg mit Segeln; Garonne, untere Toulouse; Rhone,
                                    zwischen Givors und Arles; Saone, von Gray an; Mittel
                                 
                              Nun betragen nach Teißerence die eigentlichen
                                 Fahrtkosten auf den Flüssen Frankreichs zu Thal 1,4–3 Cent., zu Berg
                                 2,8–4,9 Cent., im Mittel 3 Cent. Diese 3 Cent. sind mit den 1,85 Cent.
                                 der Canalfracht zu vergleichen, wodurch sich die größere Wohlfeilheit der
                                 letztern herausstellt.
                              Wir fanden die Frachtkosten auf den Canälen zu 3,1 Cent. ohne Wasserzölle. Die
                                 Flußschifffahrt mit gewöhnlichen Booten hat aber den Vortheil größerer
                                 Geschwindigkeit voraus, denn zu Thal legen die Flußschiffe täglich nie weniger
                                 als 36 Kilom. zurück, auf der Rhone, Saone, Loire, Seine oft 56 und selbst 70.
                                 Zu Berg, wo überall Pferde vorgespannt werden, legt man täglich 15–30
                                 Kilom. zurück.
                              Die Dampfschiffe gehen in der Regel achtmal schneller.
                                 Ihre Fahrtpreise sind übrigens nicht so gering, um mit jenen besonderer
                                 Gütertrains concurriren zu können, wie aus folgender Uebersicht der Kosten der
                                 Bewegkraft hervorgeht: Die Kosten der Dampfremorqueurs von 60 Pferdekräften
                                 auf der Saone, welche 600 Tonnen schleppen, betragen per durchlaufenen Kilometer Wasserstraße 6,92 Fr.; jener des Rheins
                                 von 150 Pferdekräften, welche 500 Tonnen schleppen, 8,9; der mit 20 Ton.
                                 beladenen Dampfboote der Rhone 5,83 Fr.
                              Dieß ergibt in diesen drei Fällen per Tonne und
                                 Kilometer 1,15, 1,78 und 2,91 Cent. Hiebei ist zu bemerken, daß die
                                 Dampfremorqueurs der Saone und des Rheins jährlich 20,200 Kilom. zurücklegen,
                                 und daß auf den erstern die Tonne Steinkohlen 26, auf den letztern 40 Fr.
                                 kostet. Unter diesen Kosten sind aber nur jene für die Remorqueurs und deren
                                 Interessen, Amortisation zu 10 Proc., sowie jene für die geschleppten Boote
                                 inbegriffen; die Ladekosten, Wasserzölle etc. nicht, bloß bei den Remorqueurs
                                 der Saone sind noch die Kosten für Pferdevorspann an einzelnen Strecken
                                 eingerechnet, ohne welche sich die Kosten per Tonne
                                 und Kilometer nur zu 0,87 Cent. berechnen. Die Kosten der Dampfschlepper sind
                                 auch noch einer Verminderung fähig, weil besser construirte Maschinen ungleich
                                 weniger Brennstoff verbrauchen, als die jetzt auf den erwähnten Dampfbooten
                                 gebräuchlichen. Bei Flüssen aber, welche, wie die obere Donau, jährlich nur 6
                                 Monate Fahrzeit gestatten, stellt sich die Vergleichung anders. Auf den
                                 Saone-Dampfschiffen betragen die Kosten für Miethe und Abnutzung des
                                 Motors, die Kosten des während des Winters nicht zu entlassenden Personals etc.
                                 20 Proc. Bei nur 190 Fahrtagen jährlich würden sich die oben berechneten 1,15
                                 Cent. auf 1,31 Cent. erhöhen.
                              Diesen Preisen von 1,15 und 1,78 stehen 3 Cent. für die Flußschifffahrt, 1,85 für die Canalschifffahrt zur Vergleichung entgegen. Es läßt sich also in
                                 Beziehung auf die Fahrtkosten allein keinenfalls jene bedeutende finanzielle
                                 Ueberlegenheit bemerken, welche die Dampfschleppschiffe auf Linien von sehr
                                 ungleicher Tonnenbewegung in beiden Richtungen unbezweifelt haben. Die größere Schnelligkeit der Fahrt wird den
                                    Dampfschleppschiffen wohl stets ein Uebergewicht geben, das in
                                 Frankreich durch große Begünstigungen in Beziehung auf Wasserzölle noch
                                 bedeutend vermehrt wird.
                              Zur Vergleichung mit den Kosten des Eisenbahntransportes
                                    setzt Teißerence bezüglich der Saone die Kosten von drei Trains zu 3
                                 × 2,2 = 6,6 Fr.; und bezüglich des Rheins die Kosten Eines Trains zu 2,2
                                 Fr. an, während er doch früher hiefür 3,15 Fr. berechnete. Auch bringt er für
                                 die Eisenbahnen dadurch einen Vortheil heraus, daß er die größere Kürze
                                 derselben im Vergleiche mit den concurrirenden Wasserstraßen in Rechnung
                                 zieht.
                              
                              Wir wollen hievon absehen und nach Teißerence's
                                 frühern Ansätzen der Kosten des Eisenbahntransportes (ohne Ein- und
                                 Ausladkosten) rechnen, wornach sie bei Nutzladungen von 100 und 250 Ton. per Train in jeder Richtung der Fahrt 1,93 und 1,33
                                 Cent. per Tonne und Kilometer ausmachen, so daß man
                                 also annehmen kann, daß die eigentlichen Fahrtkosten der
                                    Gütertrains auf Eisenbahnen ungefähr so hoch sind als bei
                                    Dampfschleppschiffen.
                              Ungünstige Verhältnisse wären: geringere Fahrtzeit im Jahre; ein niederer
                                 Wasserstand, welcher nicht die erforderliche Maschinenkraft erlaubte, um mit
                                 5–600 Tonnen Nutzladungen täglich 60–70 Kilom. zurücklegen zu
                                 können; ein starkes Gefälle, welches zu Berg besonders bei Brückenpassagen
                                 Pferdevorspann oder andere Zeit und Geld kostende Umstände nöthig machte; enges,
                                 krummes Fahrwasser, in welchem ein langer Schiffstrain aufsitzt; hohe Preise des
                                 Brennmaterials. In solchen Fällen, besonders bei der Unmöglichkeit, große Massen
                                 auf einmal zu ziehen, kann die gewöhnliche Schifffahrt wohlfeiler werden.
                              Concurrirt eine Dampfschifflinie mit einer fast parallel laufenden Eisenbahn, so
                                 wird ihr diese stets einen bedeutenden Theil der Passagiere, Pakete und Güter
                                 erster Classe entziehen. Hohe Wasserzölle machen den Dampfschiffen die
                                 Concurrenz unmöglich.
                              Stellen wir nun schließlich die Resultate zusammen, so
                                 ergibt sich Folgendes: Die eigentlichen Fahrtkosten per Tonne und Kilometer weichen bei sämmtlichen besprochenen
                                 Transportarten wenig von einander ab; sie betragen bei Dampfschleppschiffen
                                 1,46, auf Eisenbahnen unter den günstigsten Verhältnissen 1,63, auf Canälen
                                 1,85, nur auf Flüssen betragen sie 3 Cent. Alle schneller gehenden
                                 Transportarten erfreuen sich aber solcher Vortheile, welche die kleinen
                                 Differenzen der Fahrtkosten weit übersteigen. Die Eisenbahn zieht jedenfalls den
                                 größten Theil der Passagiere an sich, ferner die höchst bezahlenden Waaren; die
                                 Einnahme von den Passagieren trägt ferner meistens allein schon die allgemeinen
                                 Verwaltungskosten, sowie die Unterhaltungskosten der Bahn, überdieß die
                                 Bewegkraft für die den Personentrains zur Complettirung mitgegebenen Güter. Die
                                 langsamen Wasserfahrten müssen hingegen von den Frachtgütern allein ihre
                                 Verwaltungskosten sowie die Kosten der Unterhaltung des Wasserweges erheben,
                                 welche sehr bedeutend sind. Teißerence setzt zu deren
                                 Deckung 2 Cent. bei Flüssen und 4 Cent. bei Canälen an, ohne für Verzinsung
                                 derselben etwas zu rechnen. Die Eisenbahn gestattet ferner genauere Lieferzeit,
                                 geringere Assecuranzen; dann sind durch die Organisation des Transportes in
                                 Einer Hand bei ihr, wie auch bei der Dampfschifffahrt, eine Menge Kosten
                                 erspart, welche den
                                 nicht organisirten Schiffleuten zur Last fallen. Bringt man die nöthigen
                                 Wasserzölle von 2 und 4 Cent. mit in Ansatz, so stellen sich die Kosten auf
                                 Canälen und auf Flüssen, wie es die größern Frankreichs sind, zu 5,85 und 4
                                 Cent. Die Canäle können also nicht concurriren, selbst wenn sie ihr ganzes
                                 Anlagscapital verloren geben.
                              Man ersteht daraus, daß eine Differenz in der Assecuranz, dem Zinse des
                                 Waarencapitales und in den Wasserzöllen leicht die kleinen Differenzen in den
                                 Fahrtkosten mehr als aufwiegt, wie leicht sich also dieser oder jener
                                 Frachtartikel den hierin begünstigten schneller gehenden Transportarten
                                 zuwendet. Hiedurch werden letztere in Stand gesetzt, die Quote ihrer fixen
                                 Kosten auf jeden Frachtartikel herabzusetzen und so wieder neue
                                 Frachtgegenstände dem Rivalen zu entfremden. Dieser aber muß am Ende, um sich zu
                                 erhalten, um seine allgemeinen fixen Kosten zu decken, die Fracht auf jene
                                 Gegenstände, welche ihm noch bleiben, erhöhen, und treibt so auch von diesen
                                 noch einige seinem Rivalen zu, so daß er nach und nach nothwendig zu Grunde
                                 geht.
                              Ein großer Fehler wäre es aber, die eben ausgesprochenen Sätze zu generalisiren
                                 und auf einzelne Fälle anwenden zu wollen; für jeden einzelnen Fall führt nur
                                 die detaillirteste und umsichtigste Berechnung zum Ziele.
                              
                                 
                                    (Schluß folgt.)