| Titel: | Verfahren die für ein Herbarium bestimmten Pflanzen so auszutrocknen, daß die Blumen und Blätter ihre Farbe unverändert beibehalten; von Hrn. Gannal. | 
| Fundstelle: | Band 114, Jahrgang 1849, Nr. LVII., S. 307 | 
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                        LVII.
                        Verfahren die für ein Herbarium bestimmten
                           Pflanzen so auszutrocknen, daß die Blumen und Blätter ihre Farbe unverändert
                           beibehalten; von Hrn. Gannal.
                        Aus den Comptes rendus, Octbr. 1849, Nr.
                              15.
                        Gannal's Verfahren die Pflanzen auszutrocknen.
                        
                     
                        
                           Das gewöhnliche Verfahren, um die zur Aufbewahrung in einem Herbarium gesammelten
                              Pflanzen auszutrocknen, ist nicht nur langwierig und mühsam, sondern überdieß sehr
                              unsicher. Wenn man auch viel Papier anwendet, um die Pflanzen von einander zu
                              trennen, und selbst die Vorsicht gebraucht, das feucht gewordene Papier in 24
                              Stunden zweimal durch ein im Ofen ausgetrocknetes Papier zu ersetzen, so erhält man
                              doch erst nach beiläufig zehn Tagen trockene Pflanzen, welche aber entfärbt und
                              deren Merkmale meistens zerstört sind, so daß viel Uebung dazu gehört, um sie wieder
                              zu erkennen. Es ist mir gelungen ein Verfahren auszumitteln, wonach man bessere
                              Resultate erhält.
                           Beim Botanisiren lege ich meine Pflanzen nacheinander zwischen Bögen grauen Papiers,
                              welches das mechanisch in ihnen eingeschlossene Wasser (vom Regen oder Thau)
                              sogleich verschluckt. In diesem Zustande lassen sich die Pflanzen 24 Stunden lang
                              ohne irgend eine Veränderung aufbewahren. Am anderen Tage lege ich sie in sehr
                              trockenes Papier und bringe sie dann in einen von mir erfundenen Apparat, wo sie in
                              24 bis 30 Stunden vollständig austrocknen, indem sie die Farbe der Blätter und den
                              Glanz der Blumen beibehalten.
                           Unter den gewöhnlichen Umständen verflüchtigt sich sowohl das chemisch gebundene als
                              das mechanisch eingeschlossene Wasser nur langsam; ich vermuthete daher, daß ich
                              durch Erhöhung der Temperatur und Verminderung des Luftdruckes ein gutes Resultat
                              erhalten würde. In dieser Absicht ließ ich mir einen cylindrischen kupfernen
                              Behälter von 5 Decimeter (1 Fuß 6 1/2 Zoll) Höhe und 6 Decimeter (1 Fuß 10 Zoll)
                              Durchmesser verfertigen. In diesen Behälter kann ich leicht einen Pack Papier legen,
                              welcher hundert Exemplare von Pflanzen enthält; ich bringe alsdann in den leer
                              gebliebenen Raum an den Seiten beiläufig 4 Kilogr. gebrannte Kalksteine und
                              befestige den Deckel. Dieser Apparat wird nun in eine kleine Kufe gesetzt, worin man
                              ihn auf eine Temperatur von 40 bis 48° R. bringt, indem man kochendes Wasser
                              in die Kufe gießt. Ein auf dem Deckel des Cylinders angebrachter Hahn wird jetzt mit einer kleinen
                              Luftpumpe verbunden, mittelst welcher man das Vacuum herstellt.
                           Ich habe keinen Manometer an dem Apparat angebracht, weil sich bei dieser Temperatur
                              stets – in dem Maaße als man das Vacuum herstellt – eine Atmosphäre
                              von Wasserdampf bildet und überdieß bei einer solchen Operation keine große
                              Genauigkeit erforderlich ist. Wenn einmal das Vacuum hergestellt ist, d.h. nachdem
                              man während zwei bis drei Stunden in verschiedenen Zwischenräumen gepumpt hat, so
                              läßt man das Ganze während 24 bis 30 Stunden in Ruhe; nach Verlauf dieser Zeit
                              öffnet man den Apparat und findet dann die Pflanzen trocken und von der erwähnten
                              Beschaffenheit.