| Titel: | Ueber die fabrikmäßige galvanische Vergoldung im Großen und über einige dabei gemachte technisch-wissenschaftliche Beobachtungen; von Maximilian, Herzog von Leuchtenberg. | 
| Fundstelle: | Band 114, Jahrgang 1849, Nr. LXVIII., S. 356 | 
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                        LXVIII.
                        Ueber die fabrikmäßige galvanische Vergoldung im
                           Großen und über einige dabei gemachte technisch-wissenschaftliche Beobachtungen;
                           von Maximilian, Herzog von
                           Leuchtenberg.
                        Aus dem Bulletin de la Classe physico-mathématique
                                 de l'Académie de St. Petersbourg, 1849, No.
                              176.
                        Maximilian, Herzog von Leuchtenberg, über fabrikmäßige galvanische
                           Vergoldung.
                        
                     
                        
                           Ich versprach früher der kaiserlichen Akademie von Zeit zu Zeit über die Leistungen
                              der hiesigen galvanoplastischen Anstalt Mittheilungen zu machen.
                           Es sind nun drei Jahre her, seitdem die galvanische Vergoldung nach einem größern
                              Maaßstabe als es früher geschah in Anwendung gebracht wurde. Im Jahre 1845 machte
                              ich meine Methode bekannt, auf sicherm, bequemem und praktischem Wege die Quantität
                              des verbrauchten Goldes und Silbers kennen zu lernen.Verfahren bei Vergoldung und Versilberung auf galvanischem Wege die Quantität
                                    des angewandten Goldes und Silbers kennen zu lernen. (Polytechn. Journal
                                    Bd. XCIX S. 140; man vergl. auch
                                    Bd. C S. 491.) Diese Erfahrungen waren ausreichend, um die Vergoldung von beinahe 4000
                              Adlern, welche damals in Gang kam, mit Sicherheit übernehmen zu können. Diese Adler
                              sollten als Verzierung für die Cuirassirhelme dienen, waren in galvanischem Kupfer
                              ausgeführt, und bildeten zusammen einen ungefähren Flächenraum von 20,000
                              Quadratwerschok – eine Fläche, die damals bedeutend schien. Außerdem ging die
                              Vergoldung einer Menge bronzener Luxusartikel ihren Gang. – Doch gegen das
                              Ende des Jahres 1846 stand der Anstalt eine viel größere Arbeit bevor, nämlich die
                              Vergoldung der für die Isaakskirche bestimmten Capitäler und Basen. Zu einer solchen
                              Vergoldung reichte die bloße Kenntniß des niedergeschlagenen Goldes nicht mehr hin.
                              Die Vergoldung mußte gleichfarbig seyn, der Goldgehalt gleichmäßig vertheilt werden,
                              dabei aber die Arbeit einfach und leicht bleiben. Zu diesem Ende machte ich eine
                              Reihe Versuche, die in meinen Beiträgen zur galvanischen Vergoldung bekannt gemacht
                              wurden. Auch blieben vor Beginn dieser bedeutenden Arbeit noch einige mechanische,
                              aber nicht minder wichtige Vorbereitungen zu treffen übrig. Wenn ich hier in einige
                              nicht wissenschaftliche Beschreibungen eingehe, so geschieht es, um im Allgemeinen die Größe der
                              Leistungen des vergoldenden Laboratoriums zu zeigen.
                           Es waren 204 Paar oder 408 Stücke bronzene Capitäler so wie Basen, von einem
                              Einzelgewichte zwischen 65 Pud und 7 Pud 10 Pfd., und einem Gesammtgewichte von 7200
                              Pud oder 115,200 Kilogr. zu vergolden. Die Höhe der größsten Capitäler und die
                              Durchmesser der weitesten Basen waren 1 Arschin 14 1/2 Wers, und 1 Arschin 9 5/8
                              Wers. Dazu waren mehrere Kisten nöthig, wovon eine jede 5000 Liter Goldflüssigkeit
                              enthalten sollte. Der bedeutende Werth, welcher sich auf diese Weise in jeder Kiste
                              befinden mußte, machte es nöthig, dieselben mit Umsicht zu construiren. Man nahm
                              also eine mit dickem Kautschuk gefütterte Brettkiste, stellte dieselbe in eine etwas
                              größere mit Blei ausgeschlagene Kiste, goß auf den Boden der letzteren und in die
                              Zwischenräume an den Seiten gelbes Wachs, und umgab diese doppelte Kiste mit 1
                              1/2zolligen Brettern, um sie vor Beschädigung zu schützen. Diese solchergestalt
                              construirten Kisten wurden je zu zwei um einen großen beweglichen Krahn gestellt,
                              mit welchem die Bronzestücke an kupfernen Ketten aufgehoben und nach Belieben durch
                              zwei Mann in eine der Kisten oder auf den gegenüberstehenden Wachstisch gebracht
                              wurden.
                           Als Batterien wurden die von mir bekanntgemachten Coaks-Eisenbatterien
                              angewandt. Neben jeder der großen Kisten befanden sich acht Paar derselben, welche
                              bloß jeden Montag geladen, und die Woche hindurch nur aufgefrischt wurden, d.h. man
                              befeuchtete den Coaks mit Salpetersäure. Um den bei dem beständigen Gebrauch so
                              vieler solcher Batterien unvermeidlichen Geruch von salpetriger Säure zu verhindern,
                              wurden je 4 Paar in bretterne Kistchen gestellt, welche mit doppeltem Deckel
                              versehen waren. Auf dem innern durchlöcherten Deckel stand eine Schale mit
                              Aetzkaliauflösung.
                           Die Goldauflösungen wurden nach meiner frühern Angabe zu 8 bis 10 Gr. per 1 Liter
                              regulirt. Das nöthige Cyankalium wurde täglich pudweis in der Anstalt selbst
                              bereitet. Ebenso geschah es, daß oft 20–30 Pfd. Gold an einem Tage aufgelöst
                              und in concentrirte Cyanauflösung verwandelt wurden: natürlich wenn der Bedarf eben
                              stark war. Auf diese Weise kamen im Verlaufe von drei Jahren über 13 Pud oder 280
                              Kilog. in Verbrauch.
                           Der Vergoldungsproceß selbst war natürlicherweise der gewöhnliche, nur die
                              Manipulationen und die Quantitäten waren großartiger. Ein Bronzestück wurde an seine
                              kupfernen Ketten befestigt und nach gehöriger Reinigung vermittelst des Krahns in
                              die Kiste eingelassen, wo es so lange vergoldet wurde, bis die ganze Oberfläche matt
                              war. Dann wurde es herausgehoben, in eine mit reinem Wasser angefüllte Kiste
                              getaucht, auf den Wachstisch gebracht und dort mit Kratzbürsten abgekratzt. Dieselbe
                              Operation wiederholte man mit jedem Stücke dreimal, so daß erst nach dem dritten
                              Mattwerden die Vergoldung als vollendet angesehen wurde. Zweimal täglich wurden aus
                              den Kisten Proben genommen, um genau den Verbrauch des Goldes zu erfahren und
                              nöthigenfalls einzelne Stücke aufs Neue zu vergolden. Dieß geschah jedoch nur
                              Anfangs, wo man unsicherer war, und deßhalb ängstlicher zu Werke ging. Sobald die
                              Kisten nicht in Arbeit waren (z.B. Nachts), wurden sie sorgfältig mit auf Rahmen
                              gespanntem Wachstuche bedeckt, um die darin befindliche Flüssigkeit vor Staub zu
                              schützen. So wurden alle 408 Stücke vergoldet, und es gelang auf diese Weise, eine
                              Oberfläche von ungefähr 1300 Quadrat-Meter oder 2560 Quadrat-Arschin
                              gleichmäßig und gleichfarbig zu vergolden; gewiß ein glückliches Resultat! –
                              Nicht unberührt darf ich zwei Punkte lassen, die als Belege für die Zweckmäßigkeit
                              der galvanischen Vergoldung dienen können; erstens ist von den Arbeitern, welche
                              durchschnittlich immer bei dieser Vergoldung beschäftigt sind, keiner während der
                              Arbeit erkrankt, nicht einmal während der im vorigen Jahre herrschenden Epidemie;
                              und zweitens ist der reine Verlust an Gold bei einem so bedeutenden Verbrauche kaum
                              auf 4 Pfund gestiegen. Bei der Vergoldung so großer Flächen durch Feuer und bei der
                              Handhabung so großer und unbequemer Massen wären sicherlich viele Arbeiter erkrankt
                              oder gestorben, und der Verlust an Gold wäre außerdem unverhältnißmäßig größer
                              gewesen.
                           An Beobachtungen und Bemerkungen fehlte es im Laufe dieser Zeit nicht. So z.B.
                              wiederholte sich eine Erscheinung, welche bei dem galvanischen Kupferniederschlag
                              beobachtet wurde, auch bei der letzten großen Vergoldung. Nämlich ohngefähr in der
                              Hälfte der Arbeit riß bei einem nicht bedeutenden Gewichte die eine der kupfernen
                              Ketten. Bei einem Versuche, der mit den übrigen Ketten angestellt wurde, ergab es
                              sich, daß sie diese Belastung alle nicht mehr aushalten konnten.
                           Das Kupfer war spröde, krystallinisch und ganz verändert in seiner Structur. Diese
                              Erscheinung läßt sich dadurch erklären, daß die Ketten dem beständigen Durchgange
                              des galvanischen Stromes ausgesetzt waren. Bei dem Bilden des galvanischen Kupfers
                              fiel es oft auf, daß das erhaltene Metall so spröde war, und erst die Erfahrung
                              lehrte, daß die Anoden nach längerm Gebrauche ebenfalls spröde geworden waren und
                              ihre Eigenschaft dem gebildeten Kupfer mittheilten. Auch hier war die beständige
                              Einwirkung des galvanischen Stromes die Ursache. Es entsteht dadurch nämlich, wie
                              einige Gelehrte bemerkt haben, eine Art fortwährenden Zitterns, welches ja auch z.B.
                              das Eisen bei seiner Anwendung zu Wagenachsen, Kettenbrücken u.s.w. nach einiger
                              Zeit so verändert, daß dasselbe zuletzt unter einem weit kleinern Gewichte
                              zusammenbricht, als es früher hat tragen können. So geht es auch mit dem Kupfer; die
                              fortwährenden galvanischen Schläge bringen auch dieses Metall in einen Zustand,
                              welcher weit hinter seinen ursprünglichen Leistungen zurückbleibt. Die zweiten
                              kupfernen Ketten hielten bis zum Ende der großen Vergoldung aus, waren aber bei
                              angestellten Nachforschungen alle spröder geworden.
                           Auch in den Auflösungen zeigten sich nicht minder interessante Erscheinungen. Einige
                              Zeit, nachdem die Goldauflösungen in beständigem Gebrauche gewesen und nachdem sie
                              öfters schon, theils durch bloßes Zuschütten sehr concentrirter Auflösung, theils
                              durch Zuschütten von Cyangoldkrystallen verbessert worden waren, erschöpften sie
                              sich so, daß sie zu einer schönfarbigen Vergoldung nicht mehr tauglich waren. Sie
                              wurden deßhalb nur noch zur ersten Operation gebraucht, vergoldeten zwar
                              gleichmäßig, aber die Farbe der Vergoldung war röthlich und fleckig. Die darauf
                              folgenden zwei Vergoldungen mit frischen Auflösungen gaben die nöthige Farbe wieder.
                              – Es ist zu bemerken, daß hier in großem Maaßstabe, wo man 5000 Liter
                              behandelte, die Resultate genau dieselben waren, welche ich früher im Kleinen und
                              als Versuch erhielt, und bekannt machte.
                           Doch bald zeigte sich durch die Probe, daß der Goldgehalt nicht mehr der
                              erforderliche war, und die Vergoldung gelang wirklich nicht mehr. Es mußte daher an
                              das Ausziehen des Goldes gedacht werden. Die ganze Masse abzudampfen und
                              einzuschmelzen, wurde für nicht zweckmäßig erachtet, wenigstens nicht für alle
                              Auflösungen. Ich ließ daher versuchen die Nacht durch alle Batterien mit einander zu
                              verbinden, alle Platinplatten als Anoden und Katoden in die Auflösung einzulassen,
                              und so fortzuwirken, bis alles Gold sich niedergeschlagen hatte, oder auf den Boden
                              der Kiste gefallen war. Der Versuch gelang vollkommen, und die letzte Probe mit
                              einem ganzen Liter gab kaum eine Spur Goldes.
                           Die Cyanauflösungen wegzuwerfen, nachdem man auf galvanischem Wege so viel als nur
                              immer möglich das Gold ausgeschieden hatte, würde sowohl wegen der Qualität als der
                              Quantität der darin enthaltenen Salze schade gewesen seyn. Freilich ist es wahr, daß
                              sowohl das Cyankalium als das Aetzkali dieser Auflösungen, nachdem sie einige Monate
                              in Anwendung gewesen
                              sind, sich theilweise in kohlensaures Salz verwandeln; aber immer mußte das Ganze
                              noch eine hinreichend große Menge des erstern (Cyankaliums) enthalten, welche auf
                              irgend eine Weise nutzbar gemacht werden konnte. Der erste technische Versuch zu
                              diesem Zwecke wurde auf folgende Art gemacht. Zu 10 Liter Kupfervitriolauflösung,
                              welche aus den Kisten der galvanischen Kupferabtheilung der Anstalt genommen war,
                              wurde so lange gold-erschöpfte Cyanauflösung gegossen, bis kein Niederschlag
                              (bestehend aus kohlensaurem Kupferoxyd, Cyankupfer und zum Theil aus
                              Kupferoxydhydrat) mehr stattfand. Dieser Niederschlag wurde, nachdem er durch
                              öfteres Decantiren gehörig mit Wasser ausgewaschen war, in einen kupfernen, 1000
                              Liter haltenden Kessel gebracht, mit Cyanauflösung übergossen und bis zur völligen
                              Auflösung des Kupferniederschlags gekocht. Auf diese Weise erhielt man eine
                              Flüssigkeit, mit welcher man bei der Behandlung durch den galvanischen Strom eiserne
                              und gußeiserne Gegenstände mit Kupfer überziehen konnte. Außerdem gab diese
                              Kupfercyanauflösung, nachdem Zinkvitriol zugegossen war, bis sich ein ziemlich
                              bedeutender weißer Niederschlag gebildet hatte, und nachdem das Ganze im Verlauf von
                              4 oder 5 Tagen von Zeit zu Zeit umgerührt und dann filtrirt worden war, eine
                              Flüssigkeit, welche bei der Behandlung durch den galvanischen Strom Eisen und
                              Gußeisen sehr schön bronzirte (mit Bronze überzog).
                           Wie sorgfältig auch die Zubereitung des Cyankaliums in der Anstalt betrieben wurde,
                              so enthielt dasselbe doch immer etwas Eisen. Bei der Vergoldung im großen Maaßstabe
                              schieden sich immer aus der zu vergoldenden Bronze kleine Quantitäten Kupfer, Zinn
                              und Zink aus und gingen in die Auflösung über. Das Vorhandenseyn derselben
                              offenbarte sich mit der Zeit immer mehr und mehr an der Goldflüssigkeit, deren Güte
                              übrigens in Bezug auf den Zweck ihrer Anwendung durchaus nicht schlechter wurde. Zu
                              einer bekannten Periode der Vergoldung (nachdem etwa die Hälfte des Goldes
                              ausgeschieden ist) beginnt ein rother Niederschlag sich auf den Platinanoden zu
                              bilden.
                           Dieser Niederschlag wurde lange Zeit und immer mit großer Wahrscheinlichkeit für eine
                              besondere Goldverbindung gehalten, welche aus Goldoxyd mit Cyanverbindung u.a.m.
                              bestände, und deßhalb wurde dieser Niederschlag sorgsam gesammelt, damit aus ihm das
                              Gold durch spätere gemeinschaftliche Bearbeitung der goldhaltigen Rückstände
                              ausgeschieden werde.
                           Nicht gering war meine Verwunderung, als ich die Bildung eines (dem Aeußeren nach)
                              ganz gleichen Niederschlages auf der Anode in einer Flüssigkeit bemerkte, wo das Vorhandenseyn des
                              Goldes gleich Null war, oder wo sich kaum merkliche Spuren dieses Metalles gezeigt
                              hatten, namentlich: in Kupfercyanauflösung einem gelegentlich zum Gebrauche
                              nützlichen Producte der vom Golde erschöpften Auflösungen.
                           Diese letzte Erscheinung erregte in mir den Wunsch, mit der Zusammensetzung dieser
                              rothen anodischen Niederschläge genauer bekannt zu werden.
                           Beide Niederschläge enthalten in ihrer Zusammensetzung Kalium, Kupfer, Eisen und
                              Cyan. Sie lösen sich im Wasser nur zum Theil auf und zwar beim Kochen; Salzsäure,
                              welche sie in diesem Falle auch auflöst, gibt in dem Rückstande ein wenig schwarzes
                              Pulver. Wenn man zu dieser letzten Auflösung Salpetersäure zugießt, bildet sich ein
                              gelbbrauner Niederschlag, welcher sich durch Säuren nicht weiter auflösen läßt.
                           Königswasser und Salpetersäure verändern die Niederschläge, indem sie dieselben zu
                              einer gelbbraunen Masse umbilden und theilweis auflösen. Wenn man sie mit
                              Schwefelsäure begießt, so lösen sie sich sogleich darin auf; wenn man dann Wasser in
                              die Auflösung gießt, so ergibt sich nur ein Niederschlag von einer gelbbraunen
                              Farbe; aber wenn die Auflösung vorher durchgekocht wurde, so bildet sich bei dem
                              Zuschütten des Wassers kein Niederschlag.
                           Gang der Analyse. Das Gewicht des Pulvers wurde zuerst
                              geglüht, dann mit Salpetersäure angefeuchtet, darauf alles bis zur Trockne
                              abgedampft; der Rest wiederum leicht geglüht, damit sich die Säure von den Metallen
                              abscheide, und darauf gewogen. Dieser Rest bestand aus Eisenoxyd, Kupfer und
                              salpetersaurem Kali. Weiter wurde dieser Rückstand in Salpetersäure aufgelöst und
                              das Eisenoxyd der Auflösung mit Ammoniak niedergeschlagen, das Kupfer aber aus der
                              nachbleibenden Flüssigkeit durch Schwefelwasserstoff als Schwefelmetall
                              ausgeschieden, dann in Salpetersäure aufgelöst und die Auflösung mit Aetzkali
                              durchgekocht, damit sich das Kupfer in Oxydform niederschlage. Wenn man nun das
                              Gewicht der Eisen- und Kupferoxyde von dem ganzen Gewicht des Rückstandes
                              abzieht, so erhält man die Menge des salpetersauren Kali, aus welchem durch
                              Berechnung das Kalium gefunden wird. Die quantitative Bestimmung des Cyans geschah
                              auf die längst und allgemein bekannte Art, d.h. indem man einen Theil des zu
                              untersuchenden Stoffes mit einer dreitheiligen Mischung (bestehend aus 1 Theil
                              Aetznatron und 2 Theilen Aetzkalk) glüht. Dabei scheide sich wie bekannt der
                              Stickstoff des Cyans in Ammoniakform ab; dieser wird in Salzsäure gesammelt, der
                              sich bildende Salmiak durch Chlorplatin niedergeschlagen, und indem man den auf
                              diese Weise erhaltenen Platinsalmiak glüht, erhält man metallisches Platin
                              (Platinschwamm), nach dessen Menge die Menge des Stickstoffes berechnet wird und
                              nach diesem letztern wieder das Cyan.
                           Die Analysen ergaben folgende quantitative Zusammensetzung:
                           
                              
                                 
                                 In 100 Theil.
                                 Atomgew.
                                 Das Atom-Verhältniß.
                                 
                              
                                 K
                                   18,08
                                 489
                                 0,037
                                 2
                                 
                              
                                 Cu
                                   17,30
                                 396
                                 0,043
                                 2
                                 
                              
                                 Fe
                                   15,21
                                 350
                                 0,043
                                 2
                                 
                              
                                 Cy
                                   49,87
                                 325
                                 0,153
                                 7
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 100,46
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                           Die Formel wäre also (KCy + 2CuCy) + (KCy + Fe²Cy³).
                           Das Salz, welches aus der Cyankupferauflösung gewonnen wurde, zeigte bei der
                              quantitativen Analyse folgende Bestandtheile:
                           
                              
                                 
                                 In 100 Theil.
                                 Atomgew.
                                 Das Atom-Verhältniß.
                                 
                              
                                 K
                                 10,41
                                 489
                                 0,021
                                 1
                                 
                              
                                 Cu
                                 24,94
                                 396
                                 0,063
                                 3
                                 
                              
                                 Fe
                                 15,17
                                 350
                                 0,042
                                 2
                                 
                              
                                 Cy
                                 49,28
                                 324
                                 0,151
                                 7
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 99,80
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                           Die Formel wäre also (KCy + CuCy) + (2CuCy + Fe²Cy³).
                           Da beide analysirten Salze das Aussehen eines krystallinischen Pulvers hatten und
                              beim Analysiren Zusammensetzungen zeigten, welche man vermittelst eigner Formeln
                              ausdrücken konnte, so wäre es möglich zu glauben, daß zwei neue Cyansalze existiren.
                              In diesem Augenblicke enthalte ich mich indessen dieses positiv zu behaupten, indem
                              ich vielleicht noch unter dem Einflusse des Zufalls seyn könnte. Daher muß man
                              meiner Ansicht nach noch einmal die künstliche Bereitung beider Anodenniederschläge
                              mittelst des galvanischen Stroms, so wie auch noch einmal eine genaue quantitative
                              Analyse besagter Niederschläge vornehmen.
                           Bis jetzt ist nur bemerkenswerth, daß beide rothe Niederschläge ein und dieselben
                              Bestandtheile haben, und sich immer sehr leicht durch die Wirkung des galvanischen
                              Stroms in den Cyanauflösungen bilden, welche Kalium, Eisen, Kupfer und Cyan
                              enthalten. Aber von da an, wo durch die Analyse die Zusammensetzung des rothen
                              Niederschlages bestimmt war, hörte man auf, ihn bei der galvanischen Vergoldung zu
                              sammeln. Bis jetzt war es noch nöthig, in solchem ungeheuren Maaßstabe die
                              Kupfer-Cyan- und Bronze-Cyanauflösungen als Producte nützlicher zu machen und
                              bei gelegentlicher Anwendung der erschöpften Goldauflösungen zu bereiten, und
                              deßhalb wurde ein bedeutender Theil der letztern bis zur Trockne abgedampft. Auf
                              diese Weise erhielt man, wie vorauszusetzen war, mehrere Zehnte von Puden einer
                              Salzmasse, in welcher sich nach genauer Untersuchung das Vorhandenseyn von Gold
                              zeigte. Jetzt war es nöthig zu wissen, 1) auf welche Art dieses Gold am
                              vortheilhaftesten auszuziehen sey, und 2) ob der Werth des zu erwerbenden Metalles
                              hinsichtlich seiner Quantität die Kosten des Ausziehens lohne. Zur Beantwortung
                              dieser beiden Fragen unternahm ich die Untersuchung dieser obenerwähnten trocknen
                              Salzmasse. Beim Schmelzen derselben im gußeisernen Kessel wurden alle Cyanmetalle
                              (Kalium natürlicher Weise ausgenommen) reducirt und sanken vermöge ihrer Schwere auf
                              den Boden des Gefäßes. Nach der Abkühlung war die Salzmasse von den obenerwähnten
                              Metallen geschieden, welche letztere dann wieder in einem Tiegel zu einem König
                              geschmolzen wurden. Auf diese Weise erhielt man eine Legirung von weißer Farbe und
                              so spröde wie Glas. Ein Pud der Salzmasse gab bei oben angegebener Behandlung
                              ohngefähr 5 Pfd. dieser Legirung. Durch die Analyse zeigte es sich, daß dieselbe aus
                              Gold, Silber, Kupfer, Zinn, Blei, Eisen und Zink bestand. Nachdem sie zu Pulver
                              zerstoßen war, löste sie sich leicht in Salpetersäure auf, wobei sie ein
                              unauflösliches bräunlichgraues Pulver hinterläßt, bestehend aus Gold- und
                              Zinnoxyd, welches, nachdem man es gehörig gewaschen, getrocknet und mit Cyankalium
                              geschmolzen, alles aufgelöste mit Wasser ausgewaschen, und das nicht aufgelöste
                              endlich mit Chlorwasserstoffsäure behandelt hat, reines Gold gibt. Die
                              Chlorwasserstoffflüssigkeit, welche in ihrer Auflösung Zinn enthält, wurde
                              vorsichtig bis zur Trockne abgedampft, die trockene Masse mit starker Salpetersäure
                              behandelt und das Zinnoxyd, welches sich nicht auflöste, auf dem Filter
                              gesammelt.
                           Aus der salpetersauren Auflösung wurde das Blei durch Schwefelsäure ausgeschieden,
                              das Silber dagegen durch Chlorwasserstoffsäure; darauf wurde Schwefelwasserstoff
                              durch die Flüssigkeit geleitet, das Schwefelkupfer auf dem Filter gesammelt, mit
                              Wasser, welches etwas mit Schwefelwasserstoff getränkt war, ausgewaschen, und aus
                              der Auflösung das Eisen und Zink auf die bekannte Weise ausgeschieden. Auf solche
                              Art erhielt man aus 110 Theilen der Legirung: 
                              
                           
                              
                                 Kupfer
                                 53,25
                                 
                              
                                 Blei
                                 15,69
                                 
                              
                                 Zinn
                                 22,79
                                 
                              
                                 Eisen
                                 1,54
                                 
                              
                                 Silber
                                 0,90
                                 
                              
                                 Zink
                                 1,40
                                 
                              
                                 Gold
                                 4,00
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 99,57
                                 
                              
                           Die Gegenwart des Bleies in dieser Legirung stammt aller Wahrscheinlichkeit nach von
                              der Löthung der Kupferkessel her, in welchem die erschöpfte Goldauflösung bis zur
                              Trockne abgedampft wurde.
                           Es ist bemerkenswerth, daß die Platin-Anoden, wie lange und mit welcher
                              bedeutenden Oberfläche sie immer auch im täglichen Gebrauche waren, ohne irgend eine
                              Veränderung blieben, was aus der gänzlichen Abwesenheit des Platins sowohl in den
                              erschöpften Goldauflösungen, als auch in der trocknen Masse, welche durch Abdampfung
                              dieser Auflösungen erlangt wird, und demnach in der obenerwähnten Legirung
                              hervorgeht. Was die zweite Frage anbetrifft, so ist das Ausziehen des Goldes nach
                              obiger Beschreibung, indem man die trockne Salzmasse glüht, sowohl wegen der
                              bedeutenden Menge des dazu erforderlichen Brennmaterials, als auch, weil man die
                              gußeisernen Kessel sehr dabei verdirbt, sowohl außerordentlich beschwerlich als
                              wenig vortheilhaft. Aber dieses Ausziehen wird leicht und ziemlich vortheilhaft,
                              wenn man nach Ansammlung einer bedeutenden Quantität dieses goldhaltigen Rückstandes
                              denselben mit einem ganz geringen Beisatz von Silberglätte mit Hülfe der Holzkohle
                              in einem nicht zu großen Schachtofen von ohngefähr 1 1/2–2 Arschinen Höhe
                              durchschmilzt. Es versteht sich, daß die weitere Scheidung des Goldes aus der auf
                              diese Weise erhaltenen Legirung auf dem obenbeschriebenen Wege betrieben werden
                              muß.