| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 114, Jahrgang 1849, Nr. , S. 232 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Die württembergische Alpbahn.
                           Zu einem der wesentlichsten Fortschritte neuerer Zeit im Fache des Eisenbahnbaues
                              gehört unstreitig das Uebersteigen von Anhöhen mit der Locomotive. Während man
                              solches vor einigen Jahren noch als eine Unmöglichkeit betrachtete, und entweder,
                              wenn die Steigungen nicht durch bedeutende Umwege vermieden werden konnten, sich zu
                              dem Bau von Tunnels oder zum Heraufziehen der Züge mittelst stehender Maschinen
                              – beides kostspielig und nicht ohne Gefahr – entschließen mußte, ist
                              es dem regen Erfindungsgeist gelungen eine Locomotive herzustellen, deren Zugkraft
                              im Stande ist mit Lasten von 2000 Centnern und mehr Anhöhen zu überwinden, wobei die
                              Steigung sich wie 1 zu 45, selbst 1 zu 40 Fuß verhält. Die Fortbewegung geschieht
                              mit einer mäßigen Geschwindigkeit von etwa zwei Meilen in der Stunde, und gewährt
                              sowohl beim Aufsteigen als Abwärtsfahren des Zuges völlige Sicherheit. Einen
                              erfreulichen Beweis dieses Erfolges lieferte abermals die am 1 November stattgehabte
                              erste Probefahrt mit der in der Maschinenfabrik Eßlingen (bei Stuttgart) erbauten
                              Locomotive „Alp“ auf der sogenannten schiefen Ebene zwischen
                              Geißlingen und Amstetten, dem höchsten Punkt der über die schwäbische Alp geführten
                              Eisenbahn nach Ulm. Jene Maschine von allein 680 Centner an Gewicht, bewegte
                              aufwärts einen Zug, bestehend aus fünf mit Schienen beladenen achträdrigen Wagen,
                              auf welchen noch eine große Anzahl Personen Platz nahmen, mit Leichtigkeit innerhalb
                              24 Minuten über eine Bahnstrecke von 18,000 Fuß Länge, deren Steigung 1 auf 45 Fuß
                              beträgt, aus einer Krümmung in die andere übergehend. Der Bahnhof in Geißlingen
                              liegt 1626 und jener in Amstetten 2021 Fuß über der Meeresfläche. Die Thalfahrt
                              geschah mit derselben Last, etwa 1800 Centnern, in 18 Minuten bei abgesperrtem
                              Dampf; bloß die Tender-Bremsen waren leicht angezogen, und mehrere Versuche
                              den Zug unterwegs zum Stehen zu bringen gelangen vollkommen. Dieses Ergebniß auf
                              einer noch nicht befahrenen Bahnstrecke, mit einer ganz neuen Maschine erreicht,
                              läßt es außer allem Zweifel, daß die Zugkraft der letzteren sich auf eine Last von
                              2000 Centnern ausdehnen werde, sobald dieselbe erst einige Zeit auf jener Bahn
                              eingefahren seyn wird. Nicht minder wichtig ist die zuverlässige Sicherheit, welche
                              diese eigenthümlich construirte Maschine in Bezug auf richtige Adhäsion und ruhigen
                              Gang gewährt, so daß nunmehr jede Besorgniß bei dergleichen Bergfahrten verschwinden
                              muß. Rühmende Anerkennung deßhalb, insbesondere dem oben gedachten Etablissement, so
                              wie im allgemeinen unserer deutschen Industrie in ihrem Streben den betretenen Pfäd
                              des Fortschritts mit Beharrlichkeit zu verfolgen! (Allg. Ztg. Nr. 282.)
                           
                        
                           
                           Die Eisenbahnbrücken über das Elster- und
                              Göltzschthal.
                           Nachdem jezt die ganze Bahnstrecke von München resp. Kaufbeuren bis an die fächsische
                              Gränze vollendet ist, hängt die Vollendung der directen Eisenbahnverbindung des
                              deutschen Südens mit Norddeutschland bloß noch von der Beendigung der großen
                              Brückenbauten zwischen Plauen und Reichenbach ab. Die sächsische Regierung läßt
                              bekanntlich das Elsterthal, 1 1/2 Stunden unterhalb Plauen, und das Göltzschthal bei
                              Netzschkau, welche beiden Thäler der zwischen Plauen und Reichenbach sich
                              hinziehenden Bahnlinie sich quer in den Weg legen, mit einem enormen Kostenaufwande
                              (man sagt acht Millionen Thaler Voranschlag) überbrücken, und die deßfallsigen
                              Arbeiten dauern mit geringen Unterbrechungen bereits seit 1845, also vier Jahre
                              lang. Die Höhe der am tiefsten stehenden Brückenpfeiler ist in beiden Thälern
                              ziemlich gleich, und beträgt von der Thalsohle bis zur Fahrbahn nicht weniger als
                              274 bis 280 Fuß – eine wahrhaft schwindelnde Höhe Die Länge der Brücken ist
                              aber sehr verschieden, indem sie bei der Brücke über die Göltzsch 1610, bei der über
                              die Elster 528 Fuß betragen wird. Jetzt ist in beiden Thälern nahezu die halbe Höhe
                              erreicht, denn im Elsterthal sind die zwei unteren großen Spannbogen (jeder von 100
                              Fuß Spannung) kürzlich geschlossen worden, und im Göltzschthale wird nächstens der
                              untere große Mittelbogen (deren zwei von gleicher Höhe, jeder von 120 Fuß bei 100
                              Fuß Spannung, übereinander sich erheben werden) geschlossen. Die 29 Pfeiler, welche
                              die ganze Brücke dieses Thales zu tragen haben, sind ebenfalls an fast allen Theilen
                              schon zur halben Höhe emporgewachsen, und die Ingenieure hoffen sowohl hier als im
                              Elsterthale die Bauten, falls nicht unvorhergesehene Ereignisse hindernd in den Weg
                              treten, im Laufe des Jahrs 1851 zur Vollendung zu bringen. Die Zahl der Arbeiter,
                              welche gegenwärtig an den Brücken beschäftigt sind, beträgt im Göltztschthale 1500,
                              im Elsterthale 800, und ihre Thätigkeit ist unterstützt durch Dampfmaschinen welche
                              die Lasten emporziehen, das nöthige Wasser in die Höhe pumpen, Pochwerke treiben
                              etc. Es ist für den Beschauer ein wunderbares Schauspiel das täglich wachsende
                              Gerüste zu sehen, welches für sich allein schon ein Riesenbau von tausend nach allen
                              Seiten sich durchkreuzenden Linien ist, diese immer gleiche Rührigkeit von Tausenden
                              von Händen, dieses Hin- und Herschwirren von Karren die in allen Stockwerken
                              des Gerüstes sich auf Schienenwegen bewegen, endlich die aus einiger Entfernung
                              bereits durch das Gerüste hindurch erkennbaren Formen der ebenso zierlichen als
                              massenhaften Bauten zu betrachten, welche an Kühnheit und Großartigkeit wohl kaum
                              ihres Gleichen haben mögen – in Deutschland wenigstens gewiß nicht. (Allg.
                              Ztg. Nr. 273.)
                           
                        
                           Ueber den gegenwärtigen Zustand der elektrischen Telegraphie
                              in England, Preußen und Nordamerika; von Fr. Whishaw.
                           In der Versammlung der British Association zu Birmingham
                              im September d. J. hielt Hr. Whishaw über diesen
                              Gegenstand einen Vortrag, worin er zuerst die Ausdehnung der telegraphischen
                              Communication in England und ihre Richtung beschrieb. Die ganze Länge beträgt
                              beiläufig 2000 (englische) Meilen, wobei der Lauf der Drähte unwandelbar der
                              Eisenbahnlinie folgt. Anders ist es in Preußen und Amerika. In Preußen sind etwa
                              1700 Meilen, in Amerika etwa 10,000 Meilen Draht gelegt, der aber nicht immer der
                              Eisenbahnlinie folgt; in Preußen lauft der Draht oft am Rande der Poststraße hin und
                              durchkreuzt den Rhein; in Amerika wurden die ausgedehnten Wiesen und
                              landwirthschaftlichen Districte mit einander zu einer Kette vergliedert. In Preußen
                              wurde das von Hrn. Whishaw empfohlene System, die Drähte
                              durch einen Ueberzug von Gutta-percha zu isoliren und sie unter der Erde
                              fortzuführen, zum Theil angenommen. Er empfahl dieses. System sehr, weil das
                              gegenwärtig (in England) gebräuchliche System, abgesehen von den Kosten für die
                              Stangen, mehrere Nachtheile darbietet; die Stangen werden nämlich beschädigt, wenn
                              die Wagenzüge aus den Schienen weichen, die elektrische Wirkung wird durch den
                              Zustand der Atmosphäre häufig gestört und auch die Drähte werden oft von böswilligen
                              Personen
                              durchschnitten. Die Erfahrung hat jetzt hinreichend gelehrt, daß die
                              Gutta-percha, womit die Drähte überzogen wurden, durchaus keine Veränderung
                              erleidet. In Preußen wird hauptsächlich Morse's Telegraph
                              angewandt und mit der größten Leichtigkeit bloß durch Knaben bedient.
                           Die Kosten, um eine (engl.) Meile Draht zu legen, sind sehr verschieden; in England
                              betragen sie etwa 150 Pfd. St.; in Amerika 20 Pfd. St.; in Preußen 40 Pfd. St. In
                              Preußen und Amerika hat man einen einfachen Draht angewandt. Der Tarif für die
                              elektrischen Telegraphen in Amerika und England differirt bedeutend und die
                              Erfahrung lehrt, daß ein wohlfeiles Tarifsystem bei weitem das einträglichste
                              ist.
                           Tarif in Amerika.
                           
                              
                                 Von Washington nach
                                 Entfernung.
                                 20 Worte.
                                 50 Worte.
                                 100 Worte.
                                 
                              
                                 
                                 
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                                 P.
                                 Sh.
                                 P.
                                 Sh.
                                 P.
                                 
                              
                                 Alexandria
                                     10 Meilen
                                   1
                                  1
                                   2
                                  4
                                   4
                                   5
                                 
                              
                                 Fredericksburg
                                     60    
                                    „
                                   1
                                  3 1/2
                                   2
                                  6  1/2
                                   7
                                   7 1/2
                                 
                              
                                 Raliegh
                                   292     „
                                   2
                                  8
                                   5
                                  2
                                   9
                                   4
                                 
                              
                                 Columbia
                                   509     „
                                   4
                                  0
                                   7
                                  9
                                 14
                                   0
                                 
                              
                                 Macon
                                 1107     „
                                   7
                                  9
                                 15
                                  3
                                 27
                                   9
                                 
                              
                                 Columbus
                                 1200     „
                                   8
                                  6 1/2
                                 16
                                  9 1/2
                                 30
                                   6 1/2
                                 
                              
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                                 1523     „
                                 10
                                  3 1/2
                                 20
                                  3 1/2
                                 36
                                  11
                                 
                              
                                 New-Orleans
                                 1716     „
                                 12
                                  6
                                 25
                                  0
                                 45
                                  10
                                 
                              
                           Tarif der englischen Compagnie der
                                 elektrischen Telegraphen.
                           
                              
                                 Entfernung.
                                 20 Worte.
                                 50 Worte.
                                 100 Worte.
                                 
                              
                                 
                                 Sh.
                                 P.
                                 Sh.
                                 P.
                                 Sh.
                                 P.
                                 
                              
                                   10 Meilen
                                 2
                                 6
                                   9
                                      1/2
                                 20
                                 0
                                 
                              
                                   60 Meilen
                                 4
                                 7
                                 12
                                   7 3/4
                                 26
                                 1
                                 
                              
                                 100 Meilen
                                 6
                                 3
                                 15
                                   7 1/2
                                 31
                                 3
                                 
                              
                                 200 Meilen
                                 8
                                 4
                                 20
                                 10
                                 41
                                 8
                                 
                              
                           Tarif der
                                 South-Eastern-Eisenbahn.
                           
                              
                                 Von London nach
                                 Entfernung.
                                 20 Worte.
                                 50 Worte.
                                 100 Worte.
                                 
                              
                                 
                                 
                                 Sh.
                                 P.
                                 Sh.
                                 P.
                                 Sh.
                                 P.
                                 
                              
                                 Merstham
                                 19 Meilen
                                   5
                                 0
                                 12
                                 6
                                 25
                                 0
                                 
                              
                                 Ashford
                                 68 Meilen
                                   8
                                 6
                                 21
                                 3
                                 42
                                 6
                                 
                              
                                 Dover
                                 88 Meilen
                                 11
                                 0
                                 27
                                 6
                                 55
                                 0
                                 
                              
                           (Civil Engineer and Architect's
                                 Journal, Octbr. 1849, S. 311.)
                           
                        
                           Ueber ein Kettenrohr, um die Drähte der elektrischen
                              Telegraphen unter dem Wasser fortzuführen; von Fr. Whishaw.
                           Das Rohr besteht aus einzelnen eisernen Röhren von 1 bis 3 Fuß Länge und 1 bis 2 1/2
                              Zoll Durchmesser, welche durch Kugelgelenke mit einander verbunden sind; die Länge
                              des Gliedes richtet sich nach der Krümmung des Flusses. Die Gelenke werden nicht
                              wasserdicht gemacht, was unnöthig ist, weil die Röhren nur ein Gehäuse für die
                              Drähte bilden, welche durch einen Ueberzug von Gutta-percha isolirt sind. Die
                              Röhren werden auf dem Bett des Flusses festgemacht und dienen bloß als Schutzmittel
                              gegen das Abreiben der Drähte. Mittelst einer solchen Kette von 1200 Fuß Länge
                              wurden die Drähte des elektrischen Telegraphen durch den Rhein geführt. (Civil Engineer and Architect's Journal, Octobr. 1849, S.
                              304.)
                           
                        
                           
                           Die Anwendung elektrischer Telegraphen zur geographischen
                              Längenbestimmung.
                           Nach dem Bericht des Astronomen Bache waren die
                              Operationen der Küstenaufnahme im Herbst vorigen Jahrs zwischen Philadelphia und
                              Cincinnati von ganz befriedigendem Erfolge, indem man den elektrischen Telegraph von
                              Philadelphia nach Louisville benutzte. Die Länge der Drahtleitung in der Luft
                              beträgt 900 (engl.) Meilen, die Länge der galvanischen Kette also 1800. Mit
                              demselben Erfolg wurde der elektrische Telegraph von Philadelphia nach dem
                              Missisippi-Fluß, gegenüber St. Louis, benutzt. Die Länge dieser galvanischen
                              Kette ist ein Zehntel des Erdumfangs. Es ist daher kein
                              Zweifel, daß wenn es möglich wäre eine Drahtleitung um die ganze Erde herzustellen,
                              dieselbe mit Leichtigkeit zum Telegraphiren angewandt werden könnte; die Kosten für
                              die Säuren, um die tausend Grove'schen Pintengläser zu
                              speisen, welche zum Betrieb dieses Telegraphen erforderlich wären, würden beiläufig
                              ein Pfd. Sterl. per Tag betragen. (Philosophical Magazine, Juni 1849, S. 463.)
                           
                        
                           Ueber die relativen Leistungen der gebräuchlichsten
                              galvanischen Batterien.
                           Ueber diesen Gegenstand hielt W. S. Ward bei der British Association in Birmingham einen Vortrag; seine
                              Berechnungen ergaben, daß der Nutzeffekt der gebräuchlichsten Batterien gleich ist,
                              wenn statt 100 Paaren von Smee's Batterie, 55 Daniell'sche oder 34 Grove'sche Paare angewandt werden; und daß die Betriebskosten dieser Batterien
                              – wenn man 60 Gran Zink in jeder Zelle per Stunde
                              als Norm annimmt – respective etwa 6 Pence, 7 1/2 P. und 8 P. seyn würden.
                              (Practical Mechanic's Journal, Octbr. 1849, S.
                              165.)
                           
                        
                           Ueber die Batterien zur galvanischen Vergoldung und
                              Versilberung.
                           Bei Besprechung dieses Gegenstandes in der Versammlung der British Association wurde erwähnt, daß man jetzt in Birmingham meistens
                              die magnet-elektrischen Maschinen anwendet, welche durch eine Dampfmaschine
                              in Bewegung gesetzt werden. Hr. Elkington bemerkte dabei,
                              daß er in seiner Fabrik niemals die Volta'sche Batterie aufgegeben habe, weil er sie
                              ökonomischer finde als die magnetelektrische Maschine, auf welche er das Patent hat.
                              Er bestätigte auch die merkwürdige Beobachtung, daß einige Tropfen
                              Schwefelkohlenstoff, dem Cyansilber in der Zersetzungszelle zugesetzt, die Wirkung
                              haben, daß das Silber vollkommen glänzend niedergeschlagen wird, anstatt in körnigem
                              Zustande oder so matt wie es aus den gewöhnlich angewandten Auflösungen sich
                              niederschlägt. (Practical Mechanic's Journal, Octbr.
                              1849, S. 165.)
                           
                        
                           Apparat zur Vergleichung der Länge des preußischen Grundmaaßes
                              mit seinen Copien.
                           Die jetzige Berliner Gewerbeausstellung enthält unter Nr. 85 des Katalogs den obigen
                              Apparat mit der Bezeichnung: „Ein Bessel'scher Comparateur“
                              aufgeführt, ausgestellt vom Verfertiger, Mechanicus Th. Baumann. Die meisten Besucher der Ausstellung werden mit ziemlicher
                              Gleichgültigkeit an einem Apparate vorübergegangen seyn, in welchem deutsche
                              Wissenschaft und deutsche Technik in noch unübertroffener Weise sich bewährt haben.
                              Nachdem durch den bewährten Astronomen Bessel die Länge
                              des Secundenpendels für die Königsberger Sternwarte (Verhandl. der Berliner Akademie
                              1826) und demnächst für die Berliner Sternwarte (ebendaselbst 1835) mit einem hohen
                              Grade von Schärfe bestimmt war, übernahm er es, das preußische Normalmaaß, dessen
                              Länge bereits gesetzlich festgestellt und mit dem französischen Normalmaaße, der Toise du Pérou, in Beziehung gebracht war, in
                              einer Weise herzustellen, daß danach mit möglichster Sicherheit Copien genommen
                              werden könnten – eine Aufgabe von der größten wissenschaftlichen und
                              praktischen Wichtigkeit. Der vorliegende Apparat ist das Endresultat der
                              mehrjährigen Arbeit Bessel's und Baumann's, über welche Bessel in einer
                              besondern Abhandlung, bekannt gemacht durch das Ministerium der Finanzen und des
                              Handels, ausführliche Rechenschaft gibt.
                           Das preußische Normalmaaß besteht in einem Stabe von weichem Gußstahl 3/4 Zoll im
                              Quadrat, der an beiden Enden cylindrisch abgedreht ist, und dessen Endflächen zwei
                              abgestumpfte Saphirkegel, auf unverrückbare Weise in ein Lager von Gold eingebettet,
                              bilden. Der Abstand dieser beiden Saphirflächen bildet das körperlich dargestellte
                              preußische Normalmaaß, dessen Ausführung, wie die Inschrift von 1837 ergibt, gegen
                              die gesetzlich bestimmte Länge von 3 Fuß nach der sorgfältigsten Revision um etwas
                              weniger als 4 Zehntausendstel einer Linie kürzer ist. Bei Abnahme einer Copie, deren
                              Herstellung für den Preis von 60 Rthlr. unter Autorität der königl.
                              Normaleichungs-Commission durch Hrn. Baumann
                              bewerkstelligt wird, wird unter Beobachtung aller erforderlichen Vorsichtsmaßregeln,
                              abwechselnd dieses Original und die Copie zwischen zwei mikrometrisch verrückbare
                              Stahlflächen gebracht, und nach geschehener Authenticität durch eine Inschrift in
                              folgender Weise bekundet: (Jahreszahl) Dieser Stab, in der Wärme von.. Graden des
                              100theiligen Thermometers gemessen, ist.. Linien länger (kürzer) als drei preußische
                              Fuß. – Die Copien sind ebenfalls von weichem Gußstahl mit Spitzen von
                              gehärtetem Stahl, die, wie die Enden des Normalstabes, durch Messingkapseln vor
                              Beschädigung geschützt sind.
                           Die Genauigkeit des Meßapparates geht so weit, daß die Genauigkeit der Copien bis auf
                              zwei Zehntausendstel einer Linie gewährleistet wird. Auf eine specielle Erörterung,
                              auch nur der wichtigsten Momente, welche bei diesen bewunderungswürdig genauen
                              Bestimmungen berücksichtigt werden müssen, als Temperatur, Beschaffenheit des
                              Materials, Einfluß der Schwere u.s.w., dürfen wir hier nicht eingehen, wollten
                              jedoch nicht unterlassen, auf einen Apparat aufmerksam zu machen, dessen Ansicht
                              durch das Zusammentreffen besonderer Umstände jetzt gewährt wird, während er bei der
                              allgemeinen deutschen Gewerbeausstellung den Besuchern nicht zur Ansicht gestellt
                              werden konnte. (D. Handelsztg.)
                           
                        
                           Ueber eine neue Metalllegirung (Britannia Metal). Von Karl Rumler.
                           Bei meiner im Herbst des Jahres 1847 durch einen Theil der Rheinländer und durch
                              Belgien unternommenen Reise traf ich in fast allen Gasthöfen Kaffee-,
                              Milch- und Theekannen an, welche aus der in Deutschland unter dem Namen
                              „Britannia Metal,“ und in
                              England unter dem Namen „Pewter“
                              schon längere Zeit bekannten Composition angefertigt waren. Diese Gefäße zeichneten
                              sich durch ihre geschmackvolle Form und durch ihr silberähnliches Aussehen ganz
                              besonders aus. Ferner wurde mir in London mitgetheilt,
                              daß diese Metallcomposition sich nicht allein für Tischgeräthe eigne, sondern daß
                              das aus ihr dargestellte Blech auch in der Technik eine vortheilhafte Anwendung
                              finde, nämlich dort, wo das so leicht oxydirbare verzinnte Eisenblech vermieden
                              werden muß, wie z.B. bei den mit Blech ausgeschlagenen Badewannen, bei den stets im
                              Wasser befindlichen Trommeln der Gasmesser und dergl. Ich nahm daher ein Stückchen
                              von diesem Bleche mit, um es bei meiner Rückkunft einer chemischen Untersuchung zu
                              unterwerfen. Diese Untersuchung übernahm auf mein Ansuchen Hr. Dr. Köller, und ich theile
                              hier das Resultat derselben mit, indem durch dasselbe die über das „Britannia Metal“ in mehreren technischen
                              Journalen enthaltenen Angaben größtentheils bestätigt werden.
                           
                           Dr. Köller fand in
                              demselben:
                           
                              
                                 85,72
                                 Zinn,
                                 
                              
                                 10,39
                                 Antimon,
                                 
                              
                                 2,91
                                 Zink, und
                                 
                              
                                 0,98
                                 Kupfer
                                 
                              
                                 ––––––
                                 
                                 
                              
                                 100,00
                                 
                                 
                              
                           Es ist hieraus zu ersehen, daß sich diese Metalllegirung durch Zusammenschmelzen von
                              zwei Gewichtstheilen Kupfer, 6 Gewichtstheilen Zink, 21 Gewichtstheilen Antimon und
                              175 Gewichtstheilen Zinn darstellen läßt, wobei, wie auch schon an einem andern Orte
                              angegeben ist, die drei ersten Metalle am zweckmäßigsten zuerst für sich in Fluß
                              gebracht und sodann erst in das gleichfalls schon geschmolzene Zinn gegossen
                              werden.
                           Daß man statt des Zinks und Kupfers auch einen bestimmten Gewichtstheil Messing, etwa
                              in der Form von Drehspänen nehmen könne, versteht sich wohl von selbst. (Verhandl.
                              d. niederösterr. Gew.-Ver. Heft 15, S. 96.)
                           
                        
                           Ueber Wagner's neue Methode zum Härten stählerner Werkzeuge; von Franz Wertheim, Werkzeugfabrikanten in Wien.
                           In der Eisenbahnzeitung und daraus im polytechn. Journal Bd. CX S. 232 ist eine von dem Wagenmeister
                              bei der königl. württembergischen Eisenbahn, Hrn. Wagner,
                              empfohlene neue Methode zum Härten stählerner Werkzeuge veröffentlicht worden. Meine
                              Erfahrungen und viele Versuche haben jedoch erwiesen, daß dieses Mittel, wie es in jenen Zeitschriften angegeben, nicht verläßlich
                              ist, und daß einige Species anders gewählt werden müssen,
                              nämlich wie folgt: 1 Pfd. Unschlitt, 3/4 Pfd. Salmiak, 1/4 Pfd. 1/2 Pfd. schwarzes
                              Pech, 3 Loth Pfeffer und 3 Loth Seifenpulver.
                           Unschlitt und Pech werden in einem irdenen Gefäße
                              geschmolzen, bis sie flüssig sind, die andern Species werden zu einem Pulver
                              gestoßen und in die heiße flüssige Masse hineingerührt; ist dieß geschehen, so wird
                              der verbrannte Gußstahl hineingesteckt – ein-, zwei- auch
                              dreimal herausgenommen, frisch glühend gemacht und so gehärtet (während der
                              Stahlkörper herausgenommen ist, muß das Gefäß zugedeckt bleiben, sonst verdampft die
                              Masse). Die ausgefransten zerrissenen Theile bekommen wieder Festigkeit und eine ausgezeichnete Härte; als Härtemittel überhaupt für feine
                              Stahlinstrumente ist es ebenfalls eines der besten. In Sheffield habe ich ein
                              ähnliches anwenden gesehen.
                           Für den Erfolg birgt der Obengenannte, der gern dieses Verfahren der Oeffentlichkeit
                              übergibt. (Zeitschr. d. niederösterr. Gewerb-Vereins, Heft 15, S. 143.)
                           
                        
                           Stärkezucker oder Melassenzucker, das bewährteste Mittel zur
                              Verhinderung der Incrustationen in Dampfkesseln. Von Professor A. Burg in Wien.
                           Nach einer Mittheilung des Hrn. Guinon zu Lyon, in den Annales de la Société royale pour
                                 l'agriculture, l'histoire naturelle et les arts utils à Lyon,
                              Jahrgang 1847, besitzen die zuckerstoffhaltigen Substanzen, und zwar in einem sehr
                              hohen Grade, die Eigenschaft das Anlegen der aus dem Speisewasser für Dampfkessel
                              durch das Kochen oder Sieden sich ausscheidenden Salze an die Kesselwände zu
                              verhindern. Hr. Guinon, zugleich Mitglied der eben
                              genannten gelehrten Gesellschaft, besitzt in seiner Färberei zwei Dampfkessel von 17
                              1/2 Fuß Länge und 3 1/2 Fuß Durchmesser, in welchen, und zwar in jedem, täglich 15
                              bis 18 Hektoliter (circa 22 bis 26 preußische Eimer) Wasser verdampft werden.
                           
                           Früher mußten die Kessel monatlich ausgeleert und auf eine mühsame Weise vom
                              Wassersteine befreit oder gereinigt werden, was immer eine Unterbrechung von
                              mehreren Tagen herbeiführte.
                           Seitdem jedoch Hr. Guinon dem Kesselwasser in jedem Kessel
                              5 Kilogr. (circa 10 1/2 Pfd. preuß.) Cassonade oder auch nur Melassenzucker zusetzt,
                              geschieht das Reinigen der Kessel ohne jene Unterbrechung nur alle zwei Monate, und besteht lediglich in einem einfachen Ausleeren des
                              noch vorhandenen Wassers, worauf der Kessel wieder frisch gefüllt und abermals mit 5
                              Kilogrammen solchen Zuckers versehen wird.
                           Hr. Guimet, welcher sich glücklich schätzt das große
                              Etablissement Guinon's besucht und bei dieser Gelegenheit
                              das eben genannte Mittel gegen die Incrustation der Dampfkessel kennen gelernt zu
                              haben, ersetzt bei seinen eigenen Dampfkesseln von 8 Pferdekraft, den Zucker durch
                              Dextrin- (d.h. Stärkezucker-) Syrup, wovon er jeden Monat (bei 14
                              Arbeitsstunden täglich) 3 Kilogramme (circa 6 1/2 preuß. Pfund) zusetzt, und seiner
                              Angabe nach ein so vollständiges Resultat erhält, daß der Kessel nach jedesmaligem
                              Ausleeren von jedem Niederschlage vollkommen frei ist, und die Kesselwände,
                              besonders die oberen derselben, auf eine merkwürdige Weise rein erscheinen.
                           Bevor Hr. Guimet dieses Mittel kannte, mußte dieser
                              Kessel, in welchem jedesmal 1/4 Hektoliter (7 1/4 preuß. Metzen) Erdäpfel gegeben
                              wurden, alle 3 Wochen ausgeleert werden, ohne daß dadurch ein eben so günstiger
                              Erfolg stattgefunden hätte, wie es jetzt mit Anwendung dieses neuen Mittels der Fall
                              ist. (Verhandl. d. niederösterr. Gewerb-Ver. Heft 15. S. 151.)
                           
                        
                           Wilson's
                              Verfahren die festen und flüssigen Theile der Oele von einander zu trennen.
                           Der Engländer G. F. Wilson ließ sich am 28. Februar d. J.
                              zum Trennen der festen und flüssigen Theile von Fetten und Oelen folgendes Verfahren
                              patentiren.
                           Bekanntlich bringt man die Baumwollzeuge (in den Bleichereien und Kattundruckereien)
                              in eine Maschine, welcher eine schnelle rotirende Bewegung ertheilt wird, um das in
                              ihnen enthaltene Wasser vermittelst Centrifugalkraft gegen durchlöcherte Platten zu
                              treiben, welche die Peripherie dieser Maschine (des sogenannten Hydro-Extracteur) bilden. Um mittelst dieser
                              Vorrichtung die flüssigeren Theile der Fette und Oele von den festeren zu trennen,
                              füllt der Patentträger diese Substanzen in einen Sack aus starkem geköpertem
                              Baumwollzeug und bringt diesen in die Maschine; letztere muß aber in einer gegebenen
                              Zeit weniger Umdrehungen machen, als wenn man Stearin oder Stearinsäure behandeln
                              würde; man richtet sich hiebei nach dem klaren oder trüben Aussehen der austretenden
                              Flüssigkeit.
                           Dieses Verfahren läßt sich vortheilhaft anwenden, um die flüssigen Theile aus fetten
                              und öligen Substanzen abzusondern, welche durch die Einwirkung der Kälte in festen
                              Zustand übergegangen sind; in diesem Falle erhält man die Temperatur des Zimmers,
                              worin sich die Centrifugalmaschine befindet, auf einer Temperatur, welche um
                              beiläufig zwei Fahrenheit'sche Grade höher als diejenige der eingebrachten
                              Substanzen ist.
                           Ferner ist dieses Verfahren anwendbar um fremdartige Substanzen, z.B. Sand von den
                              fetten und öligen Materien zu trennen; in diesem Falle muß die Temperatur des
                              Zimmers so hoch sehn, daß die angewandten Substanzen in geschmolzenem Zustande
                              verbleiben.
                           Endlich kann man dieses Verfahren benutzen, um die fetten oder öligen Materien von
                              anderen Substanzen abzusondern, z.B. von den getrockneten Kernen der Kakaobohnen; in
                              diesem Falle muß die Temperatur des Zimmers um zehn Fahrenheit'sche Grade über dem
                              Schmelzpunkt dieser Materien erhalten werden. London Journal
                                 of arts, Octbr. 1849, S. 176.)
                           
                        
                           
                           Branntwein aus dem Saft der Vogelbeeren (Sorbus aucuparia). Von Prof. J. Liebig.
                           Bei der Bearbeitung größerer Mengen von unreifen, Mitte August gesammelten
                              Vogelbeeren zur Darstellung von äpfelsaurem Kalk, wurde wahrgenommen, daß der Saft
                              ähnlich wie Traubensaft, von selbst, bei gewöhnlicher Temperatur, in eine ganz
                              regelmäßige Gährung überging. Diese gegohrene Flüssigkeit lieferte durch
                              Destillation und Rectification des Destillats einen sehr reinschmeckenden
                              Branntwein, welcher sich von gewöhnlichem Kirschwasser (aus gegohrenen Kirschen
                              destillirter Branntwein) nur schwer unterscheiden ließ. Es müssen die Vogelbeeren
                              eine beträchtliche Menge Zucker enthalten, da die Menge Branntweins (von
                              50procentigem Alkoholgehalt) nahe an 4 Procent vom Volumen des Saftes betrug.
                           Zu Ende der Rectification des Branntweins geht eine milchigtrübe Flüssigkeit über,
                              welche sich mit dem Vorlauf mischt, ohne dadurch klar zu werden. Nach einigen Tagen
                              bemerkte man, daß in der Flüssigkeit eine Menge glänzender kleiner Krystalle eines
                              Stearoptens schwammen, die sich zu grauen Flocken allmählich vereinigten. Diese
                              Substanz wurde in zu geringer Menge erhalten, um sie einer Untersuchung unterwerfen
                              zu können, was sie sicher verdient.
                           Aus dem gegohrenen Saft wurde ebensoviel äpfelsaurer Kalk
                              erhalten, wie aus dem frischen, so daß also die
                              Aepfelsäure in der Zuckergährung keine Umwandlung zu erleiden scheint.
                           In Norddeutschland werden die Vogelbeeren von den Landwirthen häufig auf Branntwein
                              benutzt, und ich glaube, daß durch einen einfachen Zusatz von Saft zur
                              Kartoffelmaische, die Bildung von Kartoffelfuselöl in der Gährung verhindert und ein
                              weit vorzüglicheres Product aus Kartoffeln erzielt werden könnte, ohne daß der
                              Rückstand deßhalb zur Fütterung untauglich wird. Vortheilhaft ist es jedenfalls, die
                              Beeren vollkommen reif werden zu lassen. (Annalen d.
                              Chemie 1849, Heft 7.)
                           
                        
                           Kölner Kaffee-Surrogat; von Fr. Höhing.
                           Bekanntlich ist die Bereitung des Kölner Kaffee-Surrogats bis jetzt geheim
                              gehalten und noch nicht entdeckt worden. Die häufige Verwendung desselben aber und
                              die nicht selten übertriebenen Preise desselben veranlassen den Erfinder, das von
                              ihm schon lange aufgefundene Recept zu veröffentlichen, um so mehr als er
                              Gelegenheit gefunden hat, dasselbe mit dem der Fabrik zu vergleichen. An der Stelle
                              der Kaffeebohne wurden früher bekanntlich mehrere Getreidesamen verwendet, und so
                              bildet auch eine Getreideart den Hauptbestandtheil des Kölner
                              Kaffee-Surrogats, nämlich die Gerste. Von dieser nimmt man eine beliebige
                              Quantität von guter, schöner Qualität, reinigt sie durch Sieben von Unreinigkeiten
                              und röstet sie sehr stark; es hängt davon die erforderliche gute Eigenschaft des
                              Surrogats ab, dem Kaffee die Farbe zu geben, wie die Hausfrauen sagen. Die geröstete
                              Gerste wird ganz fein gemahlen und in diesem Zustande zur Bereitung des Surrogats in
                              gut bedeckten Behältern aufbewahrt, oder sogleich verwendet. Zu diesem Behufe setzt
                              man einen eisernen Kessel aufs Feuer und gießt in denselben auf jedes Pfund der
                              gewonnenen gerösteten Gerste 2 Pfd. holländischen Syrup, mit welchem (was eine
                              Hauptsache ist) 2 Messerspitzen voll Weinsteinsäure vermischt worden sind, und kocht
                              denselben bis er ganz dunkel geworden ist. Ist dieß der Fall, so wird das
                              Gerstenmehl beigegeben, umgerührt und gemischt, und das Gemisch wird dann, um das
                              Anbrennen zu verhüten, unter fortwährendem Umrühren auf dem Feuer gelassen, bis es
                              ganz schwarz ist und bitter schmeckt, in welchem Fall das Surrogat fertig ist. Es
                              wird dasselbe dann auf ein mit Fett bestrichenes Blech gebracht und erkalten
                              gelassen, gestoßen und in Blech- oder Papierkapseln gefüllt, welche, wie sich
                              von selbst versteht, wenn sie für den Handel
                              bestimmt sind, mit Signatur versehen werden. (Gewerbeblatt aus
                              Württemberg, 1849, S. 306.)
                           
                        
                           Ueber ein einfaches Mittel, die Verfälschung ätherischer Oele
                              durch Weingeist zu erkennen.
                           Nach Dr. J. J. Bernoulli löst
                              sich essigsaures Kali in Weingeist auf und bildet damit eine Lauge, die sich aus dem
                              ätherischen Oele absondert. Ist das Oel frei von Weingeist, so findet beim Zusatze
                              jenes Salzes keine Absonderung statt und die Flüssigkeit bleibt vollkommen
                              wasserhell. (Polyt. Notizbl. 1849, Nr. 22.)
                           
                        
                           Collins' Desinficirpulver.
                           Das Desinficirpulver, welches sich R. N. Collins in London
                              am 2. Decbr. v. J. patentiren ließ, besteht aus 2 Gewichtstheilen Chlorkalk von 34
                              Proc. Chlorgehalt (wie er in England gewöhnlich bereitet wird) und 1 Gewichtstheil
                              wasserfreier schwefelsaurer Thonerde, welche gut gemengt in verschlossenen Gefäßen
                              aufbewahrt werden. Man stellt dieses Gemenge in offenen Gefäßen (Schalen) an die
                              Stellen wo sich durch Fäulniß thierischer und vegetabilischer Substanzen etc. üble
                              Gerüche entwickeln) die Feuchtigkeit der umgebenden Luft reicht gewöhnlich hin,
                              damit sich das Chlor langsam entbindet; wünscht man eine rasche Chlorentbindung, so
                              braucht man das gemengte Pulver nur mit Wasser zu versetzen. (London Journal of arts, Octbr. 1849, S. 166.)
                           Derselbe Zweck läßt sich durch Vermengung des Chlorkalks mit gepulvertem saurem
                              schwefelsaurem Kali erreichen, wie in Deutschland längst bekannt ist.
                           
                        
                           Zur Kenntniß des Nährgewächses Picquotiane.
                           Die Mittheilungen über diese Pflanze im polytechn. Journal Bd. CVIII S. 399, Bd. CXI S. 239 und Bd. CXIII S. 455 ergänzen wir durch einige
                              Notizen, welche Hr. Lamare-Picquot, der sie
                              einführte, darüber im Agriculteur-praticien,
                              August 1849 veröffentlichte. Diese eßbare Wurzel der Psoralea
                                 esculenta, vulgo Tipsina, kann im ganzen östlichen und nördlichen Europa
                              heimisch werden; ob auch im Süden, muß erst die Erfahrung lehren. Sie enthält
                              durchaus nichts Schädliches. Trockne und anhaltender Regen schaden im Sommer ihrem
                              Wachsthum nicht; eben so wenig die Kälte des Winters. Sie läßt sich leicht trocknen
                              (was die Wilden häufig thun); da sie nämlich nur etwa 12 Proc.
                              Vegetations-Wasser enthält, braucht sie nur, gleichviel ob geschält oder
                              nicht, an ihren Würzelchen aufgehangen zu werden. Sie gibt ein gutes Viehfutter; das
                              Pferd frißt sie gern. Da sie ein Surrogat für das Getreide abgibt und sich gut
                              aufbewahren läßt, so kann sie zur Verproviantirung befestigter Plätze etc. und
                              überhaupt als Nahrungsmittel in unserm Haushalt in allerlei Formen sehr gute Dienste
                              leisten. – Eine im Jardin des plantes vom Samen
                              aus ihrem Vaterland seit zwei Jahren gezogene Pflanze hat jedoch, wie die Redaction
                              des Agriculteur bemerkt, zur Zeit nur erst
                              rabenfederndicke und 4 1/2 Linien lange Knollen.
                           
                        
                           
                           Betrug mit durch Alter verdorbenem Wickensamen und altem
                              Incarnatkleesamen.
                           Man sucht bisweilen Wickensamen, welcher durch Alter schon
                              vermodert ist, Wenn die Ernte schlecht war, noch anzubringen. Um seine schlechte
                              Beschaffenheit zu maskiren, wird er dann in eine dünne Leimauflösung getaucht,
                              sowohl damit er aufschwelle, als damit Beinschwarz an seiner Oberfläche hangen
                              bleibe, mit welchem der noch feuchte Samen in Säcken geschüttelt wird, worauf man
                              ihn trocknet. Dieser Betrug ist leicht zu erkennen, wenn man den Samen in lauwarmem
                              Wasser einweicht und dann in demselben umschüttelt, worauf sich ein schwarzes Pulver
                              absetzt, welches sich als kohlensauren und phosphorsauren Kalk enthaltende Kohle zu
                              erkennen gibt. – Der Same des Incarnatklees
                              verliert, wenn er länger als ein Jahr aufbewahrt wurde, seine gelblichweiße Farbe
                              und seinen Glanz und wird braunroth. Da er alsdann nicht mehr so kräftig wächst, so
                              versuchte man ihn mit schwefliger Säure zu bleichen, wodurch der Same mattweiß wird,
                              aber dann nicht besser aufgeht. Dieser Betrug ist schwer zu erkennen, weil der
                              Schwefeldunst keine Spuren zurückläßt; wir können nur so viel sagen, daß von gutem
                              Samen 95–98, von zweijährigem nicht präparirtem aber, und noch mehr vom
                              präparirten, nur 60–80 Proc. aufgehen und die Pflanzen, wenn Trockne
                              eintritt, sehr bald absterben. Girardin. (Journal de Chimie médicale, März 1849.)
                           
                        
                           Schwärze zum Abdruck von Blättern.
                           Zum Abdruck der Blattnerven von Blättern nimmt man, nach J. Clieft, den durch Verbrennen von Kampher unter einem glasirten Topfe
                              erhaltenen Ruß, mischt ihn mit feinem Olivenöl und bestreicht damit ein Stück
                              Papier. Auf dieses Papier legt man das natürliche Blatt, überdeckt es dann mit
                              Papier und einem Stück Zeug, drückt es vorsichtig auf und dann auf dem Papier, wo
                              die Zeichnung entstehen soll, ab. (Pharm. Centralbl. 1849, S. 669)