| Titel: | Ueber Verbesserungen an nassen Gasmessern; von Knoblauch-Diez, Gasfabrikant und Ingenieur der Frankfurter Gasbereitungs-Gesellschaft. | 
| Autor: | Knoblauch‐Diez | 
| Fundstelle: | Band 118, Jahrgang 1850, Nr. XXII., S. 99 | 
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                        XXII.
                        Ueber Verbesserungen an nassen Gasmessern; von
                           Knoblauch-Diez,
                           Gasfabrikant und Ingenieur der Frankfurter
                           Gasbereitungs-Gesellschaft.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              II.
                        Knoblauch-Diez, über Verbesserungen an nassen
                           Gasmessern.
                        
                     
                        
                           So lange große Gasfabriken bestehen und man das Gas gemessen verkauft, wird dem
                              Gasmesser (compteur) die größte Aufmerksamkeit gewidmet;
                              denn auf dem richtigen Gang dieser Maschine beruht einestheils das Vertrauen der Abnehmer,
                              anderntheils die Einnahme der Anstalt. – Fast in jeder Nummer der technischen
                              Journale Englands erscheinen Anzeigen von neuen patentirten Verbesserungen an
                              Gasmessern, so z.B. vor nicht langer Zeit eine solche von Hulett und Comp., welche darin besteht, daß die Wasserlinie (die Höhe des
                              Wasserstands in der Maschine) durch eine sowohl einfache als sinnreiche Vorrichtung
                              auf dem Zifferblatt angegeben wird. Es ist nämlich an dem Schwimmer, welcher das
                              Eingangsventil trägt, ein Draht angebracht, der an seinem oberen Theil mit einem
                              Zeiger versehen ist und vor dem Zifferblatt endend, an einer daselbst angebrachten
                              Marke den Stand des Wassers anzeigt.
                           Bei der sorgfältigsten Ausführung zeigte sich jedoch, daß diese Vorrichtung nicht
                              jederzeit, wenn die Maschine im Gang ist, auf den bloßen Anblick mit genügender
                              Sicherheit den Wasserstand erkennen läßt, weil, wie aus der Zeichnung Fig. 1
                              ersichtlich ist, der Draht a einerseits durch seine
                              verschiedenen Biegungen und andererseits wegen der Nothwendigkeit ihm (besonders in
                              der Schutzröhre gegen das Ausströmen des Gases) nicht allzuviel Spielraum zu geben,
                              eine ziemlich starke Reibung zu überwinden hat, welche sich noch beträchtlich
                              vermehrt, wenn der Gasmesser längere Zeit an einem und demselben Orte steht und
                              dadurch die Flüssigkeit in demselben trübe und unrein wird. Diesem Uebelstande ist
                              jedoch, wenigstens zum Theil, abzuhelfen, wenn man einen besonderen Schwimmer
                              anbringt, welcher, da er nicht zugleich das Ventil tragen muß, kleiner seyn kann als
                              der gewöhnliche und leichter gehen wird. Die Anbringung desselben ist in Fig. 10 zu
                              sehen.
                           Die Idee eines von außen sichtbaren Indicators, welcher
                              leicht in Thätigkeit gesetzt werden kann, ohne die Luft-, Wasser- und
                              Auffüllschrauben an den Gasmessern öffnen zu müssen, welches bei denselben vor dem
                              Nachfüllen immer noch nöthig ist, um die innere Spannung aufzuheben, wurde dadurch
                              bei dem Verfasser dieses Aufsatzes rege und führte denselben zu folgender
                              Verbesserung an Gasmessern. Fig. 10 zeigt einen
                              Gasmesser der neuen Construction. Da derselbe nur als Probegasmesser dient, so geht
                              er auch nur auf 10 Kubikfuß, zeigt aber dabei die 8tel und 64stel eines
                              Kubikfußes.
                           Die den Heber zum Nachfüllen bisher bildende Abtheilung ist ganz weggefallen; die das
                              Niveau des Wassers regulirende sogenannte Wasserschraube ist an der vordern Fläche
                              bei w angebracht, kann aber ebenfalls weggelassen
                              werden, da die innere Eingangsröhre e, welche in der
                              Höhe der Wasserlinie
                              abgeschnitten ist, weit genug im Lichten genommen wird, um bei einer allenfallsigen
                              Ueberfüllung die Flüssigkeit in den zu diesem Behufe angebrachten, bei a mit einem Schlüsselkrahnen versehenen Wassersack
                              einströmen zu lassen, woraus dieselbe leicht abgelassen werden kann.
                           Statt des besagten Hebers ist an dem unteren Theil des Vorderblatts am Trommelgehäuse
                              bei b eine in der Mitte aus Glas, sonst aber aus starkem
                              Messing bestehende Röhre 6 angesetzt, welche am Kniestück mit einem etwas schräg
                              stehenden Schlüsselkrähnchen b versehen und am oberen
                              Ende bei c trichterförmig erweitert ist. Die Heberröhre
                              kann auf eine sehr einfache Art durch ein Schutzblech m, welches mit einem zur
                              Hälfte an der hinteren Wand angelötheten Scharnier versehen ist, vor allen äußeren
                              Beschädigungen ebenso wie das Uhrwerk gesichert werden, und ist behufs einer
                              allenfalls im Laufe der Zeit nothwendig werdenden Hauptreinigung an dem Kniestücke
                              bei b angeschraubt. Die trichterförmige Oeffnung am
                              Heberrohr wird ebenfalls nur durch erwähntes Schutzblech vor dem Hereinfallen des
                              Staubes gesichert und dient hauptsächlich zum Nachfüllen des Gasmessers.
                           Es scheint mir nur ein Einwand gegen die Anbringung dieses
                              Hebers gemacht werden zu können, und zwar die mögliche Verunreinigung des Glases an
                              demselben. Ich bin aber der Ansicht, daß dasselbe erstens nicht schnell verschmutzt
                              werden kann, weil der Heber höchstens ein- bis zweimal im Monat gebraucht
                              wird, und zweitens setzt sich die condensirte Flüssigkeit in der Regel an der
                              Oberfläche ab, wo dieselbe mit dem Gas in fortwährender Berührung bleibt. Diese
                              condensirte Flüssigkeit kann aber nicht in die Heberröhre kommen, da der Heber bei
                              meiner Construction unten angesetzt wird; würde
                              nichtsdestoweniger ein solcher Fall eintreten, so ist ja leicht mittelst eines an
                              einem starken Draht befestigten Schwämmchens, welches mit Terpenthin befeuchtet ist,
                              die Heberröhre durch einfaches Hineinfahren zu reinigen.
                           Diese neuen Constructionen an dem Gasmesser bieten demnach folgende Vortheile:
                           1) Erleichterung der Controle der Maschine in Bezug auf
                              den richtigen Wasserstand. Die Operation besteht nun einfach im Oeffnen der Krahnen
                              a und b und so lange
                              dauerndem Nachfüllen bei e, bis der Wasserstand die Höhe
                              der an oder hinter der Röhre bei h angebrachten Marke
                              erreicht; sodann werden die beiden Schlüsselkrähnchen a
                              und b geschlossen und das Schutzblech vor die Heberröhre
                              gebracht.
                           
                           2) Es fällt das Durchrosten des inneren Hebers (bei
                              früherer Construction) weg, wodurch es möglich war, daß kleine Entweichungen von
                              Gas, die jedoch im Laufe der Zeit zu einem bedeutenden Betrachte anwachsen,
                              stattfinden konnten. Dieser Uebelstand trat bisher zum Nachtheil des Fabrikanten öfters ein, besonders wenn der Gasmesser im
                              Freien stand und die Auffüllschraube nicht fest angezogen war.
                           3) Der außen angebrachte Heber setzt den Abonennten in
                              Stand, jederzeit sich auf leichte Art von dem richtigen Wasserstand zu
                              überzeugen.
                           4) Die Anbringung des Hebers an dem unteren Theil des Trommelgehäuses bietet die
                              Sicherheit, daß der richtige Wasserstand in diesem, dem
                              Haupttheile der Maschine, beobachtet wird.
                           5) Der Gasmesser kann, selbst während er in Thätigkeit ist, nachgefüllt werden, ohne
                              ein Erlöschen der Lichter zu bewirten.
                           Schließlich noch die Bemerkung, daß die Drähte an dem das Ventil v tragenden Schwimmer s
                              nicht auf gewöhnliche Art in durchlöcherten Blechen, sondern in einfachen also
                              gebogenen  starken Drähten laufend, angebracht sind. Diese Drähte können auf
                              zwei Seiten hinreichend fest angelöthet werden und haben vor dem Blech den Vorzug,
                              daß sich die verdickte Flüssigkeit nicht so gut ansetzen kann, da sie bedeutend
                              weniger Oberfläche darbieten und somit einen leichten und steten Gang des Schwimmers
                              erlauben.
                           Frankfurt a. M., den 15. August 1850.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
