| Titel: | Verfahrungsarten zum Comprimiren des Torfs und zum Reinigen des Steinkohlengases, welche sich Clarke Hills, Fabrikant zu Deptford, am 28. Novbr. 1849 patentiren ließ. | 
| Fundstelle: | Band 118, Jahrgang 1850, Nr. XXIII., S. 103 | 
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                        XXIII.
                        Verfahrungsarten zum Comprimiren des Torfs und
                           zum Reinigen des Steinkohlengases, welche sich Clarke Hills, Fabrikant zu
                           Deptford, am 28. Novbr.
                              1849 patentiren ließ.
                        Aus dem London Journal of arts, August 1850, S.
                              26.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              II.
                        Hill's Verfahrungsarten zum Comprimiren des Torfs und zum Reinigen
                           des Steinkohlengases.
                        
                     
                        
                           Verfahren zum Comprimiren des Torfs.
                           Diese Compressionsmethode des Torfs besteht darin, daß man den Torf zwischen
                              geneigten Ebenen oder Walzen preßt, wobei man sich poröser oder absorbirender und
                              filtrirender Materialien, z.B. des Sandes oder feinen Kieses bedient, um das Wasser
                              von dem Torf zu trennen und die festen Torftheilchen zurückzuhalten. Fig. 30 stellt den hiezu
                              dienenden Apparat im Längendurchschnitt, Fig. 31 im Grundriß mit
                              theilweisem Durchschnitte und Fig. 32 im Durchschnitt
                              nach der Linie AA, Fig. 30, dar. Die Figuren 33 und
                              34
                              enthalten Abänderungen der Details. a, a sind zwei in
                              einer Linie und in gleicher Höhe angeordnete Tröge, deren Böden b Roste sind. Die Enden c, c
                              dieser Tröge reichen nicht bis oben, sondern es ist zwischen ihnen und der unteren
                              Seite der auf die Tröge geschraubten Deckel d, d ein
                              Zwischenraum von ungefähr 3 Zoll gelassen. Auf die Roste b,
                                 b kommt eine Lage groben Kieses oder eines andern ähnlichen Materials,
                              welches nicht durch die Zwischenräume des Rostes fallen kann; dann folgen mehrere
                              Kieslagen, jede feiner als die vorhergehende, und endlich eine Lage scharfen Sandes,
                              auf welchen ein siebartig durchlöchertes Metallblech e,
                                 e gelegt wird. Um die Beschädigung des durchlöcherten Metallblechs durch
                              den Sand zu verhüten, ist in den Trögen eine Anzahl Stangen f, f angebracht, welche auf Leisten an den Endstücken, sowie auf der
                              Querstange g aufliegen. Die oberen Flächen der Stangen
                              f, f befinden sich in gleicher Höhe mit der oberen
                              Seite der Endstücke, und der Sand wird auf gleiche Höhe zwischen sie gefüllt. Ueber
                              den Oeffnungen i, i der Deckel sind zur Aufgabe des
                              Torfs die Trichter h, h angebracht; k, k sind zwei Kolben, welche genau in die Kammern
                              passen. Diese Kolben sind durch ein Gestell m mit
                              einander verbunden und werden durch eine zwischen diesem Gestell arbeitende Kurbel
                              n in hin- und hergehende Bewegung gesetzt.
                              Bei jedem Kolbenhub gelangt durch den Trichter eine Quantität Torf in die eine
                              Kammer, während eine gleiche Quantität längs der andern Kammer vorwärts gedrückt
                              wird. Der Druck wird mit Hülfe zweier beweglicher geneigter Ebenen o, o oder zweier Walzen p, p
                              regulirt. Diese lassen sich nämlich einander nähern oder von einander entfernen,
                              wodurch der Querschnitt und somit auch der Druck, welchem der Torf ausgesetzt ist,
                              verändert wird. Das in Folge dieses Druckes ausgepreßte Wasser sickert durch den
                              Sand; der Torf aber kommt in comprimirtem Zustande an der Mündung der Kammer zum
                              Vorschein. Die vier Seiten der Kammern sollten so glatt als möglich seyn, und
                              anstatt über die Sandfläche eine durchlöcherte Platte zu decken, kann man sie durch
                              ein System gerader Stäbe bedecken, welche oben und an den Seiten glatt gearbeitet
                              und der Länge nach in den Kammern neben einander angeordnet sind. Zwischen diesen
                              Stäben sind an den Enden dünne Bleche eingeschoben, wodurch, wie Fig. 34 zeigt, ganz schmale Schlitze
                              zwischen den Stäben gebildet werden. Den Deckel kann man, wie Fig. 33 zeigt, anstatt
                              ihn an die Seiten der Kammer zu schrauben, scharnierartig an dieselbe hängen und zur
                              Regulirung des Drucks an dem entgegengesetzten Ende einen belasteten Hebel
                              anbringen; die Fig.
                                 30 dargestellten Walzen oder geneigte Ebenen sind in diesem Falle
                              entbehrlich. Auch kann man den Deckel, anstatt ihn massiv zu machen, aus zwei Rosten
                              bestehen lassen, mit sehr schmalen Zwischenräumen zwischen den Stäben und
                              Zwischenlagen von Kokosnußfaser q, q,
                              Fig. 33 und
                              34.
                           
                        
                           Vorwärmen der Steinkohlen für die Gasretorten.
                           Die Kohlen sollen, ehe sie in die Retorten kommen, durch die von den gewöhnlichen
                              Retortenlagern abgängige Hitze getrocknet und erwärmt werden, weil die Destillation
                              derselben dann rascher und mit weniger Brennmaterial geschehen kann, als wenn man
                              sie in kaltem und feuchtem Zustande in die Gasretorten gibt. Der Patentträger stellt
                              nämlich zwei oder mehrere cylindrische Erwärmungs-Retorten von den
                              Dimensionen der gewöhnlichen Gasretorten zwischen den gewöhnlichen Retortenlagern
                              übereinander. Die von letzteren ausgehende Wärme wird mittelst Canälen ringsum
                              zwischen die Erwärmungsretorten geleitet, so daß diese einer regelmäßigen Wärme
                              ausgesetzt sind. Man füllt nun schmiedeiserne Schaufeln, welche lose in die
                              Trockenretorten passen, mit Kohlen, schiebt sie in diese Retorten und läßt sie
                              darin, bis die Kohlen hinreichend trocken und warm sind, wobei man Sorge trägt, daß
                              nicht etwa eine Zersetzung oder ein Zusammenbacken der Kohle stattfindet. Dann zieht
                              man die Schaufeln heraus und füllt ihren Inhalt in die gewöhnlichen Gasretorten. Die
                              Trockenretorten kommen zwischen den gewöhnlichen Retortenlagern zu liegen, um eine
                              für die Beschickung und Entleerung geeignete Höhe zu erhalten. Gewöhnlich reichen
                              zwei solche Erwärmungsretorten hin, um sieben Gasretorten zu versehen.
                           
                        
                           Verfahren das Steinkohlengas von Schwefelwasserstoff, Cyan und
                                 Ammoniak zu reinigen.
                           Hierzu benutzt der Patentträger basisch-schwefelsaures
                                 oder basisch-salzsaures Eisenoxyd, für sich allein oder mit Zusatz
                              von Gyps, und vermengt dasselbe mit Sägespänen oder grob gepulverter Torfkohle, um
                              eine sehr poröse Substanz zu erhalten, durch welche das Gas leicht dringen kann.Man vergleiche Laming's Verfahren das Kohlengas zu
                                    reinigen, im polytechn. Journal Bd. CXVI
                                       S. 294. Dieses Material gibt man in einen Reinigungsapparat (wie man sie für
                              trockenes Kalkhydrat anwendet) und leitet das Gas hindurch, welches dadurch seinen
                              Schwefelwasserstoff, das Cyan und einen Theil seines Ammoniaks verliert, die von dem
                              porösen Material absorbirt werden – indem sich gleichzeitig Wasser durch die
                              Vereinigung des Sauerstoffs des Eisenoxyds mit dem Wasserstoff des absorbirten
                              Schwefelwasserstoffs bildet. Enthält das Reinigungsmaterial schwefelsauren Kalk, so
                              wird derselbe ebenfalls zersetzt, wobei sich seine Säure mit Ammoniak verbindet.
                              Sobald das Material aufhört das Gas vom Schwefelwasserstoff zu reinigen, muß man das
                              Gas vom Reinigungsapparat absperren; man stellt dann eine Verbindung mit der äußeren
                              Luft her, welche zum Reinigungsmaterial zugelassen wird, sowohl um es wieder zu
                              beleben, als auch um die unverbundenen Gase, welche absorbirt wurden, auszutreiben.
                              Das beste Verfahren um dieß zu bewirken, besteht darin, den Boden des Apparats
                              welcher das Reinigungsmaterial enthält, mittelst eines Rohrs mit einem heißen und
                              stark ziehenden Kamin zu verbinden, so daß die atmosphärische Luft durch dieses
                              Material ziehen muß; der so erzeugte Luftstrom führt die flüchtigen Gase weg, welche
                              von dem Reinigungsmaterial zwar absorbirt wurden, aber sich nicht mit demselben
                              verbunden haben und hauptsächlich aus Ammoniak mit etwas Schwefelwasserstoff und
                              Kohlenwasserstoff bestehen. Zugleich oxydirt aber die Luft das Eisen des gebildeten
                              Schwefeleisens wieder, wobei Schwefel abgeschieden und ein wenig Schwefelsäure
                              erzeugt wird. (Man kann aber auch statt dieser Verbindung des Reinigungsapparats mit
                              einem Schornstein, einen Erhaustor anwenden, um das ausgetriebene Ammoniak in einen
                              Verdichtungsapparat zu leiten, worin es durch eine Säure gebunden wird.) Sobald das
                              Eisen wieder oxydirt ist, was in der Regel in wenigen Stunden der Fall ist, leitet
                              man das Gas wieder hindurch, wobei der Erfolg derselbe ist wie das erstemal; das
                              Hindurchleiten von Gas und das Wiederbeleben oder Oxydiren des Reinigungsmaterials
                              werden so oft wiederholt, bis das Material seine Wirksamkeit verloren hat. Man nimmt
                              es dann aus dem Apparat und zieht die darin enthaltenen Ammoniaksalze mit Wasser
                              aus.
                           Um das basische Eisenoxydsalz für dieses Reinigungsverfahren zu bereiten, zersetzt
                              man Eisenvitriol oder salzsaures Eisenoxydul mit schwefelwasserstoffsaurem Ammoniak, oder mit
                              Kalkhydrat, Potasche oder Soda, vermengt die Masse mit Sägespänen oder grobkörniger
                              Torfkohle und setzt sie dann zur Absorption von Sauerstoff der Luft aus.
                           
                        
                           Vorbereitung des Kohlengases für diese
                                 Reinigungsmethode.
                           Man thut gut, das Kohlengas zuerst mit Wasser zu
                              behandeln, um ihm den größeren Theil des Ammoniaks zu entziehen, und es hierauf erst
                              das poröse Reinigungsmaterial passiren zu lassen, um den Schwefelwasserstoff und das
                              Cyan zu entfernen. Das Reinigungsmaterial ist dann längere Zeit brauchbar, weil dem
                              Gase mit dem Ammoniak ein guter Theil des Schwefels entzogen wird, welcher sich
                              sonst mit dem Eisen verbinden würde.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
