| Titel: | Beschreibung des neuen Kupferhüttenprocesses der Bergwerks-Ingenieure Rivot und Phillips. | 
| Fundstelle: | Band 118, Jahrgang 1850, Nr. XXIV., S. 106 | 
| Download: | XML | 
                     
                        XXIV.
                        Beschreibung des neuen Kupferhüttenprocesses der
                           Bergwerks-Ingenieure Rivot und Phillips.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              II.
                        Beschreibung des Kupferhüttenprocesses von Rivot und
                           Phillips.
                        
                     
                        
                           Wir haben über dieses neue Verfahren zur metallurgischen Behandlung der Kupfererze
                              zuerst eine Notiz im polytechn. Journal Bd. CV S.
                                 187 und hierauf einen Bericht darüber von Pelouze in Bd. CVII S. 121 mitgetheilt, welchem wir nun aus den Annales des
                                    Mines t. XIII mit Hülfe der Figuren 35, 36 und 37 eine
                              vollständigere Beschreibung nachfolgen lassen.
                           
                              „Das neue Verfahren wurde zuerst in dem Laboratorium der Pariser
                                 Bergwerksschule und dann in einem Flammofen zu Grenelle bei Paris angewendet.
                                 Die HHrn. Rivot und Phillips lernten auf einer Reise durch England die Versuche kennen,
                                 welche man in einer Kupferhütte angestellt hatte, um aus vorher gerösteten,
                                 geschwefelten Erzen, durch galvanische Wirkung metallisches Kupfer zu gewinnen.
                                 Die Beobachtungen, welche die Verfasser darüber machten, stimmten im Allgemeinen
                                 mit den Bemerkungen überein, die Napier (polytechn.
                                 Journal Bd. CIV S. 131) darüber
                                 mitgetheilt hat. Man röstete die geschwefelten Erze vollkommen ab, brachte sie
                                 alsdann in einen Ofen mit Graphitsohle in Fluß, und reducirte das Kupfer, indem
                                 man durch das flüssige Metallsilicat einen starken galvanischen Strom gehen
                                 ließ, den eines theils die Graphitsohle leitete und anderntheils eine gußeiserne
                                 Platte, die über die Oberfläche der flüssigen Masse gehalten wurde.
                              
                           
                              Zuvörderst machten wir den Versuch, mittelst eines galvanischen Stromes nicht das
                                 Kupfersilicat, sondern das reine Halbschwefelkupfer
                                 zu reduciren. Es gelang uns über zwei Stunden einen constanten Strom durch das
                                 geschmolzene und rothglühende Kupfersulfurid zu leiten. In einem gewöhnlichen
                                 hessischen Tiegel brachten wir zwei kleine Stückchen von dichten Kohks an,
                                 welche mittelst Kitt an den Wänden des Tiegels befestigt wurden. In diese
                                 Kohksstückchen liefen zwei Platindrähte aus, welche wir mit den beiden Polen der
                                 galvanischen Säule in Verbindung setzten. Die Platindrähte wurden gegen die
                                 Einwirkung des Schwefels mittelst der Kohksstücke und des Kittes geschützt; denn
                                 wir haben uns durch unmittelbare Versuche überzeugt, daß in der Rothglühhitze
                                 die Kohks einen guten Leiter bilden, während es der Kitt in dieser Temperatur
                                 fast gar nicht ist.
                              
                           
                              Die Einrichtung unsers Tiegels ist aus dem senkrechten Durchschnitte Fig. 35
                                 ersichtlich. a, a sind die mit einer Säge
                                 zugeschnittenen Kohksstücke; b, b ist der Kitt,
                                 welcher dazu dient sie festzuhalten; d ist das
                                 flüssige Halbschwefelkupfer, welches an die beiden Kohksstücke herantritt. f, f sind die beiden Platindrähte, welche in
                                 Vertiefungen in den Kohksstücken auslaufen, und mittelst zweier Porzellanröhren
                                 e, e durch den Ofen gehen.
                              
                           
                              Diese Röhren waren in zwei Ausschnitten im Tiegel angebracht, und ihr Zweck
                                 bestand darin, die Berührung zwischen den Platindrähten und Kohlen zu
                                 verhindern, welches aus zwei Gründen wesentlich war: 1) die glühenden Kohlen
                                 würden eine Verbindung zwischen beiden Polen der außerhalb des Tiegels
                                 angebrachten Säule herstellen, und es würde folglich ein bedeutender Theil der
                                 Elektricität, wo nicht der ganze Strom, abgeleitet werden; 2) dann würde auch
                                 die alkalische Asche der Holzkohle sehr schnell den Platindraht angegriffen
                                 haben, und es würde dadurch der Strom unterbrochen worden seyn.
                              
                           
                              Wir haben Säulen mit constantem Strom und mit Kupfer- und Zinkelementen
                                 von 6 bis 24 Paaren, mit Lösungen von Kupfervitriol und Kochsalz, zuweilen aber
                                 auch nur eine Bunsen'sche Säule mit 30 Paaren
                                 angewendet. Es wurden immer zwei Versuche gleichzeitig gemacht, indem wir in dem
                                 Ofen stets zweiganzgleiche Tiegel anbrachten, von denen durch den einen
                                 ein Strom ging und durch den andern nicht.
                              
                           
                              Mehrere Versuche ergaben, daß das Halbschwefelkupfer, welches durch Kohks nicht
                                 zersetzt wird, mittelst einer Säule mit constantem Strom, die aus 24 Paaren
                                 besteht und die Nadel des Galvanometers um 35 bis 40° ablenkt, eine nur
                                 geringe Zersetzung erleidet. Wendet man eine Bunsen'sche Säule von 30 Paaren an, die am Galvanometer eine Abweichung
                                 der Nadel von 45 bis 50° hervorbringt, so ist man im Stande einen
                                 bedeutenden Theil Kupfer zu reduciren, wenn man den Strom länger als zwei
                                 Stunden durch das geschmolzene Halbschwefelkupfer gehen läßt; der größte Theil
                                 des Schwefelkupfers blieb aber unzersetzt.
                              
                           
                              Diese Versuche haben uns die Ueberzeugung geliefert, daß die Einwirkung der Säule
                                 auf das Halbschwefelkupfer gering ist, und daß die zur Zersetzung desselben
                                 erforderliche Intensität des galvanischen Stroms, sowie die Schwierigkeit, die
                                 Apparate zweckmäßig einzurichten, eine Anwendung dieses Verfahrens beim
                                 Kupferhüttenwesen verhindern müssen was hauptsächlich für den Kupferkies gilt,
                                 der das gewöhnliche Kupfererz bildet.
                              
                           
                              Aehnliche Versuche, wobei wir die beiden Kohkspole durch Eisenstangen ersetzten,
                                 haben uns die Ueberzeugung geliefert, daß zwar die Wirkung der Säule rascher
                                 ist, jedoch nicht vollständig, und demnach die Reduction des Schwefelkupfers
                                 durch Eisen ebensowenig im Großen angewendet werden kann, weil stets ein sehr
                                 kupferreicher Stein zurückbleibt. Vom Kupferkiese trennen die eisernen Pole
                                 verhältnißmäßig nur sehr wenig Kupfer.
                              
                           
                              Bei solchen Versuchen mit dem Bleiglanz zeigte derselbe ein ähnliches Verhalten
                                 wie das Schwefelkupfer.
                              
                           
                              Später haben wir die Versuche von Napier wiederholt
                                 und das flüssige Kupfer- und Eisensilicat durch einen Strom zu reduciren
                                 gesucht, dessen einer Pol aus Eisen, der andere aus Graphit bestand, die in
                                 unmittelbarer Berührung mit den geschmolzenen Substanzen standen. Wir
                                 überzeugten uns aber, daß von den drei Agentien, welche in dem Tiegel zur
                                 Reduction des Kupferoxyds angewendet werden, nämlich Graphit, Eisen und der
                                 elektrische Strom, die beiden ersten, besonders aber das Eisen, schon
                                 hinreichend waren.
                              
                           
                              Zahlreiche Versuche haben uns die Ueberzeugung gewährt, daß durch die Wirkung des
                                 Eisens allein ein Kupfersilicat, welches außer dem Kupferoxyde auch noch andere
                                 Basen, z.B. Natron und Kalk enthält, in sehr kurzer Zeit seinen ganzen Kupfergehalt abgibt,
                                 der sich im Zustande völliger Reinheit als König sammelt.
                              
                           
                              Später haben wir den Versuch gemacht, das in einem geschmolzenen mehrfachen
                                 Silicat enthaltene Kupferoxyd mittelst eines sehr kräftigen galvanischen Stroms
                                 zu reduciren, der durch die flüssigen Substanzen mittelst zweier Platindrähte
                                 geleitet wurde, die wenigstens einen Centimeter von einander entfernt waren. Wir
                                 haben niemals die geringste Andeutung einer Reduction erlangt, nachdem wir
                                 länger als zwei Stunden den constanten Strom einer Säule von 24 Paaren hindurch
                                 gehen ließen.
                              
                           
                              Wir müssen demnach die Wirkung des Eisens als das Reductionsmittel des
                                 Kupferoxyds betrachten.
                              
                           
                              Hierauf haben wir mehrere Versuche mit Tiegelschmelzen angestellt, um die
                                 günstigsten Umstände für die Einwirkungen des Eisens zu erlangen, und sind
                                 dadurch zu folgenden Hauptresultaten gelangt:
                              
                           
                              In unserm Tiegel waren zwei oder mehrere Eisenstäbe angebracht, die fast bis zum
                                 Boden niedergingen, und oben durch eine Kittschicht festgehalten wurden.
                              
                           
                              Das Schmelzgut bestand entweder aus geröstetem Kupferkies oder aus einem Gemenge
                                 von Eisenoxyd, Kupferoxyd und Sand. Als Zuschlag wendeten wir Soda oder ein
                                 erdiges Glas, oder auch nur Kalkstein an. Wendet man Soda als Zuschlag an, so
                                 erfolgt die Reduction des Kupferkieses in kurzer Zeit sehr vollständig und zur
                                 Zerschmelzung ist nur 1/4 Stunde erforderlich; das gewonnene Kupfer ist chemisch
                                 rein. – Mit Kalkstein oder erdigem Glase erforderte die vollständige
                                 Reduction eine Schmelzdauer von einer Stunde; das gewonnene Kupfer war sehr
                                 eisenhaltig (es enthielt bis 15 Proc. Eisen), wenn die Eisenstäbe bis zu dem
                                 Kupferkönig reichten, und dagegen immer sehr rein, wenn diese Stäbe in einer
                                 geringen Entfernung über dem König blieben. – Die zur vollständigen
                                 Reduction des Kupferoxyds erforderliche Zeit war um so kürzer, je größer die
                                 Anzahl der Eisenstäbe war.
                              
                           
                              In Folge dieser günstigen Resultate construirten wir einen Flammofen, der
                                 ungefähr 250 Kilogr. oder 5 Centner geschmolzene metallische Silicate faßte und
                                 weiter keine Eigenthümlichkeit hatte, als sechs senkrechte Vertiefungen in der
                                 der Arbeitsthür gegenüberliegenden Wand, zu beiden Seiten der Abstichöffnung.
                                 Diese Vertiefungen sind fünf Centimeter oder 2 Zoll tief und breit; sie fangen
                                 etwa sechs Centim. über dem niedrigsten Punkte der Herdsohle an und reichen bis
                                 auf einige Centimeter über den Spiegel des Metallbades, wie man aus den Figuren 36 und 37
                                 ersieht. Der Zweck dieser Vertiefungen besteht darin, dicht über dem flüssigen
                                 Metall sechs Eisenstäbe von 6 bis 8 Centimeter Höhe, 2 Centim. Dicke und 70
                                 Centim. Länge zu erhalten. Diese Stäbe wirkten daher auf einer bedeutenden Höhe
                                 des Metallbades, standen mit dem Kupfer nicht in Berührung und ließen sich
                                 mittelst großer Zangen sehr leicht hinlegen und wieder wegnehmen. Auch gestatten
                                 sie das Schmelzgut zwischen den Stäben umzurühren, um die mit dem Eisen in
                                 Berührung stehenden Theile zu erneuern, so daß das Eisen mit der ganzen Masse in
                                 Berührung kommen muß.
                              
                           
                              Wir haben in diesem Ofen mehr als 3800 Kilogr. Kupferkies aus Cornwallis,
                                 Deutschland und Spanien, der vorher sehr sorgfältig geröstet worden war, zu Gute
                                 gemacht.
                              
                           
                              Anfänglich wurden, nachdem das geröstete Erz mit Kalkstein und armen Schlacken
                                 geschmolzen worden war, die sechs Stäbe alsdann in den Ofen gebracht und mußten
                                 etwa vier Stunden lang wirken. Darauf wurden sie weggenommen und es wurde zum
                                 Abstich geschritten. Dabei war aber der Eisenverbrauch weit größer als er nach
                                 der Theorie zur Reduction des Kupferoxyds erforderlich wäre. Die Schlacken
                                 hielten 2 bis 3 Procent Kupfer zurück.
                              
                           
                              Wir versuchten die Schlacken für sich allein zu verschmelzen und neue Eisenstäbe
                                 darauf einwirken zu lassen, ebenfalls mit einer Dauer von vier Stunden. Dabei
                                 fielen Schlacken, die ebenso reich an Kupfer waren wie bei dem ersten Schmelzen,
                                 und dennoch hatten die Stäbe mehrere Kilogr. an Gewicht verloren.
                              
                           
                              Diese Oxydation der Eisenstäbe kann der directen Einwirkung der unverbrannten
                                 Luft im Ofen auf das Eisen nicht zugeschrieben werden, weil dieselben
                                 fortwährend und gänzlich von den geschmolzenen Materien umgeben waren; offenbar
                                 aber dem Eisenoxyd, welches in dem Metallsilicat enthalten, und während der
                                 Operation selbst durch die oxydirende Einwirkung der Flamme auf das mit der
                                 Kieselerde verbundene Eisenoxydul gebildet worden ist, indem es durch das
                                 metallische Eisen in den Zustand des Oxyduls zurückgeführt werden mußte, ehe
                                 noch das Kupferoxyd vollständig durch das Eisen reducirt werden konnte.
                              
                           
                              Wir müssen hier einige Bemerkungen über die Bildung des Eisenoxyds in einer
                                 flüssigen Schlacke mit Oxydulgehalt anreihen.
                              
                           
                              Bei den zahlreichen in unserm Flammofen angestellten Versuchen, wobei die
                                 Brennmaterialschicht auf dem Rost sehr dünn und die Flamme daher sehr oxydirend
                                 war, haben wir folgende Beobachtungen gemacht.
                              
                           
                           
                              Da die Oberfläche der flüssigen Schlacke nicht mit Kohle bedeckt und folglich der
                                 oxydirenden Einwirkung der Flamme überlassen war, so wurde die Schlacke sehr
                                 bald dick und zähe, sobald die Temperatur des Ofens zunahm. Steckte man nun die
                                 Eisenstäbe in diese zähe Schlacke, so wurde sie sehr bald wieder flüssig und es
                                 verloren die Stäbe an ihrem Gewicht, ohne daß eine Reduction des Kupferoxyds
                                 stattfand. Nahm man die Stäbe wieder weg, so wurde die Schlacke von Neuem
                                 zähe.
                              
                           
                              Die Erklärung dieser Erscheinung ist unseres Erachtens einfach. Das mit der
                                 Kieselerde in der flüssigen Schlacke verbundene Eisenoxydul oxydirt sich durch
                                 die Flamme, wie man dieß bei der Auflösung eines Eisenoxydulsalzes, welches der
                                 Luft ausgesetzt ist, sieht. Das gebildete Eisenoxyd gibt mit der Kieselerde eine
                                 weniger flüssige Verbindung als das Oxydul, und die Schlacke muß daher steif
                                 werden. Steckt man nun metallisches Eisen in eine solche Schlacke mit
                                 Oxydgehalt, so wird das Oxyd auf Oxydul zurückgeführt, ehe das Eisen auf das
                                 Küpferoxyd einwirken kann, und die Schlacke welche ungefähr 50 Procent
                                 Kieselerde enthält, muß schnell viel flüssiger werden. Diese Einwirkung des
                                 Eisens in hoher Temperatur auf die flüssigen Silicate, ist dem Verhalten dieses
                                 Metalles zu den Metalllösungen analog; das Eisen fällt das Kupfer aus einer
                                 Auflösung welche kein Eisenoxyd enthält, führt aber letzteres auf Oxydul zurück,
                                 ehe eine Einwirkung auf das Kupfer stattfinden kann.
                              
                           
                              Die oxydirende Einwirkung der Flamme der Flammöfen auf die Schlacken mit
                                 Eisenoxydul-Gehalt, welche bis jetzt nur wenig bekannt war, kann bei
                                 verschiedenen Hüttenprocessen eine gewisse Wichtigkeit haben.
                              
                           
                              Wir versuchten daher den Eisenverbrauch zu vermindern und aus den Schlacken den
                                 Metallgehalt noch mehr herauszuziehen, indem wir zu der Wirkung des Eisens noch
                                 diejenige der Kohle fügten. Die Kohle konnte auf zweierlei Art angewendet
                                 werden: 1) ein Gemenge mit dem gerösteten Erz; 2) oder als Zusatz zu den
                                 vollständig geschmolzenen Silicaten. – Indem wir letzteres Verfahren
                                 anwandten, konnten wir uns leicht überzeugen, daß die Kohle nur langsam und
                                 schwach auf die flüssigen Silicate einwirke, da sie auf der Oberfläche der
                                 flüssigen Masse schwimmt und nicht in ihr erhalten werden kann. Ihre Wirkung ist
                                 aber durchaus nicht ganz Null, denn wenn wir auf die flüssige Masse eine gewisse
                                 Quantität mageres Kohlenklein warfen, so bemerkten wir stets daß die Masse
                                 schnell dünnflüssiger wurde, was sich nur dadurch erklären ließ, daß ein bedeutender
                                 Theil des Eisenoxyds sich in Oxydul verwandelte. Da aber der Verbrauch an Eisen
                                 hiebei noch bedeutend war, so vermengten wir die Kohle mit dem gerösteten Erz,
                                 ehe es auf den Herd des Ofens gebracht wurde.
                              
                           
                              Nach einigen Versuchen gelangten wir zu folgendem zweckmäßigen Verhältniß von
                                 Holzkohlenpulver oder von magern Staubkohlen. Es bestand nämlich in so viel
                                 Kohle als durch Vereinigung mit dem Sauerstoff des Kupferoxyds und des
                                 Eisenoxyds im gerösteten Erz zur Hälfte Kohlenoxyd und zur Hälfte Kohlensäure
                                 liefern kann. Ein solches Verhältniß an zugeschlagener Kohle gab uns ohne
                                 Benutzung von Eisen, Schlacken welche durchschnittlich 2 1/2 Procent Kupfer
                                 enthielten. Durch mehrere Versuche sind wir noch zu folgenden Erfahrungssätzen
                                 gelangt: 1) daß dieses Verhältniß der Kohle nicht genau genommen zu werden
                                 braucht, sondern nicht unbedeutend vergrößert oder vermindert werden kann, ohne
                                 daß die entstehende Schlacke ihren Kupfergehalt wesentlich verändert, oder die
                                 Reinheit des gewonnenen Kupfers leidet;
                              
                           
                              2) daß bei einer bedeutenden Erhöhung des Verhältnisses der eingemengten Kohle
                                 und bei einer Temperatur des Ofens bis zu einer lebhaften Weißglühhitze, wir die
                                 letzte Schlacke immer noch ohne Einwirkung von Eisen bis auf 0,007 Kupfer
                                 bringen konnten, wobei aber das Kupfer 8 bis 10 Proc. Eisen enthielt. Bei einer
                                 geringern Temperatur erhielten wir aber eine sehr kupferreiche Schlacke, und
                                 Kupfer mit einem Gehalt von 5 bis 6 Proc. Eisen.
                              
                           
                              3) Daß die Eisenstäbe auf ein flüssiges Metallsilicat von 2 bis 3 Procent
                                 Kupfergehalt sehr stark und rasch wirken, und daß drei Stunden hinreichen, um
                                 die Schlacken auf 0,004 bis 0,006 zu entkupfern und ein eisenfreies Kupfer zu
                                 erzielen.
                              
                           
                              Nach allen diesen Versuchen blieben wir bei folgendem Verfahren stehen:
                              
                           
                              In den gehörig heißen Ofen wurde die Beschickung von 150 bis 170 Kilogr.
                                 gerösteten Erzes mit Kalkstein (oder Schlacken von dem vorhergehenden Proceß)
                                 eingetragen, und zwar mußten die Zuschläge von der Art seyn, daß die Beschickung
                                 sehr bald in Fluß gerieth. Ein fernerer Zuschlag zu der Beschickung war
                                 Holzkohlenstaub oder magere Staubkohlen, in dem oben angegebenen Verhältniß.
                                 Sieht man in der ganzen Beschickung nur das Eisenoxyd und den Kalk als Vasen an,
                                 so mußten wir ein Doppelsilicat mit einem Kalkgehalt von 12 bis 15 Proc.
                                 hervorbringen. (Die Erfahrung hat uns gezeigt, daß ein Silicat, in welchem
                                 Eisenoxydul die einzige Basis ist, sehr schnell schmilzt und sehr flüssig wird, aber auch
                                 sehr leicht ein eisenhaltiges Kupfer liefert.) Nach dem Eintragen der
                                 Beschickung warfen wir 1 oder 2 Schaufeln Kohlenklein auf die Oberfläche
                                 derselben, um sie gegen die oxydirende Einwirkung der Ofenflamme zu schützen.
                                 Von Zeit zu Zeit wurde das Schmelzgut umgerührt, wodurch eine gleichförmigere
                                 Erhitzung und eine raschere Schmelzung veranlaßt wurde. Wir haben stets nach
                                 vier Stunden eine vollständige Schmelzung erlangt.
                              
                           
                              Sobald das Schmelzgut zusammenzubacken anfängt, enthalten die Theilchen, welche
                                 sich an die Brechstange anhängen, eine gewisse Menge von Kupferkörnern. Nach
                                 erfolgter vollständiger Schmelzung zeigen die in das Schmelzgut eingeführten
                                 Gezähe eine Vereinigung des Kupfers am tiefsten Punkte der Herdsohle in der Nähe
                                 des Abstiches. Wir haben immer eine Probe von den Schlacken genommen, die auf
                                 dem Kupfer in diesem Zeitpunkte des Processes schwammen, nachdem sie vorher
                                 sorgfältig umgerührt worden waren, um eine recht gleichförmige Schlacke zu
                                 erlangen. Diese Proben geben 2 bis 3 Procent Kupfer.
                              
                           
                              Nachdem alles gehörig geschmolzen war, führten wir sechs Eisenstäbe, welche
                                 zusammen 36 bis 45 Kilogr. wogen, in den Ofen und legten ihre Enden in die oben
                                 erwähnten Vertiefungen in der hintern Wand, so daß sie ganz von der flüssigen
                                 Materie umgeben wurden. Darauf wurde von Neuem etwas Steinkohlenklein auf die
                                 Schlacke geworfen, um die weitere Oxydation des in der Schlacke enthaltenen
                                 Eisenoxyduls mittelst der Flamme zu bewirken. Dann wurde das ganze Schmelzgut
                                 mit einem zweizinkigen Rechen eine halbe Stunde lang umgerührt, und mit diesem
                                 Gezähe auch die in der Schlacke steckenden Eisenstäbe gereinigt. Als ein sehr
                                 wirksames Mittel zum Umrühren wendeten wir auch eine hölzerne Stange an, welche
                                 in die Schlacken gesteckt, Veranlassung zu einer bedeutenden Gasentwickelung und
                                 zu einem starken Aufkochen gibt. Sobald die an Eisenoxydul sehr reiche Schlacke
                                 nur noch 1 bis 2 Procent Kupfer gibt, kann ihr Ansehen nicht mehr dazu dienen,
                                 den vorgerückten Stand der Reduction zu erkennen. Eine gute Probe ist jedoch
                                 die, daß man eine kalte Brechstange einen Augenblick in die Schmelzmasse führt,
                                 die sogleich einen röthlichen, metallischen Ueberzug bekommt, wenn die Schlacke
                                 noch viel Kupfer enthält. Betrug aber der Kupfergehalt der Schlacken nur vier
                                 bis fünf Tausendtheile, so zeigte die Brechstange diesen Ueberzug nicht.
                              
                           
                           
                              Durch wiederholte Versuche haben wir gefunden, daß nach drei- bis
                                 vierstündiger Einwirkung der Stäbe den Schlacken das Kupfer auf 0,0004 bis 0,006
                                 entzogen war. Nach diesem Zeitraume nahmen wir die Stäbe heraus und schritten
                                 zum Abstich. Die Dauer des Schmelzens beträgt demnach acht Stunden, so daß man
                                 täglich drei Schmelzen vornehmen kann.
                              
                           
                              Der Gewichtsverlust des Eisens zeigte sich bei unsern Versuchen sehr verschieden,
                                 indem er bei Kupfermengen von 12 bis 42 Kilogr., die aus Erzen von sehr
                                 verschiedenartigem Metallgehalte dargestellt worden waren, bis 6 Kilogr. betrug.
                                 Dieser Verlust ist übrigens von dem Gehalt des Erzes fast unabhängig und der
                                 Eisenabgang ist verhältnißmäßig bei den reichen Erzen geringer als bei den
                                 armen; bei den Kiesen aus Spanien mit 21 Procent Kupfergehalt betrug der Abgang
                                 auf 100 Kilogr. gewonnenen Kupfers, 11 Kilogr. Eisen.
                              
                           
                              Die englischen Erze, welche wir verschmolzen, enthielten 7 Proc. Kupfer, 4 bis 6
                                 Proc. Arsenik, etwas Antimon und einige Tausendtheile Zinn. Wir haben daraus ein
                                 unreines Schwarzkupfer gewonnen, welches 3 bis 5 Proc. Arsenik, 2 bis 3 Proc.
                                 Zinn und nur einige Tausendtheile Schwefel und Eisen enthielt. Dieses Resultat
                                 hat uns nicht überrascht; der Arsenik kann nur durch eine große Reihe auf
                                 einander folgender Operationen (Röstungen und Reductionen) fast vollständig
                                 entfernt werden. Daher ist denn auch der beschriebene Proceß für Erze welche
                                 viel Arsenik oder Antimon enthalten, wie z.B. Fahlerz, nicht geeignet.
                              
                           
                              Mit Kiesen, die nicht arsenikhaltig sind, haben wir immer ein sehr reines
                                 Schwarzkupfer erhalten, welches nur 3 bis 5 Tausendtheile Schwefel enthielt.
                                 Mehrere von unsern Zainen zeigten eine deutliche seidenartige Textur.
                              
                           
                              Bei einem Versuch haben wir einen Zuschlag von Schweißofen-Schlacken der
                                 Eisenhütte zu Grenelle gemacht, welche sehr viele Schüppchen von metallischem
                                 Eisen enthielten, wodurch unser Kupfer einen Eisengehalt von 3 Procent bekam.
                                 Die Eisenschüppchen wurden sogleich von dem Kupfer aufgenommen und vereinigten
                                 sich auf der Sohle, konnten sich daher nicht in der Schlacke auflösen. Aus
                                 diesem Grunde haben wir es auch unterlassen Versuche mit Feilspänen von
                                 Schmiede- oder Gußeisen als Ersatzmittel der Eisenstäbe anzustellen, weil
                                 sich ein Theil dieser Späne offenbar mit dem Kupfer verbunden hätte.
                              
                           
                              Die Röstung hat einen gewissen Einfluß auf das Ergebniß an Kupfer, sowie auf den
                                 Abgang oder Verbrauch des Eisens. Waren die Erze gut abgeröstet, so haben wir
                                 nie einen Stein über dem Kupfer gehabt, was hingegen bei unvollkommen gerösteten Erzen
                                 stets der Fall war, wenn auch in geringem Grade. Das Schwarzkupfer enthielt
                                 durchaus kein Eisen, und weniger als 0,008 Schwefel. Der Eisenabgang war etwas
                                 größer als mit denselben Erzen bei guter Röstung und die zuletzt gefallene
                                 Schlacke etwas reicher.
                              
                           
                              Die zweckmäßigste Temperatur ist nach unserer Erfahrung die zur Schmelzung des
                                 Kupfers und der Schlacke durchaus nothwendige. Eine höhere Temperatur erhöht die
                                 schnelle Einwirkung des Eisens auf das Kupfersilicat, allein die Kohle reducirt
                                 auch einen Theil des mit der Kieselerde verbundenen Eisenoxyds leichter. Indem
                                 wir auf gleiche Weise dasselbe Erz in einer mäßigen Temperatur und in einer sehr
                                 starken Rothglühhitze behandelten, erhielten wir im ersten Falle sehr reines
                                 Kupfer und im zweiten Fall Kupfer mit 3 Procent Eisengehalt.
                              
                           
                              Der Kohlenverbrauch unseres Ofens zur Erzielung der erforderlichen Temperatur
                                 liefert durchaus keinen Anhaltspunkt hinsichtlich des Steinkohlenquantums, das
                                 ein großer Flammofen bei ununterbrochenem Betriebe erfordern würde.
                              
                           
                              Die Erze bei denen unser Verfahren am besten anwendbar ist, sind oxydirte oder
                                 kiesige, deren Gangarten Eisenkies oder Brauneisenstein sind; sie geben mittelst
                                 unserer Schmelzmethode ein sehr gutes Kupfer und kommen leicht in Fluß. Macht
                                 man diese Erze im Krummofen zu Gute, so producirt man ein sehr eisenhaltiges
                                 Kupfer. Unsere Methode läßt sich auch sehr gut auf alle Kupfererze anwenden, die
                                 nicht viel Arsenik oder Antimon enthalten, ferner auf reiche Schlacken
                                 u.s.w.
                              
                           
                              Man ersieht aus Obigem, daß der beschriebene Kupferschmelzproceß gegen die
                                 gewöhnlich angewendeten mehrere wesentliche Vortheile gewährt; er zeichnet sich
                                 durch Schnelligkeit und Wohlfeilheit aus, da man beim Schmelze eine so arme
                                 Schlacke erhält, daß sie über die Halde gestürzt werden kann, und ein
                                 hinlänglich reines Kupfer, um es nach dem Garmachen sogleich in den Handel
                                 bringen zu können. Ueberdieß hat dieser Schmelzproceß gar keine Schwierigkeiten
                                 und jeder Arbeiter ist sehr bald im Stande ihn zu erlernen und auszuführen. Eine
                                 vollständige Röstung ist ein so bekannter Hüttenproceß, daß er keiner weitern
                                 Beschreibung bedarf; er ist besonders leicht, wenn das Erz in Schliech
                                 verwandelt ist. Von Seiten des Arbeiters erfordert er Gewandtheit und
                                 Aufmerksamkeit, und muß mit einer starken Hitze geschlossen werden, um die in
                                 einer niedrigen Temperatur gebildeten schwefelsauren Salze zu zersetzen. – Die
                                 Verwandlung eines Erzes, welches in Stufen gewonnen wird, in Schliech, so wie
                                 die Röstung im Flammofen selbst, können durch eine vorhergehende Röstung in
                                 Haufen, welche nur unbedeutende Kosten verursacht, wesentlich erleichtert
                                 werden. – Wir haben schon oben bemerkt, daß die Hauptnachtheile einer
                                 unvollständigen Röstung bei der Schmelzung ein weit größerer Eisenabgang, sowie
                                 eine weit reichhaltigere Schlacke sind.
                              
                           
                              Ein guter Röstofen müßte ungefähr 1500 Kilogr. oder 30 Centner Schliech aufnehmen
                                 können. Die Operation würde ungefähr 15 bis 18 Stunden dauern. Zur Schmelzung
                                 müßte man Oefen anwenden, die den großen Waliser Schmelzöfen ähnlich sind, und
                                 eine Ladung von 1200 Kilogr. oder 24 Centner aufnehmen können. Zu drei
                                 Schmelzöfen würden vier Röstöfen erforderlich seyn, vorausgesetzt daß man in
                                 jedem Schmelzofen drei Operationen machen will. – Das Garmachen des bei
                                 dem Schmelzen gewonnenen Schwarzkupfers würde sehr zweckmäßig in einem Flammofen
                                 vorgenommen werden können, welcher 4000 Kilogr. aufnehmen kann, und es würde
                                 eine solche Operation nicht über zwölf Stunden Zeit erfordern.“
                              
                                 
                                 Bezüglich des Kostenpunkts dieses Kupferschmelzprocesses verweisen wir auf
                                    den Eingangs erwähnten Bericht von Pelouze.
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
