| Titel: | Ueber eine von Hrn. Himely in Paris erfundene neue Art des Kupferstechens; Bericht von Hrn. Amedee Durand. | 
| Fundstelle: | Band 118, Jahrgang 1850, Nr. XXVII., S. 119 | 
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                        XXVII.
                        Ueber eine von Hrn. Himely in Paris erfundene neue Art des Kupferstechens; Bericht von Hrn. Amedee Durand.
                        Aus dem Bulletin de la Société
                                 d'Encouragement, April 1850, S. 150.
                        Himely's neue Art des Kupferstechens.
                        
                     
                        
                           Diese neue Art der Kupferstechern, welche bereits eine bedeutende Anwendung findet,
                              zeichnet sich durch zwei Haupteigenschaften aus; erstens, daß ihre Producte, im
                              Ansehen jenen der sogenannten Aquatinta sehr ähnlich, aus der Buchdruckerpresse
                              hervorgehen und zwischen den Lettern angebracht werden können, wie die Holzschnitte;
                              zweitens, daß man Platten von fast unbegränzter Dauer erhält, was um so
                              beachtenswerther ist, als die mit solchen zu erzielenden Effecte bisher nur in einer
                              kleinen Anzahl von Abdrücken hervorgebracht werden konnten, und zwar nur mittelst
                              des in seinen Operationen so langsamen eigentlichen Kupferstichs. Daraus ersieht
                              man, daß die Verleger jetzt in den Stand gesetzt werden, den Büchern durch
                              Verbindung des Textes mit Kupfern, deren Effect bisher von typographischen Werken
                              ausgeschlossen war, neuen Reiz zu verleihen.
                           Die Commission der Société d'Encouragement
                              überzeugte sich daß dieses Verfahren, obgleich der luftigen Aquatintamanier
                              angehörig, dennoch feine, sicher und fest gezogene Linien zuläßt, wie sie zu vielen
                              Details erforderlich sind. Eine Eigenthümlichkeit des Himely'schen Kupferstichs ist noch besonders hervorzuheben. Man weiß,
                              welche Wirkungen bei der Lithographie, der es nicht an Aehnlichkeit mit der
                              Typographie fehlt, durch
                              das Pressen (Gaufriren) des Papiers hervorgebracht werden, nämlich durch die
                              Erhöhungen, welche das Papier in den lichten Stellen annimmt, indem es in die in dem
                              Stein absichtlich gelassenen Vertiefungen (Höhlungen) eindringt. Diese Erhöhungen
                              nun, mittelst welcher die Wirkungen des wirklichen Lichtes zu jenen des nachgeahmten
                              hinzukommen und einen sehr angenehmen und pikanten Effect hervorbringen, finden sich
                              natürlich auch im Himely'schen Kuperstich, und wenn diese
                              Eigenthümlichkeit desselben auch bei Büchern durch das Satiniren wieder
                              verschwindet, so bleibt sie doch für andere technische Erzeugnisse werthvoll. Außer
                              zu obenerwähnten Bücher-Illustrationen eignet sich dieses Verfahren noch ganz
                              besonders zur Abbildung gewisser Früchte und Samen zwischen dem Texte in beliebig
                              kleinen Dimensionen, wovon der Commission sehr schöne Proben vorgelegt wurden.
                           Eine ausgedehnte Anwendung kann dieser Kunstzweig in der Tapetenfabrication erhalten
                              und ohne Zweifel wird es auch der Zeugfabrication bald gelingen, Nutzen daraus zu
                              ziehen.
                           Das Verfahren bei diesem neuen Stich ist folgendes. Die dazu bestimmten Platten sind
                              von Rothkupfer, nach dem alten Verfahren kalt gehämmert; sie könnten auch von Stahl
                              seyn. Der Stich geschieht im Allgemeinen nach dem Verfahren wie bei der Aquatinta,
                              jedoch mit dem Hauptunterschied, daß bei der bisherigen Methode die Vertiefungen die
                              Schwärze erhalten und den Abdruck auf dem Papier hervorbringen, hier aber die
                              Erhöhungen denselben Dienst verrichten, wodurch sich dieses Verfahren der
                              Typographie anreiht. Nicht also die bald feinen, bald breiten Linien der Aquatinta
                              sind es, welche das Bild bilden, sondern die Vereinigung mehr oder weniger zarter,
                              umfangreicher und hervortretender Punkte erzeugt es. Die neue Methode gehört
                              wesentlich der sogenannten punktirten Manier an, welche in ihrer Erscheinung mit
                              nichts zu vergleichen ist, als mit der Schabkunst oder schwarzen Kunst; man erhält
                              sie nur mit der Kupferdruckerpresse.
                           Was das Himely'sche Gravirverfahren am besten zur Erfindung stempelt, ist, daß es
                              durch die Kennzeichen der andern Gravirarten nicht besinnt werden kann. Es gehört
                              dem Holzschnitt durch den typograpischen Druck an; der Aquatinta-Manier durch
                              seine Effecte, der Schabkunst durch die Art wie der Stich erzeugt wird, d.h. durch
                              die Milderung der ursprünglichen Töne; der Aetzmanier endlich, weil das
                              vorzüglichste Mittel dazu das Aetzen mit Scheidewasser ist.