| Titel: | Verfahrungsarten zur Bereitung von Zinnoxyd-Natron und Zinnchlorid für die Färbereien und Druckereien; von James Young, Chemiker in Manchester. | 
| Fundstelle: | Band 118, Jahrgang 1850, Nr. XLVI., S. 204 | 
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                        XLVI.
                        Verfahrungsarten zur Bereitung von
                           Zinnoxyd-Natron und Zinnchlorid für die Färbereien und Druckereien; von James Young, Chemiker in
                           Manchester.
                        Aus der Revue scientifique et industrielle, Septbr. 1850,
                              S. 344.
                        Young, über die Bereitung von Zinnoxyd-Natron für Färbereien
                           und Druckereien.
                        
                     
                        
                           1. Um Zinnoxyd-Natron zu fabriciren, kann man das
                              Zinnoxyd benutzen, welches in Cornwales durch Rösten
                              des Bergzinns gewonnen und SchwarzzinnDas Bergzinn wird gepocht und auf Kehrherden mehrmals verwaschen; die
                                    Schlieche werden sodann in Flammöfen geröstet, um Schwefel und Arsenik zu
                                    verbrennen und zu verflüchtigen. Die gerösteten Schlieche werden einige Tage
                                    lang der Luft ausgesetzt, damit sich die zurückgebliebenen Schwefelmetalle
                                    (namentlich das Schwefelkupfer) in schwefelsaure Salze umwandeln, können,
                                    welche sich beim darauf folgenden Waschen im Wasser auflösen. Der so
                                    entkupferte Schliech wird dann gesiebt, auf Kehrherden verwaschen und der
                                    reiche Schliech als Schwarzzinn (black-tin) verschmolzen; er enthält 50 bis 75 Proc.
                                    Zinn. genannt wird; man verwandelt es in Pulver, bringt es in einen Steinzeugtopf
                              mit einer Auflösung von Aetznatron und läßt über einem Feuer kochen. Wenn das
                              Schwarzzinn 70 Procent Zinn enthält, nimmt man sein 2 1/2faches Gewicht Aetzlauge
                              welche beiläufig 22 Proc. Natron enthält. Nach sorgfältigem Umrühren beider
                              Substanzen erhöht man allmählich die Temperatur auf 208 bis 262° Reaumur, bei
                              welcher der größte Theil des im Schwarzzinn enthaltenen Zinnoxyds sich mit dem
                              Natron verbindet. Von Zeit zu Zeit nimmt man aus der Masse eine Probe, um zu
                              ermitteln wie viel sich von derselben im Wasser auflöst und wieviel Schwarzzinn
                              folglich noch nicht angegriffen wurde.
                           Wenn man annehmen kann daß die Operation hinreichend vorgeschritten ist, gießt man
                              die Masse in ein anderes Gefäß aus, um sie erkalten zu lassen; nachdem sie kalt ist,
                              löst man sie in Wasser auf und läßt das unangegriffene Schwarzzinn absetzen. Die
                              klare Auflösung ist das Zinnoxyd-Natron, welches man zur Trockne abdampfen
                              oder krystallisiren lassen kann.
                           2. Man kann das Zinnoxyd-Natron auch auf die Art
                              bereiten, daß man gepulvertes Schwarzzinn, mit seinem 1 1/2fachen Gewicht
                              Natronsalpeter gemengt, in einem eisernen Behälter der Rothglühhitze aussetzt und einen Strom
                              Wasserdampf darüber leitet, wobei man beständig umrührt, damit stets neue Portionen
                              des Gemenges mit dem Wasserdampf in Berührung kommen; dabei entweichen Dämpfe von
                              Salpetersäure und salpetriger Säure, welche man in Wasser verdichtet. Um aus dem
                              Rückstand das Zinnoxyd-Natron zu gewinnen, weicht man ihn in Wasser auf,
                              filtrirt oder decantirt, und dampft die klare Flüssigkeit ein.
                           3. Bei letzterem Verfahren kann man den Natronsalpeter auch durch Kolzsalz ersetzen,
                              wovon man dem Schwarzzinn sein gleiches Gewicht zusetzt, indem man übrigens in jeder
                              Hinsicht wie vorher verfährt. Man erhält so Zinnoxyd-Natron und als
                              Nebenproduct Salzsäure.
                           4. Nach folgendem Verfahren erhält man Zinnoxydul-Natron, welches man dann in Zinnoxyd-Natron
                              verwandeln kann.
                           Man setzt metallisches Zinn mit seinem gleichen Gewicht festem Natronhydrat der
                              Rothglühhitze aus. (Um das feste Natronhydrat zu erhalten, kocht man 175 Kilogr.
                              caustischer Natronlauge, welche 22 Proc. Natron enthält, auf beiläufig 50 Kilogr.
                              ein.) Die geschmolzene Masse muß bei diesem Verfahren stark umgerührt werden; das
                              Hydratwasser des Natrons wird zersetzt, ein Theil seines Sauerstoffs geht an das
                              Zinn und verwandelt es in Oxydul, welches sich mit dem Natron verbindet. Man erhält
                              so Zinnoxydul-Natron, welches für gewisse Zwecke
                              in den Färbereien und Druckereien anwendbar ist.
                           Um dieses Zinnoxydul-Natron in Zinnoxyd-Natron zu verwandeln, läßt man
                              es in Wasser kochen, wobei ein Theil des Zinns in metallischem Zustand als schwarzes
                              Pulver abgeschieden wird, während in der Flüssigkeit Zinnoxyd-Natron
                              aufgelöst bleibt.
                           5. Um beim Schmelzen unmittelbar Zinnoxyd-Natron zu
                              erhalten, setzt man ein Gemenge von 20 Gewichtstheilen metallischem Zinn, 16 Theilen
                              festem Natronhydrat und 3 Theilen Braunstein der Rothglühhitze in einem offenen Topf
                              aus, indem man beständig umrührt und der Luft freien Zutritt gestattet.
                           Eine so geringe Menge Braunstein wäre an und für sich ganz unzureichend um alles Zinn
                              in Oxyd überzuführen; aber der Braunstein absorbirt in der Hitze Sauerstoff aus der
                              Atmosphäre und verwandelt sich in mangansaures Natron; dieses Salz wird durch das
                              Zinn zersetzt, dabei Zinnoxyd gebildet, während das abgeschiedene Manganoxyd
                              neuerdings Sauerstoff aus der Atmosphäre anzieht, und sich also wieder in
                              mangansaures Natron verwandelt, welches eine andere Portion Zinn oxydirt u.s.f.
                              Diese Processe wiederholen sich, bis fast alles Zinn in Oxyd verwandelt und mit
                              Natron verbunden ist. Die Masse im Topf wird endlich in Wasser aufgelöst und die
                              klare Flüssigkeit, welche das Zinnoxyd-Natron enthält, abgedampft.
                           6. Man kann zur Bereitung des Zinnoxyd-Natrons anstatt des Schwarzzinns auch
                              das Zinnoxyd verwenden, welches man erhält, wenn man
                              metallisches Zinn in einem eisernen Gefäß bis zum Rothglühen erhitzt, sorgfältig
                              umrührt und einen Strom Wasserdampf darüber leitet. Dieses reine Zinnoxyd behandelt
                              man auf oben angegebene Weise mit Aetznatron.
                           7. Wenn man Zinnoxyd-Kali erhalten will, ersetzt
                              man bei den beschriebenen Verfahrungsarten das Aetznatron, den Natronsalpeter und
                              das Kochsalz durch die äquivalente Menge Aetzkali, Kalisalpeter und Chlorkalium.
                           8. Nach den beschriebenen Methoden kann man auch Zinnoxyd-Kalk bereiten, indem man das Aetznatron durch Kalkhydrat,
                              den Natronsalpeter durch salpetersauren Kalk und das Kochsalz durch salzsauren Kalk
                              ersetzt.
                           Den Natron-Kalk benutzt man zur Gewinnung von Zinnoxyd welches in Säuren auflöslich ist; hiezu braucht man ihn nur mit
                              der geeigneten Menge Salzsäure zu behandeln, welche den Kalk auflöst und das
                              Zinnoxyd zurückläßt.
                           9. Um Zinnoxyd zu erhalten, dienen auch folgende Methoden:
                              a) Man leitet durch eine Auflösung von
                              Zinnoxyd-Natron einen Strom Kohlensäure, die sich mit dem Alkali verbindet
                              und das Zinnoxyd abscheidet, welches man nur auszuwaschen und auf einem Filter zu
                              sammeln hat. b) Man versetzt eine Auflösung von
                              Zinnoxyd-Natron mit der zur Sättigung des Alkalis erforderlichen Menge
                              Schwefelsäure oder Salzsäure. c) Man versetzt eine
                              Auflösung von Zinnoxyd-Natron mit Natron-Bicarbonat oder
                              zweifach-schwefelsaurem Natron.
                           10. Um Zinnchlorid zu bereiten, löst man das nach einer
                              der erwähnten Methoden aus Zinnoxyd-Kalk oder Zinnoxyd-Natron
                              abgeschiedene Zinnoxydhydrat in Salzsäure auf.