| Titel: | Ueber das Abformen frischer oder in Weingeist aufbewahrter Mollusken; von Hrn. Stahl. | 
| Fundstelle: | Band 118, Jahrgang 1850, Nr. LXV., S. 295 | 
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                        LXV.
                        Ueber das Abformen frischer oder in Weingeist
                           aufbewahrter Mollusken; von Hrn. Stahl.
                        Aus dem Bulletin de la Société
                                 d'Encouragement, August 1850, S. 368.
                        Stahl, über das Abformen frischer oder in Weingeist aufbewahrter
                           Mollusken.
                        
                     
                        
                           Um eine in Weingeist aufbewahrte Molluske (Weichthier) abzuformen, muß sie einige
                              Stunden lang ganz in Wasser getaucht und dann in eine Auflösung von Chlorzink
                              (salzsaurem Zinkoxyd) von 18° Baumé gelegt werden; nach 24 Stunden,
                              und selbst später, kann die Abformung stattfinden.
                           Wenn man es mit einer frischen Molluske zu thun hat, so bringt man sie sogleich in
                              eine Chlorzinklösung von 15° Baumé; die Abformung kann nach 12 Stunden
                              oder erst nach einigen Monaten vorgenommen werden; nur muß bei längerer Zeit das
                              Chlorzink immer auf einer Stärke von 15° B. erhalten werden.
                           Die gypsenen Molluskenformen gehen zu Verlust, da sie, um den Abguß zu erhalten,
                              zerbrochen werden müssen. Um diese zarten Körper zu formen, muß man die
                              Beschaffenheit des anzuwendenden Gypses zuvor genau ermitteln; er darf bei weitem
                              nicht so fest angemacht werden als für andere verlorene hohle Formen, weil man sich
                              zum Ablösen dieser Stücke nur einer Messer- oder Scherenspitze bedienen kann,
                              wo dann, wenn der Gyps zu hart ist, durch starkes Aufdrücken, um die Form zu
                              zerbrechen, der Abguß verdorben würde. Ist hingegen der Gyps sehr weich, so geht
                              zwar die Ablösung sehr leicht von statten, aber die Oberfläche des Gypses bleibt am
                              Abguß hängen und muß davon abgekratzt werden, wodurch die auf dem Thiere
                              befindlichen Fasern und Streifen verdorben werden. Der Gyps darf daher weder zu hart
                              noch zu weich seyn.
                              Umsonst suchte ich für minder Geübte die nach der gewünschten Härte erforderliche
                              Menge Wasser und Gyps zu bestimmen, denn der Gyps ist von Natur aus zu verschieden,
                              auch macht es im Anrühren einen Unterschied ob der Gyps frisch oder alt ist, und die
                              Erfahrung scheint für jetzt allein hierin leiten zu können. Nachdem man den Gyps
                              probirt und die Formen der abzuformenden Molluske studirt hat, beginnt man damit,
                              behufs der Anordnung der Formstücke einen Kranz um die Muschel herum zu machen,
                              welcher den Formstücken als Stütze dient; dann hebt man mittelst eines Werkzeugs die
                              Kiemen etc. auf und bringt den Gyps hinein; hierauf drückt man den Gyps mit einer
                              kleinen Spatel so nieder, daß er die Formschale des Stückes bildet, ohne daß das
                              Werkzeug das Thier berührt. Sobald das Stück anfängt Consistenz zu bekommen, muß es
                              eilends fertig gemacht werden (man nennt dieß ein mit der Spatel verfertigtes
                              Stück); kein Stück darf verrückt werden, ehe die Form ganz vollendet ist. Wenn dieß
                              geschehen, kann man die Form auseinandernehmen und dann wieder zusammensetzen, um
                              sogleich den Abguß zu machen.
                           Um diesen in Wachs zu gießen, steckt man vor allem die Form in heißes Wasser, bis sie
                              durchgängig erwärmt ist; unterdessen läßt man das zum Gießen bestimmte Wachs
                              schmelzen, und sobald man die Form wieder aus dem Wasser genommen und abgetrocknet
                              hat, gießt man, so lange sie noch warm ist, das Wachs ein. Wenn die Form angefüllt
                              ist, leert man sie aus und füllt sie ein zweitesmal an; sobald das Wachs erkaltet
                              ist, kann man die Form zerbrechen und findet nun das Thier in Wachs vor; da es aber
                              in seiner Muschel geformt wurde, so findet sich die die Muschel berührende Seite des
                              Mantels nicht abgeformt, weßhalb man dieser Seite mehr Dicke geben kann, damit sie
                              dem Brechen der Form widersteht. Nachdem das Thier ganz von der Form abgelöst ist,
                              macht man diese dicke Seite wieder dünner, um das Thier in seine natürliche Muschel
                              wieder einzupassen.
                           Zubereitung des Wachses.
                           
                              
                                 1000
                                 Gramme
                                 weißes Wachs,
                                 
                              
                                     72
                                       „
                                 venetianischer Terpenthin,
                                 
                              
                                     40
                                       „
                                 Terpenthinöl
                                 
                              
                           Sobald das Wachs geschmolzen ist, setzt man unter Umrühren den Terpenthin, dann das
                              Terpenthinöl hinzu, und gießt.
                           Um zu bemalen, werden die Farben mit Oel angerieben und mit Terpenthinöl
                              aufgetragen.
                           
                           Die Sammlung im Pflanzengarten zu Paris besitzt schon 40 von mir gegossene wächserne
                              Mollusken. Es sind darunter Stücke von allen Größen, z.B. ein 50 Centimeter langer
                              und 36 Centim. breiter Achtfuß (Saepia octopodia:
                                 poulpe); auch die Sammlungen der Bergwerksschule, der Normalschule und mehrerer
                              Provincial-Museen besitzen solche wächserne Mollusken.