| Titel: | Mittheilungen aus meinem Leben und Wirken als Maschinenbauer; von Dr. Ernst Alban in Plau (Mecklenburg-Schwerin). | 
| Autor: | Dr. Ernst Alban [GND] | 
| Fundstelle: | Band 118, Jahrgang 1850, Nr. LXX., S. 322 | 
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                        LXX.
                        Mittheilungen aus meinem Leben und Wirken als
                           Maschinenbauer; von Dr. Ernst
                              Alban in Plau (Mecklenburg-Schwerin).
                        Alban's Mittheilungen aus seinem Leben und Wirken als
                           Maschinenbauer.
                        
                     
                        
                           F. Zweiter Nachtrag zum frühern
                                 Aufsatze, betitelt: das Plauer Dampfschiff etc.
                           Lange habe ich nichts von unserm Plauer Dampfschiffe hören lassen, und man sollte
                              fast glauben, es sey nicht mehr unter den Lebendigen, aber dem ist nicht so. Noch
                              gibt dasselbe immer Zeichen eines rührigen Daseyns von sich und es läßt sich von
                              demselben wieder manches Interessante erzählen, obgleich es in den Händen seines
                              jetzigen Besitzers fast noch mehr in den Aeußerungen seines regen Lebens und Wirkens
                              beschränkt ist als früher, und vieles unternommen wird, um den kaum erreichten Ruf
                              desselben wieder zu zerstören.
                           Daher kommt es denn auch, daß ich dieses Schiff, welches trotz aller Anfechtungen,
                              die ich dabei erlitt, trotz aller Unbill, die mir beim Bau desselben zugefügt wurde,
                              dennoch immer meine Freude war, jetzt nur noch mit inniger Betrübniß, mit wahrer
                              Indignation ansehen kann, und daß ich es nur noch besteige entweder wenn Geschäfte
                              eine Reise darauf nothwendig machen, oder ich mich einmal überzeugen will, wie viel
                              der Unbill es durch die jetzige Direction ertragen kann, und wie viel Widerstand es
                              derselben zu leisten vermag. Bei diesen Beobachtungen zu erfahren, wie es allen
                              diesen ungünstigen Verhältnissen immer standhaft trotze, und eine Lebens- und
                              Widerstandskraft bewahre, die nur bessern Werken dieser Art eigen seyn kann, ist
                              jetzt noch alles, was ich aus dieser Angelegenheit für mein Herz und meine Ehre
                              gerettet habe. Trauriges Loos, wenn so das Bessere und herrliche Aussichten für die
                              Zukunft Eröffnende dahinsiecht und in dem Munde der Leute verschollen gehen muß, doppelt
                              traurig für den, der ihm so viel Fleiß, so unendliche Mühe weihte, so unausgesetzte
                              Opfer brachte. Aber das ist der Fluch, der über Mecklenburgs Industrie waltet, der
                              meinem Andenken droht, wenn ich in einem Lande dahinsterbe, wo man für allen Segen,
                              den man ihm uneigennützig, mit voller Seele, von ganzem Gemüthe darbrachte, am Ende
                              mit dem bittern Vorwurfe von hinnen scheiden muß, daß man Weizen unter die Dornen
                              gesäet, und seine Bestimmung nur schwach erfüllt habe, weil man zu patriotisch war.
                              In diesem Jahre wirke ich bereits 25 Jahre für Mecklenburg als Maschinenbauer, o!
                              daß ich jetzt so sprechen, so fühlen muß! Es ist ein Fluch, der allen Muth auflöset,
                              der den regsten Eifer, die rüstigsten Kräfte schwinden, den reinsten Willen
                              erschlaffen macht. Doch genug.
                           Unser Plauer Dampfschiff geht schon beinahe wieder zwei Sommer seit ich Nachricht
                              davon gab, und man muß gestehen, daß es sich in diesen zwei Jahren sehr gut gehalten
                              hat, obgleich es in beiden Abschnitten seiner Thätigkeit keinen Tag der Fahrt wegen
                              einer Unordnung daran oder einer nöthigen Reparatur versäumt hat. Nur an
                              Geschwindigkeit hat es wieder eingebüßt, und ist auf den alten Zustand
                              zurückgebracht, und zwar durch folgende Umstände:
                           1) Es ist die schöne Heizung mit tannenen Stämmen (oder vielmehr Wurzeln) seit Jahr
                              und Tag schon wieder aufgegeben, und nun wieder auf Anordnung des Eigenthümers eine
                              Heizung mit Torf eingerichtet. Wäre dieser Torf nur ein vorzüglicher Torf, so könnte
                              man die Sache noch ungerügt gehen lassen, ich habe aber zum Theil Torf von sehr
                              schlechter, sehr viel erdige Bestandtheile enthaltender Sorte darauf brennen sehen,
                              der nicht einmal ganz trocken war und mit dem ich die Dampfmaschine meines
                              Etablissements, wie Versuche bewiesen haben, kaum im Gange erhalten kann; zum Theil
                              eine andere Sorte, die bei meiner Maschine, wenn auch bessere, aber doch immer sehr
                              mittelmäßige Resultate gibt. Und dennoch hält der Kessel zur Roth eine gesetzliche
                              Dampfspannung, wenn nur gehörig stark und regelmäßig nachgefeuert wird. Kann eine
                              Maschine mehr Ehre erwerben als so, ist ein Kessel nicht vorzüglich zu nennen, der
                              so viel leistet? Und solchen Torfes verbraucht dieser schöne Kessel durchschnittlich
                              täglich nur 1600 Stücke, wenn die Maschine mit 3/4 ihrer gewöhnlichen Kraft geht.
                              Unter solchen Umständen mehr zu fordern hieße Unmöglichkeiten verlangen, zumal da
                              weder Rost noch Feuerplatz unter demselben irgendwie vergrößert wurden, vielmehr
                              immer noch ganz die alten geblieben sind, und in neuerer Zeit noch dazu hinsichtlich
                              der Stellung der Röhren vom Eigenthümer des Schiffes eine sehr ungünstige Einrichtung getroffen wurde,
                              deren ich später Erwähnung thun werde, und die unfehlbar eine wichtige Quelle großer
                              Hitzeverschwendung ist. Wurde der Kessel zu allererst auch auf Torfheizung
                              berechnet, so konnte doch bei dieser Berechnung nur von gutem und trockenem Torfe
                              die Rede seyn.Wie verschieden hier der Torf an Güte und Heizkraft sey, das kann ich recht
                                    nach den Versuchen beurtheilen, die ich mit vielen Sorten desselben bereits
                                    bei der Maschine meines Etablissements gemacht habe. So gebrauchte ich von
                                    einigen Sorten per Tag mehr als 2000 Soden,
                                    während wir von andern nur 600 bis 700 nöthig hatten, um eine gehörige
                                    Dampfspannung im Kessel zu halten. Von derjenigen Sorte, die jetzt aus den
                                    Schiffen gebrannt wird, verbrauchen wir täglich 1000 bis 1200 Soden. Ging die Maschine früher doch auch nur, wie es zugleich in der Berechnung
                              lag, mit halber Cylinderfüllung, oft noch mit weniger, verbrauchte also lange nicht
                              so viel Dampf als jetzt. Einen solchen Betrieb der Maschine würde der jetzige Kessel
                              mit einer noch schlechtem Sorte Torf bewirken als der ist, welcher jetzt angewendet
                              wird, selbst wenn die Dampfspannung noch über die gesetzliche von 8 Atmosphären
                              hinaufgetrieben würde; denn selbst unter den jetzigen Umständen ist diese, wie ich
                              schon bemerkt habe, doch bald noch auf die gesetzliche Höhe gebracht, wenn
                              regelrecht gefeuert wird.Als Hr. Tischbein in Buchau erfahren hat, daß wir
                                    unser Schiff mit Torf heizen wollten, hat er sehr gelacht, eine solche
                                    Heizung für unmöglich erklärt, und behauptet, daß wir gar keine Wirkung
                                    davon haben würden. Möge er nun vom Gegentheil überzeugt werden. Wäre der
                                    Torf, der jetzt auf unserm Schiffe gebraucht wird, von besserer Qualität,
                                    ich wollte mir gar keine bessere Feuerung für dasselbe wünschen.
                              
                           2) Die Feuerung wird auf Befehl des Eigenthümers mit Fleiß gemäßigt, um nicht zu viel
                              Brennmaterial zu verbrauchen. Der Capitän hat bestimmte Anweisung die Dampfspannung
                              im Kessel nicht über 75 Pfd. auf den Quadratzoll zu treiben. Weil man bei den Reisen
                              nothdürftig die Zeit hält, hat man den Spruch zur Regel angenommen: Eile mit Weile,
                              und daher kommt es demnach, daß kein Passagier mit dem Schiffe mehr reisen mag, weil
                              er immer fürchten muß, daß die Post in Waren abgeht, ehe er mit dem Dampfschiffe
                              ankommt. Wenn Capitän und Schiffsmannschaft Befehl erhalten die Sache nicht zu
                              übereilen, so kommt mir das vor, als wenn der Schulmeister in der Schule seinen
                              Schülern befiehlt: lernt nicht zu fleißig. In beiden Fällen wird noch viel weniger
                              gethan werden als befohlen ist, in den meisten Fällen gar nichts. Die englischen und
                              amerikanischen Eigenthümer der Dampfschiffe machen die außerordentlichsten
                              kostspieligsten Anstalten, ihren Schiffen die größtmögliche Geschwindigkeit zu geben, um
                              dem Schiffe Ruf und Zulauf zu verschaffen; in dem intelligenten Mecklenburg gibt man
                              Befehl: Ja nicht zu schnell, immer hübsch langsam voran! damit die Fahrt nicht 100
                              bis 200 Stücke Torf mehr koste. Und am Ende ist noch die große und wichtige Frage
                              gegeben: ob bei einer so langsamen Fahrt ein Vortheil hinsichtlich der Feuerung
                              erreicht werde. Die langsamere Fahrt kostet mehr Zeit, und die längere Zeit mehr
                              Brennmaterial; ob nun das geringere Feuern durch die längere Feuerung nicht mehr
                              oder weniger paralysirt werde, ob der bei schnellerer Fahrt entwickelte Dampf von
                              höherm Drucke nicht so viel weniger Feuerung im Verhältniß zum Effecte gebrauche,
                              steht sehr dahin, wenigstens dürfte der Vortheil, der wirklich erreicht wird,
                              außerordentlich gering seyn, kaum 200 Stücke Torf pro
                              Reise austragen, und diese kosten von dem auf dem Schiffe jetzt gebräuchlichen Torfe
                              kaum 10 Schillinge (6 Silbergroschen 3 Pf.) – ein Aufwand, der durch einen
                              einzigen Passagier in der zweiten Cajüte mehr, beinahe doppelt aufgewogen würde. Muß
                              man im Auslande über unsern mecklenburgischen Speculationsgeist nicht erstaunen, ja
                              sich wohl gar entsetzen? – Und dann klagen die Unternehmer über zu geringe
                              Frequenz auf unserm Schiffe, wenn sie ihre Sache so anfangen.
                           3) Das Schiff ist schon wieder mit langem Kraute bewachsen, dessen Fasern zum Theil 1
                              Fuß lang sind. Es ist dieß ein Uebelstand auf unsern Gewässern, der allgemein Klagen
                              erregt. Wahrscheinlich liegt der Grund davon in einer eigenthümlichen Beschaffenheit
                              des Wassers. Zwar wird alle Frühlinge das Schiff einigermaßen davon befreit; da es
                              aber nicht auf die Seite gelegt werden kann, um an seinen Boden besser ankommen und
                              das Geschäft mit gehöriger Bequemlichkeit und Energie betreiben zu können, so
                              geschieht die Reinigung doch immer sehr unvollkommen. Die an den Blechen des
                              Schiffbodens sehr fest anhängenden Wurzeln des Krautes werden selten dabei entfernt,
                              und so schlagen diese sogleich wieder frisch aus. Und welchen Nachtheil wird dieser
                              Ansah von Kraut den Blechen endlich bringen! Als vor zwei Jahren das Schiff
                              verlängert wurde, fanden sich an denjenigen Stellen, wo die Wurzeln am Bleche
                              gehaftet hatten, tiefe Gruben in demselben, die durch Rost hineingefressen waren.
                              Was ist unter solchen Umständen von der Dauer des Schiffbeschlages zu erwarten, und
                              wie bald dürfte vielleicht eine große und sehr kostspielige Reparatur daran
                              bevorstehen.
                           4) Der jetzige Eigenthümer des Schiffes hat im vorigen Jahre wieder die unbeweglichen
                              Schaufeln an die Räder setzen lassen, obgleich er erfuhr, daß das Schiff ohne
                              dieselben langsamer ging. Er behauptet, nach Anbringung dieser Schaufeln weniger Brennmaterial zu
                              gebrauchen, was auch ganz seine Richtigkeit haben mag; denn die Räder gehen nun
                              langsamer um, die Maschine macht also auch weniger Hube und bedarf so viel weniger
                              Cylinderfüllungen mit Dampf, aber nicht zu Gunsten der Geschwindigkeit des Schiffes,
                              wie ich durch die in diesem Journale (Bd. CIX S. 332) gelieferten Tabellen bewiesen
                              habe.
                           5) Der Eigenthümer des Schiffs hat ferner eine Verbesserung am Kessel angebracht,
                              worüber sich jeder Kunstverständige freuen wird, der Jocosa liebt. Er hat die
                              Wasserkammern desselben über 1 Zoll weiter von den äußern Röhren ablegen lassen, als
                              früher ihre Stellung war, und geht nun auch mit dem großartigen Plan um, eine der
                              Mittlern Röhrenreihen (senkrecht gerechnet) wegzulassen, damit die Flamme mehr
                              natürlichen Zug durch den Heizraum gewinne. Sollte man glauben, daß so etwas möglich
                              sey? – Er eröffnet der durch den Heizraum streichenden Hitze also andere
                              größere Wege, als die Zwischenräume zwischen den Röhren, damit sie weniger die
                              Röhren bestreiche, er leitet also geflissentlich die für den Kessel berechnete und
                              für ihn bestimmte Hitze vor demselben vorbei, damit sie ja nicht zur Wirkung komme,
                              sondern ungenutzt in den Schornstein ziehe. Denn die Hitze geht lieber die größeren
                              als die kleineren Wege. War es doch der Hauptfehler des frühern Dampfschiffkessels,
                              daß er zwischen den äußersten Röhren und innerer Kammerwand zu viel Raum ließ, weil
                              wegen des Winkeleisens in den Ecken der innern Kammer die Röhren nicht so nahe an
                              diese herangerückt werden konnten, als eigentlich gesetzlich war, und wurde dieser
                              Fehler doch Ursache, daß 44 Röhren noch nicht einmal halb so viel Dampf producirten
                              als jetzt 60, obgleich ein dröhnender Zug in dem frühern Kessel wirkte, ein Zug, der
                              im ganzen lebhafter war, als im jetzigen Kessel, weil er anhaltender erschien, nie
                              momentan nachließ, wie jetzt zwischen den einzelnen Exhaustionen der Maschine. Und
                              dieser an dem jetzigen Kessel mit Glück gehobene Uebelstand soll nun von neuem
                              hervorgerufen werden, oder ist zum Theil schon hervorgerufen. Würde es für die
                              Wirkung des jetzigen Kessels doch viel weniger schädlich seyn, wenn die
                              Zwischenräume zwischen äußersten Röhren und Kammerwand sich verstopfen, als daß sie
                              zu weit offen stehen, und können diese Verstopfungen doch immer leicht gehoben
                              werden, ja finden gar nicht statt, wenn durch Cassirung der unbeweglichen Schaufeln
                              an den Rädern diesen und der Maschine wieder schnellere Umläufe gegeben werden,
                              wodurch die Exhaustionen in den Schornstein schneller erfolgen und so den Ruß
                              zwischen den Röhren wieder besser entfernen. Gesetzt aber auch die Verstopfungen
                              würden nicht gehoben, so könnte dadurch der Wirkung der Hitze auf die übrigen Röhren
                              doch gewiß sehr wenig Abbruch geschehen, während in dem Falle, daß in der Mitte und
                              auf beiden Seiten des Röhrencomplexes so weite Wege geschaffen werden, wie der
                              Eigenthümer des Dampfschiffes jetzt bereits eröffnet hat, und noch zu eröffnen
                              beabsichtigt, fast alle und jede Wirkung der Hitze auf die eigentlichen Röhren
                              geradezu aufgehoben würde; denn das Areal dieser Wege würde dann weit größer
                              ausfallen, als das einer einzigen Oeffnung seyn müßte, die alle Hitze aus dem
                              Heizraum in den Schornstein zu führen bestimmt ist. Und nun ist auch an dem
                              Schiffskessel nicht einmal eine Hitzevertheilungsplatte mehr vorhanden, die hier
                              wieder einige Ausgleichung zu Stande zu bringen vermöchte. Hat der Eigenthümer sie
                              doch schon früher eigenmächtig herausreißen lassen, als das Schiff noch in den
                              Händen der Dampfschiffgesellschaft war. (Man vergleiche hier dieses Journal Bd. CIX S. 256.) Aber jetzt ist ja die Zeit
                              der Gewaltstreiche, des Umsturzes alles Bestehenden, durch lange Erfahrung
                              Erprobten, die Zeit der Ueberschätzung des Menschen in Beziehung auf sich. Es
                              herrscht allenthalben der Kampf der Unverschämtheit, der Prätension, chimärischer
                              Theorien gegen die reifere Erfahrung und Ordnung, und dieses Unwesen geht von den
                              politischen Verhältnissen aus alle Verhältnisse des Lebens über. Soll ich allein
                              frei ausgehen aus diesem Streite? O weit entfernt bin ich auch, diese Unbill, die
                              jetzt meinem Schooßkinde, unserm Dampfschiffe widerfährt, meinetwegen so übel zu
                              empfinden. Es ist dieß nicht das erste Herbe, was ich in meinem Vaterlande in den 25
                              Jahren meines Wirkens als Maschinenbauer erfahren habe, nein ich beklage nur, daß
                              das Gute so zu Grunde gerichtet, in den Augen der Welt so gewaltsam herabgesetzt,
                              und dadurch vielleicht die Anerkennung und Nachahmung desselben noch auf Ungewisse
                              Jahre hinausgesetzt wird. Ich beklage, daß mein Eifer und mein Muth, uneigennützig
                              für mein Vaterland zu wirken, solche Prüfungen bestehen, und dadurch immer mehr an
                              Intensität verlieren muß, zumal ich in ein höheres Alter tretend schon von Natur
                              immer mehr an Kraft einbüße, einem ungünstigen Geschicke die Spitze zu bieten.
                           Was übrigens die am Schiffe und seinen Maschinen gemachten erfreulichen Erfahrungen
                              der zwei letzten Sommer betrifft, so bestehen sie hauptsächlich in folgenden
                              Thatsachen:
                           1) Ist das Schiff vollkommen dicht, so daß im letzten Sommer auch während der ganzen
                              Zeit der Fahrten desselben kein Tropfen Wasser in dasselbe gedrungen war. Als ich im letzten Herbste in
                              beiden Cajüten mir den Fußboden aufnehmen ließ, um in dieser Beziehung eine
                              Untersuchung anzustellen, fand ich nicht allein den ganzen Boden des Schiffes
                              vollkommen trocken, sondern auch in den Ecken zwischen Rippen, Kiel und
                              Kielschweinen, so wie allenthalben Spinnengewebe ausgebreitet, gewiß ein sicherer
                              Beweis, daß hier keine Feuchtigkeit gewaltet habe. Und dennoch, so bin ich
                              überzeugt, wird das Holzwerk des Schiffes aus der Ursache nicht lange dauern, weil
                              im Winter gar keine Aufsicht auf das Schiff verwendet wird, z.B. nie bei günstiger
                              Witterung Fenster desselben geöffnet werden, um einmal frische und trockene Luft
                              einzulassen, und die sich darin stagnirende immer mehr oder weniger feuchte Luft
                              daraus zu entfernen. Nicht einmal die werthvollern Gegenstände werden für den Winter
                              aus dem Schiff genommen, so daß bereits die Goldrahmen des schönen Spiegels und der
                              Gemälde ihre Frische völlig eingebüßt, und Spiegelglas und Gemälde bereits stockig
                              geworden sind. Und welchen schädlichen Einfluß muß diese Nachlässigkeit nicht erst
                              auf die Maschine und vornehmlich auf den Kessel äußern? Wird er doch im Frühling
                              immer bedeutend verrostet gefunden, was durch Einreibung desselben mit irgend einem
                              wohlfeilen Fette sehr leicht und vollkommen verhütet werden könnte. Aber dem ganzen
                              Schiffe sieht man jetzt beim ersten Blicke gleich den bei seinem Besitzer waltenden
                              Geist an, der nur darauf bedacht ist, Geld zu verdienen, und bei dem alle übrigen
                              Rücksichten schwinden. Seinetwegen mag alles verfallen, in Schmutz gehen, wenn es
                              sich nur bezahlt macht. Daß er durch größere Accuratesse, Reinlichkeit und
                              Aufmerksamkeit auf den Comfort des Schiffes eine größere Menge Passagiere anziehen
                              würde, als sich jetzt finden, fällt ihm nicht ein zu ahnen, noch viel weniger das,
                              daß der gänzliche Ruin des Schiffes, und so ein für ihn empfindlicher Verlust bei
                              der jetzigen Wirthschaft sehr bald eintreten dürfte. Dann wird er aber seinen Unmuth
                              nicht an sich selbst, sondern wieder an mir auslassen, daß ich ein so undauerhaftes
                              Schiff gebaut habe.
                           2) Der Kessel der Maschine ist auch noch immer vollkommen dicht. Nie hat er ein
                              verdächtiges Zeichen vom Gegentheil von sich gegeben. Alle seine Röhren befinden
                              sich auch in einem vollkommen guten Zustande, nur eines wurde vor ungefähr 1 1/2
                              Jahren in seiner Mitteundicht. Bei genauerer Untersuchung desselben fand sich aber,
                              daß es wegen darin auf gehäuften Schmutzes nicht vom Wasser berührt gewesen und
                              deßhalb durchgebrannt war. Wir fanden nicht allein dieses Rohr ganz von Schlamm und
                              Schmutz verstopft, sondern fast ohne Unterschied alle untern Lagen so davon angefüllt, daß
                              allen diesen Röhren auch ein unvermeidlicher Untergang bevorgestanden hätte, wenn
                              sie jetzt nicht gehörig gereinigt wären. Man hatte den Kessel sehr lange nicht
                              gereinigt, und ihn mit allen Unreinigkeiten im Herbste stehen lassen, und sich
                              begnügt, bloß das Wasser abzuzapfen. Der Schmutz war nun in den Röhren liegen
                              geblieben und festgetrocknet, und im Frühlinge beim Beginn der Fahrten hatte man
                              gegen diese Unbill nichts unternommen. Der Kessel war wieder mit Wasser gefüllt und
                              dann untergeheizt worden, ohne ihn vorher zu reinigen. Man kann doch nicht läugnen,
                              daß ein Kessel, der bei einer solchen Behandlung noch Dienste thut, und einen so
                              verwahrlosten Zustand noch durch so geringe und unschädliche Zufälle anzeigt, gewiß
                              ein recht guter, tüchtiger, ungefährlicher und leicht in Reparatur zu erhaltender
                              Kessel genannt zu werden verdiene, zumal wenn in letzterer Beziehung sich ergab, daß
                              dieses Unglück die Fahrten des Schiffes keinen Tag unterbrochen hat, daß vielmehr
                              Reinigung und Reparatur des Kessels in der demselben folgenden Nacht vollkommen
                              besorgt werden konnten. Daß sich nach so lange versäumter Reinigung so viel Schmutz
                              und Schlamm (nicht Kesselstein) im Kessel anhäufte, war aber aus dem Grunde um so
                              erklärlicher, als das Schiff bei dem damaligen geringen Wasserstande in den Seen und
                              Canälen oft den Grund gestreift und viel Schlamm und Torfmasse aufgewühlt hatte,
                              welche die Speisepumpe dann natürlich mit einsaugen und in den Kessel führen mußte.
                              Wenn das die Maschine bedienende Personal der Schiffsmannschaft dieß wußte, und dann
                              doch seinen Kessel weder nach dem Aufhören noch beim Wiederbeginnen der Fahrten
                              reinigt, wenn es, wie ich leider weiß, unter solchen Umständen auch sogar das
                              während der Fahrten übliche Mittel, den Kessel von diesen Unreinigkeiten durch
                              öfteres Ausblasen so viel möglich zu säubern, versäumt, so ist keiner von diesen
                              Leuten zur Behandlung der Maschine, des Kessels und der Räder mehr als tauglich und
                              zuverlässig zu betrachten. Ich würde sie unfehlbar sogleich abgelohnt haben. Wie
                              konnte bei einem solchen Verfahren einem Zustande vorgebeugt werden, der nun Ursache
                              der Zerstörung eines gesunden Rohres wurde, welches gewiß noch manche Jahre seinen
                              Dienst verrichtet haben würde. Und daß das Rohr noch ein solches war, zeigte die
                              nähere Untersuchung desselben, indem es dort, wo es noch Wasser enthalten hatte,
                              hinsichtlich seiner Wände wenig destruirt erschien. Wie leicht hätte endlich aber
                              auch bei dieser abscheulichen Geschichte noch Gefahr für das Schiff entstehen
                              können, wenn dieser Zufall sich mitten auf der Fahrt ereignete. War nun doch die
                              ganze Sache dadurch abgemacht, daß einer meiner Arbeiter, der gerade das Schiff
                              bestiegen hatte, um die Reparatur des Rohres, das schon mehrere Tage vorher geleckt
                              hatte, zu besorgen, von dem aus dem Rohre plötzlich strömenden Dampf etwas verbrannt
                              wurde und längere Zeit das Bett hüten mußte, und auch nur dadurch zu diesem Unglücke
                              kam, daß er dem Andrange der Gefahr nicht zeitig genug auswich, als ihn der Heizer
                              darauf aufmerksam machte.
                           3) Bis jetzt haben die Räder noch keine namhaften Mängel gezeigt. Nur im letzten
                              Sommer haben ihre Scharniere gelitten, und wahrscheinlich aus dem Grunde, weil sie
                              nicht zur rechten Zeit ordentlich und aufmerksam und mit den rechten Schmiermitteln
                              geschmiert wurden. Daß dem so seyn müsse, davon habe ich mich im letzten Sommer
                              theils selbst überzeugt, indem ich diese Scharniere öfters nicht gehörig geschmiert,
                              auch die Schmierlöcher nicht in Ordnung fand, indem mehrere Schrauben zum
                              Verschließen derselben fehlten, folglich dem Wasser der Zutritt zu den Scharnieren
                              völlig frei stand, theils scheint der Umstand es klar zu beweisen, daß die Räder,
                              die beinahe vier Jahre hindurch gar keine merkbaren Veränderungen an diesen
                              Scharnieren erlitten, nun in Einem Sommer sich an diesen Theilen mit einemmal völlig
                              ausgelaufen zeigten. Wie wird aber auch diesen armen Rädern während der Fahrten
                              mitgespielt? Ob sie in den Grund eingreisen oder nicht, darnach wird nicht gesehen,
                              ob damit gegen die Stockwerke der Canäle gefahren wird oder nicht, ob sie auf Steine
                              stoßen können oder nicht, das ist der Schiffsmannschaft mehr oder weniger
                              gleichgültig. Wie oft habe ich es selbst erfahren, daß in den seichten Canälen der
                              vorletzten beiden Sommer das Schiff auf einer oder der andern Seite gegen vier bis
                              sechs Zoll in die Höhe geschleudert wurde, weil die Räder auf harten Grund stießen,
                              in welchen sie nicht eingreifen konnten. Es ist kaum zu begreifen, daß alle diese
                              Zufälle noch von so wenig üblen Folgen für das Schiff sowohl, als für die Räder
                              begleitet waren. Aber ich will diesen Gegenstand nicht weiter urgiren. Gewiß ist,
                              daß eine Schiffsmannschaft, die früher tüchtig, aufmerksam, accurat und fleißig war,
                              nicht lange so bestehen wird, wenn der Eigenthümer nicht selbst die Sache
                              controllirt, das wahre Interesse des Schiffes treu bewacht, oder die Aufsicht einem
                              Mann übergibt, der dieses Interesse wahrhaft vor Augen hat, und auch zu beurtheilen
                              versteht, diesen nicht durch unreife Weisheit und fortwährende Eingriffe in sein
                              Regiment plagt und mürbe macht, und ihm das Vertrauen und den Respect bei denen
                              nimmt, die er überwachen soll. Was soll aus dieser Schiffsmannschaft werden, wenn er
                              ihrer Nachlässigkeit dadurch nur noch Vorschub gibt, daß er bei Aufdeckung ihrer
                              Regelwidrigkeiten sie in Schutz nimmt, und durch eigene Nachlässigkeit gegen das
                              Schiff und seine
                              richtige Pflege und Wartung, sie in ihrer Fahrlässigkeit und Trägheit nur noch
                              bestärkt? Wenn ein solcher Mann sich gegen seine Leute oft äußert, daß das oder das
                              ihres Dienstes beim Schiff und der Maschine nicht nöthig sey, worauf ich sie von
                              jeher besonders aufmerksam gemacht, und ihnen die größte Accuratesse und
                              Aufmerksamkeit, überhaupt die größte Pflichttreue empfohlen habe, so demoralisirt er
                              nicht allein seine Leute, sondern nimmt mir auch alle Achtung, alles Vertrauen bei
                              ihnen, und gewöhnt sie daran ihren Dienst als eine hundertfach zu deutelnde nicht
                              strenge Regeln auflegende Sache anzusehen, deren Vernachlässigung ohne Nachtheil,
                              wenigstens für sie selbst, bleibt. 4) An der Maschine sind noch weiter keine
                              Reparaturen vorgekommen, als einige Arbeiten an der Steuerung, und zwar ist ein
                              Hebel daran neu gemacht, weil durch Ausfallen eines Bolzens einmal beide
                              Steuerungsstangen, die für den Vorwärts- und Rückwärtsgang der Maschinen
                              zugleich einfielen, und so dieser Hebel sehr beschädigt wurde (m. s. die in diesem
                              Journal Bd. CIX S. 30 gelieferte
                              Beschreibung dieser Steuerung und der hier besprochenen Hebel derselben). Dann wurde
                              ein neues Excentricum nöthig. An den Schiebern ist zur Vorsicht jedes Jahr ein
                              Nachschleifen derselben für gut befunden worden. Das zur Verbindung der Kolbenstange
                              mit der Bläuelstange dienende Kugelgelenk hat eine neue Kugel erhalten. Alle diese
                              Reparaturen haben im Ganzen nur geringe Kosten verursacht, und diese dürften in den
                              fünf Jahren des Gebrauchs des Dampfschiffes kaum bis auf 10 Procent des
                              Maschinenwerthes angelaufen seyn. Wenn man erwägt, daß eine
                              Schiffs-Dampfmaschine gewöhnlich mit höherer Kraft als eine Landmaschine
                              betrieben wird, und viel mehr zerstörenden Potenzen ausgesetzt ist als diese,
                              namentlich bei hohem Wellengange oder bei sehr seichtem Fahrwasser, so muß man
                              bekennen, daß man auch dieser Schiffmaschine ein gebührendes Lob nicht versagen
                              kann, und daß der Eigenthümer des Schiffs in hohem Grade mit ihren Leistungen und
                              mit der Oekonomie ihrer Anwendung zufrieden seyn kann. Das ist er aber nicht. Er
                              thut als wenn die Repaturen eine unerschwingliche Last für das Schiff sind, und
                              schiebt diese immer so lange auf als er kann, oder läßt sie von hiesigen Handwerkern
                              machen, die mehr verderben als herstellen. Dabei wirken denn die sich vorfindenden
                              leichten Uebelstände wie ein fressender Krebs auf die Struktur sowohl als die Kraft
                              der Maschine ein, während wenn sie immer gleich berücksichtigt und allemal mit
                              Sachkenntniß wieder in Ordnung gebracht würden, kaum ein merklicher Nachtheil daraus
                              hervorgehen würde. Auf diese Weise wird der sinkende Fond für die Maschine und den
                              Kessel bedeutend anwachsen ohne beider und ihres Baumeisters Schuld. Es ist
                              merkwürdig, daß Leute sich hiervon immer nicht überzeugen können und wollen, die
                              doch alle Tage mit Gegenständen umgehen die in gleicher Kategorie stehen. Jeder
                              erkennt es an, daß ein Haus, zu wenig reparirt, mehr verfällt, und am Ende größere
                              Reparaturen nöthig macht, als eines welchem immer zu rechter Zeit und mit den
                              rechten Mitteln nachgeholfen wird, und doch kann der jetzige Eigenthümer des
                              Schiffes sich nicht überzeugen, daß eine Maschine in gleicher Verdammniß sey, ja
                              noch mehr als ein Haus diesem Uebelstande unterliege, da sie immer in Bewegung ist
                              und große Kraftanstrengungen macht, die durch die Heftigkeit der Einwirkung und
                              durch den hohen Grad der dabei entstehenden Reibung um so schädlicher und
                              zerstörender auf die Structur derselben einwirken müssen. Und was soll man nun
                              endlich von dieser Schiffmaschine sagen, die sich nicht einmal in den Händen eines
                              Menschen von Fach befindet, der oft großen und auf die Organisation der Maschine
                              schädlich wirkenden Uebelständen vorbeugen, und kleinen Mängeln sogleich, selbst
                              unterwegs auf den Stationen und auf eine der Structur der Maschine wohlthätige Weise
                              nachhelfen könnte, welche Nachhülfe, als zu seinem Dienst gehörig, der Casse des
                              Schiffseigenthümers kaum merklich, viel weniger lästig wird, während jetzt ein
                              Fehler erst in Angriff genommen und beseitigt wird, wenn er dermaßen eingerissen
                              ist, daß er mit einer Kleinigkeit nicht mehr beseitigt werden kann, und in seiner
                              Bedeutenheit schon andere Mängel in der Maschine nach sich gezogen hat.
                           5) Das Schiff macht mit 3/4 seiner gesetzlichen Kraft die Tour von Plau nach Waren
                              die meiste Zeit in vier Stunden, oft auch noch in weniger Zeit, trotz dem, daß es
                              jetzt noch wegen Anlage einer neuen Chaussee von Waren nach Röbel eine Brücke mehr
                              zu Passiren hat, die vor zwei Jahren neu gebaut wurde und noch fast mehr Untugenden
                              an sich hat, als die ältern Brücken. Die mittlere Klappe derselben ist nämlich eben
                              so schmal wie bei der schlechtesten der ältern Brücken, so daß der Schornstein des
                              Dampfschiffes jedesmal bei ihrer Passage niedergelegt werden muß, und bei Anlage des
                              Fahrwassers unter derselben ist so wenig die gerade Linie beobachtet, daß fast alle
                              Kähne gegen die Pfähle die dieses Fahrwasser bezeichnen sollen, rennen.
                           Aber alle diese Tugenden und viele andere hier nicht wieder erwähnte werden
                              untergehen in den ungünstigen Verhältnissen, worin das Schiff hier wirkt. O es
                              gehört gar keine prophetische Gäbe dazu, sein trauriges Schicksal voraus zu
                              bestimmen! Was vermag der herrlichste, der dauerhafteste Bau des Schiffes und seiner
                              Maschine, was der regste Eifer, der unerschütterlichste Muth, was die höchste physische und moralische
                              Kraft, was Talent und begeisterter Drang nach Fortschritt, was der reinste
                              Patriotismus gegen so zerstörende Potenzen, als hier auf dieses arme Werk meiner
                              Schöpfung losstürmen!
                           Gewiß kann ich diesem armen so vielfältig gemißhandelten Dampfschiffe kein besseres
                              Zeugniß seiner Tüchtigkeit und Brauchbarkeit für die hiesigen Verhältnisse geben,
                              als wenn ich unumwunden diejenigen Hindernisse und Schwierigkeiten aufdecke, die
                              seiner Anwendung jetzt vorzugsweise in den Weg treten. Bewährt es bei diesen
                              Fährlichkeiten die angeführte Ausdauer, Kraft und Thätigkeit, leistet es bei ihnen
                              noch irgend einen guten Dienst, und das unablässig, unausgesetzt, so dünkt mich,
                              thut es alles was man irgend von ihm verlangen kann, ja mehr als das, und es steht
                              groß zur Frage, ob zehn andere Schiffe unter solchen Verhältnissen, so verlassen von
                              einer richtigen Behandlung, sich als so brauchbar und unausgesetzt brauchbar
                              beweisen würden. Eine unumwundene Herzählung jener Schwierigkeiten und Hemmnisse bin
                              ich mir aber um so mehr schuldig, als theils nicht allein der jetzige Eigenthümer
                              immer gerne der Unvollkommenheit des Schiffes zuschreibt, was er und die
                              demoralisirte Schiffsmannschaft daran verbrechen, theils auch vom großen Publicum,
                              namentlich von meinen Kunstgenossen, vieles schief beurtheilt werden dürfte, was bei
                              richtiger Aufklärung und Würdigung der Sache in einem ganz andern Lichte erscheint.
                              Audiatur et altera pars, diese goldene Regel ist
                              nirgends gewichtiger als da, wo ein Künstler der öffentlichen Beurtheilung eines
                              Publicums unterliegt, welches, wie hier in Mecklenburg, kaum einen einzigen
                              richtigen Beurtheiler des wahren Standes der Sache aufzuweisen hat, und das von
                              manchen Seiten her noch ungerecht gegen mich und die gerechte Sache aufgeregt wird.
                              Eine solche ungerechte Verunglimpfung meines Namens kann und darf ich nicht dulden.
                              Zwar dürfte von manchem meiner entferntem Kunstgenossen und einem weiter
                              ausgedehnten Publicum, welches mit meinen übrigen Leistungen bekannt geworden ist,
                              und aus der in diesem Journale Bd. CIX S. 1
                              seq. Abhandlung, die ganze Geschichte des Baues dieses
                              Schiffes und die Darstellung der mich beim Bau desselben geleitet habenden
                              Grundsätze enthaltend, kennen gelernt und mit Aufmerksamkeit gewürdigt hat, mein
                              guter Name und Künstlerruf schon zu gesichert dastehen, um von Laien unverdient
                              herabgewürdigt werden zu können; zwar dürfte ein großer Theil dieses Publicums schon
                              selbst genug erfahren haben, welche Prüfungen, welche schiefe Urtheile den Künstler
                              bei Betretung irgend eines neuen Weges treffen, aber warum sollte ich allen denen
                              die sich für meine Tendenz interessiren, nicht gerne behülflich seyn zur richtigen
                              Würdigung der Sache? Bin ich wohl nicht am befähigsten dazu, indem ich die klarste
                              Einsicht in die beim Schiffe und seiner bestimmten Einrichtung zum Grunde gelegten
                              Grundsätze und ihre Motivirung von meiner Seite habe, und als ich am tiefsten in die
                              Verhältnisse eingedrungen gelten darf, die jetzt ein so schönes Werk lähmen und
                              vielleicht unverdient bald zu Grunde richten? Kann ich aber vollends anstehen, eine
                              klare Einsicht in die unglücklichen Verhältnisse zu geben, selbst wenn sie den
                              jetzigen Eigenthümer des Schiffes und die unter seiner Direction stehenden
                              Schiffsmannschaft verletzen, wenn beide Theile sich immer in meiner gekränkten Ehre
                              die Hände zu waschen versuchen oder wohl gar meine Kenntnisse und die Richtigkeit
                              meines Verfahrens in Absicht auf den frühern Bau und die jetzige Behandlung des
                              Schiffes und seiner Maschine zu verdächtigen nicht anstehen?
                           Armes Dampfschiff, wir sind beide gleich stark zu bedauern; denn wir befinden uns
                              beide in keinen guten Händen. Traurig genug, aber noch viel trauriger, daß die Sache
                              die wir beide vertreten, es zugleich mit uns ist!