| Titel: | Ueber Mittel um zu erkennen ob die ätherischen Oele rein oder verfälscht sind; von H. Zeller. | 
| Fundstelle: | Band 118, Jahrgang 1850, Nr. LXXX., S. 380 | 
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                        LXXX.
                        Ueber Mittel um zu erkennen ob die ätherischen
                           Oele rein oder verfälscht sind; von H. Zeller.
                        Aus dem Pharmaceutical Journal durch das Journal de
                                 Pharmacie, Oct. 1850, S. 269.
                        Aetherisches Bittermandelöl.
                        Zeller, über Mittel um die ätherischen Oele zu
                           erkennen.
                        
                     
                        
                           Das ätherische Bittermandelöl besitzt außer seinem großem specifischen Gewicht und
                              eigenthümlichen Geruch, so charakterische chemische Eigenschaften, daß seine
                              Verfälschung leicht zu erkennen ist. Solche Eigenschaften sind: seine große
                              Auflöslichkeit in Schwefelsäure mit braunrother Färbung und ohne merkliche
                              Zersetzung; die außerordentlich langsame Einwirkung der Salpetersäure auf dasselbe,
                              ohne daß einer der beiden Körper eine Veränderung in seinen physischen Eigenschaften
                              erleidet; seine Eigenschaft Jod aufzulösen, ohne weitere Reaction auf dasselbe;
                              seine Indifferenz gegen chromsaures Kali; die Absetzung von Krystallen aus seiner
                              Mischung mit alkoholischer Aetzkalilösung; die eigenthümliche Verdickung durch
                              Aetzammoniak und Salzsäure, sowie die Absonderung von Krystallen aus den
                              alkoholischen Lösungen
                              dieser neuen Verbindungen; endlich seine sehr deutliche saure Reaction. Ueberhaupt
                              hat jedes Reagens auf dieses Oel eine eigenthümliche Einwirkung, wodurch man sich
                              von seiner Reinheit vollkommen und leicht überzeugen kann.
                           
                        
                           Aetherisches Oel der Gewürznelken.
                           Die Eigenschaften des Gewürznelkenöls bieten Mittel dar, seine Reinheit leicht zu
                              erkennen. Mit einer alkoholischen Lösung von Aetzkali zusammengebracht, erstarrt es
                              gänzlich und Plötzlich zu einer krystallinischen Masse, welcher sein eigenthümlicher
                              Geruch vollständig fehlt. Jede ihm etwa beigemengte fremdartige Substanz würde
                              hierbei entweder von der festen Verbindung abgeschieden oder das Festwerden
                              derselben verhindern und aufhalten. Eine ähnliche Wirkung findet statt, wenn man
                              dieses Oel mit Aetzammoniakflüssigkeit schüttelt; man erhält dann ein Coagulum von
                              der Consistenz der Butter, welches nach dem Schmelzen krystallisirbar ist. Die
                              leichte und freiwillige Zersetzung durch Salpetersäure und die gleichzeitige Bildung
                              einer festen braunrothen Masse; die dunkelblaue Färbung durch eine kleine Menge
                              Schwefelsäure, während eine größere Menge dieser Säure das Oel in eine blutrothe,
                              feste Masse verwandelt, sind ebenfalls sehr bezeichnende Charaktere. Ferner zersetzt
                              sich das Gewürznelkenöl durch chromsaures Kali vollständig in braune Flocken, wobei
                              die der Auflösung jenes Salzes eigene gelbe Farbe verloren geht; auch löst es das
                              Jod auf und erzeugt dabei ein flüssiges Extract mit schwacher
                              Temperatur-Erhöhung; endlich löst es das Santalin leicht und vollständig
                              auf.
                           
                        
                           Aetherisches Oel des Zimmets.
                           Die Prüfung des Zimmetöls ist eine complicirtere; es handelt sich hier nicht nur um
                              dessen Vermischung mit andern ätherischen Oelen, sondern auch um die Unterscheidung
                              zweier Arten dieses Oels von einander, nämlich des Oels von Ceylan (des ächten
                              Zimmetöls) und des chinesischen Oels (Cassia-Oels), welche im Preise sehr
                              differiren. Da diese beiden Oele einzig und allein durch den Handel bezogen werden,
                              und je nach ihrem Alter und der ihrer Bereitung gewidmeten Sorgfalt in ihren
                              Eigenschaften wesentlich verschieden sind, so ist es sehr schwer, für beide
                              verlässige und constante Merkmale anzugeben; die Hauptunterscheidung liefert der
                              Geuch; außerdem ist das ceylan'sche Oel flüssiger und von geringerm specifischen
                              Gewicht als das chinesische; ferner kann es einem stärkern Kältegrad ausgesetzt werden,
                              ohne sich zu trüben. Ein beiden Zimmetölarten angehöriges Unterscheidungsmerkmal ist
                              die Reaction einer alkoholischen Aetzkalilösung; beide lösen sich vollkommen darin
                              auf, wobei sie eine mit Gelb gemischte, bräunlichrothe Farbe annehmen; nach einiger
                              Zeit wird diese Lösung sehr trübe, dann sieht man bald ein sehr schweres Oel
                              niederfallen und die Flüssigkeit allmählich wieder klar werden.
                           Ein anderer, beiden Zimmetölen eigener Charakter ist der Bittermandelgeruch, welcher
                              durch die zersetzende Einwirkung der Salpetersäure auf dieselben offenbar wird.
                              Beide verwandeln sich in ziemlich gleicher Zeit in einen braunen Balsam; doch
                              erfordert das ceylan'sche Oel dazu eine geringere Wärme und zersetzt sich rascher
                              und heftiger; das Jod löst sich im ceylan'schen Oel rasch auf; es wird dabei viel
                              Wärme frei, die flüssige Masse schwach umhergeworfen, und auf dem Boden des Gefäßes
                              bleibt eine zähe, extractartige Substanz zurück. Mit dem chinesischen Oel geht die
                              Reaction langsam vor sich, die Wärmeentbindung ist gering und der am Boden des
                              Gefäßes bleibende Rückstand nur von weicher oder flüssiger Consistenz. Chromsaures
                              Kali zersetzt das ceylan'sche Oel theilweise in braune Flocken, welche in der
                              Auflösung schwebend bleiben; dieser ist ihre gelbe Farbe benommen, während der
                              Niederschlag eine gelblichrothe Farbe annimmt und dick wird. Dieselbe Lösung, mit
                              dem chinesischen Oel behandelt, verliert ihre gelbe Farbe nicht ganz, enthält keine
                              Flocken, und das trübe, milchig aussehende Oel wird in der Ruhe nicht wieder
                              klar.
                           Auch die Schwefelsäure bietet ein sehr gutes Erkennungsmittel für diese Oele dar: das
                              ceylan'sche bildet mit derselben eine feste und dichte Masse, welche von Braungrün
                              bis in ein dunkles Schwarz übergeht; mit dem chinesischen Oel entsteht eine weichere
                              Masse von dunkel olivengrüner Farbe. Eine kleinere Menge Schwefelsäure färbt diese
                              Oele purpurroth, während Salzsäure ihnen eine violette Farbe ertheilt.
                           
                        
                           Aetherisches Oel des Sassafras.
                           Dieses Oel unterscheidet sich von den meisten andern flüchtigen Oelen durch die klare
                              Auflösung, welche es mit Jod gibt, ohne daß die Flüssigkeit sich dabei verdickt.
                              Zwei Theile dieses Oels, mit einem Theil Schwefelsäure vermischt, erzeugen
                              unmittelbar eine grüne Farbe, welche sich mit den andern ätherischen Oelen nicht
                              einstellt; durch Wärme wird diese grüne Farbe in Blutroth umgeändert. Eine größere
                              Menge Oel erzeugt in der erhitzten Säure eine prächtige amaranthrothe Färbung,
                              während das Oel selbst nur eine bräunliche oder bläulichrothe Farbe annimmt. Mit Salpetersäure
                              findet die Zersetzung schon in der Kälte statt, und es bildet sich ein
                              röthlichbraunes Harz, welches beim Erhitzen fest und spröde wird. Uebrigens würde
                              schon das große specifische Gewicht dieses Oels und seine geringe Löslichkeit in
                              Alkohol leicht die Beimischung eines fremden Oels welches diese Eigenschaften nicht
                              besitzt, erkennen lassen.
                           
                        
                           Aetherisches Oel des Sternanises.
                           Das ätherische Oel des Sternanises stimmt in vielen Eigenschaften mit den ätherischen
                              Oelen der Umbelliferen (Doldengewächse) überein, welche viel Stearopten enthalten.
                              Bei seiner Vereinigung mit Jod wird weniger Wärme frei und es erstarrt vollkommen zu
                              einer festen, harzartigen Substanz. Schwefelsäure verdickt es ebenfalls und
                              verwandelt es in eine feste Masse, welche beim Erwärmen dunkelblutroth wird.
                              Salpetersäure erzeugt nur einen dickflüssigen Balsam, während das Oel durch die
                              Wärme gelb und röthlichbraun wird.
                           Die Schwierigkeit, mit welcher sich dieses flüchtige Oel in 5 bis 6 Theilen Alkohol
                              und in Aetzkalilösung auflöst, welche letztere ihm übrigens eine kleine Färbung
                              ertheilt, sowie auch die merkwürdige Einwirkung der Kälte auf dasselbe, liefern
                              ebensoviele weitere Mittel um seine Reinheit zu erkennen.
                           
                        
                           Aetherisches Oel des gemeinen Anises.
                           Die constante Dichtigkeit des Anisöls (von 0,99 bis 0,97 und öfter noch von 0,99 bis
                              0,98) und seine große Geneigtheit schon unter der mittleren Temperatur zu erstarren,
                              bieten vortreffliche Mittel dar um seine Reinheit zu erkennen. Ein noch besseres
                              aber liefert die merkwürdige Wirkung des Jods auf dasselbe, durch welches es beinahe
                              plötzlich in eine feste und harte Masse verwandelt wird; außerdem findet dabei noch
                              ziemliche Wärmeentwicklung und Entbindung gelblichrother und grauer Dämpfe statt.
                              Schwefelsäure mit diesem Oele erhitzt, erzeugt eine schöne purpurrothe Farbe;
                              hierauf verdickt sich das Oel und wird fest. Die übrigen Reactionen gleichen den
                              beim Sternanisöl angegebenen und charakterisiren in Verbindung mit den angeführten
                              dieses Oel hinlänglich.
                           
                        
                           Aetherisches Oel der Raute.
                           Der hohe Preis dieses Oels verleitet zu seiner Verfälschung, welche durch seinen
                              starken Geruch noch erleichtert wird. Wenn es in einem Laboratorium bereitet wurde, so
                              zeichnet es sich durch seine langsame Auflösung im Jod aus, welche ohne irgend ein
                              äußeres Zeichen der Einwirkung erfolgt und wobei sich bloß eine etwas klebrige
                              Flüssigkeit bildet; diese Eigenschaft gestattet seine Verfälschung mit den Oelen der
                              Coniferen (Zapfenbäume), Aurantiaceen und der meisten Labiaten zu entdecken. Die
                              Salpetersäure wirkt nur langsam auf dasselbe ein und verwandelt es in einen hellen
                              flüssigen Balsam von grünlichgelber Farbe. Das chromsaure Kali bringt gar keine
                              merkliche Veränderung darin hervor. Uebrigens liefern seine trübe Auflösung in
                              Alkohol, seine röthlichbraune Auflösung in Aetzkali, die ähnliche, jedoch dunklere
                              Färbung desselben beim Vermischen mit Schwefelsäure, ebensoviele Mittel das
                              Vorhandenseyn der wohlfeileren Oele der Labiaten in demselben zu entdecken. Das im
                              Handel vorkommende Rautenöl, hinsichtlich dieser Merkmale untersucht, scheint bloß
                              verfälschtes Rautenöl der Laboratorien zu seyn.
                           
                        
                           Aetherisches Cajeputöl.
                           Die seltener vorkommenden Verfälschungen dieses Oels übergehend, will ich mich darauf
                              beschränken, nur diejenigen Erkennungsmittel seiner Reinheit zu erwähnen, welche
                              sich aus meinen eigenen Versuchen ergaben, wobei ich hauptsächlich das rectificirte
                              Oel im Auge habe, welches allein in der Medicin angewandt werden sollte.
                           Das erste dieser Merkmale ist die Beschaffenheit des Rückstandes von der Einwirkung
                              des Jods. Nach einer wechselseitigen, nicht sehr kräftigen Einwirkung, bei welcher
                              die Temperatur sich nur unbedeutend erhöht, nach der Entwicklung gelblichrother
                              Dämpfe in geringer Menge sein bisweilen ausbleibendes Merkmal), wird der Rückstand
                              sogleich dick und erhält das Ansehen eines dünnen Coagulums, welches sich bald in
                              eine trockne grünlichbraune und spröde Masse verwandelt. Diese Mischung gestattet
                              die Beimengung von solchen Oelen zu erkennen, welche unter diesen Umständen
                              detoniren, sowie auch jener aus der Familie der Labiaten, welche kräftiger
                              einwirken, nämlich Lavendelöl, Spicköl und Dostenöl. Jene Oele der Labiaten, welche
                              minder heftig einwirken, z.B. Rosmarinöl, das häufig zur Verfälschung des Cajeputöls
                              dient, sich aber durch die kräftige Einwirkung der Jodlösung davon unterscheidet,
                              lassen sich durch die Intensität, womit diese Reaction stattfindet, erkennen. Doch
                              würden alle die Beschaffenheit des Jodrückstands, dessen Eigenschaften ich vorher
                              beschrieb, wesentlich verändern. Das Rosmarinöl zeigt unter gewissen Umständen einige feste geronnene
                              Theile in seinem Rückstand, welcher aber stets die Consistenz eines weichen Extracts
                              hat.
                           Die durch chromsaures Kali erzeugten schwachen Veränderungen der Farbe treten beim
                              Rosmarinöl bisweilen deutlicher hervor, die ebenfalls nur schwache Färbung aber
                              welche seine Auflösung in Aetzkali annimmt (dieselbe ist im kalten Zustand hell,
                              wird beim Erwärmen aber trübe), ist die nämliche wie beim Rosmarinöl. Letzteres Oel
                              könnte durch die Reaction der Schwefelsäure nicht entdeckt werden; diese Säure nimmt
                              eine dunkle gelblichrothe Farbe an und das Oel wird bräunlich, doch kann diese Säure
                              zur Aufdeckung mehrerer anderer Verfälschungen dienen. Die schwache Färbung des
                              Cajeputöls durch Salpetersäure, welche ihm nur eine röthliche und bräunliche Farbe
                              ertheilt, und die heftige, mit Bildung eines flüssigen Balsams begleitete Reaction,
                              gestatten es leicht von einigen andern Oelen, aber nicht vom Rosmarinö, zu
                              unterscheiden.
                           Seine Reaction mit Jod ist folglich das sicherste Kennzeichen. Auch läßt es sich
                              durch das Gefühl von Kälte, das es im Schlund zurückläßt, erkennen. Das specifische
                              Gewicht, welches sich zwischen 0,94 und 0,92 hält, gestattet die Beimischung
                              leichterer Oele und von Alkohol zu erkennen. Durch Rectification und gebrochenes
                              Auffangen der Producte, sowie durch Vermischung mit Wasser, ließe sich die
                              Verfälschung mit Kampher entdecken.
                           
                        
                           Aetherisches Oel der Pfeffermünze.
                           Jede andere Verfälschung dieses Oels als mit Alkohol oder dem Oel verschiedener
                              anderer Münzenspecies, ist durch seinen eigenthümlichen Geruch und Geschmack leicht
                              zu erkennen. Die Gegenwart von Alkohol würde sich durch das specifische Gewicht
                              verrathen, welches beim reinen Oel selten unter 0,90 beträgt, beim verfälschten
                              aber, besonders wenn der Alkohol recht stark war, bedeutend geringer ist. Von den
                              anderen Münzenölen kennt man keines näher, als dasjenige der Mentha crispa und M. crispata; aus den
                              Abweichungen, welche bei den Reactionen des chromsauren Kalis und des Jods auf diese
                              Oele stattfinden, muß man aber schließen, daß alle andern Sorten chemisch von ihm
                              verschieden sind, wie die Pflanzen, aus denen sie gewonnen werden, sich im Geruch
                              von einander unterscheiden.
                           Das auffallendste Kennzeichen welches das Pfeffermünzöl mit gar keinem Oel der
                              Labiaten theilt, obwohl es dasselbe mit gewissen Oelen der Synanthereen (Compositae,
                              zusammengesetzte Blumen) gemein hat, ist die Einwirkung des chromsauren Kalis auf dasselbe.
                              Dieses Salz ertheilt ihm eine dunkelbraunrothe Farbe; das Oel verdickt sich und
                              gerinnt zu einer mehr extract- als harzartigen Substanz, welche sich durch
                              Umschütteln in Flocken zertheilt, während die Salzlösung ihre gelbe Farbe bald
                              gänzlich verliert, oder doch wenigstens ein gelblichgraues Ansehen bekommt.
                           Die purpurrothe Farbe, welche das Münzenöl durch ein Viertheil seines Volums
                              Salpetersäure erhält, ist, wenigstens für diejenigen Sorten deren Dichtigkeit
                              zwischen 0,89 und 0,90 fällt, sehr charakteristisch. Die andern Oele welche nur
                              braun werden, zeigen wenigstens eine Neigung zum Roth; alle aber färben sich durch
                              Zusatz von Säure bei höherer Temperatur röthlichbraun und verwandeln sich in einen
                              flüssigen Balsam.
                           
                        
                           Aetherisches Oel des Thymians.
                           Dieses Oel zeichnet sich durch keine Eigenthümlichkeit aus; sein lieblicher und
                              feiner Geruch genügt aber in den meisten Fällen, um behufs seiner Anwendung zum
                              äußerlichen Gebrauch oder zur Parfümerie seine Reinheit beurtheilen zu können. Durch
                              seine schwache Reaction mit Jod kann man seine Mischung mit Terpenthinöl entdecken,
                              während seine stärkere Einwirkung auf das chromsaure Kali zur Aufdeckung anderer
                              Beimischungen dienen könnte.
                           
                        
                           Aetherisches Oel des Lavendels.
                           Dieses Oel verträgt, wenn es fein ist, keine andere Beimischung als von Alkohol, ohne
                              schlecht zu werden; und bei den geringern Sorten entdeckt man den Alkohol durch die
                              Dichtigkeit. Von 17 Proben die ich untersuchte, war die geringste Dichtigkeit
                              geringern Oels 0,86, der bessern Sorten 0,87 bis 0,89.
                           Der eigenthümliche Charakter des Lavendelöls, durch welchen es sich hinsichtlich der
                              Intensität der Wirkung vor allen Oelen der Labiaten auszeichnet, ist sein heftiges
                              Fulminiren (Verpuffen) mit Jod, und der ganz verschiedene, balsamische und stechende
                              Geruch des weichen, extractförmigen Rückstandes. Dieses Merkmal zeigt jedes ächte
                              Oel, aus dem Handel sowohl als aus Laboratorien; die schlechtere im Handel
                              vorkommende Sorte fulminirt jedoch nicht. Durch absichtlichen Zusatz eines Drittels
                              Alkohol wird die verpuffende Eigenschaft des Lavendelöls nicht merklich geschwächt;
                              ein halbes Volum Alkohol hebt diese Eigenschaft nicht auf, sondern schwächt sie
                              bloß. Setzt man aber ein ganzes Volum Alkohol zu, so erfolgt keine Verpuffung mehr, man bemerkt aber noch
                              ein lebhaftes Aufwallen und Entbindung gelblichrother Dämpfe. Durch diese Reactionen
                              läßt sich folglich ein mäßiger Alkoholzusatz nicht entdecken; für diesen Fall bietet
                              die vollkommene Indifferenz des reinen Oels gegen das Santalin ein sichereres
                              Merkmal, indem Alkohol enthaltendes Oel das Santalin schnell und leicht auflöst.
                              Wäre es mit Oelen vermischt, die ebenfalls fulminiren, welche also durch das Jod
                              nicht entdeckt werden könnten, so wären dieselben durch das verschiedene Verhalten
                              des Aetzkalis zu erkennen, dessen alkoholische Lösung mit dem Lavendelöl eine klare
                              Auflösung bildet und ihm eine dunkelbraunrothe Farbe ertheilt, während sich die
                              andern Oele nur schwer darin auflösen, trübe werden und nur eine schwache Färbung
                              annehmen. Unter die besten Kennzeichen des Lavendelöls gehört auch die dunkel
                              röthlichbraune Farbe, welche die Schwefelsäure mit bedeutender Verdickung der
                              Flüssigkeit darin hervorbringt, während die ebenfalls gefärbte Säure einen
                              lichtgelben Ton hat.
                           
                        
                           Aetherisches Oel der Cubeben.
                           Dieses sauerstofffreie Oel unterscheidet sich von den andern Oelen ähnlicher
                              Zusammensetzung durch seine Klebrigkeit und seine schwache Wirkung auf das Jod,
                              welches ihm, sobald sie aufeinander wirken, eine violette Farbe ertheilt. Absoluter
                              Alkohol, den man ihm in großem Verhältniß und bei erhöhter Temperatur zusetzt,
                              bildet eine gewöhnlich klare Lösung; bei gleichem Gewicht gibt er eine sehr trübe
                              Auflösung, welche Flocken absetzt. Das Oel, welches durch Salpetersäure in der Kälte
                              stark getrübt wurde, wird beim Erwärmen bloß blaßroth, zersetzt sich jedoch und
                              verwandelt sich in ein festes Harz. Die Schwefelsäure wird roth, das Oel hingegen
                              karmesinroth. Diese Kennzeichen reichen für dieses, wegen seiner Klebrigkeit und
                              Farblosigkeit schwer zu verfälschende Oel hin.
                           
                        
                           Bergamottöl.
                           Die Oele der Aurantiaceen sind durch ihren köstlichen Geruch, noch mehr als das
                              Lavendelöl, gegen Verfälschungen geschützt, ausgenommen die mit Alkohol.
                              Andererseits sind diese Oele leicht unter sich selbst zu vermischen, was dann schwer
                              zu entdecken ist. Uebrigens ist wenig Grund vorhanden, solche Vermischungen
                              vorzunehmen, ausgenommen beim Neroliöl, welches verhältnißmäßig viel theurer ist als die andern. Wegen
                              der Aehnlichkeit ihrer respectiven chemischen Eigenschaften hat man auch hier kein
                              besseres Kennzeichen als den Geruch. Das unwandelbar zwischen 0,87 und 0,88 sich
                              haltende specifische Gewicht dient zur Entdeckung des Zusatzes von Alkohol. Das
                              Verhalten dieses Bergamottöls zum Alkohol zeigt deutlich den Unterschied zwischen
                              seinem eigenen Sauerstoffgehalt und dem der andern Oele aus derselben Familie; es
                              löst sich leicht im Alkohol auf, aber die Auflösung wird, wie diejenige der andern
                              Oele, wenigstens wenn es kalt ist, undurchsichtig. Von dem Citronen- und
                              Orangenöl unterscheidet es sich auch dadurch, daß es sich in der Kalilösung leicht
                              und klar auflöst. Diese Verschiedenheit seiner Elementarzusammensetzung zeigt sich
                              auch bei der Reaction des Jods, nicht sowohl durch seine Eigenschaft zu verpuffen,
                              welche schwächer als beim Citronenöl, aber stärker als beim Orangenöl ist, als
                              vielmehr durch die gleichartige Beschaffenheit des Rückstandes, welcher bei den zwei
                              erwähnten und allen sauerstofffreien Oelen aus zwei in ihrer Consistenz
                              verschiedenen Verbindungen besteht. Durch seine Unfähigkeit das Santalin aufzulösen,
                              ist dieses Oel sowie die andern Oele derselben Familie gegen die Verfälschung mit
                              Alkohol gesichert. Ein Theil Alkohol fünf Theilen dieses Oels zugesetzt, vermöchte
                              wohl kaum die Verpuffung zu vermindern; zwei Tropfen Alkohol drei Tropfen Oels
                              zugesetzt, bringen zwar keine Verpuffung hervor, es findet aber eine lebhafte
                              wechselseitige Einwirkung mit Aufbrausen statt.
                           
                        
                           Aetherisches Oel des Copaivabalsams.
                           Kleine Mengen Terpenthinöls lassen sich in diesem Oel nicht leicht erkennen, weil
                              beide Substanzen in den meisten Fällen dieselben Reactionen darbieten. Ein
                              vorzügliches Unterscheidungsmittel ist das schwächere Verpuffen des
                              Capaivabalsamöls, sowie der Umstand, daß es noch einmal so viel Alkohol zu seiner
                              Lösung bedarf, welche demungeachtet noch trübe bleibt. Ferner ist seine Wirkung auf
                              die Schwefelsäure manchmal abweichend; das Copaivabalsamöl wird braunroth, das
                              Terpenthinöl lebhaft gelblichroth.