| Titel: | Ueber ein am Zapfen eines Centrifugalapparats erfolgtes Zusammenschweißen zweier verschiedenen Stahlarten; von Hrn. Boissenot. | 
| Fundstelle: | Band 121, Jahrgang 1851, Nr. XI., S. 46 | 
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                        XI.
                        Ueber ein am Zapfen eines Centrifugalapparats
                           								erfolgtes Zusammenschweißen zweier verschiedenen Stahlarten; von Hrn. Boissenot.
                        Aus dem Journal de Pharmacie, Juni 1851, S.
                              									430.
                        Boissenot, über ein zufälliges Zusammenschweißen zweier
                           								verschiedenen Stahlarten.
                        
                     
                        
                           Die Zuckerfabrik in Allouettes bei Chalons-sur-Saone besitzt vier
                              									Centrifugalapparate von Rohlfs-Seyrig und
                                 										Comp.Man vergleiche bezüglich des Folgenden die Abbildung und Beschreibung dieses
                                    											Apparats im polytechn. Journal Bd. CXIX S. 190., worin der
                              									Rohzucker mit Zuckersyrup gedeckt wird. Bei dieser Operation machen jene Apparate
                              									1000 bis 1200 Umdrehungen in der Minute; in Folge dieser großen Geschwindigkeit
                              									erhitzt sich bisweilen der Zapfen der senkrechten Achse und deren Pfanne so stark,
                              									daß ein kleiner Theil des Oels, womit sie umgeben sind, zersetzt wird, wobei
                              									brenzlich riechende brennbare Gase entstehen. Wenn sich diese Erscheinung zeigt,
                              									begnügt man sich die Centrifugalapparate still stehen zu lassen, bis sich die
                              									erhitzten Theile wieder abgekühlt haben.
                           Im April d. I. blieb einer dieser Centrifugalapparate, nachdem er zehn bis fünfzehn
                              									Minuten im Gang gewesen war, plötzlich stehen, ohne daß
                              									sich zuvor der brenzliche Geruch einstellte, aber nachdem man zeitweise ein
                              									ähnliches Geräusch wie beim Feilen des Eisens vernommen hatte. Nachdem man sich
                              									vergeblich auf jede Weise bemüht hatte diesen  Centrifugalapparat wieder in Gang zu bringen, entschloß
                              									man sich ihn auseinander zu nehmen, und war nicht wenig erstaunt, beim Herausziehen
                              									der verticalen Achse aus der Oelbüchse zu sehen, daß das untere abgerundete Ende der
                              									Achse der harten Stahlplatte (Pfanne) anhieng, auf welcher es sonst aufsteht und
                              									sich umdreht.
                           Diese zwei Stücke waren auf einer Fläche von einem Zoll Durchmesser vollkommen
                              									zusammengeschweißt; ein beiläufig eine halbe Linie dicker Wulst geschmolzenen
                              									Metalls umgab den Zapfen. Letzterer schien in die Stahlplatte (Pfanne) eingedrungen
                              									zu seyn. Die Feile griff den Wulst nicht an, welcher wie das Uebrige die Härte des
                              									gehärteten Stahls hatte. Man versuchte nun die Stücke mittelst des Hammers und dann
                              									mittelst des Schrotmeißels zu trennen, was aber nicht gelang, daher man sich
                              									entschloß die Achse auf die Drehbank zu bringen, wo man die Stahlplatte (Pfanne)
                              									sorgfältig in Form von Spänen beseitigte. Dabei beobachtete man, daß diese zwei
                              									Stücke regelmäßig bis zum Mittelpunkt zusammengeschweißt waren.
                           Diese sehr merkwürdige Thatsache — daß der Gußstahl der Pfanne und der
                              									geschmiedete Stahl der verticalen Achse innerhalb eines Bades von 4 Liter Oel
                              									zusammenschweißten — läßt sich nur durch den sphäroidischen Zustand erklären, welchen das Oel in Folge der Ueberhitzung
                              									beider Stücke annehmen mußte. Es konnte sich daher am Berührungspunkt der Achse und
                              									der Pfanne in dem Augenblick wo die Rotation begann, keine hinreichend dicke
                              									Oelschicht befinden um die directe Reibung der Metalle und folglich die Erhitzung
                              									derselben zu verhindern; das Oel, welches schon durch die Centrifugalkraft die
                              									Oberflächen zu verlassen strebte, welche es schmieren sollte, entfernte sich also
                              									von denselben, indem es die sphäroidische Gestalt annahm, worauf der Zapfen und die
                              									Pfanne im Vacuum oder vielmehr in einer gasförmigen Atmosphäre auf einander wirken
                              									konnten. Es entwickelte sich nun eine intensive Hitze, durch welche sie endlich
                              									teigartig werden mußten. Nachdem das Ende des Zapfens erweicht war, vergrößerte sich
                              									der Durchmesser seiner Berührungsfläche, die Geschwindigkeit des Apparats nahm ab,
                              									und darauf trat eine Temperatur-Erniedrigung ein, so daß das Schweißen augenblicklich erfolgte; da sich nun der an
                              									die Pfanne geschweißte Zapfen in der Oelbüchse nicht mehr umdrehen konnte, so kam
                              									der Apparat zum Stillstehen; und nachdem die Erkaltung so weit vorgeschritten war,
                              									daß das Oel zurückkehren konnte, härtete es die Stahltheile wieder, welche sich
                              									erhitzt hatten, sowie diejenigen, welche zum Schmelzen gekommen waren.