| Titel: | Ueber das Project der galvanischen Uhren zu Berlin; von Dr. August Kramer. | 
| Autor: | August Kramer | 
| Fundstelle: | Band 121, Jahrgang 1851, Nr. XXIX., S. 112 | 
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                        XXIX.
                        Ueber das Project der galvanischen Uhren zu
                           									Berlin; von Dr. August Kramer.
                        Kramer, über das Project galvanischer Uhren zu Berlin.
                        
                     
                        
                           Die Einführung der galvanischen Uhren, welche in der Stadt vertheilt und durch eine
                              									unterirdische Drahtleitung miteinander in Verbindung gesetzt werden, hat bekanntlich
                              									den Zweck, jedem Theilnehmer gegen Bezahlung eines Eintrittsgeldes und eines mäßigen
                              									laufenden Beitrags von Minute zu Minute genau diejenige Zeit anzugeben, welche eine
                              									auf dem Ausgangspunkte der galvanischen Kraft aufgestellte Normaluhr anzeigt. Es
                              									braucht wohl nicht besonders hervorgehoben zu werden, wie wichtig und höchst
                              									wünschenswerth für eine Stadt von größerer Ausdehnung und von lebhaftem Verkehre
                              									eine solche Einrichtung seyn muß, vorausgesetzt, daß die Leiter des Unternehmens den
                              										 Gang der
                              									Thurm- und Eisenbahnuhren mit ihrer untadelhaften Normaluhr gewissenhaft im
                              									Einklänge erhalten. Die Ueberzeugung von der Nützlichkeit hat auch bereits in
                              									Leipzig eine solche Einrichtung ins Leben gerufen. Dort ist der Leitungsdraht nicht
                              									unterirdisch, sondern an den Häusern entlang geführt, um später in die Wände
                              									eingelassen und gehörig sicher gestellt zu werden. Letzteres ist darum unerläßlich,
                              									damit der Draht nicht so leicht durch Zufall, Fahrlässigkeit oder bösen Willen
                              									zerstört und dadurch sämmtliche galvanische Uhren zum Stillestehen gebracht werden
                              									können. Ebenso bedürfen auch die Leitungen, welche in die Häuser hinein nach den
                              									einzelnen galvanischen Uhren hinführen, des sorgfältigsten Schutzes, denn auch hier
                              									ist es einem Muthwilligen ein Leichtes, durch Zertrennen des Drahtes wenigstens für
                              									den Zeitraum einer Nacht alle galvanischen Uhren der Stadt anzuhalten.
                           Auch hier bei uns geht man jetzt damit um, galvanische Uhren einzurichten. Nur der
                              									letztgenannte Uebelstand der leichten Zerstörbarkeit innerhalb der Wohnungen scheint
                              									noch den einzigen Stein des Anstoßes zu bilden. Was ist natürlicher, als daß man auf
                              									Mittel und Wege sinnt, ihn zu beseitigen! Sollte es denn, fragt man, gar nicht
                              									möglich seyn, eine solche Verbindung unter den einzelnen galvanischen Uhren
                              									herzustellen, daß die Zerstörung des nach einer derselben führenden
                              									Zuleitungsdrahtes nur eben diese eine beträfe, die übrigen aber in ihrem
                              									regelmäßigen Fortgange nicht weiter störte? — etwa wie die Verstopfung einer
                              									von der Hauptgasleitung nach einem Hause führenden Röhre nur diesem einen Hause und
                              									keinem der übrigen den Gasstrom abschneidet. Es wäre ein Leichtes, derartiges
                              									auszuführen, wenn der galvanische Strom, bezüglich seiner Fortpflanzung in einem
                              									metallischen Leiter und seiner Verzweigung im Ableitungsdrahte, keine anderen
                              									Gesetze befolgte, als eine durch Druck zum Ausströmen gezwungene Gasmenge. Man
                              									brauchte ja nur auf dem Ausgangspunkte eine galvanische Batterie aufzustellen, den
                              									einen Pol derselben mit der Erde in gut leitende Verbindung zu setzen und von dem
                              									anderen Pole aus einen sorgfältig isolirten Leitungsdraht durch alle Straßen zu
                              									führen und an verschiedenen Punkten isolirte Drähte nach den einzelnen galvanischen
                              									Uhren abzuzweigen, endlich die auf der anderen Seite der Uhren wieder
                              									hervorkommenden Enden mit der Erde in gut leitende Verbindung zu setzen, zu deren
                              									Erlangung man sich (ohne Platten einzugraben) der Gasleitungsröhren bedienen könnte,
                              									wo solche in der Nähe sind. Nunmehr wird der durch die galvanische Batterie erzeugte
                              									Strom allerdings sich nach den einzelnen Uhren hin verzweigen, und es stünde somit
                              									der wirklichen Ausführung gar nichts im Wege, wenn die durch die Zweigdrähte  abfließenden
                              									Stromtheile — eine große Anzahl Uhren vorausgesetzt — auch nur
                              									annähernd einander gleich gemacht werden könnten. Beschränken wir aber auch die
                              									Menge der Uhren auf die bescheidene Anzahl weniger Hunderte, und nehmen wir an, daß
                              									jede von der nächstfolgenden etwa um 400 Fuß, d. i. 160 Schritte entfernt
                              									aufgestellt ist, was gewiß von der Wahrheit im Allgemeinen nicht bedeutend abweichen
                              									wird, machen wir endlich die für die Möglichkeit der Ausführung äußerst günstige
                              									Voraussetzung, daß der auf einen Elektromagneten aufgewickelte Multiplicatordraht
                              									dem galvanischen Strome einen 600mal so großen Widerstand entgegensetze, wie ein 400
                              									Fuß langes Stück des isolirten Hauptdrahtes (d. h. daß ein Elektromagnet einen
                              									Leitungswiderstand von 10 Meilen eines eine Linie dicken
                              									Kupferdrahtes besitze), so wird dennoch durch die der galvanischen Batterie am
                              									nächsten befindliche Abzweigung sogleich der fünfundzwanzigste Theil des
                              									galvanischen Stromes abfließen und nur 24/25 werden in dem Hauptdrahte weiter
                              									fließen, um die übrige große Anzahl Uhren in Bewegung zu setzen. Dieß ließe sich
                              									noch ertragen, wenn nur nicht die nächstfolgende, zweite Uhr sich abermals 1/25 des
                              									schon geschwächten Stromes aneignete, und nunmehr nur noch 576/625, d. i. etwas
                              									mehr, als 5/6 in dem Hauptdrahte zurückblieben, welcher Vorgang sich bei jeder
                              									folgenden Uhr erneuert. Der Beweis ist in Folgendem enthalten.
                           α β sey eine galvanische Batterie, der eine Pol α stehe mit der
                              									Erde in leitender Verbindung, von dem andern Pole β gehe ein isolirter
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 121, S. 113
                              
                           
                           Leitungsdraht bis Z. Es seyen in
                              									den Punkten A, B, C .... X, Y,
                                 										Z isolirte Ableitungsdrähte A a′, B b′, C c′
                              									.... X x′, Y
                                 									y′, Z z′ abgezweigt, deren andere
                              									Enden a′, b′,
                              										c′ .... x′, y′, z′ mit der Erde in Verbindung stehen. Da nun der Leitungswiderstand
                              									der Erde selbst gleich 0 ist, so ist die Sache so anzusehen, als liefen die Enden
                              										a′, b′,
                              										c′ .... x′, y′, z′ alle mit α′ in einen einzigen Punkt zusammen. In
                              									jedem der Ableitungsdrähte befinde sich bei a, b, c ....
                              										x, y, z ein Elektromagnet mit dem
                              									Leitungswiderstande m; die Entfernungen δ der
                              									Ableitungsstellen A, B, C .... von einander seyen
                              									einander gleich und zwar jede = 1.
                           Angenommen nun, es komme ein galvanischer Strom von V her
                              									nach W an, so wird er, da in dem Punkte W sich ihm zwei Wege W
                                 									w′ und W X darbieten, sich in zwei Theile
                              									spalten, deren Stärke abhängig ist von den Leitungswiderständen, welche er auf dem
                              									einen und auf dem anderen Wege antrifft. Der eine Leitungswiderstand W w′ ist bekannt, nämlich gleich dem des
                              									eingeschalteten Elektromagneten = m; der des zweiten
                              									Weges aber läßt sich nicht so einfach angeben, kann vielmehr der vielen noch
                              									folgenden Abzweigungen wegen nur durch eine zusammengesetzte Berechnung ermittelt
                              									werden. Nennen wir ihn W′.
                           Gehen wir nun zu der nächst vorhergehenden Ableitungsstelle V in der Distanz δ und nennen den Widerstand des abgezweigten
                              									Stroms wiederum m, den des im Strombette verbleibenden
                              										V′, so ist offenbar
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 121, S. 114
                              
                           und da der Einfachheit wegen die Distanzen δ einander
                              									gleich, und zwar jede gleich 1 angenommen werden, so erhält man:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 121, S. 114
                              
                           Nun ist es aber etwas bequemer, nicht V′, W′ .... selbst, sondern die Verhältnisse m/V′, m/W′ .... in Rechnung
                              									zu bringen, daher bilden wir die Gleichung:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 121, S. 114
                              
                           Da dasselbe Gesetz Gültigkeit besitzt in Bezug auf je zwei benachbarte
                              									Ableitungsstellen, und da namentlich der Widerstand Y′ an der 
                              									allerletzten Ableitungsstelle Y offenbar = 1 + m, oder der Gleichförmigkeit wegen = 1 + m/1 ist, so ergibt sich, daß wir es mit den
                              									Näherungswerthen des endlosen Kettenbruches
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 121, S. 115
                              
                           zu thun haben werden. Hat man nämlich das Verhältniß m/W′ bereits
                              									ermittelt, so erhält man das entsprechende m/V′ der nächst vorhergehenden Ableitungsstelle
                              									dadurch, daß man von dem Werthe m/W′, welcher selbst ein Näherungswerth jenes Kettenbruches ist,
                              									ausgehend den zweitfolgenden Näherungswerth berechnet.
                           Ist nun irgend ein Näherungswerth jenes Kettenbruches = p/q, dann ist der nächstfolgende (nicht der
                              									zweitfolgende) offenbar Textabbildung Bd. 121, S. 115
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 121, S. 115
                              
                           Verfährt man mit dem eben gewonnenen Werthe in gleicher Weise, so erhält man Textabbildung Bd. 121, S. 115 als zweitfolgenden Näherungswerth.
                           Mit Hülfe dieser Formel ist man im Stande, die auf einander folgenden Größen m/Y′, m/X′, m/W′, .... welche wir
                              									der Reihe nach mit [1], [2], [3] .... bezeichnen wollen, eine nach der anderen zu
                              									berechnen. Allein es ist ein unerquickliches Geschäft, eine derartige Rechnung
                              									numerisch nur einigermaßen weit fortzuführen. Auch kann uns an der Kenntniß jeder
                              									einzelnen dieser Größen wenig gelegen seyn, vielmehr wünschen wir zu erfahren,
                              									welchen Gang die Werthe [1], [2], [3] im Allgemeinen befolgen. Dieser Wunsch ist
                              									leicht erfüllt, wenn es gelingt, durch eine einfache Rechnung aus [λ] und
                              									[μ] den Werth von [λ + μ] auf einmal zu finden, ohne uns auf
                              									die dazwischen liegenden [λ + 1], [λ + 2], .... weiter einzulassen. Zu
                              									dem Ende beantworten 
                              									wir zunächst die Frage, wie sich der Werth z/n eines Näherungswerthes obigen Kettenbruches ändert,
                              									wenn man an den allerletzten Partialnenner 1 noch das eine Glied x/1 anhängt. Heißt der dem z/n zunächst vorhergehende Näherungswerth z′/n′, so ist
                              									nach Obigem
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 121, S. 116
                              
                           zwei unmittelbar aufeinanderfolgende Näherungswerthe.
                           Jetzt erinnere man sich des Verfahrens, aus zwei unmittelbar aufeinanderfolgenden
                              									Näherungswerthen p/q und r/s des ganz allgemeinen
                              									Kettenbruches
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 121, S. 116
                              
                           den nunmehrigen nächsten mit Hülfe des neu hinzutretenden
                              									Partialbruches f/φ zu berechnen. Dieser ist
                              									nämlich:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 121, S. 116
                              
                           Für unseren Fall ist:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 121, S. 116
                              
                           derjenige Werth, in welchen z/n übergeht, wenn man noch das eine  Glied + x/1 hinzufügt, oder wenn man für z/n das einfache Zeichen [λ], für x aber [µ] setzt,
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 121, S. 117
                              
                           Wenden wir uns nun zur wirklichen Berechnung einiger Näherungswerthe, indem wir die
                              									Annahme machen, ein Ableitungswiderstand m sey gleich
                              									dem 600fachen der Distanz zweier benachbarter Ableitungsstellen, d. h. für m = 600. Wir bedienen uns für den Anfang obiger Formel:
                              										Textabbildung Bd. 121, S. 117
                           [1] = 600/601
                           [2] = 720600/361801
                           [3] = 649440600/218163001, abgekürzt 216480/72721
                           [4] = 173520600/43921801
                           [5] = 130465440600/26570523001 = 4,91015.
                           Jetzt kann schon das bisherige Rechnungsverfahren verlassen werden. Wenden wir uns zu
                              									der Formel:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 121, S. 117
                              
                           und setzen [λ] = [µ] = [5], so ergibt sich
                           [10] = 9,402. Nimmt man nun [λ] = [µ] = [10], so
                              									erhält man
                           [20] = 16,261. Ebenso
                           [40] = 22,268,
                           [80] = 23,931. Nimmt man jetzt [λ] = [80] und [µ]
                              									= [20], so ergibt sich:
                           [100] = 23,9865.
                           Von nun an ist es überhaupt nicht nöthig, noch weiter zu rechnen, denn die nun
                              									folgenden Werthe [101], [102]..... sind von einander so wenig verschieden, daß sie
                              									für die Anwendung als völlig gleich angesehen werden können. Nimmt man nämlich den
                              									Kettenbruch in der That als unendlich an und setzt seinen unbekannten Werth = x, so ist offenbar
                           
                           x = m/1 +
                              										x, also
                           x2
                              									+ x - m = 0, woraus
                              									folgt:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 121, S. 118
                              
                           Für m = 600 ist aber diese Größe genau = 24. Wir mögen
                              									also obigen Kettenbruch so weit verlängern als wir wollen, niemals werden wir den
                              									Werth 24 erreichen.
                           Demnach verhält sich in nicht zu großer Nähe am Ende Z
                              									des Hauptdrahtes A Z der Leitungswiderstand m eines Elektromagneten zu dem hinter seiner
                              									Ableitungsstelle noch weiter folgenden Gesammtwiderstande äußerst nahe wie 24 : 1,
                              									und fließt folglich durch jede Ableitung 1/25 des im Hauptdrahte noch vorhandenen
                              									Stromes ab.
                           Selbst unter den oben gemachten günstigen Voraussetzungen erleidet der Strom durch
                              									die Abzugscanäle gar bald eine empfindliche Schwächung, so daß er schon bei der
                              									17ten Abzweigung nur noch die Hälfte, und bei der 27sten nur noch ein Drittheil
                              									seiner ursprünglichen Kraft besitzt. Und dieses Drittheil soll noch einige Hundert
                              									folgende Uhren in Betrieb setzen! Es ist nämlich:
                           (24/25)x = ½, (24/25)y = ⅓,
                           x . log
                              									0,96 = - log 2, y . log 0,96 = - log 3
                           x = 0,301/0,018, y = 0,477/0,018,
                           x = nahe 17, y = nahe 27.
                           Somit leuchtet es ein, daß es für die Ausführung unmöglich ist, viele Uhren durch
                              									eine und dieselbe galvanische Kette in der vorgeschlagenen Weise in Bewegung zu
                              									setzen. Denn es ist wohl unausführbar, den Uhren eine solche Einrichtung zu geben,
                              									daß die von der Batterie am weitesten entfernten mit einem kleinen Bruchtheile
                              									derjenigen Kraft einen sicheren Gang erlangten, welche die näheren in Bewegung
                              									setzt. Es können vielmehr in der Anwendung die Werke nur einander ähnlich und so
                              									ausgeführt werden, daß die einzelnen zum sicheren Gehen eine nicht zu ungleiche
                              									Kraft verlangen.
                           Ja, wenn nur die Stromstärke nicht so reißend schnell abnähme, dann könnte man
                              									vermittelst eines zweiten isolirten Leitungsdrahtes und einer zweiten mit ihren
                              									Polen in gehöriger Weise eingeschalteten, ebenfalls auf dem Ausgangspunkte
                              									aufgestellten Batterie den am äußersten Ende befindlichen Elektromagneten kräftig, den in der Mitte liegenden  wenigstens einigermaßen von dem andern Ende des Hauptdrahtes her zu
                              									Hülfe kommen.
                           Da nun also nach den Gesetzen der Stromverzweigung den näheren Uhren bei weitem der
                              									größte Theil der durch die Batterie erzeugten Kraft zuströmt, den weit entfernten
                              									aber fast gar nichts, so liegt der Gedanke nahe, dem Abfließen des Stromes durch die
                              									in der Nähe der Batterie befindlichen Ableitungen vermittelst Einschaltung von
                              									Leitungswiderständen aus Neusilberdraht ein größeres Hinderniß in den Weg zu legen,
                              									damit — unter der Voraussetzung, daß etwa 1000 Uhren in Gang gesetzt werden
                              									sollen — in der That nur 1/1000 des Stromes der nächsten Uhr zuströme,
                              									dagegen anderweite 999/1000 in dem allgemeinen Strombette ihren Weg weiter
                              									fortsetzen. Von dem so verringerten Strome soll abermals 1/999 durch die zweite
                              									Ableitung abfließen, damit die übrigen 998/999 den noch übrigen 998 Uhren zu gute
                              									kommen u. s. w. Vielleicht gewährt diese Methode den Vortheil, welchen wir durch die
                              									vorhin betrachtete vergeblich zu erlangen suchten. Sind die Uhren abermals um
                              									400′ von einander entfernt aufgestellt, ihre Anzahl 1000, und die
                              									Leitungswiderstände der Elektromagnete selbst einander annähernd gleich (auf das
                              									gegenseitige Größenverhältniß jener Länge von 400′ und des
                              									Leitungswiderstandes eines Elektromagneten kommt bei der jetzigen Frage nichts an),
                              									so ergibt die Rechnung, daß in den Ableitungsdraht der ersten Uhr noch ein
                              									künstlicher Leitungswiderstand eingeschaltet werden müsse, welcher sich auf die
                              									ungeheure Höhe von 8325 Meilen beläuft, bei der zweiten 8308–8309 Meilen u.
                              									s. w.
                           Fragen wir nämlich darnach, wie groß die Widerstände der Ableitungen A a′, B b′....
                              									seyn müssen, wenn durch jede derselben ein gleiches Stromquantum abfließen sollte,
                              									so ergibt sich folgendes: Wenn auf die Ableitung bei W
                              									noch deren n - 1 folgen, dann muß offenbar der Leitungswiderstand W w′, den wir in diesem Falle mit ω
                              									bezeichnen wollen — damit von dem von V
                              									herkommenden Strome in der That nur 1/n abfließe,
                              									dagegen n - 1/n im
                              									Strombette verbleiben — so beschaffen seyn, daß die Gleichung gilt:
                           ω : W′ = n - 1
                              									: 1 und bei der vorherigen Ableitungsstelle ebenso
                           v : V = n : 1.
                           Nun ist aber Textabbildung Bd. 121, S. 119 folglich
                           
                           Textabbildung Bd. 121, S. 120 und da W′ = 1/n
                              									w, so ergibt die Substitution
                           v = w + n
                              									δ,
                           d. h. der Leitungswiderstand des Textabbildung Bd. 121, S. 120sten Ableitungsdrahtes muß gleich seyn dem des nten, vermehrt um den der nfachen Entfernung
                              									beider. Nehmen wir alle diese Distanzen δ wieder einander gleich, und nennen
                              									wir den Widerstand der letzten Ableitung z, der
                              									vorletzten y, der drittletzten x u. s. w., so ist:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 121, S. 120
                              
                           Demnach, wenn der Ableitungen 1000 sind
                           a = z +
                              									δ + 2 δ + 3 δ + ..... + 999 δ
                           = z + 1000 × 999/2 δ =
                              										z + 499500 δ.
                           Ist nun der Leitungswiderstand des innerhalb der nächsten Ableitung A a′ befindlichen Elektromagneten nahe gleich dem
                              									dessen in Z z′ so muß noch ein künstlicher
                              									Leitungswiderstand = 499500 δ überdieß in A
                                 									a′ eingeschaltet werden. Diese Größe beträgt für δ = 1/60 Meile
                              									(400′)
                           8325 Meilen.
                           Dieß ist schon der Kosten wegen unausführbar; auch dürfte es dann schwerlich
                              									gelingen, mit weniger als 8000 Daniell'schen Elementen
                              									die 1000 Uhren in Bewegung zu setzen.
                           Ja selbst, wenn man die Anzahl der Uhren nur gleich 100 annimmt, ergibt sich immer
                              									noch als beizufügender Widerstand bei den nächstgelegenen 82½ Meile, was sich
                              									allenfalls noch mittelst einer Rolle ganz feinen Neusilberdrahtes (Gesammtlänge etwa
                              									1500 Fuß) erreichen ließe.
                           Denn, sind nur 100 Ableitungen vorhanden, so hat man δ + 2 δ + 3
                              									δ + ..... 99 δ = 100 × 99/2 δ = 4950 δ, und wenn
                              									δ = 1/60 Meile, so ist jene Größe gleich 82½ Meile.
                           
                           Ganz anders würde sich die Sache gestalten, wenn man von jeder einzelnen Uhr einen
                              									besonderen isolirten Leitungsdraht nach dem Ausgangspunkte führte, wenn dadurch
                              									nicht die Anlagekosten ins Unerhörte wüchsen. Unter dieser Voraussetzung würde sich
                              									auch die Menge der zum Betriebe selbst von 1000 Uhren erforderlichen galvanischen
                              									Elemente auf eine geringe Anzahl (2 bis 3) zurückführen lassen, wenn man nur ihre
                              									Oberflächen entsprechend groß wählte.
                           Die Ergebnisse der vorstehenden Betrachtungen sind somit nicht günstig ausgefallen,
                              									und es bleibt daher wohl nichts weiter übrig, als die alte gute Leipziger Methode im
                              									Wesentlichen beizubehalten, namentlich, da es sich auf die sogleich anzugebende
                              									Weise erreichen läßt, daß die Zerstörung der Drahtleitung innerhalb einer Wohnung
                              									nur einen kleinen Theil der Uhren außer Thätigkeit seht.
                           Man führe von dem in der Mitte der Stadt belegenen Ausgangspunkte 40 isolirte Drähte,
                              									wie die Radien eines Kreises nach den verschiedenen Stadttheilen und schließe in
                              									jeden derselben etwa 100 galvanische Uhren ein. Die Leitungswiderstände der
                              									einzelnen Strahlen, incl. der in dieselben
                              									eingeschalteten Elektromagnete, erhalte man so lange die Anlage dauert durch
                              									Einschaltungen auf dem Ausgangspunkte einigermaßen in Gleichheit. Man vereinige
                              									diese 40 Drähte auf dem Ausgangspunkte in einen einzigen, welcher mit dem einen Pole
                              									einer Batterie in Verbindung zu setzen ist, dagegen die entfernten Enden jener 40
                              									Ausläufer mit der Erde in Verbindung stehen. Der noch freie andere Pol der
                              									galvanischen Kette wird durch die Contactuhr alle Minuten einen Moment ebenfalls mit
                              									der Erde verbunden. Eine Daniell'sche Batterie von 100
                              									bis 120 Elementen, deren jedes eine einseitige Oberfläche von 1 bis 2 Quadratf.
                              									besitzt, wird hinreichen, sämmtliche 4000 Uhren zu bewegen.
                           Wird nunmehr ein Draht zerstört, so werden nur die 100 in diesem Radius befindlichen
                              									Uhren außer Thätigkeit gesetzt, während die übrigen 3900 regelmäßig weiter
                              									gehen.