| Titel: | Leichte Unterscheidung ächter und unächter Vergoldung, nach Altmütter; von Dr. Bernheim. | 
| Fundstelle: | Band 121, Jahrgang 1851, Nr. XXXI., S. 125 | 
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                        XXXI.
                        Leichte Unterscheidung ächter und unächter
                           								Vergoldung, nach Altmütter; von Dr. Bernheim.
                        Aus der deutschen Gewerbezeitung, 1851, S.
                              								20.
                        Bernheim, über leichte unterscheidung ächter und unächter
                           								Vergoldung.
                        
                     
                        
                           Das unächte Goldpapier kommt — namentlich von Paris, aber auch von deutschen
                              									Fabriken — so ausgezeichnet schön vor, daß es auch  geübten Augen schwer fällt, es
                              									bestimmt und schnell zu erkennen. Manche Papiere übertreffen sogar im äußeren
                              									Ansehen geringere Sorten des ächten Goldpapiers, sich nur
                              									durch etwas röthere Farbe auszeichnend, was jedoch um so weniger ein sicheres
                              									Merkmal abgibt, als bekanntlich ächtes wie unächtes Blattgold in verschiedenen
                              									Farbenabstufungen, dunkel-, hell-, und röthlichgelb, selbst grünlich
                              									vorkommt.
                           Die gewöhnliche Probe auf Gold, nämlich das Bestreichen mit Salpeter- oder
                              									Salzsäure, von welchen bekanntlich nur die Mischung beider — das sogenannte
                              									Königswasser — das Gold angreift oder auflöst, nicht aber jede einzeln,
                              									genügt keineswegs und kann leicht einen minder geübten Beobachter täuschen. Die
                              									äußerst dünne Blattgoldlage bei allen dergleichen Papieren bildet nämlich keine
                              									vollständig zusammenhängende FlächeDaß dem so sey, davon kann man sich leicht überzeugen, wenn man zwischen zwei
                                    											Glasplatten ein Blatt geschlagenes Gold legt. Sieht man darauf, so erscheint das Metall in seiner
                                    											eigenthümlichen gelben Farbe; sieht man aber durch, so zeigt sich das Gold grün und die Ursache dieser
                                    											verschiedenen Farbe liegt bloß in dem Durchgange der Lichtstrahlen durch die
                                    											sehr feinen Riffe oder Poren des Metallblattes. und die
                              									angewendete Säure wirkt daher auf den Untergrund — die Assiette — löst
                              									diesen auf, und macht den Versuch dadurch leicht zweifelhaft. Eine verläßliche und
                              									leicht auszuführende Unterscheidung muß daher denjenigen, welche viel Goldpapier
                              									verarbeiten, um so erwünschter seyn, als die Verschiedenheit von ächtem und unächtem
                              									Goldpapier eine bedeutende ist, und überdieß die unächte Vergoldung sich nicht lange
                              									hält. Eine solche wurde schon vor längerer Zeit von Altmütter empfohlenPolytechn. Journal Bd. LXXXIX S. 79. und verdient
                              									wegen ihrer Sicherheit alle Beachtung. Sie gründet sich auf das Verhalten des metallischen Quecksilbers gegen ächtes, und des salpetersauren
                                 										Quecksilberoxyduls gegen unächtes Gold. Reibt
                              									man nämlich auf die zu untersuchende (ihres Firnißüberzuges zuvor beraubte)
                              									vergoldete Fläche ein wenig Quecksilber mit dem Finger ein (oder bei Anstellung
                              									mehrerer Proben, mittelst eines ledernen Handschuhes, um die schädliche Berührung
                              									des Quecksilbers mit der Haut zu vermeiden), so entsteht bei ächter Vergoldung ein weißer silberähnlicher
                                 										Fleck; erfolgt aber außer etwaigem Verlust des hellen Glanzes sonst keine
                              									weitere Veränderung, so ist die Belegung unächt. Der
                              									Grund dieser Erscheinung liegt in der leichten und schnellen Verbindbarkeit —
                              									Amalgamation — des Goldes mit dem Quecksilber, während Tomback und andere  ähnliche kupferhaltige
                              									Legirungen sich unmittelbar gar nicht, und überhaupt nur schwer mit dem Quecksilber
                              									verbinden.
                           Als Gegenprobe kann man nun eine Auflösung von
                              									salpetersaurem Quecksilberoxydul (leicht darstellbar, indem man etwas Quecksilber
                              									mit sogenanntem doppelten Scheidewasser übergießt, einige Tage, ohne Anwendung von
                              									Wärme, sich selber überläßt und die klare Flüssigkeit von dem weißen Bodensatze
                              									abgießt) anwenden, welches gerade die entgegengesetzten Erscheinungen hervorruft.
                              									Dieses bewirkt nämlich auf wahrer Vergoldung keine
                              									Veränderung, erzeugt aber auf falscher, sogar durch Striche mit einer neu
                              									geschnittenen Feder, augenblicklich eine weiße silberähnliche nach einiger Zeit das metallische Ansehen einbüßende und
                              									dunkel werdende Färbung, weil das Quecksilber durch das Kupfer und Zink der Legirung
                              									aus der Salzsolution metallisch ausgeschieden wird.
                           Auch auf andere vergoldete Flächen ist diese Probe anwendbar. So ist sie z. B. zur
                              									Untersuchung von Folien weit sicherer als jede andere, besonders von feineren,
                              									welche mit einem äußerst dünnen Goldüberzuge wirklich versehen sind. Dieser schützt
                              									bei Anwendung von Scheidewasser nicht das vielleicht unterliegende Kupfer, sondern
                              									es wird unter Entstehung von Bläschen sogleich aufgelöst, so daß man die völlige
                              									Abwesenheit von Gold und bloß einen Firniß, der die Goldfarbe gibt, vermuthen muß;
                              									die geringste Menge Quecksilber aber darauf eingerieben, erzeugt sogleich, auch bei
                              									der schwächsten Vergoldung, den weißen Fleck. Bei gefirnißten Messing- oder
                              									Tombackwaaren, bei Spiegelrahmen u. dgl. muß übrigens vor Anwendung der
                              									Quecksilberlösung, der Firniß durch Benetzen mit Weingeist, Aether oder Terpenthinöl
                              									entfernt werden.