| Titel: | Verfahren goldplattirten Draht herzustellen und von vergoldeten oder goldplattirten Gegenständen das Gold abzusprengen; von Anton Wimmer. | 
| Fundstelle: | Band 121, Jahrgang 1851, Nr. XXXII., S. 127 | 
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                        XXXII.
                        Verfahren goldplattirten Draht herzustellen und
                           								von vergoldeten oder goldplattirten Gegenständen das Gold abzusprengen; von Anton Wimmer.
                        Aus dem Kunst- und Gewerbeblatt für Bayern,
                              									1851, S. 271.
                        Wimmer's Verfahren goldplattirten Draht herzustellen und von
                           								vergoldeten Gegenständen das Gold abzusprengen.
                        
                     
                        
                           Bekanntlich werden jetzt Uhrketten von vergoldetem Draht als beliebte
                              									Schmuckgegenstände häufig getragen. Zu diesen Uhrketten eignet  sich goldplattirter Draht
                              									deßwegen am besten, weil die hieraus verfertigten Gegenstände unter allen auf andere
                              									Weise vergoldeten am wenigsten sich abnutzen, indem zu jeder anderweitigen
                              									Vergoldung nur Feingold oder sehr wenig legirtes Gold sich eignet, während man beim
                              									Plattiren auch geringere Legirungen benutzen kann, und das Gold wegen seiner
                              									Weichheit sich bekanntlich um so stärker abnutzt, je reiner es ist. Ein
                              									erschwerender Umstand des Plattirens liegt aber darin, daß Kupfer oder damit
                              									legirtes Silber sich mit Gold nicht plattiren lassen, und zwar deßwegen, weil bei
                              									der hierbei nothwendig stattfindenden Erhitzung das Kupfer sowohl für sich als auch
                              									in der Legirung mit Silber stets Sauerstoff anzieht und sich in schwarzes Oxyd
                              									verwandelt (was wir ja bei jedem ins Feuer gebrachten silbernen Geldstück sehen),
                              									und durch diese, wenn auch noch so feine Oxydschicht eine Vereinigung des Goldes mit
                              									dem Kupfer oder dem legirten Silber stets vereitelt werden muß. Aus dem angeführten
                              									Grunde kann man hierzu nur Feinsilber oder sehr gut versilbertes Kupfer anwenden und
                              									verfährt beim Plattiren desselben mit Gold auf folgende Weise:
                           Man gießt sich ein beliebig dickes rundes Stängelchen aus Feinsilber oder nimmt einen
                              									sehr gut versilberten Kupferdraht, macht letzteren oder das Silberstängelchen
                              									rothglühend, bringt es dann in einer geeigneten Form in aufrechte Stellung, und
                              									gießt sodann die während der Zeit zum Schmelzen gebrachte Goldlegirung um das
                              									Silberstängelchen oder den versilberten Kupferdraht, wodurch man einen
                              									gleichförmigen und festangeschmolzenen Ueberzug von legirtem Golde erzeugt, und
                              									wobei es sich von selbst versteht, daß dieser Ueberzug um so dicker ausfallen wird,
                              									je breiter die innere Form im Verhältniß zum Stängelchen gewesen ist. Nach dem
                              									Erkalten wird das goldplattirte Stängelchen auf bekannte Weise in beliebig feinen
                              									Draht ausgezogen. Die daraus gefertigten Schmuckgegenstände haben alle Eigenschaften
                              									der zur Plattirung angewandten Goldlegirung und lassen sich nur durch ihr
                              									specifisches Gewicht und sorgfältige Prüfung von nicht plattirten Gegenständen
                              									derselben Goldlegirung unterscheiden.
                           Um von vergoldeten oder goldplattirten Gegenständen das Gold abzulösen
                              									(abzusprengen), bestreicht man die Goldoberfläche mit einem Brei von 2
                              									Gewichtstheilen Schwefel und 1 Theil Salmiak mit Essig, macht die Stücke
                              									rothglühend, und wirft sie in stark verdünnte Schwefelsäure.
                           Ich habe Gelegenheit gehabt, diese in mehreren Lehrbüchern angeführte Methode
                              									anzuwenden, indem ich angegangen wurde, von vergoldeten  Messingzierrathen das Gold zu
                              									trennen. Diese übrigens sehr empfehlenswerthe Methode der Goldabscheidung bietet
                              									aber zwei Mißstände dar, indem erstens der Brei zu wenig Adhäsion besitzt, um auch
                              									an den erhabenen Stellen der Vergoldung haften zu bleiben, wodurch ein oft mehrmals
                              									wiederholtes Bestreichen und Glühen der noch nicht abgesprengten Stellen nothwendig
                              									wird, andererseits wird man durch die beim Verbrennen des angewandten Schwefels
                              									erzeugte schweflige Säure auch bei gutziehendem Schornstein doch mehr oder weniger
                              									belästigt.
                           Um diesen Mißständen zu begegnen, verfuhr ich nun auf folgende Weise: ich bereitete
                              									eine gesättigte Auflösung von Salmiak in Essig (gleichviel ob die Lösung heiß oder
                              									kalt ist, da der Salmiak in heißem und kaltem Essig gleich auflöslich ist), und
                              									bestrich damit mittelst eines Pinsels die von der Vergoldung zu entblößenden
                              									Messingzierrathen, nachdem ich letztere so weit erhitzt hatte, daß der Essig auf dem
                              									Bleche rasch verdampfte, und so ein festhaftender und gleichförmiger Ueberzug von
                              									Salmiak auf den vergoldeten Stellen entstand. Den Zusatz von Schwefel ließ ich
                              									deßwegen weg, weil ich mich überzeugte, daß der bei weitem größte Theil des
                              									Schwefels nutzlos verbrannte und der übrige nur geringe Rest desselben erst dann
                              									feine chemische Wirksamkeit äußerte, nachdem der Salmiak durch die durch die Hitze
                              									erweiterten Poren des Goldes gedrungen und seine ätzende Eigenschaft auf das Kupfer
                              									und Zink des Messings bewiesen hatte. Die auf obige Weise gleichförmig mit Salmiak
                              									überzogenen Messingzierrathen erhitzte ich nunmehr bis zum dunklen Rothglühen und
                              									warf sie sodann in ganz kalte sehr verdünnte Schwefelsäure, worauf das Gold in
                              									feinen zusammenhängenden Blättchen absprang. Die dunkle Rothglühhitze habe ich
                              									deßwegen empfohlen, weil ich mich überzeugte, daß bei höherer Temperatur das
                              									gebildete Kupfer- und Zinkoxyd von dem Salmiak aufgelöst wird, wobei das Gold
                              									sich abermals mit dem Messing vereinigt und somit das Absprengen des Goldüberzuges
                              									unmöglich wird, während die sehr verdünnte Schwefelsäure dazu dient, eine große
                              									Portion der bei Anwendung der dunklen Rothglühhitze gebildeten Oxyde aufzulösen. Das
                              									abgesprengte Gold schmolz ich unter Zusatz von Salpeter und Borax zusammen, wobei
                              									die unedlen Metalle von dem Salpeter oxydirt, von dem Borax aber in borsaure Salze
                              									verwandelt wurden, während Gold in reinem Zustande zurückblieb.
                           Bei Befolgung des angegebenen Verfahrens wird man nicht nöthig haben, das Bestreichen
                              									und Glühen abermals zu wiederholen. Das  Verfahren des Absprengens gewährt vor allen andern
                              									Methoden den unendlichen Vortheil, daß an den oft sehr kunstreich geformten
                              									Gegenständen die einzelnen auch ganz feinen Figuren durchaus nicht Schaden
                              									leiden.