| Titel: | Elektromagnetische Maschine zu Schmelzversuchen, zur Beleuchtung und zur Erzeugung einer Triebkraft; von Floris Nollett in Brüssel. | 
| Fundstelle: | Band 121, Jahrgang 1851, Nr. XLVII., S. 198 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                        XLVII.
                        Elektromagnetische Maschine zu Schmelzversuchen,
                           								zur Beleuchtung und zur Erzeugung einer Triebkraft; von Floris Nollett in
                           									Brüssel.Für E. C.
                                    											Shepard in England patentirt am 24. April 1851.
                        Aus dem Mechanics' Magazine, 1851, Nr.
                              								1448.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									III.
                        Nollett's elektromagnetische Maschine zu Schmelzversuchen, zur
                           								Beleuchtung etc.
                        
                     
                        
                           A, B und A1, B1, Fig. 14, sind Theile von
                              									vier zusammengesetzten Magneten, deren jeder aus sieben bis neun Stäben von stark
                              									gehärtetem Gußstahl besteht, nicht weniger als 84 Centimeter (33 Zoll) lang, 5
                              									Centimeter (2 Zoll) breit und 8 Centimet. (3⅛ Zoll) dick, und mittelst
                              									Elektromagnetismus magnetisirt. Jeder Stab ist in zwei parallele Schenkel umgebogen,
                              									welche 4 bis 5 Centimetre (1⅝ bis 2 Zoll) von einander abstehen. Diese vier
                              									Magnete sind mittelst hölzerner oder messingener Platten und messingener
                              									Adjustirschrauben c, c in zwei Paaren angeordnet, und
                              									werden in dem nämlichen Abstande von einander gehalten, wie die Stäbe woraus der
                              									Magnet zusammengesetzt ist. Beide Magnetpaare sind in horizontaler Lage an die Basis
                              									des Gestells befestigt, und ihre entgegengesetzten Pole liegen in einem solchen
                              									Abstande einander gegenüber, daß die Enden von vier Spiralen während ihrer Rotation
                              									unmittelbar über und zwischen den Polen dieser Magnete und zwar möglichst nahe an
                              									denselben, ohne sie jedoch zu berühren, vorübergehen.
                           Die Stellungen der Magnete A1 und B1
                              									sind durch punktirte Linien angedeutet. C, C, C1, C1 sind die vier
                              									Spiralen, welche einen Theil eines Systems von acht bilden und durch die Armaturen
                              										D, D, D1, D1, Fig. 15, mit einander
                              									verbunden sind. Letztere sind kreuzweise angeordnet und an ihrer
                              									Durchkreuzungsstelle durch eine zwischengelegte Substanz von einander isolirt. Die
                              									Spiralen sind paarweise mit einander verbunden, indem je zwei an einer hölzernen
                              									Spindel sitzen; sämmtliche Spiralen stehen jedoch durch die Armaturen D, D und die Achse a mit
                              									einander in Verbindung. Sie bestehen aus zwei 1 Millimet. (4 2/5 Par. Linien) dicken
                              									und mit Seide oder Gutta-percha überzogenen Kupferdrähten, welche auf
                              									gewöhnliche Weise um eine 5 bis 6 Centimet. (2 Zoll) lange und 4 Centimeter
                              									(1½ Zoll) im Durchmesser haltende hohle Achse aus  weichem Eisen gewickelt sind.
                              									Die Länge jedes dieser Drähte sollte mindestens 150 Meter betragen. Die
                              									cylindrischen Höhlungen der Spiralen endigen sich in zwei 3 Centimet. (1 Zoll)
                              									breite Platten, welche gegen die Enden der Spiralen zurückgebogen sind. Die Enden
                              									dieser Platten sind rechtwinkelig bis zu einer Höhe von 5 bis 6 Millimet. (2 bis
                              									2½ Linien) aufwärts gebogen und werden hinreichend auseinandergehalten, um
                              									den Polen der Magnete zu gestatten, während ihrer Rotation frei und ohne Berührung
                              									vorüberzugehen.
                           Die horizontale Achse a ist auf zwei Stahlzapfen centrirt
                              									und geht durch die Mitte der Armaturen, an welche sie befestigt ist. Sie enthält
                              									zwei Paar elfenbeinene Scheiben oder Rollen E, E, E1, E1, in welche vier
                              									Kupfersegmente mittelst Gutta-percha eingekittet sind. Diese Kupfersegmente
                              									sind durch 1 Millimeter dicke Elfenbeinstreifen von einander getrennt, welche ein
                              									wenig hervorstehen, damit die Segmente nie zwei derselben auf einmal berühren
                              									können. Die metallischen Segmente communiciren mittelst Armen, welche in Form eines
                              									Kreuzes angeordnet sind; die Richtung der Diagonale der einen Scheibe correspondirt
                              									mit der Diagonale der andern des nämlichen Paares, wodurch sämmtlichen Strömungen
                              									einerlei Richtung gegeben wird.
                           Ueber eine Rolle F, deren Durchmesser ungefähr 3
                              									Centimeter (1 Zoll) beträgt, und über eine zweite 1½ Meter (4 Fuß 7 Zoll) im
                              									Durchmesser haltende Rolle, welche unmittelbar über der ersteren angeordnet ist, ist
                              									ein Gutta-percha-Riemen geschlagen. Diese Anordnung gestattet eine
                              									rotirende Bewegung von ungefähr 50 bis 100 Umdrehungen per Minute, die höchstens eine halbe Manneskraft erfordert. Dadurch
                              									entstehen zwei Paar primitive Ströme beständig nach einer Richtung und von einer
                              									Intensität, welche verschiedene physikalische Erscheinungen, z. B. das Glühendmachen
                              									und Schmelzen von Drähten, eine rasche chemische Zersetzung u. s. w. hervorzubringen
                              									im Stande sind. Anstatt jedoch diese Ströme auf die Pole der Schließungsdrähte ihrer
                              									Spiralen wirken zu lassen, leitet man sie in das eine oder das andere von zwei
                              									supplementären Systemen, nämlich in das System von Spiralen oder von
                              									Verdichtungsströmen.
                           Eine andere Anordnung des Systems der Spiralen besteht darin, daß man sämmtliche acht
                              									Spiralen an dem Ende eines ungefähr 1 Meter langen Hebels oder Pendels befestigt,
                              									welches, wie Fig.
                                 										16 zeigt, in einem Gestell gelagert ist und zwischen den Polen der
                              									horizontal angeordneten Magnete in verticaler Richtung oscillirt; eine ähnliche
                              									Anordnung befindet sich an dem andern Ende des Hebels. Acht Paar  Spiralen h, h, h1,
                              										h1 konnen auf
                              									diese Weise gleichzeitig in Wirksamkeit gesetzt werden, und diese Anzahl läßt sich
                              									verdoppeln, verdreifachen oder beliebig vervielfachen, wenn man die Arme des Hebels
                              									nur genügend verlängert, zu welchem Zweck die Hebel aus mehreren durch Gelenke oder
                              									Scharniere mit einander verbundenen Theilen bestehen könen. Ein Excentricum L, dessen Stange M mit einem
                              									der Arme B des Hebels N in
                              									geeignetem Abstande von dem Stützpunkt verbunden ist, pflanzt die Bewegung des
                              									Hebels fort und regulirt die Schwingungen desselben. Dieses Excentricum ist
                              									senkrecht über dem Hebel an einer Welle befestigt, welche mittelst zweier Rollen P, P1 und eines
                              									Riemens R in Bewegung gesetzt wird. Die kleinere Rolle
                              									befindet sich an der Excentricumwelle, und die größere, welche einen etwa 25mal so
                              									großen Durchmesser hat, wird mittelst einer Handhabe S
                              									in Bewegung gesetzt.
                           Bei einem andern in Fig. 17 und 18 angedeuteten System
                              									werden die Magnetstäbe in ihrer horizontalen Lage gehalten; die Spiralen h, h, h1, h1 liegen aber auf einem kleinen Wagen C, welcher auf Schienen R, R
                              									rollt und vermittelst einer hin- und hergehenden Bewegung abwechselnd an den
                              									Polen der Magnete vorübergeführt wird. Diese Bewegung wird durch zwei excentrische
                              									Scheiben hervorgebracht, welche an einer gemeinschaftlichen Achse neben einander,
                              									jedoch in diametral entgegengesetzter Richtung angebracht sind, damit zu beiden
                              									Seiten dieser Achse eine gleichmäßige Thätigkeit stattfinde. Jedes Excentricum setzt
                              									gleich viele Paare von Spiralen in Bewegung. Die verschiedenen Theile der Schienen
                              										R, R sind durch Elfenbeinplatten B, B von einander isolirt. Eine beliebige Anzahl solcher
                              									kleinen elektromagnetischen Wagen kann auf die nämlichen Schienen gestellt und durch
                              									den nämlichen Mechanismus in Bewegung gesetzt werden. Die Elfenbeinplatten B, B haben den Zweck, die Ströme zu unterbrechen; die
                              									Stäbe X, X vereinigen sie wieder, so daß sie alle nach
                              									gleicher Richtung gehen.
                           Die Maschine zur Erzeugung einer Triebkraft hat die Form einer atmosphärischen
                              									Dampfmaschine, ohne Speisungspumpe und Condensator; ihre Dimensionen richten sich
                              									nach der verlangten Kraft. Der Boden des Cylinders Fig. 19 ist mit einem
                              									nach außen sich öffnenden Ventil V versehen, durch
                              									welches ein wenig Dampf mit dem Condensationswasser austritt und in dem Momente, wo
                              									Sauerstoffgas mit dem Wasserstoffgas zu Wasserdampf sich verbinden, eine Rückwirkung
                              									hervorbringt. Dieses Ventil wird durch die Spiralfeder h
                              									gehoben erhalten. Dicht am Boden des Cylinders befindet sich eine dünne Röhre T mit einem Hals, an welchen eine Stopfbüchse S geschraubt ist. In dieser  befindet sich ein isolirender
                              									Ning, und durch diesen Ring geht eine Stange R, welche
                              									die Achse eines kleinen messingenen Zahnrades W bildet.
                              									Die obere Seite der Büchse besitzt eine Oeffnung mit einem isolirenden Theil r, in welchen ein Metalldraht P gelöthet ist, der mit einem der Poldrähte eines Paares der Spiralen des
                              									elektromagnetischen Apparates communicirt, während der andere Poldraht N an das Ende der Achsenverlängerung des Rades, neben
                              									ihrem Lager G befestigt ist. Diese Verlängerung enthält
                              									eine Rolle L, welche mittelst eines Riemens von einer
                              									andern größeren Rolle in Bewegung gesetzt wird. An der nämlichen Achse R befindet sich ein kleines Zahnrad w, welches in ein anderes an der Achse des Schwungrades
                              									befestigtes Zahnrad greift und nur auf einem kleinen Theile seines Umfanges mit
                              									Zähnen versehen ist, so daß es während einer ganzen Umdrehung des Schwungrades seine
                              									Bewegung nur während eines ganz kurzen Intervalles dem Rade W mittheilt, und zwar gerade in dem Augenblicke, wo der Kolben ungefähr
                              									¼ seines Hubes zurückgelegt hat. Es springen daher zahlreiche elektrische
                              									Funken über, so oft der Zahn des kleinen Rades W über
                              									das abgeplattete Ende des Leitungsdrahtes P
                              									hinweggleitet. Diese Funken entzünden sofort das Gasgemisch, welches durch die
                              									Zersetzung des Wassers entsteht, das durch einen Vertheilungsapparat in den Cylinder
                              									gelassen wird. Die Quantität des in den Cylinder zugelassenen Gases sollte ungefähr
                              									¼ seines Rauminhaltes betragen, weil Versuche ergaben, daß die Entzündung der
                              									durch die Wasserzersetzung erzeugten Gase dieselben während der Explosion auf das
                              									Vierfache ihres Volumens ausdehnt. Der Kolben wird alsdann gewaltsam bis an das Ende
                              									seines Hubes getrieben, worauf sich das durch die Verbindung beider Gase entstandene
                              									Wasser an den kalten Wänden des Cylinders condensirt, und unter dem Kolben ein
                              									luftleerer Raum entsteht. Der atmosphärische Druck wirkt jetzt mit seiner ganzen
                              									Kraft auf die obere Seite des Kolbens und veranlaßt ihn, rasch niederzusteigen.
                              									Diese fortgesetzten Bewegungen sind es, welche die Rotation der Maschine erzeugen.
                              									Auf diese Weise kann durch die fortgesetzte Entwickelung und Explodirung von Gasen
                              									eine ununterbrochene Bewegung erzeugt werden.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
