| Titel: | Ueber die Versuche von Weisbach und Treviranus mit sogenannten Reactions-Wasserrädern und die Theorie derselben; von Prof. G. Decher. | 
| Autor: | Georg Decher [GND] | 
| Fundstelle: | Band 121, Jahrgang 1851, Nr. LV., S. 241 | 
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                        LV.
                        Ueber die Versuche von Weisbach und Treviranus mit sogenannten
                           								Reactions-Wasserrädern und die Theorie derselben; von Prof. G. Decher.
                        Decher, über die Theorie der Reactionsräder.
                        
                     
                        
                           Die vor Kurzem erschienenen Broschüren von Hrn. Professor J. Weisbach: „Versuche über die Leistung eines einfachen
                                 										Reactionsrades an einem größern Modelle angestellt (Freiberg, Verlag von I. G.
                                 										Engelhardt, 1851)“ und von Hrn. L. G. Treviranus: „Ueber Reactions-Wasserräder (schottische
                                 										Turbinen), deren Theorie und Construction (Wien, bei Tendler und Comp.,
                                 										1851)“, veranlassen mich, im Interesse der technischen Mechanik hier
                              									einige kritische Bemerkungen über diese Arbeiten niederzulegen und dabei auch der
                              									Schrift des Hrn. Prof. I. A. Schubert: „Beitrag
                                 										zur Berichtigung der Theorie der Turbinen (Dessau, Verlag von M. Katz,
                                 										1850)“ mit einigen Worten zu gedenken.
                           I.
                           Hr. Prof. Weisbach hat sich in seiner Schrift die Aufgabe
                              									gestellt, die Uebereinstimmung zwischen der Erfahrung und seiner Theorie der
                              									Reactionsräder nachzuweisen, oder vielmehr die Uebereinstimmung zwischen der
                              									Erfahrung und einer Formel für die Leistung eines solchen Wasserrades, von welcher
                              									er glaubt, daß sie aus seiner Theorie hervorgehe. Dieß ist aber durchaus nicht der
                              									Fall; denn diese Theorie, auf welche sich Hr. Weisbach in
                              									seiner Broschüre beruft, heißt (dessen Maschinenmechanik Bd. II, §. 148) wörtlich also:
                           „Bezeichnet φ den Geschwindigkeitscoefficienten, so hat man die
                              									effective Ausflußgeschwindigkeit:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 121, S. 241
                              
                           
                           Diese Geschwindigkeit ist aber nicht die absolute
                              									Geschwindigkeit des Wassers bei dem Austritt aus dem Rade; denn dasselbe hat noch
                              									die in entgegengesetzter Richtung vor sich gehende Umdrehungsgeschwindigkeit v mit dem Rade gemeinschaftlich. Es ist demnach die
                              									absolute Geschwindigkeit des austretenden Wassers:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 121, S. 242
                              
                           und der entsprechende Arbeitsverlust ist
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 121, S. 242
                              
                           Den Geschwindigkeitscoefficienten φ = 1 angenommen,
                              									erhält man:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 121, S. 242
                              
                           und zieht man diesen von der disponiblen Leistung ab, so
                              									bleibt die Nutzleistung:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 121, S. 242
                              
                           u. s. w.″
                           In diese unter der speciellen Voraussetzung: φ = 1 abgeleitete Formel, auf
                              									deren weitere Besprechung ich nicht eingehen werde, da sie für die Technik doch
                              									keinen Werth hat, weil niemals φ = 1 werden kann, führt nun Hr. Weisbach auf Seite 6 seiner Broschüre plötzlich den
                              									Geschwindigkeitscoefficienten wieder ein, den er hier mit μ bezeichnet, und
                              									erhält so die Gleichung:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 121, S. 242
                              
                           für die Leistung eines einfachen Reactionsrades. Wenn man
                              									aber, wie recht ist, in dem obern Werthe von L1 den Coefficienten φ oder μ nicht gleich 1 setzt und beachtet, daß die größtmögliche
                              									lebendige Kraft, welche das Wasser durch die Druckhöhe h
                              									erhalten kann, μ2
                              									v02
                              									Qγ/g ist, wenn wir 2gh durch
                              										v02 ersetzen, so findet man als strenge Folgerung
                              									aus Hrn. Weisbach's Theorie für die Leistung des Rades
                              									den Werth:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 121, S. 242
                              
                           oder nach vorgenommener Reduction
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 121, S. 242
                              
                           
                           Dieser Werth unterscheidet sich aber von dem vorhergehenden so
                              									wesentlich, wie dieser selbst von dem Ausdruck (1), obgleich μ2 nicht sehr von 1 verschieden ist. Denn nach dem
                              									Werthe (2) wird die Leistung Null, wenn die
                              									Umfangsgeschwindigkeit v der Ausflußgeschwindigkeit
                              									μ Textabbildung Bd. 121, S. 243 gleich wird, während sie in diesem Falle nach der Gleichung (3), und wie
                              									dieß auch nach der Theorie des Hrn. Weisbach nothwendig
                              									stattfinden muß, gerade ihren relativ größten Werth
                              										γQ/2g μ2
                              									v02 erreicht. Man hat dann
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 121, S. 243
                              
                           es muß also, μ2 =
                              									0,90, μ = 0,949 angenommen, Textabbildung Bd. 121, S. 243 werden, damit die Leistung nach (2) Null wird und nach (3) den relativ
                              									größten Werth 0,90 γ Q/2g
                              									v02 erhält. Nach (2) dagegen erhält L seinen relativ größten Werth, wenn, wie es auch Hr.
                              										Weisbach gefunden hat,
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 121, S. 243
                              
                           geworden ist, woraus sich für unsern Werth von μ2 sofort v = 1,04 v0 ergibt, und die
                              									Leistung wird nach (3) erst Null, wenn man hat
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 121, S. 243
                              
                           oder v = 18,97 v0, für μ2 = 0,90. Dieser bedeutende Unterschied in den
                              									beiden Werthen (2) und (3) von L. wird noch
                              									einleuchtender werden durch die nachfolgende Tabelle der Leistungen bei
                              									verschiedenen Umfangsgeschwindigkeiten und die nachstehende Figur 1, in welcher diese letztern als Abscissen, die erstern als
                              									Ordinaten dargestellt sind. Man findet nämlich, wenn μ2 = 0,90 ist, für
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 121, S. 243
                              
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 121, S. 244
                              
                           Wenn also der Werth (2) von L für ein Reactionsrad mit
                              									geraden Ausflußröhren durch die Versuche des Hrn. W., wie es scheint, als der
                              									angenähert richtige bestätigt wird, so ist Hrn. W.'s Theorie ganz unschuldig dabei;
                              									denn es ist damit diese Theorie gerade widerlegt, und nur eine unrichtig abgeleitete
                              									Formel bestätigt, für welche Hr. W. noch theoretische Gründe beizubringen Hat. Denn
                              									auch die Ableitung des Werthes von L, welche derselbe in
                              									seiner Broschüre S. 26 der gänzlich grundlosen Theorie des Hrn. Prof. Schubert gegenüber aufstellt, führt zu dem Ausdrucke (3),
                              									wenn der Geschwindigkeitscoefficient berücksichtigt wird. Man findet nämlich in
                              									diesem Falle für die Arbeit L2, durch welche dem ausfließenden Wasser die Umfangsgeschwindigkeit v ertheilt wird, wie dort
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 121, S. 244
                              
                           aber für die Arbeit L3, welche nothwendig ist, um diesem Wasser, das
                              									vermöge der Druckhöhe h die lebendige Kraft μ2
                              									v02
                              									Qγ/g erhalten würde,
                              									die lebendige Kraft μ2(v02 + v2) Qγ/g zu ertheilen, ergibt sich nun der Werth:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 121, S. 244
                              
                           und man hat demnach als wirkliche Leistung L, wenn diese Arbeiten von der Arbeit L1 der sogenannten
                              									Reaction
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 121, S. 245
                              
                           abgezogen werden,
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 121, S. 245
                              
                           wie oben in (3).
                           Es liegt dieses Ergebniß aber auch in der Natur der Sache; denn bei diesen Theorien
                              									ist nicht die geringste Rücksicht auf die Form der Ausflußröhren genommen. Es müßte
                              									also für die Leistung eines Rades ganz gleichgültig seyn, ob diese gerade oder gekrümmt sind, während die Erfahrung schon
                              									zur Genüge dargethan hat, daß gekrümmte Röhren einen
                              									bedeutend höhern Nutzeffect gewähren können als gerade,
                              									und daß der Werth (3) von L eher annähernd die Leistung
                              									eines Rades mit richtig gekrümmten Röhren geben dürfte. Dagegen Hat Hr. W. in seiner
                              									Maschinenmechanik (Bd. II, §. 169) bei der
                              									Theorie der schottischen Turbinen (und der Turbinen überhaupt) so viele
                              									Nebenverluste beigebracht, daß für dieselbe höchstens eine relative
                              									Brutto-Leistung von 60 Procent herausspringt, wie bei einem Rade mit geraden
                              									Ausflußröhren, und es ist gewiß sonderbar, daß Hr. W. nicht die Formeln, welche aus
                              									letzterer, jedenfalls genauer seyn sollenden Theorie sich ergeben, für seine
                              									Versuche zu Grunde gelegt hat, da nach seiner Meinung die Reactionsräder mit geraden
                              									Röhren sich von den schottischen Turbinen nur darin unterscheiden, daß das Wasser
                              									vor dem Ausfluß durch den Stoß einen neuen Verlust an lebendiger Kraft erleidet, auf
                              									welchen übrigens bei der Formel (2) ja auch keine Rücksicht genommen ist. In der
                              									That nimmt man in dem Ausdruck:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 121, S. 245
                              
                           welchen Hr. W. in §. 170, Bd. II seines genannten Werkes für die Leistung einer schottischen Turbine
                              									findet, den Winkel δ und den Coefficienten ζ gleich Null,
                              									vernachlässigt den Quotienten (r1/r)2 neben 1 und setzt den Ausflußcoefficienten
                              									μ statt Textabbildung Bd. 121, S. 245, so wird derselbe ganz gleichlautend mit dem obigen Werthe (2) von L, und es muß daraus geschlossen werden, daß dieser
                              									letztere Ausdruck jedenfalls zu große Werthe für L. geben sollte, da er sich aus der genaueren Formel
                              									durch Vernachlässigung einiger negativen Glieder ergibt. Die Versuche des  Hrn. W. selbst zeigen
                              									aber, wie wir nachher sehen werden, daß die nach Formel (2) theoretisch berechneten Leistungen kleiner
                              									sind, als es die wirklichen Leistungen seines Rades
                              									waren.
                           Noch viel größer würden aber die Differenzen zwischen der Theorie und Erfahrung
                              									ausfallen, wenn man die Leistungen einer schottischen Turbine nach der Formel (4)
                              									berechnen wollte, und es dürfte nicht schwer seyn, eine solche Turbine von Whitelaw zu finden, welche einen größeren reinen Nutzeffect gewährt, als nach Hrn. W.'s Theorie der Brutto-Effect eines solchen Rades seyn kann. Die
                              									Ursache liegt darin, daß Hr. W. die Glieder
                           xc22 + ζ c2
                           welcheDas Glied ζ c2 hängt übrigens, nebenbei bemerkt, selbst wieder von der
                                    											Ausflußgeschwindigkeit c2 ab und kann in dieser Form nicht in den
                                    											Werth von e2
                                    											eingeführt werden. schon bei der Bestimmung der
                              									Ausflußgeschwindigkeit c2 in dem Ausdrucke:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 121, S. 246
                              
                           mit eingerechnet sind, deren Einfluß auf die Verminderung des
                              									Nutzeffects durch die Verminderung dieser Ausflußgeschwindigkeit also schon
                              									berücksichtigt ist, auch noch dem Arbeitsverlust hinzufügt und demnach zweimal in
                              									Rechnung bringt. Man kann hier offenbar nur noch die dem Wasser verbleibende
                              									lebendige Kraft und die Arbeit für die Erzeugung der Geschwindigkeit v1 beim Eintritt des
                              									Wassers in die Röhre, also die Größe:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 121, S. 246
                              
                           in Abzug bringen, aber nicht von der ganzen Arbeitskraft
                              										γQh, sondern nur von der disponiblen
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 121, S. 246
                              
                           welche das Wasser überhaupt durch die Druckhöhe h bei seiner Bewegung durch die Röhre erhalten kann, so
                              									daß als Leistung des Rades sich der Ausdruck:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 121, S. 246
                              
                           
                           ergibt, worin μ2 für
                              										Textabbildung Bd. 121, S. 247 gesetzt ist. Führt man in denselben den obigen Werth von c2 ein, so hat man
                              									vollständig
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 121, S. 247
                              
                           und dieser Werth von L, welcher,
                              									wie wir weiter unten sehen werden, mit den Versuchen des Hrn. Treviranus etwas besser und vielleicht so nahe übereinstimmt, als es nach
                              									dieser Anschauungsweise möglich ist, kommt wieder auf unsern Werth (3) zurück, wenn
                              									man δ, ζ und r1 gleich Null setzte.
                           II.
                           Allein diese Anschauungsweise, welche von den meisten Schriftstellern über technische
                              									Mechanik, namentlich auch von Navier und Redtenbacher bei der Untersuchung der Leistung der
                              									Wasserräder zu Grunde gelegt wird, und nach welcher man sich darauf beschränkt, die
                              									lebendige Kraft des Wassers nach dem Ausflusse und einige andere Arbeitsverluste, an
                              									die man sich eben erinnert, oder die man für solche anzunehmen für gut findet, von
                              									der disponiblen Arbeitskraft in Abzug zu bringen, während man sich hütet, zu
                              									untersuchen, welchen Druck das Wasser auf das Rad ausübt, und welchen Einfluß
                              									demnach die Gestalt der Schaufeln, Röhren oder Curven auf die Leistung des Rades
                              									haben mag, diese Anschauungsweise ist offenbar nicht geeignet, eine genaue Theorie
                              									dieser Wasserräder zu geben, und es dürfte wohl an der Zeit seyn, dieselbe durch
                              									eine andere, gründlichere zu ersetzen, welche zeigt, wie das
                                 										Wasser in dem Rade wirkt.
                           Freilich darf man da nicht mit den unklaren Begriffen: Trägheit, Reaction, Centrifugalkraft u. s. f. herumarbeiten, wie es Hr.
                              										Weisbach sowohl in seiner Maschinenmechanik, wo er
                              									die Trägheit sogar zu den Kräften rechnet (§. 60)
                              									und einen Widerstand nennt (§. 67), als auch in
                              									seiner Broschüre in der Kritik der Schubert'schen Theorie
                              									thut.
                           Die sogenannte Trägheit in ihrer richtigen Bedeutung ist
                              									gar nichts; sie bezeichnet bloß, als Anwendung des allgemeinen Satzes, daß nichts ohne Ursache geschieht, auf die Bewegung, das
                              										Unvermögen der Materie, sich von selbst zu bewegen
                              									oder etwas zur Aenderung  ihres Zustandes beizutragen; diese Trägheit kann also
                              									weder Ursache noch Wirkung seyn und sollte in einer vernünftigen Mechanik nur durch
                              									den Ausspruch angedeutet werden, daß zu einer jeden Aenderung in dem Zustande eines
                              									Körpers eine Ursache, d. h. eine Kraft nothwendig ist. Es
                              									hat also gar keinen Sinn, wenn Hr. W. (S. 26 seiner Broschüre) sagt, die Reaction sey eine Wirkung der
                              										Trägheit.
                           Ebenso verfehlt ist die Erklärung, welche Hr. W. in Bd. II seiner Maschinenmechanik §. 146 von der Reaction des Wassers gibt, wenn er sagt: „Sowie ein in
                                 										beschleunigter Bewegung befindlicher fester Körper eine der bewegenden Kraft
                                 										desselben gleiche Reaction ausübt, ebenso ist es beim Wasser, wenn es sich beim
                                 										Ausflusse aus einem Gefäße der Mündung beschleunigt nähert u. s. f.“
                              									Worin soll denn die Reaction eines frei fallenden Körpers bestehen? Wird er etwa
                              									durch die Bewegung leichter, wie man fast nach dieser Erklärungsweise vermuthen
                              									sollte, welche jeder Unbefangene gewiß so auffassen wird, als solle damit gesagt
                              									werden, ein an einer Waage angehängtes Gefäß, aus welchem das Wasser unten vertical
                              									ausströme, wiege weniger, als wenn die Oeffnung geschlossen ist, wenn auch in beiden
                              									Fällen das Wasser immer auf gleicher Höhe steht?
                           Der Begriff Reaction rührt von der Wahrnehmung und
                              									Folgerung her, daß alle Wirkungen in der Natur gegenseitig sind und seyn müssen, daß
                              									der Mond ebensowohl die Erde, wie die Erde den Mond anzieht, und in solcher Weise
                              									betrachtet kann er wohl in der Physik Platz finden, hat aber für die Mechanik wenig
                              									oder keinen Werth. Denn diese fragt nicht, wo die Kräfte herrühren; sie sind für sie
                              									schon da, und sie untersucht nur, welches die Wirkungen dieser Kräfte sind;
                              									höchstens könnte man hier den an sich sehr evidenten Satz, daß
                                 										Druck und Gegendruck gleich sind, als eine Anwendung jenes allgemeinen
                              									Satzes betrachten. Daß eine Kraft, welche zwischen zwei
                              									materiellen Punkten thätig ist, welche also an jedem derselben angreift, auf jeden
                              									derselben bewegend wirkt oder wirken will, liegt in der Natur der Sache und bedarf
                              									keines besondern Begriffes. — Was man aber bei einem horizontal ausströmenden
                              									Wasserstrahl Reaction zu nennen pflegt, ist eben ein Druck, wie jeder andere, und wie jeder andere Druck die
                              										Wirkung einer bewegenden Kraft, welche verhindert ist,
                                 										ihren Angriffspunkt in ihrem Sinne zu bewegen. Wenn eine Kugel auf einer
                              									horizontalen Ebene liegt, so drückt sie auf dieselbe, weil sie der Wirkung ihres
                              									Gewichtes nicht folgen kann; aus demselben Grunde drückt sie  auch auf eine geneigte Ebene,
                              									aber weniger, weil sie nun jener Wirkung zum Theil folgen kann. Ist daher die
                              									geneigte Ebene selbst in horizontaler Richtung beweglich, so wird dieselbe in Folge
                              									dieses Druckes der Kugel, welcher doch gewiß auch eine Reaction ist, rückwärts ausweichen. Die Wirkung des Wassers in einer Jonval'schen Turbine ist demnach ebensogut eine Reaction, als in einer schottischen Turbine, und es hat
                              									endlich gar keinen Sinn, die Turbinen, wenn das Wasser voll ausfließt, Reactionsturbinen, und wenn der Wasserstrahl die
                              									Ausflußöffnung nicht ausfüllt, Druckturbinen zu
                              									nennen.
                           Ueber die Größe des Druckes, welchen ein horizontal
                              									ausfließender Wasserstrahl auf die der Ausflußöffnung gegenüberstehende Wand des
                              									Gefäßes ausübt, kann nach dem Obigen kein Zweifel obwalten; denn er ist der Kraft
                              									gleich, welche angewendet werden muß, um der ausflißenden Wassermasse M, welche vorher in horizontaler Richtung noch die
                              									Geschwindigkeit Null hatte, die Geschwindigkeit v oder
                              									die Bewegungsgröße M v in der Einheit der Zeit zu
                              									ertheilen, und diese Kraft ist bekanntlich selbst gleich M
                                 										v oder, wenn Ω den Flächeninhalt der Ausflußmündung bezeichnet, M also durch γ Ω v/g ausgedrückt wird, gleich γ Ω
                              										v2/g, und es ist dabei offenbar ganz gleichgültig, ob das
                              									Gefäß in horizontaler Richtung eine Bewegung besitzt oder nicht; der Druck bleibt
                              									immer derselbe, so lange das Wasser mit gleicher Geschwindigkeit ausfließt.
                           Was endlich die Centrifugalkraft betrifft, insofern man
                              									damit eine bewegende, Geschwindigkeit erzeugende oder arbeitende Kraft, und nicht
                              									bloß einen Druck auf eine feste Fläche oder Curve bezeichnet, so ist auch dieser
                              									Begriff sehr geeignet, zu falschen Schlüssen zu verleiten und von der richtigen
                              									Auffassung der Verhältnisse abzulenken; denn diese Kraft ist immer nur eine relative, welche überall auftritt, wo die Bewegung eines
                              									materiellen Punktes als eine relative in Bezug auf einen
                              									Körper betrachtet wird, der selbst in einer drehenden
                              									Bewegung begriffen ist, und wobei es gleichgültig bleibt, ob jener materielle Punkt
                              									an dieser drehenden Bewegung Theil nimmt oder nicht, was sich mit der gewöhnlichen
                              									Vorstellung von dieser Kraft gar nicht vereinigen läßt. Es ist z. B. ganz einerlei,
                              									ob eine Kugel in einer beliebigen Höhe über einer
                              									horizontal mit der Winkelgeschwindigkeit φ sich drehenden Scheibe mit der
                              									Geschwindigkeit v0, so
                              									hinfliegt, daß ihre Projection auf der Scheibe durch deren Mittelpunkt geht, oder ob
                              									sie, von der  Reibung
                              									abgesehen, mit gleicher Geschwindigkeit auf derselben,
                              									sey es frei oder längs einer Rinne, von der Achse aus fortgestoßen wird; für einen
                              									Beobachter, der sich mit der Scheibe umdreht, ist die relative Geschwindigkeit v der Kugel in beiden Fällen
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 121, S. 250
                              
                           wenn sie in der Entfernung r von
                              									der Drehungsachse angekommen ist, und doch kann hier von einer Centrifugalkraft der sich geradlinig bewegenden Kugel keine Rede seyn.
                           Wenn daher Hr. Weisbach in seiner Broschüre S. 28 ff. die
                              									Bewegung eines Wassertropfens längs einer sich drehenden Rinne mittelst der Centrifugalkraft erklären will, so zeigt er damit, daß er
                              									über diese Bewegung noch nicht im Klaren ist, und es ist Hrn. Schubert nicht ganz zu verargen, wenn er durch eine solche Erklärung nicht
                              									von seiner irrigen Theorie der Turbinen bekehrt wird. Hr. W. sagt nämlich a. a. O.:
                              									„Der materielle Punkt hat jedenfalls zwei Bewegungen zugleich, eine in der
                              									Rinne und eine zweite mit der Rinne zugleich; während er in der Rinne den Bogen C B
                              									Fig. 2, zurücklegt, gelangt diese aus der Lage C B D in die Lage C M Q,
                              									durchläuft also der materielle Punkt auch noch den Kreisbogen B M, im Ganzen also irgend eine krummlinige Bahn C
                                 										L M. Es hat also auch der materielle Punkt M
                              									außer seiner Geschwindigkeit v in der Rinne noch eine
                              									Umdrehungsgeschwindigkeit u, die wir, wenn wir die
                              									Winkelgeschwindigkeit
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 121, S. 250
                              
                           
                           der Scheibe durch ε und den veränderlichen Radiusvector
                              										C M des Punktes durch z
                              									bezeichnen, = ε z setzen können. Da ein Körper
                              									vermöge seiner Trägheit allein nur in der geraden Linie fortgeht, so u. s.
                              									w.“ Dieß ist nun, so wie es gesagt ist, durchaus unrichtig. Wenn die Rinne,
                              									so wie in der Zeichnung, der Bewegung der Scheibe entgegengekrümmt ist, so hat der
                              									materielle Punkt jedenfalls eine kleinere
                              									Winkelgeschwindigkeit als die Scheibe; denn während die Rinne den Winkel B C M beschreibt, legt der Fahrstrahl, auf dem sich der
                              									materielle Punkt befindet, und welcher zuerst eine Tangente an der Rinne in C war, nur den Winkel M C T
                              									zurück. Die Winkelgeschwindigkeit dieses Fahrstrahls, also auch die des materiellen
                              									Punktes ist demnach kleiner als die der Scheibe, und wenn die Rinne nach einer
                              									Spirale gekrümmt ist, deren Gleichung, wie es Hr. W. selbst abgeleitet hat, die
                              									Form
                           r = v0/φ ω
                           hat, worin r und ω die
                              									Polarcoordinaten sind und v0 die anfängliche Geschwindigkeit des materiellen Punktes, φ die
                              									Winkelgeschwindigkeit der Scheibe bedeutet, so bewegt sich der materielle Punkt
                              									radial mit der constanten Geschwindigkeit v0 auswärts, wie unsere Kugel oben, als wenn keine
                              									Rinne da wäre; er hat demnach gar keine Winkelgeschwindigkeit, also auch keine
                              									Centrifugalkraft, und doch ist die relative Geschwindigkeit v, mit welcher der materielle Punkt die Rinne verläßt, also die
                              									Ausflußgeschwindigkeit, wie bei jeder andern Rinne, und wie oben
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 121, S. 251
                              
                           Es wird also mit dieser an der Centrifugalkraft klebenden
                              									Erklärung im Grunde gar nichts erklärt.
                           Ferner folgt aus dieser Betrachtungsweise, daß der Druck, welchen der materielle
                              									Punkt auf die Rinne ausübt, aus der normal gerichteten Componenten jener
                              									Centrifugalkraft bestehen müßte und aus dem eigentlichen dynamischen Druck in Folge
                              									der Bewegung des materiellen Punktes längs der Rinne; jener Druck wird nach unserer
                              									Bezeichnung durch
                           m r φ2
                              									sin ψ = m r2 φ2
                              									d ω/ d s
                           ausgedrückt, wenn noch ψ den Winkel K M P zwischen der Tangente an der Rinne und dem
                              									Fahrstrahl des Bewegten und m die Masse des letztern
                              									bezeichnet, und der zuletzt genannte Druck wird bekanntlich durch 
                              									m v2/ρ
                              									vorgestellt, wenn ρ der Krümmungshalbmesser der Rinne im Punkte M ist. Der ganze Druck N
                              									wäre demnach
                           N = m
                                 										v2/ρ + m
                                 										r2 φ2
                              									d ω/d s,
                           und es wäre darnach nicht einzusehen, wie dieser Druck für die
                              									obige archimedische Spirale, auf welche der Bewegte offenbar keinen Druck ausüben
                              									kann, Null werden soll.
                           Ueber diese Widersprüche kommt man nur hinaus, wenn man etwas mehr wissenschaftlich
                              									zu Werke geht, als es bis jetzt noch in der Maschinenlehre gebräuchlich ist, und
                              									sich statt auf unbestimmte Begriffe auf die allgemeinen
                              										Gesetze des Gleichgewichts und der Bewegung stützt;
                              									also im vorliegenden Falle, wenn man die Bewegung des materiellen Punktes längs der
                              									Rinne nach den Gesetzen der relativen Bewegung behandelt,
                              									wie sie am Schlusse des vor Kurzem im Drucke vollendeten ersten Bandes meines Handbuches der Mechanik (Augsburg, Verlag der Matth.
                              									Rieger'schen Buchhandlung) dargestellt und angewendet sind. Man wird sich dort nicht
                              									nur von der Richtigkeit der vorhergehenden Bemerkungen über die Centrifugalkraft
                              									überzeugen, sondern auch finden, daß der Druck des materiellen Punktes auf die Rinne
                              									die Form hat:
                           N = m
                              										(v2/ρ + r2 φ2
                              									d ω/d s - 2 φ
                              										v),
                           daß er also außer den beiden obengenannten Gliedern noch ein
                              									drittes: - 2 m φ v
                              									enthält, auf welches man durch die Betrachtung des Hrn. W. niemals kommen wird, und
                              									welches gerade das wichtigste ist, wenn sich die Rinne einer Geraden nähert, da für
                              									eine Gerade selbst sich N auf dieses negative letzte
                              									Glied allein reducirt. Aus diesem Werthe von N wird man
                              									dann leicht folgern, daß für eine gewisse Form der Rinne der Druck auch Null werden
                              									kann, und daß er für die oben angegebene Spirale wirklich in jedem Punkte Null wird,
                              									wenn die Bewegung des materiellen Punktes in der Achse mit der Geschwindigkeit v0 beginnt; denn aus der
                              									Gleichung
                           r = v0/φ ω
                           ergibt sich zuerst
                           d r/d
                              									ω = v0/φ,
                              										d2
                              									r/d ω2 = 0,
                           
                           also
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 121, S. 253
                              
                           ferner hat man
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 121, S. 253
                              
                           und demnach mit dem Werthe v
                              										=Textabbildung Bd. 121, S. 253
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 121, S. 253
                              
                           also für jeden Werth von r
                           N = 0.
                           Ebenso wird sich Hr. Prof. Schubert bei Durchlesung des
                              									letzten Capitels im Isten Bande meines erwähnten
                              									Handbuches überzeugen, daß seine, freilich ziemlich nothdürftig begründete Theorie
                              									für die Bewegung des Wassers in einer geradlinig
                                 										ausweichenden Rinne (Beiträge zur Berichtigung etc. 1ster Abschnitt) ganz
                              									richtig ist, daß dagegen seine Ansichten über die Bewegung in einer sich drehenden Rinne (4ter Abschnitt ff.), wornach er
                              									glaubt, die relative Bewegung in einer sich drehenden
                              									Rinne auf die in einer geradlinig ausweichenden
                              									zurückführen zu können, durchaus irrig sind. Ich habe a.
                              									a. O. bereits den Weg angedeutet, welcher allein zu einer strengen Theorie der
                              									Wasserräder führen kann, und hoffe auch auf diesem Wege die Anforderungen der
                              									Technik an eine solche Theorie in meiner Maschinenlehre,
                              									welche die dritte Abtheilung des Handbuches der Mechanik bilden wird, vollkommen zu befriedigen.
                           III.
                           Wenden wir uns nun zu den Versuchen des Hrn. Weisbach und
                              									den Folgerungen, welche derselbe aus diesen zieht, so kann man sich vor Allem nicht
                              									genug wundern, daß derselbe bei der Sorgfalt, mit welcher er die übrigen zur
                              									Bestimmung des Effects nothwendigen Größen ermittelt hat, nicht auch die Größe des
                              									Luftwiderstandes von vornherein zu bestimmen suchte, was doch bei seiner Einrichtung
                              									nicht so gar schwer gewesen wäre. Er hätte die Schnüre nur in entgegengesetzter
                              									Richtung um die Rolle schlagen dürfen, um das Rad durch angehängte Gewichte  mit verschiedenen
                              									Beschleunigungen in demselben Sinne sich drehen zu lassen, in welchem es durch das
                              									Wasser bewegt wird; daraus hätte mit Einrechnung der schon zuvor bestimmten Reibung
                              									die Arbeit des Luftwiderstandes mit hinreichender Sicherheit gefunden werden können.
                              									— Es klingt doch wirklich gar naiv, wenn man bei Versuchen, welche dazu
                              									dienen sollen, die Uebereinstimmung zwischen der Theorie
                              									und Erfahrung nachzuweisen, die Differenzen zwischen
                              									beiden einer einzigen und noch dazu der Größe nach unbekannten Ursache zuschreibt
                              									und diese Größe aus jenen Differenzen herausrechnet, als
                              									wenn es nicht noch andere Ursachen für diese Unterschiede geben könnte. Dieses
                              									Verfahren wäre höchstens noch zulässig, wenn jene Differenzen in ihrem Gange eine
                              									solche Ansicht rechtfertigten. Die nachfolgende Tabelle, welche, in einigen Punkten
                              										berichtigtIn beiden Tabellen S. 17 und 21 hat Hr. W. bei dem letzten Versuche, wo das
                                    											angehängte Gewicht G Null ist, für P1 die Zahl 0,25
                                    											Kilogr. eingesetzt, während die Formel P1 = 0,701 + 1,2115 G in diesem Falle P1 = 0,701 gibt, und die Reibung des Rades
                                    											allein schon 0,51 Kilogr. beträgt, wenn auch die Haken und Schnüre sollten
                                    											abgenommen worden seyn. Dieser letztere Werth ist dann auch für P1 in der obigen
                                    											Tabelle zu Grunde gelegt worden., der Broschüre des Hrn. Weisbach Seite 17 entnommen ist und sich auf die Versuche
                              									mit den äußern Oeffnungen bezieht,
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 121, S. 254
                              Nr. des Versuchs.; Wirkungsgrad.;
                                 										Erfahrungsmäßig. η; Theoretisch; Differenz der Wirkungsgrade; Verlust
                                 										durch den Widerstand der Luft
                              
                           zeigt aber, daß die Differenzen zwischen der von der Erfahrung
                              									gegebenen relativen Leistung η ohne Einrechnung des Luftwiderstandes und  der theoretisch nach
                              									Formel (2) berechneten η1 bis zu dem größten
                              									Werthe derselben negativ sind und von da an erst positiv werden, daß also jene Formel die Leistung für
                              									kleinere Umfangsgeschwindigkeiten als Textabbildung Bd. 121, S. 255
                              									jedenfalls zu klein angibt, da der Luftwiderstand für
                              									diese kleineren Geschwindigkeiten offenbar nicht negativ
                              									werden kann. Im Gegentheil wird derselbe sogar größer seyn, als ihn Hr. W. berechnet
                              									hat, da derselbe die negativen Differenzen bei der Bestimmung seines Coefficienten
                              									mit einrechnete, während die Vermuthung nahe liegt, daß die Formel durchaus zu kleine Werthe für die Leistung gibt, und daß
                              									die Differenzen nur wegen der Vernachlässigung des Luftwiderstandes bei der als
                              									erfahrungsmäßig angegebenen Leistung positiv werden, sobald dieser Widerstand größer
                              									ist, als der Unterschied zwischen der theoretischen und jener angeblichen erfahrungsmäßigen Leistung. Die Arbeit für die Ueberwindung
                              									des Luftwiderstandes gehört aber doch ebensowohl zur Leistung, wie diejenige für die
                              									Ueberwindung der Reibung, und wenn wir uns auch mit den Werthen η2 begnügen, die Hr. W. für den Luftwiderstand
                              									angibt, welche aber bei den größern Geschwindigkeiten merklich kleiner sind, als die
                              									Differenzen η1 - η, so haben wir die
                              									Werthe η und η2 zu addiren, um die wahre erfahrungsmäßige Leistung zu erhalten, und es
                              									stellt sich dadurch folgende Tabelle heraus,
                           
                              
                                 Nr. des Versuchs.
                                 Angeblicher erfahrungsmäßiger Wirkungsgrad ohne den
                                    											Luftwiderstand.η
                                 Relative Arbeit des Luftwiderstandes.η2
                                 Wirklicher erfahrungsmäßiger Wirkungsgrad mit dem
                                    												Luftwiderstand.η3 = η
                                    											+ η2
                                 Theoretischer Wirkungsgrad.η1
                                 Differenz der Wirkungsgrade.η1 - η3
                                 
                              
                                 
                                    I.
                                    
                                 0,109
                                 0,000
                                 0,109
                                 0,096
                                 - 0,013
                                 
                              
                                 
                                    II.
                                    
                                 0,333
                                 0,001
                                 0,334
                                 0,298
                                 - 0,036
                                 
                              
                                 
                                    III.
                                    
                                 0,540
                                 0,006
                                 0,546
                                 0,484
                                 - 0,062
                                 
                              
                                 
                                    IV.
                                    
                                 0,668
                                 0,024
                                 0,692
                                 0,619
                                 - 0,073
                                 
                              
                                 
                                    V.
                                    
                                 0,661
                                 0,066
                                 0,727
                                 0,665
                                 - 0,062
                                 
                              
                                 
                                    VI.
                                    
                                 0,612
                                 0,095
                                 0,707
                                 0,661
                                 - 0,046
                                 
                              
                                 
                                    VII.
                                    
                                 0,539
                                 0,125
                                 0,664
                                 0,646
                                 - 0,018
                                 
                              
                                 
                                    VIII.
                                    
                                 0,452
                                 0,159
                                 0,611
                                 0,622
                                 + 0,011
                                 
                              
                                 
                                    IX.
                                    
                                 0,356
                                 0,208
                                 0,564
                                 0,582
                                 + 0,018
                                 
                              
                                 
                                    X.
                                    
                                 0,250
                                 0,243
                                 0,493
                                 0,551
                                 + 0,058
                                 
                              
                                 
                                    XI.
                                    
                                 0,100
                                 0,317
                                 0,417
                                 0,478
                                 + 0,061
                                 
                              
                           in welcher nun schon zwei Drittheile der Differenzen und zwar
                              									nacheinander regelmäßig wachsend und abnehmend negativ
                              									sind, was  gewiß nicht
                              									zufällig ist oder Beobachtungsfehlern zugeschrieben werden kann, was vielmehr im
                              									Hinblick auf Fig. 3, worin die Werthe von η3 und η1
                              									anschaulich dargestellt sind, die obige Vermuthung vollkommen rechtfertigt, daß die
                              									Formel (2) die Leistung durchaus zu klein angibt.
                              									Jedenfalls aber ist darnach die größte erfahrungsmäßige Leistung 73 Proc. der
                              									Wasserkraft, nicht ⅔ oder 67 Proc.; die nach Formel(2) berechnete größte
                              									Leistung ist demnach nur 67/73 oder 0,92 von der erfahrungsmäßigen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 121, S. 256
                              
                           Um aber zu zeigen, daß man auf dem Wege des Hrn. W. leicht zu passendern Ergebnissen
                              									kommen kann, will ich die Behauptung aufstellen, daß die Leistung eines einfachen
                              									Reactionsrades durch die Formel
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 121, S. 256
                              
                           ausgedrückt werde. Berechnet man nach dieser Formel die Werthe
                              									von η1 und aus den Differenzen mit η
                              									die Größe des Luftwiderstandes, so  ergibt sich folgende Tabelle, in welcher die Werthe der
                              									erfahrungsmäßigen Leistung mit Einrechnung des Luftwiderstandes bei weitem besser
                              									mit den aus der Formel gezogenen übereinstimmen, als es in der vorhergehenden
                              									Tabelle der Fall ist, und worin nun als größte relative Leistung ¾ oder 75
                              									Proc. hervorgehen.
                           
                              
                                 Nr. des Versuchs
                                 Angeblicher erfahrungsmäßiger Wirkungsgrad ohne den
                                    											Luftwiderstand.η
                                 Theoretischer Wirkungsgrad nach Formel
                                    												(7).η1
                                 Differenz der Wirkungsgrade.η1 - η
                                 Relative Arbeit des Luftwiderstandes.η2=0,00527v3/L
                                 Wahre relative Leistung mit dem
                                    												Luftwiderstand.η1 +
                                    												η2
                                 Differenz zwischen der theoretischen u. Der wahren
                                    											erfahrungsmäßigen relativen Leistung.η1 - (η + η2)
                                 
                              
                                 
                                    I
                                    
                                 0,109
                                 0,108
                                 - 0,001
                                 0,000
                                 0,109
                                 - 0,001
                                 
                              
                                 
                                    II
                                    
                                 0,333
                                 0,336
                                 + 0,003
                                 0.001
                                 0 334
                                 + 0,002
                                 
                              
                                 
                                    III
                                    
                                 0,540
                                 0,545
                                 + 0,005
                                 0,008
                                 0,548
                                 - 0,003
                                 
                              
                                 
                                    IV
                                    
                                 0,668
                                 0,697
                                 + 0,029
                                 0,035
                                 0,703
                                 - 0,006
                                 
                              
                                 
                                    V
                                    
                                 0,661
                                 0,749
                                 + 0,088
                                 0,095
                                 0,756
                                 - 0,007
                                 
                              
                                 
                                    VI
                                    
                                 0,612
                                 0,744
                                 + 0,132
                                 0,135
                                 0,747
                                 - 0,003
                                 
                              
                                 
                                    VII
                                    
                                 0,539
                                 0,728
                                 + 0,189
                                 0,177
                                 0,716
                                 + 0,012
                                 
                              
                                 
                                    VIII
                                    
                                 0,452
                                 0,701
                                 + 0,249
                                 0,225
                                 0,677
                                 + 0,024
                                 
                              
                                 
                                    IX
                                    
                                 0,356
                                 0,656
                                 + 0,300
                                 0,294
                                 0,650
                                 + 0,006
                                 
                              
                                 
                                    X
                                    
                                 0,250
                                 0,620
                                 + 0.370
                                 0,343
                                 0,593
                                 + 0,027
                                 
                              
                                 
                                    XI
                                    
                                 0,100
                                 0,538
                                 + 0,438
                                 0,448
                                 0,548
                                 - 0,010
                                 
                              
                           Wenn nun Hr. W. schon darin einen großen Fehler begeht, daß er die Arbeit für die
                              									Ueberwindung des Luftwiderstandes gar nicht als Leistung betrachtet, während er doch
                              									die Reibung als Leistung berechnet, und auch die aus der Formel gezogenen Werthe,
                              									mit welchen er die der Erfahrung entnommenen vergleicht, offenbar die ganze Brutto-Leistung
                              									ausdrücken, so müssen die Folgerungen, welche derselbe in Bezug auf die
                              									Geschwindigkeit des Rades aus seinen Versuchen zieht, ganz oberflächlich genannt werden. Unter der Maximalgeschwindigkeit versteht
                              									derselbe die Geschwindigkeit, welche das Rad annimmt, wenn es leer geht, d. h. ohne Nutzlast zu heben; in solcher Weise betrachtet, geht
                              									das Rad aber auch leer, wenn man die Zapfen desselben einklemmt oder Windflügel
                              									daran anbringt, wie dieß nahezu bei der zweiten Versuchsreihe mit den innern
                              									Ausflußmündungen der Fall war, wo die über die Ausflußmündungen vorstehenden
                              									Röhrentheile wie Windflügel wirkten, und deßhalb die größte Geschwindigkeit nicht
                              									einmal die der Druckhöhe h entsprechende erreichte. Nach
                              									der Theorie ist die größte Geschwindigkeit diejenige, welche das Rad annehmen würde,
                              									wenn es keinen Widerstand zu besiegen hätte, bei welcher also alle Arbeitskraft  des Wassers auf die
                              									Bewegung des Wassers selbst verwendet würde und die Leistung Null wäre; diese
                              									Geschwindigkeit müßte aber, wie oben gezeigt wurde, etwa dreimal so groß seyn, als
                              									die der Druckhöhe h entsprechende. Die wirkliche größte
                              									Geschwindigkeit, welche das Rad annehmen kann, ist eine Größe, welche von der äußern
                              									Einrichtung des Rades und dessen Widerständen abhängtHr. W. würde offenbar eine ganz andere Leistung und eine andere größte
                                    											Geschwindigkeit erhalten haben, wenn er für die erste Versuchsreihe seinem
                                    											Rade die in Fig. 4 dargestellte Einrichtung
                                    											gegeben hätte. mit welcher also die Theorie, insofern sie sich
                              									bloß mit der Wirkung des Wassers befaßt, gar nichts zu schaffen hat, mit welcher
                              									deßhalb auch die vortheilhafteste Geschwindigkeit, bei welcher nämlich die Brutto-Leistung die
                              									größte ist, und mit dieser nur haben wir es gemäß der
                              									Formel für die Leistung zu thun, gar nicht verglichen werden kann. Diese
                              									vortheilhafteste Geschwindigkeit hat auch Hr. W. auf S. 7 aus seiner Formel
                              									berechnet und dafür, wie schon oben bemerkt ist, den Werth
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 121, S. 258
                              
                           gefunden; ich vermag aber in seiner Schrift nirgends eine
                              									theoretische Beziehung derselben zu der Geschwindigkeit des leergehenden Rades zu entdecken. Für den von ihm in der ersten
                              									Versuchsreihe bestimmten Werth von μ = 0,9423 wird jene vortheilhafteste
                              									Geschwindigkeit sehr nahe gleich Textabbildung Bd. 121, S. 258, was mit diesen Versuchen ganz gut übereinstimmt, wenn man den
                              									Luftwiderstand der angeblichen erfahrungsmäßigen relativen Leistung des Rades
                              									hinzufügt; für die zweite Versuchsweise gibt aber Hr. W. den Coefficienten μ
                              									= 0,9541 an, und es müßte also die vortheilhafteste Geschwindigkeit v = 1,081 Textabbildung Bd. 121, S. 258 werden, während sich aus den Versuchen (S. 21) ergibt, daß hier, wo das
                              									Rad seine größte Leistung gerade bei der größten Geschwindigkeit hatte, diese, wie schon bemerkt,
                              									nicht einmal die Geschwindigkeit Textabbildung Bd. 121, S. 258 erreichte.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 121, S. 258
                              Wenn demnach Hr. W. Seite 24 und 25 behauptet, nach der Theorie müsse die
                                 										Geschwindigkeit des leergehenden Rades doppelt so groß seyn, als die
                                 										Gefällgeschwindigkeit, so ist dieß eine leere Behauptung, und selbst die von ihm
                                 										angenommene Bestätigung dieses Satzes
                              
                           
                           durch die Erfahrung wird durch seine eigenen Versuche (S. 21)
                              									widerlegt.
                           Nach diesen Erörterungen wird es denn einleuchten, daß die von Hrn. W. behauptete vollkommene Uebereinstimmung der Erfahrung mit seiner Formel für die Leistung eines Reactionsrades mit geraden
                              									Röhren — von einer Theorie dieser Räder kann man
                              									gar nicht reden — aus seinen Versuchen nicht
                              									hervorgeht, da vielmehr gerade durch sie die Mangelhaftigkeit dieser Formel
                              									augenfällig gemacht wurde.
                           
                              (Der Schluß folgt im nächsten Heft.)