| Titel: | Einfaches und ökonomisches Verfahren um das Jod aus den Mineralwässern etc. zu gewinnen; von Emil Bechi in Florenz. | 
| Fundstelle: | Band 121, Jahrgang 1851, Nr. LXVIII., S. 289 | 
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                        LXVIII.
                        Einfaches und ökonomisches Verfahren um das Jod
                           								aus den Mineralwässern etc. zu gewinnen; von Emil Bechi in
                           								Florenz.
                        Aus dem Journal de Pharmacie, Juli 1851, S.
                              								5.
                        Mit einer Abbildung auf Tab. IV.
                        Bechi's Verfahren um das Jod aus den Mineralwassern etc. zu
                           								gewinnen.
                        
                     
                        
                           Die Anwendungen des Jods und seiner Verbindungen in der Arzneikunde und in der
                              									Technik, welche täglich zahlreicher werden, veranlaßten die Akademie der schönen
                              									Künste zu Florenz im Jahr 1849 einen Preis auszuschreiben „für ein
                                 										wohlfeiles und leicht ausführbares Verfahren, um das Jod aus den Mineralwässern,
                                 										überhaupt aus allen seinen natürlichen und künstlichen Verbindungen
                                 										abzuscheiden.“
                           Die Methode welche ich nach zahlreichen Versuchen vorschlage, sowohl um das Jod aus
                              									den künstlich jodirten Bädern wieder zu gewinnen, als auch um es aus den
                              									salzhaltigen Quellen Toscana's abzuscheiden, welche es in sehr geringer Menge
                              									enthalten, ist von den bisher zu diesem Zweck angewandten Verfahrungsarten ganz
                              									verschieden und empfiehlt sich als leichter ausführbar und ökonomischer. Sie gründet
                              									sich auf die Eigenschaft des Kohlenstoffs, das Jod
                              									zurückzuhalten und es dann mit Leichtigkeit an basische Körper abzugeben.
                           Das Jod wird aus jeder Flüssigkeit, worin es aufgelöst ist, durch den Kohlenstoff
                              									welcher es auf der Oberfläche seiner Molecüle fixirt, vollständig niedergeschlagen.
                              									Folgender Versuch zeigt, mit welcher Genauigkeit das Jod von dem Kohlenstoff
                              									absorbirt oder zurückgehalten wird: nachdem ich Jod in destillirtem Wasser aufgelöst
                              									hatte, fetzte ich Kohle zu, deren Gewichtszunahme dem Gewicht des Jods entsprach
                              									welches ich in der Flüssigkeit aufgelöst hatte.
                           Das Absorptionsvermögen der Kohlen für das Jod entspricht im Allgemeinen ihrem
                              									relativen Entfärbungsvermögen. Ich fand, daß der gebrannte Kienruß ein bedeutendes
                              									Absorptionsvermögen besitzt. 1 Gran Jod wurde in demselben Zeitraum durch 6 Deniers
                              									Holzkohle, 2 Deniers Kienruß und 1¾ Deniers Thierkohle absorbirt. Je
                              									zertheilter die Kohle ist, desto größer ist natürlich ihre absorbirende Oberfläche;
                              										 ich ziehe daher den
                              										Kienruß vor, weil er bei seinem bedeutenden
                              									Fällungsvermögen wohlfeiler als die Thierkohle ist.
                           Die Kohle, auf welche Jod niedergeschlagen wurde, hält dasselbe gerade so zurück, wie
                              									ein gefärbter Zeug den Farbstoff. Setzt man z. B. solche Kohle in einer Retorte
                              									einer starken Hitze aus, so erhält man daraus nur schwache Spuren von Jod, es müßte
                              									denn die Kohle das Jod in großem Verhältniß absorbirt haben. Das Chlor, welches doch
                              									das Jod aus seinen meisten Verbindungen so leicht abscheidet, entzieht es der Kohle
                              									nicht, selbst nicht mit Beihülfe der Wärme. Kaltes oder heißes Wasser entzieht der
                              									Kohle nicht die geringste Menge Jod; deßgleichen der Alkohol, welchen man doch als
                              									ein Lösungsmittel des Jods betrachten kann.
                           Man muß daher die jodhaltige Kohle mit einer Substanz behandeln, welche eine große
                              									Verwandtschaft zum Jod hat und mit demselben eine innige Verbindung bilden kann, z.
                              									B. Aetzkali.
                           Behandelt man die jodhaltige Kohle mit einer Auflösung von Aetzkali, so bildet sich sogleich Jodkalium mit einer kleinen Menge
                              									jodsauren KalisDa das jodsaure Kali im Wasser schwer auflöslich ist, so muß man von
                                    											letzterem die erforderliche Menge anwenden um dieses Salz der Kohle gänzlich
                                    											zu entziehen. gemischt; die Reaction ist folgende:
                           6I + 6K O
                              									= K O, I O5 + 6K I.
                           Schüttelt man die jodhaltige Kohle in einer Auflösung von schwefelsaurem Eisenoxydul,
                              									welche Eisenoxydul suspendirtMan schlägt aus der Eisenvitriollösung das Eisenoxydul durch Aetzkali nieder,
                                    											weil die Flüssigkeit ohne Nachtheil ein wenig schwefelsaures Kali enthalten
                                    											kann. enthält, so bildet sich Eisenjodür, welches sehr auflöslich
                              									ist, und Eisenoxyd, welches sich niederschlägt:
                           3F e O + I = F e I + E e2
                              									O3.
                           Die Kohle, welche ihr Jod an die eine oder andere Flüssigkeit abgegeben hat,
                              									absorbirt nach dem Auswaschen neuerdings Jod, welches man ihr wieder mittelst des
                              									beschriebenen Verfahrens entziehen kann.
                           Nachdem ich nun die allgemeinen Grundlagen auseinandergesetzt habe, auf welchen meine
                              									Methode das Jod abzuscheiden beruht, will ich auf die Details derselben übergehen
                              									und einige Resultate ihrer Anwendung im Großen mittheilen.
                           
                           Ich verarbeitete ein Fäßchen des jodhaltigen Quellwassers von Casirocaro in Toscana,
                              									indem ich die in demselben enthaltenen Jodverbindungen entweder mittelst Chlor oder
                              									mittelst der Säuren zersetzte.
                           Ich ziehe nach meinen Erfahrungen eine Mischung von 1 Th. Schwefelsäure und 2 Theilen
                              									Salpetersäure vor, weil diese Flüssigkeit nicht nur die Eigenschaft besitzt, die
                              									Jodverbindungen sehr gut zu zersetzen, sondern auch ohne merklichen Nachtheil in
                              									Ueberschuß zugesetzt werden kann. Dennoch würde ich dem Chlor den Vorzug geben, wenn
                              									man ein sicheres Mittel hätte, um dessen Wirkung auf die Zersetzung der
                              									Jodverbindungen zu beschränken, so daß ein Ueberschuß von Chlor nicht auf das frei
                              									gewordene Jod wirken könnte; diese Gränze ist aber schwer zu erkennen, besonders
                              									wenn man im Großen arbeitet, so daß man dann ziemlich viel Jod verlieren kann.
                           Wenn die Zersetzung der Jodverbindungen beendigt ist, leite ich das Wasser in ein
                              									Filter (von der Form eines Verdrängungsapparats), worin sich ein hinreichendes
                              									Quantum gebrannter Kienruß befindet. Da das Wasser in diesem Filter mehrere
                              									Kohlenschichten durchdringen muß, so wird ihm das Jod vollständig entzogen. Ohne
                              									Anwendung eines solchen Filters müßte man das Wasser mehrere Stunden mit Jod in
                              									Berührung lassen, damit letzteres vollständig abgeschieden wird.
                           Nachdem ich die Kohle ausgewaschen habe, versetzte ich sie mit dem hydratischen
                              									Eisenoxydul und rühre die breiartige Mischung gut um. Diese Mischung bringe ich
                              									wieder auf das Verdrängungsfilter, und gieße mehrmals Wasser auf, um alles gebildete
                              									Eisenjodür auszuziehen.
                           Die Flüssigkeit, welche das Jodeisen aufgelöst enthielt, wurde in einem Gefäße
                              									gesammelt und dann mit Kupfervitriol behandelt, um Jodkupfer zu erhalten, welches
                              									gesammelt und in einer Retorte mit Braunstein und Schwefelsäure erhitzt, alles darin
                              									enthaltene Jod entband.
                           Die Kohle welche zu dieser Operation gedient hatte, wurde in ein Gefäß gebracht
                              									welches Wasser und Salzsäure enthielt, um das zurückgebliebene Eisenoxydul oder Oxyd
                              									auszuziehen und sie so gereinigt zu einer neuen Operation verwenden zu können.
                           Obgleich die Behandlung der jodhaltigen Kohle mit Aetzkali gute Resultate geben kann,
                              									so ist nach meiner Meinung die Anwendung des hydratischen Eisenoxyduls doch
                              									vorzuziehen: 1) weil letzteres ein sehr auflösliches Eisenjodür bildet, das sehr
                              									leicht von der Kohle abzusondern  ist, während das Aetzkali schwerlösliches jodsaures Kali
                              									erzeugt, daher man größere Wassermengen anwenden müßte um dasselbe aufzulösen; 2)
                              									weil man aus dem Eisenjodür nach der Methode von Baup
                              									leicht Jodkalium oder Jodnatrium bereiten kann, welche im Handel sehr gesucht sind;
                              									3) weil man aus der entstehenden Flüssigkeit das Eisenjodür direct erhalten kann,
                              									indem man dieselbe in einer tubulirten Retorte abdampft, durch welche man einen
                              									Strom Wasserstoffgas leitet, damit sich kein basisches Eisenjodid bildet.
                           Das Eisenjodür wird bekanntlich in der Arzneikunde häufig angewandt und ist daher
                              									leicht verkäuflich.
                           Endlich kann man auch die Flüssigkeit welche das Eisenjodür enthält, in einem
                              									eisernen Kessel zur Trockne abdampfen und den Rückstand in eine Retorte mit
                              									Braunstein und Schwefelsäure bringen, um das Jod abzuscheiden und in einer Vorlage
                              									zu verdichten. — Man kann aber auch die Methode anwenden welche Serullas für die Varecsoda benutzte, nämlich das Jod
                              									mittelst Kupfervitriol niederschlagen. Gerade hierzu empfahl ich weiter oben, das
                              									Eisenoxydul so darzustellen, daß es im Eisenvitriol suspendirt ist, denn wenn man
                              									dieses Salz dem Eisenjodür zusetzt, so erzielt man bekanntlich die vollständige
                              									Fällung des Kupferjodürs.
                           Der Apparat zur Anwendung meines Verfahrens im Großen
                              									besteht:
                           1) Aus einer großen Kufe, in die man das Wasser der jodhaltigen Quelle laufen läßt
                              									und in welcher die in demselben aufgelösten Jodverbindungen mittelst der angegebenen
                              									Mischung von Schwefelsäure und Salpetersäure zersetzt werden müssen.
                           2) Aus einem unter dieser Kufe angebrachten Behälter, ähnlich einem
                              									Verdrängungsfilter, in welchen man den gebrannten Kienruß zum Niederschlagen des
                              									Jods gibt. Am Boden dieses Filters bringt man einen Schwamm an, damit durch das
                              									Filtriren keine Kohle mitgerissen werden kann; unter dem Schwamm befindet sich ein
                              									Rohr, um das Filtriren aufzuhalten, wenn es zu rasch erfolgen sollte. Das Filter ist
                              									mit einer Art Schutzbrett versehen, durch welches die Kohle in das zweite
                              									Verdrängungsfilter geschafft wird, nachdem sie mit reinem Wasser ausgewaschen
                              									wurde.
                           3) Aus einem zweiten Filter, worin das Eisenoxydul mit der jodhaltigen Kohle gemengt
                              									und umgerührt werden muß, worauf man die  Masse mit Wasser behandelt, um das gebildete Eisenjodür
                              									auszuziehen.
                           Beim Auslaugen der Masse, welche das Eisenjodür enthält, muß man besorgt seyn
                              									dieselbe soviel als möglich zu erschöpfen, und zwar mit der geringsten Menge Wasser,
                              									damit man nicht zu große Massen von Flüssigkeit abzudampfen hat. Die Kohle muß daher
                              									zu wiederholtenmalen ausgelaugt werden und nicht auf einmal.
                           Die bei dieser Behandlung zurückbleibende Kohle bringt man in eine hölzerne Kufe,
                              									welche Wasser enthält, das mit Salzsäure geschärft ist, um das in der Kohle
                              									enthaltene Eisenoxydul oder Oxyd auszuziehen.
                           Beschreibung der AbbildungFig. 8.
                           A Rinne, welche das Quellwasser herbeiführt.
                           B Kufe, in welcher die Zersetzung der im Wasser
                              									aufgelösten Jodverbindungen vorgenommen wird.
                           C Rinne, durch welche das Wasser nach der Zersetzung der
                              									Jodverbindungen ablauft.
                           D erstes Verdrängungs-Filter, worin das Jod auf
                              									die Kohle niedergeschlagen wird.
                           E Canal, durch welchen das Wasser nach der Abscheidung
                              									des Jods ablauft.
                           F Schutzbrett, durch welches man die jodirte Kohle aus
                              									dem Filter herausschafft.
                           G Behälter, welcher die jodirte Kohle aufnimmt; aus ihm
                              									gelangt sie in das zweite Verdrängungs-Filter.
                           H Schutzbrett um die Kohle in das Filter bringen zu
                              									können.
                           K zweites Verdrängungs-Filter, um das Jod der
                              									Kohle zu entziehen und das auflösliche Jodür zu bilden.
                           L kleines Gehäuse für den Schwamm, welcher die Kohle
                              									zurückhalten muß.
                           M beweglicher Behälter zum Forttragen der filtrirten
                              									Flüssigkeit.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
