| Titel: | Neue Beobachtungen über die optische Zuckerprobe, bezüglich Dubrunfaut's Bemerkungen; von Hrn. Clerget. | 
| Fundstelle: | Band 121, Jahrgang 1851, Nr. LXXIV., S. 307 | 
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                        LXXIV.
                        Neue Beobachtungen über die optische Zuckerprobe,
                           								bezüglich Dubrunfaut's
                           								Bemerkungen; von Hrn. Clerget.
                        Aus den Comptes rendus, Juli 1851, Nr.
                              								2.
                        Clerget, über die optische Zuckerprobe.
                        
                     
                        
                           Ohne Zweifel enthält der Runkelrübensaft, worauf ich selbst längst aufmerksam machte,
                              									außer dem Zucker noch einen Bestandtheil, welcher auf das polarisirte Licht wirkt;
                              									dessenungeachtet ist es aber möglich, den in einem Saft enthaltenen
                              									krystallisirbaren Zucker durch bloße Beobachtung seiner optischen Eigenschaften sehr
                              									leicht genau zu bestimmen, wenn man die Umsetzungsmethode mit einigen Abänderungen
                              									anwendet.
                           Der Rübensaft wird, wie es in meiner Abhandlung (polytechn. Journal Bd. CIV S. 348)
                              									erklärt ist, in einen Kolben gebracht welcher am Hals mit zwei Strichen bezeichnet
                              									ist, wovon der eine den Hauptinhalt und der andere ein Zehntel darüber anzeigt;
                              									darauf läutert man diesen Saft, indem man den Zwischenraum der zwei Striche mit
                              									einer Auflösung von basisch-essigsaurem Blei ausfüllt. Der Saft wird nach dem
                              									Filtriren beobachtet, dann auf die von mir empfohlene Art gesäuert, und neuerdings
                              									beobachtet, worauf man diesen Saft mit einer Aetznatronlösung von solcher Stärke
                              									versetzt, daß ein Zehntel derselben an Volum die in der Flüssigkeit enthaltene Säure
                              									genau neutralisirt; hierauf wird mit dieser Flüssigkeit eine dritte Beobachtung
                              									vorgenommen, welche im Vergleich mit der vorhergehenden eine gewisse Abweichung der
                              									Polarisationsebene von Rechts nach Links ergibt. Nun ist diese Abweichung der
                              									Ausdruck des umgekehrten Ablenkungsvermögens welches die mit dem Zucker verbundene
                              									Substanz im Zustand ihrer Vereinigung mit der Säure ausübte; und da dieses
                              									Ablenkungsvermögen um seinen ganzen Werth die anfängliche Angabe der gesäuerten
                              									Flüssigkeit geschwächt hatte, so muß man, um  die wirkliche Umkehrung zu erhalten, seine Ziffer zu
                              									derjenigen der anfänglichen Aufzeichnung addiren. Andererseits ist zu bemerken, daß
                              									der Werth der Wirkung von Links nach Rechts, welchen die Sättigung der Säure
                              									zerstört hat, denjenigen der ersten Wirkung, welchen die Substanz vor dem Säuern der
                              									Flüssigkeit ausübte, in entgegengesetztem Sinne gibt. Das Verhältniß derselben, wie
                              									es verschiedene Proben herausstellten, ist 7 zu 2. Zwei Siebentel der Ziffer des
                              									durch die Sättigung der Säure aufgehobenen Ablenkungsvermögens repräsentiren also
                              									die anfängliche Ablenkung von Rechts nach Links der außer dem Zucker wirksamen
                              									Substanz; und wenn diese zwei Siebentel, welche die directe Angabe des Safts
                              									vermindert haben, ihm wieder ersetzt werden, so hat man den wahren Werth dieser
                              									letzteren, sowie die genaue Bestimmung des krystallisirbaren Zuckers.
                           Die Richtigkeit dieser Probirmethode wurde durch die verwickeltste Synthese
                              									bestätigt. In verschiedenen Mischungen von Dextrin, Glucos und Asparagin mit
                              									krystallisirbarem Zucker, wurde die Menge des letztern durch das beschriebene
                              									schnell und leicht ausführbare Verfahren genau gefunden. Durch dasselbe ist die
                              									vollständigste Uebereinstimmung zwischen den directen Aufzeichnungen und den
                              									Resultaten der Umsetzung bei den Proben von Rübenzuckermelassen und von Säften
                              									aufbewahrter Rüben hergestellt, während sich dabei Anomalien ergeben, wenn man sich
                              									auf die bloße Säuerung, wie bisher, beschränkt. Für alle Runkelrüben hingegen,
                              									welche sich im normalen Zustand befinden, kann man sich mit der directen Beobachtung
                              									begnügen, welche nur einige Minuten erheischt und den Zuckergehalt des Saftes auf 2
                              									oder 3 Tausendtheile genau angibt.