| Titel: | Ueber die Versuche von Weisbach und Treviranus mit sogenannten Reactions-Wasserrädern und die Theorie derselben; von Prof. G. Decher. (Schluß von S. 259 des vorhergehenden Heftes.) | 
| Autor: | G. Decher. | 
| Fundstelle: | Band 121, Jahrgang 1851, Nr. LXXVI., S. 321 | 
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                        LXXVI.
                        Ueber die Versuche von Weisbach und Treviranus mit sogenannten
                           								Reactions-Wasserrädern und die Theorie derselben; von Prof. G. Decher. (Schluß von S. 259 des
                           								vorhergehenden Heftes.)
                        Decher, über die Theorie der Reactionsräder.
                        
                     
                        
                           IV.
                           Hr. Treviranus, früher Dirigent der fürstlich Salm'schen
                              									Maschinenfabrik in Blansko, hat vor Kurzem seine Versuche mit einer schottischen
                              									Turbine und seine darauf gegründete empirische Berechnungsweise der Leistung dieser
                              									Wasserräder in der Eingangs genannten Schrift veröffentlicht. Es ist gewiß sehr zu
                              									bedauern, daß Hr. Tr. nur Empiriker ist und als solcher seine Versuche größtentheils
                              									ohne einen richtig leitenden Gedanken anstellte, bloß dem natürlichen Gefühle
                              									folgend, welches zwar schon sehr oft richtiger geleitet hat, als die leider nur zu
                              									oft falschen Theorien, das aber in der Mechanik, namentlich bei der Bewegung der
                              									Flüssigkeiten, auch sehr leicht irre führen kann. So mangelhaft indessen im Ganzen
                              									genommen die Versuche des Hrn. Tr. sind, und so sehr es zu bedauern ist, daß
                              									derselbe nicht eine oder selbst mehrere Reihen systematischer Versuche für
                              									gleichbleibende Druckhöhen und veränderliche Umfangsgeschwindigkeiten angestellt
                              									hat, um darnach die Theorie einer Prüfung unterwerfen zu können, so lassen sich
                              									daraus doch immer einige bemerkenswerthe Folgerungen
                              									ziehen. Dazu wollen wir die Ergebnisse dieser Versuche, von denen Hr. Tr. leider nur
                              									fünf anführt, von denen aber der dritte wegen der unbekannten größern Reibung
                              									unbrauchbar ist, übersichtlich zusammenstellen und ihnen folgende Bemerkungen
                              									vorausschicken.
                           
                           Die Turbine des Hrn. Tr. hatte zwei Arme, deren Mittellinien nach einer einfachen
                              									Spirale:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 121, S. 322
                              
                           gekrümmt waren; der Fahrstrahl R
                              									ihrer Endpunkte war 1 Fuß und der entsprechende Winkel ω gleich 330°
                              									oder 11/6 π die Krümmung also sehr stark, und deßhalb bei der von Hrn. Tr.
                              									angewendeten Druckhöhe von 3 Fuß der Druck des Wassers in den Röhren auch bei großen
                              									Umdrehungsgeschwindigkeiten noch positiv, d. h. im Sinne der Bewegung gerichtet. Die
                              									Reibung F an dem untern Zapfen, auf welchem, und dem
                              									Lederringe, in welchem das Rad sich bewegte, gibt Hr. Tr. als Mittel aus mehreren
                              									Messungen mittelst eines Prony'schen Zaumes, dessen Hebel dem Halbmesser R des Rades (des durch die Mitte der Oeffnungen gehenden
                              									Kreises) gleich war, und welcher auch zur Bestimmung der Arbeit des Rades diente,
                              									gleich 0,81 Pfd. an; das Gewicht Q des Aufschlagwassers
                              									endlich bestimmte Hr. Tr. aus der Höhe δ des Schützenaufzuges mittelst der
                              									empirischen Formel
                           Q = 12,222 (δ + 0,02273)
                              									Pfund,
                           welche, wie er angibt, mit mehreren directen Messungen bis auf
                              									1/80 plus oder minus
                              									übereinstimmte.
                           Die Ergebnisse der Beobachtung waren folgende:
                           
                              
                                 Nr. des Versuchs.
                                 Höhe des Schützenaufzugs.δ Zoll.
                                 Anzahl der Umdrehungen in 1 Minute.N.
                                 Querschnitt der beiden Ausflußmündungen in
                                    											Quadratz.
                                 Druckhöhe.h
                                    											Fuß.
                                 Kraft am Hebel des Zaumes.K Pfund.
                                 
                              
                                 I.
                                 1,20
                                 90
                                 3,28
                                 3
                                 1,75
                                 
                              
                                 II.
                                 0,85
                                 88
                                 2,13
                                 3
                                 1,50
                                 
                              
                                 IV.
                                 0,49
                                 197
                                 0,74
                                 3
                                 0,00
                                 
                              
                                 V.
                                 0,40
                                 154
                                 0,74
                                 2,8
                                 0,00
                                 
                              
                           
                           Damit berechnen sich dann folgende Werthe:
                           
                              
                                 Nr. des Versuchs
                                 Aufschlagwasser.Q
                                    											Pfund.
                                 Arbeitsvermögen des Aufschlagwassers.Qh Fuß-Pfd.
                                 Umfangsgeschwindigkeit.v Fuß.
                                 Größe des Widerstandes.(K + F)Pfd.
                                 Leistung des Rades.L
                                    											= (K + F)v Fuß-Pfd.
                                 Relative Leistung.E =
                                    												L/Q h
                                 
                              
                                 I.
                                 14,94
                                 44,82
                                 9,42
                                 2,56
                                 24,12
                                 0,538
                                 
                              
                                 II.
                                 10,67
                                 32,01
                                 9,21
                                 2,31
                                 21,28
                                 0,665
                                 
                              
                                 IV.
                                 6,26
                                 18,78
                                 20,63
                                 0,81
                                 16,71
                                 0,890
                                 
                              
                                 V.
                                 5,71
                                 13,79
                                 16,12
                                 0,81
                                 13,06
                                 0,947
                                 
                              
                           Diese Ergebnisse, bei denen der hier allerdings ziemlich kleine Luftwiderstand nicht
                              									mitgerechnet ist, zeigen, daß die relative Bruttoleistung einer schottischen Turbine
                              									bei richtig gekrümmten Röhren sehr groß werden kann, und zwar bei
                              									Umfangsgeschwindigkeiten, welche weit größer sind, als die der Druckhöhe
                              									entsprechende; denn diese beträgt für die Versuche Nr. 1, 2, 4, die Beschleunigung
                              										g des freien Falles gleich 31 Fuß angenommen, 13,64
                              									Fuß, für den Versuch Nr. 5 nur 13,18 Fuß. Die obigen Ergebnisse zeigen also auch,
                              									daß die Formeln des Hrn. Weisbach für die vortheilhafteste Geschwindigkeit und die Leistung dieser Räder (dessen Maschinenmechanik Bd. II §. 170), wie schon bemerkt, weit hinter der
                              									Wahrheit zurückbleiben. Nehmen wir z. B. den Versuch Nr. 4, bei welchem der
                              									Querschnitt der Ausflußöffnungen 0,74 Quadratzoll betrug, und beachten wir die
                              									Angaben des Hrn. Tr. (S. 22), daß sich bei stillstehendem Rade und 3 Fuß Druckhöhe
                              									für diese Oeffnungen ein Geschwindigkeitscoefficient Textabbildung Bd. 121, S. 323 und ein Contractionscoefficient μ1
                              									= 0,974 ergab, ferner daß der Halbmesser r1 des Zuleitungsrohres 3 Zoll betrug, also
                              										r1/r = ¼ war, so ergibt sich mit Vernachlässigung
                              									des Gliedes ζ c2 bei einer Umfangsgeschwindigkeit v =
                              									20,63 Fuß die Ausflußgeschwindigkeit c2 nach der Formel (5)
                           c2 =
                              									23,34 Fuß
                           
                           und damit als Volumen des Aufschlagwassers
                           V = 201,88 Kubikzoll,
                           während aus dem Versuche sich nur 191,88 Kubikzoll ergeben,
                              									wenn man mit Hrn. Tr. 30,652 Kubikzoll auf 1 Pfd. rechnet. Den Unterschied von 10
                              									Kubikzoll kann man einstweilen auf Rechnung des vernachlässigten Gliedes ζ
                              										c2 setzen und
                              									daher die Geschwindigkeit c2 aus der durch den Versuch gegebenen Wassermenge mittelst des
                              									Contractionscoefficienten berechnen; man findet so
                           c2 =
                              									22,18 Fuß.
                           Führt man dann diesen Werth und den von v = 20,63 Fuß in die Formel (4) ein und setzt cos δ = 1, so ergibt sich
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 121, S. 324
                              
                           also eine relative Leistung E =
                              									0,344 oder etwas mehr als 34 Proc., während die durch den Versuch gefundene 89
                              									Proc., d. h. über 2½mal so viel beträgt. Es wird darnach kaum nothwendig
                              									seyn, die vortheilhafteste Umfangsgeschwindigkeit nach der Formel des Hrn. W. zu
                              									berechnen, da sie nach dieser jedenfalls unter der Geschwindigkeit v0 oder √2 g h bleiben müßte, und die Leistung in diesem Falle, wie
                              									die Versuche zeigen, viel kleiner ist, als für größere Umfangsgeschwindigkeiten.
                           Nehmen wir dagegen die Formel (3) oder (6) für die Leistung einer schottischen
                              									Turbine, so finden wir für die größte relative Leistung eine viel zu große
                              									Geschwindigkeit und deßhalb für die Umfangsgeschwindigkeiten, welche zwischen
                              									√2 g h und 2√2 g
                                 										h liegen, auch zu kleine Werthe für E, doch
                              									immer noch größere, als sie die Formel (4) gibt. Man findet z. B. mit den obigen
                              									Werthen für c2 und
                              									μ nach Formel (3)
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 121, S. 324
                              
                           und nach Formel (6) nur etwas weniger, nämlich
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 121, S. 324
                              
                           nach beiden also im vorliegenden Falle nur etwas über die
                              									Hälfte der durch den Versuch gegebenen relativen Leistung. Es liegt indessen auf der
                              									Hand, daß sich bei so wenigen Versuchen keine weitere genügende Vergleichung
                              									anstellen läßt.
                           Nach diesem Stande der theoretischen Ergebnisse der Erfahrung gegenüber, wäre es Hrn.
                              										Treviranus, wenn er auch die Theorien  von Weisbach und Redtenbacher gekannt hätte, was
                              									nicht der Fall zu seyn scheint, nicht zu verübeln gewesen, daß er sich aus seinen
                              									Versuchen eine empirische Berechnungsweise begründete; nur heißt es offenbar die
                              									Empirie zu weit treiben, wenn sich derselbe aus zwei oder drei Versuchen
                              									Zahlencoefficienten ableitet und diese als für alle Fälle gültig annimmt. Diese
                              									Berechnungsweise oder, wenn man will, diese empirische
                                 										Theorie des Hrn. Tr. scheint übrigens mit seinen Versuchen so gut
                              									übereinzustimmen, daß wir dieselbe hier noch der Hauptsache nach erörtern
                              									müssen.
                           Hr. Tr. geht von folgenden Sätzen aus, von denen er annimmt, daß sie auf mathematisch
                              									richtigen Grundsätzen der Mechanik beruhen:
                           1) Wenn μ den Coefficienten für die Ausflußgeschwindigkeit bezeichnet, so muß
                              									die Leistung des Wassers, wenn auch sonst gar kein Verlust an Arbeit stattfindet, im
                              									Verhältnisse 1 : μ2 kleiner seyn, als das
                              									theoretische Arbeitsvermögen Q h, so daß man in diesem
                              									Falle die Beziehung hat
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 121, S. 325
                              
                           2) Wenn aber c die wirkliche Ausflußgeschwindigkeit des
                              									Wassers während der Bewegung und v die Geschwindigkeit
                              									der Ausflußmündung, also c—v die absolute Geschwindigkeit des ausfließenden Wassers ist (Hr. Tr.
                              									verwechselt die Bezeichnungen „absolut“ und
                              										„relativ“ ernennt die Ausflußgeschwindigkeit die absolute und c — v die relative
                              									Geschwindigkeit des Wassers), so wird die vorhergehende Leistung L1 noch in dem
                              									Verhältnisse der verwendeten lebendigen Kraft Textabbildung Bd. 121, S. 325 zu der relativen lebendigen Kraft Q/g
                              									c2 kleiner, und man
                              									hat als wirkliche Leistung
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 121, S. 325
                              
                           Gegen den ersten dieser Sätze läßt sich nichts einwenden; für den zweiten dürfte es
                              									aber schwer seyn, eine theoretische Begründung zu finden. Er beruht eben auch auf
                              									der Voraussetzung, daß die Leistung die größte seyn muß, wenn v = c, und daß sie Null wird, wenn v = 0 ist. Es ist dabei aber auch keine Rücksicht auf
                              									die Krümmung der Röhren genommen; es steht daher dieser Werth von L, wenn man ihn auf gerade Röhren anwenden will, im
                              									Widerspruch mit den Versuchen des Hrn. Weisbach, und er
                              									würde auch für gekrümmte Ausflußröhren, wenn  sie viel weniger stark gekrümmt wären, als die von Hrn.
                              									Tr. angewendeten, fühlbar zu große Werthe geben.
                           3) Für die Reactionskraft des Wassers, also für den Druck,
                              									welchen dasselbe auf die Röhren ausübt, wenn man sich denselben als eine am Umfang
                              									des Rades wirkende Kraft denkt, nimmt Hr. Tr. den Werth
                           K = Q/g
                              									c
                           an, wie er für einen plötzlich aus seiner Richtung abgelenkten
                              									Wasserstrahl gilt, und findet diesen Ausdruck durch seine Versuche bei stillstehendem Rade bestätigt. Diese Bestätigung gilt
                              									aber auch nur für Röhren von der von ihm gewählten Form; denn dieser Druck wird
                              									offenbar um so kleiner, je schwächer die Krümmung der Röhre ist, und für gerade
                              									Röhren ist er Null. Für die Reactionskraft während der Bewegung ist jener Ausdruck
                              									aber ganz falsch; denn darnach müßte diese Kraft mit der Ausflußgeschwindigkeit
                              									zunehmen, während Hr. Tr. selbst aus seiner Tabelle Nr. 4, wo er sie aus der
                              									absoluten Leistung L. nach der Formel
                           K = L/v
                           berechnet hat, ersehen mußte, daß K immer kleiner wird, wenn die Umdrehungs- und
                              									Ausflußgeschwindigkeit zunimmt. Er spricht ferner an mehreren Orten davon, daß das
                              									theoretische Verhältniß der Reactionskraft bei stillstehendem Rade zu der bei der
                              									größten Leistung = 2 : 1 sey, ohne anzugeben, nach welcher Theorie dieß so seyn
                              									müsse. Er scheint sich dieses Verhältniß aus seinen Versuchen entnommen zu haben;
                              									denn er kommt zuletzt (S. 55) darauf zurück, daß sich ein vollgültiger Beweis für
                              									dieses Verhältniß müsse finden lassen. Das ist nun allerdings insofern der Fall, als
                              									dieses Verhältniß eine nothwendige Folge der Annahme des Hrn. Tr. ist. Denn
                              									bezeichnet man den Querschnitt der Ausflußöffnungen mit Rücksicht auf die
                              									Contraction mit a, das Gewicht der Volumeneinheit Wasser
                              									mit γ, so hat man für das stillstehende Rad nach der Annahme des Hrn. Tr.
                           K = γa/g μ2
                              									v02.
                           Wenn dann das Rad seine größte Leistung geben soll, so muß v = c, und daher diese
                              									Leistung selbst
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 121, S. 326
                              
                           
                           werden; für diesen Fall wird also nach der obigen Formel
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 121, S. 327
                              
                           4) Um endlich auch die Ausflußgeschwindigkeit nach der Anzahl der Umdrehungen oder
                              									nach der Umfangsgeschwindigkeit berechnen zu können, kam Hr. Tr. zuerst zu dem
                              									Schlusse, daß der Gesammt-Ausfluß bei verschiedenen
                                 										Umläufen den Wurzeln aus der Summe der Druckhöhen der Centrifugalkraft und des
                                 										Standwassers und die Druckhöhe für die Centrifugalkraft selbst wieder den
                                 										Quadraten der Umdrehungsgeschwindigkeiten oder den Quadraten der Umläufe in
                              									1 Minute proportional seyn müsse, so daß sich die
                              									gesammte Druckhöhe H für die wirkliche
                              									Ausflußgeschwindigkeit aus der Druckhöhe h des Wassers
                              									und der aus den Versuchen hervorgehenden Druckhöhe h2 der Centrifugalkraft als Summe ergibt,
                              									nämlich
                           H = h +
                              										h2,
                           und die letztere Druckhöhe aus der Beziehung
                           h2 =
                              										k N2
                           folgt, worin k ein zu bestimmender
                              									Coefficient ist, und N die Anzahl der Umläufe des Rades
                              									in 1 Minute angibt. Diesen Coefficienten k bestimmt Hr.
                              									Tr. aus seinem Versuche Nr. 4 mit Hülfe einer andern Beobachtung, nach welcher für
                              									das stillstehende Rad und dieselben Ausflußöffnungen das Gewicht Q des ausfließenden Wassers gleich 3,713 Pfund war,
                              									während dasselbe bei 200 Umläufen, welche Zahl Hr. Tr. statt der beobachteten 197
                              									annimmt, 6,256 Pfd. für die Secunde betrug; er schließt daraus, daß die ganze
                              									Druckhöhe H im letztern Falle
                           
                              
                                 H = (6,256)2/(3,713)2 ×
                                    											3′
                                 =
                                 8′,516
                                 
                              
                                 seyn mußte; davon zieht er die Druckhöhe h
                                 =
                                 3,000
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––––
                                 
                              
                                 ab und findet als Druckhöhe für die Centrifugalkraft h2
                                 =
                                 5,516 Fuß
                                 
                              
                           Daraus zieht er sodann die Gleichung:
                           h2 =
                              										5,516/(200)2
                              									N2 = 1/7252 N2,
                           un mittelst derselben die Druckhöhe h2 für andere Umlaufszahlen zu
                              									berechnen. Die drei andern Versuche, welche wir oben angeführt haben, Nr. 1, 2 und
                              									5, dienen ihm zur Prüfung dieser Berechnungsweise, und er findet die darnach
                              									berechneten Wassermengen sehr nahe  übereinstimmend mit den beobachteten, obgleich bei den
                              									Versuchen Nr. 1 und 2 andere Ausflußöffnungen vorhanden waren, als bei Nr. 4 und
                              									5.
                           Nach diesem stellt Hr. Tr. eine Vergleichung zwischen dieser empirisch bestimmten
                              									Druckhöhe der Centrifugalkraft und der theoretischen an, verfällt aber dabei in den
                              									Irrthum, daß er die Wirkung der Centrifugalkraft auf die einzelnen Wassertheilchen
                              									dem Quadrate ihrer Entfernung von der Drehungsachse
                              									proportional annimmt und sich deßhalb die ganze Wirkung durch den Rauminhalt oder
                              									das Gewicht eines Kegels versinnlicht, dessen Spitze in
                              									der Drehungsachse, und dessen Basis am äußern Umfange des Rades liegt. Er geräth
                              									auch darüber in Zweifel, ob der ganze Kegel genommen werden müsse, oder ob man die
                              									dem Zuleitungsrohre entsprechende Spitze, deren Höhe dem Halbmesser dieses
                              									Zuleitungsrohres gleich ist, abrechnen müsse. Nachdem er sich für das letztere
                              									entschieden und die Rechnung für sein Rad und den Versuch Nr. 4 ausgeführt hat,
                              									findet er als theoretische Druckhöhe h1 der Centrifugalkraft
                           h1 =
                              									8,094 Fuß
                           und schließt daraus, indem er diese Höhe h1 mit der
                              									vorhergehenden empirisch bestimmten h2 = 5,516 Fuß zusammenhält, daß
                           h2 =
                              									0,681 h1
                           sey, daß man also von der theoretischen Centrifugalkraft
                              									höchstens zwei Drittheile nehmen dürfe.
                           So irrig auch hier die Annahmen und Schlüsse des Hrn. Tr. seyn mögen, so haben seine
                              									Irrthümer bei seinem empirischen Verfahren wenig zu bedeuten, denn es handelt sich
                              									bei ihm nur darum, zu untersuchen, ob die Druckhöhe, welcher die vermehrte
                              									Ausflußgeschwindigkeit zugeschrieben werden kann, dem Quadrate der
                              									Umdrehungsgeschwindig keit proportional ist, und dann darum, einen
                              									Erfahrungs-Coefficienten für dieses Verhältniß zu finden. Diese
                              									Proportionalität wird durch die Versuche des Hrn. Tr. ebensowohl, wie durch jene des
                              									Hrn. Weisbach nachgewiesen. Aus den Versuchen des erstern
                              									scheint aber zu folgen, daß man das Glied — ζ c2 in dem Ausdrucke:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 121, S. 328
                              
                           welchen Hr. Weisbach für die
                              									Ausflußgeschwindigkeit ableitet, weglassen und dafür dem letzten Gliede Textabbildung Bd. 121, S. 328 noch einen Coefficienten geben müsse, welcher kleiner als 1 ist.
                           
                           In dem Vorhergehenden ist die Grundlage von der Berechnungsmethode des Hrn. Tr.
                              									enthalten, nach welcher er eine Tabelle für die Leistungen seines Rades mit den bei
                              									den Versuchen Nr. 4 und 5 gebrauchten Ausflußöffnungen, sowie für die Leistungen
                              									einer Whitelaw'schen Turbine nach den Angaben von Hänel (polytechn. Journal Bd. XCI S. 111)
                              									und einigen das Fehlende ergänzenden Annahmen bei verschiedenen
                              									Umlaufsgeschwindigkeiten berechnet hat und für sein Rad als größte relative
                              									Bruttoleistung E = 0,931 bei einer Umdrehungszahl N = 240, für das Whitelaw'sche Rad E = 0,922 bei N = 181 Umdrehungen in der Minute findet. Nach den
                              									Angaben des Hrn. Hänel macht dieses Rad aber, wenn es
                              									arbeitet, nur 90 Umdrehungen, und dieß führt Hrn. Tr. darauf, auch den
                              									Netto-Effect zu untersuchen, und zwar zuletzt noch unter der in der Praxis
                              									immer stattfindenden Voraussetzung, daß die Menge des
                                 										Aufschlagwassers eine gegebene ist und bei der größten Netto-Leistung
                                 										ganz benützt werden soll; er berührt hier also einen für die Theorie der
                              									Wasserräder sehr wesentlichen Punkt, von dem man in den verschiedenen theoretischen
                              									Werken ebensowenig erwähnt findet, als diese sich überhaupt auf eine strenge
                              									Trennung der Brutto- und Netto-Leistung einlassen.
                           In wie weit übrigens die empirische Theorie des Hrn. Treviranus mit dem wirklichen Gesetze, welchem die schottischen Turbinen
                              									in ihrer Leistung folgen, übereinstimmt, müssen neue systematisch angestellte
                              									Versuche lehren.