| Titel: | Vorrichtung zum schnellen Abkühlen des Mahlgutes und Apparat zum Anfeuchten des zu vermahlenden Getreides; von U. Debeaune, technischem Director der Dampfmahlmühlen zu Jemappes bei Mons in Belgien. | 
| Fundstelle: | Band 121, Jahrgang 1851, Nr. CI., S. 412 | 
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                        CI.
                        Vorrichtung zum schnellen Abkühlen des Mahlgutes
                           								und Apparat zum Anfeuchten des zu vermahlenden Getreides; von U. Debeaune, technischem
                           								Director der Dampfmahlmühlen zu Jemappes bei Mons in
                           								Belgien.
                        Aus Armengaud's Publication industrielle, Bd. VII S. 29
                           								und dem Civil Engineer
                                 										and Architect's Journal. Mai 1851, S. 294.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									VI.
                        Debeaune's Vorrichtung zum Abkühlen des Mahlgutes und Anfeuchten
                           								des Getreides.
                        
                     
                        
                           Für diese Maschine erhielt der Erfinder bereits im Jahre 1847 in seinem Vaterlande
                              									die silberne Medaille zuerkannt. Sein System des Abkühlens und des Anfeuchtens wurde
                              									dann in der Mühle zu Jemappes in Anwendung gebracht, dessen Zweckmäßigkeit erkannt,
                              									und jetzt erregt ein auf der Londoner
                                 										Industrie-Ausstellung in Betrieb stehendes Modell dieser Apparate
                              									die Aufmerksamkeit der Maschinenbauer und Mehlfabrikanten.
                           Das von Hrn. Debeaune ausgeführte System hat die
                              									Beschleunigung des Mahlprocesses, die Verhinderung der Erhitzung der Mühlsteine,
                              									sowie die Vermeidung von Mutterkorn, Trespe, Staub, Insecten etc., welche den
                              									Reinigungsarbeiten entgangen seyn können und die dem Mahlgute nachtheilig seyn
                              									würden, zum Zweck.
                           Beschreibung der Vorrichtung zur Beschleunigung der
                                 										Abkühlung. — In der Mitte des Liegers, zwischen demselben und der
                              									Büchse, oder vielmehr im Innern derselben, sind verschiedene kleine Röhren
                              									angebracht, um die äußere Luft zwischen beide Mühlsteine zu führen. Diese kleinen
                              									Röhren vereinigen sich unten mit einer weitern, welche mit dem Ventilator in
                              									Verbindung steht. Oben gehen die Röhrchen in dem Auge aus, welches alsdann mit einer
                              									horizontalen Platte verschlossen ist. Darüber befindet sich eine zweite größere
                              									Platte, deren Zweck ist, die Luft zwischen die beiden arbeitenden Flächen des Steins
                              										 zu richten und zu
                              									verhindern, daß sie durch das Auge des Läufers entweicht.
                           Fig. 11 und
                              										12 zeigen
                              									diese eigenthümliche Einrichtung an einem durch einen Laufriemen betriebenen Gange
                              									angebracht, dessen Gewicht isolirt ist. Der Ventilator ist groß genug, um zu
                              									gleicher Zeit mehrere Gänge bedienen zu können. Er ist gänzlich aus Schmied-
                              									oder Gußeisen angefertigt und besteht aus vier geraden Flügeln von Blech A, welche nach den Radien geneigt und in Beziehung zu
                              									der Trommel B excentrisch sind. Die eisernen Flügelarme
                              										a sind durch zwei flache Kränze b verbunden, und die Arme sind an der horizontalen Welle
                              										c befestigt, welche außerhalb der Trommel zur
                              									Aufnahme der Treibrolle C verlängert ist. Die beiden
                              									senkrechten Seitenplatten D, auf deren Ränder die
                              									blecherne Trommel B aufgeschraubt ist, bestehen aus
                              									Gußeisen, ebenso die Sohlplatten, auf welchen auch die Zapfenlager für die
                              									Flügelwelle stehen. In der Mitte sind die Platten offen, um die äußere Luft
                              									eintreten zu lassen. Der Mantel B verlängert sich in
                              									eine Röhre von länglich-viereckigem Durchschnitt, deren Oeffnung mittelst des
                              									Registers d regulirt wird, welches man nach Belieben
                              									öffnet. Am Ende dieser viereckigen Röhre ist die runde Röhre E angebracht, welche sich unten in mehrere Arme F theilt, um die verdichtete Luft aus dem Ventilator mehreren Gängen zu
                              									gleicher Zeit zuzuführen, wenn man es für nöthig erachtet. Zu dem Ende ist auch
                              									jeder Arm mit einem Klappenventil versehen, um ihn absperren zu können.
                           Die Röhren F umgeben die Mühleisen oder Spindeln
                              									kreisförmig, und tragen mehrere andere senkrechte Röhren e, welche sich bis zu dem obern Theil des Auges von dem Lieger erstrecken,
                              									indem sie durch die Büchsen G gehen, wie Fig. 13 und 14 im
                              									senkrechten und im horizontalen Durchschnitt zeigen. Nun trägt die Spindel H etwas über dem Auge und unmittelbar über dem
                              									Mühlhauen-Muff I eine calottenförmige Platte i von dünnem Blech, welche den Zweck hat, die von den
                              									Röhren e eingeführte Luft zwischen die beiden Steine zu
                              									führen und sie radienförmig zwischen den arbeitenden Oberflächen derselben zu
                              									verbreiten. Die Mühlhaue f und ihr Muff sind oberhalb
                              									mit einer zweiten kleinen, dünnen Platte g und mit einem
                              									Schälchen versehen, welches das aus dem Aufschütter J
                              									herauskommende Getreide aufnimmt, es auf die Calotte i
                              									wirft und auf diese Weise zwischen die Mühlsteine bringt. Die Speisung findet daher
                              									auf diese Weise statt und wird auf die als bekannt vorauszusetzende Weise regulirt.
                              									Das Gerüst eines jeden Ganges ist unabhängig von demjenigen der übrigen, sowie man
                              										 sie jetzt häufig
                              									anwendet. Es besteht aus einem weiten Cylinder von Gußeisen K, der aus einem Stück gegossen ist, wie man aus Fig. 11 deutlich erkennen
                              									kann. Die Lappen h sind aus einem Stück mit dem Gerüst
                              									gegossen und dienen zur Aufnahme der Stellschrauben I,
                              									um mittelst des Dreiecks L den Lieger genau horizontal
                              									zu stellen. An den Seiten sind vier Centrischrauben diametral einander gegenüber
                              									angebracht, um die Stellung des Liegers genau zu reguliren. Endlich hat das
                              									cylindrische Gerüst unten auch einen nach innen vorspringenden Kranz, um es mittelst
                              									Schraubenbolzen auf dem steinernen Fundamente zu befestigen, und um auch die Balken
                              									von der Büchse M aufzunehmen, in welcher sich die
                              									Spindel H bewegt. Mittelst des gußeisernen Balanciers
                              										N, der seinen Stützpunkt in N hat und mit der langen Stange O verbunden
                              									ist, kann die Büchse durch den Stift m gehoben oder
                              									gesenkt werden, was durch das kleine Schwungrad am obern Ende der Stange O leicht bewerkstelligt wird.
                           Man wird aus dem Gesagten leicht erkennen, daß die Kühlvorrichtung von Debeaune an jeder schon vorhandenen Mühle angebracht
                              									werden kann, ohne deren Construction wesentlich zu ändern.
                           Wenn der Gang durch einen Laufriemen betrieben wird, wie in der vorliegenden Figur,
                              									so wird die Spindel H mit einer gußeisernen Rolle P versehen, deren Durchmesser fast gleich demjenigen der
                              									Mühlsteine ist. Der Laufriemen geht von dieser Rolle über eine andere Treibrolle an
                              									einer zweiten stehenden Welle, und die Spannrolle p
                              									bewirkt die Spannung. Die Achse dieser Spannrolle dreht sich in zwei horizontalen
                              									gabelförmigen Armen Q, deren senkrechter Arm gänzlich
                              									frei ist, damit man mit Hülfe des Hebels o ihm
                              									verschiedene Stellungen geben kann. Am Ende dieses Hebels ist ein Seil mit einem
                              									Gegengewicht angebracht, welches über eine Rolle mit vertiefter Peripherie geht, und
                              									hinreicht um die Spannrolle p stets gegen den Laufriemen
                              									zu drücken, so daß er beim Betrieb der Mühle immer gespannt ist.
                           Beschreibung des Befeuchtungsapparates. — Das
                              									meiste Getreide, welches über das Meer zu uns kommt, ist vor dem Transport mittelst
                              									eines Ofens oder einer Trockenstube getrocknet oder gedörrt. Ohne diese
                              									Vorsichtsmaßregel würden die Körner die Feuchtigkeit nicht ertragen können, der sie
                              									auf der Seereise ausgesetzt sind, und sie würden daher feucht oder wenigstens warm,
                              									und nach einer längeren Meeresfahrt gekeimt zu uns gelangen. Durch das Trocknen oder
                              									Dörren wird das Getreide allerdings gegen jede Veränderung bewahrt, es wird aber
                              									auch so trocken gemacht, daß es sehr schwer hält, es zu  schälen; die Schale wird
                              									alsdann in Staub verwandelt, der sich mit dem Mehl auf eine solche Weise vermengt,
                              									daß er kaum von dem Mehl abgeschieden werden kann und demselben eine sehr
                              									nachtheilige röthliche Farbe ertheilt, so daß es kaum in den Handel gebracht werden
                              									kann.
                           Um diese Nachtheile zu verbessern, befeuchtet man das Getreide in dem Augenblick wo
                              									es vermahlen werden soll. An sehr vielen Orten geschieht dieß auf nachstehende
                              									Weise: man schüttet eine Schicht Getreide von etwa 8 Zoll Höhe auf und befeuchtet
                              									sie mittelst einer Gießkanne. Darauf sticht man die Schicht mittelst Schaufeln um,
                              									um das unterste oben und das oberste unten hin zu bringen und damit die Feuchtigkeit
                              									möglichst gleichförmig vertheilt werde.
                           Man mag aber bei diesem Umstechen noch so genau verfahren, so wird die Feuchtigkeit
                              									doch nie gleichförmig vertheilt, sondern es werden die oben liegenden Körner
                              									feuchter als die untern, und um die Gleichförmigkeit einigermaßen zu befördern, muß
                              									man das Getreide vor dem Vermahlen längere Zeit liegen lassen. Dringt aber die
                              									Feuchtigkeit bis ins Innere der Körner, so hält sich das daraus erzeugte Mehl nicht,
                              									weßhalb es zweckmäßig ist, die befeuchteten Körner nur möglichst kurze Zeit im
                              									Haufen liegen zu lassen, damit die Feuchtigkeit nur die Schale trifft. Es läßt daher
                              									die hier beschriebene Befeuchtung sehr viel zu wünschen übrig.
                           In andern Mühlen, welche die Fortschritte des Mühlwesens besser berücksichtigen,
                              									wendet man Befeuchtungscylinder von Leinwand an, die eine etwas geneigte Stellung
                              									haben, und im Innern mit schneckenförmig angeordneten Schaufeln versehen sind, deren
                              									Zweck ist, das oben in den Cylinder eingebrachte Getreide umzurühren und nach dem
                              									entgegengesetzten Ende zu führen. Während dieser Zeit gelangt ein Wasserstrahl
                              									fortwährend in den Cylinder und befeuchtet die Körner in dem Maaße, als sie ihre
                              									Stellung verändern. Man gibt diesen Apparaten eine Länge von 12, 15 bis 20 Fuß, bei
                              									einem Durchmesser von 12 bis 16 Zoll und bei einer Geschwindigkeit von 20 bis 25
                              									Umgängen in der Minute.
                           Der von Hrn. Debeaune erfundene Apparat um das Getreide
                              									anzufeuchten, zeichnet sich durch eine außerordentliche Einfachheit und durch seine
                              									guten Resultate aus. Er besteht aus einer Art doppelter, länglich-viereckiger
                              									Brause, welche an den beiden entgegengesetzten innern Flächen mit sehr nahestehenden
                              									kleinen Löchern versehen ist, von denen die einen dem Wasser aus einem obern
                              									Behälter Zutritt geben, indem es in einem senkrechten Strahle von unten nach oben
                              									eintritt,  während das
                              									Wasser durch die entgegengesetzten Löcher von oben nach unten austritt. Indem nun
                              									die Getreidekörner in geringen Mengen mittelst eines geneigten Canals zwischen
                              									diesen beiden Reihen von Wasserstrahlen durchgehen, werden sie auf ihrer ganzen
                              									Oberfläche mit einer vollkommenen Regelmäßigkeit befeuchtet. Dadurch, daß man die
                              									Menge des Wassers, welche aus diesen kleinen Löchern ausströmt, mit der Menge des
                              									angefeuchteten Getreides in ein richtiges Verhältniß bringt, ist man im Stande jedes
                              									Korn zweckmäßig zu befeuchten, so daß das Getreide unmittelbar vermahlen werden
                              									kann. Dieser Apparat hat außerdem noch den Vortheil, daß er keiner Handarbeit
                              									bedarf, und ebensowenig einer Triebkraft. Ein einziger Arbeiter ist hinreichend, um
                              									das für zehn Gänge erforderliche Getreide anzufeuchten. In einer gut eingerichteten
                              									Mühle wird das zum Befeuchten erforderliche Wasser mittelst einer Pumpe bis zu dem
                              									obersten Stockwerk hinaufgedrückt, um auf das ebenfalls in einer obern Etage
                              									befindliche Getreide fallen zu können.
                           Fig. 15 gibt
                              									einen genauen Begriff von der Vorrichtung; sie zeigt den Wasserbehälter R, welcher ununterbrochen gespeist wird, und die Röhre
                              										T, welche das Wasser aus dem Behälter zu der Brause
                              										S führt. Neben derselben befindet sich ein hölzerner
                              									Canal U, der in Verbindung mit einem Trichter steht. Man
                              									ersieht aus Fig.
                                 										16 und aus den Fig. 17, 18 und 19, daß der Ejector oder
                              									die Brause S aus zwei länglichviereckigen, über einander
                              									liegenden Büchsen s, s′ von Kupfer-,
                              									Zink- oder Weißblech besteht, zwischen denen ein leerer Raum bleibt, und die
                              									an ihren Enden durch zwei andere, minder große verbunden sind, mit denen sie eine
                              									Leitung bilden, so daß das Wasser, welches seitwärts mittelst der Röhre T herbeikommt — sobald der Hahn R, womit sie versehen, geöffnet ist — sich auf
                              									einmal in beiden vertheilt und dadurch eine Menge kleiner Löcher, die in gerader
                              									Linie auf den beiden innern Wänden der zwei horizontalen Büchsen angebracht sind,
                              									ausströmt. Die aufwärts gehenden Strahlen erheben sich von der untern Büchse s′ senkrecht in die Höhe, während die andere von
                              									der obern s senkrecht niederfallen. Die Getreidekörner
                              									fallen nach und nach aus dem Trichter in den Canal U,
                              									welcher mit einem Register a′ versehen ist, um
                              									die Menge der herausfallenden Körner zu reguliren. Alle diese Getreidekörner müssen
                              									durch die Wasserstrahlen laufen und werden daher von allen Seiten benetzt. Innere
                              									Scheider in der doppelten Büchse trennen das einströmende Wasser von dem
                              									ausströmenden. Das von den aufsteigenden Strahlen kommende Wasser wird von den
                              									Rinnen d aufgenommen, die ihrer ganzen Länge nach
                              									geschlossen sind. Es läuft durch eine senkrechte  Röhre u aus, in deren Verlängerung die Tubulatur V
                              									befindlich ist. Durch letztere entweicht auch das Wasser von den fallenden Strahlen,
                              									die zuvörderst in eine Rinne t′ gelangen.
                           Um zu verhindern, daß Verunreinigungen irgend einer Art mit dem Wasser in den Apparat
                              									gelangen und die kleinen Löcher verstopfen, ist unter der Mündung von der Röhre T ein Scheider X angebracht,
                              									welcher das Wasser nöthigt durch die obere Büchse zu strömen, ehe es zu der untern
                              									Büchse gelangt. Man öffnet den kleinen Hahn y, der unten
                              									an derselben unmittelbar unter dem Scheider angebracht ist, und stellt einen
                              									Wasserstrom her, welcher jeden Niederschlag von Unreinigkeiten in beiden Büchsen mit
                              									wegnimmt, sobald die kleinen Oeffnungen in der Brause theilweise verstopft seyn
                              									sollten.
                           Der Erfinder construirt diese Apparate in verschiedenen Dimensionen, die der Größe
                              									der Mühle entsprechen. Ein Apparat, welcher hinreicht um stündlich 20 Hektoliter
                              									Getreide zu befeuchten, kostet 250 Franken.
                           
                        
                     
                  
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