| Titel: | Die Fabrication der geformten oder sogenannten Pariser Kohlen, ein neuer Industriezweig; beschrieben von Prof. Payen. | 
| Fundstelle: | Band 121, Jahrgang 1851, Nr. CIV., S. 422 | 
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                        CIV.
                        Die Fabrication der geformten oder sogenannten
                           								Pariser Kohlen, ein neuer Industriezweig; beschrieben von Prof. Payen.
                        Aus dessen Précis de Chimie industrielle, 2. édition.
                              									Paris 1851.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									VI.
                        Payen, über die Fabrication der geformten oder sogenannten Pariser
                           								Kohlen.
                        
                     
                        
                           Seit vorigem Jahr wurde durch Hrn. Popelin-Ducarre
                              									ein merkwürdiger Industriezweig gegründet, — die Fabrication einer geformten
                              									Kohle aus den kleinen Abfällen verschiedener verkohlter Substanzen, welche in
                              									Cylinderform verbunden werden und dann der gewöhnlichen Holzkohle ähnlich sind.
                           Was diesen neuen Industriezweig charakterisirt, das ist die Vereinigung und das
                              									Aneinanderhaften der Theilchen, was vermittelst einer Substanz bewirkt wird, welche
                              									nicht nur diese Trümmerchen unter sich zu verbinden, sondern nach ihrer eigenen
                              									Verkohlung sie noch zusammenzuhalten vermag, indem sie dabei eine von flüchtigen
                              									Stoffen und Asche freie Kohle zwischen denselben ablagert.
                           Der rohe Theer aus den Steinkohlengasanstalten ist eine derjenigen Substanzen, welche
                              									sich zu diesem Zweck am besten eignen; derselbe hinterläßt nämlich 20 bis 25 Procent
                              									seines Gewichts zwischengelagerter Kohle; außerdem liefert er durch seine flüchtigen
                              									Kohlenwasserstoffe noch brennbare Dämpfe, welche zur Verkohlung der geformten
                              									Cylinder beinahe schon ausreichen.
                           Man gießt den Theer, wovon man sich einen Vorrath anschafft, in gemauerte Cisternen,
                              									aus welchen er mittelst Pumpen nach Bedarf zur Fabrication der geformten Kohle
                              									geschöpft wird.
                           Das in verschiedenartigem Kohlenklein bestehende Rohmaterial liefert je nach seiner
                              									Natur Producte von mehr oder weniger Werth.
                           Folgendes sind die vorzüglichsten derartigen Stoffe:
                           
                              
                                 1. Holzkohlenstaub2. Torfkohlenstaub
                                 
                                    
                                    
                                 Rückstände auf den Böden der Dampfschiffe und verschiedener
                                    											Magazine.
                                 
                              
                                 3. Kohle des Reisigs aus Wäldern, des Heidekrauts etc.
                                 
                              
                                 4. Erschöpfte und verkohlte Gerberlohe (pulverige Rückstände aus
                                    											Gasanstalten und Kohksmagazinen.)
                                 
                              
                           Die für sich allein angewandten oder in gewissen Verhältnissen gemengten kohligen
                              									Substanzen liefern mehr oder weniger wohlfeile Sorten, welche sich zu speciellen
                              									Zwecken eignen.
                           
                           Das Material zur Erzeugung der zusammengeklebten Kohlen mittelst Formens und
                              									Verkohlens, besteht also aus Theer und pulveriger Kohle; die Verhältnisse derselben
                              									sind nach der Natur der angewandten Kohlen und der beabsichtigten Producte
                              									verschieden. Wir werden sie angeben, nachdem wir die für alle derartigen Kohlen
                              									erforderlichen Operationen beschrieben haben.
                           Zerreiben. — Die mit 8–12 Procent Wasser
                              									befeuchteten kohligen Substanzen werden zuerst in ein grobes Pulver verwandelt,
                              									indem man sie zwischen zwei gußeisernen Walzen hindurchläßt, welche cannelirt oder
                              									in facettirten Spitzen gerauht sind; diese Walzen drehen sich in entgegengesetzter
                              									Richtung und die eine hat die doppelte Geschwindigkeit der andern; das Zerreiben
                              									wird zwischen zwei andern Walzen mit glatter Oberfläche beendigt. Drei Pferdekräfte
                              									genügen zum Zerreiben von 300 Hektolitern in 34 Stunden.
                           Vermischen. — Die pulverige Substanz wird alsdann
                              									in den kreisrunden gußeisernen Trog einer Mühle H, H
                              										(Fig. 37
                              									und 38)
                              									geschüttet, welche mit zwei kegelförmigen, cannelirten gußeisernen Läufern A, A′ versehen ist (A″ Fig. 39 zeigt sie in der Vorderansicht); eine verticale Achse, welche die
                              									Bewegung von dem Zahnrad C erhält, dem sie das Getriebe
                              										D mittheilt, versetzt die zwei Läufer in Umdrehung;
                              									ein Pflug O verfolgt die Spur der Läufer, durchwühlt die
                              									Kohle und erneuert deren Oberflächen. Man setzt auf 100 Kilogr. Kohle 33 bis 40
                              									Liter Theer zu; das von den Läufern bewirkte Zerreiben mengt und knetet zugleich, so
                              									daß ein sehr dicker und gleichförmiger Teig entsteht; wenn das Zerreiben beendigt
                              									ist, zieht man eine Thür F von Eisenblech auf und läßt
                              									einen Schaber M herab, welcher in Folge der
                              									Centrifugalkraft das Gemenge in einen Behälter E
                              									hinabwirft. Diese Mühle erfordert nur eine einzige Pferdekraft, um in 24 Stunden 300
                              									Hektoliter zu vermengen.
                           Formen. — Folgende von Hrn. Popelin-Ducarre erfundene Maschine comprimirt und formt den auf
                              									beschriebene Art bereiteten Kohlenteig in Cylinder.
                           Ein starker hölzerner Querbalken A, B (Fig. 40) steigt
                              									abwechselnd auf und ab vermittelst der (gebrochenen) Stangen I, J und I′, J′, welchen die Hin- und Herbewegung von einem darunter
                              									befindlichen (in der Abbildung weggelassenen) Excentricum mitgetheilt wird. Der
                              									Balken A, B wird mittelst zweier Ringe geführt, welche
                              									an den verticalen, cylindrischen, eisernen Ständern H, G
                              									und H′, G auf und ab
                              									gleiten.
                           
                           Auf der Mittellinie des Balkens sind verticale eiserne Kolben befestigt, wovon die
                              									einen b, d, den Kohlenteig in die Formen pressen, die
                              									andern a, c, e, ihn dann aus denselben
                              									herausdrücken.
                           Zwei Frauen sind beständig damit beschäftigt, den Kohlenteig in Trichter zu werfen,
                              									deren Röhre durch eine unbewegliche gußeiserne Platform M,
                                 										M geht.
                           Die Kolben b, d drücken den Teig in diese Trichter und
                              									pressen ihn in offene cylindrische Höhlungen herab, welche in einer zweiten,
                              									beweglichen gußeisernen Platte E, E angebracht sind;
                              									diese Platte wird horizontal hin und herbewegt (mittelst eines Excentricums, welches
                              									seine Bewegung durch das Zahnrad K und das Getriebe L erhält), und verschiebt sich, sobald die Kolben b, d wieder in die Höhe gehen, wodurch sich eine zweite,
                              									der ersten gleiche Höhlung unter den Trichtern darbietet, die man eben so füllt.
                           Eine unbewegliche gußeiserne Platte H hat den Kolben a, c, e entsprechende Löcher, so daß während neue Röhren
                              									sich füllen, diese Kolben auf die ersten Cylinder von comprimirtem Teige drücken und
                              									sie unten hinausstoßen.
                           Zwei Frauen fangen je zwei Cylinder (mit jeder Hand einen) auf und legen sie
                              									horizontal in einen rectangulären tragbaren Korb; jeder Schlag hin und her dauert 2
                              									Secunden, comprimirt 4 Cylinder und treibt 4 andere aus den Formen (indem die
                              									Maschine doppelt ist, nämlich eine doppelte Reihe von Cylindern und Höhlungen in den
                              									Platten A B, C D, EE, MM darbietet).
                           Ein Mann und vier Frauen, welche diese Maschine bedienen, fertigen in einem Tage 150
                              									Hektoliter solcher Cylinder aus Kohlenteig; die mechanische Totalkraft entspricht 6
                              									Dampfpferden.
                           Trocknen. — Die mit Cylindern angefüllten Körbe
                              									werden 36 bis 48 Stunden lang an einen luftigen Ort gestellt, damit diese Cylinder
                              									durch eine erste Austrocknung mehr Consistenz gewinnen.
                           Verkohlung. — Sie geschieht in Oefen mit doppelten
                              									Muffeln Fig.
                                 										31, 32, und 33; die Muffeln A, A sind 11 Centimeter dick,
                              									von guten Backsteinen gemauert, und werden durch einen Feuerraum B geheizt; die Verbrennungsproducte umgeben die Muffeln,
                              									indem sie zwischen ihnen und hinter ihnen in den Feuercanälen C, D circuliren, kehren vorwärts in den Canälen E zurück und ziehen dann durch Seitenöffnungen f,
                                 										f und untere Züge g, g, g in einen liegenden
                              									Kamin hinter dem Ofen ab, welcher sie zu einem Dampfkessel führt, um die von ihnen
                              									mitgerissene Wärme zu benutzen.
                           
                           Die 12 Centimeter langen und 4 Centimeter dicken (getrockneten) Kohlencylinder (D, E, Fig. 36) werden vertical,
                              									je zwei übereinander, in schwarzblechene Büchsen H, H
                              										(Fig. 31,
                              										32, 33 und 34) oder in
                              									gußeiserne cylindrische Gefäße I, I (Fig. 31 und 33 und A, C
                              									Fig. 36)
                              									eingesetzt. Diese Büchsen oder Gefäße, 24 an Zahl, werden auf Karren j, j angebracht; man stellt drei Reihen solcher Büchsen
                              									übereinander und schafft sie zusammen in den Oefen mittelst einer kleinen Eisenbahn,
                              									deren letzte bewegliche Schienen an die fixirten Schienen auf der Sohle jeder Muffel
                              										anstoßen.Auch die Verkohlung in cylindrischen Oefen von 2,50 Meter Durchmesser und
                                    											drei Meter Höhe, mit einer Oeffnung von 70 Centimeter im Gewölbe und unten
                                    											mit einer Thür von 60 Centimeter im Gevierte versehen, lieferte gute
                                    											Resultate.
                           Eine mit Backsteinen bekleidete, gußeiserne Thür K
                              									verschließt die ganze Vorderseite jeder Muffel; man verstreicht die Fugen mit Thon
                              									und zündet das Feuer an (man kann zwischen der Thür und den Gefäßen noch eine Mauer
                              										I von breiten trocknen Backsteinen aufführen, welche
                              									die Wärme zusammenhält und die man, wenn die Muffeln entleert werden sollen, in
                              									einigen Minuten wieder abtragen kann).
                           Das Wasser, welches in den geformten Cylindern zurückgeblieben ist, entweicht bald
                              									durch die kleinen Seitenlöcher n, n; ein Theil der
                              									Kohlenwasserstoffe des Theers setzt dann einen Antheil ihres Kohlenstoffs in den
                              									Zwischenräumen der Kohlencylinder ab; der von diesen Kohlenwasserstoffen erzeugte
                              									Dampf entweicht ebenfalls durch die Seitenlöcher n; da
                              									die Außenwände der Muffeln bis zum Rothglühen erhitzt sind, so müssen diese
                              									Producte, sobald sie aus den Muffeln durch die kleinen Feuercanäle abziehen, sich
                              									entzünden; Zuglöcher, sür die äußere Luft, m, m (Fig. 32),
                              									welche man durch ein Ziegelstück verengen kann, führen die erforderliche Luft
                              									herbei, welche sich auf ihrem Weg im Mauerwerk erwärmt und diese Verbrennung
                              									bewerkstelligt. Die so erzeugte Flamme umhüllt die Muffeln, und zieht dann durch die
                              									Feuercanäle C, D, E in die Rauchzüge g, g ab.
                           Die Verbrennung der flüchtigen Producte genügt um die Verkohlung fortzusetzen.
                           Um die Temperatur so hoch und regelmäßig zu erhalten, daß sich die Dämpfe und Gase
                              									entzünden, beschickt man die Muffeln jedes Ofens in Zeitabständen von sechs Stunden;
                              									auf diese Weise hat man alle  sechs Stunden eine Muffel zu entleeren, weil die
                              									Verkohlung zwölf Stunden dauert.
                           Dämpfen (Ersticken). —
                              									Man erkennt, daß die Verkohlung beendigt ist beim zeitweisen Oeffnen eines Gucklochs
                              										m′, wenn sich durch die kleinen in den Wänden
                              									jeder Muffel angebrachten Feuercanäle n, n keine Flamme
                              									mehr entbindet.
                           Man nimmt alsdann den Lehm ab, und öffnet eine der Thüren K; man legt bewegliche Schienen vor, und zieht mit einem Haken (Fig. 35) den
                              									Karren auf der Eisenbahn in eines der nahen Magazine heraus; hierauf verkittet man
                              									die Fugen zwischen den Gefäßen, um eine theilweise Einäscherung zu verhüten,
                              									deßgleichen die Fugen der Deckel B (Fig. 36).
                           Man schafft einen oder zwei bereits hergerichtete Karren mit ihrer Ladung (Fig. 34) in
                              									den Ofen. Ebenso wird nach 6 Stunden mit der zweiten Muffel, die folgenden Tage mit
                              									allen andern Muffeln verfahren.
                           6–8 Stunden nach dem Herausnehmen aus den Muffeln werden die Gefäße geöffnet,
                              									im Magazin ausgeleert und die Karren auf einer Eisenbahn in die Werkstätten
                              									zurückgebracht, um sie frisch zu füllen.
                           Man kann auf diese Weise in jeder Muffel in 24 Stunden leicht zwei Verkohlungen
                              									durchführen.
                           Das beschriebene Fabricationsverfahren beschränkt sich aber nicht auf das erwähnte
                              									Rohmaterial, jene Rückstände; sondern dieser neue Industriezweig veranlaßte die
                              									besondere Verkohlung der Holzabfälle oder der kleinen krumm gewachsenen Reiser,
                              									welche oft nur störend und nutzlos in den Holzungen herumliegen, ferner des
                              									Heidekrauts, des Ginsters etc. Hr. Popelin-Ducarre
                              									verkohlt dieselben seit einiger Zeit, um damit geformte Kohle zu fabriciren.
                           Die Figuren 41
                              									und 42 zeigen
                              									die Einrichtung des zu dieser Verkohlung dienenden Ofens; dieser von Backsteinen
                              									aufgeführte Ofen ist mit einer dicken Mauer E aus
                              									Bruchsteinen umgeben, und hat im Innern eine Länge von 2,50 Meter; 1,50 Meter Breite
                              									und 2,50 Meter Höhe unter dem Gewölbe; oben wird eine Oeffnung C von 1 Meter Länge und 50 Centimeter Breite durch einen
                              									gußeisernen Rahmen hergestellt, welche mit einem Deckel D von Eisenblech oder Gußeisen nach Belieben verschlossen werden kann;
                              									unten befindet sich in diesem Ofen eine etwa 1 Meter breite und 40 Centimeter hohe
                              									Oeffnung 
                              									a, ebenfalls durch einen gußeisernen Rahmen gebildet,
                              									auf welche eine Thür aus gleichem Material paßt.
                           Dieser Ofen ist einfach oder an andere angebaut, wie der Grundriß (Fig. 43) zeigt.
                           Die Verkohlung geht auf folgende Weise vor sich. Man läßt das Mauerwerk vorerst
                              									austrocknen, erwärmt es dann allmählich durch Verbrennen der schlechtesten
                              									Holzabfälle im Innern, und reinigt hierauf die Sohle.
                           Man bringt nun in den Ofen A durch die obere Oeffnung C (Fig. 41) 25 Reisigbüschel
                              									oder Bündel dünner Reiser, von denen jeder 10 Kilogr. wiegt; nur beim erstenmal
                              									wirft man auf diese Reiserbündel eine Schaufel voll glühender Kohlen; es steigt ein
                              									dicker Rauch auf, man lutirt die untere Thür genau und nach drei Stunden, wo der
                              									Rauch schwächer geworden ist, fügt man von Stunde zu Stunde fünf Bündel hinzu, bis
                              									die Zahl von 50 erreicht ist, was einem Gewichte von 500 Kilogr. entspricht. Sobald
                              									der Rauch aufhört oder durch einen schwachen bläulichen Flammenstrahl ersetzt ist,
                              									verschließt man die obere Oeffnung und lutirt sie mit Erde; man öffnet dann die
                              									untere Thür und zieht mittelst einer Scharre die Kohle heraus, welche man in einen
                              									Kohlendämpfer fallen läßt, oder ausbreitet und mit Wasser begießt.
                           Man beginnt nun eine ähnliche Operation, ohne jedoch glühende Kohle anzuwenden, indem
                              									man je fünf Reiserbündel auf einmal in den Ofen gibt, so daß in 7½ Stunden
                              									deren 50 hineingeworfen werden, um einen Brand vollzumachen, welchen man wie den
                              									ersten herausschafft.
                           Auf diese Weise macht man in 24 Stunden drei Brände, zu welchen 1500 Kilogr.
                              									trockener Reiser erforderlich sind, die 450 Kilogr. oder 30 Procent Kohlenklein
                              									liefern; vier aneinander stoßende Oefen, wie sie im Grundriß (Fig. 43) zu sehen sind,
                              									würden also täglich 1800 Kilogr. Kohle erzeugen.
                           Unter gewissen Umständen könnten das Material zu dieser Art von Verkohlung auch junge
                              									Schläge vom Lichten neuer Pflanzungen liefern, vielleicht sogar jährige Pflanzen mit
                              									halbholzigen Stengeln, z. B. die Erdbirnen (knolligen Sonnenblumen). Jedenfalls
                              									verdient diese neue Verwendung derselben als Brennmaterial die Beachtung der
                              									Oekonomen.
                           Diese Kohle unterscheidet sich von der gewöhnlichen Holzkohle durch ihr Gefüge, weil
                              									sie aus sehr kleinen Stücken und einer dazwischen gelagerten Kohle besteht, welche
                              									letztere ihr eine gewisse Cohäsion ertheilt.
                           
                           Der hauptsächlichste Unterschied besteht in einer um etwa 33 Proc. größern und
                              									überdieß regelmäßigeren Dichtigkeit.
                           Die beste Sorte von dieser Art Kohlen bekommt man durch Anwendung 1) des Pulvers von
                              									Kohle aus harten Hölzern, welche das Minimum von Asche enthalten, und 2) einer
                              									starken Portion Theer (bis zu 60 Kilogr. auf 100 Kilogr.); denn der Theer welcher
                              									keine unverbrennliche Materie zurückläßt, liefert ungefähr ¼ seines Gewichts
                              									reinen Kohlenstoff. Die zweite Sorte erhält man durch Anwendung des Kohlenstaubs aus
                              									verschiedenen Magazinen, welcher mit 36–40 Proc. Steinkohlentheer
                              									zusammengeklebt wird; diese Kohle enthält oft größere Mengen von Asche, woran der
                              									Umstand Schuld ist, daß die auf dem Boden der Magazine gesammelten pulverigen
                              									Abfälle großentheils von verkohlten Rinden herrühren, welche der Holzkohle anhingen
                              									und leichter als diese zerfallen; bekanntlich sind in den Rinden die mineralischen
                              									Substanzen in größerer Menge enthalten, als im cylindrischen Holzkörper der Bäume.
                              									Sehr kleines Gezweige (Astwerk) liefert ebenfalls eine Kohle welche mehr Asche
                              									enthält, als diejenige von großen Aesten.
                           Wir haben oben gesehen, daß man, freilich nur ausnahmsweise, eine geformte Kohle
                              									bereiten kann, welche reiner ist, oder einen geringeren Aschengehalt hat, als die
                              									gewöhnliche Holzkohle; man würde denselben Zweck auch durch Verkohlung des
                              									Schalholzes (des zur Gewinnung der Gerberlohe seiner Rinde beraubten Eichenholzes)
                              									erreichen.
                           Sind Torfkohlen-Abfälle das Rohmaterial, so wird der Aschengehalt größer und
                              									veränderlicher.
                           Die erschöpfte Gerberlohe kann auch als Rohmaterial dienen, wo dann der Aschengehalt
                              									der Producte ebenfalls größer wird als in der Holzkohle; überdieß ist eine wohlfeile
                              									Verkohlung der erschöpften Lohe eine zur Zeit noch nicht vollständig gelöste
                              									Aufgabe.
                           Die geformte Kohle, welche man mit kleinen Kohksabfällen erhält, verbrennt nicht so
                              									leicht wie die Holzkohlen, aber viel leichter als die Kohks selbst, und noch
                              									leichter als die pulverigen Rückstände der Kohks.
                           Jedenfalls kann die Entzündung dieser verschiedenen geformten Kohlen befördert
                              									werden, indem man ihnen einige Procente gewöhnlicher Holzohle beigibt oder solche
                              									unter sie hinunterbringt.
                           Man kann auch die Temperatur welche die geformten Kohlen beim Verbrennen entwickeln,
                              									durch Verstärkung des Zugs erhöhen; in diesem  Fall läßt man eine größere Luftmenge hindurchziehen,
                              									welche mehr Kohlenstoff verbrennt, also in derselben Zeit und demselben Raum mehr
                              									Wärme hervorbringt; folglich wird hierdurch die Temperatur erhöht, wenn anders der
                              									Verlust um den Feuerraum herum derselbe bleibt. Endlich wird es einleuchten, daß der
                              									Luftstrom, welcher die Asche mitreißt oder schmilzt, das Hinderniß verringert,
                              									welches diese mineralischen Substanzen der Verbrennung entgegensetzen.
                           Anwendungen. — Diese geformten Kohlen sind zum
                              									Heizen bei allen Verrichtungen in der Küche und dem Laboratorium anwendbar; in Folge
                              									ihrer in der Regel langsameren und regelmäßigeren Verbrennung ist der Verbrauch im
                              									Vergleich mit gewöhnlicher Holzkohle viel geringer.
                           Namentlich gewährt das Erhitzen mittelst geformter Kohle bei
                              									Elementar-Analysen den Vortheil einer leichter zu regulirenden Temperatur und
                              									einer viel geringeren (den Analytiker sonst so belästigenden) Wärmeausstrahlung.
                           Kurz, bei den Operationen im Laboratorium sowohl als in den Küchen der Haushaltungen,
                              									gewähren diese Kohlen im Allgemeinen nicht unbedeutende Vortheile; da ihre
                              									Fabrication die Verwendung der kleinen Ueberreste verschiedener Kohlenarten und der
                              									Kohks ermöglicht, so kann man mit dem neuen Brennmaterial je nach den Zwecken, sowie
                              									den Sorten und Preisen desselben, wechseln.
                           Die Producte dieses neuen Industriezweigs werden bereits in vielen öffentlichen
                              									Anstalten zu Paris, bei Privaten und in Laboratorien angewandt; wir erwähnen von
                              									letztern das Conservatorium für Künste und Gewerbe, die Münze, die pharmaceutische
                              									Schule, die Bergwerksschule etc.
                           Die Quantitäten, welche davon jährlich bereitet werden könnten, sind beträchtlich,
                              									denn ein Hauptmaterial, der Theer, wird in den Gasanstalten, welche sich in den
                              									meisten Städten Frankreichs verbreiten, in Menge gewonnen.
                           Die Pariser Gasanstalten, welche allein jeden Abend etwa 100,000 Brenner speisen,
                              									liefern beiläufig 5 Millionen Kilogr. Theer, welche zur Fabrication von wenigstens
                              									12 Millionen Kilogr. Kohle hinreichen würden.
                           
                           Eine einzige in Paris von Hrn. Popelin-Ducarre
                              									errichtete Fabrik erzeugt täglich in vier Oefen mit Doppelmuffeln 150 Hektoliter
                              									Kohle, welche 4950 Kilogr. wiegen, so daß die jährliche Production 1,782,000 Kilogr.
                              									beträgt.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
