| Titel: | Ueber die Fabrication der sogenannten Pariser Kohlen; Bericht von Hrn. Ebelmen. | 
| Fundstelle: | Band 121, Jahrgang 1851, Nr. CV., S. 430 | 
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                        CV.
                        Ueber die Fabrication der sogenannten Pariser
                           								Kohlen; Bericht von Hrn. Ebelmen.
                        Aus dem Bulletin de la Société d'Encouragement, Juli
                              									1851, S. 389.
                        Ebelmen, über die Fabrication der sogenannten Pariser
                           								Kohlen.
                        
                     
                        
                           Die Fabrication der Pariser Kohlen, welche Hr. Popelin-Ducarre (rue Vivienne No. 41 in
                              									Paris) seit fünf Jahren betreibt, gewinnt täglich eine größere Ausdehnung; sie
                              									gestattet zahlreiche Holzabfälle, Kohlenstaub, welcher bis jetzt nicht verwendet
                              									werden konnte, zur Erzeugung eines Brennmaterials zu benutzen, welches bei vielen
                              									Anwendungen in den Haushaltungen und in der Industrie eine beträchtliche Ersparniß
                              									zu gewähren scheint.
                           Die Idee, Brennmaterialien in mehr oder weniger großen Stücken durch Zusammenkleben
                              									der kleinen Abfälle zu bereiten, ist nicht neu; man hat bisher die kleinen Abfälle
                              									verschiedener Brennmaterialien entweder mittelst einer flüssigen oder weichen
                              									Substanz zusammengekittet, ohne dann eine Verkohlung der Masse vorzunehmen; oder man
                              									hat diese Composition nachher verkohlt, damit sie bei ihrer Anwendung ohne Flamme
                              									und ohne Rauch brennt. Von derartigen Brennmaterialien scheinen bis jetzt (in
                              									Frankreich) nur zwei Eingang gefunden zu haben, nämlich dasjenige des Hrn. Marsais, welcher seit einigen Jahren im Becken der Loire
                              									Steinkohlenklein in der Wärme mit einem aus dem Theer gewonnenen Product zu großen
                              									Ziegeln zusammenklebt; dasselbe brennt mit Flamme und Rauch, wird hauptsächlich zur
                              									Dampfschifffahrt verwendet und hat eine ganz andere Zusammensetzung als die Pariser
                              									Kohlen. Das andere derartige Product sind die sogenannten ökonomischen Scheiter (bûches économiques), aus Kohksklein bestehend, welches
                              									mittelst eines sehr plastischen Thons zusammengekittet ist; dieses Product zeichnet
                              									sich durch seine schwere Verbrennlichkeit aus, und dient nur zu besonderen
                              									Zwecken.
                           
                           Hr. Popelin-Ducarre benutzt als Verkittungsmittel
                              									den Theer der Steinkohlengasanstalten, welchen er mit den anzuwendenden Abfällen
                              									verschiedener Brennmaterialien vermischt; das Gemenge wird stark comprimirt und in
                              									Cylinder geformt. Die so zusammengeklebten Kohlen werden einer neuen Verkohlung
                              									unterzogen. Dabei zersetzt sich der Theer und hinterläßt als Rückstand, in der
                              									ganzen Masse verbreitet, eine harte und glänzende Kohle, welche alle Theile des
                              									Brennmaterials gleichsam zusammenschweißt. Das Product ist sehr wenig zerreiblich
                              									und kann ohne bedeutenden Abgang auf große Entfernungen versendet werden.
                           Dieses Verfahren ist auf die Abfälle aller Kohlensorten anwendbar, auf Holzkohlen,
                              									Steinkohlen, Torfkohlen etc. Die Steinkohlen kann man im rohen Zustande dazu
                              									benutzen, keineswegs aber Holz oder Torf, weil letztere bei der Verkohlung bedeutend
                              									schwinden, daher das Product nicht die erforderliche Festigkeit erhielte.
                           Obgleich aber mittelst des angegebenen Verfahrens das Pulver von allen bereits
                              									verkohlten Brennmaterialien zu Stücken vereinigt werden kann, so scheint es doch
                              									hauptsächlich für die Holzkohle von Wichtigkeit zu seyn und auf dieser seine Zukunft
                              									zu beruhen. Das mit Holzkohlenstaub bereitete neue Brennmaterial führt den Namen
                              									Pariser Kohle.
                           Hr. Popelin bezieht bedeutende Quantitäten
                              									Holzkohlenpulver von den Eisenhütten; er fabricirt aber auch sehr viel Kohlenklein
                              									selbst durch Verkohlung der zahlreichen und fast werthlosen Holzüberreste in den
                              									Wäldern.
                           Zu dieser Verkohlung im Walde benutzt er jetzt einen tragbaren Ofen von beiläufig 6
                              									Fuß Höhe auf 6 Fuß Durchmesser; die Wände dieses Ofens werden durch gußeiserne
                              									Platten gebildet, welche man leicht mit einander verbinden kann. Der Ofen hat die
                              									Form eines Cylinders, welcher sich in einen sehr kurzen Kegel endigt, aus dem oben
                              									der Rauch abzieht. Eine am untern Theil des Ofens angebrachte Thür dient bloß um die
                              									erzeugte Kohle herauszuschaffen; sie bleibt während der ganzen Dauer der Verkohlung
                              									geschlossen. Das Gußeisen ist äußerlich mit einem 1½ Fuß dicken Mantel aus
                              									Erde umgeben, welcher durch Pfähle und Bohlen angehalten wird. — Man bringt
                              									zuerst einige Reisigbünde in den Ofen, und wirft eine Schaufel voll angezündeter
                              									Kohlen darauf. Wenn der Rauch verschwindet, füllt man den Ofen neuerdings mit
                              									Reisigbünden und fährt so fort, bis 250 bis 300 Reisigbünde, je nach der Größe des
                              									Ofens, eingetragen worden sind; man verschließt  alsdann den Kamin und zieht die
                              									Kohlen durch die untere Thür heraus. Der leere Ofen ist heiß genug, um unmittelbar
                              									zu einer neuen Operation zu dienen.
                           Das Verfahren bei der Fabrication der Pariser Kohlen ist
                              									von Prof. Payen (in der vorhergehenden Abhandlung) genau
                              									beschrieben worden.
                           Die mit Holzkohlenpulver und Steinkohlentheer bereitete Pariser Kohle entzündet sich
                              									ziemlich leicht; sie verbrennt ohne Flamme und ohne Rauch mit großer Langsamkeit,
                              									indem sie sich mit einer dicken Schicht von Asche überzieht. Wenn ein Stück einmal
                              									gut angezündet ist, fährt es fort an der Luft zu verbrennen, wodurch es sich von den
                              									Kohks wohl unterscheiden läßt; wegen dieser Langsamkeit bei der Verbrennung eignet
                              									sich die Pariser Kohle besonders für häusliche Zwecke, hauptsächlich für die
                              									arbeitenden Classen und kleinen Haushaltungen, ferner zu gewissen Anwendungen in den
                              									chemischen Laboratorien und für viele industrielle Operationen, wobei eine
                              									anhaltende und nicht zu hohe Hitze erforderlich ist.
                           100 Kilogr. Pariser Kohle kosten 15 bis 16 Franken. Sie enthält nach meiner
                              									Untersuchung eine beträchtliche Menge AscheDie Asche wurde nicht calcinirt; der Kalk ist in der Pariser Kohle als
                                    											kohlensaures Salz enthalten, denn sie braust mit Säuren lebhaft
                                    										auf., 20 bis 22 Procent. Ihr absoluter Heizwerth beträgt also nur
                              									vier Fünftel von demjenigen der Holzkohle. Da die Reiserkohlen nur 4 bis 5 Procent
                              									Asche enthalten, so müssen den Ueberrest die Kohlenabfälle liefern, welche
                              									gewöhnlich viel erdige Substanzen enthalten; es. wäre zu wünschen, daß dieser schon
                              									sehr beträchtliche Aschengehalt niemals überschritten würde. Dieser große
                              									Aschengehalt dürfte die Ursache seyn, daß sich die Pariser Kohle nicht zu
                              									Operationen verwenden läßt, welche eine sehr hohe Temperatur erfordern.