| Titel: | Anleitung zum Prüfen des Guanos; von Prof. Stöckhardt. | 
| Fundstelle: | Band 121, Jahrgang 1851, Nr. CX., S. 445 | 
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                        CX.
                        Anleitung zum Prüfen des Guanos; von Prof.
                           									Stöckhardt.Aus dessen: Chemische Feldpredigten, S. 163.
                        Stöckhardt's Anleitung zum Prüfen des Guanos.
                        
                     
                        
                           Wie genaue Guano-Analysen zeigen, kann ein Guano vollkommen ächt, aber dabei doch recht herzlich schlecht seyn; wie groß
                              									muß nun vollends die Gefahr der Täuschung werden, wenn noch absichtliche Verfälschungen hinzutreten, die eine gute Guanosorte
                              									schlecht, und eine schlechte noch schlechter machen. Unter diesen Umständen kann den
                              									Landwirthen der Rath nicht dringend genug empfohlen werden: wer nicht Gefahr laufen will, sein Geld zum Fenster hiauszuwerfen, der kaufe
                                 										den Guano nur aus einer als ganz zuverlässig bekannten Quelle oder nach
                                 										vorgängiger chemischer Prüfung. Wenn ein Landwirth ein wenig Zeit und Mühe
                              									nicht scheut, so kann er diese Prüfung mit Leichtigkeit selbst vornehmen. Man hat
                              									jetzt Proben von solcher Einfachheit, daß sie kaum eine größere Kunstfertigkeit und
                              									Aufmerksamkeit erfordern, als das Kaffeebrennen und Kaffeekochen, und doch genau
                              									genug sind, um in zweifelhaften Fällen als zuverlässige Wegweiser zu dienen.
                           1) Prüfung durch Trocknen und Schlämmen. Ist der Guano ein
                              									gleichförmiges Pulver, wie dieß bei den aus Peru und Chili kommenden Sorten meistens
                              									der Fall ist, so wägt man 4 Loth davon ab und läßt diese, auf Papier ausgebreitet,
                              									an einem mäßig warmen Orte, im Winter in einer warmen Stube, im Sommer an einem
                              									trockenen, luftigen Orte, ein Paar Tage liegen, damit er lufttrocken werde. Was er
                              									nach dieser Zeit an Gewicht verloren hat, ist als überschüssiges Wasser in Rechnung
                              									zu bringen. Manche Guanosorten sind so feucht, daß sie bei dieser gelinden
                              									Austrocknung 3 bis 4 Quentchen (20 bis 24 Proc.) an ihrem Gewichte verlieren.
                           Ist der Guano, wie der patagonische und afrikanische, von ungleichförmiger
                              									Beschaffenheit, so muß man durch Zerreiben oder Zerschlagen der Klumpen, die oft
                              									eine ganz andere Zusammensetzung haben als die pulverigen Theile, zuvor ein
                              									möglichst egales Gemenge herzustellen suchen, ehe man die zum Trocknen bestimmte
                              									Portion davon abwägt. Ebenso muß man die etwa vorhandenen Steine, Federn,
                              									Lederstücke u. s. w. gleichförmig auf die ganze Masse zu vertheilen suchen. Da die
                              									Steine oft so fest mit der Guanomasse überklebt sind, daß man  sie durch Abschaben nur
                              									schwierig von der letztern befreien kann, so thut man wohl, eine besondere Portion
                              									des betreffenden Guanos in einem Topfe mit heißem Wasser zu übergießen und eine
                              									Nacht hindurch weichen zu lassen, worauf Steine und Sand beim Abschlämmen und
                              									Abspülen mit Wasser zurückbleiben.
                           2) Prüfung durch Verbrennen. Man schüttet 1 Loth von dem
                              									zu untersuchenden Guano in einen Blechlöffel und stellt diesen so lange auf glühende
                              									Kohlen, bis nur noch eine weiße oder grauliche Asche übrig ist, welche man nach dem
                              									Erkalten wägt. Je weniger Asche zurückbleibt, desto besser ist
                                 										der Guano. Die besten Sorten des peruanischen Guanos geben von 1 Loth nur
                              									ein reichliches Quentchen Asche (30 bis 33 Proc.), während die schlechten
                              									Guanosorten, die jetzt so vielfach ausgeboten werden, z. B. der patagonische,
                              									afrikanische, Saldanhabay- und Chili-Guano, 2½ bis 3 Qnentchen
                              									(60 bis 80 Proc.) und die absichtlich verfälschten noch mehr Asche hinterlassen. Von
                              									dem ächten Guano, dem schlechten wie dem guten, ist die Asche immer weiß oder grau; eine gelbe
                              									oder röthliche Farbe deutet auf Verfälschung mit Lehm, Sand, Erde u. s. w. hin.
                           Diese Probe ist sehr einfach und zugleich sehr
                                 									zuverlässig; sie gründet sich darauf, daß die stickstoffhaltigen Verbindungen
                              									des Guanos, welche dessen hauptsächlichen Werth ausmachen, in der Hitze verfliegen
                              									und verbrennen. Charakteristisch ist hierbei auch die Verschiedenheit des Geruchs
                              									während des Verbrennens: die Dämpfe der guten Sorten riechen stechend, wie
                              									Salmiakgeist, und eigenthümlich pikant, fast wie alter Limburger Käse, die der
                              									schlechten Sorten dagegen wie versengte Hornspäne oder Haare.
                           Das Verbrennen läßt sich auf jedem Herde, in jedem Stubenofen vornehmen, ohne daß man
                              									im letzteren Falle einen übeln Geruch in der Stube zu fürchten braucht. Man schiebt
                              									einen Ziegelstein bis dicht an das Feuer heran und legt den eisernen Löffel so
                              									darauf, daß der Stiel auf dem Steine ruht und der hohle Theil mit dem Guano frei in
                              									das Feuer hineinragt. An den äußersten Theil des Stiels steckt man einen
                              									Korkstöpsel, damit man sich beim Anfassen des heißen Löffels nicht die Hände
                              									verbrenne.
                           3) Prüfung durch Kalk. Man schüttet von jeder der zu
                              									prüfenden Guanosorten einen Kaffeelöffel voll in ein Weinglas und dazu einen
                              									Kaffeelöffel voll gelöschten Kalk; nun setzt man einige Kaffeelöffel voll Wasser
                              									hinzu und rührt alles tüchtig durcheinander. Der Kalk macht aus den im Guano
                              									enthaltenen Ammoniaksalzen, ganz so wie aus dem verrotteten Dünger, das Ammoniak
                              									frei und dieses entweicht; 
                              									je vorzüglicher also ein Guano ist, um desto stärker wird der
                                 										stechende, ammoniakalische Geruch seyn, der aus dem Guanobrei aufsteigt.
                              									Diese Probe hat zwar nicht die Genauigkeit der vorigen, dessenungeachtet aber ist
                              									sie ihrer Einfachheit wegen in vielen Fällen recht bequem, um sich auf der Stelle
                              									ein ungefähres allgemeines Urtheil über die Qualität verschiedener Guanosorten zu
                              									verschaffen. Unter den gegenwärtigen Verhältnissen namentlich erscheint sie um so
                              									brauchbarer, als Mittelsorten jetzt nur sehr selten vorkommen und man es daher im
                              									Handel in den meisten Fällen entweder nur mit vorzüglich guten oder vorzüglich
                              									schlechten Qualitäten zu thun hat, zu deren Untersuchung die angegebene Kalkprobe
                              									sehr wohl angewendet werden kann, da die Verschiedenheit in der Stärke des Geruchs
                              									dann in der That so auffallend ist, daß sie selbst einer ganz ungeübten Nase nicht
                              									entgehen kann.
                           Um diese Probe zu jeder Zeit anstellen zu können, ist es zweckmäßig, sich eine
                              									Portion gelöschten Kalks vorräthig zu halten. Damit dieser aber seine Wirkung nicht
                              									verliere, muß er sorgfältig von der Luft abgeschlossen werden; man bewahrt ihn daher
                              									in einer trockenen Flasche auf, die man gut mit einem Korkstöpsel verschließt.
                           4) Prüfung durch Auswaschen. Ein Loth des lufttrockenen
                              									Guanos wird in ein tütenartig zusammengelegtes Stück Druck- oder Löschpapier,
                              									das man entweder in einen Blechtrichter oder in ein Draht-Dreieck stellt,
                              									geschüttet und so lange heißes, am besten siedendes Wasser darüber gegossen, als
                              									dieses noch gelblich gefärbt durchläuft. Legt man das Papier mit dem nassen Guano,
                              									wenn keine Flüssigkeit mehr davon abtropft, an einen warmen Ort und wägt den
                              									Rückstand nach seiner vollständigen Austrocknung, so erfährt man durch das, was an
                              									einem Lothe fehlt, das Gewicht derjenigen Stoffe, welche durch das Wasser aufgelöst
                              									worden sind. Als Regel gilt nun: je mehr sich von einer
                                 										Guanosorte im Wasser auflöst, desto mehr enthält sie Ammoniaksalze und desto
                                 										besser ist sie. Man wird also, wie bei der Verbrennungsprobe, denjenigen
                              									Guano vorziehen, der nach dem Auswaschen den geringsten Rückstand hinterläßt. Bei
                              									den besten Sorten, also den peruanischen, beträgt der in Wasser unlösliche Rückstand
                              									von einem Loth ungefähr 2 Quentchen (50 bis 55 Proc.), bei den geringhaltigen Sorten
                              									dagegen 3 bis 3½ Quentchen (80 bis 90 Proc.).
                           Es können jedoch auch Ausnahmen von dieser Regel vorkommen, dann nämlich, wenn ein
                              									Guano viel lösliche mineralische Salze enthält. Man hat Guanosorten im Handel
                              									angetroffen, welche zu ½ bis ¾ aus Seesalz und Glaubersalz bestanden,
                              									Sorten, die also beim Ausziehen  mit Wasser nur 1 bis 2 Quentchen unlösliche Substanzen
                              									zurücklassen würden, ohne daß sie als eine gute Waare angesehen werden können. Man
                              									sichert sich in einem solchen Falle gegen einen falschen Schluß aufs vollständigste,
                              									wenn man immer zugleich auch die unter 2) angegebene Verbrennungsprobe anstellt,
                              									denn dann würde man finden, daß ein Guano von der eben gedachten Art 3 Quentchen und
                              									mehr Asche gibt und sonach als eine schlechte Sorte gelten muß.
                           5) Prüfung durch Essig. Man übergieße den zu
                              									untersuchenden Guano mit starkem Essig, oder besser, mit etwas Salzsäure; braust er
                              									dabei stark auf, so kann man daraus auf eine absichtliche Verfälschung des Guanos
                              									mit Kalk schließen, die sich übrigens auch schon durch
                              									die erste Probe zu erkennen gibt, da der Kalk beim Verbrennen zurückbleibt und die
                              									Menge der Asche vermehrt.
                           Ueber die besten Bezugsquellen läßt sich nicht viel
                              									Bestimmtes angeben, da der schlechte überall hin transportirt werden kann, wie der
                              									gute, und da Vermischungen und Verfälschungen sich an jedem Orte damit vornehmen
                              									lassen. Der gute peruanische Guano kann nur durch ein einziges englisches
                              									Handelshaus (Gibbs, Bright und Comp. in London) nach
                              									Europa kommen, welches mit der peruanischen Regierung einen Contract abgeschlossen
                              									hat, wornach ihm der ausschließliche Handel mit diesem Guano zugestanden ist.
                           Für die sächsische Landwirthschaft ist es ein glücklicher Umstand gewesen, daß ihr
                              									durch die Vermittelung des Hrn. Oekonomieraths Geyer in
                              									Loschwitz bei Dresden die Möglichkeit dargeboten wurde, sich immer mit ächtem
                              									peruanischem Guano von gleicher Güte zu versorgen, und es sollten die Regierungen
                              									oder landwirthschaftlichen Vereine der andern deutschen Länder es als eine wichtige
                              									Aufgabe ansehen, ähnliche sichere Bezugsquellen zu Nutz und Frommen ihrer
                              									landwirthschaftlichen Bevölkerung zu schaffen. Niederlagen von diesem vorzüglichen
                              									Guano des Hrn. Oekonomieraths Geyer finden sich
                              									gegenwärtig, außer in Dresden, Meißen und Riesa, auch in Torgau, Dessau, Magdeburg,
                              									Hamburg u. a. O.